Kapitel 34
Es schien HK47 so als sei bereits sehr viel mehr Zeit vergangen, als die paar Stunden die sein interner Chronometer anzeigte, aber das Gerät war völlig in Ordnung. Es war nur seine Wahrnehmung, die getrübt wurde.
Den Rettungsversuch von Bao Dur aus den Fängen des verrückten Lich, konnte man durchaus als missglückt bezeichnen. Zwar war es HK und Bastila gelungen den treuen Iridorianer zu befreien, doch zu welchem Preis? Bao Dur, den der Exilant vor seiner Abreise zu HK?s Meister gemacht hatte, lag im sterben und die junge Jedi Bastila Shan befand sich nun ihrerseits in den Händen des wahnsinnigen Professors. Nachdem dieser ein Kraftfeld errichtet hatte, war für HK47 jede Chance das ganze doch noch zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen vertan. Er musste mit den neu gewonnen Freunden, der Protokolldroidin C1C1, die aber nur Cici genannt wird und den kleineren GV96 fliehen. Cici versprach ihm, sie würde sie in ein fürs erste sicheres Versteck bringen.
HK hätte sich in dieser Umgebung sicher sehr unwohl gefühlt, wenn er ein fühlendes Wesen gewesen wäre. Doch so sah er nur regungslos zu, wie eine Patrouille der HK50 nur ein paar Schritte von dem verborgenen Eingang zu ihrem Unterschlupf entfernt, vorbeizogen.
?Faszinierend: Du hattest recht, die Magnetstrahlung dieser abgelegenen Anlage, hält sie davon ab, hier nach uns zu suchen.? Sagte HK gelassen zu Cici.
Sie schien zu lächeln und erwiderte das es aber nicht lange anhalten würde. Irgendwann würden sie auch hier nach ihnen suchen. ?Sofern nicht vorher unsere Schaltkreise durchgebrannt sind.? fügte sie hinzu. Das war der Grund warum die HK50 diesen Ort mieden und davon ausgingen das HK47 und die anderen dies auch tun würden, denn schon nach wenigen Sekunden in der Nähe der Anlage, werden einige Systeme von Droiden so ehr in Mitleidenschaft gezogen, das sie unweigerlich ausgetauscht werden müssen. Aber darum machte sich HK im Moment die wenigsten Sorgen. Seinem Meister ging es immer schlechter und er glaubte nicht mehr daran, dass Bao Dur durchkommen würde. Lich hatte ihn mit einer üblen Machtattacke verletzt, die er zuvor bereits bei einem anderen Opfer angewandt hatte, das daraufhin zu Staub zerfiel.
HK beugte sich zu Bao Dur hinunter. Er hatte schon vor einiger Zeit das Bewusstsein verloren und HK hatte GV69, der zur rollenden Trage umfunktioniert war, beim Tragen helfen müssen. Cici legte freundlich und sanft ihre Hand auf HK?s Schulter.
?Wie geht es deinem Freund??
?Versuch einer Diagnose: ...schlecht!? stellte HK resignierend fest. ?Vergleich: Wenn er ein Droide wäre, hätte ich ihn längst zum Ausschlachten geschickt, doch bei seinem derzeitigen Zustand wäre das ohnehin zwecklos, da kein einziges Teil seines Körpers mehr zu funktionieren scheint.?
?Tut mir leid.? Sagte sie mitfühlend und versuchte HK zu trösten, doch der gab nur einen trotzigen Kommentar zurück, der vermuten ließ, dass ihn das ganze kein bißchen berührte.
?Feststellung: Er ist doch nur ein nutzloser Fleischsack!?
HK drehte sich von Cici weg und ging einige Schritte in eine dunklere Ecke des kleinen Raums unter der Magnetanlage. Es dauerte einige Minuten bis ihm der weibliche Protokolldroide folgte.
?Was machen wir jetzt?? fragte sie unruhig.
HK hob seinen Droidenschädel und setzte offenbar zu einer Antwort an, verstummte dann aber und ließ seinen Kopf wieder sinken. Als Protokolldroide, gehört auch der Roboter-Mensch-Kontakt zu Cici?s Aufgaben, also ließ sie nicht locker, HK weiter in Gespräche zu verwickeln.
?Ich hab dich sehr genau beobachtet.?
?Verwirrung: Ich hätte dich gar nicht für einen Spionagedroiden gehalten.? Sagte HK und nahm eine drohende Haltung an.
?Ich bin auch keiner.? Erwiderte Cici gelassen. HK beruhigte sich wieder. ?Es gehört zu meiner Programmierung die Wesen in meiner Umgebung zu analysieren, um ihnen besser dienen zu können. Ich habe festgestellt, dass du deinem Herrn sehr gut dienst. Du hast alles in deiner Macht stehende getan um ihm zu helfen. Es war die richtige Entscheidung zuerst Bao Dur in Sicherheit zu bringen. Du bist ein wahrer Freund. Nur an deiner Kommunikation solltest du noch arbeiten. Deinen Meister als nutzlosen Fleischsack zu bezeichnen ist nicht sehr nett.?
HK erhob erneut den Kopf und sah Cici einige Zeit tief an, bevor er antwortete.
?Irritierte Aussage: Soll ich dich lieber für deine Bemerkung über meine Art zu kommunizieren in deine Einzelteile zerlegen oder doch lieber gleich, weil du mich als Freund eines Fleischsacks bezeichnet hast??
Cici sah ihn vorwurfsvoll an und wollte etwas erwidern, als GV aus dem Hintergrund Geräusche von sich gab.
?Dein Freu äh Bao Dur ist jetzt wach, falls du mit ihm reden möchtest??
?Verwunderte Frage: Worüber??
Cici antwortete nicht, schob ihn nur zu dem Iridorianer hinüber.
?HK, was ist passiert, wo ist Bastila?? fragte er leise.
?Frustrierte Antwort: Bastila Shan wird von dem Fleischsack Lich gefangen gehalten und vermutlich gefoltert.?
Bao Dur versuchte aufzustehen.
?Dann laß uns losgehen, und sie befreien.? Aber alle Versuche aufzustehen schlugen fehl und verschlechterten nur seinen ohnehin dramatischen Zustand.
?Deprimierte Aussage: Das ist leider nicht möglich.?
HK wollte umdrehen und sich in seine Ecke zurückziehen, aber Cici hielt ihn auf.
?Geh wieder zurück und rede mit ihm, du mußt ihm Mut machen, ihn aufheitern.?
?Energischer Protest: Ich bin doch kein Clown!?
Cici schob ihn zurück. ?Nun mach schon.?
HK sah Bao Dur einen Augenblick hohl an.
?Ja?? fragte Bao Dur schließlich.
?Brr brr Aufmunternde Aussage. Das wir schon wieder.?
?Was wird wieder??
?Brr brr Ergänzung: Toi toi toi.? Er klopfte sich mit der faust auf den Schädel. ?...klopf auf Holz.?
Bao Dur sah ihn völlig verwirrt an. ?Alles Okay mit dir? GV hat mir von der Magnetstrahlung erzählt, scheint als hättest du ein bißchen zuviel davon abbekommen.?
HK stotterte weiter.
?Versuch der Erklärung: Es, es ist nur so, das ich nicht möchte, dass sie...? noch bevor er den Satz beenden konnte, ging es Bao Dur plötzlich noch viel schlechter.
?Besorgte Frage: Was ist passiert??
Cici versuchte sich um Bao Dur zu kümmern, wusste aber nicht was zu tun ist.
?Ich hatte gehofft das würdest du mir sagen.?
HK wackelte nervös mit dem Kopf hin und her.
?Du weißt was zu tun ist, du schaffst das schon? feuerte ihn Cici an. Schließlich beugte er sich nach unten und begann mit einer Herzmassage, durch seine klobige ungeschickte Art in dieser Situation brach beim ersten mal eine Rippe, aber er versuchte es wieder, gleichzeitig schickte er GV los um etwas Wasser, das aus einer der Leitungen tropfte, die Kühlmittel zur Magnetanlage beförderte, zu holen. Er führte so Bao Durs Körper wieder Flüssigkeit zu und befahl dann, als er wieder atmete, GV Bao Dur weiter langsam Flüssigkeit zuzuführen. Er hatte es vorerst geschafft.
Cici sah ihn an als würde sie lächeln und ihre Augen funkelten in dem fahlen Licht. HK sah sie auch an, sagte zunächst aber nichts, erst als er sich wegdrehte.
?Hinweis: Vielleicht werde ich dich doch nicht in deine Einzelteile zerlegen.?
***
Die Hawk jagte durch die weiten Schluchten auf der Oberfläche von Geonosis. Yann hatte Revan versprochen ihn hierher zu bringen. Revan wollte unbedingt Bastila Shan, eine weitere Jedi, zu Hilfe kommen. Er hatte ihren Standort über eine unglaubliche Entfernung hinweg feststellen können. Yann wußte genau, was das bedeuten mußte, hätte aber nicht gedacht, dass Revan sich einer anderen Person so weit öffnen konnte. Aber es konnte kein Zweifel bestehen und es gab nur diese eine Erklärung: Revan liebte Bastila Shan.
Mit seiner Einschätzung, dass Bastilas Notlage etwas mit der Invasion der Hexen zu tun hatte, hatte Revan vermutlich recht. Jedenfalls spürte Yann überdeutlich die Gefahr und die Bedrohung, die auf diesen Planeten in der Luft hing.
Mira lehnte auf der Rückenlehne des Pilotenstuhls und sah ihm über die Schulter.
?Was meinst du??
?Dort drüben sieht es ziemlich gut aus, - tief anfliegen,? sagte sie und deutete auf einige dunkle Flecken in einer der orangenen Felswände.
Direkt darauf bestätigte der Computer, dass es sich um Höhlen handelte, In der Nähe befanden sich hohe natürliche Türme, die auf eine gewaltige Anlage schließen ließen. Aus natürlichen Schloten stieg schwarzer Rauch in den Himmel.
Yann drosselte die Maschinen und steuerte die Hawk in die Höhle direkt vor sich. Zu seiner Überraschung handelte es sich um ein bearbeitetes Landefeld aus dunklen Panzerplatten mit weißen Leuchtstreifen.
Nachdem die Hawk aufgesetzt hatte, spähte Yann aufmerksam nach draußen.
?Scheint alles ruhig zu sein,? meinte er.
?Das scheint aber auch nur so, wir werden erwartet,? entgegnete Mira.
?Woher weißt du das??
Mira lächelte: ?Sowas lernt man als Kopfgeldjägerin. Es ist nie so leicht, wie es scheint.?
?Dann sollten wir Revan Bescheid geben, dass wir angekommen sind und uns an die Arbeit machen,? antwortete Yann während er aufstand und sich auf den Weg in den Frachtraum machte.
Dort angekommen sah er einen Wirbel aus roten und grünen Licht, der um ein dunkles Zentrum rotierte, - Revan trainierte seine Fähigkeiten für die bevorstehende Aufgabe. Einmal mehr bewunderte Yann Revans Eleganz und Schnelligkeit. Im nächsten Moment verlöschte das Licht und Revan stand vor ihm, beide Lichtschwerter hingen wieder an seinem Gürtel.
?Wir sind da,? berichtete Yann.
Revan antwortete nicht sondern ging stattdessen zur Einstiegsrampe, Yann folgte ihm.
?Mira meint, dass man dort draußen bereits auf uns wartet.?
Revan nickte nur.
An der Einstiegsrampe wartete bereits Mira mit T3.
?Öffnen,? befahl Revan knapp im weichen Tonfall.
Mira betätigte den Auslöser und nachdem die Rampe unten war starrten alle auf die Leere des Landefelds hinaus. Yann gab sich besondere Mühe, konnte aber nicht die geringsten Anzeichen von einem Hinterhalt erkennen.
?Nun meine Liebe?? fragte Revan und wandte sich an Mira.
?Vertraut mir, sie sind da und warten auf uns.?
?Das werden wir wohl nicht herausfinden, wenn wir hier stehen und nach draußen blicken,? knurrte Yann.
Revan nickte und im nächsten Moment stürmten beide Jedi nach draußen.
Nachdem sie sich von der schützenden Masse der Ebon Hawk entfernt hatten, standen sie mit aktivierten Lichtschwertern Rücken an Rücken. Langsam drehten sie sich und beobachteten die Umgebung. Revan und Yann bildeten eine Einheit, die sie praktisch unangreifbar machte, - was uneingeweihte Feinde aber höchstens erahnen konnten.
?Jetzt sollte eigentlich was passieren,? meinte Revan.
?Oder wir haben uns geirrt,? erwiderte Yann.
In diesem Moment verschwanden zwei Platten des Hangarbodens und mit zwei Fahrstühlen wurden je 5 HK50 Droiden in die Halle hochgefahren.
Die Droiden brachten ihre Blastergewehre in Anschlag.
Yann und Revan sammelten die Macht um sich und als die Droiden das Feuer eröffneten begannen sich ihre Schwerter zu bewegen. Es bildete sich eine undurchdringbare Wand aus Plasma und jeweils einer der Droiden fiel durch zurückgeworfenes Blasterfeuer.
Nachdem der erste Angriff überstanden war, trennten sich Yann und Revan und bewegten sich auf ihre jeweils vier verbleibenden Kampfdroiden zu.
Revan wirbelte in der Vorwärtsbewegung um die eigene Achse und hielt seine Abwehr durch perfekt einstudierte Form IV ? Bewegungen aufrecht.
Die Droiden hatten keine Chance, ihre Blasterblitze konnten die Abwehr des Jedimeisters nicht durchdringen und schließlich erreichte er sie, - im nächsten Augenblick fielen vier zerstörte Droidenkörper zu Boden.
Yanns HKs auf der anderen Seite des Hangars erging es nicht besser. Yann spürte das Gefühl des Sieges, als es von einer plötzlich einsetzenden Gefahr wieder verdrängt wurde. Er sah eine Rakete direkt auf sich zu fliegen, - am Eingang des Hangars hatte sich eine Dreiergruppe HKs versammelt, von denen einer einen Raketenwerfer trug.
Yann sprang in die Luft und bekam 6 Meter über sich eine Versorgungsleitung zu fassen, an die er sich klammerte. Er machte sich bereit von dort seinen Angriff zu starten, kam aber nicht mehr dazu, da die drei Droiden bereits in einen Feuerball gehüllt waren und auseinandergerissen wurden.
Er blickte zur Hawk, in deren Nähe er Mira mit ausgestreckten Arm stehen sah. Mira hatte ihren eigenen kleinen Raketenwerfer eingesetzt um die HKs zu vernichten.
Er ließ sich fallen und kam wieder auf den Hangarboden auf.
?Das war nur ein Freundlichkeitsangriff, um uns nicht zu beleidigen,? erklärte Revan bestimmt nachdem die Gruppe zusammengekommen war.
?Das denke ich auch,? stimmte Yann ihm zu ?Es war zu einfach, als das es wirklich ernst gemeint sein konnte. Wer auch immer hier auf uns wartet, wollte uns nur mitteilen, dass er weiß, dass wir da sind.?
Mira nahm es wie immer locker: ?Na, dann dürfen wir ja gespannt sein, was sich dieser Jemand als nächstes für uns ausdenken wird.?
T3 piepte zustimmend.
Man beschloß die Tür zu nehmen aus der die letzte Droidengruppe gekommen war.
Dahinter lag eine dunkler Gang, der vom Zuschnitt dreieckig war und nach oben spitz zulief. Der Boden war mit einem dünnmaschigen Gitter belegt und an den Wänden ließen sich hinter den äußeren Verstrebungen des Ganges in der Dunkelheit noch gespenstische dunkle Hohlräume erahnen, in der so manches finstere Wesen auf seine Beute lauern mochte.