Onderon, Dxun (Japrael-System)

Himmel über Onderon ~ an Bord der Farore

"Jedi Meister", dass war früher sein Rang gewesen. Jetzt würde man ihn bestenfalls als einen dunklen Jedi bezeichnen der abtrünnig geworden war. Jedoch nicht einer der eine Gefahr darstellen konnte. Eher ein Jedi, der einen einfachen, unehrenhaften Pfad eingeschlagen hatte, mit dem er sich selbst letztlich zerstören würde. Ein ehemaliger Jedi, der den Kontakt zur Macht verloren hatte, den höchstens bemitleiden konnte. Das alles hatte ein Ende! Die Richtung die er im Begriff war einzuschlagen hatte sich ihm noch nicht vollständig eröffnet, doch es war nicht mehr weit. Die Macht verriet ihm, dass er auf dem richtigen Weg war und der Radar bestätigte, dass die Farore sich nun im Anflug auf die anvisierte, unnatürliche Struktur befand.

Unter dem sich im Landeanflug befindlichem Schiff offenbarte sich ein dichter, fast schon dschungelartig gewachsener Wald, wie er nur sehr selten auf Onderon anzufinden war. Er musste entstanden sein, nachdem das gesuchte Grab angelegt worden war und schien zumindest von außen später keinen Einflüssen der Zivilisation ausgesetzt worden zu sein. Unweit der Koordinaten schienen die hochgewachsenen Bäume weniger dicht zu sein. Ein kleiner Fluss trennte die Vegetation und war gerade breit genug für einen Landeversuch.

Störrisch sank die Farore in den Wald, ungleichmäßig quetschte sie sich durch das Geässt und wurde immer wieder von Ästen und scheinbar auch kleineren Baumkronen aufgehalten, die Anakin in diesem Fall kompromisslos plattmachen musste, da die Gefahr bei weiteren, größeren Manövern bestand, das Schiff zu beschädigen oder auch noch mehr Schaden anzurichten. Zielsicher setzte der Transporter inmitten des etwas mehr als knöcheltiefen Flusses auf.

Mit einem kleinen Sprung über die untere Kante der Laderampe betrat Anakin den Boden, besser gesagt das Flussbett. Seine Stiefel versanken leicht im weichen Sand, waren aber immernoch hoch genug, als dass sie nicht mit Wasser voll liefen. Bedächtig und Schritt für Schritt trat er aus dem Wasser hinaus und bewegte sich in die Richtung des vermeintlichen Schreins - oder was auch immer ihn genau erwartete...
Mit jedem Schritt den er ging, versuchte er seinen Geist zu beruhigen, seine Sinne zu schärfen. Es war unübersichtlich und jeden Meter musste er Gestrüpp beiseite biegen, sich ducken oder über Wurzeln klettern, die den Weg versperrten. Dunkelheit brach langsam herein, aber im Gegensatz zur Hauptstadt, schien der Regen hier schon vor Stunden ausgesetzt zu haben. Anakin musste dennoch auf alles vorbereitet sein, auch wenn es schwer fiel sich zu Konzentrieren und die Macht so fließen zu lassen wie früher.

Es war höchstens eine halbe Stunde vergangen in der er sich allein durch den dichten Wald gekämpfte hatte. An seinem Unheil vorhersagenden Gedanken hatte sich wenig getan. Mit einem Zischen aktivierte Anakin die grüne Klinge seines Lichtschwertes um sich den Weg zu leuchten. Nur wenige Minuten später war er am Ziel. Eine kniehohe Mauer verriet ihm, dass er an der Struktur angekommen war. Durch den dichten Bewuchs war sie kaum zu erkennen und viel mehr schien sich hier auch nicht zu befinden. Wenige Meter vor ihm stand eine vor Erosion nur schemenhaft zu erkennende Statue mit einer am Sockel nicht mehr lesbaren Gedenktafel. Sein Gefühl verriet ihm, dass dies der Ort war den er gesucht hatte, der Ort an dem er die Erkenntnisse gewinnen konnte die er brauchte. Seine Augen sagtem ihm gar nichts. Ratlos stand er vor der Statue, als ein leichtes Tröpfeln einsetzte. Ein aufkommender Wind pustete die sich in den Blättern gesammelten Reste des Regens hinunter und jeder Einzelne erzeugte einen Zischlaut sobald er auf die noch brennende Klinge des Lichtschwertes traf.

Anakin versuchte seine Umgebung mit der Macht abzutasten, Indizien zu finden oder einen Anhaltspunkt was nun zu tun war. Es lag etwas spirituelles in der Luft, soviel ließ sich mit Bestimmtheit sagen, aber mehr konnte man zunächst nicht ausmachen. Seine Anstrengungen mit der Macht seine Umgebung abzutasten wurden schlagartig beendet, als ihm sich nähernde Lebensformen auffielen. Bereit für was auch immer ihn gleich angreifen würde, brachte sich Anakin vor der Statue in Position, als auch sogleich drei Bomas aus dem Geäst preschten und sich vor ihm positionierten. Offenbar hatte die nächtliche Jagd begonnen und der Ex-Jedi war gerade richtig für Gang Nummer eins. Abwechselnd machten die Viecher ihm Drohgebärden, schnappten oder fauchten ihn an, während er eingekreist inmittend er Struktur stand und ein Flucht unmöglich gemacht wurde.

Mithilfe der Macht versuchte Anakin seinen Focus zu finden, sich eventuell für die Bomas unsichtbar zu machen, doch es half nichts. Diese Kreaturen waren zu aggressiv und zu hungrig, als dass er sich hätte mit seiner geschwächten Macht hätte aus der Situation mogeln können.
Ein erster Boma machte den Anfang und rammte den Mann überraschend von hinten, wobei eins seiner Hörner eine leichte Wunde an dem Bein des Ex-Jedis riss. Taumelnd konnte er sich wegdrehen, bevor der zweite Boma zu Biss. Er stolperte über einen herumliegenden Ast und ging zu Boden, wobei er sein Lichtschwert verlor, welches sich sofort deaktivierte und auf dem dunklen Boden verschwand. Der dritte Boma fiel ihn an und nur mit Mühe konnte Anakin das schnappende Maul mitsammt des Kopfes von sich drücken. Seine linke Hand hielt ihn von sich fern, während seine rechte sich langsam an das Holster in dem sein Blaster steckte tastete. Speichel tropfte ihm ins Gesicht und ein unerträglicher Gestank stieg ihm in die Nase, ließ ihn gar fast das Bewusstsein verlieren. Fest umschloss seine Hand den Griff des Blasters und mit einem Knall löste er eines der Projektile, welches der Kreatur unverzüglich durch den Schädel raste und sie mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn zusammenbrechen ließ. Nur schwer konnte er sich unter dem Kadaver hervorziehen während der erste Boma nach seinen Beinen zu schnappen versuchte. Mit einer Rolle zur Seite brachte er sich in die erwartete Sicherheit. Er zielte auf das eben noch an ihm reißenden Raubtier, als er auch schon von dem zweiten, nur knapp an ihm vorbei Springenden den Blaster aus der Hand geschlagen bekam. Der Schuss ging ins leere und er stand unbewaffnet da.

Jetzt wurde es eng, beide Bomas liefen auf ihn zu. Es gab nur eine Möglichkeit für Anakin. Mit einem durch die Macht gestützten Sprung entging er nur knapp der Attacke, während er instinktiv eine nach sein Lichtschwert greifende Bewegung machte. Wie von selbst glitt es vom Waldboden in seine Hand und mit einer gekonnte Umdrehung zerteilte er den Rumpf des einen Raubtieres. Die grüne Lichtschwertklinge iluminierte die Umgebung, während der letzte Boma direkt wieder auf ihn zu stürmte. Reflexartig streckte Anakin seinem Angreifer die Hand entgegen und ein greller, weißer Lichtblitz traf direkt auf die Visage der Kreatur die laut heulend zusammenbrach. Mit den forderen Klauen versuchte es sich am Kopf zu reiben, während es sich auf den hinteren versuchte zurück zu ziehen. Geblendet und jagdunfähig gemacht versuchte es sich in Sicherheit zu bringen, sprang wieder auf und rannte koordinationslos, bloß weg von seinem Opfer, in den Wald zurück.

Erschöpfte nahm Anakin auf dem Boden, zwischen den beiden erlegten Bomas platz. Er begann zu realisieren was geschehen war. Nicht nur war er knapp dem Tode entronnen, auch hatte er seine Jedikräfte genutzt, als wären sie nie weg gewesen. Für einen Augenblick war ohne darüber nachzudenken eine Verbindung mit der Macht eingegangen und war so in der Lage sich der angreifenden Bestien zu erwehren... doch der Lichtblitz war ihm unbekannt. Es war das erste Mal, dass er diese Technik einsetzen konnte.

Unschlüssig schaute sich der Ex-Jedi um. Vielleicht hatte es etwas mit der scheinbar stärker an diesem Ort konzentrierten Macht zu tun. Anakin hob seinen Blaster auf und deaktivierte sein Lichtschwert, bevor er sich vor die Statue kniete und versuchte zu meditieren und die in der Luft liegende, geistige Energie zu erforschen. Er wollte sich bewusst in den Einklang mit der Macht bringen.

Onderon ~ mysteriöser Urwald ~ Schrein von Q'Anilia

Onderon ~ mysteriöser Urwald ~ Schrein von Q'Anilia

Die Zeit verlor an Bedeutung und aus der Sicht des Ex-Jedi hatte sich seine Umwelt gewandelt. Es war, als würde er in einen Nebel gehüllt - einen warmen, angenehmen Nebel, doch anstatt seine Umgebung optisch ausmachen zu müssen, fühlte es sich an, als würde ihm dieser Nebel mitteilen was er wissen musste. Er war in Sicherheit. Die Verbindung, die er mit der Macht in diesem Augenblick eingegangen war, ließ ihn eins mit seiner Umgebung werden. Wie ein Baum der schon seit Jahrhunderten an der selben Stelle wuchs oder ein Stein, der sich über Jahrtausende mit einer beinahe nicht messbaren Geschwindigkeit an den Ort seiner Bestimmung bewegt hatte, verschmolz er mit diesem Ort.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl zum ersten Mal seit Jahren wieder die Ausmaße des Machtgefüges zu spüren. Wie sie alles miteinander Verband und sein Geist mit Informationen gefüttert zu werden, ohne dabei erschlagen zu werden. Es kostete Anakin viel Zeit sich in diesen Zustand zu versetzen, doch er konnte nun in die Weiten hinausgreifen und begann, die Welt wieder mit anderen Augen zu sehen. Ähnlich wie einst und doch frisch, unverbraucht, als stünde ihm jede Tür offen. In seiner Meditation reiste er durch seine Vergangenheit, in Zeiten, in denen er noch ein Junge war, unberührt von der Macht. Als er sich mit Geschick und Ideenreichtum aus misslichen Lagen befreien musste. In seine Ausbildungszeit im Jedi Tempel als er seine ersten Gehversuche mit der Macht als seinen Verbündeten tat. Auch in die Zeiten als er unabhängig vom Orden durch die Galaxis zog, bis sein Weg ihn schließlich aus seinem persönlichen Tiefpunkt hinaus und hierher führte.

Die Sonne begann am fernen Horizont hereinzubrechen. Über dem noch immer dunklen Wald klarte der Himmel auf und wurde in ein Lichtspiel aus rot-blauen Mischfarben getaucht, während am Boden um ihn herum ein morgendlicher, feuchter Nebel sich Fußhoch abzeichnete. Die Statue vor ihm schien sich durch die Macht zu verändern, als würde sie ebenfalls aus einem Schlaf erwachen. Anakin begann zu begreifen, dass es keine Bezeichnung, kein Rang oder nicht die Wahrnehmung anderer war, die einen Jedi auszeichnete, ihn sich Wissen aneignen ließ. Es war immer die Person selbst, die das Ziel bestimmte. Die Entscheidungen die jeder für sich traf, auch wenn die Auswahl nicht groß zu sein schien, machten einen zu dem der man war und dem, der man werden wollte. Wer wenn nicht die Jedi, die man heute aus den Geschichtsbüchern als Wächter verstand, wusste dies besser. Sie hatten sich vom Orden gelöst und fühlten sich ihm doch verpflichtet. Anstatt stationär vom Tempel aus zu agieren, hatten sie sich auf den Weg in die Galaxis gemacht. Proaktiv agierten sie außerhalb des Tempels, waren die Augen und Ohren der Jedi. Sie mussten Geschick in vielen Bereichen beweisen, ob als Machtnutzer oder einfache Personen. Das war die Rolle in der sich Anakin wiederfinden konnte, die Interpretation, die er mit diesen Jedi aus vergangenen Tagen verband. Wie konnte er erwarten hier etwas Materielles zu finden, dass ihm weiterhelfen konnte. Das Ziel war das Ziel und das bedeutete zu dieser Erkenntnis zu gelangen.

Der Nebel, den Anakin durch die Macht wahrgenommen hatte lichtete sich und vor seinem geistigen Auge erschien die Statue des Jedi. Sie wandelte sich in eine Vision der hier begrabenen Person. Ein flüsternde Stimme erklang und manifestierte sich in einem Abbild einer in einer Robe gehüllten Frau, von der er wenig mehr als ihr zartes, aber gezeichnetes Gesicht erkannte.

"Du hast deinen Weg gefunden junger Jedi. Deine Entscheidungen haben dich hierher geführt, die Guten wie auch die Schlechten, wenn man das so sagen kann. Am Ende sind es deine Entscheidungen, urteilsfrei und neutral und doch Zeichnen sie ein Weg - den Weg der vor dir liegt und den Weg den du gegangen bist."

Aufmerksam hörte der Ex-Jedi zu obgleich er sich fragte, ob dies eine in der Macht manifestierte Erinnerung Q'Anilias war oder ob sie tatsächlich eins mit der Macht war und tatsächlich, nun da er sich zusehends wieder in der Macht festigte, mit ihm Kontakt aufnehmen konnte. Wieso hatte er angenommen Q'Anilia sei ein Männername? Zwei Fragen, eine berechtigte und eine belanglose.

"Ich sehe deine Zweifel und möchte dir Hoffnungen geben, denn auch sehe ich Taten in deiner Vergangenheit und Potential für die Zukunft. Wie du meine Lehre nutzen möchtest bleibt dir überlassen. Doch bedenke wer du bist und vergiss dich nicht selbst."

"Ich... danke dir. Bitte hilf mir meinen eigenen Weg zu finden... Ich war ziellos... abgeschnitten von der Welt und mir selbst."

"Du wirst deinen Weg finden. Er wird sich dir offenbaren, wenn du es zulässt. Doch fürchte dich nicht ihn zu gehen. Du glaubst deine Freunde enttäuscht zu haben und hast Angst davor, sie werden dich abweisen. Das mag sein oder auch nicht, aber glaubst du nicht sie werden sich freuen zu sehen, dass es dir gut geht. Das du bereit bist deinen vor Jahren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Du warst stark in der hellen Seite der Macht. Dieses Echo hallt noch heute in dir wieder. Höre es und ignoriere es nicht. Lerne es zu nutzen und deine Versprechen einzulösen. So wirst du deine Freunde - und du hast noch immer Freunde, da bin ich mir sicher, in deinem zu Hause, auch wenn es nicht mehr das ist was es mal - nicht enttäuschen und deinen Glauben auch wiedergewinnen."

"Wärst du zu meiner Zeit geboren und wir hätten uns getroffen, hätte ich dir ein Lehr-Meister sein können. Doch es ist besser du gehst diesen Weg allein. Ich spüre deinen Schmerz über die erlittenene Verluste und die Angst diese erneut zu erleiden, doch es liegt in deiner Hand. Gehe jetzt und werde was du sein möchtest. Du bist nicht allein!"

Anakins Vision klang ab. Kurz bevor er aus seiner Meditation erwachte traf es ihn wie ein Schlag und er sackte in sich zusammen, verlor das Bewusstsein...

Als er erwachte hallten Q'Anilias Worte in seinem Kopf wieder. Sie hatte Recht! Es gab nichts zu fürchten und es war wirklich Zeit seine Versprechen einzulösen. Casta, Sharee, Mhaats, Paix, Aydin, Padme, Chesara - sie alle waren Personen, denen er sich verpflichtet fühlte. Er musste einen Weg zurück finden, obgleich er einige von ihnen nie wieder sehen würde. Es war seine selbst auferlegte Pflicht seine Erinnerungen an sie zu ehren. Ob an ihrer Seite oder für all das, was er glaubte von ihnen gelernt zu haben.

Entschlossener als je zuvor erhob sich der Ex-Jedi vom Boden und stellte sich der Statue gegenüber. Ein sanftes, vor Dankbarkeit strahlendes Lächeln trat in seine Gesichtszüge. Er war kein Ex-Jedi, er war noch immer ein Jedi, auch wenn er es zwischenzeitlich vergessen hatte. Zwar getrennt vom Orden und wie Q'Anilia ihm zu verstehen gegeben hatte, von seinen Freunden, aber immernoch ein Jedi. Er wusste also, dass der Schlüssel darin lag einen Weg zurück zu finden.

Ein Detail an dem nicht mehr lesbaren Schriftzug fiel Anakin auf, gerade als er im Begriff war sich von diesem Ort abzuwenden. Dieses Detail war vorher nicht da! Er kniete sich vor den Sockel der Statue und betrachte die Inschrift. Sie war auf einer Platine eingelassen, auch wenn die Erosion dies nur noch erahnen ließ. Eine der Ecken stand nun etwas ab und es kostete Anakin keine Mühe nach der Ecke zu greifen und die Platine zu lösen. Dahinter verbarg sich eine abgenutzte, vom Zahn der Zeit verschlissene, aber noch intakte Box. Er legte sein Fundstück vor sich auf den Boden und öffnete vorsichtig den Deckel. Ein erneutes Lächeln erhellte sein Gesicht. Er fühlte sich, als hätte er Q'Anilia Ewigkeiten gekannt und hatte es nur vergessen. Er spürte immernoch ihre Präsenz und griff in die Box um den seines Lächelns beschuldigten Gegenstand heraus zu holen. Es handelte sich dabei um ihr inzwischen stark angerostetes Lichtschwert. Vorsichtig beäugte der Jedi die vermutlich über 1000 Jahre alte Waffe. Die Energiezelle war aufgebraucht, der Aktivierungs-Knopf im Laufe der Zeit einfach verschwunden. Es war nicht mehr benutzbar, doch durch kleine Löcher in der Hülle glänzte noch immer der gelbe Kristall der dem Lichtschwert früher seine Farbe gegeben hatte und die Klinge zu einer tödlichen Waffe der Gerechtigkeit werden ließ.

Vorsichtig stellte Anakin die Box wieder zurück und verschloss das verborgene Fach wieder. Die Waffe jedoch nahm er an sich. Ein paar Schritte trat er zurück, beobachtete diesen Ort einen kurzen Augenblick und sog die bejahende Präsenz Q'Anilias ein vorerst letztes Mal in sich auf. Mit neuem Mut wandte er sich ab und bahnte sich seinen Weg zurück zur Farore.


Onderon ~ mysteriöser Urwald

Onderon ~ mysteriöser Urwald

Der Rückweg fiel dem wiedererstarkten Jedi leichter und recht schnell erreichte er die Farore. Schnell, aber nicht hastig ging Anakin die Rampe in den Transporter hinauf. Es war an der Zeit aufzubrechen und einen Weg zu finden mit den Jedi Kontakt aufzunehmen. Im Cockpit angekommen ließ er einen Systemcheck durchführen, aber sein Elan wurde bereits nach wenigen Sekunden gebremst als eine Fehlermeldung bezüglich der Antriebskühlung angezeigt wurde. Bevor der nicht behoben wurde, würde es ihm nicht möglich sein den Antrieb lange genug laufen zu lassen um aus dem Sonnensystem heraus zu fliegen, geschweige denn den Sprung zur Lichtgeschwindigkeit zu wagen.

Sich auf seinem Pilotensitz drehend, wandte Anakin sich einer Tastatur zu und hämmerte Befehle ein, die einen Fehler- und einen Ersatzteilcheck veranlassten. Gleich darauf aktivierte er den an Bord befindlichen Astromech-Droiden, der die Bezeichnung "LB-14" trug, und sich sofort an die Arbeit machte. Es schien als müsste eine der Dichtungen erneuert werden, da bei der Landung im Wald etwas externe Kühlung, welche die Farore in atmosphärischen Gebieten durchführen konnte, den Anzug verstopft hatte und dabei das besagte Teil verstopft hatte. Das ganze war ein einfacher Vorgang, aber dafür müsste die Kühlung komplett heruntergefahren werden - kein Problem und schnell getan, nur das Hochfahren und die automatische Neukalibrierung dauerten ein bis zwei Stunden. In dieser Zeit saß der Jedi also noch hier fest. Er spielte an der Radio-Konsole über seinem Kopf herum, aber es gab zuviele Störsignale und er konnte keine intergalaktischen Sender empfangen. Der erste Versuch Anhaltspunkte zum Verbleib der Jedi zu finden schlug also fehl. Solange sich die Farore nicht fortbewegen konnte war er also nicht nur gestrandet, sondern auch vom Rest der Welt abgeschnitten.

Es half nichts sich darüber aufzuregen, stellte Anakin fest als er sich seufzend erhob und das Cockpit verließ. Er beschloss sich stattdessen sinnvoll zu betätigen und im Laderaum sein Equipment zu sortieren. An einer der Wände des quadratischen, hohen Raumes befand sich eine Werkbank, auf der er sein Lichtschwert, den Blaster, sowie das Lichtschwert, dass er von Q'Anilia "erhalten" hatte legte. In einem Netz, dass über einen Flaschenzug unter Decke des Raumes aufgehangen war, befanden sich Kisten mit Ersatzteilen oder anderem Kram, der sonst nur unnötig herumgelegen hätte. Er griff nach der mit einem Kabel an der Wandbefetigten Bedienung und ließ das Netz ab, so dass er Zugriff auf die Kisten hatte. In der mit dem roten Punkt markierten befanden sich allerlei Teile, die für feinmechanische Geräte genutzt werden konnten. Der von neuem Ehrgeiz erfüllte Jedi wollte sich die Konstruktion Q'Anilias Lichtschwertes genauer ansehen, sammelte ein paar Teile aus der Kiste auf, sowie ein Universalwerkzeug, dass er selbst entworfen hatte um im Feld eventuell nötige Reparaturen an Waffen oder leichten Geräten durchführen zu können ohne einen ganzen Kasten schleppen zu müssen. Für die Kalibrierung oder den Umbau eines Lichtschwertes war es mehr als geeignet.

Versiert und vorsichtig öffnete Anakin das Chassis von Q'Anilias Lichtschwert und ordnete die verbauten Teile auf der Werkbank aus. Fast alle Bestandteile waren inzwischen zu alt und abgenutzt um sie weiter zu verwenden. Lediglich der gelbe Lichtschwertkristall war wie erwartete von bester Qualität und für den Aufbau einer perfekten Lichtklinge geeignet. Anakin wollte nicht einfach einen neuen Weg beschreiten. Der Umbau seines Lichtschwertes war für einen Jedi ein Ritual, welches eine Weiterentwicklung besiegelte und für Jedermann sichtbar werden ließ. Insbesondere unter den Jedi, gab man so zu erkennen, dass man Vorangeschritten war, neue Erkenntnisse gewonnen hatte, über sich selbst oder viele andere Dinge.
Unter fachmännischem Einsatz seines Werkzeugs zerlegte Anakin im handumdrehen sein eigenes Lichtschwert und ersetzte den bisherigen, grünen Kristall, durch den neuen Gelben. Außerdem beschloss er den Abstand zwischen dem chalactanischen Meditationsstein, den er damals von Casta erhalten und in seine Waffe eingearbeitet hatte anzupassen. Besser noch. Mit einem feinen Schneidewerkzeug bohrte Anakin ein kleines Loch in die Hülle seines Lichtschwertes, dass direkt neben der neuen Position des perlenen Mediationssteins lag. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick und die Hülle war mit Inhalt wieder zusammengefügt. Mit einer extrem feinen Fräse begann Anakin eine feine, gerade verlaufende Rille von dem soeben gebohrten Loch, hinunter an den unteren Teil des Griffes zu schneiden. Auf einer Ablage griff er nach einem durchsichtigen Plasteel-Gemisch, welches er normaler Weise für feine Versiegelungsarbeiten aller Art nutzen konnte. In diesem Fall trug er es auf den "eingekratzten Strich" auf, bevor er mit einem Stück von Q'Anilias Lichtschwerthülle, welches noch intakt war, die gebohrte Öffnung abdeckte.

Es würde zwei Minuten dauern bis die Plasteel-Versiegelung seine völlige Festigkeit erreicht hatte und Anakins neues Lichtschwert vervollkommnet wurde. In der Zeit ordnete der Jedi den Arbeitsplatz und brachte die überflüssigen Teile zurück in die Kiste und zog das Netz inklusive dem Inhalt wieder unter die Decke des Raumes. Die leere Hülle von Q'Anilias Lichtschwert würde er im Loft als dekoratives Erinnerungsstück in eines der Regale stellen und in Ehren halten.

Voller Vorfreude griff der Jedi nach seiner neuen Waffe. Ein heller als zuvor klingendes Zischen aktivierte die nun gelbe Klinge von "Casta". Der hellere Ton wurde durch den engeren Kristallabstand innerhalb des Griffes verursacht und auch seine kunstvollen Ambitionen wurden erfüllt. Der neu eingearbeitete, schmale Streifen leuchtete in einem zwarten, grau-gelben Farbton, der durch die freigesetzte Energie und den chalactanischen Meditationsstein erzeugt wurde, um dann entlang der Plasteel-Versiegelung wie durch Fieberglas entlang schien. Zufrieden deaktivierte Anakin seine neue Waffe und stellte fest, dass der Leuchteffekt seiner Meditationsstein-Konstruktion noch einen kurzen Augenblick anhielt, bevor es langsam abzuklingen begann. Der Streifen war nur sehr fein und man würde ihn vom Weiten wohl kaum wahrnehmen können, aber dem Jedi war es eine symbolische Qualität, die ihn mit jeder Aktivierung an die Lehren seiner alten Meisterin erinnern sollten, während die neue Klingenfarbe eine Entscheidung darstellte, die ihm eine neue Meisterin ermöglicht hatte.

Eine leuchtende Diode an einer der Konsolen im Frachtraum, sowie ein sich wiederholender Piepton, der aus dem Cockpit den Gang entlang hier runter klang, signalisierten Anakin, dass die Wartungsarbeiten abgeschlossen war und ein erneuter Scan keine weiteren, fehlerhaften Ergebnisse geliefert hatte.

Onderon ~ mysteriöser Urwald ~ an Bord der Farore

Onderon System ~ Orbit ~ an Bord der Farore

Vorsichtig manövrierte Anakin die Farore aus dem dichten Geäst des Waldes heraus. Schwungvoll wandte sich der Transporter als er über die Baumkronen hinweg schwebte und mit einem Knall beschleunigten die Triebwerke das Schiff in den Himmel, weg von Onderon.

In der Planetenumlaufbahn brachte der Jedi die Triebwerke in den Standby-Modus, um seinen nächsten Schritt zu planen. Mit dem Blick auf die Sonne im Kern des Systems und inmitten der Sterne konnte er am besten seine Mitte finden und überlegen.
Die Kommunikationskonsole zeigte eine Mitteilung an. Anakin bestätigte den Empfang und das Gesicht der Frau vom Hangar in Iziz poppte auf. Sie teilte erregt mit, dass die Bezahlung ungültig sei, was Anakin schon zum Zeitpunkt der Überweisung wusste, und dass eine zusätzliche Gebühr... er brach die Übertragung ab. Natürlich würde er bezahlen, schon alleine um sich nicht der dunklen Seite anzunähern, also sollte die Gute mal nicht so einen Aufstand machen, dachte er bei sich und widmete sich wieder seinen ursprünglichen Gedanken.

Nachdenklich ging Anakin im Gang auf und ab, betrag das Cockpit um es dann wieder zu verlassen. In Zeitlupe tänzelnd setzte er einen Fuß vor den anderen, während er dabei den Boden betrachtete. Durch die seinen Körper zusehends wieder durchfließende Macht spürte er, wie die Farore sich im Orbit des Onderon-Systems bewegte. Mit etwa 30-40 Metern pro Sekunde musste sich der Transporter fortbewegen, etwas schneller als Onderon, der sich gemeinsam mit seinem Mond Dxun langsam von seinem derzeitigen Standpunkt zu entfernen schien. Das ganze hatte eine beruhigende Wirkung auf den Jedi. Er hatte sich auf Schiffen schon immer am wohlsten gefühlt wenn diese sich wiegten, trotz Gravitationsmodi hatte man gerade bei Fixpunkten im Sichtfeld immer das Gefühl sich zu bewegen, mithilfe der Macht sowieso, aber auch auf Ozeanen begann Anakin erst richtig in Wallung zu kommen, wenn die Wellen ordentlich gegen den Rumpf prügelten.

Irgendwie sollte es ihm doch möglich sein mit den Jedi Kontakt aufzunehmen. Er wusste, dass auf Coruscant ein Widerstand eingerichtet wurde, doch ob dieser noch aufrecht erhalten werden konnte war ihm unbekannt. Es war außerdem zu riskant sich mit der Absicht Jedi zu finden, direkt auf eine der sicher vom Imperium mit am meißten gehüteten Welten zu begeben. Das konnte er schonmal vergessen.

Inzwischen war Anakin wieder im Laderaum angekommen. Eine Treppe führte den hohen Raum hinab und begann an einem Vorsprung auf dem er sich gerade befand, während er sich mit den Armen auf dem Geländer abstützte und hinunter zur geschlossenen Rampe verträumt starrte. Wahrscheinlich hatten die Jedi eine Basis auf einem der republikanischen Planeten eingerichtet. Doch selbst wenn er die in Frage kommenden Welten eingrenzen können würde, hätte er keine realistische Chance sie zu finden. Er müsste jeden Planeten einzeln absuchen - auch die Macht würde ihm diesen Aufwand nicht abnehmen können.

Bedächtig ging er den Gang entlang zurück und begab sich eine Ebene hinauf zu den Quartieren und der Messe. Er schaute sich um und sah die geschlossenen Türen zu den beiden Kabinen, die bisher höchstens von Gästen bewohnt wurden und der etwas großzügigeren Einrichtung für den 1. Offizier. Hinter ihm, am Heck, befand sich der Eingang zum Briefingraum. Er selbst befand sich in der Messe, die zentral im Schiff gelegen war und von der der Gang zum Cockpit abging.
Vielleicht konnte er jemanden direkt kontaktieren. Chesara vielleicht? Eine Option, aber er hatte keine Möglichkeit mit ihr Kontakt aufzunehmen, keine Frequenz, kein garnichts. Die meisten seiner Kontakte hatten dem Orden schon vor Ewigkeiten den Rücken zugekehrt. Vielleicht konnte ihm die Black Sun helfen, doch auch Ami, die er von früher kannte war dort nicht mehr beschäftigt - kein guter Plan.

Er ging noch einen weiteren schmalen Gang hinauf in das oberste Deck der Farore, wo sich lediglich das "Loft" befand, die Kabine die dem Kapitän vorbehalten und am großzügigsten eingerichtet war. Hier befand sich ein Arbeitsplatz mit Schreibtisch, eine Minibar, eine private Nasszelle, sowie das große Bett über dem sich ein ebenfalls großes Fenster mit Blick auf die große Leere des Universums befand. Sogleich ließ Anakin sich rückwärts auf das Bett fallen, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schaute hinaus. Die Optionen dünnten langsam aus. Einen kurzen Moment kam ihm die irrsinnige Idee einfach nach Bastion zu fliegen und dem Imperator den Kopf abzuschlagen. Das war sicher nicht konstruktiv, aber ihn würde er wenigstens finden.
Fast schon schwerfällig erhob er sich wieder aus seiner liegenden Position und machte einen Schritt zur Minibar. Fast schon instinktiv griff er nach der Flasche mit diesem blauen, alkoholischen Getränk. Anakin kam sich ertappt vor, als er nach dem benutzen Glas griff und sich gerade auffüllen wurde. Sein Blick verfinsterte sich und er feuerte das Glas in eine Ecke des Zimmers.

"Konzentrier' dich!", ermahnte er sich selbst und nahm sich stattdessen eine der kleinen Wasserflaschen, welche er sogleich in einem Zug leerte.

Der Jedi betrat wieder die Messe und schaute auf die schon lange nicht mehr benutzen Sitzgelegenheiten am ovalen Tisch in der Mitte, als ihm die erste Idee kam, die ihm vielleicht wirklich weiterbringen konnte. Bei der Flucht von Coruscant damals hatte er diverse Kennungen von anderen der Jedi benutzten Schiffe gesammelt. So konnte man sich damals besser koordinieren und es bestand jetzt die Möglichkeit, dass er vielleicht auf diesem Weg jemanden erreichen konnte. Die Chance schien etwas wage zu sein, doch es war zunächst die beste Lösung. Schiffe waren meist lange in Benutzung, sofern sie nicht vernichtet wurden, und selbst wenn der Besitzer gewechselt wurde hätte Anakin die Möglichkeit das ganze zurück zu verfolgen.

Wie von einer Wespe gestochen lief der Jedi zurück ins Cockpit um einen IFF-Scan durch zu führen und hoffentlich jemanden dort draußen zu finen.

Onderon System ~ Orbit ~ an Bord der Farore

Onderon System ~ Orbit

Anakin hatte das Cockpit erreicht und den Suchauftrag eingeleitet. Jetzt hieß es die Daumen zu drücken, in die Macht zu vertrauen, auf die richtige Pazaak-Karte zu setzen oder einfach nur abzuwarten und Däumchen zu drehen. Etwas nervös wackelte der Jedi auf seinem Sitz herum, während vor ihm die Zahlen und Buchstaben auf dem Display herunter rasselten. Ein etwas aus der Reihe tanzender Rhythmus von "Klack"-Tönen spielte sich über Minuten ab - Anakin kam es vor wie Stunden. Ein alarmierender Signalton riss ihn aus einer Beruhigungsphase, als er gerade dabei war sich zu beruhigen und in sich zu gehen.

Die Suche hatte bis zu diesem Moment genau einen Treffer ergeben. Die "Wind" befand sich in imperialem Gebiet. Laut dem IFF-Scan hatte sie einen Vektor mit Start auf Bastion zurückgelegt. Die Chancen standen gut, dass Padmes Schiff in feindliche Hände gefallen war. Andererseits standen die Chancen genauso gut, dass sie aus einer Gefangenschaft entkommen war, als Botschafterin unterwegs war oder jedem anderen denkbaren Grund imperialen Raum kreuzte. Am Ende lief es nur darauf hinaus, dass die Chance, die "Wind" und einen Hinweis auf den Verbleib von Padme zu finden groß genug war, um in eine weniger wahrscheinliche Falle zu tappen. Außerdem, welcher Teil der relevanten Systeme war dieser Tage schon nicht imperial. Man konnte keinen Abfall aus seinen Raumschiffen ablassen ohne das er in imperiale Gebiete einfiel, also was sollte das ganze eigentlich?

Anakin drehte seinen Pilotensitz in Position, hämmerte die Koordinaten aus dem Suchergebnis in den Nav-Computer und schob den Hebel für den Hyperraumantrieb ans Maximum.

Hyperraum ~ Weltraum (Imperium)

[Japraelsystem | Weltraum | Anflug auf Dxun] - Nummer 4

Nicht schon wieder, dachte Nummer 4 als plötzlich sämtliche Lichter auf dem Armaturenbrett anfingen wie wild zu blinken. Ein Greller Signalton dröhnte in seinen Ohren und das virtuelle Display zeigte ihm an, dass die Technik so langsam den Geist aufgab. Der Z-95 Headhunter, den Nummer 4 für diese Mission zur Verfügung gestellt bekommen hat, hatte schon bessere Tage gesehen, das war ihm von Anfang an klar gewesen. Allerdings hätte es nicht sein dürfen, irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Die Anzeige leuchtete rot wo das Statussymbol für die 4 Incom 2a Kernspaltungs-Triebwerke war. Die Triebwerke, wie…Nummer 4s Gedanken wurden unterbrochen als der Raumjäger erbebte. Er war im Anflug auf Dxun gewesen, den Dschungelmond, der den Planeten Onderon umkreiste. Nun war es zu spät um abzudrehen und im Weltraum auf Hilfe zu warten, er war in die Atmosphäre des Mondes eingetreten. Aus dem Cockpit heraus konnte Nummer 4 sehen wie die Tragflächen des Raumjägers zu glühen anfingen. Er konnte einen letzten, bedeutungsvollen Blick auf die Schwärze des Weltraums erhaschen, ein letzter melancholischer Ausdruck überkam sein Gesicht trotz der Gefahr in der er sich unmissverständlich befand. Dann färbte sich der Himmel schon blau, unter ihm waren dichte Wolken zu sehen. Immer mehr Systeme beklagten sich über die miesen Bedingungen, der Anflugwinkel auf den Mond war weit entfernt davon ideal zu sein. Wütend schlug Nummer 4 auf die Konsole. „Irgendjemand verarscht mich hier.“, knurrte er. Er spürte schon wieder den Zorn in sich aufkeimen, der ihn immer überkam wenn er festen Boden unter seinen Füßen hatte.

Der Raumjäger geriet immer mehr ins Taumeln und die Tragflächen bogen sich schon bedenklich hin und her. Immer stärker fing der Headhunter an zu rütteln und zu vibrieren. Ohne Triebwerke war es für Nummer 4 unmöglich seine Anfluggeschwindigkeit zu drosseln, mit Müh und Not versuchte er den Jäger auf einen vernünftigen Kurs zu bringen. Zwar war er im Umgang mit Raumjägern durchaus geschult, aber dennoch weit entfernt sie so gut zu beherrschen, dass er in einer Notsituation wie dieser genau wusste was er zu tun hatte. Seine Muskeln spannten sich unter dem Raumanzug an, den er trug. Er fletschte die Zähne und ließ eine Reihe von Schimpfwörtern von sich, die höchst uncharmant sein Fluggefährt beschrieben. Ein Beben durchfuhr Nummer 4 als eine der Tragflächen brach und trudelnd davonflog. Die Luftreibung sorgte dafür, dass der verbliebene Stumpf Feuer fing. Der Headhunter fing an sich unkontrolliert um sich selber zu drehen, Nummer 4 hatte das Gefühl den Steuerknüppel jeden Moment abzureißen so stark drückte er ihn entgegen seiner Rotationsrichtung. Die blinkenden Lichter und das dröhnende Warnsignal nervten ihn und er merkte wie er immer aggressiver wurde. Als der Raumjäger durch die schneeweiße Wolkendecke brach, bot sich ein Anblick, der für viele andere atemberaubend gewesen wäre. Nummer 4 hingegen konnte nicht anders als diesen Mond schon jetzt zu verfluchen. Unter ihm befand sich ein Dschungel, der sich so weit zog wie das Auge blicken konnte, die Baumwipfel standen dicht an dich und verdeckten die Sicht auf den Boden. Es schien fast als würde die Oberfläche Dxuns nur aus Blattwerk bestehen.

Nummer 4 schaffte es unter großen Anstrengungen die Rotation seines Z-95 zu verlangsamen. Das Feuer an der abgerissenen Tragfläche wurde durch die entlangströmende Luft in Schach gehalten, dennoch fraßen sich kleine Funken durch die Kabelkanäle immer weiter Richtung Cockpit. Nummer 4 hasste Feuer. Zwar konnte er auch Wasser nicht ausstehen, was für einen Nautolaner sehr ungewöhnlich war, aber Feuer mochte er noch weniger. Es war zu heiß, es trocknete ihn aus und erinnerte ihn viel zu sehr an die Sonnen von Tattooine, die ihn fast um seinen Verstand gebracht hatten. Sofort war auch die Erinnerung an den Sand wieder da, der sich überall auf seinem Körper abgesetzt hatte. Damals hatte ihn ebenfalls der Absturz seines Raumschiffes dazu gebracht auf dem gottverlassenen Wüstenplaneten zu stranden und nun stand ihm schon wieder ein Absturz bevor. Nummer 4 fluchte und konnte nichts der Vorstellung abgewinnen dieses mal auf einem Dschungelmond zu landen.

Unerbittlich zog die Schwerkraft an dem Raumjäger und brachte es der Oberfläche des Mondes immer näher. Mehr und mehr Details ließen sich auf der Oberfläche ausmachen, die unterschiedlichsten Bäume traten zum Vorschein. Die einzigen Gedanken, die Nummer 4 in diesem Moment hatte, war, dass das absolut keine ideale Fläche war um eine Bruchlandung hinzulegen. Die Bäume wirkten allesamt sehr stabil, ein freies Feld oder eine Lichtung war nirgendwo zu sehen. Die alte Schrottkiste, wie eine seiner noch nettesten Ausdrücke für seinen Raumjäger war, bot ihm zudem nicht die Möglichkeit sich mit einem Schleudersitz zu retten. Wenn dieser Mechanismus hier je eingebaut worden war, so hatte ihn jemand schon vor Jahren der Geldgier wegen verkauft. Nummer 4s Augen zuckten hin und her. So langsam stieg Panik in ihm. Die Baumwipfel kamen immer näher und näher und er hatte nicht das Gefühl, dass er langsamer geworden war, im Gegenteil. Mittlerweile bildeten sich kleine Risse in dem Glas, das das Cockpit schützte und ein weiterer Fluch kam über Nummer 4s Lippen. Wenn er das hier überlebte würde er dem, der dafür verantwortlich war, das Fell über den Kopf ziehen. Er würde dafür sorgen, dass sein Tod langsam und schmerzhaft war. Der Headhunter wurde ein weiteres Mal durchgeschüttelt und riss ihn aus seinen Gedanken. Ein letzter Fluch, der fast in seinem eigenen Schrei unterging, kam über seine Lippen, dann krachte der Raumjäger durch die Baumwipfel. Die ersten, kleinen Äste boten keinen Widerstand für das Geschoss, das da vom Himmel kam. Dann schlugen aber immer dickere und dickere Äste gegen das Raumschiff, dann brachen die letzten verbliebenen Tragflächen ab. Das Glas des Cockpits bekam tiefe Risse, dann bohrte sich die Nase des Headhunters in den feuchten Boden Dxuns. Der Aufprall verursachte einen ohrenbetäubenden Knall, Nummer 4 wurde hin und her geschleudert, die Sicherheitsgurte bohrten sich schmerzhaft in seinen Körper in dem verzweifelten Bemühen seinen Körper in Position zu halten. Die Trümmer des Raumjägers überschlugen sich, eine Explosion riss die Triebwerke auseinander und hinterließ einen Feuerregen, der einen nahegelegenen Baum in Flammen aufstiegen ließ. Nummer 4 schaute panisch durch das brüchig gewordene Glas und sah mit atemberaubender Geschwindigkeit einen Baum auf sich zukommen, der einen gewaltigen Durchmesser hatte. Ihm wurde bewusst, dass er jeden Moment dagegen krachen und zerschmettert werden würde. Der Schrei aus seinem Mund wurde von dem Krachen um ihn herum übertönt. Sein letzter Gedanke war: „Nicht schon wieder!“, dann wurde alles schwarz um ihn herum.

Irgendetwas an seinem Ohr knisterte. Ein Stöhnen entwich seinen Lippen als er versuchte die Augen zu öffnen und den Kopf zu drehen. Sein Körper war nass, die Kleidung klebte fest an der Haut. Er schmeckte etwas metallisches und wusste sofort, dass es Blut war. Wie gut er den Geschmack doch kannte, er würde ihn überall wiedererkennen. Um ihn herum roch es sonderbar. Es gab viele Gerüche, die sich überlappten und die er nicht zuordnen konnte. Dazu kam der unverwechselbare Geruch von Regen. Er spürte das kalte Wasser seine Wangen hinunterlaufen. Es war merkwürdig belebend und schließlich schaffte er es seine Augen zu öffnen. Die Wucht des Aufpralls hatte ihn weggeschleudert. Er sah wie sein Raumjäger in Einzelteilen um ihn herum verstreut lag, das Cockpit war merkwürdig mit einem Baum verschränkt. Es bildete eine bizarre Einheit von Natur und Technik. Nur dem einsetzenden Regen war es zu verdanken, dass das Feuer der Triebwerke nicht den gesamten Dschungel entfacht hatte. Noch prasselten die Tropfen fast sanft auf sie hinunter, aber #4 spürte, dass sich das ganze noch zu einem Monsun entwickeln würde. Auch wenn er selbst versuchte Wasser zu meiden, so wusste er doch, dass sein Körper an das nasse Element perfekt angepasst war.

Mühsam stemmte er sich hoch. Bis jetzt hatte er nicht das Gefühl ernsthaft verletzt zu sein. Seine Muskeln gehorchten ihm und langsam reckte sich sein Oberkörper in die Höhe. So unbequem die Fliegeranzüge auch waren, dieser hatte ihn vor schweren Verletzungen bewahrt. An machen Stellen war er aufgerissen und #4 war sich sicher, dass sein Helm irgendwo zertrümmert im Busch lag, aber gut. Er war am Leben, das zählte. Er war am Leben und konnte sich um denjenigen kümmern, der für die Sabotage verantwortlich war. Wenn er von diesem elendigen Mond herunterkam. Er hasste diesen Ort jetzt schon. Der Regen lief ihm unangenehm in seine Mundwinkel und tropfte von seinen Tentakeln. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht und von überall nahm er die unterschiedlichsten Gerüche war. Es war ekelig. Er vermisste die Sauberkeit eines Raumschiffes, den Blick in das schwarze All und die Ruhe, die damit verbunden war. Hier war alles so stressig, so anstrengend…

#4 sah an sich herab. Wie vorhergesagt hatte der Fliegeranzug Schrammen und einige offene Stellen, aber für den Moment würde er reichen. Seine Knochen waren heil, er hatte keine blutenden Wunden, er konnte sich glücklich schätzen, dass er den Absturz so unversehrt überlebt hatte. Dafür hatte er im Moment jedoch keine Zeit. Der Regen drohte so langsam die Ausrüstung aus seinem Z-95 heraus zu schwemmen und unter einer Decke aus Schlamm zu begraben. Ein Set mit einer notdürftigen Erste Hilfe Ausrüstung und Notrationen hatte schon eine dicke Schicht aus Dreck auf sich.

„Hoffentlich ist das Mistding dicht, auf Dreck fressen habe ich echt keinen Bock.“,

grummelte er. Angewidert versuchte er ihn so gut wie möglich abzuwischen und verstaute das Paket dann in dem Rucksack, der es ebenfalls halbwegs unbeschadet aus dem Raumjäger geschafft hatte. Von seinem Blastergewehr war indessen nichts mehr übrig, die angebrannten Überreste hatte er nur sporadisch finden können. Das Messer konnte er aus den Trümmern bergen, die Klinge war etwas verbogen aber das ließ sich richten. Schlimmer war sein Präzisionsgewehr dran. Er liebte diese Waffe, als Scharfschütze war er wirklich gut. Der Koffer, in dem es auseinandergebaut ruhte, war offen und die Teile lagen rund um die Absturzstelle verstreut. Zwar waren sie noch intakt, doch #4 merkte sofort, dass etwas fehlte. Der Lauf war verschwunden. Fieberhaft suchte er, wütend schmiss er Metallteile aus dem Weg, aber nirgends war er zu finden. Der Regen hatte mittlerweile an Stärke zugenommen, die prasselnden Wassertropfen sorgten nicht gerade dafür, dass sich #4s Laune besserte, im Gegenteil.

„Dieser dreckige Planet, Mond, was auch immer, interessiert mich doch nicht.“,

fauchte er. Es donnerte.

„Na großartig.“

Er hatte keinen Blitz gesehen, das Gewitter musste noch etwas entfernt sein. Allerdings ließ das Dickicht des Blattwerks sowieso keinen Blick auf den Himmel zu. Als er sich umdrehte um einen letzten Versuch zu starten den Lauf seines Gewehres doch noch zu finden, stoppte er sofort. Einige Meter vor ihm, durch den Regen kaum zu sehen, war ein Tier. Etwas vierbeiniges, mit einem riesigen Maul. #4 nahm das Messer in die Hand. Seine Muskeln spannten sich an und langsam schlich er näher um einen Blick auf das Tier zu erhaschen. Ein greller Blitz drang durch die Blätter begleitet von einem ohrenbetäubenden Grollen. Verdutzt schaute das Tier #4 an und der Nautolaner erkannte, dass es keine Bedrohung für ihn darstellte. Wäre da nicht etwas anderes gewesen: er konnte genau sehen wie sein Lauf aus dem Maul des Tieres herausragte.
„Du bescheuertes Mistvieh!“, brüllte #4. Er hatte von diesen Cannocks gelesen, Tiere, die alles fraßen was sie konnten, auch Ausrüstung und Munition. Mit einem wutentbrannten Schrei sprang er auf das Tier zu. Er würde doch nicht zulassen, dass ein dreckiges, kleines Tier sein Gewehr fraß. Der Cannock konnte gar nicht so schnell reagieren, da war #4 schon bei ihm. Das Messer glitt in dessen kehle und Nacken und hinterließ eine klaffende Wunde. Den Schmerzensschrei des Tieres hörte #4 gar nicht mehr, so sehr war er darauf fixiert seinen Gewehrlauf wiederzubekommen. Die Aktion dauerte nicht lange, das Tier hatte gegen seine Wut keine Chance. Das Messer war zwar verbogen und in einem Kampf Mensch gegen Mensch kaum zu gebrauchen, aber den Kampf Nautolaner gegen Tier gewann es allemal.

Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört. Unter einem improvisierten Zelt aus Metallteilen, Ästen und Blättern betrachtete #4 sein Präzisionsgewehr. Der Lauf hatte durch das Gebiss des Cannocks kaum Schaden erlitten, es dürfte immer noch funktionieren. Dank der Brennstäbe in seinem Notfallkit loderte ein kleines Feuer vor ihm und spendete wenigstens ein bisschen Wärme. Das Zelt war nicht dicht, überall kamen kleine Tropfen durch, doch für den Moment musste es reichen. Zumindest hatte er das Tier verwerten können. Hungrig nahm er einen Bissen und überlegte, was er als nächstes tun würde…

[Japraelsystem | Dxun | Irgendwo im Dschungel] - Nummer 4

[ Japrael System - in der Nähe von Dxun - YT-2000 "Last Chance" ]

Als der Corellianische Frachter aus dem Hyperraum austrat, und am Rande des Lianna fernen Onderon System in den Normalraum zurückkehrte, atmete Clegg, Thlans Nosaurianischer Copilot erleichtert aus. Er und der Chiss überprüften nochmals alle Systeme und natürlich die Sicherheit der Ladung, welche aus Fellen, Waffen und Fertigproviant bestand, wobei Thlan am letzteren nie riechen, geschweige denn berühren wollte. Das lag vielleicht mitunter daran, das die Ladung von Trandosha kam, und Thlan schon bei dem Anblick Mon Calamarischer Küche Magenkrämpfe bekam, aber wozu sollten sie das alles auf einen abgelegenen, beinahe vergessenen Mond wie Dxun bringen?

Thlan spürte einen etwas scharfen Geruch im Cocpit, welcher ihn aus den Gedanken zurückholte. Clegg hatte, wie konnte es anders sein, seine Lunchbox auf die Kontrollen gestellt und aß. Auf dem Deckel der Box stand: "Womp with Chili Flawor - made by Zokulan Foods". Der Fastjedipadawan machte ihm mit einem überzeugendem Grünen Gesicht klar, das Ihm nicht nach essen stand, und er das auf dem Boden von Dxun oder wie auch immer dieser komische Mond hieß, weiter zu führen. Dann griff der Chiss nach dem Steuerknüppel um in die Atmosphäre einzutreten, bevor irgendwelche Raumsicherheitskomiker von Onderon sie bemerkten. Außerdem wollte er diese Version schnellstmöglich abhaken und zu einer Entscheidung zwischen Schmuggler und Raumschiffdieb und Jedi zu treffen.

"Bereitmachen, wir treten in O45.45 in die Atmosphäre ein!"

Thlan schnallte sich für die Turbolenzen der an ihrer Eintrittsstelle Stürmisch aussehenden Ozonschicht an, da er keine Lust hatte mit der Ladung die Plätze zu tauschen. Keine Sekunde zu spät - das Schiff geriet in ein Gewitter, eine nichtgesicherte geöffnete Trandoshanische Lunchbox segelte nach vorne ins Cocpit, und Thlan wurde schlecht.

Als das Gewitter einigermaßen nachließ, konnte Thlan unten die von Urwald bewachsene Oberfläche Dxuns erkennen. Dahinter schwebte eine große Repulsorstation mit genügend Wohnplatz für circa 30 Leute!

"Landung auf der dritten Plattform einleiten!"

[ Japrael System - in der Nähe von Dxun - YT-2000 "Last Chance" ]

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Jagdplattform von Zek Ssikarn ] Mol, Mike Smith, Thessa Ssirak, Daniels

Ächzend setze die Eisenheim auf der riesigen Plattform auf und zischend öffnete sich die Laderampe. Einige Sekunden tat sich nichts, doch dann wurde ein mit den Händen auf den Rücken gefesselter Mann hinabgestoßen. Die Kleidung war zerlumpt und ein dunkles Gestrüpp aus einem kurzen Bart spross auf seinem Gesicht. Ähnlich war es um den einstmals perfekt geschorenen Schädel bestellt. Mike Smith hatte während seiner Gefangenschaft auf der Fast Fortune und dann auf der Eisenheim nicht die Möglichkeit gehabt sich zu rasieren.

Dem Gefangenen folgte ein riesiger Zabrak, der von einem nur wenig kleineren Trandoshaner und einem normalgroßen Menschen flankiert wurde. In der Hand hielt Kommandant Mol locker seinen Blasterkarabiner, mit dem er Smith von seiner Zelle aus bis hierher gestoßen hatte. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck tiefer Zufriedenheit, als die Sonne des Japrael-Systems seine schwarzen Züge streifte und wärmte.

„Willkommen auf Dxun, Smith. Freunden Sie sich schon mal mit dem Anblick an. Viel anderes werden Sie nicht mehr sehen“

Sagte der hünenhafte Zabrak leise zu seinem Gefangenen und gab ihm einen weiteren Stoß in den Rücken. Wenn dieser eine Antwort darauf hatte, so ignorierte er sie. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den gewiss zwei Dutzend Trandoshanern, die um die Neuankömmlinge versammelt standen und diese Misstrauisch beäugten. Leicht lächelte Mol und trat dann auf den Anführer, der Gruppe zu.

Zek Ssikarn war nicht schwer auszumachen. Thessa hatte in seiner Beschreibung von einem besonders großen Exemplar seiner Spezies gesprochen und er hatte keineswegs übertrieben. Der Trandoshaner war ein Riese und hätte sogar Mol um fast einen halben Meter überragt, hätte er es für nötig erachtet zu stehen. Doch die Echse thronte lässig auf einem Stapel Kisten hinter seinen Leuten und entbeinte eine ebenfalls riesige Bestie, mit einem Messer, das für einen Menschen wohl als Kurzschwert gedient hätte. Er trug kein Hemd und so sah man nur allzu deutlich das mächtige Muskelspiel unter der dunkelgrün geschuppten Haut.

Die kleineren Trandoshaner – wenn man das Adjektiv klein überhaupt auf auch nur einen von ihnen anwenden konnte – bildeten eine Gasse um Mol und seine drei Begleiter hindurchzulassen. Schließlich waren sie vor dem Riesen angekommen und der Zabrak blieb stehen. Gelbe Augen kamen auf schwarzen zu liegen und Echse und Säugetier blickten sich durchdringend an. Dreißig Sekunden vergingen, ohne dass jemand auf der Plattform auch nur einen Ton von sich gegeben hätte. Die einzigen Geräusche waren das leise Schmatzen, immer wenn ein Knochen die tote Kreatur vor Zek Ssikarn verließ und achtlos beiseite geworfen wurde. Dann waren es sechzig Sekunden und noch immer machte niemand Anstalten etwas zu sagen. Dann endlich räusperte sich Mol. Schließlich war er der Gast.

„Zek Ssikarn?“

Fragte er mit ruhigen und bestimmten Worten

„Ich bin Kommandant Mol und hier um eine Blutfehde mit diesem Menschen auszutragen. Mein Freund Thessa Ssirak hat das nötige arrangiert“

Wieder dauerte es seine Zeit, bis sich etwas regte. Doch dann verzogen sich Zek Ssikarns Lippen zu einer zähnefletschenden Grimasse, die man wohl am ehestens als mordlüsternes Grinsen deuten konnte. Langsam richtete er sich auf und seinem Mund entrang sich ein Zischen, dass einem Drachen alle Ehre gemacht hätte.

„Ein Sceith der die heilige Ghatt durchführen will. Ich habe davon gehört“

Zischte Zek Ssikarn und leckte sich mit seiner langen, gespaltenen Zunge über die schuppigen Lippen

„Kommandant…Mol. Wie kommt es dass ein Sceith die heiligen Bräuche von Dosch kennt?“

Ob unabsichtlich oder nicht, als Zek Ssikarn den Brustkasten aus seiner Beute entfernte ging eine Blutfontäne auf den hünenhaften Zabrak und seine Kameraden nieder.

„Einer eures Volkes unterwies mich. Ich bin nun Jünger der Zählerin und sammle Jaggarnath für das Jen…“

„UNSINN!“

Brüllte Zek Ssikarn mit einem Mal und kleine Speicheltröpfchen gingen auf die Anwesenden nieder

„Ein Sceith sammelt kein Jaggarnath! Er kommt als Sklave ins Jenseits um den ruhmreichen Jägern zu dienen! Und doch werde ich dich nicht aufhalten, Kommandant Mol. Geh in den Dschungel und stirb“

Die letzten Worte hatte Zek Ssikarn mit einem leichten Grinsen gesagt und gab zwei der umstehenden Trandoshanern ein Zeichen. Langsam kamen sie näher und bedeuteten Mol ihnen zu folgen. Seine Begleiter sollten jedoch zum Schiff zurückkehren. Anstandslos befolgten Thessa und sein menschlicher Begleiter namens Daniels – ehemaliger Soldat der Neuen Republik – die Anweisungen und so wurden Mol und Smith alleine zum Rand der riesigen Plattform geführt.

Der Anblick der sich ihnen bot war atemberaubend. Tief, tief unter ihnen erstreckte sich der Urwald Dxuns. Aus dieser Höhe konnte man hunderte von Kilometern weit blicken, doch überall erstreckte sich nur grün. Hier und dort störten weiße Wolkenkugeln das Bild, doch letztendlich verrieten sie nur wie hoch man eigentlich war.

Fast beiläufig legte Mol seinen Blasterkarabiner ab und öffnete die Fesseln Smiths. Er ging nicht davon aus, dass der ehemalige Glatzkopf etwas Dummes tun würde. Mit der Rechten riss er dem kleineren Menschen das zerlumpte Hemd herunter und setzte ihm dann mit der anderen den Rucksack auf, den ihm die beiden schweigsamen Trandoshaner in die Hand gedrückt hatten. Er sah wie sich in der Höhenkälte eine Gänsehaut auf den Armen des Soldaten bildete.

„Am Ring ziehen“

Sagte er freundlich zu Mike Smith und gab ihm dann einen heftigen Stoß, der ihn über den Rand der Plattform beförderte. Der Hüne grinste und zog sich nun ebenfalls bis auf die Hose aus. Routiniert setzte er sich den Rucksack mit dem Fallschirm und der rudimentären Überlebensausrüstung auf den Rücken, sah sich noch einmal kurz um. Dann ließ er sich fallen.

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / mehrere Kilometer über dem Boden ] Mol

[Mittlerer Rand | Japrael-System | Dxun | Jagdplattform von Zek Ssikarn | Mol, Mike Smith, Thessa Ssirak, Daniels]


Deutlich spürte Mike, der immer noch in der provisorischen Zellen des Raumfrachters, der offensichtlich diesem Zabrak Mol gehörte, wie das Raumschiff landete. Weder konnte er sagen, wo sie waren, noch wie lange sie genau geflogen waren.

Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis Mike von Mol und zwei Begleitern, dem ehemaligen Soldaten Daniels, der Mike fast etwas mitleidig anblickte und einem Thrandoshaner, der ihn nur freudig angrinste, aus seiner Zelle geholt wurde, ihm die Hände auf den Rücken gebunden wurden und man ihn dann zur Laderampe führte.

Sicherlich sah Mike fürchterlich aus, er hatte sich seit langer Zeit weder gewaschen noch rasiert noch sonst irgendwie wirkliche Körperpflege betrieben.

Mike musste blinzeln, als ihm beim herunterfahren der Rampe Sonnenlicht entgegen blitzte. Lange hatte er kein echtes Licht mehr gesehen.

Mol wandte sich zu ihm und hieß ihn auf Dxun willkommen. Dxun. Diesen Namen hatte Mike schon einmal gehört, er wusste aber nicht mehr in welcher Verbindung. Jedenfalls machte Mol bereits Andeutungen.

Jedenfalls schienen sie auf einer Plattform über dem Boden zu sein. Wie weit, konnte Mike nicht einmal schätzen. Aber seine Aufmerksamkeit wurde auch schon auf eine weiter, größere Gruppe von Thrandoschanern gerichtet, die sich um einen wahren Riesen dieser Echsenrasse versammelt hatten, der auf einer Art Thron saß und irgendein Tier ausnahm.

So langsam kam Mikes, nicht gerade positive Erinnerung zurück. Hier fand die, von der Republik früher geächtete Jagd der Thrandoshaner statt, bei denen sie alles Mögliche blind abknallten.
Ihm dämmerte auch, dass er wohl Beute sein würde. Immerhin würde er nicht viel Widerstand leisten können.

Seinen Verletzungen ging es zwar schon etwas besser, dennoch war er sehr abgemagert und hatte seit langem nicht mehr trainiert.

Mol redete währenddessen mit der großen Echse, die wohl der Anführer der Truppe war und schien sich in religiösem Fanatismus über eine gewisse Zählerin zu verlieren.

Das Gespräch dauerte nur kurz und schien für Mol erfolgreich zu verlaufen. Er und seine Begleiter und damit auch Mike sollten zwei Thrandoshanern folgen, die sie zum Rand der Plattform brachten. Mike wurde langsam mulmig.

Mol löste Mikes Fesseln und setzte ihm einen Rucksack, den eine der Echsen gebracht hatte, nachdem er ihm den Fetzen von Oberteil vom Leib gerissen hatte. Es war ziemlich kalt hier oben, was Mike darauf schließen ließ, dass sie ziemlich weit oben sein mussten.

Mol sagte ihm noch, dass Mike am Ring ziehen sollte, dann stieß er ihn unsanft über den Rand.

Sofort wurde der Wind laut um Mike und es wurde noch kälter, während er unglaublich schnell auf die Baumkronen des unter ihm liegenden Dschungels zuraste.

Mike überlegte in diesem Moment, ob er den Ring einfach nicht ziehen sollte und in den Tod stürzen sollte. Doch ziemlich schnell beschloss er, dass das kein richtiger Tod für einen Soldaten war.

Und so zog er kurz darauf den Ring, was den Fallschirm öffnete und ihn erst einmal einige Meter nach oben katapultierte und schmerzhaft ausbremste. So glitt er dann viel langsamer und für jeden ziemlich gut sichtbar auf das Blätterdach zu.

Die Äste peitschten ihm ins Gesicht und auf den nackten Oberkörper, als er auf die Bäume traf und Mike beschloss ziemlich schnell, den Fallschirm abzusetzen, damit er nicht mit ihm zusammen einfach im Baum stecken blieb. Somit viel er nun schneller, aber von den Ästen und großen Blättern gebremst in Richtung Boden. Dort angekommen blieb Mike erst einmal liegen. Ihm tat wirklich alles weh. Aber er war nun mal Marine, er war noch nie mit einem Fallschirm abgesprungen, das stand anderen Streitkräften eher, als ihm.

Nach ein paar Minuten raffte Mike sich auf und begann sich durch den Urwald zu schleppen, der hier glücklicherweise nicht ganz so dick war, wie man es erwarten würde.

Langsam erwachte der Teil in seinem Hirn, der in der Grundausbildung mal ein Überlebenstraining mitgemacht hatte. Zuerst brauchte er sauberes Wasser.

Von oben waren ihm keine größeren Seen oder Flussläufe in seiner Nähe aufgefallen, also schleppte er sich einfach in eine Richtung.


[Mittlerer Rand | Japrael-System | Dxun, irgendwo im Dschungel | Mike Smith, allein]

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / mehrere Kilometer über dem Boden ] Mol

Im freien Fall scheint sich die Welt wie in Zeitlupe zu drehen. Mit eisernen Fäusten schlägt der Wind ins Gesicht und doch scheint der Boden nur kaum merklich näher zu kommen. Die Augen tränen und eine Gänsehaut bildet sich auf den entblößten Armen. Fast wie eine heiße Dusche ist es eine Zeit und ein Ort, an dem tiefgründige Gedanken den Fallenden einholen, während sich tief unter ihm Wälder und Flüsse ausbreiten.

So ging es auch Kommandant Mol, während er sich immer weiter von der schwebenden Plattform der Trandoshaner entfernte. Viele Meter unter ihm erkannte er den bleichen Körper Mike Smiths. Noch hatte er den Fallschirm nicht gezogen, doch erwartete der dunkelhäutige Zabrak jeden Moment den cremefarbenen Stoff sich über dem Menschen ausbreiten zu sehen. Nicht dass er glaubte sein Gegner sei ein Feigling, doch gebot die für ihn uneinschätzbare Situation den rettenden Schirm so früh wie möglich aufzuspannen.

Immerhin lag es im Bereich des Möglichen, dass Mol und seine Komplizen den Fallschirm sabotiert hatten. Smith konnte nicht wissen, dass er sich einen fairen Kampf mit seinem Gegner liefern würde. So musste man möglichst zeitnah feststellen, ob man irgendwelche verzweifelten Rettungsversuche durchführen musste. Und tatsächlich, der Pateessa behielt Recht.

Kaum sah er den Menschen die Hand bewegen und den Rucksack sich öffnen, zog er an seinem eigenen Ring. Sein Plan bis dato lautete, kurz nach dem Menschen aufzukommen und dann auch sofort einen Angriff von oben zu starten. Dann wäre die Angelegenheit schnell beendet und er konnte bereits nach einer knappen Woche zu Ga’lor zurückkehren. Das würde dem Twi’lek sicher gefallen.

Der Zabrak grunzte, als der offene Fallschirm sich in der Luft fing und ein heftiger Ruck durch seinen Brustkorb fuhr. Seine auf der Subjugator verletzte Rippe schmerzte, doch er ignorierte das unangenehme Ziehen. Er hatte seither viel schlimmere Verletzungen hingenommen und alle hatte Doktor Wonkitz auf der Fast Fortune so behandelt, dass sie ihn nicht großartig behindern würden.

Mols Gedanken schweiften immer mehr ab, je länger sich der Abstieg zog. Er dachte über seine Situation nach, wie weit er seit Taris gekommen war. Er hatte ein legendäres Schiff gefunden, es betreten, auf ihm gekämpft, hatte die Republik ein weiteres Mal verraten und war schließlich am Imperium gescheitert. Wenn dieser verdammte Sith, Darth Zion, nicht gewesen wäre! Doch es lohnte nicht zu lamentieren. Eines Tages würde er sicher wieder auf ihn treffen und dann würde er abrechnen.

Nach und nach kam der Boden näher. Zwischen dem Menschen und dem Zabrak lagen gut zwanzig Meter Höhenunterschied, doch das war nur gut. Plötzlich wurde Mol aus seinen bitteren Gedanken über Jedi und Sith gerissen. Mit einem Mal stand die Welt Kopf und er wusste erst nicht was geschehen war. Doch dann zerriss ein markerschütternder Schrei die Luft. Langsam hob er den Kopf, nur um einen Anblick zu sehen, der sein hartgesottenes Kriegerherz zu Eis gefrieren ließ.

Eine wahrlich riesige Kreatur war von ihm unbemerkt herabgestoßen. Die Flügelspannweite betrug wenigstens zehn, wenn nicht fünfzehn Meter und die Haut glänzte violett und schuppig im Licht der Sonne des Japrael-Systems. Wieder öffnete das Monster sein hässliches Maul und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Wie wild versenkte es die grässlich weißen Krallen in den cremefarbenen Stoff des Fallschirms und hieb ein klaffendes Loch hinein. Mol spürte förmlich wie die Leinen stellenweise erschlafften und nur noch vom Körper der Kreatur in der Luft gehalten wurden.

„DU BANTHAKÖPFIGER SOHN EINER HUTTISCHEN H'URE!“

Brüllte der Hüne in den Wind, doch seine Worte wurden von seinen Lippen gerissen wie Blätter von einem Baum. Mit einem fast schon hörbaren Knall riss eine der Leinen und Mol sackte einige Zentimeter in die Tiefe hab. Die Bestie war damit beschäftigt den Fallschirm auseinanderzupflücken. Offenbar hatte sie in ihm ein potenzielles Beutetier gesehen und nicht gewusst, dass die eigentliche Beute sich weiter unten befand. Doch das musste nicht so bleiben!

Mit dem Mut der Verzweiflung schlüpfte Mol aus den Riemen des Rucksacks und begann sich an einer der Leinen hochzuhangeln, die Rucksack und Fallschirm miteinander verbanden. Die Kreatur indes flog weiter und riss weiter an ihrer vermeintlichen Beute herum, in der Hoffnung, doch noch etwas Essbares zu finden. Dann war Mol angekommen. Der Dolch, den er in letzter Sekunde aus der Seitentasche gerissen hatte, schmeckte metallisch in seinem Mund.

Mit aller Kraft packte er eine Kralle der Kreatur und schwang sich in die Höhe. Das Wesen kreischte überrascht und schüttelte sich um den blinden Passagier abzuwerfen. Fast hätte es funktioniert. Die Finger des Zabrak glitten an der geschuppten Haut und er rutschte bedrohlich weit zur Seite, bevor er eines der Hörner packen konnte. Sein Herz pumpte wie wild Adrenalin durch seinen Körper und so bemerkte er nicht, wie zwei andere Hörner die Haut an seinem Oberschenkel perforierten.

Nun war es an Mol zu schreien, doch nicht aus Schmerz. Fast schon selbstmörderisch hatte er seinen Dolch in die Luft gehoben und stach wie ein Berserker auf dem Hals der Bestie ein. Der Schrei war wohl die effektivere der beiden Aktionen. Funkensprühend prallte er Durastahl an den violetten Schuppen ab. Doch das Wesen hatte sein Schrei gehört und schüttelte sich ein weiteres Mal, um Mol in die Tiefe zu werfen und auf einen Baum aufzuspießen, wo es ihn genüsslich verspeisen konnte.

Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Zwar verlor der Hüne für einen Moment den Halt, fand sich dann jedoch – er wusste nicht wie – auf dem Rücken der Bestie wieder. Überrascht schrien Zabrak und Monster auf und taten ihres um der plötzlich veränderten Situation Herr zu werden. Letzteres sah in einer Menge Zappeln und Schreien das Heil, während ersterer seinen Dolch in den weichen Membranen des rechten Flügels versenkte.

Plötzlich war die Luft erfüllt von einer Menge warmem, klebrigem Blut und die Bewegungsrichtung war wieder vertikal nach unten. Rascher als es einem der beiden Kämpfer lieb sein konnte kam der Boden näher. Das Monster versuchte einen letzten Rettungsversuch, doch dann war der Dschungel auch schon da. Mol hatte grade noch Zeit ein Stoßgebet an die Zählerin zu senden, dann knackte und krachte es ohrenbetäubend und alles wurde schwarz.

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / leider nur wenige Meter über dem Boden ] Mol, Drexl

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel ] Mol

Das erste was Mol registrierte als er die Augen aufschlug, war ein friedliches Grün, dass die ganze Welt auszufüllen schien. Es erinnerte ihn an seine Kindheit auf Moonus Mandel, als er noch ein kleiner, sorgenloser Zabrak gewesen war, der mit seinen Freunden in den Wäldern nahe der Stadt gespielt hatte. Damals, bevor er die Tattoos erhalten hatte, die ihn als vollwertiges Mitglied seiner Spezies auswiesen, bevor er sich der Armee eines Systems angeschlossen hatte, dass ihn Jahre später verraten und in die Kriminalität getrieben hatte.

Es war ein schönes Gefühl, doch wie Tau unter der Morgensonne verschwand es und wich der bitteren Realität, als seine Pupillen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnten und sein Hirn begann die Schmerzen zu registrieren. Das friedliche Grün wurde von hässlich roten Blutstropfen verunstaltet und die Blätter hörten auf perfekt und intakt zu sein und nahmen einen zerfetzten und zerstörten Zustand an.

Der Hüne ächzte als sein linker Arm in rasendem Schmerz aufflammte und musste jähe Tränen wegblinzeln. Es fühlte sich an, als hätte man ihn unter dem Ellenbogen abgerissen und die offenen Nervenenden mit Salz bestreut. Er brauchte einige Momente, bis er sich traute hinzusehen. Obwohl sein Unterarm noch immer an Ort und Stelle war, drohte ihn bei dem Anblick Übelkeit zu übermannen. Dort wo sich muskulöse, glatt-schwarze Haut befinden sollte ragte ein fingerlanger, weißer Knochensplitter hervor. Geronnenes Blut hatte eine Kruste gebildet und verschloss die Wunde, konnte jedoch nichts gegen die unnatürliche Stellung tun, die der Arm einnahm.

Einige Male holte Mol tief Luft und versuchte sich einzureden, dass der offene Bruch weniger schlimm war als er aussah. Immerhin hatte er schon schlimmeres erlebt! Doch immer war medizinische Versorgung nicht besonders weit entfernt gewesen! Wo sollte er hier im Dschungel eine Krankenstation und einen Arzt herbekommen, der ihn wieder zusammenflicken würde?! Mit einem Mal wünschte er sich Elias bei sich zu haben. Doch der Feldsani lag wahrscheinlich noch immer auf der Intensivstation der Fast Fortune und kämpfte mit dem Tod.

Um seinen Herzschlag zu beruhigen und seine drohende Verzweiflung niederzuringen biss sich der Iridonianer auf die Unterlippe bis er Blut schmeckte. Er durfte sich jetzt nicht hängen lassen! Er würde Smith suchen und mit ihm kämpfen. Der gebrochene Arm war lediglich eine weitere Herausforderung! Was kümmerte es ihn, dass er unter diesen Bedingungen vermutlich sterben würde? Die Zählerin würde ihn im Jenseits willkommen heißen! Die Schmach von Taris musste inzwischen einfach abbezahlt sein! Immerhin hatte er auf der Subjugator die Pläne erbeutet und sich nicht von einer Übermacht abschrecken lassen. Das musste doch einfach genug Jaggarnath gegeben haben!

Ächzend erhob er sich. Es gab verschiedene Prioritäten, die erledigt werden mussten. Der Arm musste versorgt werden, doch dafür brauchte er eine Wasserquelle. Wenn möglich etwas womit er ihn schienen konnte. Dann musste er essen! Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass die Jagd auf diesem Dschungelmond eine größere Rolle einnehmen würde, als er es erwartet hatte. Das war nicht schlecht.

Es war sein Glück, dass die ersten Rationen nicht weit entfernt lagen. Wenige Meter abseits befand sich noch immer die Flugbestie, die ihn zum Absturz gebracht hatte. Das Monster hatte bei seinem Fall eine Schneise durch Blätter und Zweige und Unterholz geschlagen und lag nun leblos und tot, aufgespießt auf einem kleinen Baum, am Boden. Die ersten Aasfresser hatten sich offenbar schon an ihm zu schaffen gemacht, denn überall sah man Bissspuren und Blut. Gut möglich, dass der Fleischberg Mol vor schlimmerem Bewahrt hatte, indem er alle Fleischfresser auf sich gezogen hatte.

Im Stillen dankte er der Zählerin für diese Gnade und trat mit unsicheren Schritten an die Bestie heran. Mit der gesunden Hand zog er ein Vibromesser aus dem Gürtel und schnitt einige breite Streifen Fleisch hinunter, die er sich über die Schultern legte. Sein Rucksack hatte den Absturz nicht überlebt, also musste er improvisieren. Als er sich schließlich mit mehreren Kilo Fleisch beladen hatte, drehte er sich um und begann in eine Zufällige Lichtung zu gehen, während halb geronnenes Blut seinen nackten Oberkörper hinunterlief und die Hose rot färbte.

Der Marsch war länger und härter, als er es für möglich gehalten hätte. Zwar musste es in diesem Urwald mehr als genug Wasser geben, doch schien der Großteil unterirdisch zu verlaufen. Unter seiner schweren Last schwitzte der Zabrak und sein Arm schmerzte höllisch. Innerlich betete er, dass seine blutige Last keine Räuber anlocken würde. Noch war er nicht in der Verfassung sich zu wehren. Und ein weiteres Mal hatte er Glück. Als die Dämmerung hereinbrach hatte er kein anderes Lebewesen getroffen, als riesigen Insektenschwärme, die sich sofort über das Fleisch auf seinen Schultern hermachten.

Schließlich, er wollte sich schon müde und kraftlos in das Grün des Unterholzes sinken lassen, sah er etwas. Vor ihm, durch die dichten Blätter schien Licht. Mit plötzlich erneuerten Kräften stürmte er voran und fand sich am Rand einer Lichtung wieder, die verdächtig an einen Bombenkrater erinnerte. Wäre er in einem anderen Zustand gewesen, hätte er sich möglicherweise gefragt was ein Bombenkrater an dieser Stelle zu suchen hatte, doch das einzige was er sah, war der Wassertümpel in seiner Mitte. Grade wollte er hinabstürmen, da erblickte er etwas – oder besser, jemanden.

Dort, am Rand des Tümpels kniete eine gelbbraune Gestalt (Sliff) die sich am Wasser gütlich zu tun schien. Mol war sich nicht sicher, doch sie wirkte auf ihn humanoid und damit möglicherweise intelligent, also entschloss er sich Vorsicht walten zu lassen und erst zu fragen und dann erst falls nötig zuzuschlagen.

„Hey du!“

Sagte er laut und sprang in den Bombenkrater hinab. Kurz ging er in die Knie. Der Schmerz in seinem Arm und das Gewicht des Bestienfleisches auf seinen Schultern waren doch arg schwer

„Ich tu dir nichts! Kannst du mich verstehen? Wer oder was bist du?“

Beruhigend streckte er dem Wesen die leeren Hände entgegen

„Ich bin Kommandant Mol“

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff

[Japrael-System | Dxun | irgendwo im Wald] Sliff Quori

Je dunkler es wurde, um so schwerer fiel es Sliff Quori, sich zu orientieren. Seine Rundumsicht war natürlich von Vorteil, aber nur in der Theorie. Die Praxis scheiterte daran, dass er sich in dieser Art von Terrain überhaupt nicht auskannte. Noch nie in seinem Leben war er in einem Urwald gewesen. Bei den seltenen Gelegenheiten, in denen er überhaupt einmal ein Stück zusammenhängende Vegetation gesehen hatte, war es immer Kulturwald gewesen, mit Waldwegen, Wegweisern und anderen Segnungen der Zivilisation. Davon war hier jedoch keine Spur zu finden. Seit seiner unfreiwilligen Landung auf diesem fremden Himmelskörper hatte er nicht das geringste Anzeichen dafür gefunden, dass es hier intelligentes Leben gab außer ihm und den Trandoshanern, die sich vermutlich bereits auf die Jagd nach ihm gemacht hatten. Welche Mittel sie wohl hatten, um ihn aufzuspüren? Lebenszeichenscanner? Infrarotkameras? Einen Sender, den sie ihm unbemerkt an irgendeine schlecht zu erreichende Stelle des Exoskeletts geklebt hatten? Dass er tatsächlich dem Drang nachgeben wollte, seinen Körper nach so einer Vorrichtung abzusuchen, war der Nervosität geschuldet - immerhin befand er sich in einer Extremsituation. Doch dank der Dunkelheit, die mittlerweile um ihn herum Einzug hielt, konnte er gar keine Zeit für dieses unsinnige Unterfangen verschwenden. Stattdessen kämpfte er sich weiter durch das Dickicht, längst vor allem tastend, denn der Sehsinn half ihm nicht mehr viel. Auch seinem Gehör durfte er nicht trauen, denn die dichte Vegetation verfälschte Geräusche und machte die Einschätzung von Entfernungen und Richtungen schwierig. Er hätte jetzt in wenigen Metern an einem Hotel oder einem startbereiten Raumschiff in Richtung Bastion vorbeimarschieren können, ohne es zu bemerken. Oder an einer Bande trandoshanischer Monstren, die sich hier wahrscheinlich besser auskannten und zurechtfanden als er. Wenn er doch nur eine Waffe hätte...

Doch es mangelte ihm noch an anderen Dingen. Selbst seine absoluten Grundbedürfnisse konnte er nicht befriedigen. Er hatte Hunger und Durst, war müde und erschöpft. Gegen die ersten beiden hatte er kein geeignetes Mittel an er Hand. Er wusste ja nicht, was man in diesem Dschungel essen konnte - alles hier konnte giftig sein. Und Wasser hatte er ebenfalls noch nicht gefunden. Nur eines konnte er sich wünschen, und das war ein Nachtlager. Ohne Bett und Decken, aber vielleicht wenigstens einigermaßen geschützt... einen Ort, an dem er sich verstecken und wieder zu Kräften kommen konnte, um am nächsten Tag bei Licht seine Flucht fortzusetzen. Die Vorstellung, sich einfach irgendwo einzurollen und zu hoffen, dass seine Verfolger ihn nicht aus dem Schlaf rissen, war keine schöne Vorstellung, aber mit jedem Fuß, den er mühsam schlurfend vor den anderen setzte, wurde sie verlockender. Er musste ausgeruht sein, bei wachen Sinnen und klarem Verstand, wenn er ihnen entkommen und einen Weg finden wollte, diese Welt zu verlassen. Also hieß es nun, nach einem geeigneten Versteck Ausschau zu halten. - Nein, danach zu tasten, denn sehen konnte er längst nichts mehr.

Er war beinahe schon entschlossen, sich einfach dort wo er stand umfallen zu lassen und liegenzubleiben, als er vor sich graublaues Licht durch das Schwarz des Waldes schimmern sah. Er wusste nicht, womit er es zu tun hatte, aber Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht gab es dort eine Ansiedlung, ein Lager... irgend etwas, wo er Hilfe finden konnte. Oder er war im Kreis gegangen und bewegte sich gerade auf seine Feinde zu, auch das war nicht auszuschließen. Sollte er weiter gehen oder umkehren? Er zögerte und überlegte, entschied sich dann aber dafür, nachzusehen, woher das Licht kam. Die Überraschung war groß, als er bemerkte, dass es sich um einen Rest von Tageslicht handelte. Er war davon ausgegangen, dass es längst schwärzeste Nacht war, dabei war die Sonne offenbar gerade erst untergegangen. Das Schimmern des Abendhimmels war durch die dichten Baumkronen nur nicht bis zu ihm durchgedrungen. Doch hier gab es keine Baumriesen. Vor ihm lag eine kreisrunde Bodensenke, die wie ein Krater aussah. Und Sliff hätte vor Freude weinen können, wenn er Tränendrüsen gehabt hätte: Das Loch war größtenteils mit dunklem Wasser, auf dessen unbewegter Oberfläche sich der Abendhimmel spiegelte. Das war das Licht, das durch die Zweige und Blätter zu ihm durchgedrungen war.

Eine innere Stimme warnte ihn, dass es gefährlich war, zum Ufer zu gehen. Eine Vielzahl von Gefahren konnte dort auf ihn warten. Er verließ damit seine Deckung und war für Verfolger aus der Luft oder sogar dem Orbit leichter zu orten. Im Wasser oder in dessen Nähe konnten gefährliche Tiere auf Beute lauern, die wie er zum Trinken hierher kam, und vielleicht fanden sie auch Geschmack an einem müden Kobok. Er wusste auch nicht, wie rutschig oder instabil die Hänge waren und wie tückisch der Untergrund. Aber all diese Bedenken wurden von dem quälenden Durst überwogen, den er litt. Sliff zögerte nicht lange, sondern nahm das Risiko auf sich. Er trat zwischen den Bäumen hervor und ging auf das verlockende Wasser zu. Am gras- und sträucherbewachsenen Ufer ging er auf Hände und Knie nieder, um sein Gesicht näher zum Wasserspiegel zu bringen; dabei krallte er sich an Wurzeln fest, um nicht hineinzurutschen. Wenn tatsächlich etwas darin lauern sollte, das in der Lage war, ein Wesen wie ihn zu töten, dann bot er ihm nun völlig ungeschützt seinen Kopf und Hals an, doch das war ihm im Moment so gleichgültig, dass es ihn selbst überraschte. Bis zu den Atemöffnungen tauchte er in das Wasser ein, das sich kalt und frisch anfühlte, und gierig trank er davon, ohne zu grübeln, welche Gifte oder Krankheitserreger er vielleicht gerade in sich aufnahm.

Sein Durst war beinahe gelöscht, als er eine Bewegung wahrnahm - am Waldrand links von ihm, ungefähr ein Drittel um den Kratersee herum. Denn hier, wo das Abendlicht nicht von Bäumen abgehalten wurde, profitierte er wieder von seinem 360-Grad-Sichtfeld und obwohl zwei seiner Augen auf den schwarz glänzenden Wasserspiegel gerichtet waren, entging ihm kaum etwas in seiner Umgebung. Jedenfalls nicht etwas so Auffälliges wie ein groß gewachsener Humanoid. Sofort war es mit der Ruhe und Erfrischung vorbei. Sliff zog seinen Kopf zurück und sein Körper versteiftes ich, die Hände krallten sich fester in die Wurzeln. Zwar erkannte er rasch, dass es sich nicht um einen Trandoshaner handelte, sondern um einen schwarzhäutigen Zabrak, doch das bedeutete nicht, dass von dem Fremden keine Gefahr ausging. Noch überlegte er, was zu tun war, als der Zabrak ihn ansprach.

»Ja, ich kann dich verstehen«, antwortete der Kobok, während er sich mit vorsichtigen Bewegungen vom Seeufer zurückzog, bis er auf ebenem Boden war und sich langsam aufrichten konnte. Seine linke Hand schloss sich dabei um einen kantigen Stein, den sie zufällig ertastete. Der faustgroße Klumpen war nicht gerade ein Blaster, aber er war besser als nichts, falls er sich verteidigen musste. Denn der Beteuerung des Humanoiden, dass er ihm nichts tun wollte, vertraute der Sith-Jünger nicht einfach so. Schon gar nicht nach den unschönen Erfahrungen der letzten Tage.

»Ich bin Sliff Quori«, stellte er sich vor. »Und ich will keinen Ärger, Mol. Wovon bist du Kommandant...?«

[Japrael-System | Dxun | Wald | Rand eines Kratersees] Sliff Quori

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff

Erst jetzt bemerkte der Hüne das Auge am Hinterkopf des Wesens. Offenbar hatte es ihn kommen sehen. Langsam bewegte es sich von der verwundbaren Position an der Wasserstelle weg und richtete sich auf. Mit einer spindeldürren Hand packte er einen kantigen Stein und hob ihn auf. Offensichtlich hatte er keine andere Waffe. Zumindest verstand er basic, wie er sagte. Wäre die Antwort negativ ausgefallen, hätte Mol es auf huttisch noch einmal probiert. Wäre dies gescheitert, so blieben ihm ein paar Brocken rodianisch – die meisten davon Schimpfwörter – und ein Satz Shyriiwook, den ihm mal ein bekannter beigebracht hatte. Wahrscheinlich wäre jedoch ‚Deine Mutter riecht nach Bantha‘ in dieser Situation nicht unbedingt hilfreich gewesen…

Der unbekannte stellte sich als Sliff Quori vor und erklärte, dass er keinen Ärger wolle. Er ließ dabei aus was er war, doch Mol war gewillt das zu ignorieren. Wahrscheinlich hätte er ohnehin nur den Namen einer nichtssagenden insektoiden Spezies erfahren, der ihm nicht besonders viel brachte. Dafür fragte dieser Sliff Quori jedoch, wovon genau der riesige Zabrak Kommandant war.

Mol ließ sich Zeit mit einer Antwort. Ächzend setzte er sich seelenruhig in das kurze, braune Gras des Kraters nieder und ließ das noch immer rohe, inzwischen fliegenumschwärmte Fleisch von den Schultern gleiten. Schmerzvoll verzog er das Gesicht, als der aus seinem Arm herausragende Knochen gestreift wurde und einige frische Blutstropfen aus der Wunde heraussickerten.

„Leg den Stein weg. Hätte ich dich angreifen wollen hätte ich es wahrscheinlich bereits getan. Vermutlich sogar gewonnen“

Demonstrativ griff er in seinen Gürtel und warf sein Jagdmesser vor sich auf den Boden. Weit genug, dass er es nicht einfach greifen konnte, jedoch nah genug, dass er sich mit einem Hechtsprung seiner wieder bemächtigen konnte. Er traute dem kleineren Nichtmenschen keinen plötzlichen Angriff zu. Zumindest nicht ohne Blasterpistole und die hatte er offensichtlich nicht, wenn er schon nach Steinen griff.

„Aber wie du siehst will ich ebenfalls keinen Ärger. Ich werde deine Frage also beantworten. Wovon ich Kommandant bin…“

Kurz zögerte er. Wie viel sollte er verraten? Würde er sich ein Zweckbündnis mit diesem kleinen Wesen verbauen, wenn er zu sehr ins Detail ging? Er hatte kein Druckmittel, außer dass er das Essen hatte. Vielleicht wusste dieser kleine Kerl sogar wie man einen Arm richtete… Der Zabrak beschloss also zunächst wage zu bleiben.

„Vor ein paar Monaten war ich Kommandant eines ganzen Sektors der tiefen Ebenen auf Taris. Vor ein paar Wochen war ich kurz Kommandant des größten Schlachtschiffes in der Geschichte. Vor ein paar Tagen war ich Kommandant einer kleinen Crew und eines Frachters. Und jetzt bin ich Kommandant meines Schicksals und meines Lebens. Nimm den Titel also für den Moment als Spitznamen“

Kryptisch lächelte Mol. Trotz der Schmerzen in seinem Arm hatte er die Frage Sliffs beantwortet, aber ihm gleichzeitig ein Rätsel aufgegeben, dass der kleine Käfer unmöglich lösen konnte. Wer könnte sich schon vorstellen, dass der riesige Zabrak auf der Subjugator gekämpft hatte?

„Und du, mein Freund? Was ist deine Geschichte?“

Mols eigentlich freundliches Lächeln misslang und wurde zu einer schmerzhaften Grimasse, als eine unbewusste Bewegung eine Welle der Pein durch seinen verletzten Arm jagte

„Aber es wird kühl. Ich wäre für ein Feuer und ein großes, gebratenes Stück von diesem Fleisch. Was hältst du davon, Sliff?“

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff

Trotz der Schmerzen in seinem Arm musste Mol schmunzeln, als sein kleinerer Gegenüber verkündete, dass der scharfkantige Stein ihm irgendwie ans Herz gewachsen sei und er ihn deshalb doch lieber behalten würde. Langsam teilten sich seine schwarzen Lippen und offenbarten ein breites, weißzahniges Grinsen. Dieser Sliff war nicht auf den Mund gefallen. Das gefiel dem Hünen.

„Es ist nie verkehrt ein Herz mit einem steinernen Teil zu haben. Es hilft in gewissen Situationen die Überhand zu behalten. Aber sei vorsichtig, es hat die lästige Angewohnheit sich auszubreiten und bei Belastung zu splittern…“

Dass zumindest der erste Teil der Aussage zutraf, das bewies der Hüne mit seiner eigenen Persönlichkeit. Auf der Jagd nach Jaggarnath kam ihm der Teil von ihm zugute, der kalt und ohne Bedenken tötete was ihm im Weg stand. Doch war sein Herz immer noch offen für all jene Wesen, die er seine Jungs nannte und deren Loyalität er nur allzu leicht gewann. Was wäre wenn dieser Teil von ihm versteinert würde, daran wagte er gar nicht zu denken.

„Aber genug der Rätsel und pseudo-tiefgründigen Sprüche“

Fügte der Hüne nach einer kurzen Pause hinzu

„Bei den Piraten handelt es sich um Trandoshaner richtig?“

Sliff hatte erklärt, dass er eigentlich Händler für Erze war und dass sein Schiff unterwegs gekapert worden war. Die Geschichte klang durchaus plausibel, doch lag es natürlich im Bereich des Möglichen, dass sie nicht zur Gänze wahr war, vor allem nachdem Mol so vage gewesen war. Die besten Lügen enthielten einen mehr oder weniger großen Teil der Wahrheit. Doch der Zabrak beschloss es darauf beruhen zu lassen. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass der kleinere Nichtmensch irgendetwas verschwieg, was ihm gefährlich werden könnte? Dass sein Gegenüber ein Jedi, oder republikanischer Militärpolizist war, das konnte man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen!

Als Sliff nickte, fuhr er mit einem leicht mitleidigen Lächeln fort:

„Du wurdest dazu bestimmt als Jagdbeute zu dienen. Die Zählerin vergibt Punkte für eine erfolgreiche Jagd und je mehr Punkte man bis zu seinem Tod sammelt, desto höher wird die Stellung im Jenseits sein. Auch wird intelligente Beute dir als Diener zur Verfügung stehen“

Mol gab fast wortgetreu wieder, was Kargash ihm vor so vielen Jahren erzählt hatte. So viel war inzwischen passiert, doch noch immer sah er das Echsenwesen vor sich, wie sein von den Flammen eines Lagerfeuers beschienener Mund sich geöffnet und geschlossen und die Worte geformt, die dem Leben des Zabrak eine neue Richtung gegeben hatten. Was wohl aus dem Trandoshaner geworden war? Wahrscheinlich war er beim Fall der Grenze gestorben, wie so viele von Mols Jungs…

„Wenn deine Pilotin verletzt worden ist, ist sie wahrscheinlich tot. Wer nicht in der Lage ist eine gute Jagd abzugeben, für den werden keine Ressourcen verschwendet. Tut mir leid für sie“

Nicht wirklich. Für den steinernen Teil von Mols Herzen war der Tod dieser Person nur ein paar Wörter, die der Wind davonwehte. Er hatte sie nicht gekannt und sie bedeutete ihm nichts. Genau wie die republikanischen Soldaten, die er auf der Subjugator schlicht und einfach aus dem Grund atomisiert hatte, dass sie auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten. Kein Grund Gedanken an sie zu verschwenden.

„Was das Feuer angeht, beim Militär lernt man eine Technik Feuer ohne große Rauchentwicklung brennen zu lassen. Das Licht können wir abschirmen und dass man uns mit Thermalsicht aufspüren will, halte ich für unwahrscheinlich. Wenn ein Trandoshaner wie Zek Ssikarn auf die Jagd geht, wird er sich nicht mit technischem Firlefanz den Spaß verderben. Er folgt deiner Spur bis er dich hat und schießt dir dann je nach Laune ein Loch in den Panzer oder dreht dir eigenhändig den Hals um. Und wenn er und seine Leute schon so nah sind, dann macht ein Feuer lediglich den Unterschied, ob du mit vollem oder leerem Magen draufgehst“

Mol zuckte die Schultern und griff nach seinem Messer. Mit einer lässigen Bewegung ließ er es in seinem Gürtel verschwinden und erhob sich. Langsam drehte er sich auf dem Absatz um und ging auf den Waldrand zu.

„Such es dir aus. Ein voller Magen und Wärme, oder Hunger, Kälte und eine Begegnung mit einem hungrigen Tier“

Sagte er, kurz bevor er das schützende Unterholz erreicht hatte und wandte sich noch einmal um

„Hast du eigentlich irgendwelche Erfahrung mit der Behandlung von humanoiden Wunden?“

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff

[Japrael-System | Dxun | Wald | Rand eines Kratersees] Sliff Quori, Mol

Die Zeichen mehrten sich, dass Sliff Quori es hier mit einem ziemlich verschrobenen Typen zu tun hatte. Vielleicht hauste Mol schon seit einer ganzen Weile alleine hier im Wald - sein Äußeres ließ diesen Schluss ebenso zu wie seine Worte. Aber welche Rolle spielte das schon. Das einzig Wichtige war, dass er vielleicht helfen konnte. Er schien einiges darüber zu wissen, was auf dieser Welt vor sich ging. Er erriet, dass Sliffs Verfolger Trandoshaner waren; ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie nicht zum ersten Mal ihre Jagd hier veranstalteten. Der Zabrak war mit ihren Gebräuchen so gut vertraut, dass es unweigerlich Sliffs Misstrauen wecken musste, aber der Mann war kein Trandoshaner, er war verwundet und offensichtlich kaum bewaffnet. Zu den Jägern schien er nicht zu gehören - also vielleicht zu den Gejagten? War es denkbar, dass dieselben Piraten (die er ja offenbar sogar mit Namen kannte) ihn hier abgesetzt hatten, um ihm ebenso nachzustellen wie dem Kobok? Wie lange war er dann wohl schon hier? Vielleicht würde der Jünger ihn fragen. Doch dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Viel wichtiger waren die Informationen, die ihn selbst betrafen. Dass er nicht befürchten musste, mit Wärmesensoren aufgespürt zu werden, war ein extrem wichtiger Hinweis, denn er erlaubte ihm tatsächlich, das Angebot anzunehmen und etwas zu essen. Er beschloss, Mol zwar kein volles Vertrauen zu schenken, aber doch so viel, wie nötig war, um sich mit ihm zu verbünden. Denn wenn er diese Chance einfach verstreichen ließ, könnte er sich genauso gut den Trandoshanern stellen oder sich in diesem Kratersee ertränken.

Trotzdem schreckte er kurz zusammen, als der Zabrak wieder nach seinem Messer griff und sich erhob. Er war nervlich ziemlich am Ende. Eine Rast konnte er wirklich dringend gebrauchen. Nachdem klar war, dass Mol keinen Angriff unternehmen wollte, sondern zum Waldrand hinüber ging, stand auch er auf und folgte ihm. Sobald sie tief genug ins Gesträuch vorgedrungen waren, dass man sie nur noch aus nächster Nähe sehen konnte, hielten sie unter einer dichten, undurchsichtigen Baumkrone aus manngroßen Blättern an. Sliff sah sich die Wunde an, zunächst allerdings nur aus der Distanz. Er erkannte nicht besonders viel, denn hier im Wald, wo im Gegensatz zu der Lichtung das Abendlicht nicht bis zum Boden gelangte, war es bereits stockfinster.

»Ich verstehe nicht viel davon«, gab er zu. »Aber ich werde sehen, was ich tun kann. Zumindest waschen und verbinden könnte ich die Wunde. Den Knochen einrichten kann ich nicht.«

Nach allem, was er über die humanoide Biologie wusste, musste der Zabrak höllische Schmerzen haben. Ein offener Bruch musste sich ungefähr so anfühlen wie ein scharfkantig gebrochener Teil des Exoskeletts, dessen Splitter sich tief ins Fleisch gebohrt hatten. Jede noch so kleine Bewegung - selbst Atmung und Herzschlag - mussten es schlimmer machen. Unter diesen Umständen war es beachtlich, wie wenig der Mann sich anmerken ließ. Schwerwiegender als die Schmerzen war aber die Gefahr, sich in dieser alles andere als hygienischen Umgebung eine Infektion einzuhandeln, die ohne medizinische Behandlung leicht zum Tod führen konnte. Je nachdem wieviel Schmutz in die Wunde gelangt war und wie lange Mol sie schon mit sich herum trug, war das Todesurteil vielleicht bereits gefallen, aber wenn es überhaupt eine Hoffnung gab, dann nur, indem das Loch in seinem Fleisch gründlich gereinigt und das Eindringen weiterer Fremdkörper verhindert wurde.

»Ich hole Wasser. Kümmer du dich schonmal um das Feuer: Ich brauche Licht, sonst kann ich gar nichts machen.«

›Außerdem dauert's dann nicht so lange bis zum Essen‹, dachte sich der Kobok. Er war alles andere als ein hilfsbereiter und uneigennütziger Gutmensch. Ohne Aussicht auf eigenen Nutzen hätte es ihm kein Problem bereitet, den Zabrak einfach eingehen zu lassen; oder ihn hinterrücks totzuschlagen, nur um sicherzugehen, dass keine Gefahr von ihm ausging. Ein Wesen, das nach den Prinzipien der Sith lebte und handelte, war auch ohne Machtkräfte überaus gefährlich. Doch in diesem Fall erhoffte er sich einige Vorteile davon, wenn Mol am Leben blieb.

In Ermangelung eines geeigneten Gefäßes brach er eines der riesigen Blätter von einem tiefhängenden Ast ab. Vorsichtig, leider aber auch ziemlich ungeschickt vor Müdigkeit, kehrte er noch einmal zum See zurück, wo das biegsame, zähe Pflanzenteil als Wassersack umfunktioniert wurde, den er an die Lagerstelle zurückschleppte.

»Keine Ahnung, welche Pflanzen für Verbände taugen«, sagte er. »Vielleicht sind sogar heilkräftige dabei, vielleicht aber auch giftige. Wie gut kennst du dich denn hier aus?«

[Japrael-System | Dxun | Wald | Lagerplatz in der Nähe eines Kratersees] Sliff Quori, Mol

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff

Wie viel durfte Mol seinem kleineren Gegenüber verraten? Sliff war ein Opfer Zek Ssikarns, der mit seinen Männern grade eine Jagd abhielt. Sicher würde es ihn verschrecken, wenn er erfuhr, dass Mol ein ganz ähnliches Ritual abhielt, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass er Chancengleichheit zwischen sich und dem republikanischen Captain Mike Smith geschaffen hatte. Zwar traute er dem Insektoiden nicht zu ihn hinterrücks mit seinem Felsbrocken zu erschlagen, doch konnten Angst und Verzweiflung zusammen wahre Wunder in einem Individuum hervorrufen. Das hatte Mol während seiner Zeit an der Rakghoulgrenze oft genug gesehen, wie schwache Männer und Frauen im Angesicht des Todes über sich hinausgewachsen waren.

Er würde Sliff also erzählen, dass auf ihn genauso Jagd gemacht wurde. Mol kannte sich gut genug mit dem Ritual aus, um einige Details zu geben. Und wenn er gefragt werden würde, woher er das alles wisse, konnte er noch immer irgendwo etwas mitgehört haben. Trandoshaner waren zwar normalerweise keine besonders geschwätzige Spezies, doch das brauchte der Insektoide nicht zu wissen.

Immerhin hatte er sich inzwischen dazu durchgerungen das Feuer zu akzeptieren. Auch erklärte er sich bereit die Wunde auszuwaschen, schloss jedoch das Einrichten des Knochens kategorisch aus. Immerhin etwas. Vielleicht konnte der Hüne dies ja sogar selbst erledigen. Zumindest wenn der Grad des Schmerzes auf diesem Niveau blieb. Überhaupt wunderte es ihn mittlerweile, wieso er mit einem in dieser Façon gebrochenen Arm so locker umgehen konnte. Natürlich waren Schmerzen vorhanden, keine Frage, doch hätte er nicht inzwischen halb verrückt mit Pein sein müssen? Waren womöglich irgendwelche Nervenenden beschädigt?! Bei dem Gedanken lief es Mol kalt über den Rücken.

„Ist in Ordnung. Das wird reichen“

Antwortete der Hüne nach kurzem Zögern und überlegte bereits wie er sich den Knochen wieder richtig einordnen könnte. Auch sah er sich bereits nach einer geeigneten Feuerstelle um. Er fand sie in einer kleinen Senke, ähnlich geformt wie die Wasserstelle, nur kleiner und scheinbar älter, da bereits zugewachsen. Sliff kündigte an, dass der Zabrak sich um das Feuer kümmern sollte, während er Wasser holen ging.

Stumm nickte Mol und legte das Fleisch ab, bevor er selbst begann nach dünnen, möglichst trockenen Zweigen zu suchen und sie in der Mitte aufzuschichten. Da er daran gedacht hatte sich, sowie Smith mit jeweils einem Feuerzeug auszurüsten loderte bald eine kleine Flamme auf, schwach genug dass sie nicht allzu weit durch das Unterholz dringen würde. Dann kam auch schon der Insektoid, in den Händen ein übergroßes Blatt, mit Wasser in seinem Innern. Mit knappen Worten gestand er, dass er sich mit der hiesigen Flora nicht auskannte und man Gefahr lief eventuelle Giftpflanzen für den Verband zu sammeln.

„Ich fürchte ich kenne mich nicht besser aus als du“

Antwortete Mol und schnitt einige Streifen von dem Fleisch ab, steckte sie auf Spieße und legte sie über das Feuer zum Braten.

„Aber ich habe da vorne eine hier wohl eingeschleppte Pflanze gesehen, die ich kenne. Die Blätter sind lang und Herzförmig. Kleine Zacken am Rand“

Zumindest glaube Mol, dass er die Pflanze kannte. Die Form stimmte zwar, doch konnte es natürlich sein, dass sie bei Tage eine andere Farbe aufwies, als die Version die er kannte. Doch das Risiko musste eingegangen werden. Das oder Gefahr zu laufen die Wunde noch mehr zu verunreinigen. Wie aufgetragen begab sich Sliff zu der bezeichneten Stelle und kam einige Momente später mit den Blättern zurück.

„Ich denke wenn du fertig bist, sollte auch das Fleisch einigermaßen durch sein“

Sagte Mol und klemmte sich einen Ast zwischen die Zähne. Das würde wehtun. Mit beschädigten Nerven oder nicht.

Wehtun war gar kein Ausdruck. Sliff arbeitete schnell und effizient – er hatte wohl auch Hunger – doch bis er fertig war, hatte Mol schon den zweiten Ast zerbissen. Seine Zähne würden es ihm sicherlich nicht danken, doch sicher hatte die Black Sun gute Zahnersatzkonditionen für ihre Mitarbeiter? Schließlich war es vorbei. Zur Hälfte vorbei, wie Mol sich selbst erinnerte. Erschöpft spuckte er die Reste des Asts aus.

„Dann guten Hunger. Leg schonmal das nächste Fleisch aufs Feuer...“

Man hörte dem Zabrak an, dass es ihm nicht grade gut ging. Doch er zögerte nur kurz und klemmte sich wieder eines dieser leidigen Stücke Holz in den Mund. Dann packte er den Knochen und zog. Es brauchte allergrößte Beherrschung nicht den Ast auszuspucken und laut zu brüllen. Sterne tanzten vor seinen Augen und ein schwarzer Rand schien die Welt zu umgeben, doch schließlich, nach einer Ewigkeit ruckte es und der Knochen ordnete sich richtig an.

Schwer atmend und zitternd kippte Mol hintenüber, inständig hoffend, dass er so etwas nicht noch einmal würde durchleben müssen…

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / alter Bombenkrater ] Mol, Sliff