ie Welt der Kelipoth (Olam ha Qlipoth), bedeutet wörtlich "die Welt der Schalen".
Die Kelipoth sind die verzerrten Sephiroth oder Schalen des Lebensbaumes und symbolisieren Hüllen ohne Inhalt und Leben. Sie sind Teil des dunklen Lebensbaumes, der sich auf der Rückseite des Lebensbaumes befindet und der unter anderem, durch das Tor von Daath betreten werden kann.
Es heisst auch, dass sich diese dämonischen Kräfte auf ganz natürliche Art gebildet hätten und zwar durch das noch fehlende Gleichgewicht, zwischen einer entstandenen und der ihr nachfolgenden, sie ergänzenden Sephirah.
Um das Wesen der Kelipoth besser verstehen zu können, braucht man nicht die gewaltigen Beschwörungen des Magiers Abramelin oder der mittelalterlichen Grimoires und Zauberbücher nachzuvollziehen, man braucht sich nur Einrichtungen wie die Konzentrationslager von Auschwitz oder die "Nebenprodukte" unserer heutigen Politik und Religionen, wie Massenvernichtungswaffen, "gerechter" Krieg, nuklearer Niederschlag, internationaler Terrorismus, Gehirnwäsche und moderne "Religionskriege" vor Augen zu führen.
Im Vergleich dazu muten uns einige Zauberkünste von schwarzen Hexen und Schwarzmagiern in der heutigen und auch früheren Zeiten, die vorwiegend auf sexuelle Erlebnisse und Machtgewinnung hinzielen und hinzielten, fast schon harmlos an.
In der Kabbala ist die Schar der Dämonen im allgemeinen die Personifizierung des Lasters einer Sephirah oder prinzipiell die Umkehr ins Negative von dem, was eine Sephirah darstellt.
Sie symbolisieren Kräfte des Ungleichgewichts und der Extremen. Und so wandelt sich Gnade in Schwäche, Mut und Tatendrang in aggressives Draufgängertum, aus dem Wunsch zu helfen, wird das Gegenüber bevormundet, Toleranz verwandelt sich in Gleichgültigkeit, echte Gefühle werden zur heuchlerischen Gefühlsdusselei.
So finden wir die widerstreitenden Köpfe von Thaumiel Kether zugeordnet, denn sie verleugnen die kosmische Einheit.
Der Sephirah Chokmah sind die negativen Kräfte von Ogiel zugeordnet, die Verzögerer und Hinderer, welche das positive Ausströmen von Chokmah entgegenwirken.
Die Eigenschaft von Binah, das Gebären und Offenbaren der Form, wird durch Satariel, die Verhüller und Verberger pervertiert.
Der wohlwollenden Sphäre des Friedens von Chesed werden die Gasheklah, die Friedensbrecher und die "in-Stücke-Reisser" zugeordnet.
Geburah werden die Golachab, die Verbrenner und Flammenden zugeordnet, die alles ohne Rücksicht verzehren.
Die Harmonie von Tiphareth wird durch die Tageriron, die Streitsüchtigen und Diskutierer zerstört.
Die Kräfte von Netzach werden durch die Oreb Zaraq, die Raben der Zerstreuung zunichte gemacht.
Das Laster von Hod die Falschheit, wird durch Samael, die falschen Ankläger oder Lügner verdeutlicht.
Die Grundlage von Jesod wird im Bereich der Dämonen zu Gamaliel, den Obszönen.
Die versklavenden Gelüste nach materiellen Dingen, eine Umkehr der Tugend von Malkuth, werden der kabbalistischen Tradition durch Lilith, der Königin der Nacht und der Dämonen hervorgerufen.
(Obwohl an dieser Stelle auch kurz erwähnt werden muss, dass sich vor allem hinter Lilith eine äusserst komplexe Symbolfigur verbirgt, bei der es sich lohnen könnte, sich eingehender mit ihr zu beschäftigen, da sie stark von patriarchalen Missdeutungen und Vorurteilen geprägt wurde. (Denn wo kämen wir denn dahin, wenn eine Frau/Göttin selbst über ihr Dasein entscheiden würde!?!)
Wie auch immer das sogenannte Böse sich offenbaren mag, wahrscheinlich ist es unmöglich, davon eine vollständig zutreffende Definition zu geben. So schreibt denn Frater V.D. treffend:
"Im Kularnava Tantra steht der Satz: "Man gelangt in den Himmel durch eben die Dinge, die auch in die Hölle führen können." Viel wird von manchmal berufener, öfters aber noch von eindeutig unberufener Seite zum Thema "Magie - weiss oder schwarz?" gesagt. Nicht selten sind solche Äusserungen voller unfreiwilliger Komik und Weltverschwörungsphobien. Was dem Nazi (ob alt oder neu) seine "Verschwörung des internationalen Judentums", das ist manch einem sogenannten "Weiss"-Magier eben die "schwarze Loge", eine Gruppe von anscheinend ziemlich merkwürdig gepolten Leuten, die offenbar nichts anderes zu tun haben als Kerzen aus Kinderfett herzustellen und Alice Baileys Weltfrieden zu hintertreiben. Es ist wahr, Satan der Entzweier lebt: In den Herzen all jener Dualisten nämlich, die nur allzu gern von der "mystischen Einheit" der Schöpfung reden, in Wirklichkeit aber darunter eine Landbefriedung verstehen, die alles mit Stumpf und Stiel ausrotten soll, was auch nur entfernt nach Dunkelheit oder gar - pfui!- nach Phallus aussehen soll und das ist so manches."
Eines lässt sich jedoch festhalten: Das sogenannte Böse erscheint generell als ein Leugnen oder Nichterkennen der Einheit, die sowohl "helle", wie auch "dunkle" Aspekte beinhaltet.
Die soeben erwähnten dualisierenden, streitenden Mächte, sind ein Beispiel dafür, desgleichen die Zuordnung der Dämonen Qemetiel, "Haufen der Götter" (Ain, Nichts), Belial "Wertlosigkeit" (Ain Soph, Unendlichkeit) und Athiel "Ungewissheit" (Ain Soph Aur, das unendliche Licht) zu den drei Schleiern der negativen Existenz.
Die Mystiker und Mystikerinnen aller Zeiten haben immer wieder mit Nachdruck auf das Zusammenspiel alles Geschehens und auf die Einheit aller Dinge hingewiesen. Das Bewusstsein des Abgetrenntseins haben sie immer als eine Illusion bezeichnet.
Nur aus dem Nichterkennen der Einheit, polarisieren wir die darin befindlichen, agierenden Kräfte. Teilen auf in das Gute, was unserer menschlichen Existenz Sicherheit und Bestand gibt und in ein Böses, was unsere vermeintliche Sicherheit bedroht und in Frage stellt.
Dem Menschen ist die Fähigkeit gegeben, mit seiner Kreativität schöpferisch tätig zu sein. So personifiziert er diese für ihn und seine Sicherheit bedrohenden Kräfte und spaltet sie von seiner Psyche, wie von der kosmischen Ganzheit ab und projiziert diese (seine) Aspekte nach aussen.
So erschafft er aus seinem "Nichtwissen" heraus, eben all diese Dämonen, Teufel, Höllen und Verschwörungstheorien (Illuminaten, Freimaurer, Ufos, Weltjudentum... bitte nach eigenem Gutdünken vervollständigen!) und in seiner Phantasie, in seiner subjektiven Realität, existieren sie für ihn dann wirklich und real.
Erinnere dich daran, das auch die Kräfte, die dich herausfordern, prüfen und hinterfragen ebenso zur kosmischen Ganzheit gehören, wie auch alle anderen Kräfte. Dies sehen wir in vielen alten, religiösen Traditionen.
Der zwielichtige Gott Seth, Herr der Wüste und Widersacher von Osiris gehört ebenso zum ägyptischen Götterhimmel, wie auch der tricksterähnliche Loki, dem germanischen Götterhimmels zugehörig ist. Diesen Gedanken entdecken wir auch in der kabbalistischen Tradition. Der Name Messiah, der Gesalbte und Nechasch, die Schlange der Versuchung, haben den gleichen Zahlenwert, nämlich 358.
So ist denn die Kraft, die uns herausfordert und versucht, die gleiche Kraft, die uns auch aus unserer Unwissenheit und unseren tiefsitzenden Konditionierungen "erlösen" wird.
Es ist bekannt, dass verschiedene esoterische Traditionen, Schemata jeder Art, sowohl wohlwollender, als auch dämonischer Kräfte, sehr zugetan sind. Und ohne gleich als ein "Moralapostel" zu gelten, ist es fraglich, ob es sich wirklich lohnt, schon am Anfang der "okkulten Laufbahn" mit Teufelsorden, Dämonen, Erzdämonen und den "Grossen Alten" des Cthulhu-Mythos und dergleichen mehr zu experimentieren oder über sie zu meditieren. Im Menschen wirken bereits die Kräfte des Ungleichgewichts, eine konzentrierte Arbeit mit ihnen, würde sie vielleicht nur noch verstärken.
Wer die direkte Verbindung zu diesen Kräften sucht, baut durch die okkulte Arbeit diese Verbindung aus und festigt sie, was von esoterischen Anfängern unbedingt vermieden werden sollte, um von diesen Kräften nicht verschlungen zu werden.
Zu erwähnen wäre noch, dass in okkulten Romanen den "Schwarz-Magiern" eine grosse Bedeutung beigemessen wird, was aber eher als ein dramatischer Effekt verstanden werden sollte. Die meisten selbsternannten schwarzgekleideten und mit schwerem Silberschmuck behangenen Schwarzmagier und Schwarzmagierinnen braucht man sowieso nicht zu fürchten, sie jagen meistens nur dem Reichtum und den eigenen Machtgelüsten nach.
Sie lassen sich grob in 4 Kategorien einteilen:
- Jene, welche darauf aus sind, leichtgläubigen Dummköpfen ihr Geld aus den Taschen zu ziehen,
- solche, welche nach grösserem Ansehen der eigenen Person trachten und somit die Schmeicheleien anderer suchen,
- diejenigen, die nach Drogen- oder Sexerlebnissen trachten und nicht zu vergessen...
- sogenannte Schwarzmagier, die ihr unspektakuläres, eintöniges Leben mit aufgeblähten Allmachtsphantasien auszufüllen versuchen.
(Diese Punkte treffen bei reiflicher Überlegung natürlich auch auf sehr viele sogenannte "Weiss"-Magier/innen und andere Esoteriker/innen zu!!!)
Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal daran, dass das Böse sich erfahrungsgemäss nicht nur als eine schreckliche, alptraumartige Vision ausdrückt, sondern sich vorwiegend in das "Gewand des Guten" kleidet.
So kann bestimmt auch mal lohnend sein, darüber nachzudenken, dass zum Beispiel noch nie ein Krieg im Namen des Bösen geführt wurde, sondern immer nur im Namen des Guten und Gerechten.
Dies sehen wir zum Beispiel bei den Kreuzzügen, bei denen die Päpste verlautbaren liessen, dass das Abschlachten der "Heiden" ein gottgefälliges Tun sei und damit alle Sünden erlassen seien, oder aber bei den modernen christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegnern, die im Namen des "lieben Gottes" Anschläge auf Aufklärungszentren in Amerika durchführen, sowie auch bei fanatisch-religiösen fundamentalistischen islamischen Selbstmordattentätern, die durch ihr Handeln sich eine Schnellfahrkarte ins Paradies verdienen wollen.
Auch in uns selbst stellt sich das Böse im allgemeinen als das Gute dar.
Der menschliche Verstand ist in der Regel ungeheuer erfinderisch, wenn es darum geht, einer Auseinandersetzung mit den eigenen negativen Eigenschaften auszuweichen.
Bei kritischer Beobachtung seiner selbst findet man zuweilen "Das Böse" (Huch, was für ein dramatisches Wort!) in sich am Werke, und oft äussert es sich dann als eine heftige, nicht rational nachvollziehbare, moralisierende Abneigung gegen irgendetwas.
(Der "Gutmensch" aus dem Roman "1984" lässt grüssen.)
Und so ist es auch, die verborgenen Komplexe unserer Seele äussern sich häufig und nur zu gern in einer "gerechten" Empörung über andere Menschen.
Ach ja, vergiss auch nicht, dass der sogenannte Versuch, böse Kräfte zu bannen, oft genug eher schädlich als gut ist. Meint ein Mensch, den Angriffen schwarzmagischer Kräfte ausgesetzt zu sein oder sogar besessen zu sein, so stellt sich nicht selten heraus, dass er das Opfer seiner eigenen Phantasie geworden ist, oder aber, dass er unter einem Verfolgungskomplex gepaart mit einer hysterischen Tendenz leidet.
Spirituelle Pathologie muss man genau so wie die medizinische ernst nehmen.
Mögest du dies beherzigen!
Amen...