- Orbit um Korriban - Todesstern - Hangar Transporter "Sikma" - Dhemya -
Von dem Moment an, in dem Adrian ihnen aus Richtung des Cockpits entgegen gekommen war, war alles sehr schnell gegangen. Der Padawan hatte überstürzte Fragen gestellt und war natürlich beim Anblick von Dhemya und Chesara bestürzt gewesen. Dhemyas lebensgefährliche Verletzung war nicht zu übersehen gewesen und auch Chesara, die außer ein paar Kratzern und blauen Flecken unversehrt war, hatte durch das an ihr klebende Blut, das bei Dhemyas Versorgung auf sie übergangen war, keinen beruhigenden Anblick geboten. Dennoch war keine Zeit für lange Erklärungen geblieben. Bevor sie den Transporter betreten hatten, hatte Dhemya den Traktorstrahl des Todessterns erwähnt. Außerdem hatte Chesara sich fest vorgenommen, Alisah zurück zu finden.
Dhemya wird dir alles erklären.
Hatte sie zu Adrian gesagt und ihn gebeten, sich um Alisahs Meistern zu kümmern. Es war keine leichte Situation und Chesara war nur all zu deutlich bewusst, dass Adrians ganze Gedanken um seine Schwester kreisten, doch sie wusste ebenso, dass er dazu im Stand war, Ruhe zu bewahren und der Vernunft den Vortritt zu lassen.
Kümmere dich bitte um sie.
Hatte sie ihm zugeraunt, während Dhemya sich schon in Richtung Krankenstation schleppte.
Dies ist der Augenblick, der deine Anwesenheit auf dieser Mission erklärt.
- Orbit um Korriban - Todesstern - Gänge -
Eine genaue Vorstellung, wo sie hin musste, hatte Chesara nicht, doch sie ließ sich von der Macht und ihrem logischen Denken leiten. Es gab sicherlich mehrere Punkte auf dem Todesstern, von denen aus die Traktorstrahlen ihre Energie bezogen. Diese Punkte galt es abzuschalten. Ob es auch genügen würde, einen einzigen zu deaktivieren? Unschlüssig und nicht gut genug über diese technischen Gegebenheiten informiert, wanderte Chesara weiter. Je weiter sie die Gänge entlang lief, desto sicherer wurde sie, dass sie auf dem richtigen Weg war. Sie vertraute der Macht und ihren Instinkten und musterte gleichzeitig ihre Umgebung. Ein Orientierungsplan an einer der Wände deutete einen Weg zu Unterkünften an. In dieser Richtung fand sie mit Sicherheit nicht das, was sie suchte. Im Laufschritt erkundete sie die Gänge und knöpfte ihren Umhang fest zu. Den Großteil ihres Hemdes hatte sie zerrissen und Dhemya als Verband umgelegt.
Das Glück schien Chesara nicht im Stich zu lassen. Außer zwei Sturmtrupplern, die auf sie gefeuert und die sie nach mit dem Lichtschwert außer Gefecht hatte setzen müssen, war niemand auf sie aufmerksam geworden oder hatte sie gesehen. Sie kam schließlich in einen Technikbereich, wo sie nach einigem Suchen auch schließlich fündig würde und an einer hohen Säule den Mechanismus für den Traktorstrahl ausmachen konnte. Es war nicht schwer, die richtigen Schalter ausfindig zu machen und die Energie herunter zu drehen. Nachdem sie dies geschafft hatte, nahm Chesara dem Weg, den sie gekommen war für eine kleine Strecke auch als Rückweg, ehe sie dann die entgegen gesetzte Richtung einschlug. Sie ging davon aus, dass die Traktorstrahlen-Mechanismen symmetrisch an verschiedenen Teilen des Todessterns angeordnet waren. Da sie zumindest von einer der vorhandenen Säulen wusste, wo sie sich befand, bedurfte es nur ein wenig Kombination, um die anderen zu finden.
Es dauerte einiges an Zeit, bis Chesara die ihr von Dhemya zugedachte Aufgabe wirklich erledigt hatte. Zwischendurch hatte ihr nach der ersten Deaktivierung gewonnener Optimismus an Kraft verloren, als sie sich in den endlosen Gängen nicht mehr zurecht zu finden drohte. Doch sie hatte nicht aufgegeben, sich nicht beirren lassen und sich immer wieder vor Augen geführt, von welcher Wichtigkeit es war, dass die Fangsträhle wirklich ausgeschaltet waren. Sie mussten fliehen - so schnell wie möglich - und die anderen zählten auf sie. Nun galt es nur noch, Alisah zu finden. Für den Fall, dass diese inzwischen doch noch auf der Sikma aufgetaucht war, fragte Chesara über Com bei Dhemya nach, ob es etwas neues gäbe. Doch die Antwort war enttäuschend. Noch immer keine Spur von Adrians Schwester.
Auf ihrer Suche nach den Energie-Säulen hatte Chesara gleichzeitig die Augen offen und ihre Sinne geschärft gehalten, ob Alisah irgendwo in der Nähe war. Doch nirgendwo war eine Spur des Mädchens zu finden. Ziemlich sicher, dass sie sich in diesem Teil des Todessterns nicht aufhielt, beschloss Chesara, zu dem Punkt zurück zu kehren, an sie auf Dhemya und Arthious getroffen war. Denn dort hatte Dhemya Alisah, nach eigenen Angaben, zum letzten Mal gesehen.
Einige Handwerker beseitigten bereits die Spuren von Chesaras Wüten an der Decke und den Wänden des Ganges. Schutt wurde bei Seite geschaufelt und die Decke neu gerichtet und verputzt. Sich im Schatten des nur provisorisch angelegten Lichts haltend, strich Chesara an der Wand entlang und verfolgte den Gang, den Alisah genommen haben musste. Fehlanzeige. Sie konnte nicht die leiseste Spur der Padawan entdecken. Nur das äußerst schwache Aufleuchten ihrer Aura verriet, dass sie einmal hier gewesen war - allerdings nicht allein. Etwas dunkles und bedrohliches war bei ihr gewesen. Die nahe gelegenen Frachträume und Abstellkämmern nahm Chesara nun auch noch in Augenschein. Doch mit jedem Winkel, den sie absuchte und mit dem ein bisschen Hoffnung schwand, wuchs in Chesara die Gewissheit, dass sie alleine zur Sikma zurückkehren würde. Müde ruhte Chesara für einige Minuten in einem dunklen Vorratsraum. Was würde sie Adrian nur sagen? Sie hatte ihm versprochen, auf ihn und seine Schwester acht zu geben. Was hatte Dhemya ihm wohl inzwischen schon von ihrer Begegnung mit dem Imperator und Alisahs Flucht erzählt? Eine Welle von Ohnmächtigkeit fiel auf Chesara hernieder. Mit geschlossenen Augen besann sie sich auf alle Fakten, die sie wusste und kehrte schließlich in sich ein, um die Wahrheit aus der Macht zu schöpfen, wenn sie sie mit Hilfe ihrer menschnlichen Sinne doch nicht zu erfassen vermochte. Die Antwort, die sie in den Tiefen der verschleierten Winde fand, war das, was sie längst geahnt aber sich selbst gegenüber nicht eingestanden hatte: Sie würde Alisah nicht finden, weil Alisah entführt worden war. Sie befand sich in der Gewalt der Sith. Und hier und jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, ihr zu helfen. Es war zu spät, schlicht und einfach ... zu spät.
Seltsam verschwommen nahm Chesara ihre Umgebung wahr. Was sollten sie nun tun? Wieder rangen Gewissen und Vernunft in ihr, als sie sich ins Gedächtnis rief, dass sie den Todesstern verlassen mussten. Waren das die Opfer des Krieges? Ja, sie waren es - und so war es immer gewesen. Gleichzeitig waren dies aber auch die Gefahren für einen Jedi, dem seine Gefühle zum Verhängnis werden konnten. Dies durfte nicht geschehen. Chesara legte sich die blutverkrusteten Hände an die Schläfen und rieb den Schmerz aus ihrem Kopf hinfort. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, Kraft zu verlieren oder aufzugeben. Schließlich gab es immer einen Weg - und wenn sie jetzt nichts für Alisah tun konnten, dann vielleicht später. Ja, sie würden eine Lösung finden... und das war auch das einzige, was sie Adrian sagen konnte.
Beflügelt von einem neuen Willen, der darauf vertraute und baute, dass am Ende doch das Gute siegen würde und sie all dies überstehen würden, verließ Chesara die kleine Kammer, in der sie geruht hatte und suchte den Weg zurück zum Schiff. Die Macht war mit ihr, sie musste nur auf sie vertrauen. Dies hatte sie ihr ganzes Leben lang getan, seit sie eine Jedi war und es hatte immer ausweglose Situationen gegeben. Warum also sollte sie heute nicht mehr an diesem Glauben festhalten?
Gang für Gang legte Chesara zurück, sich jede Sekunde darüber bewusst, dass das wichtigste, das sie bei ihrer Rückkehr auf die Sikma bewahren musste, ihre Behutsamkeit, Verständnis und Trost waren. Trost für einen Jungen, der seine Schwester verloren hatte - zumindest so lange, wie sie keine Lösung parat hatten, Alisah zu befreien.
"Behalte deinen Willen."
Bat Chesara Alisah stumm, wo immer sie auch sein mochte, denn sie fürchtete, dass die Sith das Mädchen brechen würden, wenn sie sich nicht beeilten.
Mitten in diese Gedanken hinein fuhr Chesara plötzlich zurück und drückte sich an die Wand zu ihrer Linken. Nicht weit von ihr entfernt stand ein Mädchen mit roten Haaren. Nur all zu deutlich konnte Chesara die Präsenz der dunklen Seite in ihr spüren und auf den zweiten Blick erkannte sie auch, dass es sich um die Sith-Schülerin (Xi'la) handelte, die bei ihrer Ankunft im Hauptreaktor-Raum so übereifrig auf Markus losgegangen war. Ein Gedankenblitz bemächtigte sich Chesaras und von einer Sekunde zur anderen wusste sie, was zu tun war.
Wie aus dem Nichts trat sie in den offenen Gang hinaus und tat ein paar Schritte auf die junge Sith (Xi'la) zu. Es waren rings um sie herum keine weiteren feindlichen Präsenzen zu spüren. Das Mädchen war allein - und dies war die Lösung.
Leg deine Waffen nieder.
Sagte Chesara schlicht, aber unmissverständlich.
Und tu nichts unüberlegtes. Komm mit erhobenen Händen langsam zu mir herüber. Dann wird dir nichts geschehen.
- Orbit um Korriban - Todesstern - Gänge - Mit Xi'la -