@Ilargi Zuri:
Ich möchte mit einer Frage beginnen: Kennst Du das, wenn Du einen Post verfasst und beim Absenden dieses wohlige Gefühl bekommst, weil Du vollkommen überzeugt von dem bist, was gerade gepostet wurde? Normalerweise habe ich dieses Gefühl, weil ich im allermeisten Fall zu 100% hinter dem stehe, was ich formuliert habe. In
diesem Fall (wo ich mein erdachtes Szenario für Kylo beschrieb) hatte ich dieses Gefühl aber nicht. Der Beitrag war nicht ganz rund; nicht sauber zu Ende gedacht. Außerdem war es nur eine Möglichkeit. Ich "muss" das nicht so im Kino sehen - ich bin durchaus für verschiedenes offen. Nur kommen mir die meisten Ansätze mit dem Läuterungsmotiv derart "0815" daher, dass ich möglicherweise zu einem kleinen Protestler geworden bin und bewusst "gegen den Strich" schreibe. Kurz gesagt: Bislang konnte mich noch keine (hier von mir gelesene!) Redemption-Variante so richtig überzeugen.
Das mit Leia sehe ich im Übrigen sogar ähnlich! Ja, sie macht definitiv schon jetzt eine Menge mit. Aber vielleicht hält sich alles trotzdem irgendwie die Waage! Nehmen wir mal an, sie überlebt die Trilogie und der Widerstand bezwingt die Erste Ordnung und am Ende wird groß gefeiert wie auf Endor. Ist sie dann die "große Verliererin"? Selbst wenn Kylo/Ben stirbt? Ich denke doch mal nicht. Sie hat einen ziemlich hohen Preis zahlen müssen, aber was soll beispielsweise Luke sagen? Das Schicksal eines jeden Skywalker war bislang
brutal hart. Warum sollte Leia da einen Freifahrtschein haben? Auch sie hat bereits viel einstecken müssen und das war es mMn auch noch nicht gewesen. In Episode IX geht es ihr "an den Kragen", da bin ich mir sicher. Ob physisch oder psychisch - ihr vielleicht größter Kampf steht noch bevor.
@jujukane:
Zu Rian Johnson: Ich schrieb ja auch stets, dass ich auf etwas dergleichen
hoffe, nicht aber daran
glaube. Ich hielte es durchaus noch für "Disney-like", kann aber aus verschiedenen Gründen nicht glauben, dass man diesen von mir skizzierten Weg einschlägt.
Vielleicht hast Du (und auch Ilargi Zuri) einen anderen Geschmack, was Geschichten angeht, aber wieso hängt Ihr Euch ständig an der "Stagnation" auf? In Bezug auf Filme/Bücher/Geschichten allgemein finde ich den Begriff "Stagnation" immer so negativ. Zumindest klingt das immer so heraus. "Och, dann würde der ja gar keine 180°-Wende machen! Das wäre ja langweilig!" So kommt das auf mich ein wenig herüber. Ich selbst z.B. mag gerne so alternative oder kleine Geschichten - nur eben groß und/oder ästhetisch erzählt. Ich bräuchte dann - jetzt bezogen auf SW - auch gar nicht mal eine ultra ausgearbeitete Redemption-Story, sondern würde mich schon durch das Zeigen des Scheiterns, der menschlichen Abgründe, der fast schon sinnlosen Handlungen unterhalten fühlen. Hinterher kann man ja immer noch viel reininterpretieren. Und auch vorher macht sich ein Autor natürlich eine Menge Gedanken. Aber wieso manche Menschen (Ihr nichtmal gemeint!) anscheinend glauben, dass ein großartiger Film auch eine großartige Story (in
dem Sinne!) benötigt, werde ich vermutlich nie verstehen.
Ich unternehme einfach nochmal einen (vielleicht) letzten Versuch, Dich von einem ähnlichen Szenario (für VIII und IX) zu "überzeugen", wie ich es angerissen hatte:
- Kylo Ren fühlt sich nach der Niederlage noch mehr in Richtung Darth Vader hingezogen als je zuvor. Die "Gespräche" häufen sich.
- Kylo Ren führt die (Trainings-)Aufgaben, die er von Snoke gestellt bekommt zwar aus, nicht aber vollends nach dessen Gusto.
- Er beginnt sich zu hinterfragen; er kann seine Niederlage gegen Rey einfach nicht verstehen.
- Kylo muss mit den Rittern von Ren gegen Luke und Rey ordentlich einstecken und ist sauer auf Snoke, der diesen Auftrag angeordnet hatte.
- Er - inzwischen noch sehr viel stärker - kommt zum Entschluss, dass die Erste Ordnung im jetzigen Format zum Scheitern verurteilt ist (Hux und Snoke sehen dies selbstverständlich ganz anders!)
- Kylo kocht mehr und mehr sein eigenes Süppchen, entfesselt sich schließlich sogar von Snoke.
- Snoke will Kylo "zur Vernunft" bringen und ihn wieder "enger halten", Kylo aber glaubt jetzt zu wissen, woran Vader gescheitert ist und tötet Snoke; er hält sich für gut genug, die FO alleine zu führen und kann seinen Schwächekomplex so (vorerst) besiegen.
- Kylo tobt sich als Darksider so richtig aus, wird aber immer verzweifelter, weil sich die Taten "nicht so gut anfühlen wie erwartet"; er sucht das "Gespräch" mit seinem Großvater aber die Befriedigung bleibt aus; er fühlt sich allmählich wieder schwach.
- Kylo Ren wird komplett wahnsinnig, er handelt willkürlich, beinahe animalisch. Er probiert sich als regelrechter "Kriegsherr" der Ersten Ordnung aus.
- SCHLUSS-VARIANTE A: In einem packenden finalen Duell mit Rey kommen beide physisch und psychisch ans absolute Limit, schließlich kracht er unter der Last der (falschen) "Vader-Prophezeihung" zusammen. Kylo: "Mich wird niemand besiegen. Doch ich habe versagt, Großvater." Kylo stürzt sich eine Klippe hinunter in den Tod.
- SCHLUSS-VARIANTE B: Nach so viel Unheil sieht er ein, dass er "nicht vollenden kann, was Vader begonnen hat". Er zerstört die Erste Ordnung zu einem für den Widerstand aussichtslosen Zeitpunkt von innen heraus und flieht ins Exil. Er muss Büße tun für das, was er getan hat. Er will nachdenken. Und irgendwann ist er vielleicht bereit, mit Luke oder seiner Mutter über alles zu reden. Dazu muss er sich aber faktisch ausradieren und seine Balance wiederfinden.
So. Das war jetzt keine mehrstündige Ausarbeitung eines nahezu perfekten Konzepts, sondern eine Angelegenheit von ca. 15 Minuten. In diesem Mini-Zeitraum sind mir schon solche Ideen gekommen. Und nähme man sich nun mehrere Tage oder gar Wochen dafür, so bekäme so mancher mit dieser vagen Richtung/Vorgabe AUF JEDEN FALL etwas Tolles zu Papier gebracht. Ich selbst mache mir hierzu nicht die Mühe, da ich neben dem reinen Spaßfaktor wenig Sinn darin sehe und genug eigene Arbeit (auch in dieser Richtung) zu tun habe. Aber wie gesagt: Ich bin zu 100% überzeugt, dass dieses "Kylo-dreht-durch-und-sieht-ein-dass-das-nix-wird-mit-dem-Vader-vollenden" klasse inszeniert werden
könnte.
Abschließend möchte ich schreiben, dass diese Richtung wohl wirklich ins Reich der reinen Fanfiction verwiesen werden sollte. Das ganze wäre ziemlich alternativ und vermutlich nicht für den Mainstream.
PS: Sonst schreibt doch mal Eure favorisierte Variante zu Kylo's/Ben's Schicksal auf! (Oder verweist auf sie, wenn sie schon existiert...)