Haarun Kal, Jünglingshort: Nevis mit Thyr in der Mensa
Thyr war ein sehr geduldiger Zuhörer und natürlich versuchte er tröstende Worte zu finden. Ihm schien es ähnlich wie ihr ergangen zu sein, denn er sprach vom “Wir”, wenn er meinte, dass die letzten Tage nicht ganz so einfach gewesen wären und dennoch war er zuversichtlich, dass es sich für beide bessern würde. Und das sie ihn öfters und auch Ty sehen würde. Die kleine Nevis war da nicht ganz so zuversichtlich, nickte aber dennoch tapfer. Sie wusste, er wollte sie nur trösten! Ganz so klein war sie nun doch nicht mehr, um das nicht zu wissen.
Nevis musste kurz an Ty und Pec denken und sie konnte das Gefühl nicht ganz unterdrücken, was in ihr hoch kam und auf Neid hinwies, dass die Beiden es besser und leichter als Thyr und Nevis hätten. Sahra steckte dahinter! Sie hatte dafür gesorgt, dass es ihr leibliches Kind besser als die anderen Zöglinge hatte. Pec war nur ein Nutznießer! Sie hatte immer nur so getan, als würde sie Nevis gern haben! Sie konnte sicher in der Macht fühlen, dass es ihr schlecht ging und dennoch wollte sie sich nicht mehr um sie kümmern und sie auch nicht besuchen! Sonst hätte sie schon längst mal vorbei geschaut! Nevis hatte es schon vorher geahnt gehabt! Nevis hatte nun zwei Mütter verloren! Ihre Echte und Sahra! Und auch ihre Freunde! Bis auf Thyr! Brianna hatte sich auch nicht mehr gemeldet und Wes hatte es mit der Suche nach ihrer Mami zu tun, da wollte sie ihn nicht ablenken! Er suchte sie doch? Oder wollte er Nevis nur beschwichtigen? Nevis hatte Zweifel! Argwöhnisch dachte sie darüber kurz nach. Wem konnte sie noch vertrauen? Wer meinte es gut und aufrichtig mit ihr? Thyr! Er wollte seinen Stundenplan mit ihr vergleichen. Das war eine gute Idee und Nevis konnte leicht und beschwingt sein einladendes Lächeln erwidern. Schon zückte er sein Pad und verwies auf jeden zweiten Tag, dass man sich da treffen könnte und auf unterrichtsfreie Tage. Nevis wurde froh ums Herz. Das klang auf einmal doch nicht mehr so übel! Ja, sie würden Sahra und Ty besuchen gehen! Na ja Pec von ihr aus auch! Wenn es sein musste!
Dann sprach Thyr sein Problem an. Er bat um Hilfe. Nevis wollte ihm gerne dabei helfen.
“Na klar! Ich kann schon levitieren! Das bringe ich dir bei! Das ist kein Problem!”
Dann sprudelten Nevis`Ideen nur so aus ihr heraus, wie sie die Zeit, wenn sie sich sehen würden, nutzen könnten und Thyr hatte erstmal gute Einfälle und die Zeit verflog nur so.
Und schon war die Zeit wieder um! Aber Nevis war nun zuversichtlicher und der Abschied fiel leichter als die Begrüßung, so merkwürdig das auch war, aus!
Sie würde Thyr übermorgen wieder sehen! Schnell war es soweit. Nevis hatte die beiden Tage besser überstanden. Sie wollte Thyr sagen, dass sie beim nächsten Treffen ihren Geburtstag feiern würden, denn der war Übermorgen. Vielleicht könnten sie in die Stadt gehen und Eis essen? Sie würde zu gerne ins Kino gehen. Vielleicht könnte man Anissina, Nuala und Lahna, die Mädchen aus ihrem Zimmer, mitnehmen? Ty nur, wenn er sich bis dahin melden würde! Vielleicht würden sie irgendwo etwas Geld dafür bekommen? Oder Gutscheine? Freikarten? Niemand wusste, dass sie Geburtstag haben würde. Nevis würde Sieben werden. Sie hatte sich die vergangenen beiden Tage darüber Gedanken gemacht.
Wieder war sie die Erste in der Mensa. Nevis wählte den selben Platz wie letztens! Sie wartete ungeduldig! Doch schon kurze Zeit darauf und überpünktlich kam Thyr herein. Er winkte ihr zu und lächelte, doch Nevis spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie wurde nervös und ihr Magen begann zu grummeln.
Er setzte sich und fragte sie höflich, wie es seine Art war, wie es ihr ginge. Misstrauisch antwortete sie knapp:
“Gut und bei dir?”,
und drehte die Frage gleich um. Und dann kam es auch! Es war wie ein Peitschenschlag und der traf mitten ins Gesicht! Thyr hatte es sich kaum zu erzählen getraut, das hatte sie merken können, und er hatte versucht es ihr schonend rüber zu bringen, doch das half wenig. Dabei war es für Thyr etwas ausgesprochen Gutes! Doch Thyr wirkte, obwohl er sich glücklich schätzen konnte, bedrückt, wusste er, was es für Nevis zu bedeuten hatte! Nevis wusste ebenfalls, dass Thyr die Chance seines Lebens bekam, doch sie konnte sich nicht für ihn freuen. Sie würden getrennt werden, denn er hatte einen Meister gefunden und der war hierher gekommen, um ihn abzuholen und mitzunehmen, fort von ihr! Nevis konnte nichts sagen. Ein Kloß steckte in ihrem Hals. Tränen standen in ihren Augen und blitzten wie kleine Diamanten. In Nevis zerbrach jede Hoffnung in diesem Augenblick. Sie verfluchte diesen Ort! Sie wurde von einer Traurigkeit ergriffen und erfüllt, für die es keine Worte gab. Das das so schnell geschehen musste! Sie hörte und sah wie durch einen Schleier, dass sie sich schreiben würden, übers Holonet, Briefe und Karten, und sich nie aus den Augen verlieren würden. Doch das sagten sie alle und dennoch fühlte sich Nevis allein! Erst wurde öfters geschrieben, dann wartete man immer länger auf Antwort und dann kam irgendwann nichts mehr! Wie ging es Tante Brianna, wie Tante Talery, wie Onkel Wes, Tante Alisah und Tante Keeda? Wie ihrer Mutti? Seit Anbeginn der Zeit gab es Stimmen, die sagten, dass das Schicksal mit der Geburt eines Wesens vorherbestimmt war. Nevis`Schicksal war es wohl, dass sie alle, die sie in ihr Herz schloss, immer wieder verlor. Sie war das einsamste kleinste Mädchen des ganzen Universums und das Unglücklichste dazu! Irgendwann kam der Abschied von Thyr für eine lange Zeit, vielleicht und doch hoffentlich nicht für immer! Es war so schmerzlich! Diesmal ging Thyr zuerst hinaus. Wie betäubt blieb das kleine Mädchen zurück und brach hemmungslos in Tränen aus. Ein älteres Mädchen ging an ihr vorbei, Nevis glaubte sie zwei Klassenstufen höher zu wissen, und sie meinte zu Nevis, sie solle sich doch nicht so in ihren Emotionen verlieren, denn sonst würde sie eine schlechte Jedi werden. Fassungslos sah Nevis auf und Wut kam in ihr auf. Nevis fasste einen Plan. Vielleicht wollte sie gar kein Jedi mehr werden. Vielleicht wäre es besser, selbst nach ihrer Mutti zu suchen! Sie griff auf den Teller, nahm ihr belegtes Brötchen und warf es in den Rucksack. Dann schraubte sie ihre Wasserflasche fest zu, von der sie erst einen Schluck getan hatte, steckte auch diese ein und eilte hinaus. Nevis hatte sich in ihren Kopf gesetzt, dass es Zeit war, mit Weinen aufzuhören und stattdessen zu handeln. Sie wollte ihren Geburtstag an Bord eines Schiffes in Richtung Coruscant verbringen!
Als sie auf ihrem Zimmer ankam, war zum Glück niemand da. Die anderen Mädchen waren im Meditationsraum. Nevis zog ihre verräterische Jünglingskluft aus. Sie zog stattdessen eine Jeansshorts und ein pinkfarbenes T-Shirt an. Es war die einzige Kombi, die ihr noch passte und keine Jünglingskleidung war. In den Rucksack kam die Jünglingskluft und ihr Spielzeug: ihren Walfisch, ihren Furby, Malzeug und ihr Kinderlichtschwert. Dann griff sie nach ihrer Jacke und lief den Flur hinunter. War das Ty dahinten? Sie rief so laut sie konnte:
"Ty, Ty!",
doch er verschwand hinter der Abbiegung. Nevis rannte ihm nach. Doch, er verschwand mit einer Meute Jungs. Da
verließ sie zielstrebig das Haus.
Wie es so ein sollte, stand vorm Eingang ein Frachtgleiter. Es wurden gerade Nahrung-und Hygieneartikel entladen. Nevis war klein und noch sehr jung, aber nicht dumm. Sie sah ihre Chance, stieg schnell ein und machte sich sehr klein, obwohl ihre kleine Statur ihr schon sehr zu Hilfe kam. Niemand hatte es bemerkt! Die Droiden waren auch schon bald darauf fertig. Nevis hockte hinter leeren Behältern. Ihr Herz hämmerte mächtig schnell! Ihre Lekkus zitterten! Sie wagte kaum zu atmen. Es war sehr mutig für so ein kleines Mädchen einfach fort zu laufen! Vielleicht war es aber auch ausgesprochen dumm?! Niemand sah sie und Droiden konnten niemanden in der Macht spüren. Es war, als wäre es so in der Macht bestimmt, dass Nevis es schaffen sollte, dort fort zu kommen! Die Jedi, die dafür verantwortlich war, die Waren anzunehmen, war im Lager beschäftigt . Sie hatte gleich, als das Fahrzeug ankam, mit der Macht alles überprüft gehabt.
Nevis wusste, sie musste erstmal runter vom Planeten. Dann musste sie sich was nach Coruscant suchen!
Der Gleiter fuhr direkt in einen Frachter. Nevis hörte auch Leute reden. Sie hatte Glück, dass es keine Machtnutzer, sondern normale Händler waren, die Haarun Kal belieferten. Das Mädchen blieb unentdeckt. Dann wurde es still. Sie war immer noch im Gleiter mitten in einem Lagerraum an Bord eines Frachters. Nevis hörte, wie die Triebwerke angingen. Ihr Herz schlug schneller und schneller. “Mutti, ich komme!”, dachte das tapfere kleine Togrutamädchen.
Weltraum, Neue Republik, an Bord des Frachters” Wanderfalke”: Nevis versteckt im Gleiter im Frachtraum, zwei Besatzungsmitglieder und ein Haufen Droiden
Weiter im Weltraum Imperium