Onderon, Dxun (Japrael-System)

- Onderon - Murata-Anwesen - abgelegenes Plätzchen im Garten - allein -

Es hatte nicht sehr lange gedauert und Toji war im Reich der Träume verschwunden. Sein Körper entspannte sich allmählich. Sogar seine derzeitigen Sorgen vergaß er in diesem Zusammenhang. Der Schlaf war somit eine Wohltat für Körper und Geist. In seinen Träumen konnte er sich frei bewegen, erlebtes endlich verarbeiten. Ein friedlicher Gesichtsausdruck legte sich auf das Gesicht des jungen Mannes. Er hatte sich wirklich ein stilles Plätzchen für dieses Nickerchen ausgesucht.

“Ein wunderschöner Tag, denn man nicht verschlafen sollte”, hörte er plötzlich eine fremde Stimme, die in seiner Nähe war, sagen. “Selbst dann nicht, wenn die Couch alles andere als bequem ist.”

Verschlafen (und recht irritiert) öffnete er die Augen und blickte ein lächelndes Gesicht. Es gehörte einer hübschen Frau mittleren Alters. Für einen Moment fragte er sich ob er noch träumte, doch die Umgebung war ihm zu vertraut. Auch die Fremde (Sayaka Akaji) erkannte er schnell. ‘Die Mutter von Serenety, schoss es ihm durch den Kopf. Erst aus dieser Nähe konnte er erkennen wie ähnlich sich Mutter und Tochter sahen. In jüngeren Jahren wäre sie vielleicht sogar sein Typ gewesen. Gerade als er aufspringen wollte, hob sie die Hand. Sie verzichtete in seiner Gesellschaft auf die strengen Förmlichkeiten des eigenen Volkes. Dennoch richtete sich der Flottenoffizier etwas auf und richtete seine Kleidung.

“Förmlichkeiten sind für diesen Moment nicht so wichtig, Toji”, sprach sie ihn mit sanfter Stimme an. “Die Schönheit der Natur zu genießen ist dabei viel angenehmer.”

In diesem Punkt konnte der junge Murata der berühmten Akaji nur zustimmen. Onderon war ein wundervoller Planet und von seinen Ahnen ganz bewusst gewählt worden. Hier konnten die Murata in Harmonie und Ruhe leben. Schon seit Jahrzehnten fand in diesem System kein Krieg mehr statt und somit war es besonders für das Verbringen des Lebensabend ein perfekter Ort.

“Nun ich hatte Zeit dich zu beobachten und ich glaube der Zeitpunkt ist gekommen um mit dir zu sprechen”, sagte Serenetys Mutter als nächstes.

Sie lächelte erneut, aber Toji wurde dennoch stutzig. Welche Worte musste er sich nun gefallen lassen? Wollte man ihm auf diese Art von einer Heirat abraten oder gar neue Drohungen bei Nichterfüllung aussprechen? Er wusste, dass die Akaji eine stolze Familie waren und ihre Interessen nicht so schnell vernachlässigten. Ihm war auch bewusst, dass er einige Auffälligkeiten, die Serenety an den Tag legte, bei ihrer Mutter wieder finden würde. Ein Anflug von Spannung überflutete seinen Körper. Äußerlich wirkte er ruhig, wie man es ihm in seiner Kindheit gelehrt hatte. ‘Ich darf mich nicht von Vermutungen leiten lassen!’, mahnte er sich. ‘Nur Fakten zählen!’

“Für ein Gespräch bin ich immer bereit”, entgegnete er freundlich, wobei seine Stimme doch einen leicht ernsten Unterton hatte.

Er biss sich auf die Lippe. Schon am Anfang legte er diese Art an den Tag und gefährdete damit das weitere Gespräch. Manchmal verfluchtete er sich für diese Nachlässigkeit im Gespräch mit anderen Menschen. Sein Gefühl hatte unter der militärischen Erziehung durch seine Familie und das Imperium doch gelitten. Endlich wurde er sich dieser Tatsache bewusst.

“Manchmal ist das Leben sonderbar. Besonders dann, wenn man sich nicht selbst versteht”, begann die Ehefrau des Familienoberhauptes der Akaji. “Gefühle sind einzigartig. Manchmal kommen und gehen sie so schnell wie der Wind. Einige berühren einen nicht so sehr wie andere. Sich vor ihnen zu verstecken oder davon zu laufen hat zu meist wenig Sinn, besonders weil sie einen folgen. Stets begegnet man ihnen wieder. Han hat mir viel erzählt und ich kenne deine Familie schon seit Jahren.”

Die Aufmerksamkeit von Toji war mit diesen Worten geweckt worden. Zweifelsfrei war das auch der Sinn an dieser kleinen Ansprache. Der junge Murata musterte sie ganz genau. Er wollte ihre Absichten verstehen. Bissige Sprüche erstickte er noch in seinem Hals. ‘Sie kennt meine Familie seit Jahren?’, fragte er sich. ‘Sagt das etwa etwas über mich aus?’ Toji kam ins Grübeln, hörte ihr aber weiter fleißig zu.

“Liebe ist manchmal nicht sofort ersichtlich”, sprach sie nach einer kurzen Pause weiter. “In jungen Jahren glaubt man zu wissen was es bedeutet zu lieben, aber oft wird man eines besseren belehrt. Zu leugnen, was man fühlt, führt oft dazu, dass Herzen gebrochen werden, besonders das eigene. Du brauchst nichts zu sagen, Toji, denn ich kann auch so sehen was du empfindest.”

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht als er ihren Blick erwiderte. ‘Augen sind die Spiegel zur Seele, sagt man. Doch was ist daran dran?’ Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen. Nur die Vögel zwitscherten munter vor sich hin. Sie kümmerten sich nicht einmal um die Probleme des Menschen. Ihnen reichte ihr eigenes Leben.

“Wie will man mich verstehen, wenn ich es nicht einmal selbst schaffe?”, fragte Toji plötzlich. “Ein Herz spaltet sich schnell in zwei Lager, doch welcher Seite soll man folgen? Unter welchem Banner zieht man in die Zukunft? Gibt es nur richtige und falsche Entscheidungen auf eine Frage, oder kann man so oder so ins Nichts stürzen?”

Für einen Moment hatte er einen Einblick in seine Lage gewährt. Die dicke Mauer, die ihn seit einigen Tagen umgab, aufgemacht. Doch es war nur für einen kurzen Augenblick. Er musste dieses Problem im Alleingang lösen. Sein großes Ziel, seinem Vater ähnlich zu sein, war noch in weiter Ferne. Das ideale Bild von diesem Mann, den er nie richtig kennen gelernt hatte, war sein Ansporn.

“Ich bin eine Frau, Toji, und ich sehe mehr, sehr viel mehr als ihr Männer”, sprach sie weiter. “Wir beobachten und unsere Gabe besteht nicht darin zu kochen oder für die Familie zu sorgen, sondern darin sie glücklich zu machen. Sieh dir die Vögel dort an. Wenn du Acht gibst erkennst du, wie wundervoll sie sich umsorgen. So sollte es auch bei uns sein. Du bist ebenfalls zum Teil ein wenig moderner aufgewachsen, ebenso wie ich. Um seine Gefühle zu verstehen sollte man nach Innen gehen. Sich selbst erforschen und ehrlich zu sich selbst sein. Was du suchst ist mittlerweile mehr als eine Frau für eine kurze Affäre, nicht wahr? Zeiten ändern sich und damit auch die Ansprüche.”

Wortlos nickte Toji. Noch nie hatte er die Situation aus dieser Perspektive gesehen. Wahrscheinlich brauchte er wirklich jemanden, der ihm von Außen ein paar Tipps geben konnte. Allein war er aufgeschmissen. Serenety und er lebten in unterschiedlichen Welten. Der eine verstand die Worte des anderen nicht. Missverständnisse waren das einzige Beständige, was er bisher mit ihr erlebt hatte. Der eine Abend eine glänzende Ausnahme, die aber auch in einem Missverständnis geendet hatte.

Serenetys Mutter erhob sich. Da Toji noch in Überlegungen steckte reagierte er nicht sofort. Doch diese Unachtsamkeit schien ihrer guten Laune keinen Abbruch zu tun. Ihr Gesicht strahlte Wärme und Freundlichkeit aus. Sie erinnerte ihn an seine Mutter. Auch sie hatte ihrem Sohn bei jedem Problem mit Rat und Tat zur Seite gestanden, doch er hatte die Einsamkeit in ihr gesehen. ‘Ich sollte sie besuchen…’, dachte er sich. Nachdem sich auch Toji erhoben hatte gingen sie zusammen zu einem kleinen Beet.

“Ich will dir etwas zeigen”, sagte die Akaji und kniete sich die farbenfrohen Pflanzen. Behutsam strich sie ein Häufchen Erde zur Seite und eine zierliche Blume kam zum Vorschein. “Diese kleine Pflanze hier kann man gut mit der Liebe vergleichen. Anfangs ist sie so klein und erscheint einem unbedeutend, aber sie wächst. Mag sie auch jetzt noch schwach erscheinen wird sie mit der Zeit stärker. Die Liebe mag am Anfang auch nicht ersichtlich sein und vielleicht auch ebenso unbedeutend, aber auch sie wächst, reift und wird stärker. Was daraus entsteht kann, erkennt man erst dann, wenn man ihr eine Chance gibt. Deine Mutter und dein Vater haben dies getan und einige andere ebenso. Lass den Keim nicht ersticken, denn somit machst du dich noch unglücklicher wie du eh schon bist.”

Wieder dachte Toji über diese Worte nach. Der Vergleich war einfach, aber einleuchtend gewesen. Er konnte ihre Absicht verstehen, doch woran erkannte er die Liebe? Bisher hatte es sich von Zeit zu Zeit mit der einen oder anderen Frau ergeben, aber da war es nie so kompliziert gewesen wie hier. Wieder drehten sich seine Gedanken um den Kuss mit Serenety. War da ein Funke aufgekommen?

“Ich weiß nicht ob ich etwas empfinde”, sagte der Flottenoffizier gequält. “Im Moment steht meine Gefühlswelt einfach Kopf. Serenety ist mir ein Rätsel, ein Buch mit sieben Siegeln. …”

Er brach ab. Ihm fehlten die Worte um die Lage zu beschreiben. Natürlich ehrte es ihn, dass die Mutter seiner Zukünftigen so viel Vertrauen in seine Person steckte, aber wurde er diesem Vertrauen gerecht? Im Moment wirkte er (so sah er es jedenfalls) eher wie ein hoffnungsloser Fall. Viel Hoffnung hatte er für eine funktionierende Beziehung mit ihr nicht. Wie auch? Bis jetzt hatten sie nicht einmal eine richtige Aussprache zu Stande gebracht. Er war ein Dickkopf und sie anscheinend ebenfalls. Beide durch die Erziehung ihres Volkes zu emotionalen Wracks geworden. Er seufzte.


- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - mit Sayaka -
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Zentral ~ Gänge ~ Daichi (NPC) allein ]

Gemütlich ging Daichi durch das große Anwesen seiner Familie. Er war immer recht zeitig auf den Beinen um so den ganzen Tag zu nutzen. Außerdem war es eine antrainierte Gewohnheit durch sein Leben in der Kaserne. Der junge Murata hatte sich auch an diesem Tag für einen schlichten Kimono in einem dunklen Blauton entschieden. Er war auf dem Weg zum Dojo, denn er sehnte sich nach etwas Betätigung. Der letzte Kampf mit seinem Cousin Toji hatte bei ihm die Lust geweckt.

Leichtfüßig betrat der Infanterist den Garten. Das Zwitschern der Vögel sowie das Plätschern des Baches waren im Hintergrund zu hören, doch diese Geräusche der Natur reizten ihm im Moment nicht. Zu einem späteren Stunde würde er sich diesen Dingen widmen. Mit schnellen Schritten ging er auf das separate Gebäude zu. Der Dojo war umringt von alten Bäumen und fügte sich damit wunderbar in das Gesamtbild ein.

Plötzlich hörte er Atemgeräusche aus dem Inneren. Eine seiner Augenbrauen ging vor Verwunderung in die Höhe. Vorsichtig und schleichend näherte er sich dem Trainingsgebäude. Ihm fiel niemand ein, der diese Anlage zu dieser Zeit nutzte. Daichis Großvater war eher am Abend für eine oder zwei Stunden anzutreffen. Henzo hielt sich grundsätzlich vom Dojo fern und auch Toji war kein üblicher Gast. Han Akaji hatte ich erst vor kurzem im Garten gesehen’, dachte sich der junge Murata. ‘Er fällt also auch raus.’ Langsam wurde der Kreis der Verdächtigen immer kleiner.

Mit einem Satz war im Inneren des Raumes. Dort fand er nur die junge Akaji vor, die als Begleitung mit Toji nach Onderon gekommen war. Überraschung war auf seinem Gesicht zu sehen. Noch nie hatte Daichi eine Frau traditionell kämpfen gesehen. Ihr Umgang mit dem Schwert deutete auf eine exzellente Erziehung hin. Hatte man sie wie einen Sohn aufgezogen? Der junge Soldat war über dieses Verhalten etwas verwundert. Es passte nicht zu dem Schema, dass er kennen gelernt hatte. Natürlich waren auch Frauen in seiner Einheit, aber diese gehörten anderen Völkern an. Für sein Volk war diese Erziehungsmethode unüblich. Töchter wurden zu Frauen erzogen, Söhne zu Männern.

Durch ein Kopfschütteln streifte er diese Gedanken ab. Sein Interesse galt nun eher der Schwertführung. Ihre Technik war eher defensiv. Sie setzte ihre Kraft nur in seltenen, dafür aber wichtigen, Situationen ein. Dazu kamen noch eine Menge Finten. Daichi war von dieser Art fasziniert. Er hatte noch nie die Gelegenheit gehabt diese Technik so nah zu sehen. Aufgeregt folgte sein Blick den feinen Bewegungen. Im Hinterkopf zog er erste Vergleiche zur Technik der Murata, die eifriger und deshalb auch etwas aggressiver war.


“Interessante Technik”, sagte Daichi mit einem Grinsen und riss damit die Aufmerksamkeit der jungen Dame auf sich. “Sie wissen wie man das Schwert führen muss. Nur scheint Ihnen die Kraft für starke Schläge zu fehlen.”

Etwas lässiger als sonst stand der Soldat nun in der Tür und musterte die junge Frau. Seine linke Hand lag ruhig auf dem Heft seines Schwertes. Er wollte ihre Technik an seiner messen. Deshalb hatte er eine versteckte Herausforderung an sie gerichtet. Der Kampfgeist, für den die Muratas recht berühmt waren, zeigte sich auch in Daichi. Man mochte ihn als kalt beschreiben, aber auch er liebte den Kampf. Nur in der Schlacht fühlte er sich frei und mächtig. Nur dort konnte er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Das Wandeln auf dem dünnen Grat zwischen Leben und Tod war sein Gebiet. Diese Eigenschaft hatte er mit Toji und Aiden gleich.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Dojo ~Daichi (NPC) und Serenety ]
 
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- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - Toji & Sayaka -

Sayaka ließ dem jungen Mann Zeit seine Gedanken zu ordnen. Sie wusste aus Erfahrung, dass Männer im Allgemeinen etwas mehr Zeit benötigten um die Worte einer Frau zu verarbeiten. Als er dann doch etwas sagte hörte sie den Rauen unterton und die Strenge darin. Ganz der Offizier, der sich nicht gänzlich davon löste. Zuweilen hatte auch Han gern diesen Ton an sich, besonders wenn er Vermutungen hegte, die dahingehend abschweifen konnten, dass er sich von seiner Frau etwas anhören musste. Ein Schema welches bei Männern, die dem Imperium dienten überall gleich war. Sie beobachte ihn aufmerksam. Gänzlich angenehm erschien es ihm nicht und sie glaubte sich ziemlich sicher zu sein, dass seine Vermutungen bezüglich dieses Gespräches in die falsche Richtung gingen. Tojis Frage, die er offen legte war berechtigt. Ja wie sollte man ihn verstehen, wenn er dies nicht einmal selbst tat? Doch war dies einfacher als er dachte. Während Männer meist die Oberflächlichkeiten betrachteten, weil die Natur ihnen dies gegeben hatte, waren es die Frauen, die weit aus tiefer blicken konnten und somit mehr sahen. Ein Herz konnte sich des Öfteren in zwei Lager spalten, aber es kam darauf an für welche Seite man sich letztlich entschied. Einfach war diese Entscheidung nie, denn es gab Momente in denen man zweifelte und genau diese Zweifel waren es, die einen verunsicherten. Die Fragen des jungen Mannes waren berechtigt und zeigten Sayaka umso mehr dass er trotz seinen Siebenundzwanzig noch nicht viel Erfahrungen hatte sammeln können. Er war noch nicht zu einem völlig ausgereiften Mann herangewachsen. Details und Kleinigkeiten fehlten ihm noch. Hinzu kam die mangelnde Erfahrung und Weisheit, die er im laufe seines Lebens gewinnen würde.

„Fragen über Fragen und die Antwort darauf zu finden ist nicht unbedingt einfacher wie ein Rätsel zu lösen. Ein Herz spaltete sich im laufe seines Lebens mehrfach und immer wieder gelangt man an einen Punkt, bei dem man nicht weiter weiß. Für welche Seite man sich letztlich entscheidet, nun dies ist eine ganz andere Sache. Es mag sowohl richtige als auch falsche Entscheidungen geben, aber herausfinden kann man dies nur, wenn man es ausprobiert. Wir sind nicht makellos, nicht vollkommen. Jeder macht Fehler und wird sie auch immer machen. Die Entscheidungen die man heut trieft könnten sich schon Morgen als falsch erweisen. Es bedarf von stärke sich dies zu gestehen. Deine Lage ist nicht anders wie die vieler jung versprochener, deren Freigeist umherwandert auf der Suche nach Antworten.

Aber all dies zählt nicht wirklich. Es kommt darauf an wie du es angehst, wie du dich entscheidest und damit fertig wirst. Was andere oft sagen meinen sie zum wohl, wobei nicht alles davon gut für einen selbst ist. Mach das Leben nicht schwieriger als es ist.“


Wieder huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Während er ihr zugehört hatte, hörte sie nun ihm erneut zu. Bis zu einem gewissen Grad hatte er sich ihr geöffnet, gestand ihr nun auch ein, dass er nicht wusste was er fühlte. Seine Gefühlswelt stand kopf und genau dies war es was Sayaka bemerkt hatte. Ihre Tochter war für ihn ein Rätsel, ein Buch mit sieben Siegeln und bei diesem Vergleich musste sie ein wenig lachen. Denn ihr war es einst ähnlich ergangen wie ihm und dies obwohl sie ihre Mutter war. Sayaka nickte.

„Dass du dir deiner Gefühle nicht bewusst bist wusste ich von Anfang an. Empfindungen sind nicht immer leicht zu erklären. Ich weiß nicht was alles zwischen euch beiden war, aber etwas muss geschehen sein. Mir ist auch klar, dass wenn ich dir sagen würde was du empfindest du es nicht glauben würdest, weil es dir suspekt erscheinen würde und doch ist es einfach. Die Frauen die du in den letzten Jahren kennen und vielleicht die ein oder andere Liebelei hattest waren nicht so kompliziert wie Seren. Du hast Erfahrungen gesammelt, die nicht missen möchtest, weil du glaubst dadurch mehr erlebt zu haben. Dies mag vielleicht auch zutreffen und doch befindest du dich an einen Punkt, bei dem ein Umdenken bei dir stattgefunden hat. Ein weiterer Beweiß dafür, dass man mehr möchte als eine Affäre, die einen so nicht wirklich befriedigt, weil sie zumeist irgendwann Enden und dies nicht unbedingt immer auf die Schönst Art. Im Leben eines jeden stellt man selbst fest, reicht es nicht seinen Leidenschaften nachzukommen. Vergnügen allein wird irgendwann langweilig. Es ist oberflächlich. Also beginnt man sich danach zu sehnen jemanden zu treffen, der einem ähnlich ist, mit dem man sein leben teilen und alt werden kann.“

Sayaka strich sich über ihren Kimono und blickte ihren Schwiegersohn an.

„Du bist einer Frau begegnet die anders ist als die, die du bisher kennen gelernt hast. Sie erscheint dir als Rätsel. Als ein Buch mit sieben Siegeln. Was sie bewegt verstehst du nicht, weil du selbst dich nicht verstehst und ebenso wenig, dass sie diejenige sein könnte auf die du vielleicht gewartet, gehofft hast. Oft neigen wir dazu nicht zu sehen was sich direkt vor unsern Augen befindet. Wir glauben unsere Gefühle würden uns darauf aufmerksam machen zu erkennen. Aber sie ist nicht immer der Fall. Was du empfindest ist nichts Ungewöhnliches für einen Mann in deinem alter, der nicht länger allein sein will.“

Sie lächelte leicht und ihre Braunen Augen schienen dies ebenfalls zu tun.

„Auch für mich war anfangs meine eigenen Tochter ein Rätsel. Nach den ersten beiden Todgeburten glaubte ich nie wieder ein Kind zu bekommen und als Serenety kam war ich überglücklich. Aber die Angst kehrte zurück, dass ich auch sie verlieren würde. Als sich dies nicht bestätigte begann Han damit sie eher wie einen Sohn aufzuziehen. Seren war für ihn alles was es gab, mit Ausnahme seines Jobs und mich. Deshalb erscheint sie dir ungewöhnlich. Sie besitzt nicht die Eigenschaften die die meisten anderen Frauen ausmachen. Durch die Erziehung ihres Vaters hat sie die Kampfkünste unseres Volkes erlernt und all das, was sonst nur Söhne erlernen. Es hatte lange Zeit gebraucht bis ich meine Tochter dazu bewegen konnte sich zu kleiden wie ein Mädchen oder sich das Haar so zu legen. Erst als ich ein ernstes Wort mit Han sprach wurde diesem klar, dass er loslassen musste. Zumindest dahingehend sie weiterhin als einen Sohn zu erziehen. Für eine Mutter, die sich nichts mehr wünscht als das die eigene Tochter ihren Fußstapfen folgt war es eine herbe Enttäuschung zu sehen, dass sie dies nicht tat. Als ich dies akzeptierte und begriff wurde alles leichter.

Serenety ist kein Mädchen wie die anderen. Ihre Kindheit mag schön gewesen sein, aber was später kam…, nun dies prägt sie noch mehr. Ihre Laufbahn auf der Akademie war ein Trip in die Hölle. Die Veränderungen nahmen zu. Was alles im Detail geschehen ist weiß keiner von uns genau. Seren ist wie ihr Vater. Ein Dickkopf und sie kann stur sein. Sie sagt was sie denkt auch wenn es hin und wieder mal verletzend sein kann. Aber sie steht zu ihrem Wort und sie würde eher in den Tod gehen als illoyal zu handeln. Besonders ihrer Familie gegenüber.

Aber auch ihr zwei seid euch ähnlich ohne es wirklich zu wissen. Eure Liebe zum Militär ist da nur eines von vielen. Du bist ebenso ein Dickkopf und Stur. Wenn man euch beide so betrachtet fällt einem auf, dass eure Herzen, wenn ihr sie einmal verliert unwiederbringlich sind.“


Sayaka schüttelte leicht den Kopf.

„Ordne deine Gedanken Toji und du wirst erkennen, dass du bereits dein Herz verloren hast ohne es zu ahnen. Uns selbst gegenüber sind wir gern Blind. Streiten ab was wir fühlen wenn es sein muss und leugnen. Aber tief im inneren ist die Wahrheit unwiederbringlich. Dies wirst auch du erkennen müssen.“

- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - Toji & Sayaka -

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- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - Serenety allein -

Serenety vollführt den nächsten schlag als eine Stimme sie unterbrach. Die junge Frau drehte sich herum und blickte einem jungen Mann ins Gesicht, der im alter ihres Vorgesetzten war. Sie war ihm schon einmal begegnet nämlich am Raumhafen der Hauptstadt Onderons. Er hatte dort zusammen mit seiner Schwester auf ihre Ankunft gewartet. Ihre Technik war also interessant. Ihr schien die Kraft für starke Schläge zu fehlen? Ein gelungener Witz. Wobei Daichi, so war sein Name wie sie sich erinnerte, wohl eher versuchte sie aus der Reserve zu locken.

„Ich glaube kaum dass sie hieraus beurteilen können welche Stärke ich besitze und welche nicht. Wobei hier der Sturmtruppen Offizier spricht nicht wahr?“

Sie grinste leicht. Seine Haltung hatte ihr dies schon bei ihrem ersten Treffen verraten.

„Ich nehme die Herausforderung an.“

Sein Kampfgeist war geweckt und er wollte sich mit ihr messen. Es musste für ihn ungewöhnlich erscheinen eine Frau seines Volkes so zu sehen. Aber dies kümmerte sie nicht weiter. Seren nickte ihrem Gegenüber zu. Begab sich in Position und wartete einen Moment, während sie ihr Schwert ein Stück über den Kopf zog, die Knie leicht beugte und den freien Arm nach vorn brachte. Die Handfläche nach außen. Im nächsten Moment griff er an und Seren parierte. Ihr Hauptaugenmerk war es zuerst seine Technik zu analysieren. Der Schlagabtausch ging ruhig von statten. Jeder von beiden versuchte den andern zu testen. Sie ließen sich zeit, einmal hatten sie diese zum anderen wollten sie nicht gleich zur Höchstform auflaufen. Seren machte einen Ausfall, ließ sich aufs Recht knie nieder und schwang ihr Schwert in die Horizontale, kam mit einer schnellen Präzision nach oben und schlug ihre Waffe in Richtung seiner Schultern. Er fing den Schlag ab und Seren sah die Zeit gekommen das Tempo zu erhöhen und somit auch ihre Stärke ein wenig mehr zu offenbaren.

Was nun folge war schneller. Der Abtausch wurde heftiger, die Atmung beschleunigte sich ein wenig. Serenety schlug ein Rad und rammte ihm sein Schwert in die Seite. Diesmal schneller als er sehen konnte. Machte eine Wendung und befand sich nun hinter ihm. Auch jetzt legte sie noch nicht alles offen. Einem Gegner zu viel zu Verraten konnte sich als Nachteil entpuppen und er musste ihre Stärken nicht kennen. Noch nicht. Der Offizier war gut. Ein würdiger Gegner und dieser Kampf würde ihr noch einiges aufweisen. Sie sprang zurück, setzte nicht nur ihre Waffe ein sondern auch ihre Beine. Nahkampf war ihr stets der liebste gewesen. Mochte sie auch eine Frau sein, so gab es nichts was sie mehr in Feuer und Flamme versetzte als der Kampf. Ihr Vater hatte hierbei seinen Teil bei zu tragen, denn er war es gewesen, der ihr all dies und noch mehr beigebracht hatte. Ungewöhnlich für einen Frau, die oft nur in Legenden Kämpferinnen waren.


- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - mit Daichi -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - mit Sayaka -

Im Garten war es ruhig. Bis auf Toji und Sayaka war niemand anwesend. Die Bewohner des Hauses hatten sich in andere Teile des Gebäudes zurückgezogen und genossen die Ruhe auf ihre Weise. Die beiden Menschen standen vor einem wundervollen Beet. Mehrere Stunden fleißige Gartenarbeit steckten in der Aufzucht dieser Pflanzen. Shigeru und Hitomi verbrachten viel Zeit in diesem Garten und genossen es die Arbeit als Hobby. Langsam zeigte sich die Pflege der beiden Hobbygärtner.

Allmählich entwickelte sich ein gutes Gespräch zwischen dem Flottenoffizier und der berühmten Schauspielerin. Sie ließ ihn an ihrer Weisheit teilhaben und gab ihm damit einen anderen Einblick auf die Sicht der Dinge. ‘Wahrscheinlich sehen die Frauen die Galaxie wirklich mit anderen Augen’, dachte sich Toji und lauschte weiter ihren Worten. Sayaka war wirklich freundlich zu ihm. Ihr Lächeln lockerte die drückende Stimmung, die sich in dem Kopf des jungen Mannes aufgebaut hatte, auf. Langsam fasste er Vertrauen. Auch seine Hoffnung auf eine mögliche Zukunft kehrte Stück für Stück in sein Bewusstsein zurück. Dafür schwand sein Zorn auf Serenety. ‘Vielleicht haben wir einfach einen schlechten Start erwischt.’

Mit ihrer sanften Stimme lenkte die ältere Akaji das Gespräch auf die Kindheit von Serenety. Damit wollte sie auf eine andere Art das Verständnis von Toji bezüglich Serenety erwecken. Laut dieser Erzählung war es für den ersten Offizier der “Musashi” keine einfache Zeit gewesen. Sie war schon früh von ihrem Vater, Han Akaji, wie ein vollwertiger Sohn erzogen worden und hatte damit auch die Strenge ihres Volkes kennen gelernt. Parallelen zu seiner eigenen Jugend entstanden vor seinem geistigen Auge. Auch er hatte Probleme mit den Erziehungstechniken von Shigeru gehabt. Ein Unterschied bestand in ihrer Ausbildungszeit zum Offizier auf Carida. Toji hatte damals kein Problem gehabt bei den anderen Mitstudenten Fuß zu fassen. Schnell hatte er Freunde gefunden und die ersten Erfolge (auch beziehungstechnisch) stellten sich ein. Anscheinend hatte es Serenety da schwerer getroffen. Der Flottenoffizier konnte sich bei den wagen Andeutungen der älteren Akaji nur ein kleines Bild ausmalen, aber es sah nicht gut aus.

“Ordne deine Gedanken, Toji, und du wirst erkennen, dass du bereits dein Herz verloren hast ohne es zu ahnen”, endete Sayaka ihre kleine Ausführung. “Uns selbst gegenüber sind wir gern blind. Streiten ab was wir fühlen, wenn es sein muss und leugnen, aber tief im Inneren ist die Wahrheit unwiederbringlich. Dies wirst auch du erkennen müssen…”

Toji biss sich auf seine Unterlippe. War er wirklich so blind gegenüber seiner eigenen Gefühlswelt? Wieder kreisten seine Gedanken um den Kuss, den er mit Serenety im Park von Bastion hatte. Er hatte ihn wirklich genossen und in stillen Momenten dürstete ihn nach mehr. Ihr Körper hatte sich wunderbar an seinen geschmiegt. Auch ihre Lippen hatten sich perfekt auf seine gepasst. Für ein paar Sekunden schien die Chemie gepasst zu haben. Er unterdrückte ein Seufzer.

“Wahrscheinlich muss ich meine Gedanken wirklich noch einmal ordnen”, murmelte Toji unsicher. “Vielleicht besteht eine Chance und wir müssen nur unseren Dickschädel zur Seite legen…”

Er bedankte sich bei Sayaka für ihre klugen Worten und verließ dann den Garten. Er wollte noch etwas Zeit in den eigenen Räumlichkeiten verbringen. Vielleicht sogar ein entspannendes Bad nehmen. Irgendwie musste er Ordnung in sein (Liebes-)Leben bringen und die Sache mit Serenety klären. Gemächlich betrat er das Anwesen seiner Familie und folgte dem Korridor zurück in den Flügel, wo die Besucher ihre Zimmer hatten. Als er das Zimmer erreicht hatte schaute er sich vorsichtig um. Nirgends war eine Spur von Serenety. Innerlich atmete er auf. In seiner jetzigen Verfassung wollte er nicht auf sie treffen.

Schnell schälte er sich aus seinen Kleidern und griff nach einem einfachen Bademantel. Dazu noch ein Handtuch und die nötigen Pflegeprodukte. ‘Ein heißes Bad wird mich für einen Moment auf andere Gedanken bringen’, dachte sich Toji und genoss die Aussicht auf eine kleine Realitätsflucht. Es dauerte nicht sehr lang und er hatte das Bad erreicht. Mit einem Seufzer glitt er in das heiße Wasser und lehnte sich an die kalte Wand der Wanne an. Gerade diesen Teil des Hauses hatten die Muratas auf einen recht modernen Stand gebracht. Auch Erfrischungszellen waren eingebaut worden, doch Toji genoss lieber das warme Wasser eine Entspannungsbades.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Badebereich - allein -
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Dojo ~Daichi (NPC) und Serenety ]

“Ich glaube kaum, dass Sie hieraus beurteilen können, welche Stärke ich besitze und welche nicht”, sprang die hübsche Akaji auf die Worte von Daichi an. “Wobei hier der Sturmtruppenoffizier spricht, nicht wahr?”

Der junge Soldat ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. Während seiner Zeit als Rekrut hatte er gelernt, wie man einen Gegner beurteilte. In schweren Lektionen hatte man ihn gelehrt, welche Maßstäbe für einen Nahkampf wichtig waren. Körpergröße, Gewicht, Rasse - alles Faktoren, die in eine Bewertung einflossen. Mit den Jahren war ihm diese Sichtweise in Fleisch und Blut übergegangen. Gemächlich ging der junge Mann zu dem Regal, wo man die Übungsschwerte aufbewahrte.

“Ich nehme die Herausforderung an”, sagte die mysteriöse Begleitung von Toji mit ihrer zarten Stimme.

Doch der Unterton verriet die innerliche Schärfe ihres Geistes. Der Kampfgeist des Murata freute sich innerlich über diese Herausforderung. Noch nie hatte er sich mit einem Akaji gemessen und so war die Spannung, die sich in dem Körper des Soldaten aufbaute, groß. Seine braunen Augen richteten sich auf die zierliche Person. Markante Punkte in der Muskulatur und im Knochenaufbau wurden automatisch aufgenommen. Fast beiläufig schwang Daichi das Übungsschwert um ein Gefühl für diese Waffe zu bekommen.

Ruhe kehrte im Dojo ein als man die Ausgangspositionen für den Kampf einnahm. Daichi wählte eine recht offene Form und gab einen großen Teil seines Körpers der feindlichen Klinge preis. Mit dieser Aktion wollte er seinen Gegner locken. Schon während seiner Ausbildung hatte der imperiale Soldat gelernt, dass er sich nicht auf das Geschlecht verlassen kann. Frauen konnten, wie Männer, enorme Kräfte aufbringen und waren für Überraschungen geeignet. Die Blicke der beiden Kämpfer trafen sich. Tasten bewegten sich beide aufeinander zu. Keiner wollte den ersten Schritt machen.

‘Ihr Streit mit Toji dürfte auf alle Fälle wie Brennstoff in ihrem Körper wirken’, kombinierte der junge Murata und benetzte leicht seine Lippen. In diesem Kampf konnte er die Schande, die die Muratas die letzten Tage erlitten hatten, etwas schmälern. Ein fairer Kampf war für ihr Volk wichtig. Nur so konnten große Kämpfer entstehen. Es dauerte nicht sehr lang und Daichi ergriff die Initiative. Er wollte endlich die junge Akaji, von der er schon das eine oder andere gehört hatte, prüfen. Ein ruhiger Schlagabtausch entwickelte sich zwischen den beiden Kämpfern. Man teste sich.

Im nächsten Augenblick machte Serenety einen Ausfall nach rechts und ließ ihre stumpfe Klinge horizontal auf Daichis Körper zu gleiten. Ihr Ziel war seine Schulter, doch der Soldat hatte diese Attacke bemerkt und reagierte schnell. Präzise wehrte er den Schlag ab und so erhöhte sich das Tempo um eine Stufe. Die erste Prüfung galt als gemeistert und so traute man sich mehr. Wie bei einem Tanz wirbelten die beiden Kämpfer mit ihren stumpfen Schwertern umeinander. Krachend traf das Holz der einen Waffe auf die andere. Der Puls beschleunigte sich und die Atmung nahm zu. Eine Schwüle entwickelte sich zwischen den kämpferischen Menschen. Beide waren mit vollem Eifer bei der Sache.

Als nächstes machte Serenety ein Rad und rammte im Endeffekt ihr Schwert in die Seite von Daichi. Dieser knickte für eine Nanosekunde ein und rang nach Luft. Damit hatte er einfach nicht gerechnet. In der Zwischenzeit machte sie eine Wendung und gelangte hinter ihm. Doch durch eine Rolle wich er ihrem nächsten Schlag aus. Ein Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen. Das braune Haar klebte schwer an seiner Stirn. Er genoss diesen Moment wirklich. Prüfend musterte er seinen Gegner. Sie war in wunderbarer Verfassung und hatte ein paar hinterhältige Tricks auf Lager. Doch der Soldat ließ sich nicht beirren.

Plötzlich bewegte sich Daichi wie ein Blitz auf seinen Gegner zu. Dabei riss er sein Schwert nach oben und stieß einen lauten Kriegsschrei aus. Sein Körper streckte sich bei dem Sprung, aber seine Augen hatten das Ziel regelrecht fixiert. Er wollte mit offenen Karten spielen. Shigeru hatte ihm viele Techniken und Geheimnisse der Murata-Kampfkünste beigebracht. Endlich konnte er einen Teil davon testen. Er hielt Serenety für würdig. Die junge Frau schien von seinem Angriff nur für eine Millisekunde geschockt zu sein. Professionell, wie es sich für einen Akaji gehörte, ging sie in eine brauchbare defensive Stellung und wartete die Attacke ab. Mit einem hohen Kraftaufwand drosch er auf das Schwert seiner Gegnerin ein. Holz knirschte unter der starken Belastung, welche Daichi mit seinem Angriff und Serenety mit ihrer Verteidigung provozierte. Sofort entstand ein gefährlicher Tanz zwischen den beiden Kontrahenten. Keiner schenkte dem anderen etwas.

Es dauerte eine ganze Weile bis die zwei ihren Kampf als unentschieden abbrachen. Die Kleidung klebte an ihren Körpern und der Atem ging schwer. Daichi hatte sich von der Kraft der Akaji-Frauen überzeugt. Toji wird mit ihr mächtig zu kämpfen haben’, dachte sich der Soldat und musterte sie erneut. Serenety war eine wunderschöne Frau, dazu noch willensstark und kämpferisch auf einem hohen Niveau. Krieger von kleineren Familien würden keine Chance gegen sie haben, da war er sich vollkommen sicher. Han hatte mit ihrer Erziehung eine echtes Wunderwerk vollbracht.


“Ein interessanter Kampf”, sagte Daichi mit seiner ernsten Stimme, nachdem er genügend Luft zum Reden hatte. “Ich habe Euch unterschätzt, keine Frage. Die Technik der Akaji hat wirklich ein paar geniale Ansätze. Es war mir eine Ehre Sie testen zu dürfen.”

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Dojo ~Daichi (NPC) und Serenety ]
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - Toji & Sayaka -

Sayaka war erfreut, dass ihr zukünftiger Schwiegersohn ein offenes Ohr besaß. Das Gespräch der beiden entwickelte sich gut. Zum anderen war sie erfreut darüber, dass er für einen Moment seinen Sturkopf beiseite legte und wirklich nachdachte anstatt sofort nach vorn zu Breschen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als er sich eingestand doch noch einmal seine Gedanken ordnen zu müssen. Dies sollte er auch. Wahre Worte! Ja, sowohl er als auch Seren mussten ihren Dickschädel aufgeben um zueinander zu finden. Hierbei ging es um keinerlei Ehre oder dergleichen sondern darum, dass sie aufhörten sich selbst zu verstecken und damit ihre innersten Gefühle. Für ihren Job war dies zwar nötig, so kalt und emotionslos zu sein wie nur möglich, doch auf der Basis der Menschlichkeit würde ihnen dies nur das Leben erschweren. Die Erziehung der beiden war streng gewesen. Bei Toji zumindest dann, wenn er von seinem Großvater die Richtlinien ihres Volkes beigebracht bekomme hatte, ansonsten war der junge Mann ein Freigeist und genoss es. Seine Mutter hatte viel Milde an den Tag gelegt würde Han sagen aber Sayaka verstand durchaus. Tojis Mutter war in gewisser Hinsicht gebrochen. Sie hatte ihren Mann verloren. Einen Mann den sie über alles geliebt und verehrt hatte. Nur wenige Frauen würden dies verstehen können. Sayaka zählte zu ihnen. So riesig das Universum auch sein mochte, nicht jeder wurde darin glücklich und was die Liebe anging, sie war der kostbarste Schatz, denn man erringen konnte. Besaß man ihn erst einmal war die Aufgabe ihn zu behüten nicht minder einfach.

Er bedankte sich und Sayaka nickte. Sie hatte ihn schon jetzt in ihr Herz geschlossen. Zwar würde er noch ein wenig Zeit brauchen um all dies zu verarbeiten und hinter dass zu kommen, was sie schon jetzt wusste, nämlich dass er bereits jetzt seine Liebe schon gefunden hatte, aber diese Zeit würde man ihm noch geben. So ungewöhnlich manche Dinge auch waren, stets gab es eine Lösung dafür. Toji ließ die älter allein zurück und sie sah ihm noch einen Moment nach, ehe sie die Augen schloss und in sich hinein lächelte. Der Anfang war gemacht. Ein schwerer aber er war getan. Dass schwierigste würde noch kommen. Denn ihre Tochter war ein Dickschädel sondergleichen und der Kampf mit ihr würde eine harte Probe darstellen. Eine bei der man sich vielleicht auch die Zähne ausbeißen konnte, aber Toji würde es schaffen, dessen war sich Sayaka sicher. Wenn es sonst niemand schaffte so aber er. Mit einem Lied auf den Lippen setzte Hans Frau ihren Weg durch den Garten fort. Sie würde später mit ihrem Mann sprechen. Für den Moment würde sie sich ein wenig Zeit und Ruhe für sich allein gönnen.

- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - Sayaka allein -

***​

- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - Daichi & Serenety -

Serenety ließ sich von seinen Worten nicht beirren. Er wollte sie bloß aus der Reserve locken. Aber da musste er sich schon etwas Besseres einfallen lassen als ausgerechnet mit Toji zu kommen. Wobei er wirklich ein guter Brennstoff für sie war. Besonders dann, wenn sie sich maßlos über ihn ärgerte. Aber für jetzt sollte dies keine Rolle spielen. Immerhin wollte sie einmal nicht ihre Gedanken an diesen Nichtsnutz verschwenden.

Die Konzentration der jungen Frau lag auf dem hier und jetzt. Dem Kampf, der bisher gut gelaufen war und der noch ein ganzes Stück weiter gehen würde. Mit einer plötzlichen Bewegung, glitt Daichi auf Seren zu, riss dabei sein Schwert nach oben und stieß einen Kriegsschrei aus. Es folgte ein Sprung bei dem sich der Körper des Soldaten streckte, seine Augen allerdings hatten das Ziel fixiert. Der Kraftaufwand seines Schlages war enorm. Seren wechselte ihre Stellung und bot ihm so die Stirn. Keinesfalls würde sie hierbei auf irgendeine Weise verlieren. Das Holz ihrer Übungsschwerter knirschte gefährlich unter der Belastung. Denn während Daichi seinen Angriff fortführte, oblag es Seren sich zu verteidigen. Der Tanz der beiden wurde gefährlicher. Sie sahen aus wie zwei, die sie sich nichts schenkten noch es würden. Der Abtausch wäre wohl noch länger von statten gegangen, wenn beide nicht nach einiger Zeit sich dazu entschlossen hätten ihren Kampf zu beenden. Daichi war ein guter Gegner, ein sehr guter und die Frau, die einst an seiner Seite stehen würde, konnte sich glücklich schätzen. Merkwürdig, sie hatte noch nicht sonderlich viel mit ihm gesprochen aber sie mochte ihn schon jetzt lieber als Toji.

Daichi war der erste, der ein Gespräch eröffnete und er hatte Recht, es war ein höchst interessanter Kampf gewesen, der deutlich gemacht hatte wie viel in dem jeweils anderen steckte. Wäre es zu einem Kampf auf Leben und Tod gekommen, hätte man nicht unbedingt voraussagen können, wer von beiden als Sieger hervorgegangen wäre. Seren musste lächeln, als Daichi offen darlegte sie doch ein wenig unterschätzt zu haben. Es tat gut mal ein wenig Anerkennung zu erhalten.


„Danke. Die Technik meines Clans weißt noch einige andere Merkmale auf, die ich hier noch nicht gezeigt habe. Aber auch die Technik der Muratas hat einige sehr geniale Ansätze. Es war auch mir eine Ehre diese testen zu dürfen.“

Serenety verbeugt sich leicht und platzierte ihr Trainingsschwert zurück an seinen Platz, ehe sie sich erneut ihrem Gegenüber zuwandte. Er war sympathisch. Vielleicht ein wenig steif, aber dies war nicht unüblich für jemanden, der seine Leben dem Soldatendasein widmete und doch entdeckte sie etwas in ihm, was darauf hinwies, dass er ein Mann mit Gefühlen war auch wenn er diese stets im Hintergrund hielt. Daichi war, wenn man ihn oberflächlich betrachtete sehr streng, aber dahinter verbarg sich weit aus mehr. Im Gegensatz zu Toji würde er sicherlich einen besseren Ehemann abgeben. Warum verglich sie die beiden? Dies war suspekt.

„Mir scheint so als ob euch noch weit mehr auf den Lippen liegt wie jenes, was ihr bisher gesagt habt. Ich mag mich irren, aber versucht da nicht jemand ein wenig in Erfahrung zu bringen wie seine eventuell zukünftige Schwägerin sein könnte?“

Seren beobachtet ihn genau. Wenn er überrascht wäre würde er dies wahrscheinlich nicht zu offensichtlich zeigen. Sie hatte mit Absicht ihre Wortwahl auf eventuell gesetzt. Denn noch immer war nicht sicher ob sie Toji Heiraten würde oder nicht. Sie selbst hatte sich geschworen dies nicht zu tun, aber sie wusste auch, dass es nicht einfach werden würde, beide Familien davon zu überzeugen, von ihren Plänen ab zu lassen. Einen Hoffnungsschimmer sah sie nicht und doch währte sie sich dagegen. Auch wenn sie letztlich den Kampf wohl aufgeben musste. Aber für diesen Moment hielt sie an dem fest, was sie sich geschworen hatte, sollte es soweit kommen, dass die Ehe doch stattfinden würde, musste sie sich dessen beugen. Ob sie nun wollte oder nicht. Lieber wäre es ihr, dass sowohl seine Familie als auch die ihre davon ablassen würde.

- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - Daichi & Serenety -
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Dojo ~ Daichi und Serenety ]

Eine leichte Verbeugung von beiden Kämpfern beendete die Übung ganz formell. Die Ruhe, die in einem Dojo üblich war, kehrte in die Räumlichkeiten zurück. Nur die Schwüle, welche durch den harten Kampf entstanden war, war das letzte Anzeichen der Konfrontation gewesen. Daichi wischte sich mit dem Ärmel seines Kimono den Schweiß von der Stirn. Serenety hatte ihn echt gefordert. Mit seinem geübten Blick musterte die hübsche Akaji ganz genau.

Auch Serenety lobte den jungen Murata für seinen Kampftechnik. Natürlich hatte sie bloß, genauso wie er, nur einen Bruchteil ihres Könnens gezeigt. Sie hatten eine gute Grundlage für ein solides Gespräch geschaffen. Daichi war klar, dass das Gespräch sich bald wieder um die komische (und dabei nicht lustige) Beziehung der beiden jungen Menschen drehen würde. Wenigstens hatte der Soldat nun einen Einblick in beide Lager bekommen. Bis zu einem gewissen Grad konnte er sie nun beurteilen. Ganz nach seinen Maßstäben und Vorstellungen von einem ordentlichen Ehepaar.

Im nächsten Augenblick ergriff die junge Frau die Initiative und lenkte das Gespräch auf einen gewissen Punkt. Im Endeffekt schwebte dieses Thema wie ein Damoklesschwert über dem gesamten Anwesen. Der junge Murata musterte seine Gesprächspartnerin erneut. Wie sollte er sich in dieser Sache aus der Affäre ziehen? Eigentlich wollte er so schnell noch nicht auf den Punkt kommen und für eine Seite Partei ergreifen. Die neutrale Rolle, die er eingenommen hatte, gefiel ihm in diesem Konflikt. Man konnte sogar von einem gewissen Interesse an ihrer Person bei ihm sprechen.


“Eine Beurteilung stand mir nicht im Sinn”, entgegnete Daichi mit ernstem Blick. “Außer es soll eine allgemeine Aussage über die Akaji sein. Egal wie sich beide Familien arrangieren war mir eine Sicht auf die andere Seite wichtig.”

Im gemächlichen Gang brachte der junge Murata das Übungsschwert zurück an seinen Platz. Es hatte einige Spuren von diesem Kampf erhalten, doch Daichi sah in diesem Zustand kein Problem. Zur Not wurde einfach ein neues Schwert gekauft. In seiner ruhigen Art wandte sich der Offizier seinem Gast wieder zu. Er wartete auf eine Reaktion der jungen Dame. Ihm stand der Sinn nach frischer Kleidung und eventuell nach einer kalten Dusche. Wenigstens sein Puls verlief wieder normal.

“Vielleicht sollten wir den Ort wechseln”, schlug er plötzlich vor. “Das Dojo ist für ein einfaches Gespräch nicht geschaffen. Hier sollte am eigenen Geist und Körper gearbeitet werden. Irgendwelche Vorschläge?”

Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des ernsten Murata ab. Auch in diesem Fall war er über die Reaktion der jungen Akaji gespannt. Sie kannte die Traditionen und Gepflogenheiten und kannte deshalb die Gründe für diesen Vorschlag. Sie waren sich ähnlich und dies war eine interessante Basis für eine einfache Freundschaft. Irgendwie hatte er in diesen Minuten einen Narren an ihr gefressen.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Dojo ~ Daichi und Serenety ]

…​

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Westflügel ~ private Gemächer ~ Shigeru und Hitomi allein ]

Shigeru und Hitomi saßen schweigend in ihrem privaten Zimmer. Sanft hatte er sie in seine Arme genommen und streichelte ihren Rücken. Nur selten hatten sie Zeit für solche Zweisamkeiten. Besonders durch die ernste Lage, die durch den Beziehungsbruch zwischen Serenety und Toji entstanden war, blieb ihnen nun noch weniger Zeit. Gespräche zwischen den Muratas und Akaji mussten geführt werden.

Henzo zerbricht sich in diesen Stunden seinen Kopf”, brach Hitomi mit sanfter Stimme die Stille. “Am liebsten würde er wieder nach Bastion reisen wollen um sich mit seinen Geschäftspartnern zu bereden.”

Das gealterte Familienoberhaupt nickte ernst. Fast jeden Abend konnte er sich diese Informationen aus erster Hand von seinem Sohn anhören. Für die Muratas würde die Hochzeit durch Tojis Dummheit nun noch teurer werden. Bis jetzt hatte Han noch keine neuen Forderungen gestellt, aber man musste einfach mit diesen Sachen rechnen. Das Ansehen der Familie war abhängig von einer Verbindung mit den Akaji.

“Ich weiß, ich weiß mein Liebling”, entgegnete Shigeru gelassen. “Seine letzten Nerven werden durch diese Verlobung aufgezehrt. Wir haben einfach nicht mehr die gesamte Kontrolle über die Firma und so sind endlose Gespräche notwendig.”

Der alte Mann schüttelte den Kopf und erhielt einen zärtlichen Kuss von seiner Frau. So vertraut und intim konnten das Ehepaar nur in ihrem privaten Bereich sein. Hier, fernab von ihren Verpflichtungen und dem eigenen Personal, war das Austauschen von Zärtlichkeiten erlaubt. An diesem Ort waren die Traditionen und Gepflogenheiten des eigenen Volkes etwas lockerer und dies genoss das alte Ehepaar in vollen Zügen.

“Ob sich Toji und Serenety wieder zusammenraufen werden?”, fragte Hitomi und blickte zu ihrem Mann. “Im Moment scheinen ja viele Wolken am Firmament zu sein.”

Einen Moment dachte Shigeru über diese Frage nach. Alle ihre Hoffnungen ruhten auf dieser Beziehung und somit beobachten sie die Situation mit großer Sorge. Noch eine Weile genossen sie die Ruhe und Zweisamkeit. Schweigend saß das Ehepaar zusammen und genoss die Zeit zusammen. Beide brauchten dieses bisschen Freizeit um die eigene Beziehung pflegen zu können. Außerdem fand hier die meiste Aus- und Absprache zwischen den Eheleuten statt.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Westflügel ~ private Gemächer ~ Shigeru und Hitomi allein ]
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Dojo ~ Daichi und Serenety ]

Wäre die Lage eine etwas andere gewesen Seren hätte sicherlich über die Worte des Soldaten gelacht. Ihm stand also keine Beurteilung im Sinn. Nun gut, aber darauf hatte es nicht hinaus laufen sollen. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Daichi verstand es gut, sich Neutral zu halten und genau dies war es auch was ihm selbst wohl sehr gut hierbei gefiel. Neutralität erlaubte es einem, den Blick auf beide Parteien zu lenken. Hätte er Partei für eine ergriffen, würde es ihm schwer fallen, die andere aus einem Neutralen Standpunkt heraus zu sehen.

„Gut gesprochen für jemanden, der sich in Neutralität hüllt. Ein Standpunkt, denn ich auch gern vertreten würde.“

Sie seufzte, sah ihm zu wie er sein Übungsschwert fortlegte, ehe er sich ihr wieder zuwandte. Sein Vorschlag den Ort zu wechseln um dort ein geeignetes Gespräch zu führen war ihr nur Recht zumal ein Dojo wirklich nicht passend hierfür wahr. Die Heiligkeit dieses Gebäudes sollte nicht entweiht werden. Einen Moment dachte die junge Frau über den Vorschlag ihres Begleiters nach, dann nickte sie. Die kleine Bank am Flüsschen, wo sie die Tage zuvor verbracht hatte, waren mehr als geeignet.

„Ich kenne da einen kleinen Ort, der mir der liebste geworden ist.“

Sie lächelte, führte ihren Begleiter aus dem Dojo heraus und bahnte sich ihren Weg durch den Garten der Muratas und somit ihrer Gastgeber. Der kleine Fleck, denn sie sich ausgesucht hatte, lag ein ganzes Stück weit fort vom eigentlichen Anwesen. Als die Brücke in Sicht kam überlief Seren ein neuerliches Lächeln. Mit der Hand deutete sie auf die Bank und nickte dann.

„Ich denke, dieser Ort ist für ein Gespräch passender geeignet.“

Seren ließ sich auf der Bank nieder, die aus Marmor war und blickte kurz auf das Wasser, welches gurgelnd an ihnen vorbei floss und sich wie zuvor seinen Weg bahnte. Wie sehr sie es doch noch immer beneidete.

„Ich wünschte ich wäre so frei wie dieser kleine Fluss, der ungehindert durch die Landschaft fließt. Noch ist er einfach, aber an verschiedenen Stellen bricht er aus und verwandelt sich in einen Wildbach. Ungehemmt scheint er von dannen zu fließen und sich auf eine Reise zu begeben, die nur er kennt.“

Fast schon wehmütig blickte sie dem Fluss nach, ehe ihr Blick wieder zu Daichi glitt, der sie zu beobachten schien. Sie hatte erst ein wenig mit ihm gesprochen und zuvor mit ihr Trainiert und doch fühlte sie sich in seiner Gegenwart sehr viel freier. Es war so als ob eine Art Gemeinsames Band zwischen ihnen existierte. Ein Band der Freundschaft, die unwiederbringlich war und obwohl er mehr härte ausstrahlte als sein Cousin, hatte Seren das Gefühl ihn schon sehr viel länger zu kennen. Sie brauchte die beiden Männer nicht zu vergleichen um zu erkennen, dass Daichi derjenige von beiden war, der ein sehr viel offeneres Ohr besaß. Zumindest ihr gegenüber für diesen Moment. Stets war sie mit ihrem Vorgesetzten aneinander geraten. Die Welt konnte so merkwürdig sein. Nicht immer verstand man deren Parallelen. Serenetys Braune Augen blieben an denen Daichis hängen. Von ihm fühlte sie sich wenigstens nicht ausgezogen. Er könnte ihr Bruder sein vom alter her aber ebenso auch ein Kandidat für eine Hochzeit. Allerdings schätzte sie sich glücklich, dass letzteres nicht zutraf.

„Meine Worte mögen ein wenig so klingen als ob ich stets gefangen gewesen wäre. Merkwürdig dass ich ausgerechnet ihnen so etwas sage. Vielleicht liegt es daran, dass sie anders sind, dass es einfach ist sich ihnen anzuvertrauen als so manch andern hier.“

Wieder verfiel sie in Schweigen. Die Sehnsucht in ihrem Blick verriet, dass sie nicht oft über solche Dinge sprach und noch weniger mit jemandem, denn sie eigentlich gar nicht kannte. Weshalb sie sich ihm gegenüber öffnete war ihr nicht gänzlich klar und ebenso wenig, warum sie sich ihm verbunden, ja geradezu hingezogen fühlte. Vielleicht, weil sie immer gern einen Bruder gehabt hätte, der älter war als sie selbst, diesen aber nie erhalten hatte. Würde er ein Ersatz sein können oder sah sie ihn als solchen schon? Wenn die Hochzeit stattfinden würde, dann wäre er ihr Schwager. Einen langen Moment sah sie ihn schweigend an und bemerkte nicht, dass ihr Blick länger auf ihm verharrte als er eigentlich sollte. Leicht beschämt sah sie zur Seite. Was sollte man nur denken? Aber war dies wichtig? Sie hatte sich nichts vor zu werfen noch waren sie in irgendeiner weise unziemlich gewesen. Auch wenn ihre Erziehung streng gewesen war und die Traditionen so einiges nicht billigten. War es dies warum sie sich so gefangen fühlte? Warum war es für diesen Moment so schwer überhaupt etwas zu verstehen, was sie selbst und ihre Gefühlswelt betraf- Sie tappte im Dunkeln. Allein gelassen ohne Licht. Mochte dies eine Prüfung sein? Möglich, aber wie konnte sie diese bestehen ohne zu straucheln? Auch dies würde sie herausfinden müssen. Einfach war es nicht. Sollte sie den Weg allein beschreiten müssen, würde ein Kampf folgen, der nicht minder einfach war. Doch irgendwann gelangte wohl jeder einmal an einen Punkt, denn er für sich gewinnen musste. Dies alles gehörte zum erwachsen werden dazu. Nichts führte daran vorbei. Bisher war ihr Leben so einfach gewesen. Noch bevor sie wusste, dass sie verlobt gewesen war, noch bevor sie auf die Musashi versetzt worden war. Warum hatte es nicht so weiter gehen können? Weshalb verlangte das Schicksal diese Veränderung von ihr und war es das Schicksal oder nur die Laune einer Natur? Wer würde ihr dies sagen können?

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]

Serenety hatte ihn zu einem lauschigen Plätzchen an einem kleinen Fluss gebracht. Leicht abwesend setzte sich die junge Frau auf die Bank aus weißem Mamor. Daichi musterte Serenety mit ernstem Blick. Noch hatte er sich kein genaues Bild über sie gemacht. Schweigen herrschte zwischen den beiden jungen Menschen. Die Erschöpfungen von dem Kampf ließen langsam nach. Endlich konnte sich der Soldat auf andere Sachen konzentrieren. Das Plätschern des Flusses hatte etwas beruhigendes in diesem Moment.

“Der Ort ist wirklich geeignet”, murmelte Daichi und ließ einen weiteren Blick schweifen. “Die meisten Muratas genießen hier die Ruhe und Abgeschiedenheit.”

Aufmerksam lauschte der Infanterist den Worten der jungen Frau. Sie wirkte zerbrechlich und auch etwas hilflos. Jeder andere Mann hätte diese Situation in irgendeiner Weise ausgenutzt, aber Daichi vertraute auf ihre innere Kraft. Er wollte seine neutrale Position nicht gefährden. Sein Gesichtsausdruck blieb also eisern. Er setzte sich nicht einmal neben Serenety.

“Jedes Wesen ist ein eigener Fluss”, philosophierte Daichi als Antwort. “Jedoch wird auch dieser Fluss begradigt. Künstliche Veränderung muss somit jeder durchmachen. Es gehört zu unserem Leben.”

Seine Haltung wurde wieder straffer. Nach seiner Devise musste man in jeder Situation realistisch bleiben. Er hielt nicht viel von Träumereien und Schwärmereien. Man musste sein Leben zu jeder Zeit in der eigenen Hand haben. Die Familie ebnete in den ersten Jahren den Weg, aber laufen musste man von allein. ‘Nur wenn man dies erkennt wird man etwas im Imperium’, dachte sich der Soldat. Sein Blick begegnete dem von Serenety. Sie waren auf dem gleichen Level. Hier konnte keiner dem anderen etwas vormachen.

“Das Schicksal hat manchmal komische Ansichten vom Leben”, entgegnete Daichi. “Und mich ehrt Ihre Offenheit. Ich werde natürlich dieses Vertrauen nicht missbrauchen, Miss Akaji.”

Er verbeugte sich leicht. Die höfliche Erziehung schlug doch immer wieder durch. Er war in seinen eigenen Traditionen gefangen, aber er fühlte sich in seinen Grenzen frei. Jedes Wesen hatte seine Grenzen und so hatte er sich früh mit seinen abgefunden. Er konnte ihr Verhalten verstehen. Han Akaji war ein strenger Mensch, der loyal zum Imperium stand. Die Erziehung unter seiner Hand, gerade als einziges Kind, war mit hoher Wahrscheinlichkeit nie leicht gewesen. Dazu kam die Stellung, die Serenetys Familie im Volk einnahm. Die Akaji waren einflussreich und durften sich somit keine Ausrutscher leisten. Daichi verstand somit das Bestreben der Muratas nach einer Einigung mit dieser Familie. Als Teil des Murata-Clans musste er somit seinen eigenen Teil erfüllen.

“Wenn mir die Offenheit gestattet ist, dann würde ich gern meine Meinung zu der Sache kund tun”, griff Daichi plötzlich das Gespräch auf. “Ihre Familie ist einflussreich in unserem Volk und somit sind die Grenzen deutlicher zu erkennen. Der Umgang mit dem eigenen Freiraum ist eine echte Kunst. Sie sind geübt in diesem Spiel, doch vielleicht hat durch Toji eine Verschiebung stattgefunden. Kann das sein?”

Der erste Vorstoß zum Kernthema war mit dieser Aussage gemacht. In ihrer Denkweise musste Toji eine Anomalie darstellen. Er war ein totaler Freigeist und passte so nicht in das traditionelle Leben des eigenen Volkes. Selbst die Muratas hatten kein leichtes Spiel mit seinem Lebensstil. Daichi richtete seine Frisur. Wieder blickte er in das Gesicht der hübschen, jungen Frau. Ihr Blick war willensstark. Ihr Charakter war in seinen Augen wirklich interessant.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]

Daichis Philosophie war erstaunlich, nein, dies konnte man so nicht sagen. Sie war geradlinig und traf durchaus zu. Ja jedes Wesen beherbergte seinen eigene Fluss, war dieser Fluss und doch fragte sie sich, warum sie selbst stets versuchte auszubrechen. Sie wollte nicht sein wie die andern Frauen ihres Volkes. Sie wollte nicht wie sie gesehen noch mit ihnen verglichen werden. Denn sie entsprach in ihrem inneren nicht der Frau, die sie eigentlich hätte sein sollen. Sie war nicht so konservativ, so einfach. Auch in ihr wohnte ein Geist, der nicht zu dem passte wie eine Frau ihres Volkes sein sollte. Sie entsprach diesem Ideal nicht wirklich. Die vielen Legenden in ihrem Volk, die vielen Mythen und Geschichten von starken Frauen, die Kämpferinnen waren passten so viel besser zu ihr. Selbst ihr Großvater hatte einst gesagt, dass sie diesen Frauen glich. Sie war keine Frau, die schweigend hinter einem Herd stehen und Kochen, sich um die Kinder, den Haushalt und ihren Mann kümmern würde. Allein dies würde sie nicht glücklich machen. Wie oft hatte sie sich gewünscht jemand zu sein, der mit solchen Idealen zufrieden sein konnte. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Dies hieß nicht, dass sie nicht aus als Frau gesehen werden wollte, aber nicht als die Frau, die ihr Volk gerne hätte. Es war ein ständiger Kampf mit sich selbst. Bisher hatte sie ihn gemeistert. Aber nun, nun war es anders. Nur weshalb?

„Kein Fluss wird gern begradigt. Er will seinen Willen und er wird sich diesen auch nehmen. Einen Fluss bändigen zu wollen oder zu glauben dies zu können muss ein Narr sein. Früher oder später wird er ausbrechen. Wenn ich mich selbst mit diesem Fluss vergleiche, dann bin ich ebenso wie er. Ein Wildbach und nicht der einfache ruhige und stetige Fluss so wie es jeder gern hätte. Ich streite nicht ab dass es zum Leben gehört Veränderungen durchzumachen und dies sollte auch so sein. Aber nicht jede Veränderung ist gut.“

Seren schwieg. Lauschte weiter seinen Worten und nickte leicht. Das Schicksal hatte sehr oft eine komische Ansicht dessen, wie das Leben sein sollte. Daichi bat darum offen sprechen zu können und Seren nickte. Dass ihre Familie Einflussreich war wusste sie und es gab Momente in denen sie dies störte. Es war nie einfach gewesen die Höchste Stellung in ihrem Volk zu haben und dieser auch noch gerecht zu werden. Die Grenzen dafür waren unerbittlich. Fehler durften sie sich nicht leisten. Gerded würde Schande bringen. Schande für ihren Namen. Freiraum war ein Wunsch, der nicht leicht zu erfüllen war, denn ständig beobachte man sie. Die Kunst damit umzugehen war, sich selbst Grenzen aufzuerlegen und diese nicht zu überschreiten. Ja sie war geübt in diesem Spiel, musste es sein, denn es gab keinen Weg daran vorbei außer sie wollte ihre Familie in Misskredit bringen. Seren runzelte leicht die Stirn als Daichi wissen wollte ob durch Toji eine Verschiebung stattgefunden hatte. Er schien sich dessen sogar sicher zu sein. Eine Verschiebung? War dies möglich? Vielleicht, aber inwiefern? Dies wusste sie nicht.

„Nun da gebeten worden ist offen sprechen zu dürfen möchte ich als erstes dass wir dazu übergehen Du zu sagen. Ich denke dies wird einiges einfach machen.“

Kurz schwieg sie, sah ihn an und warte auf ein Nicken, welches auch kam und dafür war sie sehr dankbar. Es würde ihr viel leichter fallen, auf dieser Ebene mit ihm zu sprechen.

„Weshalb sollte durch deinen Cousin eine Verschiebung stattgefunden haben? Ich weiß es nicht. Es ist so als ob ich mich selbst nicht verstehe. Ich weiß nicht was ich denken soll. Besonders nicht nachdem ich erfahren habe, dass er sein Leben nicht im Griff hat. Was soll ich von einem Mann halten, den Traditionen nicht interessieren und der seiner Familie Schande bringt? Als ich auf sein Schiff wechselte hoffte ich dort meine Arbeit erledigen zu können. Aber dies ist nicht so einfach. Er macht es mir nicht einfach. Besonders dann nicht, wenn sein Verhalten von Egoismus zeugt. Ich will ihn hier nicht schlecht machen, dies ist gewisslich nicht mein bestreben. Aber er macht mich wahnsinnig wütend. Er spielt mit Gefühlen ohne darüber nachzudenken was sie hinterlassen. Er sonnt sich darin ein Frauenheld zu sein und es interessiert ihn reichlich wenig, dass so manches verletzend sein kann, was er von sich gibt. Anstatt zu darüber nachzudenken wie er wirkt oder welchen Eindruck er hinterlässt schert ihn dies reichlich wenig. Eigentlich dachte ich in ihm jemanden sehen zu können, der einen Charakter besitzt, aber ich habe mich girrt. Wenigstens was sein Verhalten angeht.“

Es viel ihr nicht einfach dies zu sagen, besonders nicht, da sie darüber mit Daichi sprach, der seinen Cousin kannte und dies wahrscheinlich sehr viel besser als sie selbst. Toji machte sie wahnsinnig. Wahnsinnig Wütend. Sein Talent dafür war einzigartig. Sie ärgerte sich mehr über ihn als über die meisten anderen.

„Ihm gelingt es stets mich schier wütend zu machen. Er besitzt ein Talent dafür wie kein andere. Wenn ich könnte würde ich ihn zur Hölle schicken, allerdings ohne Wiederkehr so gemein dies auch klingen mag. Aber dein Cousin bringt es fertig mich verzweifeln zu lassen und das schlimmste dabei ist, dass er die Frechheit besitzt mich einzuladen in eine Oper unseres Volkes, mit mir Essen geht und mich dann bei einem Spaziergang küsst. Vielleicht wäre dies nicht weiter tragisch gewesen, wenn er einen Abend zuvor nicht mir irgendeiner Frau ins Bett gegangen wäre. Aber das Best an alle dem ist, dass dieser Kuss aus dem Affekt entstanden ist. Sich so etwas anhören zu müssen ist ebenso grausam als jemanden zu erdolchen.“

Wieder einmal regte er sie auf ohne dass er anwesend war und Seren hasste sich dafür.

„Genau dass ist es was ich meine. Es vergeht fast kein Tag an dem ich mich nicht über ihn aufrege und seine verdammte Art.“

Seren stand auf. Sie hatte sich ihrem Ärger Luft gemacht. War aber peinlich berührt dass sie ausgerechnet Daichi dies alles erzählte und dies ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Andererseits tat es ihr aber gut, jemanden zu haben, dem sie sich anvertrauen konnte.

„Tut mir leid. Ich…, ich sollte ein wenig darauf achten was ich sage. Aber mir ist einfach elend zumute. Einmal davon abgesehen komme ich mir vor wie ein Stück billigen Tands.“

Warum erzählte sie dies alles? Weshalb war sie noch immer nicht darüber hinweg? Wie oft hatte sie schon versucht sich einzubläuen, dass er es nicht wert war und dennoch ließen seine Worte sie nicht in Ruhe. Sie schmerzten noch immer, tief in ihrer Seele hatte sie das Gefühl entzwei gerissen worden zu sein. Seren kämpfte mit sich selbst. Unterdrücke ein Zittern und schaffte dies auch. Sie wollte hier nicht weinen und schon gar nicht vor einem Mann. Sie wollte sich dieser Schwäche nicht hingeben. Nicht schon wieder.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]

Wieder lauschte der junge Murata den Worten von Serenety. Sie öffnete sich vor ihm. Anscheinend hatte sie eine zarte Bindung zu ihm gefunden. Er war der ideale Draht zwischen Muratas und Akaji. Durch die harte Erziehung von Shigeru war er zu einem Bindeglied geformt worden und dennoch war es nicht seine Rolle der Ehemann zu werden. Innerlich hatte er sich mit diesem Thema schon längst verständigt. Doch ihre Anwendung seiner Philosophie gewährte ihm einen flüchtigen Blick in das Herz der jungen Frau. Sie war ein Freigeist, doch durch die Traditionen und ihre Erziehung war sie gefesselt. Schwere, eiserne Ketten hatten sich um den zierlichen Körper gewunden und hinderten den Geist an der Flucht. Hier bestand der Unterschied zu Toji. Sie wollte frei sein und er war es. Dies war auch der Grund, weshalb sie kein Verständnis für sein Handeln besaß. Er bewegte sich einfach außerhalb ihres Verständnisses.

“Natürlich besitzt jeder Fluss seine wilde Art, doch meistens tritt sie nur an regnerischen Tagen an die Öffentlichkeit”, entgegnete Daichi mit ruhiger Stimme, doch für ein paar Nanosekunden war sein Blick weich. “Übertragen gesehen haben wir gerade die Regenzeit und so zeigt sich auch bei Ihnen die wilde Art. Ich kann Sie verstehen.”

Für einen Moment herrschte schweigen zwischen den beiden jungen Menschen. Sie waren in einer misslichen Lage und Daichi merkte, dass er seine neutrale Position nicht lange halten konnte. Schon jetzt zerrten beide Seiten an ihm. Serenety forderte Verständnis für ihre Art ein und auf der anderen Seite war die Pflicht gegenüber den Muratas. Früher oder später musste er eine Entscheidung treffen und diese Aussicht gefiel ihm gar nicht. Er hasste interne Kämpfe. Das eigene Volk musste Stärke nach außen zeigen. Nur in geschlossenen Reihen konnte man den Gegner mit Furcht bezwingen. Plötzlich bot die junge Akaji dem Soldaten das “Du” an. Überrascht hob er eine Augenbraue.

“Nun gut, wenn es Ihnen… äähh… dir so leichter fällt zu sprechen”, ging Daichi auf das Angebot ein.

‘Mist! Schon wieder bin ich von der Mitte einen Grad abgewichen’, rügte er sich in Gedanken selbst. Die Zeit floss wie Sand zwischen seinen Händen dahin. Die ganze Situation nahm eine Eigendynamik an, die Daichi so nicht mochte. Je höher das Tempo, desto schwerer würde er die Kontrolle behalten können. Sie war sein Typ Frau, doch er hatte sich gegen irgendwelche Gefühle entschieden. Er musste die Entscheidung des Clanoberhauptes achten. Konnte seiner Familie nicht (auch noch) in den Rücken fallen. Wieder nahm er seine kühle Haltung ein.

Als nächstes erklärte Serenety ihre Haltung gegenüber Toji. Sie konnte ihre Gründe verstehen. Er war wirklich ein Ausnahmefall innerhalb ihres Volkes. Durch ihn wurde die Regel bestätigt. Wieder schüttete sie in kleinen Abständen ihr Herz bei Daichi aus. Die junge Akaji ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Da sie sich in einem privaten Umfeld befanden konnte sie dies sogar gemäß den Traditionen und Gepflogenheiten. Daichis Blick schweifte über ihr Gesicht. Ihre Meinung über seinen Cousin konnte er teilen. Auch er hatte seine Probleme mit Toji. ‘War vielleicht aus diesem Grund die Rivalität zwischen uns entstanden?’, fragte er sich.


“Ich kann deine Denkweise verstehen”, offenbarte Daichi und gestattete sich ein leichtes Lächeln. “Schon seit vielen Jahren sind wir Konkurrenten um die Gunst unseres Großvaters. Doch mir ist aufgefallen, dass sich Toji langsam wandelt. Er arbeitet unbewusst an seiner Haltung und wahrscheinlich ist deshalb dieses Chaos entstanden. …”

Einen Moment dachte er über seine Worte nach. Wieder hatte er seine Neutralität verletzt, aber er musste seinen Cousin wenigstens etwas verteidigen. Trotz ihres kleinen Kampfes waren sie verwandt. Hatten viele Abenteurer in ihrer Kindheit erlebt und waren an manchen Tagen wie Brüder aufgewachsen. Erneut fixierte er mit seinen brauen Augen ihren Blick.

Toji hat im Normalfall sein Leben im Griff”, sprach der Soldat weiter. “Er ist sogar ein recht pflichtbewusster Mensch. Das müsste dir doch während deiner Arbeit aufgefallen sein? Natürlich ist er fehlerhaft und weit von irgendeiner Definition von “perfekt” entfernt, aber das macht ihn als Menschen aus. Auch ich war an manchen Tagen voller Wut auf ihn, doch dies sind Gefühle, die kommen und gehen. Vielleicht hat das Schicksal mit euch beiden etwas vor. Immerhin seid ihr euch ähnlicher als man denken mag…”

Mit diesen Worten und einem leichten Lächeln verabschiedete sich der Soldat und machte sich auf den Rückweg. Er hatte genügen Informationen über die junge Frau innerhalb dieser kurzen Zeit sammeln können. Auch sein Interesse an ihrer Person war entfacht worden. Durch diese Grundlage konnte man nun erste Versuche der Zusammenführung unternehmen. Beide hatten einen Denkzettel auf ihre Art erhalten und dennoch raste die Zeit. In der Galaxie herrschte Krieg und ewig würde das Oberkommando auf weitere Befehle nicht warten. Die Akaji und Muratas waren zu einem schnellen Handeln verpflichtet.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ auf dem Rückweg ~ Daichi allein ]​
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Badebereich - allein -

Dampfend stieg Toji aus dem warmen Wasser. Sein Körper war entspannt und die Müdigkeit hatte ihn für die nächsten Stunden verlassen. Dennoch herrschte in seinem Kopf ein turbulentes Chaos. Noch immer war er sich seiner eigenen Lage in diesem Spiel nicht bewusst. Ihm war seine eigene Beziehung zu Serenety noch immer unklar. Sein ganzes logisches Denken setzte bei ihr aus. Kein klarer Gedanke entstand, wenn er über sie nachdachte. Natürlich hatte er durch Sayaka ein paar nützliche Hintergrundinformationen erhalten, aber sie hatten ihm noch nicht zum richtigen Ansatz verholfen.

Seufzend griff er nach einem Handtuch und begann sich abzutrocknen. Sein kriegerischer Geist sehnte sich nach einer Schlacht. Nur dort konnte er die Probleme, die ihn betrafen, vergessen und sich auf seine Arbeit konzentrieren. Sein Dienst für das Imperium erfüllte ihn. Brachte ihm in seiner Familie Ansehen und Respekt, doch eine Heirat tat dies auch. Er würde zu einem Bindeglied zwischen zwei mächtigen Familien werden. Kinder, die aus dieser Ehe entsprangen, würden Talente und Fähigkeiten von beiden Seiten erhalten und perfektionieren. ‘Eine wichtiger Aspekt in der Planung eines Clanoberhauptes’, dachte sich der Flottenoffizier und ging auf einen der Spiegel zu.

In der glatten Oberfläche sah er sein eigenes Spiegelbild. Es wirkte ernst und leichte Ränder hatten sich unter den Augen gebildet. Lange würde er diese Schlaflosigkeit nicht aushalten können. Erneut spritzte er sich etwas Wasser ins Gesicht und griff nach dem Rasierschaum. Schon seit unzähligen Jahren erfolgte dieses Ritual Tag für Tag. Noch nie hatte man ein dunkles Barthaar in seinem Gesicht gesehen. Ein gepflegtes Äußeres gehörte zu seiner traditionellen Auffassung eines wahren Kriegers. Schön gleichmäßig verteilte er den weißen Schaum auf seinem Gesicht. Dann kam der Rasierer zum Einsatz. Während er diese Tätigkeit ausübte, die ihm über die Jahre in Fleisch und Blut übergegangen war, schweiften seine Gedanken zu Serenety ab.

Er dachte an ihren hübschen Körper. Schon am ersten Tag hatte er sie recht attraktiv gefunden, doch war das jemals bei einer Frau anders gewesen? Natürlich hatten ihre Fähigkeiten in der Schlacht und als Schiffpsychologin ihn beeindruckt. Sie gehörte eindeutig zu den Wesen, die einen leicht verzaubern konnten. ‘Wahrscheinlich hat mich das an diesem Abend zu dieser (verfluchten) Tat getrieben’, dachte er sich. Serenety stellte für ihn wirklich eine Ausnahme in der Regel dar. Andere Frauen hatten auf erotische Art und Weise sein Interesse geteilt oder ihn eiskalt abblitzen lassen. Bei ihr schien aber ein Wechselbad vorhanden zu sein. Sie hatte seinen Kuss erwidert und doch war sie in seiner Gegenwart eher kalt.

“Nun gut, während ihres Gefühlsausbruches kam sie mir nicht gerade kalt vor…”, murmelte der imperiale Offizier und trocknete sein frischrasiertes Gesicht ab.

Elegant schlüpfte der junge Murata in seinen farbenfrohen Kimono und verließ dann das Bad. Auf dem Weg zu seinen Räumlichkeiten bat er einen der Bediensteten ihm einen kleinen Happen zu Essen zu bringen. Langsam meldete sich sein Magen wieder und das Hungergefühl kehrte zurück. Trotz dieser Sachen drehten sich seine Gedanken um die letzten Tage. Auch die heiße Nacht mit Lilly war noch frisch in seinem Gedächtnis und an manchen einsamen Abenden ein willkommener Fluchtort. Wenigstens in seinen Gedanken war Toji allein und ungestört.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - auf dem Weg zu seinen Räumlichkeiten - allein -
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Garten ~ ganzes Stück abseits ~ Bank an einem Flüsschen ~ Daichi und Serenety ]

So ganz stimmte es aber nicht, dass die Wilde Arte eines Flusses erst zutage gefördert wurde wenn es regnete. Dies mochte auf kleine Flüsse zutreffen, aber nicht auf die großen. Man brauchte nicht einmal Regen um dies erkennen zu können, den viele der größeren Flüsse beherbergte Wasserfälle und starke Strömungen wodurch sie erst Recht wild erschienen. Dass die Regenzeit nun anbrach hatte sie mitbekommen. Aber die Gemeinsamkeit die zwischen ihr und dieser Zeit stehen sollte war nicht so ganz klar. Außer natürlich man sah all dies aus einem leicht anderen Aspekt. Denn dann musste sie ihm Recht geben. Sein weiches Lächeln war ihr sympathisch. Diese schien er nicht sehr oft an den Tag zu legen, so als ob er es stets verbergen wollte. Vielleicht weil er gern den harten Soldaten mimte. Falsch war dies nicht und es hatte mit Sicherheit seine Vorteile, aber sein Lächeln behagte ihr sehr. Es machte ihn noch attraktiver als er ohnehin schon war.

Es war wundervoll zu hören, dass sie jemand verstand. Dies kam nicht sonderlich oft vor und war dann von nur kurzer Dauer. Daichi erzählte ihr dass er uns ein Cousin schon Seit einigen Jahren Konkurrenten waren. Dieses kleine Detail war höchst interessant. Das beide um die Gunst ihres Großvaters kämpften war für ihr Volk nichts ungewöhnliches, besonders nicht, da sie einmal beide im gleichen oder fast gleichen alter waren und sie, was ihre Laufbahn anging nicht so verschieden waren. Zum anderen wollte natürlich jeder der erste sein. Gleichsam verteidigte Daichi seinen Cousin auch, was Seren ihm nicht verübeln konnte, auch wenn sie selbst diesen Wandel nicht sah. Was sie auch nicht wirklich konnte. Toji arbeitete unbewusst an seiner Haltung? Dies sollte dazu geführt haben dass es zum Chaos gekommen war? Wer sollte denn nun hieraus schlau werden. Welche Haltung? Warum verriet ihr dies nicht mal jemand.

Soso, im Normalfall hatte Toji sein Leben also im Griff. Was war den schon Normal und was Unnormal? Hatte es etwas mit ihr zu tun dass er sich so merkwürdig verhielt und wenn ja was war es dann? Pflichtbewusst, ja dies wusste sie. Wobei sein Pflichtbewusstsein weniger seiner Crew galt, als sich selbst. So müsste ihr dies während ihrer Arbeit aufgefallen sein? Und wenn nicht? Verdammt warum ärgerte sie sich schon wieder? Wäre ja zu schön um wahr zu sein, wenn er gänzlich ohne Fehler wäre. Allerdings glaubte er Mister Perfekt zu sein und genau dies war ein weiteres Detail was sie nervte. Serenety versuchte Neutral an die Sache heran zu gehen, merkte aber, dass ihr dies nicht gelang. Daichis Aussage, dass das Schicksal vielleicht etwas mit ihnen vorhatte behagte ihr noch weniger. Sie wollte nicht irgendwie mit diesem Kerl verbunden werden. Ähnlicher als man denken konnte? War dies Daichis ernst? Scheinaber, denn in seinem Gesicht konnte sie nichts Scherzhaftes ausmachen. Der Soldat lächelte kurz und verabschiedete sich dann. Ließ Seren allein zurück und in einem neuerlichen Chaos. Lang sah sie ihm hinterher ehe sie erneut auf das Wasser blickte.

Waren sie und Toji sich wirklich so ähnlich? Hatte Daichi damit Recht? Dieses Gespräch ließ sie nicht in Ruhe, auch wenn sie sich neuerlich allein gelassen fühlte mit sich und der Welt. Aber dies schien wohl ihr Schicksal zu sein. Jeder wechselte nur ein paar Worte mit ihr und ließ sie dann zurück. Genau das gleiche Prinzip was Toji an den Tag legte. Einfach mal was in den Raum werfen und sich dann verabschieden. Nur dass dieser Kerl einen noch verletzte. Herr Gott noch mal wo sollte dies nur hinführen? Daichi hatte sie doch mit Absicht auf dieses Thema kommen lassen. Zumindest dessen war sie sich sicher. Es schien so als ob der Soldat wollte, dass sie sich über irgendetwas bewusst wurde. Aber was nur? Eines war sicher, er war für diese Hochzeit so wie jeder hier.

Serenety setzte sich erneut auf die Bank und durchforstete ihre Gedankenwelt. An welchen Punkt sollte sie zurückkehren um vielleicht ein wenig Licht in die Dunkelheit zu bringen? Es gab so viele Merkwürdigkeiten. Hatte er sie denn wirklich nur aus dem Affekt heraus geküsst? Diese Frage beschäftigte sie mit am meisten. Das Männliche Geschlecht zu verstehen war nicht immer einfach, aber ihre Psyche war weit aus einfacher gestrickt als die einer Frau. Toji war jemand, denn sie gern erwürgt hätte, wenn ihr jemand die Chance dazu geben würde. Andererseits würde es ihr wahrscheinlich wieder leit tun. Dieses ständige für und wieder. Diese Uneinigkeit ihrer selbst und ihrer Gefühle. Was wollte sie eigentlich? Nicht einmal dies schien sie zu wissen, geschweigeden es herausfinden zu können. Was wäre denn, wenn sie weit aus mehr für ihn empfand als sie zugeben wollte? Was wäre wenn sie von ihm so sehr fasziniert war, dass sie ihn liebte? Leicht verzog sie die Lippen. Auf gar keinen Fall. Niemals würde sie sich in ihn verlieben noch eine Bindung mit ihm eingehen. Dies war absurd und allein dieser Gedankengang gehörte verboten. Aber war nicht doch vielleicht etwas dran? Ein wenig, ein kleines bisschen? Sie konnte nicht abstreiten dass sie in attraktiv fand ebenso wenig dass es seine Augen waren, die sie Anfangs fasziniert hatten. Was sie darin gesehen hatte, zeugte von einem Menschen der liebevoll und herzlich war. Allerdings musste sie sich verguckt haben. Irgendwie schien sie zu spinnen. Entweder sie zog im Geiste über ihn her oder sie suchte Positive Eigenschaften. Ständig verglich sie ihn mit irgendwelchen anderen. Was um Himmels willen ging ihr nur durch den Kopf und warum konnte sie nicht einfach vergessen? Ein Grund war wohl, weil er ebenso hier war wie sie und sie ihn ständig sehen musste der andere konnte natürlich auch sein, dass sie sich über ihn ärgern wollte, wobei dies völliger Unsinn war.

Tief seufzend strich sie sich über das Gesicht. Dies war nicht normal. Es war einfach Krank. Sie war Krank. Sie war hirnlos und idiotisch anstatt einfach eine Strich unter all dies zu setzen ärgerte sie sich und dies für nichts. Aber es war nicht ein nichts. Es ging hierbei um sie und darum dass er ihr verdammt noch mal wehgetan hatte. Mit Absicht oder ohne spielte keine Rolle. Ob bewusst oder unbewusst war ebenso egal. Sie wollte doch bloß Antworten auf ihre Fragen. War dies denn zuviel verlangt? Sie wollte wissen was mit ihr los war, wollte sich selbst verstehen. Ihre Gefühle, das Chaos, weshalb sie so reizbar war und warum sie sich ständig über ihn aufregte. Dies konnte doch nicht gesund sein. Geschweigeden normal. Aber umso mehr sie versuchte dahinter zu kommen umso schwieriger wurde es. Sie stand sich selbst im Weg und das Schlimmste von alle dem, sie war sich selbst gegenüber nicht ehrlich. Warum dem so war, war ebenso Unklar wie die Tatsache, dass sie sich etwas wünschte wovor sie eigentlich Angst hatte. Verflucht sollte sie ein. Seren schlug die Arme über dem Kopf zusammen und stand auf.


„Ich wünschte ich wäre ebenso frei wie du. Frei das zu tun was mir beliebt. Wie schön es doch wäre ein Fluss zu sein, ungebunden.“

Ihre Worte waren an das Gewässer gerichtet. Auch wenn sei wusste, dass dieser ihr nicht helfen konnte. Serenety verließ diesen schönen Ort und begab sich auf den Rückweg durch den Garten. Sie wollte auf ihr Zimmer und dort, ja was? Nun sie wollte einiges ihrer Sachen holen um Duschen zu gehen. Dies hatte sie sich immerhin verdient. Der Plan war gefasst und würde ausgeführt. Wenig später kam sie an dem Zimmer an, war froh, dass noch niemand da war, trat ein und holte sich was sie brauchte, ehe sie kehrt machte und die Badeunterkünfte aufsuchte, die streng getrennt gehalten wurden. Die junge Frau war erleichtert die einzige zu sein und damit weder Hitomi noch ihrer Mutter zu begegnen. Geschwind zog sie sich aus und stieg unter die Dusche. Heißes Wasser vertrieb ihr die Gedanken und sie schloss die Augen. Die wohlige Wärme entspannte sie und half ihr ruhig zu werden. Zu vergessen, worüber sie sich zuvor noch das Hirn zermatert hatte. Ihre Hand griff zur Seife und damit bewaffnet machte sie sich an die Arbeit. Kleine Blasen bildeten sich die durch das Bad glitten. Erst als sie über und über bedeckt war stellte sie ihre Tätigkeit ein. Erneut regnete es warmes Wasser über sie und ergoss sich in einem Schwall. Ihr langes dunkles Haar gewann ein ziemliches Gewicht. Wie lange sie unter der Dusche verbracht hatte wusste sie nicht genau zu sagen. Aber es spielte auch keine Rolle. Die junge Frau drehte den Hahn zu und griff nach dem Handtuch, welches sie sich um den Körper wickelte und dann aus der Dusche stieg. Ihr Haar hatte sie ausgewrungen und dann unter ein Handtuch gesteckt. Sie trat an die kleine Bank aus Holz auf der ihre Sachen lagen, rubbelte sich trocken und zog frische Sachen an. Die junge Frau hatte sich für einen Grünen Kimono entschieden. Es brauchte einen Moment ehe sie angezogen und bedungen hatte. Dann widmete sie sich ihrem Haar, entschied aber es unter dem Handtuch zu lassen. Darum würde sei sich später kümmern. Erst einmal musste wieder Ordnung in die Unordnung gebracht werden und so machte sie sich ans aufräumen. Als es ihren Wünschen entsprach raffte sie ihre restlichen Sachen zusammen und verließ damit das Badehaus. Der Weg zurück zu ihrem Zimmer war nicht all zu weit allerdings war sie diesmal nicht allein als sie dort ankam.

Ein kurzer Blick glitt ihrem Vorgesetzten entgegen ehe sie nach nebenan ging. Einmal um ihre Sachen fort zu räumen und zum andern um ihr Haar zu trocknen. Eine Prozedur die etwas langwieriger war. Serenety setzte sich vor den Spiegel, nahm den Kam zur Hand und zog diesen durch ihr noch feuchtes Haar. Es brauchte einen Moment ehe sie es gebändigt hatte und einen weitern um es nach oben fort zu stecken wobei es diesmal von zwei Stäbchen gehalten wurde. Was sollte sie jetzt tun? Hier sitzen und drauf warten dass sei Stunden vergingen? Irgendwie war dies auch kindisch aber zum anderen wusste sie nicht worüber sie mit ihrem Vorgesetzten sprechen sollte. Zumal dieser nicht gerade ein toller Gesprächspartner war. Es wäre einfacher zu verzweifeln, als sich mit ihm zusammen zu raufen.


[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Zentral ~ private Räumlichkeiten ~ Seren im Schlafzimmer ~ nebenan Toji ]
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -

Leichter Dampf stieg von dem kleinen Häufchen gekochten Reis in den Porzellanschalen auf. Ein Bediensteter hatte sie auf Anweisung von Toji gebracht. Dazu noch einen Krug mit milden Tee und Stäbchen als Besteck. Der Magen des Flottenoffiziers knurrte. Seit mehreren Stunden hatte er keine feste Nahrung mehr zu sich genommen. Die Sorgen und Zweifel über sein eigenes Leben und die Konsequenzen durch den Kuss mit der Tochter von Han Akaji hatten alle anderen Gefühle aus seinem Bewusstsein gedrängt. Doch dieser Zustand war eben nicht beständig.

Nachdenklich nahm er sich eine der warmen Schalen und griff nach den Stäbchen. Dann aß er den gebraten Fisch, das Gemüse und den gekochten Reis. Es war ein schlichtes Mahl, aber es beruhigte seinen Magen. ‘Wenigstens manche Sorgen kann man auf diese Weise aus der Welt schaffen’, dachte er sich. Danach nahm er einen Schluck von dem Tee. Das Getränk passte harmonisch zu dem Fischgericht und unterstützte damit den Geschmack. Hitomi und ihre Küchenhilfen zauberten Tag für Tag echte Meisterwerke auf die Teller. An manchen Tagen vermisste Toji solche Genüsse auf seinem Schiff. Ein schwaches Lächeln glitt über seine Lippen. Irgendwann musste er seiner Großmutter für diese Sachen seinen Dank aussprechen.

Es dauerte nicht sehr lang und die Tür eröffnete sich erneut. Ein leichter Duft von Sommerblüten erfüllte den Raum Meter für Meter als Serenety eintrat. Ihr langes schwarzes Haar glänzte und man sah ihr an, dass sie ebenfalls ein Bad genommen hatte. Ihr Blick richtete sich nur flüchtig auf ihn. Dann verschwand sie in ihrem Zimmer. Toji schüttelte den Kopf und seufzte. Konnten sie sich ewig anschweigen? Waren sie so unzivilisiert? So unerwachsen? Mehrere Fragen dieser Art schossen ihm durch den Kopf. Noch einmal rief er sich die Worte von Sayaka ins Gedächtnis. Bestand wirklich mehr als eine berufliche Beziehung zwischen Serenety und ihm? War er so blind oder dominierte bei den anderen der Wunsch gegenüber der Realität?

Wieder nahm er einen Schluck von dem Tee und schaute auf die zweite Schale mit Reis. Dann wanderte sein Blick scheu zum Nachbarzimmer. Im Unterbewusstsein entwickelte sich langsam eine Sehnsucht für sie. In seinen Träumen kreisten seine Gedanken um den Kuss, den er mit ihr erlebt hatte. Der Abend war wirklich gelungen gewesen. Für ein paar Stunden hatte er sie von einer anderen Seite gesehen. Sie auf eine andere Art und Weise erlebt. Konnte er diesen Zustand nicht wieder erreichen? Er kam ins Grübeln. Dann fasste er einen Entschluss.

Er sammelte seinen ganzen Mut, holte dabei tief Luft und nahm die zweite Schale, die ebenfalls mit gekochten Reis, etwas Gemüse und Fisch gefüllt war, mit zu Serenety. Bevor er ihren Raum betrat klopfte er an. Dann ging er einen Schritt auf sie zu. Die junge Akaji saß vor einem großen Spiegel und kämmte ihr Haar. Ihre natürliche Art wirkte in solchen Momenten verzaubernd auf ihn. ‘Ob sie sich auf ein Gespräch einlässt?’, fragte sich Toji und räusperte sich. Sofort drehte sich die junge Frau um. Ihre Blicke begegneten sich. Wer sollte den Anfang machen?

“Möchtest du etwas essen?”, fragte der Flottenoffizier. “Ich habe drüben auch noch einen geschmackvollen Tee. … Doch des wegen bin ich nicht hier. Ich würde mit dir gern über dieses Problem reden, immerhin wird uns das Schweigen auf Dauer nicht helfen können.”

Toji brauchte einen Moment um seine Gedanken zu sammeln. Er hatte sich keinen Plan gemacht und nun stand er vollkommen hilflos vor ihr. Sein Blick wanderte zum Boden um dann dem Körperverlauf der jungen Frau zu flogen. Irgendwie konnte er sich nicht zusammenreißen. In ihrer Gegenwart war er sich auf sonderbare Weise unsicher. Wieder kam er bei ihren schönen Augen an.

“Es fällt mir manchmal schwer offen mit anderen Menschen über Probleme reden”, offenbarte Toji nach einem Moment des Schweigens. “Im Beruf kann man sich schnell hinter seinem Posten verstecken und so die Sachlichkeit in der Diskussion gewährleisten, aber hier sind wir alle auf einer Stufe. Ränge und Positionen haben keine Relevanz. … Vielleicht eine gute Chance es zu lernen, was?”

Der Ansatz eines Lächelns zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes ab. Er wollte damit seine Unsicherheit überspielen, scheiterte aber kläglich. Dieses Mal wollte er es nicht so dumm anstellen. Ihren Worten Gehör schenken und ihre Ansicht verstehen. Er war auf ihre Reaktion gespannt.

“Ich möchte mich für meine Dummheiten entschuldigen”, sprach er weiter. “Ich hätte mit dir darüber schon eher sprechen sollen als dich im Unklaren zu lassen. Dir auch auf diesem Weg mehr Respekt entgegen bringen sollen…”


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- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - Serenety -

Sehr lange blieb die junge Frau nicht allein, denn einen Moment später klopfte es an ihrer Tür und ihr Vorgesetzter trat ein. Ein wenig irritiert war Seren schon. Besonders da er scheinbar den Anfang machen wollte. Sonderbar, so kannte sie ihn nicht. Wäre es möglich, dass er durchaus auch einmal so etwas wie Mut aufbrachte? Sie würde ja sehen was als nächstes geschehen würde. Serenety drehte sich und blickte ihm entgegen. Die Blicke der beiden begegneten sich, allerdings hatte sie nicht vor den Anfang zu machen. Diesmal war er an der Reihe. Die Frage des Offiziers halte durch ihr Bewusstsein. Er wollte wissen ob sie etwas essen wollte. Wie lange war es schon her, dass sie wirklich etwas zu sich genommen hatte? Erinnern konnte sie sich nicht. Seit sie hier auf Onderon war, im Hause seiner Familie, hatte sie nur spärlich gegessen. Und auch für diesen Moment hatte sie nicht wirklich Appetit. Es war so als ob ihr Körper sich weigerte Nahrung auf zunehmen. Seren schüttelte leicht den Kopf und hörte ihm weiter zu, denn er schwenkte um. Er wollte mit ihr über das Problem reden. So welches Problem denn? Dass er ein unmöglicher Kerl war? Dass er ein Traditionsloses Schwein war? Interessant war seine Feststellung allerdings schon. In der Tat, sie würden sich nicht ewig anschweigen können. Es dauerte einen langen Moment ehe er seine Gedanken geordnet hatte, aber dann endlich fing er an zu sprechen.

Toji gestand ein, dass es ihm manchmal schwer fiel offen mit anderen Menschen über Probleme zu sprechen. Im Beruf war es einfach sich hinter einem Posten zu verstecken. Allerdings und genau dies tat er mit vorliebe. Sich hinter seinem Rang verstecken. Der kurze Ansatz seines Lächelns bewegte Seren ein wenig. Dass er endlich mal ein wenig offener mit ihr sprach machte deutlich, dass etwas sehr auf seiner Seele lastete und sie wollte unbedingt wissen was es war. Leicht wölbte sie eine Braue als er ihr erklärte er wolle sich für seine Dummheit entschuldigen. Worüber hätte er schon eher mit ihr sprechen sollen anstatt sie im Unklaren zu lassen? Worauf wollte er hinaus? Auf diesem Weg mehr Respekt entgegen bringen? Aber ihre Fragen wurden nicht beantwortet. Er schwieg, schien zu warten. Seren seufzte innerlich. Warum nur machte er es sich so schwer und weshalb machte er es ihr so schwer? Bisher hatte jeder Ansatz zu einem Streit geführt. Würde es diesmal auch so sein? Sie konnte jetzt nicht schweigen, würde etwas sagen müssen, denn dies schien er von ihr zu erwarten. Einen kurzen Moment sah sie ihn nur an, dann schlug sie die Augen nieder.


„Es ist nicht immer leicht über seinen eigenen Schatten zu springen. Mir selbst geht es nicht unbedingt anders. Dass es dir schwer fällt offen zu sprechen ist mir schon lange aufgefallen, aber ich habe dazu geschwiegen. Einmal weil ich kein Recht hatte dich gegen die Wand zu stellen und weil jeder seine Privatsphäre haben sollte. Allerdings machst du es mir nie einfach. Weder im Job noch privat.“

Für einen Moment schwieg sie und dacht über ihre nächsten Worte nach. Sie wollte ihn nicht erneut verletzten gar einen Streit vom Zaun brechen.

„Ich habe das Gefühl, dass du dich gern hinter deinem Posten versteckst, besonders dann, wenn die Situation kritisch zu werden scheint. Ich möchte dir hierbei nicht rein reden, aber hast du mal daran gedacht, dass du es einem somit nur noch schwerer machst mit dir klar zu kommen? Lernen müssen wir beide wohl noch einiges.“

Ihr Blick hatte sich mittlerweile wieder auf ihn gerichtete. Sie hoffte inständig, dass er ihre Worte nicht zu persönlich nahm, denn stets tat er dies und dann führte es zu einer Eskalation. Sie wollte doch einfach nur einmal normal mit ihm reden ohne sich hinterher oder währenddessen über ihn zu ärgern oder gar aufzuregen.

„Ich nehme deine Entschuldigung an, wenn es darum geht, dass du deine ziemlich verletzenden Worte zurückziehen willst.“ Wieder sah sie ihn an, schluckte einen Moment und wartete. Aber es kam nichts. „Worüber hättest du schon eher mit mir sprechen sollen? In was lässt mich im Unklaren?“

Leicht legte sie den Kopf schräg. Darauf wollte sie unbedingt einen Antwort. Es brannte ihr unter den Nägeln zu wissen was er damit bezweckte. Schlecht wollte sie nicht von ihm denken aber Vermutungen konnte sie viele eingehen ohne vielleicht je die Wahrheit zu erfahren. Also musste er etwas sagen, es aussprechen.

„Ich weiß nicht ob ich geschmeichelt oder wütend sein soll, was deine letzte Aussage betrifft. Immerhin kann ich mich nicht erinnern, dass du mir Respekt entgegengebracht hättest seit wir uns kennen. Zumindest nicht so wie es eigentlich der Fall sein sollte.“

Für diesen Moment würde sie nicht mehr sagen. Es war genug von ihrer Seite aus, er hatte begonnen und würde sich stellen müssen, denn eher würde sie nicht locker lassen. Sollte er diesmal erneut den Versuch machen zu flüchten würde er nicht so glimpflich davon kommen wie beim letzten Mal. Sie ließ sich nicht noch einmal so von ihm abspeisen. Vielleicht würde dieses Gespräch einmal zu etwas führen ohne dass er gleich beleidigt war und die Flinte ins Korn warf, wie der Volksmund zu sagen pflegte. Problemen ging er am liebsten aus dem Weg, aber bei ihr hatte er da schlechte Karten. Sie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn sie jemand einfach sitzen ließ ohne ihr eine Antwort zu geben und ebenso wenig mochte sie es angelogen zu werden oder Halbwahrheiten aufgetischt zu bekommen. Dann sollte man besser Schweigen als sich zu verhacken. Würde er ehrlich sein? Würde er diesmal wirklich offen zu ihr sein und würde er diesmal zuerst nachdenken ehe er etwas sagte, was sie erneut tief verletzen konnte? Sie hoffte es, hoffte es für ihn. Denn schon jetzt hing ihrer Beziehung, wenn man dies so nennen wollte, an einem seidenen Faden, der jeden Moment reisen konnte.

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- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - mit Serenety -

Das Schlafzimmer, in dem sich Serenety kämmte, war nicht besonders groß. Man hatte warme Farben verwendet und auch diesen Raum nicht ganz nach dem Stil des eigenen Volkes eingerichtet. Diese Räumlichkeit war wirklich nur zum Schlafen und Umkleiden gedacht. Dennoch musste Toji feststellen, dass das Bett für zwei liegende Personen gedacht war. Unweigerlich musste er an die Nächte auf dem harten Sofa denken. Trotzdem lauschte er weiter den Worten der jungen Akaji.

“Es ist nicht immer leicht über seinen eigenen Schatten zu springen. Mir selbst geht es nicht unbedingt anders”, gestand Serenety, die ihr langes schwarzes Haar weiter kämmte, ihm gegenüber ein. “Das es dir schwer fällt offen zu sprechen ist mir schon lange aufgefallen, aber ich habe dazu geschwiegen. Einmal weil ich kein Recht hatte dich gegen die Wand zu stellen und weil jeder seine Privatsphäre haben sollte. Allerdings machst du es mir nie einfach. Weder im Job noch privat.”

Toji nickte bei dieser Aussage. Er konnte ihr Problem verstehen. Wie konnte ein Kommandant von seinen Leuten ein optimales Verhalten verlangen, wenn er selbst diese Anforderung nicht erfüllte? Hatte er sich so falsch eingeschätzt? Er fuhr sich über sein glattes Kinn und dachte nach. In dieser Situation musste er einfach weiterhin ehrlich bleiben.

“Stimmt, ich bin nicht einfach”, entgegnete der Commander nachdenklich. “Jedoch ist das keine allgemeine Aussage, wie mir scheint. Wahrscheinlich sollte ich in dieser Sache noch etwas an mir arbeiten. … Sieht nach einem weiten Weg aus.”

Wieder gestattete er sich ein schwaches Lächeln um die Situation etwas aufzulockern. Er wusste nicht ob dies wirklich half, aber ihm ging es damit besser. Etwas nervös richtete er seinen bunten Kimono. Der Offizier war gespannt auf die Reaktion der jungen Frau. Sie war ihm wirklich ein Rätsel und so fehlte ihm das Taktgefühl, was er bei anderen Frauen an den Tag legte.

“Ich habe das Gefühl, dass du dich gern hinter deinem Posten versteckst, besonders dann, wenn die Situation kritisch zu werden scheint”, sprach Serenety weiter. “Ich möchte dir hierbei nicht rein reden, aber hast du mal daran gedacht, dass du es einem somit nur noch schwerer machst mit dir klar zu kommen? Lernen müssen wir beide wohl noch einiges.”

Bei diesem Punkt schwieg Toji lieber. Im Normalfall nutzte er seinen Posten nur um die Sachlichkeit am Arbeitsplatz zu sichern. Private Beziehungen hatten im Militär, und besonders in der Schlacht, keinen Platz. Sie störten die Befehlskette, doch Serenety dürfte in dieser Sachen auf die gleiche Weise erzogen worden sein. Zur Verständigung nickte der Flottenoffizier also nur.

Langsam drehte sich das Gespräch um das eigentliche Thema. Wie zwei wilde Tiere kreisten die beiden Menschen mit ihren Worten um diese Sache. Nur ungern wollte einer der beiden den Anfang machen. Doch Toji war im Zugzwang. Er hatte dieses Gespräch nur aus diesem Grund angefangen. Seine Nervosität stieg weiter. Nun verlangte es wirkliches Fingerspitzengefühl.

“Ich nehme deine Entschuldigung an, wenn es darum geht, dass du die verletzenden Worte zurückziehen willst”, sagte sie zögerlich. Ihr Blick wich dabei dem von Toji nicht aus. “Worüber hättest du schon eher mit mir sprechen sollen? In was lässt du mich im Unklaren?”

Er folgte ihrer Kopfbewegung mit seinem Blick. Mittlerweile hatte sie das Kämmen eingestellt. Anscheinend konzentrierte sie sich ganz auf ihn. Er hatte ihre Aufmerksamkeit. Doch wirklich wohl war ihm dabei nicht. ‘Ich habe keine andere Wahl’, dachte sich der Flottenoffizier. ‘Hier muss der Grundstein gelegt werden.’

“Mir ging es um den Kuss, den wir hatten”, begann Toji zu erklären. “Ich habe gegen meine Prinzipien verstoßen, denn eigentlich wollte ich Privates und Berufliches trennen. Aus diesem Grund habe ich auch so merkwürdig reagiert als sich unsere Lippen von einander lösten.”

Er schwieg einen Moment. Eigentlich öffnete er sich nur sehr ungern gegenüber anderen Personen. Noch nie war er bei einem Schiffspsychologen gewesen um sich einen Rat zu holen oder sein Herz auszuschütten. Toji löste seine Probleme lieber allein. Dennoch war dies nicht der Moment für einen Rückzug. Wieder begegnete er ihrem Blick. Ihre braunen Augen glitzerten ihn an.

“Der Abend mit dir hatte mir gefallen”, sprach er etwas unsicher weiter. “Ich hatte nie erwartet, dass wir uns so nah kommen würden. Am Anfang ging es mir nur um ein ordentliches Gespräch zwischen einem Kommandanten und seinem ersten Offizier. Ich wollte dich verstehen, doch irgendwie hast du mich überrumpelt…”

Wieder kam er ins Stocken. Ihm fehlten die Möglichkeiten um seine Gedanken auch verbal äußern zu können. Sein Blick wanderte durch das Zimmer. Sein Puls schlug schneller und er war sichtlich nervös. Nichts erinnerte mehr an seine Haltung als imperialer Offizier. Hier war er wirklich nur ein einfacher Mensch.

“Ich möchte, dass du weißt, dass du nie als “Bettgeschichte” - in jeglicher Weise - gegolten hast”, beendete er seine kleine Offenbarung. “Ich habe seit dem ersten Tag deine Fähigkeiten respektiert. Du bist nicht wie andere Frauen…”

Serenety schien über diese Worte einen Moment nachzudenken. Hatte sie mit dieser Sache gerechnet? Er war auf ihre Reaktion gespannt. Hier trafen wirklich zwei Dickschädel zusammen. Jeder sah sich selbst im Recht und niemand wollte so einfach seine Position verlassen. Manchmal war es wirklich schwer vernünftig zu sein.

“Ich weiß nicht ob ich geschmeichelt oder wütend sein soll, was deine letzte Aussage betrifft”, sagte die junge Frau. “Immerhin kann ich mich nicht erinnern, dass du mir Respekt entgegengebracht hättest seit wir uns kennen. Zu mindestens nicht so, wie es eigentlich der Fall sein sollte.”

Ein harter Vorwurf, den Toji nicht so einfach auf sich sitzen lassen konnte. Sicherheit kehrte wenigstens für einen Moment in seinen Körper zurück. Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Auch in diesem Fall musste er diplomatisch mit dieser Aussage umgehen. Er kannte die Vorstellungen von Offizieren, wie man sie behandeln sollte.

“Wie kann ich jemanden mit vollem Respekt behandeln, wenn ich ihn erst seit wenigen Tagen kenne?”, fragte Toji vorsichtig. “Eine Akte sagt nicht viel über die gesamte Person aus und so muss man sich erst beweisen. Ich habe dich mit dem Respekt behandeln, denn ein neuer Offizier auf einem Schiff bekommt. Du hast dich bei Belkadan gut geschlagen und das rechne ich dir auch hoch an, doch deine Stellung in unserem Volk allein kann nicht alles sein.”

Er hatte mit sanfter Stimme gesprochen. Seine Worte waren wohl überlegt, denn er hatte die gleiche Diskussion mit seinem alten Captain gehabt. Auch er hatte sich damals nicht richtig behandelt gefühlt, doch er lag einfach falsch. Er hatte sein Abschluss an der Akademie falsch eingeschätzt. Nun war er gespannt wie Serenety mit dieser Kritik umging.


- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - mit Serenety -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - mit Toji -

Wenigstens gab er zu, dass er nicht einfach war. Genau dies hatte sie eigentlich von ihm hören wollen. Nämlich dass er endlich Manns genug war, sich dies einzugestehen. Es war ihr nicht darum gegangen, dass er sonst etwas veranstaltet hätte. Ehrlichkeit war es und Offenheit, die sie von ihm wollte. Wie sollte sie sonst mit ihm umgehen wenn dies nicht gegeben war? Davon abgesehen brauchten sie dies auch in ihrem Job. Wenn kein Vertrauen zwischen einem Commander und seinem ersten Offizier bestand, wo sollte es dann enden? Allerdings sollte er daran noch etwas arbeiten. Dies hoffte sie sehr, zumal es dann vielleicht einfach wäre mit ihm zu Recht zu kommen. Serenety schwieg mit Absicht um sich ein Bild dessen zu machen wie viel er sich eingestehen würde und wie er sich weiterhin verhalten würde. Wobei ihr klar war, dass ihm nicht alles gefiel, was sie gesagt hatte, aber es entsprach der Wahrheit ob er es nun wollte oder nicht.

Serens Augen bekamen ein glänzen als Toji endlich zum eigentlichen Thema überging. Es ging ihm um den Kuss! Gebannt wartete sie darauf was kommen würde. Denn genau dies lag ihr auf der Seele. Schon seit Tagen und es quälte sie. Seine gemeine Antwort drauf, sie nur aus dem Affekt geküsst zu haben stach ihr noch immer ins Herz. Würde sie nun etwas anderes hören? Er hatte gegen seine Prinzipien verstoßen, da er eigentlich Privates von Beruflichem trennen wollte. Deshalb hatte er so merkwürdig reagiert als sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten. Was sollte dies nun wieder heißen? Immer noch nicht war ersichtlich warum er sie überhaupt geküsst hatte. Sah er es noch immer als Fehler an? Sie wünschte sich nichts mehr als endlich zu erfahren weshalb. Konnte es so schwer sein? Scheinbar schon, denn beide taten sich ungeheuer schwer sich etwas zu sagen.

Ein Funkeln glomm in ihren Augen auf als er ihr eingestand, dass ihm der Abend gefallen hatte. Er hatte also nie erwartet, dass sie sich beide so nahe kommen würden. Wenn sie ehrlich war, dann hätte sie dies auch nicht und trotz allem war es geschehen. Seren war noch erstaunter zu hören dass es ihm eigentlich nur um ein Gespräch zwischen Vorgesetztem und Untergebenem gegangen war, sie hatte verstehen wollen, sie ihn aber schließlich überrumpelt hatte. Überrumpelt? Wie sollte sie dies verstehen? In welcher Hinsicht überrumpelt? Weshalb druckste er so herum. Eigentlich waren es doch immer die Männer die Frei heraus sprach. Sein Stocken war ein wenig verwirrend. Doch auch dieses Geheimnis lüftete sich nicht wirklich. Sie sollte wissen, dass sie nie als Bettgeschichte in jeglicher Weise gegolten hatte. Dieser Punkt war erleichternd. Ebenso war es schön zu hören, dass er seit dem ersten Tag ihre Fähigkeiten respektierte hatte. Leicht wölbte sie eine Braue. Sie war nicht wie andere Frauen? Konnte er nicht einmal aussprechen? Irgendwie war sein Verhalten ja niedlich aber sie wollte doch einfach die ganze Wahrheit hören ohne Stocken und dergleichen.


„Schön dass du wenigstens zu gibst nicht einfach zu sein. Ich bin es auch nicht unbedingt. Wenigstens sind wir uns darin einig.“

Ein kurzes Lächeln umspielte ihre Lippen, dann wurde sie wieder ernst.

„Du bringst mich noch durcheinanderer als ich eh schon bin. Warum hast du gegen deine Prinzipen verstoßen, wenn du privates von beruflichem trennen willst? Mit hat der Abend mit dir auch gefallen, dies kann ich nicht leugnen. Glaubst du ich hätte gedacht, dass wir uns näher kommen würden? Und was soll das heißen ich hab dich überrumpelt? Du wirst mehr Fragen auf als sie zu beantworten.“

Mit einem seufzen legte sie ihre Hände auf ihren Schoss und blickte ihn an.

„Ich bin nicht wie andere Frauen? Langsam, denn ich komme nicht mehr wirklich mit. Wenn du mir so viel schon sagst und doch so wenig, dann bitte so, dass ich alles verstehe. Im Unklaren gelassen zu werden ist auch nicht schöner als die Worte die du mir damals sagtest, nämlich dass dieser Kuss nur aus dem Affekt entstand.“

Leicht schüttelte sie den Kopf. Was Letzteres Anging verstand er wirklich nicht was sie meinte. Vielleicht hatte sie sich zu undeutlich ausgedrückt. Oder er war zu verwirrt um sie zu verstehen.

„Ich glaube du verstehst nicht um was es mir bei der Respektssache geht. Ich weiß sehr wohl, dass du mich als Offizier Respektierst und als ein Mitglied deines Volkes. Es geht mir nicht darum irgendwelche Vorteile zu erhalten. Ich möchte doch nur als die Respektierte werden die ich bin. Nämlich als Frau, als Persönlichkeit und Mensch. Warum fällt es dir so schwer über deinen Schatten zu springen? Jedes mal wenn wir uns bisher unterhalten haben hat es im Streit geendet oder darin dass ich hinterher wütend auf dich wahr. Manchmal habe ich das Gefühl mich im Kreis zu drehen ohne voran zu kommen. Ich tue alles für dein Schiff und damit auch dir und alles was ich ernte ist entweder ein dummer Spruch oder Worte die mich verletzen. Mir ist bewusst, dass ich ebenso wenig einfach bin wie du. Aber könne wir nicht versuchen eine Ebene zu erlangen, die nicht damit endet, dass wir uns letztlich gegenseitig bekriegen?“

Serenety stand auf. Sie musste ein paar Schritte gehen um ihren Körper zu entspannen.

„Ich fühle mich in deiner Gegenwart wie ein Kind welches man umehr schupst. Entweder bringst du mich dazu dass ich mich tierisch über dich aufrege und dir sonst was an den Hals wünsche oder aber du verwirrst mich so sehr dass ich mich manchmal frage ob ihr verrückt werde. Woran liegt dass? Bestimmt nicht daran dass ich eine Frau bin, denn anderen Frauen gegenüber bist du anders. Ich meine ich weiß nicht einmal was ich von dir halten soll. Bist du der Frauenheld als denn man dich gern umschreibt? Oder versuchst du dieses Image nur aufrecht zu erhalten?“

Sie sah ihn vom Fenster aus an. So viele Fragen beschäftigten sie und sie wusste nicht ob sie überhaupt einen Antwort darauf erhalten würde. Aber innerlich hoffte sie dies, denn auch sie wollte ihn verstehen. Es machte sie Krank im ungewissen zu bleiben.

„Ich möchte dich doch nur verstehen! Bisher hast du mir keine Möglichkeit dazu gegeben. Entweder hast du geschickt darum herum gesprochen oder dich ganz aus der Affäre gezogen. Eigentlich dachte ich immer, dass man mit mir Reden kann, zumindest können dies wenigstens meine Patienten. Es ist einfacher mit einer Wand zu kommunizieren als mit dir und dass meine ich nicht böse. Es ist nur so dass, nun dass ich das Gefühl habe, dass du mir aus dem Weg gehst. Stimmt das?“

Einen langen Moment sah sie ihn an, ehe sie leicht den Blick senkte. Nun war sie es, die offen sprach. Offen über das was sie dachte und zum Teil auch fühlte. Würde das Eis zwischen ihnen endlich ein wenig tauen? Würden sie sich erneut etwas näher kommen oder waren sie dazu verdammt auf ewig Feinde zu bleiben? Wie würde ihre Zukunft aussehen und gab es überhaupt eine? All dies würde sich zeigen im laufe der nächsten Stunden und Tage.

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Der Puls des jungen Flottenoffiziers wurde von Sekunde zu Sekunde schneller. Noch wirkte die junge Akaji ruhig, aber wie lang hielt dieser Zustand an? Im Endeffekt lief dieses Gespräch auf eine Gratwanderung hinaus. Ein falscher Schritt und die Familien konnten nur noch die Scherben einer geplanten Zukunft auflesen. Ein hohes Maß an Spitzenfingergefühl war in diesem Augenblick gefragt. Jedoch gehörte Toji nicht zu den Menschen, die immer eine richtige Antwort parat hatten. Deshalb herrschte auch die Nervosität in seinem Körper.

“Du bringst mich durcheinanderer als ich eh schon bin”, beschwerte sich Serenety mit ernster Stimme. “Warum hast du gegen deine Prinzipien verstoßen, wenn du privates und berufliches trennen willst? Mir hat der Abend mit dir auch gefallen, dies kann ich nicht leugnen. Glaubst du ich hätte gedacht, dass wir uns näher kommen würden? Und was soll das heißen ich habe dich überrumpelt? Du wirfst mehr Fragen auf als sie zu beantworten.”

Toji ließ sich diese Kritik auf der Zunge zergehen. Drückte er sich manchmal wirklich so umständlich aus oder hörte sie nicht richtig zu? Die Klärung dieser Fragen hatte für sie anscheinend eine sehr hohe Priorität. Man konnte den Willen, ihn zu verstehen, hinter diesen Worten erkennen. Hatte sie doch ein gewisses Interesse an ihm? Der junge Mann kam ins Grübeln.

“Indem ich dich geküsst habe, habe ich gegen meine Prinzipien verstoßen”, antwortete Toji ruhig. “Nach meinem Abschluss an der Akademie hatte ich mir geschworen mit keinem Mannschaftsmitglied eine Beziehung einzugehen. Selbst wenn es nur für eine Nacht wäre. … Doch irgendwie wurde durch den schönen Abend diese Grenze überwunden.”

Er schüttelte den Kopf. Warum war er plötzlich so ehrlich zu ihr? Stand hinter seinem Verhalten vielleicht doch mehr? Hatte Sayaka Akaji, die Mutter von Serenety, mit ihrer Beobachtung wirklich recht gehabt? War er so blind gegenüber seinem eigenem Leben? Er verkniff sich ein Seufzer.

“Überrumpelt hast du mich mit deiner zweiten Seite”, sprach er weiter. “Bis zu diesem Abend kannte ich nur deine berufliche Seite. Hatte kaum Einblick in dein Privatleben - was auch dein gutes Recht ist. Du hast mich einfach überrascht. Vielleicht hat die ganze Mischung, die an diesem Abend geherrscht hatte, zu dem Kuss geführt. … Genauer kann ich es nicht erklären…”

Serenety sprang sofort zur nächsten Frage über. Dieses Gespräch entwickelte schnell eine ungewollte Eigendynamik. Man hatte das Kernthema getroffen und nun darin verbissen. Ein schneller Ausweg, der keine der beiden Seiten verletzen würde, gab es nicht. Toji konnte nur ausharren. Rede und Antwort stehen und vielleicht so den Schlüssel zu ihrem Geist erlangen. Endlich Verständnis für sie aufbringen.

“Ich bin nicht wie andere Frauen?”, fragte die junge Akaji etwas verwirrt. “Langsam, denn ich komme nicht mehr wirklich mit. Wenn du mir so viel schon sagst und doch so wenig, dann bitte so, dass ich alles verstehe. Im Unklaren gelassen zu werden ist auch nicht schöner als die Worte, die du mir damals sagtest, nämlich das dieser Kuss nur aus dem Affekt entstand.”

Langsam kam Toji in Erklärungsnot. Ihm gingen die Worte aus. Serenety verlangte wirklich viel von einem schlichten Mann aus ihrem Volk. Wie sollte er sich nur erklären? Konnte er einen so tiefen Einblick in seine Gefühle und Sichtweisen zu lassen? Wahrscheinlich musste er das, wenn er seiner Familie keinen weiteren Schaden zufügen wollte.

“Vergleiche ich dich mit anderen Frauen, die ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe, dann stellst du die berühmte Ausnahme zur Regel dar”, erklärte der Flottenoffizier und sein Blick ruhte auf dem hübschen Gesicht seiner Gesprächspartnerin. “Das ist nicht negativ gemeint. Dein Vater hat dich wie einen Sohn, jedenfalls in einigen Bereichen, erzogen und damit hast du auch eine andere Sicht als die meisten Frauen.”

Unsicher atmete er aus. Hatte er sich richtig ausgedrückt? Sein Blick suchte den von Serenety. Wieder fummelte er sich an seinem Kimono herum. Der Stoff schien an seinem Körper unangenehm zu reiben und dabei war es feinste Seide.

“Ich glaube du verstehst nicht um was es mir bei der Respektssache geht”, sagte Serenety. “Ich weiß sehr wohl, dass du mich als Offizier respektierst und als ein Mitglied deines Volkes. Es geht mir nicht darum irgendwelche Vorteile zu erhalten. Ich möchte doch nur als die respektiert werden, die ich bin. Nämlich als Frau, als Persönlichkeit und Mensch. Warum fällt es dir so schwer über deinen Schatten zu springen? Jedes Mal, wenn wir uns bisher unterhalten haben, hat es im Streit geendet oder darin das ich hinterher wütend auf dich war. Manchmal habe ich das Gefühl mich im Kreis zu drehen ohne voran zu kommen. Ich tue alles für dein Schiff und damit auch dir und alles was ich ernte ist entweder ein dummer Spruch oder Worte, die mich verletzen. Mir ist bewusst, dass ich ebenso wenig einfach bin wie du. Aber können wir nicht versuchen eine Ebene zu erlangen, die nicht damit endet, dass wir uns letztlich gegenseitig zu bekriegen?”

Nach dieser Ansprache stand sie auf. Anscheinend war ihre Seele ebenfalls ruhelos. Toji dachte einen Moment über diese Worte nach. Hatte er wirklich solche Probleme bei ihr? Ihm war es nie so aufgefallen. Sein Blick wurde ihr gegenüber etwas weicher.

“Ich wollte diese Reaktion bei dir nie hervorrufen”, sagte der Flottenoffizier auf ihre Worte. “Mit meiner Art wollte ich die Situationen nur auflockern. Eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Anscheinend ist es mir nicht gelungen. … Ich sollte daran arbeiten…”

Er folgte ihren Bewegungen. Serenety hatte sich zum Fenster begeben und schien in die Ferne zu starren. Er lauschte ihren weiteren Worten, doch wie sollte er auf sie eine Antwort finden? Sollte er sich wirklich noch mehr offenbaren? War er ein Frauenheld? War er stolz auf so einen Titel?

“Ich möchte dich doch nur verstehen”, redete Serenety weiter. “Bisher hast du mir keine Möglichkeit dazu gegeben. Entweder hast du dich geschickt darum herum gesprochen oder dich ganz aus der Affäre gezogen. Eigentlich dachte ich immer, dass man mit mir reden kann, zumindest können dies wenigstens meine Patienten. Es ist einfacher mit einer Wand zu kommunizieren als mit dir und das meine ich nicht böse. Es ist nur so das, nun das ich das Gefühl habe, dass du mir aus dem Weg gehst. Stimmt das?”

Der Flottenoffizier war von dieser Offenheit fasziniert. Damit hatte er nicht gerechnet. Unsicher tat er einen Schritt auf sie zu. Ihr Parfüm stieg in seine Nase und er bekam einen ausgezeichneten Blick auf ihren schlanken Körper. Sie gefiel ihm, doch reichte das für eine Beziehung? In seinen Augen hatten sie noch einen weiten Weg zu gehen, wenn sie wirklich heiraten sollten.

“Ich würde dich auch gern verstehen wollen”, murmelte Toji. “Du hüllst dich in einen Panzer aus Eis und scheinst Gefühle nach außen abzublocken. Vielleicht bist du in den Gesprächen mit deinen Patienten anders, aber auf mich hast du kalt gewirkt. Der eine Abend hat mir erst einen anderen Einblick in dein Wesen gegeben. Erst ab da konnte ich überhaupt ein Verständnis aufbauen. Leider war es so schnell fort wie es gekommen ist.”

Toji seufzte und wandte sich leicht ab. Gehen wollte er nicht, aber bleiben konnte er nicht. Sie schienen auf eine Sackgasse zu zulaufen. Im Moment hielt ihn nur die Spannung auf ihre Reaktion. Er wollte sie berühren, aber dafür war die Entfernung einfach zu groß. Im Moment schien seine Gefühlswelt wieder im Chaos zu versinken.


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Wenn sie nicht ohnehin schon verwirrt gewesen wäre, dann wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen wo sie nicht mehr verstanden hätte. Der Abend mit ihr und dieser Kuss mussten bei ihm mehr bewirkt haben als er anfangs hatte zugeben wollen. So hatte er sich nach der Akademie geschworen nie mit einem Mannschaftsmitglied eine Beziehung einzugehen auch nicht für eine Nacht. Jene Grenze allerdings, die er so lange aufrecht gehalten hatte, war überwunden worden. Wollte er ihr damit sagen, dass sich seine Sichtweise in dieser Hinsicht verändert hatte? Dies zumindest ließen seine Worte so erkennen, was bedeuten konnte, dass er nicht abgeneigt wäre, sich auf jemanden einzulassen, der zu seiner Mannschaft gehörte. War dies ein gutes Zeichen? Serenety empfand es nicht als solches. Denn dies würde bedeuten, dass, wenn ihm eine Frau gefallen sollte er mit dieser ein Verhältnis eingehen würde und dies noch vor ihren Augen. Verflixt! Was sollte dies schon wieder. Weshalb behagte ihr dieser Gedanken nicht? Es ging sie gar nichts an mit wem er irgendetwas anfing und mit wem nicht und trotz allem störte sie es maßlos. Hier stimmte ganz gewisslich etwas nicht. Dieser Fehler konnte nicht bei ihm allein lieben sondern musste bei ihr zu finden sein.

Sie hatte ihn also mit ihrer zweiten Seite überrumpelt, wie er es ausdrückte. Es stimmte, dass er bis Dato nur ihre Berufliche Seite kennen gelernt hatte, etwas völlig normales. Schließlich wollte sie ja nicht jedem ihr Privatleben eröffnen. Nach seinem Einblick in ihr privates und dabei durchaus offenes Ich hatte es bei ihm wohl eine Gradwanderung gegeben. Hatte Daichi so etwas nicht angemerkt? Dies, so sagte er, hatte zu diesem Kuss geführt. Genauer konnte auch er es nicht erklären. Die Erklärung allerdings war diesmal besser als jene davor und sie konnte sich damit zufrieden geben. Ihre weitere Frage wurde von ihm diesmal auch beantworte. Der unterschied bei ihr zu andern lag darin, dass man sie nicht wirklich miteinander vergleichen konnte. Einmal, weil wie er sagte, sie durch ihren Vater anders erzogen worden war, besonders da Han sie wie einen Sohn behandelt hatte, was Toji wohl von ihrer Mutter zu wissen schien. Demzufolge besaß sie auch eine andere Sichtweise. Etwas, was man ihr schon öfter gesagt hatte. In diesem Punkt pflichtete sie ihm gedanklich bei. Denn es entsprach der Wahrheit. Serenety, war in mancherlei Dingen einem Mann ähnlicher als so viele andere Frauen. Etwas, was sie zu einer Besonderheit machte, wenn man wollte.


„Indem du mich also geküsst hast, hast du deine Prinzipien verraten. Gut damit kann ich etwas anfangen besonders, weil du dir geschworen hattest nach der Akademie niemals eine Beziehung mit einem Mitglied deiner Mannschaft einzugehen, selbst nicht für eine Nacht. Dieser Abend hat die Grenzen überwunden! Ich, es tut mir leid, wenn ich der Ausschlaggebende Punkt dabei war. Dies hab ich nicht gewollt.“

Seren meinte dies ehrlich. Sie hätte nie gedacht, dass ein Mann vielleicht einmal so etwas zu ihr sagen würde. Besonders nicht er und mit dieser Offenheit diesmal. Es war überraschend, dass er dies tat, wenn sie ihn bisher auch anderes kennen gelernt hatte. Aber es gefiel ihr durchaus, dass er nun endlich einmal zeigte wer er wirklich war.

„Ich trage privates nicht gern an die Öffentlichkeit. Genau genommen halte ich sie stets zurück um dafür zu Sorgen, keinen Konflikte zu haben. In diesem Punkt sind wir uns wohl irgendwie ähnlich. Denn auch ich trenne Privat von Beruflich. Zumal ich zu denen gehöre, die sich nicht sofort öffnen. An diesem Abend war dies etwas anderes. Es hat alles gestimmt und ich hatte das Gefühl dir in dieser Hinsicht vertrauen zu können.“

Auch dies war nicht unbedingt einfach zuzugeben, aber ihr war klar, dass es besser so wäre, besonders, da er ihr gegenüber ebenso offen war. Andererseits wollte sie wirklich frieden zwischen sich und ihm haben.

„So du hast mich also mit anderen Frauen verglichen. Bemerkenswert dass dir aufgefallen ist, dass ich nicht wie die meisten anderen bin. Damit haben einige anfangs ein Problem. Wie ich deinen Worten entnehmen kann hattest du ein Gespräch mit meiner Mutter. Ja mein Vater hat mich aufgezogen wie einen jungen und dies nicht nur in ein paar Dingen. Ich glaube meine Mutter bedauert dies heute noch. Sie hätte lieber ein richtiges Mädchen gehabt welches mit ihr durch die Straßen und Läden gegangen wäre. Deren Interessen den ihren entsprochen hätten. In diesen Punkten hab ich sie zu meist enttäuscht.“

Serenety schwieg. Auch wenn er erklärte dass er nie eine Reaktion wie die, dass sie sich bei ihm stets wie ein Kind fühlte welches man umherschupst, hervorrufen wollte, tat es nichts zur Sache ab, dass es trotzdem so war. Mehr noch, sie fühlte sich in seiner Gegenwart so manches Mal Hilflos. Aber dies hatte sie verschwiegen. Auch wenn er es gut gemeint hatte und die jeweiligen Situationen hatte bloß auflockern lassen wollen, so war es stets das Gegenteil gewesen. Es war ihm nicht im mindestens gelungen die Atmosphäre durch solcherlei Gebaren aufzulockern. Ganz im Gegenteil, sie hatte sie nur umso schlimmer gefühlt.

Die junge Frau hob leicht den Kopf als er murmelte, dass auch er sie verstehen wollte. Wie Recht er doch hatte. Ja sie hüllte sich in einen Panzer aus Eis und blockte Gefühlen nach außen hin ab. Serenety erschrak fast als Toji ihr sagte, dass sie auf ihn kalt gewirkt hatte. War dem wirklich so? Hatte erst dieser gemeinsame Abend ihm helfen können, einen Einblick in ihr Wesen zu erhalten? War dieser Abend der Wendepunkt gewesen? Einen langen Moment dachte Seren darüber nach und musste feststellen dass er Recht hatte. Es war so und auch diesmal konnte sie es nicht leugnen.


„Mag sein dass du diese Reaktion nie hervorrufen wolltest und doch hast du es getan. Du wolltest die jeweiligen Situationen auflockern, eine vertrauensvolle Atmosphäre einbringen aber du hast das Gegenteil bewirkt. Wie du schon festgestellt hast bin ich nicht wie die meisten anderen Frauen, die hin und weg sind, wenn Männer um sie herum scharwenzeln. Genau genommen habe ich mich stets unwohl gefühlt. Ich wusste nie wirklich wie ich mich verhalten sollte.“

Sie schluckte, sah neuerlich zu Boden und wandte sich ihm dann wieder zu.

„Du hast Recht! Ich hülle mich in einen Panzer aus Eis und gebe meine Gefühle nicht preis. Ich blocke sie ab und hinterlasse den Eindruck von jemandem der Eisig ist. Deine Worte haben mich schockiert und doch gebe ich dir Recht. Meinen Patienten gegenüber bin ich anders ja. Gott! Es gab Zeiten in meinem Leben in denen ich so anders war. Zeiten in denen ich glück war und lachen konnte. In denen ich unbeschwert war. Aber all dies änderte sich als ich auf die Akademie kam. Damals war ich eine der jüngsten Anwärterinnen und nicht nur das. Weiblich Wesen war nicht so viele dort. Bastion ist ein raues Pflaster und die Akademie war die Hölle. Für unsere Männlichen Kollegen waren wir nichts weiter als Opfer, die man treiben konnte wie Tiere. Sie haben sich stets einen Spaß daraus gemacht uns zu erniedrigen wo sie konnten. Handgreiflichkeiten gab es fast täglich und es hat kaum jemanden geschert. Als wir älter wurden wurde es nur umso schlimmer. Nur lag das Augenmerk der Männer dabei nicht mehr auf so kleine Dinge wie, wir können das Mädchen in die Ecke drängen. Damit hätte ich leben können. Es ist etwas anders in die Ecke gedrängt zu werden und dort so lange drangsaliert zu werden bis sie erhalten haben was sie wollten und mit der Zeit wurde es schlimmer. Dann war es noch harmlos wenn sie sich einen Spaß daraus machen wollten dich zu zwingen ihnen den Schlüssel für die Nasszellen der jungen Frauen zu geben…“

Serenety brach ab. Die Erinnerungen die hochkamen schnürten ihr die Kehle zu. Sie war dankbar, dass es nie zu etwas absolut gewalttätigen gekommen war. Männer waren in diesem alter unberechenbar. Sie hatte hinterher Geschichten von Frauen gehört, die sehr viel mehr erlebt haben mussten. Der Blick der jungen Frau hatte sich zum Fenster gewandt. Sie hatte ihn dabei nicht ansehen könne. Dass sie Gefühle nicht zeigte, nicht offen wäre damit eigentlich klar. Weshalb sie ihm dies erzählt hatte, war ihr nicht vollends klar und es erschreckte sie, feststellen zu müssen, dass sie ihm eigentlich ein stückweit näher sein wollte in diesem Moment. Empfand sie doch mehr für ihn? Wieder brach ein Chaos der Gefühle in ihr an und wieder versank sie darin.

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Der Blick des Flottenoffiziers schweifte durch den Raum. Die warmen Farben an den Wänden luden regelrecht für ein kurzes Nickerchen ein. Doch im Moment war für Toji nicht an Schlaf zu denken. Das Gespräch zwischen ihm und Serenety erreichte langsam seinen Höhepunkt. Die Fronten klärten sich, aber Sicherheiten gab es auch in diesem Bereich nicht. Hier konnte jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden. Allmählich kehrten die Augen zu der jungen Akaji zurück.

“Indem du mich also geküsst hast, hast du deine Prinzipien verraten”, wiederholte die junge Frau. “Gut damit kann ich etwas anfangen besonders, weil du dir geschworen hattest nach der Akademie niemals eine Beziehung mit einem Mitglied deiner Mannschaft einzugehen, selbst nicht für eine Nacht. Dieser Abend hat die Grenzen überwunden! Ich, es tut mir leid, wenn ich der ausschlaggebende Punkt dabei war. Dies hab ich nicht gewollt.”

Toji schüttelte den Kopf. Anscheinend hatte sie ihn nicht ganz verstanden. Es war nicht der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort für eine Schuldzuweisung. Außerdem sah sich der Flottenoffizier nicht in der Position um hier zu richten. Er war Zivilist und musste sich damit abfinden. Toji musste diese Situation aufklären.

“Nein, nein… Ich wollte dir nicht die Schuld daran geben”, entgegnete Toji mit ruhiger Stimme und unterdrückte dabei den Drang ihre Schulter zu berühren. “Niemand hatte ein Schuld an dieser Sache. Vielleicht hat die Situation einfach für einen Kuss gepasst. Das Schicksal hatte es vorgesehen und meine Prinzipien waren halt nicht so wichtig in diesem Zusammenhang.”

Er winkte ab und setzte sich etwas in Bewegung. Die Nervosität musste einfach abgebaut werden. Im Moment kam ihm dieses Gespräch schwerer als eine Schlacht vor. Der Flottenoffizier war in diesen Dingen ungeübt. Ihm fehlte die richtige Rhetorik um Massen zu begeistern. Seine Art mochte vielen Mannschaftsmitgliedern gefallen, aber allein durch Worte konnte nur die wenigsten bewegen.

“Ich trage Privates nicht gern an die Öffentlichkeit”, gestand sie etwas widerwillig. “Genau genommen halte ich sie stets zurück um dafür zu sorgen, keine Konflikte zu haben. In diesem Punkt sind wir uns wohl irgendwie ähnlich. Denn auch ich trenne privat von beruflichem. Zumal ich zu denen gehöre, die sich nicht sofort öffnen. An diesem Abend war dies etwas anderes. Es hat alles gestimmt und ich hatte das Gefühl dir in dieser Hinsicht vertrauen zu können.”

Toji war von dieser Ehrlichkeit überrascht. Hatte er an diesem Abend wirklich diesen Eindruck bei ihr vermittelt? Wie hatte er das geschafft? Sein Blick richtete sich auf Serenety. Irgendwie wirkte sie in diesem Augenblick zerbrechlich. Sein eigener Beschützerinstinkt regte sich in ihm. Er wollte ihr nah sein, doch sein Kopf machte ihm noch einen Strich durch die Rechnung. Erinnerte ihn an die Entfernung, die beide Seelen trennte. Waren sie füreinander geschaffen oder nicht?

“So, du hast mich also mit anderen Frauen verglichen. Bemerkenswert das dir aufgefallen ist, dass ich nicht wie die meisten anderen bin”, sprach die junge Akaji weiter. “Damit haben einige anfangs ein Problem. Wie ich deinen Worten entnehmen kann, hattest du ein Gespräch mit meiner Mutter. Ja, mein Vater hat mich aufgezogen wie einen Jungen und dies nicht nur in ein paar Dingen. Ich glaube, meine Mutter bedauert dies heute noch. Sie hätte lieber ein richtiges Mädchen gehabt, welches mit ihr durch die Straßen und Läden gegangen wäre. Deren Interessen den ihren entsprochen hätten. In diesen Punkten hab ich sie zu meist enttäuscht.”

“Ein Kind enttäuscht seine Eltern nie”, griff Toji diesen Faden auf. “Und deine Mutter ist stolz auf dich. Vielleicht hast du dich nicht nach ihren Vorstellungen entwickelt, aber welches Kind tut das schon. Wir alle haben unseren eigenen Kopf…”

Wieder wollte er sie berühren, aber tat es nicht. Er zögerte und wandte sich erneut ab. Für ihn war dieser Weg in einer Sackgasse geendet. Neue Fragen hatten sich in seinem Kopf aufgeworfen. Fragen, die er zu einer anderen Stunde klären musste - allein. Sein Blick irrte erneut durch das Zimmer und landete wieder bei der schüchternen Schönheit am Fenster.

“Mag sein, dass du diese Reaktion nie hervorrufen wolltest und doch hast du es getan”, sagte sie. “Du wolltest die jeweilige Situation auflockern, eine vertrauensvolle Atmosphäre einbringen, aber du hast das Gegenteil bewirkt. Wie du schon festgestellt hast, bin ich nicht wie die meisten anderen Frauen, die hin und weg sind, wenn Männer um sie herum scharwenzeln. Genau genommen habe ich mich stets unwohl gefühlt. Ich wusste nie wie ich mich verhalten sollte.”

“Das hat man gemerkt”, murmelte er. “Anscheinend fehlt dir doch die Erfahrung mit anderen Menschen. Menschen, die nicht immer Probleme haben und nach einer Antwort suchen. Vielleicht brauchen wir einfach etwas Zeit um uns einzuspielen. Dieses Gespräch dürfte dafür doch eine ideale Grundlage sein.”

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Sie war wirklich ein komplizierter Fall. Ihre Haltung war wie aus einer fremden Galaxie. Konnte er sie überhaupt verstehen? Sie schienen wirklich von zwei unterschiedlichen Welten zu stammen. Ausnahmen der Regel. Er schüttelte den Kopf ein weiteres Mal. Das Schicksal schien ihn wirklich ärgern zu wollen.

“Du hast recht! Ich hülle mich in einen Panzer aus Eis und gebe meine Gefühle nicht preis”, gestand sie und drehte sich zu ihm. “Ich blocke sie ab und hinterlasse den Eindruck von jemanden, der eisig ist. Deine Worte haben mich schockiert und doch gebe ich dir recht. Meine Patienten gegenüber bin ich anders, ja. Gott! Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich so anders war. Zeiten, in denen ich glücklich war und lachen konnte. In denen ich unbeschwert war, aber all dies änderte sich als ich auf die Akademie kam. Damals war ich eine der jüngsten Anwärterinnen und nicht nur das. Weibliche Wesen waren nicht so viele dort. Bastion ist ein raues Pflaster und die Akademie war die Hölle. Für unsere männlichen Kollegen waren wir nichts weiter als Opfer, die man treiben konnte wie Tiere. Soe haben sich stets einen Spaß daraus gemacht uns zu erniedrigen wo sie nur konnten. Handgreiflichkeiten gab es fast täglich und es hat kaum jemand geschert. Als wir älter wurden, wurde es nur umso schlimmer. Nur lag das Augenmerk der Männer dabei nicht mehr auf so kleine Dinge wie: wir können das Mädchen in die Ecke drängen. Damit hätte ich leben können. Es ist etwas anders in die Ecke gedrängt zu werden und dort so lange drangsaliert zu werden bis sie erhalten haben was sie wollten und mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Dann war es noch harmlos, wenn sie sich einen Spaß daraus machen wollten dich zu zwingen ihnen den Schlüssen für die Nasszellen der jungen Frauen zu geben…”

Durch diese Worte erhielt Toji einen weiteren Einblick in die Vergangenheit der jungen Frau. Es war keine rosige Zeit für sie gewesen. Der Flottenoffizier erwiderte ihren Blick und seine Augen zeigten ein Anzeichen von Mitleid. Sie waren wirklich so unterschiedlich gewesen. Was sollte er darauf sagen? Es gab keinen Schwamm, der solche Erinnerungen auslöschen konnte. Wieder kam der Drang in ihm hoch sie zu umarmen. Sein Beschützerinstinkt rebellierte in seinem Hinterkopf.

“Das… das tut mir leid”, stotterte Toji und fuhr sich durch das schwarze Haar. “Jedoch muss man irgendwann die Vergangenheit ruhen lassen. Sich auf die Zukunft konzentrieren und damit neu öffnen. Der Erfolg des Imperiums hat auch viele Kriminelle, die sich im Gewand eines Offiziers bewegen, zu solchen Akademien getrieben, aber der Krieg wird sie verschlingen. Du hingegen hast die Möglichkeit über sie zu gelangen. Nicht nur moralisch, sondern auch beruflich. Sie werden vor dir salutieren… Der Eispanzer ist also ein Relikt aus alten Tagen… Du hast ihn längst überwunden…”


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