Rendili

[Hyperraum nach Rendili | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson

»Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass wir den Wiedereintritt nicht schaffen?« schrie Lieutenant Commander Gordon Aaronson mit vor Wut überschnappender Stimme. Sein Kopf wurde dabei bemerkenswert rot, so dass man gar nicht wusste, ob man sich größere Sorgen um seine Gesundheit oder die des Überbringers schlechter Nachrichten machen musste. Seine Mannschaft kannte den Kommandanten so überhaupt nicht, was wohl der Hauptgrund für die erschrockenen Mienen ringsum war.

Ein sichtlich eingeschüchterter Ensign wich instinktiv einen Schritt zurück, bevor er antwortete:

»Das weiß ich nicht, Sir, es tut mir leid. Die Struktur ist geschwächt und laut Lieutenant Barge besteht eine Wahrscheinlichkeit von vier Prozent, dass sie den Belastungen bei der Rückkehr in den Normalraum nicht standhält.«

Das war wirklich großartig. Eigentlich hatten alle gedacht, das Schlimmste sei mit dem Sprung in den Hyperraum ausgestanden. Immerhin hatten sie die Schlacht hinter sich gelassen. Dann jedoch hatte der Ärger erst richtig angefangen. Nach dem Ausfall automatischer Löschanlagen war ein Feuer außer Kontrolle geraten und hatte stundenlang gewütet, bevor es gelöscht werden konnte; ein ganzes Deck der Silver Bullet war verheert worden. Das Feuer war außerdem nicht unwesentlich daran beteiligt gewesen, dass sie einen Großteil ihres Sauerstoffvorrates eingebüßt hatten. Da auch die Luftaufbereitungsanlagen nur mangelhaft funktionierten, war die Atemluft schon seit einiger Zeit unangenehm dünn. Da der eigentlich nicht besonders weite Sprung nach Rendili durch die Beschädigung des Hyperantriebs auch ungewöhnlich lange dauerte, war der Rückzug zu einer nervlichen Zerreißprobe geworden. Und nun auch noch das: Wenige Minuten vor Erreichen des Ziels wurde ihnen mitgeteilt, dass sie bei der Ankunft auf die denkbar endgültigste Art draufgehen konnten.

»Wie lange noch bis zur Ankunft?« fragte der Kommandant.

»Elf Minuten vierzig Sekunden, Commander.«

Die Zeit war viel zu knapp, um die festgestellten Probleme zu beheben. Barge und die anderen Techniker würden tun was in ihrer Macht stand, dessen war Aaronson sicher. Aber das würde nicht genügen, um die Gefahr auszuräumen. Zwar standen ihre Chancen rechnerisch bei 96 Prozent, aber was für einen Unterschied machten die Wahrscheinlichkeiten schon für einen Unterschied. Entweder erwischte es sie oder eben nicht. Für den Mann von Mygeeto fühlte es sich wie 50:50 an.

Jeder tat sein Bestes, mit der Situation vernünftig umzugehen. Dennoch stieg der Stresspegel aller an Bord, die von dem drohenden Unheil wussten, mit jeder der knapp zwölf Minuten deutlich an. Sie alle sehnten sich nach der verlorenen und verlustreichen Schlacht nur nach etwas Ruhe, doch die war ihnen noch immer nicht vergönnt. Oder aber wesentlich endgültiger als sie sich wünschen konnten.

Schließlich kam der Zeitpunkt der Entscheidung. Der Steuermann zählte die Sekunden bis zum Ende des Hyperraumsprungs herunter. Als er bei »1« angekommen war, lief ein hässliches Knarren durch das ganze Schiff. Doch dann zerriss das Blau des Hyperraums vor ihnen und Zehntausende von Sternen glänzten auf schwarzem Grund.

Gordon Aaronson fühlte sich der Ohnmacht nahe. Er war am Ende seiner Kräfte. Wie viele Männer seines Alters, hatte er schon mehrfach auf wenig ernsthafte Weise behauptet, für irgendwelchen ›Scheiß‹ zu alt zu sein. Doch zum ersten Mal kam ihm tatsächlich der Gedanke an den Ruhestand in den Sinn.


»Unser Zustand?«

»Wir sind wohlbehalten im Rendili-System eingetroffen, Sir. Alle Systeme funktionieren, keine neuen Beschädigungen feststellbar. Aber noch einmal würde ich das nicht probieren wollen, wenn ich das sagen darf.«

»Dürfen Sie, ich bin ganz Ihrer Ansicht.

Melden Sie unsere Ankunft und geben Sie dem Kommando unseren Status durch. Die Silver Bullet bittet um Erlaubnis, die Werft für dringende Reparaturen anfliegen zu dürfen.«


[Hyperraum nach Rendili | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]allein


Ein tiefes Piepen ertönte im Zimmer als Asharra um Einlass bat, eine Sache die Arcturus nicht sofort reagieren ließ. Schweigend blickte er hinaus auf das Nachtbild der Militärbasis, überlegte einige Worte die er im Gespräch mit Asharra fallen lassen würde und auch allerlei Floskeln oder Standpredigten.. Erst nach einigem Minuten des Taktischen Wartens, niemals zu schnell angreifen oder alle Karten ausspielen, nahm er eine kleine Fernbedienung und aktivierte den Türöffner. Finster blickte er aus dem Glasfenster, sah schwach das Spiegelbild von Asharra wie er Salutierte und hörte seine Stimme.

„Commander Mengsk, Lieutenant Commander Asharra meldet sich wie befohlen“

„Ich habe sie bereits erwartet Herr Asharra"

Antwortete er und drehte sich auf dem Sessel um seine eigene Achse bis er Asharra im Blick hatte. Die Fingerspitzen vor dem Gesicht zusammen und mit einem Blick, finsterer als der Weltraum. Aufmerksam musterte er Asharra, bemerkte keinerlei erwähnenswerten Fehler an seinem Auftreten und blickte dann zum Soldaten.

„Lassen sie uns alleine Soldat.“

Befahl er ihm, der Soldat zögerte nur leicht bevor er salutierte und das Zimmer verließ. Nachdem dieser verschwunden war erhob sich Arcturus von seinem Platz, ging an Asharra vorbei zu einem kleinem Tisch und schenkte sich ein Glas Wasser ein. In aller Seelenruhe nippte er an diesem, trank dann noch einen Schluck bevor er das Glas betont ruhig auf dem Tisch wieder abstellte.


„Sie haben eine ganze Menge Positiver Eindrücke bei mir hinterlassen Asharra, das muss man ihnen zugestehen. Ihr Organisationstalent, ihr Ehrgeiz, ihren Willen nicht verlieren zu wollen haben über Corellia die Behemoth vor der Zerstörung bewahrt. Jedoch haben sie genauso viele, wenn nicht gar noch mehr, Schlechter Eindrücke bei mir hinterlassen. Sie sind trotzig, frech, arrogant, können sich nicht unterordnen. Alles Eigenschaften die man bei einer Organisation wie der Flotte nicht bei einem 1. Offizier braucht, die sogar schaden können und zu Problemen führen. Wollen sie etwas zu ihrer Verteidigung sagen Asharra?“


[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Norin
 


[Rendili System - Rendili - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13] Norin Asharra, Arcturus Mengks, Soldat


Abermals ließ Mengsk Norin einfach warten. Das war so typisch, dachte der Jüngere, vermied einen Blickkontakt mit dem Commander als dieser an ihm vorbeiging und erst recht, als sich Mengsk vor ihn platzierte und ihn endlich ansprach. Nur der Befehl zum Rühren blieb aus, so stand der Coruscanti noch immer stramm während der einfache Soldat das Zimmer verlassen durfte. Was für eine Erleichterung für Norin, keinen Zeugen für den wohl folgenden Anschiss zu haben. Nichts wäre ihm peinlicher gewesen, als dass ein Untergebener, noch dazu einer von der Bodentruppe, hier zugehört hätte. Dennoch schien eine zentnerschwere Last auf seinen Schultern zu liegen und ihn zu erdrücken. Nur ungern gestand er sich ein, dass er so etwas wie Furcht verspürte. Endlich, nach verstrichenen Äonen, wie es Norin empfand, sprach der bärtige Bastioner.

„Sie haben eine ganze Menge positiver Eindrücke bei mir hinterlassen Asharra, das muss man Ihnen zugestehen. Ihr Organisationstalent, Ihr Ehrgeiz, Ihren Willen nicht verlieren zu wollen haben über Corellia die Behemoth vor der Zerstörung bewahrt. Jedoch haben Sie genauso viele, wenn nicht gar noch mehr, schlechter Eindrücke bei mir hinterlassen. Sie sind trotzig, frech, arrogant, können sich nicht unterordnen, alles Eigenschaften die man bei einer Organisation wie der Flotte nicht bei einem 1. Offizier braucht, die sogar schaden können und zu Problemen führen. Wollen sie etwas zu ihrer Verteidigung sagen, Asharra?“

Der jüngere Offizier starrte nur aus dem Fenster, änderte nichts an seiner Haltung, die noch immer tadellos war. Selbst die Falten in der Uniform schienen sich seinem Willen, nur ja perfekt zu sein, unterzuordnen.

„Nichts, Sir. Es gibt keinen Grund zur Verteidigung. Sie wissen, dass ich im Recht bin.“

Stur blickte er geradeaus am Commander vorbei. Der Ausblick schien fesselnd zu sein, fesselnder als die Gestalt des Kommandanten. Mengsk schwieg einige Minuten, dann hob er die rechte Hand und drückte den Zeigefinger gegen Norins Brustbein, so als wolle er diesem die Luft herausdrücken.

„Zwischen glauben und wissen ist ein großer Unterschied, Asharra, Sie glauben zu wissen, dass Sie im Recht sind, ich weiß, dass Sie es nur glauben.“

Der jüngere Offizier bleib scheinbar gelassen bei Mengsks Rede. Er blickte lediglich hinab auf den Finger, der sich in sein Brustbein zu bohren schien und sagte:

„Ich bin im Recht, Sir. Sie wissen es, sonst wäre ich nicht hier.“

Aufsässig hob er den Blick und schaute den Commander an, dann wieder geradeaus, zum Fenster hinaus in die Nacht. Kurz zuckte die Augenbraue des älteren Commanders nach oben, bevor er leicht schmunzelte und den Finger vom Brustbein nahm.

„So? Sie glauben also, dass sSie hier wären damit ich Sie einschüchtere, weil ich ein schlechter Verlierer bin? Ist das Ihre Ansicht?“

Der Nachthimmel schien doch sehr interessant zu sein, zumindest für Augen die hinsahen. Aber Asharras Aufmerksamkeit lag auf etwas anderem, auch wenn es nicht den Anschein erwecken sollte.

„Das sagte ich nicht, Sir. Ich werde mich nicht verteidigen, weil ich überzeugt davon bin, recht gehandelt zu haben. Wenn Sie es für richtig empfinden, dann klagen Sie mich an. Keinen meiner Befehle werde ich rückgängig machen. Sie waren zu jeder Zeit richtig.“

Absichtlich blickte er weiter zum Fenster hinaus, die Haltung starr und gerade. Er ließ mit keiner noch so kleinen Bewegung erkennen, wie unwohl er sich fühlte.

„Die neue Republik denkt auch, dass sie überzeugt davon sind, recht zu handeln, doch wissen wir das sie nur die Tore öffnen für Korruption und die Nichtmenschen“,

sprach der Bastioner. Er wendete sich erneut von seinem Lieutenant Commander ab und stellte sich mit dem Rücken zu ihm vor das Fenster. Keine Sekunde ließ ihn Norin aus den Augen.

„Wenn Sie meine Handlungen mit jenen der unorganisierten der Nichtmenschen gleichsetzen wollen, dann steht es Ihnen frei, dies zu tun.“

Eisig war seine Stimme, man konnte klar erkennen, was er von der Bemerkung des Commanders hielt, nämlich nichts.

„Wenn Sie Probleme haben, dann sagen Sie es klar und deutlich und lassen mich auf ein anderes Schiff versetzen, Sir. So wird das ohnehin nichts. Commander Krakov und ich können ebenso wenig zusammen arbeiten wie sie und ich, bei allem Respekt, Sir.“

Weiterhin blickte er auf den Rücken des Commanders, der ihm die Sicht aus dem Fenster nahm, hielt den Körper in tadelloser Habtachtstellung. Noch immer hatte es der Commander nicht geschafft, ihm den Befehl zum Rühren zu geben. Er hasste es, so stehen zu müssen, als wäre er angeklagt und bereits verurteilt, wie ein Rekrut, der etwas ausgefressen hatte und dafür eine Rüge bekam. Lange Zeit schwieg Mengsk, bevor er sich umdrehte und scheinbar die krasseste Wandlung seit Jahren durchnahm. Mit einem leichten Lachen ging er zu Norin und blieb vor diesem stehen.

„Und wie ich Sie auf ein anderes Schiff versetzen werde, Asharra, darauf können sie Gift nehmen.“

Norins Gesichtsfarbe nahm die von Kalk an als Mengsk sprach, aber vorerst sagt er nichts dazu. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit meinte er:

„Es ist Ihre Sache, Sir, mich versetzen zu lassen.“

Ein Schulterklopfen ließ ihn kurz den Kopf drehen, doch dann stand er erneut stramm und wartete auf das was noch kommen würde, vielleicht war es auch endlich der Befehl, bequem zu stehen. Wohl war ihm nicht mehr bei der Angelegenheit.

„Atmen sie mal ein Asharra sonst kippen sie noch um, sagen sie mir haben sie eine Vorliebe für eine gewisse Schiffsklasse? CR90? Tartan? Neblun-B?“

Wenn es ging, dann stand er jetzt noch strammer als vorhin schon. Eine Weile dachte er über die Worte des Commanders nach, die Stirn in Falten gelegt und fragte sich, was das nun wieder bedeuten sollte. Man konnte deutlich erkennen, wie er die Hand zum Kinn heben wollte, sich allerdings zwang, korrekt stehen zu bleiben

„Keine Sir. Ich habe keinerlei Vorlieben“,

sagt er schließlich, in seiner Stimme klang nun so etwas wie Unsicherheit mit. Die Anklagen schienen ihm lieber gewesen zu sein als dieses für ihn nun völlig unverständliche Verhalten des Commanders, welches schon beinahe vertraulich wirkte. Es war ... unangenehm.

„Wirklich nicht? Ein jeder hat so Vorlieben für eine gewisse Gattung. Ich habe mich etwa für die Behemoth entschieden da sie das vereinigt was ich schätze. Größe, Stärke und Feuerkraft. Was schätzen sie Asharra?“

Der Exil-Coruscanti dachte abermals eine Weile schweigend nach. „Wendigkeit“, sagte er schließlich gedehnt. „Schnelligkeit. die Schlagkraft hängt dann vom Geschick des Kommandanten ab.“

„Was Bewegliches also“
,

sagte der Commander in aller Seelenruhe bevor er ein Datapad vom Tisch nahm und an Norin übergab. Skeptisch war ein Hilfsausdruck, doch genau das zeigte kein Mienenspiel als er das Datapad entgegennahm und sich den Inhalt ansah. Eine Schiffsliste, also. Insgeheim fragte er sich, was Commander Mengsk vorhatte, warum er ihm das gab und woher sein plötzliches Interesse an seiner bevorzugten Schiffsgattung kam. Schließlich seufzte er und deutete auf die Marauder Klasse Korvette, die seiner Ansicht nach alles das vereinte, was er bevorzugte.

„Die Marauder-Korvette, Sir. Klein. Relativ schnell. Wendig. Auch mit wenig Besatzung zu fliegen. Ausreichend Bewaffnung.“

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den Männern. Norin sah das Schmunzeln nicht, oder er übersah es gewollt, welches der bärtige Bastioner nun zeigte, zumindest reagierte er nicht darauf. Dann hob der Commander plötzlich die Hand als wollte er sie abermals Norin auf die Schulter legen, unterließ es allerdings, worüber der Jüngere mehr als froh war.

„Asharra Sie sind ein beschìssener erster Offizier aber ein guter Kommandant. Innerhalb der nächsten Wochen werden sie das Kommando über eine Marauder Korvette erhalten, ich werde einige Hebel in Bewegung setzen und den Bericht abgeben.“

Wenn man sagt, jemanden hängt die Kinnlade bis zum Boden, dann traf das auf Asharra in dem Moment zu als Mengsk mit seiner Prophezeiung fertig war. Völlig perplex blickte er den Commander an, aus purer Gewohnheit wohl noch immer stramm stehend.

„Sir? Wie darf ich das jetzt verstehen?“,

fragte er schließlich das Fenster aus dem er wieder blickte. Er fühlte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunter lief, sich Unsicherheit breitmachte und er war versucht, sich die schweißnassen Hände an der Hose trocken zu reiben. Was ging da vor? Zuckerbrot und Peitsche? Wollte Mengsk etwas von ihm? Wie sehr er auch überlegte, er kam einer Antwort nicht näher.


[Rendili System - Rendili - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13] Norin Asharra, Arcturus Mengks
 
[Rendili-System | Anflug auf die Reparaturdocks | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson

Langsam näherte sich die beschädigte Silver Bullet einem der wenigen freien Liegeplätze an den Reparaturdocks. Je näher sie kam, um so besser konnte man von der Brücke aus den Zustand der anderen Schiffe erkennen. Die meisten von ihnen waren kein Stück besser dran als das corellianische Kanonenboot. Überall klafften große Löcher in verschmorten, deformierten Rumpfplatten, fehlten Aufbauten oder ganze Sektionen, waren Brandspuren zu sehen. Es war erschütternd, die Überreste der stolzen Verteidigungsflotte von Corellia in einem solchen Zustand zu sehen. Gefesselt von dem grauenhaften Anblick, starrte Gordon Aaronson hinaus und konnte den Blick gar nicht abwenden. Wie schwerwiegend ihre Niederlage war, wurde ihm erst jetzt richtig bewusst.

»...und in diesem System halten sich noch mehrere einsatzbereite Kampfgruppen auf...« sagte Parmer, als hätte er die Gedanken des Lieutenant Commander gelesen und wollte diese nun mit seinen Worten ergänzen.

»Verdammt, wir haben dort gekämpft und Tausende verloren, und sie haben hier gewartet und nichts getan!«

Eben noch hatte die Stimme des Lieutenant vor allem fassungslos geklungen, nun aber vibrierte aufkeimender Zorn mit und steigerte sich mit rasanter Geschwindigkeit.

»Beruhigen Sie sich, Lieutenant«, sagte Gordon Aaronson. Doch der dunkelhäutige Offizier ignorierte ihn.

»Diese verdammten Feiglinge!« stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Diese Schiffe sind genau das, was uns zum Sieg gefehlt hat! Wir haben verloren, weil sie ihren Arsch nicht nach Corellia bewegen konnten!«

»Genug!« donnerte der Kommandant und fuhr aus seinem Sitz hoch. Er trat dem Lieutenant entgegen, und obwohl dieser erheblich größer, stärker und vor allem jünger war, gelang es ihm dennoch, Autorität auszustrahlen.

»Parmer, Sie halten jetzt augenblicklich den Mund. So einen Ton dulde ich auf meiner Brücke nicht! Noch eine Szene dieser Art, und ich lasse Sie abführen! Verstehen wir uns?«

Für einen Augenblick sah es so aus, als wollte der stämmige Mensch seinem Vorgesetzten an die Kehle gehen. Doch er überlegte es sich anders, vielleicht auch weil die kahlköpfige Gestalt des Ersten Offiziers Lysander Scott sich neben ihn schob.

»Aye, Sir«, keuchte der hünenhafte Mann, der sich nur mit Mühe zusammen riss, und wandte sich mit grimmiger Miene wieder seinem Pult zu.

Scott legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte so leise, dass nicht jeder es hören konnte:


»Lassen Sie sich ablösen, Lieutenant.«

Wesentlich lauter sprach Gordon Aaronson. Er richtete seine Stimme an alle Personen im Raum und fixierte sie nacheinander mit bitterbösem Blick.

»Das gilt jetzt für Sie alle: Ich will nie wieder hören, dass jemand die Systemverteidigung von Rendili oder sonst jemanden für unsere Niederlage verantwortlich macht. Die hatten ihre Befehle, wir hatten unsere. Und im Gegensatz zu uns allen haben sie ihre Anweisungen ausgeführt! Wir sollten das Corellia-System um jeden Preis halten. Aber nun tummeln sich dort die Aliens. Und nicht weil wir keine Verstärkung bekommen haben - sondern weil wir nicht gut genug waren! Wir haben allesamt versagt. Und schlimmer noch: Wir haben den Imperator und die ganze Menschheit enttäuscht!

Die Schuld für den Verlust von Corellia liegt bei uns, bei jedem einzelnen. Bei jedem der es lebend nach Rendili geschafft hat und jedem der zu früh gefallen ist. Wir hätten besser sein müssen! Und beim Leben des Imperators, wir hätten besser sein können


Nun war er derjenige, der mit heiserer Stimme schrie. Lysander Scott trat neben ihn und legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn zu beschwichtigen, doch der Kommandant schüttelte seinen Ersten Offizier ab. Weniger laut, doch nicht weniger grimmig fuhr er fort:

»Wir sind eine Schande für die Flotte Seiner Majestät, wir alle. Und wer die Schuld bei anderen sucht, der ist noch zusätzlich ein Feigling.«

Zum Glück hatte Parmer zu diesem Zeitpunkt die Brücke bereits verlassen.

[Rendili-System | Anflug auf die Reparaturdocks | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Norin


„Sir? Wie darf ich das jetzt verstehen?“

War die Frage des Jungen Asharra, eine Frage die er ihm auch gleich beantworten würde, das der Kerl sichtlich geschockt, oder überrascht?, war von der Eröffnung seines Vorgesetzten war offensichtlich, egal wie gut Asharra vorher gewesen war um seine wahren Gedanken zu verschleiern jetzt hatte die Überraschung für Risse gesorgt.

"Sehen sie es als Pakt mit dem Teufel Norin, ich sorge dafür das sie ein eigenes Kommando erhalten, lobe sie im Bericht, lasse Gelder fließen das Übliche Eben. Wenn sie dazu bereit sind werde ich noch weitere Hebel in Bewegung setzen, wenn ich mich nicht irre haben sie eine Schwester die Finanzieller Unterstützung bedarf? Sagt ihnen Mengsk Industries etwas? Wenn ja wissen sie sehr wohl das der Besitzer dieser Firma Stinkreich ist, er schuldet mir noch einen Gefallen und ich denke einige Credits wird er locker machen können. Kurz: Sie bekommen ein eigenes Kommando auf einer Marauder-Korvette samt Vorzüglicher Besatzung wie auch ihre Schwester Finanzielle Unterstützung sowie die beste Medizinische Versorgung Coruscants erhält."

Das war sein Angebot an Norin, er hatte, bevor er ihn auf die Behemoth versetzt hat, sich ausführlich über ihn, seine Familie und auch deren Situation informiert und damit dem Burschen ein Angebot gemacht was er nicht ablehnen kann. Sollte er doch ablehnen, nun er hatte mit dem Zaunpfahl der Korruption gewunken. Soetwas sahen Offiziere nach außen hin nicht gerne, auch wenn es schade wäre aber Norin müsste dann schweigen.

"Ich sehe in ihrem Gesicht die Frage nach einer Gegenleistung Norin, noch müssen sie mir nichts zurückzahlen auser unzerstörbarer Loyalität gegenüber dem Imperium. Doch merken sie sich eines Norin, sie werden mir einen Gefallen schulden müssen wenn sie einschlagen. Ich werde ihn bestimmt nicht morgen einlösen, bestimmt auch nicht nächste Woche oder nächsten Monat. Aber irgendwann werde ich mich bei ihnen melden damit sie dafür bezahlen. Ob mit einem Gefallen, oder bei Weigerung, mit etwas anderem werden wir dann sehen Norin."

beantwortete er die Ungestellte Frage die ihm Raum hing. Die Drohung ist wohl offensichtlich gewesen, Arcturus war zwar kein Vorbildoffizier aber er war ein gerissener Bursche mit vielen Kontakten innerhalb wie auch Auserhalb der Familie Mengsk. Ruhig musterte er den immer noch Kerzengerade stehenden Norin, bevor er die Hand nach vorne streckte zum Händedruck. Ein Händedruck, der Auswirkungen auf vieles haben wird. Vielleicht auf Asharras Karriere, vielleicht auf seine Familie, vielleicht auch auf Arcturus Karriere. Aber eines war Sicher, Auswirkungen würde er haben.

"Sind wir im Geschäft Lieutnant Commander?"

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Norin
 
[Rendili System - Rendili - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13] Norin Asharra, Arcturus Mengks


Was war das nun? Was sollte das? Norin fühlte sich vom Angebot des Commanders nicht nur überrollt und erschlagen, nein, er empfand es als Affront gegen seine Ehre als Offizier der imperialen Flotte.Eine Entscheidung schien schwierig und Mengsk wirkte so, als hätte er das alles schon von sehr langer Hand geplant. Starr stand Norin da und fixierte das Fenster, ohne etwas zu sehen.

Ein Pakt mit dem Bösen. Sollte er darauf eingehen und versuchen für Ivana eine bessere Behandlung zu bekommen? Einige Sekunden ließ er diese Aussicht auf sich wirken und seine Mimik wurde undeutbar. Er stand stramm und schüttelte innerlich mit dem Kopf. Stur zwang er sich wieder in die Gegenwart. Und wenn schon. Hier ging es um mehr. Er wollte sich nicht kaufen lassen. Noch niemand hatte es geschafft, Norin Asharra, zu korrumpieren. Immer war er bislang seiner Linie treu geblieben.


Doch je länger er über das Angebot nachdachte, desto unsicherer wurde er. Mengsk hatte die Falle doppelt gesponnen. Sollte er bewusst hinein laufen? Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Norin wurde langsam zornig und das empfand er als schlimm genug, denn er hatte sich gern unter Kontrolle und das zu jeder Zeit.

Der Commander drohte ihm offen mit Konsequenzen. Nichts würde er bezahlen. Ein Kommando würde er so oder so irgendwann einmal bekommen und wenn nicht, war ihm das seine Ehre wert. Sich selbst im Spiegel ansehen zu können, zu wissen, wer man war, wofür man stand, das war etwas, wofür er kämpfte, weswegen er die Rebellen verabscheute, die sich selbst nicht kannten oder zu kennen schienen, die alle und jedes gleich machen wollten.

Wie ihm so diverse Gedanken durch den Kopf schossen, wurde er zusehends ärgerlicher. Natürlich wollte er ein eigenes Kommando, er hatte Blut geleckt, aber nicht um jeden Preis. So nicht. Und wer zum Henker gab Mengks das Recht, ihn beim Vornamen zu nennen?

„Für Sie immer noch Asharra, Sir“, hörte er sich selbst mit eisiger Stimme sagen. Er ignorierte die ihm dargebotene Hand, drehte sich au dem Absatz um und verließ ohne jeden weiteren Gruß das Zimmer.

Innerlich zitterte er, denn er ahnte nicht, was noch kommen mochte. Doch eins wusste er mit Bestimmtheit, kaufen oder erpressen ließ er sich nicht.


„Kommen Sie Ihrer Arbeit nach“, herrschte er den wartenden Soldaten an, was eine Folge seiner Nervosität war. Er atmete zweimal tief durch, schloss einen Moment die Augen und sagte etwas ruhiger: „Bleiben Sie auf Ihrem Posten, bis Ihnen etwas anderes befohlen wird. Ich würde sagen, Sie folgen mir einfach.“

In tadelloser und sehr gerader Haltung eilte er aus dem Gebäude, den verdutzten Soldaten im Schlepptau, der ihn eigentlich zurück zur Behemoth bringen sollte, solange er keine weiteren Befehle hatte. Doch Norin zeigte keinerlei Ambitionen an Bord des Schrotthaufens zurück zu kehren. Stattdessen schlug er den Weg zur Admiralität ein. Irgendjemand würde jetzt wohl noch Dienst tun, davon ging er einfach aus. Der sture Coruscanti marschierte zu Fuß und in einem irren Tempo als gelte es, eine Invasion zu verhindern. Er war es zwar nicht mehr gewohnt, die Zeit auf der Behemoth hatte ihn ein wenig verweichlicht, dennoch hielt er die Geschwindigkeit durch. Während er ging und sein Schatten ihm unauffällig folgte, griff er nach seinem Com-Link und gab eine Audionachricht an seine Mutter durch.

„Guten Tag, Mutter, hier ist Norin. Es könnte sein, dass sich bei euch über kurz oder lang unerfreuliche Gestalten einfinden, die euch das Leben schwer machen. Sobald sie auftauchen, meldet es umgehend dem Sicherheitsdienst. Mehr dazu später. Machs gut und Grüße an alle“, damit beendete er die Übertragung und verstaute das Com-Gerät wieder in einer Tasche seiner Uniform.

Noch einmal beschleunigte er seinen Schritt. Der Familie Mengsk traute er nach diesem Angebot jede Schandtat zu, aber es ließ sich nichts beweisen. Das war sein Problem, dennoch hatte er vor, Admiral Pell einen Besuch abzustatten.

Der Soldat an seiner Seite war gut in Form, denn er hatte keinerlei Schwierigkeiten, Norin zu folgen. Die ganze Zeit über, die sie bis zum Gebäude der Admiralität brauchten, hielt dieser die Klappe, worüber der Lieutenant Commander mehr als froh war. Jetzt zu reden, hätte ihn wohl den letzten Nerv gekostet. Innerlich kochte er, an irgendjemandem oder irgendetwas musste er seine Wut auslassen, sonst würde platzen.

Die Hände zu Fäusten geballt betrat er raschen Schritts das Gebäude. Mit Förmlichkeiten hielt er sich erst gar nicht auf, sondern bellte den Soldaten am Empfang einfach an.

„Admiral Pell, wo ist sein Büro?“

Er ging gleich weiter zum Lift, so war der Mann gezwungen, sich ihnen anzuschließen.

„Sir, das … geht jetzt nicht.“

„Wenn Sie mir den Weg nicht sagen, werde ich jedes verflixte Büro hier öffnen und danach gibt es eine Meldung über ihre hervorragende Kooperationsbereitschaft, Private!“

Die Lifttüren öffneten sich bereits und er ging langsamer weiter, da sagte ihm der Soldat dann doch den Weg, was Norin ein leises Schnauben entlockte.

„Kommen Sie“, wies er seinen Begleiter an, dem nun sichtlich unwohl wurde. Sein Auftrag entwickelte sich nicht ganz so, wie er es erwartet hatte oder erwarten durfte. Aber er war es so gewohnt, Offizieren zu gehorchen, dass er tat, wie ihm geheißen war.

In relativ kurzer Zeit drangen Norin und sein Bewacher in das Vorzimmer von Admiral Antur Pell ein. Dort saß noch ein Sekretär und vertrieb sich mit irgendetwas die Zeit. Doch als die ungebetenen Besucher eintraten, legte er das Holo-Magazin zur Seite und schaute die Eindringlinge an.


„Heute können Sie den Admiral nicht mehr sprechen, Lieutenant Commander“, begann der Sekretär zu sprechen, der den Abzeichen nach den Rang eines Chief Petty Officer bekleidete und sich nun in seiner Wichtigkeit sonnte.

„Und wie ich ihn sprechen werde, Chief Petty Officer … Benachrichtigen Sie Admiral Pell, dass Lieutenant Commander Asharra von der Behemoth hier ist und ihn in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünscht.“

„Das werde ich nicht machen, Lieutenant Commander, ich habe meine Befehle. Nehmen Sie den üblichen Dienstweg. Und nun gehen Sie oder ich lasse Sie von hier entfernen.“

Norin trat bis nahe an den Schreibtisch heran und fixierte den tadellos gekleideten Unteroffizier mit einem harten Blick. Von der Drohung ließ er sich nicht einschüchtern.

„Wenn es nicht wichtig wäre, wäre ich kaum hier“, er wollte gerade zu einem weiteren Wortschwall ansetzen, da unterbrach ihn der dienstbeflissene Sekretär.

„Kommen Sie morgen Früh wieder, Sir. Der Admiral ist jetzt beschäftigt“, sagte dieser höflich, wenn auch mit einer gewissen Endgültigkeit in der Stimme und wandte seinen Blick wieder ab, wahrscheinlich war er es gewohnt, dass sich die Besucher aufgrund dieser oder einer ähnlichen Bemerkung zurückzogen und ihn in Frieden ließen. Doch bei Norin täuschte er sich. Der schaute sich kurz im Vorzimmer um und nahm dann einen der bequemen Sessel in Beschlag. Er wies auch den Soldaten an, sich zu setzen.

„Wir warten und wenn es bis morgen Früh dauert, Chief Petty Officer. Es wird eine lange Nacht für Sie, stellen Sie sich darauf ein, dass ich mich keinen fußbreit von hier entfernen werde. Sollten Sie den Sicherheitsdienst herbemühen, wird das auch für Sie Konsequenzen haben.“

Er schaute den Sekretär mit einem eiskalten Blick an, dann lehnte er sich scheinbar entspannt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schlug die Beine übereinander. Norin sah so aus als würde er tatsächlich hier Wurzeln schlagen wollen bis er den Admiral sprechen konnte. Schließlich, es waren wieder mehrere Minuten des angespannten und nervösen Schweigens vergangen, da gab der Sekretär schließlich nach und benachrichtigte den Antur Pell.

„Admiral, Sir, verzeihen Sie die Störung, aber vor Ihrem Büro sitzt ein sehr unangenehmer Mensch, scheinbar Lieutenant Commander eines Schiffes mit der Bezeichnung Behemoth, der Sie unbedingt sprechen will und nicht vorhat, zu gehen. Soll ich den Sicherheitsdienst herbeordern und ihn entfernen lassen, Sir?“

Natürlich bekam Norin das mit, aber er zeigte keinerlei Anzeichen von Nervosität während er stumm wartete. Irgendetwas würde passieren, das tat es immer.

[Rendili-System – Rendili – Militärstützpunkt – Büro von Admiral Pell] Norin Asharra, Soldat (NPC) und Sekretär (NPC)
 
:: Rendili-System :: Rendili :: gemeinsamer Militärstützpunkt :: Salon :: Hafenadmiral Antur Pell, Rear Admiral Thorne, Commodore Aser und weitere Gäste ::​

Im Hauptquartier der Sektoradmiralität lag das Dinner in den letzten Zügen. Gerade waren mehrere Bedienstete, mit Tabletts oder neuen Weißweinflaschen bewaffnet, eingetreten, um die anwesenden Gäste damit schnellstmöglich zu versorgen. Klirrend stellte man schneeweiße Teller mit köstlichen Desserts vor den uniformierten Männern ab, griff behutsam nach deren leeren Gläsern und füllte sie mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen wieder auf. Zuvorkommend bedienten sie die neun Gäste und deren beleibten Gastgeber – allesamt hochrangige Militärs. Denn an der Tafel saßen fünf Männer der Flotte (vier Admiräle und ein Commodore) und fünf Männer der Armee (zwei Generäle und drei Colonels). Doch diese uniformierten Herren schenkten in diesem Moment den arbeitenden Crewmen keine Beachtung. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt einzig und allein Deevan Thorne. Als Rear Admiral und gleichzeitiger Kommandeur der Dritten Flottille hatte der Thyferrianer unter dem Kommando von Admiral Zald Chevron in der Sechsten Schlacht um Corellia gekämpft – und somit besaßen seine Schilderungen in dieser Runde ordentlich Gewicht.

Bis auf den kräftigen Hafenadmiral, Antur Pell, lauschten die Männer Thornes Worten. Im Moment berichtete der Rear Admiral – voller Verachtung in der formalen Stimme – vom schändlichen Verrat der Hapaner als deren „Flotte“ im Rücken der Vierten Flottille auftauchte, das Feuer mit einem Mal eröffnete und so das „Schlachtenglück“ endgültig auf Seiten der Rebellen verlagerte. Hasserfülltes Brummen machte sich in der kleinen Runde breit, Rufe nach Vergeltung waren zu hören. Doch dann hingen sie wieder neugierig an Thornes Lippen. Bloß Pell hielt sich zurück. Denn schon knapp drei Stunden zuvor hatte er dessen niederschmetternden Bericht gehört. Corellia war verloren. Man hatte tatsächlich Chevrons berühmte Dritte Gefechtsflotte geschlagen und so den Sektor einverleibt. Zwar leisteten die Einheiten der Imperialen Armee, die noch auf den Planeten saßen, Widerstand. Doch in den vielen Dienstjahren, die der Admiral mittlerweile erlebt hatte, hatten sich seine Vorurteile über deren Offiziere – sowie die gleichzeitige Glorifizierung der Flotte – gefestigt.


„Hat man das Flottenoberkommando schon informiert?“, fragte auf einmal der schmächtige Aran Dar, Vice Admiral und Kommandant der hiesigen Systemflotte, und unterbrach damit Rear Admiral Devaar Thorne in dessen monologartigen Redefluss. „Niemand kommt allein gegen einen solchen Koloss wie die 'Event Horizon' an. Immerhin handelt es sich bei einem Supersternzerstörer um die größte, menschliche Leistung in unserer langen Militärgeschichte! Wie sollen planetare Streitkräfte dagegen ankommen? Pulverisiert werden da jegliche AT-ATs oder Sturmtruppen.“

Blitzschnell kippte Sam Vornell, Sector General und Kommandeur sämtlicher Bodenstreitkräfte auf Rendili, den letzten Schluck Weißwein hinter, schnaubte hörbar verächtlich und setzte anschließend zu Widerworten an:
„Bei Corellia handelt es sich um Aldric deVries, der die Verteidigung Coronets kommandiert! Dieser Mann hat seinen eigenen Bruder (Horvic deVries) überlebt und dürfte ihn am Ende sogar übertrumpfen! So schnell fällt Corellia nicht. Viel mehr Sorgen sollte man sich über die Fahnenflucht so mancher Flottenoffiziere in unseren Reihen machen.“

„Hängen sollte man sie...“, warf Commodore Aser mit messerscharfer Stimme ein. „Seine Majestät hat schon bei Ventar gezeigt wie wir mit Verrätern vorgehen müssen. Und nüchtern betrachtet stellt Fahnenflucht nichts anderes als Verrat dar – Verrat an den eigenen Kameraden!“

Kurz musterte Pell die ernsten Gesichter seiner Gäste. Zwar hatte der Weißwein ihre Wangen leicht gerötet, aber trotzdem schien deren Köpfe weiterhin präzise zu arbeiten, wenn es um militärische Dinge ging. Unbewusst stocherte der Hafenadmiral in seinem Dessert herum. Vor einer Stunde hatte er ein schnelles Kurierschiff nach Bastion geschickt, um die obersten Flottenoffiziere über Corellia und die Niederlage der eigenen Einheiten zu informieren. Der beleibte Mann mit dem rostbraunen Backenbart hatte von einer Eilnachricht via HoloNet abgesehen, da er auch auf Rendili mit Agenten der Rebellen rechnete. Immerhin war dieser Planet dem corellianischen Sektor recht nahe und besaß zudem eigene Werften für den Bau von Sternzerstörern der beiden alten Victory-Klassen. Langsam führte der grübelnde Admiral die Gabel mit dem Stückchen Kuchen zu seinem Mund. Musste er mit einem zeitnahen Angriff des „demokratischen“ Erzfeindes rechnen? Den Großteil der Einheiten, die zum Schutz des Sektors unter seinem Befehl standen, hatte Pell vorsichtshalber ins Rendili-System geholt. Neben ein paar kleineren Schiffen, die zur Zeit vereinzelt in den umliegenden Systemen auf Patrouillenfahrt waren, hatte Rendilis Hafenadmiral bloß beim Sammelpunkt „Senth“ eine größere Ausnahme gemacht. Denn nahe dem Leemurtoo-System lag derzeit ein Victory-II-Sternzerstörer – die „Vanquisher“ – geduldig auf der Lauer. Ihr Kommandant sollte ihm, Antur Pell, sofort über die Ankunft möglicher Überlebender der Schlacht informieren.

***​

Nachdem das Essen beendet war und der Gastgeber seine Gäste verabschiedet hatte, ging Antur Pell in Richtung seiner Quartiere. Längst war die Nacht über Rendilis Militärstützpunkt hereingebrochen und die Strapazen des langen Tages machten sich bei ihm bemerkbar. Unweigerlich gähnte er. Doch ruhigen Schlaf konnte der Hafenadmiral nicht erwarten. Denn in seinem Kopf spukten noch immer zweifelhafte Gedanken herum, die sich mit einem Rebellenangriff beschäftigten. Zwar hielt er seine geplante Systemverteidigung für sicher, aber gegen einen einsatzbereiten Supersternzerstörer sowie einen Mon Calamari-Sternkreuzer der Klasse Einhundertzwei könnte nicht nur seine Sektorflotte alt aussehen, sondern genauso die großen Verteidigungsplattformen der Rendili StarDrive. Schweigend ging der beleibte Flottenoffizier durch den Korridor. Hier und da konnte er bewaffnete Soldaten des Imperialen Flottenregiments sehen, die tagtäglich für die Sicherheit des „Flottenbezirks“ sorgten.

Einen Moment blieb der Hafenadmiral stehen und sah aus dem Fenster. Ein bisschen eilig bewegten sich uniformierte Schemen durch das spärliche Licht, das von den wenigen Lampen kam. Langsam kehrte auf dem riesigen Stützpunkt die Nachtruhe – der Zapfenstreich – ein. Im Inneren beneidete er diese ahnungslosen Männer und Frauen. Vielleicht kannten sie durch zufällige Begegnungen mit ein paar Corellia-Überlebenden deren Niederlage, doch konnten sie erahnen wie nah ihr Stützpunkt vor einem Rebellenangriff stand? Die „Forces of Hope“ oder die Einheit der Hapaner musste bloß das eroberte System sichern, während sich die Hauptstreitmacht des Feindes gegen Rendili wandte. Ein Schauder lief Pell bei diesem Gedanken über den Rücken. Konnte sein Sektor auf die Unterstützung hoffen, die man bisher dem corellianischen Pendant verwehrt hatte? Automatisch wanderte all seine angespannte Aufmerksamkeit zum Flottenoberkommando. Keine Reaktion seitens der berüchtigten „Admiralität“. Weder eine Kontaktaufnahme via HoloNet, noch die Ankunft eines Kurierschiffs. Als sich Pells Gedanken gerade verdüstern wollten, tauchte am anderen Ende des Korridors auf einmal sein persönlicher Adjutant in Begleitung von zwei Flottensoldaten auf. Schnell kamen sie dem recht kräftigen Menschen entgegen und salutierten sehr zackig zur Begrüßung, nachdem sie knapp zwei Schritte vor ihm stehen blieben.


„Admiral Pell, schön, dass ich Sie um diese späte Uhrzeit noch erwische“, sprach ihn der Captain in einem erfreuten Tonfall an. „Es gibt gute Neuigkeiten von 'Senth', Sir. Die 'Vanquisher' meldete vor ein paar Minuten die Ankunft einer dezimierten Flottille – imperiale Kennung. Anscheinend handelt es sich um Nummer Vier der Dritten.“

Für eine Sekunde musterte der Hafenadmiral seinen Untergebenen ganz genau, wog den Inhalt des Berichtes sowie dessen Konsequenzen ab und ging anschließend grübelnd darauf ein: „Hat man sie schon nach Rendili geschickt? Wir brauchen jedes Schiff zur Verteidigung … und sei es nur Schrott zum Abfangen des feindlichen Feuers.“

„Nein, Sir“, erwiderte der Adjutant sofort. „Die 'Vanquisher' berichtet davon, dass zwei Schiffe der Flottille nur noch über einen Backupantrieb verfügen. Commodore Mard, der aktuelle Kommandeur der Einheit, möchte den Schiffen beim Sammelpunkt die nötige Zeit für Notreparaturen einräumen. Samaria hat schon im Vorfeld neben Lazarettschiffen auch Reparaturschiffe zur Verfügung gestellt. Nur scheint man mehr Material zu benötigen, Sir.“

Pell brummte. „Geben Sie den Befehl durch, dass man schnell aus unseren Depots zwei Action IV mit den notwendigen Materialien füllen lassen und anschließend nach 'Senth' schicken soll. Von mir aus soll sich Calfan mit dieser Sache beschäftigen. … Ich will diese Flottille im System wissen!“

„Sir, da Sie gerade Commodore Calfan erwähnen...“, sprach der Adjutant weiter, nachdem er sich in aller Eile ein paar flüchtige Notizen gemacht hatte. „Die Sensorik hat vor etwa einer halben Stunde die Ankunft der 'Fighter' – einem Eskortträger – gemeldet. Laut den Berichten des Kommandanten soll sich an Bord die 152. befinden.“

Erstaunt hob der Hafenadmiral die linke Braue, fixierte den Adjutanten und fragte ganz überrascht: DeVries' Elitestaffel? Nach dem Desaster bei Osarian hatte ich nichts mehr von denen gehört. Hinter vorgehaltener Hand raunte man höchstens, dass Nerethin im Begriff war nach der Niederlage die Staffel aufzulösen. Immerhin gilt der Verlust von Osarian als Voraussetzung für die Blamage bei Denon. … Nun ja, quartieren Sie die Staffel in unserer Raumjägerbasis ein. Deren Major General der TIEs soll sich um alle restlichen Kleinigkeiten kümmern. Man soll mir morgen aber trotzdem einen Bericht darüber vorlegen.“

***​

In dieser Nacht schien für Antur Pell Schlaf eine Sache der Unmöglichkeit zu sein. Denn gerade als er sein Quartier erreicht hatte, funkte ihn urplötzlich sein Sekretär an. Ein aufgebrachter Offizier – augenscheinlich der Lieutenant Commander der „Behemoth“ – war vor das Büro gestürmt und hatte nach dem Admiral verlangt. Glaubte man dem Chief Petty Officer, der dafür Tag für Tag davor saß, befand sich der Fremde in einem Zustand voller Rage, weshalb man zu Pells Sicherheit einen Trupp Flottensoldaten zusätzlich kontaktiert hatte. Bei der Ankunft des Hafenadmirals hatten sich zwei der Soldaten vor der Tür positioniert, zwei flankierten den Offizier und der Rest stand bei dem nervösen Unteroffizier. Pell begrüßte den nächtlichen Störenfried, bat dann um eine Tasse starken, heißen Caf und ging anschließend gemeinsam mit seinem „Gast“ in das Büro. Selbstverständlich folgten ihnen zwei Soldaten auch dahin.

Trotz seiner Müdigkeit legte der Admiral ein freundliches Gesicht auf, nachdem er sich schweigend auf seinem Sessel aus Ankaraxleder niedergelassen und seinem „Gast“ einen Platz auf der anderen Seite des massiven Schreibtisches angeboten hatte. Aufmerksam begutachtete er den aufgebrachten Lieutenant Commander. Was konnte diesen Offizier so dermaßen erzürnt haben, dass er trotz all der Unhöflichkeit ein Gespräch mit ihm, dem Hafenadmiral, verlangte? Hörbar schlürfte Pell den recht heißen Caf, ließ zwei, drei Herzschläge seelenruhig verstreichen und nutzte diese Zeit um weiterhin diesen Mann zu beobachten. In Thornes Bericht hatte er auf irgendeiner Seite mehrmals den Namen „Behemoth“ gelesen. Somit konnte er sich dunkel an deren Rolle erinnern. Dennoch schien ihm das nicht genug, weshalb er nach dem Bericht – in Flimsiplastform – griff. Etliche Seiten breiteten sich vor Pell aus. Schnell überflog er die unzähligen Zeilen, suchte nach dem Namen. Am Ende fand er mehrere Informationen zu dem Vindicator-Kreuzer in einer anfänglichen Auflistung der Flotte, die Thorne (oder dessen Schreiber) zudem mit zusätzlichen Details gefüttert hatte. Ein zweiter Schluck Caf folgte hörbar.

Behutsam stellte Pell die Tasse auf den Tisch, lehnte sich zurück und zupfte an seinem Backenbart.
Norin Asharra, Lieutenant Commander der Flotte und Erster Offizier auf der 'Behemoth'. Was kann ich für Sie tun? Ihr Anliegen muss wichtig sein, wenn Sie zu so später Stunde hier aufschlagen und eine unverzügliche Unterredung mit mir verlangen... Also: sprechen Sie.“

:: Rendili-System :: Rendili :: gemeinsamer Militärstützpunkt :: Büro des Hafenadmirals :: Hafenadmiral Antur Pell und Lieutenant Commander Norin Asharra ::

written by
Aiden Thiuro

[OP @ Stryka: Sollte die Darstellung von Norin nicht richtig gewesen sein, dann sag mir einfach Bescheid.]
 
[Rendili-System - Rendili - gemeinsamer Militärstützpunkt - Vorzimmer zum Büro des Hafenadmirals] Norin Asharra, Sekretär (NPC) einige Soldaten (NPCs)


Es dauerte nicht lange, da kamen sie. Neuerliche Bewacher. Norin quittierte diesen Aufmarsch an Soldaten mit einem süffisanten Grinsen. Man sah ihn also als potentiell gefährlich an. Fein, dachte er, auch noch paranoid, aber was konnte man anderes erwarten, wenn er mitten in der Nacht das Büro des Hafenadmirals stürmte. Was er zu sagen hatte, wollte er sagen, da war es ihm gleich, ob neben seinem persönlichen Wachhund, dem wohl sehr unbehaglich zumute war, wie der ehemalige XO der Behemoth feststellen konnte, noch weitere vorhanden waren.

Scheinbar entspannt blieb er sitzen und tat so als beachte er das Treiben im Vorzimmer zum Büro des Hafenadmirals nicht weiter. Erst nach einer ganzen Weile, bewegte er sich wieder und schaute seinen unfreiwilligen Begleiter an, der neben ihm stand und bereits völlig überfordert wirkte. Er hätte den noch immer suspendierten Offizier bewachen sollen und nun hatte dieser das Heft in die Hand genommen und ihn durch die Kasernenstadt getrieben. Eigentlich hätte man Mitleid mit diesem jämmerlichen Geschöpf haben müssen, überlegte Norin, doch andererseits, war er nur ein Befehlsempfänger und dazu da, jedwede Order auszuführen. Also sparte er sich sein Mitleid.

Nach wie vor zog Norin ein Gesicht wie eine Gewitterwolke, obwohl ihn die Absurdität dieser Situation auch leicht amüsierte. Dennoch, wenn er an Mengsk dachte, hätte er ausrasten können. Eiserne Selbstdisziplin ließ ihn äußerlich ruhig wirken, nur an seinem Mienenspiel konnte man etwas von dieser flammenden Wut erkennen, die Mengsks sonderbares und in Norins Augen höchst unmoralisches Angebot, in ihm ausgelöst hatte. Am liebsten hätte er den alten Commander zu Kleinholz verarbeitet. Der Coruscanti ballte die Hände zu Fäusten, sein Gesichtsausdruck wurde immer grimmiger, je länger er darüber nachdachte. Seine Schwester hätte er dem Goodwill dieses Idioten ausliefern sollen, nichts anderes war es für ihn. Gekauft und verraten, würde er sich vorkommen. Lieber hart arbeiten und die Credits ehrlich verdienen und dabei verrecken, als sich kaufen zu lassen und ein Leben im vermeintlichen Luxus zu verbringen. ‚Nein danke, Arcturus, ich verzichte auf dein mieses Angebot. Schieb es dir in den Hintern’, dachte er. angewidert Gerade als er zu einem neuerlichen bösen Gedanken ansetzen wollte, kam der Hafenadmiral ins Vorzimmer. Bedächtig stand Norin auf, salutierte, wie es sich gehörte und betrachtete den mittelgroßen Mann mit dem rotbraunen Backenbart aufmerksam. Artig wartete er, bis er angesprochen wurde, denn jetzt durfte ihm kein Fehler unterlaufen. Disziplinlosigkeit wollte er sich nicht vorwerfen lassen.

„Sir, danke, dass Sie etwas Zeit für mich erübrigen konnten“, sagte er höflich, nachdem er vom Admiral begrüßt worden war.

Der Admiral verlangte noch einen Caf und erst als er diesen erhalten hatte, bat er Norin ins Büro, welches der nun etwas belämmert wirkende Unteroffizier so eifrig verteidigt hatte. Bevor der Coruscanti Pell folgte, wandte er sich kurz an seinen Begleiter. „Kommen Sie ruhig weiter Ihrer Aufgabe nach, Soldat, und begleiten Sie mich Schritt für Schritt. Der Bericht für Commander Mengks wird verdammt lang werden“, sagte er in überaus süffisantem Tonfall, gemischt mit einem kaum verhohlenen Zorn. Dennoch sprach er so leise, dass ihn nur der Soldat hören konnte. Dieser nickte knapp und jeder konnte ihm ansehen, wie unwohl er sich fühlte. Er folgte Norin auf dem Fuß, der hinter dem Admiral das Büro betreten hatte, wenige Schritte vor dem Schreibtisch stehen blieb und erst einmal abwartete bis er neuerlich angesprochen wurde.

Das Büro entsprach sogar Norins Erwartungen. Gediegen war der richtige Ausdruck für die Einrichtung und sie passte zu Pell, der ebenfalls einen eher gesetzten Eindruck bei ihm hinterließ, doch darauf durfte er jetzt nichts geben. Es galt konzentriert zu bleiben, damit er nicht die Kontrolle verlor und wild herum zu schreien begann.

Der Offizier von Coruscant achtete nicht auf die Soldaten, die an der Tür Aufstellung bezogen hatten und auch nicht auf seinen treusorgenden Bewacher, der einen Schritt hinter ihm stand. Lieber wäre er geblieben wie und wo er war, doch er wollte nicht noch unhöflicher erscheinen, also setzte er sich, als ihm der Admiral einen Platz anbot. Sehr gerade saß er und wartete. Lange schwieg Pell und las Berichte. Norin nahm an, er suchte irgendwelche Daten über ihn oder über die Behemoth, schließlich konnte man nicht jeden Namen sofort zuordnen und jeden Soldaten kennen. Geduldig wartete er, bis der Admiral neuerlich das Wort an ihn richtete.

„Norin Asharra, Lieutenant Commander der Flotte und Erster Offizier auf der 'Behemoth'. Was kann ich für Sie tun? Ihr Anliegen muss wichtig sein, wenn Sie zu so später Stunde hier aufschlagen und eine unverzügliche Unterredung mit mir verlangen... Also: sprechen Sie.“

Der suspendierte Offizier widerstand der Versuchung, sich die Dienstmütze abzunehmen und durchs Haar zu streichen. Kerzengerade saß er da und schaut dem Admiral dabei offen ins Gesicht. Einen Moment wusste er nicht, was er sagen sollte, jetzt wo er die volle Aufmerksamkeit Pells hatte. Nach einem merklichen Zögern, begann er zu reden:

„Sir, gleich vorweg eine Richtigstellung: Ich bin nicht mehr Erster Offizier der Behemoth. Als dieser wurde ich nach dem Andocken abbestellt, anschließend vom Dienst suspendiert und unter Stubenarrest gestellt.“

Tief einatmend fuhr er fort, dabei versuchte er, die Stimme ruhig zu halten und sich nicht zu viel von seinem Zorn anmerken zu lassen:

„Ich ersuche Sie, die Suspendierung und den Stubenarrest, welche beide unrechtmäßig sind, aufzuheben. Des Weiteren erbitte ich meine umgehende Versetzung unter ein anderes Kommando und Personenschutz für meine Familie auf Coruscant.“

Er schloss den Mund, hielt sich weiterhin gerade und erwiderte den Blick des rothaarigen Admirals. Nicht einmal hatte er die Stimme erhoben oder seinen Zorn auf eine andere Weise zum Ausdruck gebracht, wenn man von der etwas verkrampft wirkenden Haltung absah.

Jetzt lag es an Pell, was weiter geschah. Norin wusste nicht, wie viel er von den Geschehnissen berichten sollte, da fiel ihm noch etwas ein und er sagte es schnell, noch bevor der Admiral etwas erwidern konnte:


„Dann möchte ich noch, dass ein psychologisches Gutachten über Commander Mengsk und seinen aktuellen Führungsstab erstellt wird. Sollten Sie meinen Ansuchen aus irgendeinem Grund nicht nachkommen können, werde ich mein Offizierspatent zurückgeben und den Dienst mit sofortiger Wirkung quittieren.“

Der Coruscanti war nicht nur zornig, sondern auch enttäuscht darüber, dass so ein korrupter Kath-Hund wie Mengsk ein Kommando innehatte und somit Macht über eine stattliche Anzahl an Untergebenen ausüben konnte. So etwas durfte es im Imperium nicht geben. Und genau solche Missstände waren es, die dem Imperium System um System kosteten. Offiziere, die nur sich selbst und ihr eigenes Fortkommen im Auge hatten, Korruption von ganz hoch oben bis hinab zum einfachen Personal, Bestechung war gang und gäbe. Es war traurig. Doch Norin hatte nicht vor, bei diesem Spiel mitzumachen. Er hatte geschworen dem Imperium zu dienen und da gehörte es sich nicht, dass man sich bestechen ließ oder Gefallen einforderte, bedrohte und einschüchterte.

Abwartend schaute er nun Admiral Pell an. Es war nicht wenig was er verlangte, ohne eine nähere Erklärung abzugeben. Inständig hoffte er, dass ihn der Admiral nicht danach fragte, denn er wusste, er würde die Wahrheit sagen. Ob Pell ihm glaubte, stand auf einem anderen Flimsiplast geschrieben.



[Rendili-System - Rendili - gemeinsamer Militärstützpunkt - Büro des Hafenadmirals] Norin Asharra, Antur Pell, mehrere Soldaten (NPCs)
 
[Rendili-System | Reparaturdocks | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson

Viele Besatzungsmitglieder, die während der Reparaturen an Bord nicht benötigt wurden, hatten die Erlaubnis erhalten, die Silver Bullet zu verlassen und für einige Stunden die Dockanlagen oder den Planeten zu besuchen. Gordon Aaronson hätte selbst einen Tapetenwechsel vertragen können, um seiner düsteren Stimmung zu entgehen. Doch er war geblieben, in dem Bewusstsein, dass Pflichten auf ihn warteten, die er besser nicht hinausschob. Der Kommandant des corellianischen Kanonenbootes konnte zwar zur Wiederherstellung seines Schiffes nichts beitragen, doch auf ihn wartete auch so genug Arbeit, vor allem lästiger Verwaltungskram. Er musste sich durch die Auflistungen von verlorener, verbrauchter und zerstörter Ausrüstung machen und dafür sorgen, dass diese ersetzt wurde. Er musste dafür sorgen, dass er Ersatz für ausgefallene Crewmitglieder erhielt. Und er musste eine Menge Nachrichten an Hinterbliebene schreiben.

Das war wirklich schlimm, während die anderen Angelegenheiten eher nur lästig waren. Über zwei Dutzend Tote hatte es auf der Silver Bullet gegeben und es gehörte zu seinen Aufgaben als Kommandant, dafür Sorge zu tragen, dass die Angehörigen informiert wurden. Dies musste er nicht zwangsläufig persönlich machen, doch hatte er sich vorgenommen, es selbst zu tun und nicht an einen Untergebenen zu delegieren. Eigentlich hatte er auch vor gehabt, jeden Brief einzeln zu verfassen und dabei auf die persönlichen Umstände des jeweiligen Crewmitgliedes und seines Todes einzugehen. Doch das hatte er sich schnell wieder abgewöhnt, als ihm schon bei den ersten drei Nachrichten klar geworden war, dass es nahezu unmöglich war. Er hatte zwar alle Personen an Bord gekannt, doch die meisten nur vom Sehen, ohne wirklich etwas über sie zu wissen. Personalakten und Bewertungen gaben zwar einige Informationen her, doch die waren zu trocken und steril, um sie in einen Brief an trauernde Angehörige mit aufzunehmen. Und was die Todesumstände anbetraf... bei einigen war sie gar nicht bekannt und bei anderen ebenfalls nicht das, was die Hinterbliebenen zuerst lesen wollten. Das war eher etwas für die zwangsläufig auszustellenden Totenscheine. So lief es auf einen Musterbrief hinaus, den er für jedes tote Besatzungsmitglied nur minimal veränderte und anpasste. Es war dabei von Pflichterfüllung die Rede, von Treue und Aufopferung. Pathetischer, nichtssagender Mist, der den Eltern, Geschwistern, Ehefrauen und Kindern der Toten kaum ein Trost sein konnte. Aber was sonst hätte man schreiben können in einer solchen Situation. Nach einer Schlacht, in der jeder Tote nur einer von Zehntausenden gewesen war und von echten Heldentaten Einzelner, sofern es sie überhaupt gegeben hatte, niemals jemand erfahren würde. Aaronson war zwar völlig unzufrieden mit den Nachrichten, doch irgendwann gab er es auf und legte sie beim Versand ab.


Es war dem Lieutenant Commander aufgefallen, dass der Tod sehr willkürlich unter seinen Männern gewütet hatte. Die Totenscheine bildeten einen fast perfekten Querschnitt durch seine Besatzung. Abgesehen davon, dass die Brücke und damit die höchstrangigen Offiziere verschont geblieben waren, hatte es junge ebenso wie alte erwischt, Mannschaftsdienstgrade wie Offiziere, Neulinge wie Veteranen. Es machte ihm klar, dass Talent oder Erfahrung überhaupt nichts bedeuteten in einer solchen Schlacht. Jeder konnte sterben, jederzeit, und niemand hatte es in der Hand, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Die Ansichten und Befehle einiger Weniger bestimmten über Leben und Tod, noch mehr aber der Zufall, der mit tödlicher Unkompliziertheit einfach nahm was er kriegen konnte. Obwohl Gordon Aaronson schon seit vielen Jahren in der Flotte diente, war ihm mangels aktiver Kampferfahrung oder aufgrund eines falschen Blickwinkels dieser Aspekt des Krieges bisher völlig unbekannt gewesen. Erst jetzt, da er Kommandant war und zwangsläufig einen Überblick über die Ereignisse auf seinem Schiff gewinnen musste, wurde ihm das klar. In diesem Augenblick sehnte er sich zurück zu den Grenzpatrouillen, mit denen er und seine CRK die letzten beiden Jahre zugebracht hatten. Jedes Gefecht gegen Piraten, Schmuggler und sonstiges Gelichter hatte weit mehr Nobles und Ehrbares gehabt als diese gigantomanische, lebensverachtende, massenvernichtende Schlacht.

Neben den zahlreichen Toten hatte die Silver Bullet noch weitere Besatzungsmitglieder eingebüßt. Manche waren so stark verwundet, dass sie ihren Dienst nicht fortsetzen konnten und entweder für eine Weile oder für immer ersetzt werden mussten. Zwei hatten ihre Entlassung und ein weiterer seine Versetzung beantragt. Und einer war kurz nach der Ankunft im Reparaturdock verschwunden, vermutlich desertiert. Nach der sechsten Schlacht von Corellia würde jedes dritte Gesicht an Bord ein neues sein. Aaronsons Schiff würde niemals wieder ganz so werden wie zuvor.


[Rendili-System | Reparaturdocks | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili-System | Reparaturdocks | CRK Silver Bullet | Büro] Gordon Aaronson

Da Gordon Aaronsons Bürotür offenstand (nicht aus Gewohnheit oder Nachlässigkeit, sondern aufgrund der Tatsache, dass der Mechanismus beschädigt war), stand sein Erster Offizier recht unvermittelt und ohne Klopfen oder Klingeln im Eingang. Der kahlköpfige Mann hatte Haltung angenommen und wartete darauf, dass man ihn hereinbat; allerdings räusperte er sich leise, um diesen Vorgang zu beschleunigen.

Der grauhaarige Kommandant der CRK Silver Bullet bedeutete seinem XO, sich zu setzen, und Lysander Scott tat dies.


»Sie haben Berichte für mich, Lieutenant?« fragte Aaronson.

»Ja, Sir«, antwortete dieser. »Allerdings wird es keine wirklich guten. Es wird mindestens noch eine Woche dauern, bis das Schiff wieder voll einsatzbereit ist - vorausgesetzt, wir werden in der Prioritätenliste nicht noch weiter nach hinten gesetzt, sonst kann es auch erheblich länger dauern. Heute wurde wieder ein Technikerteam von der Werft mitten in der Arbeit abgezogen und auf eines der größeren Schiffe geschickt. Der Hyperantriebsmotivator soll bis übermorgen ausgetauscht werden, aber ehrlich gesagt glaube ich noch nicht daran.«

Erst jetzt legte der Lieutenant Commander seine Akten beiseite und fixierte den jüngeren Menschen mit seinen grünlichen Augen.

»Heißt das, wir werden nicht an einer Rückeroberung teilnehmen können?« fragte er.

Scott blinzelte überrascht. Offenbar war Aaronsons Frage nicht das, was er erwartet hatte, und er musste erst kurz seine Gedanken ordnen.


»Sir... es sieht nicht so aus, als wäre eine Rückeroberung oder irgendeine andere Aktion im Corellia-System geplant. Ich habe eher den Eindruck, dass man sich die Wunden lecken will. Besonders kämpferisch sieht es da draußen« - er deutete auf die undurchsichtige Wand, hinter der sich die Dockanlagen befanden - »nicht aus. Ich denke, dass man Corellia vorerst aufgibt.«

Gordon Aaronson schwieg. Seine Miene war wie versteinert, sie zeigte keine Regung, ließ dadurch aber durchaus Schlüsse zu. Der alternde Lieutenant Commander hatte sich die Niederlage bei Corellia und den erzwungenen Rückzug nach Rendili von Anfang an sehr zu Herzen genommen. Doch hatte er die vage Hoffnung gehabt, dass ein Gegenschlag erfolgen würde, um diese Scharte wieder auszuwetzen. Um die Rebellen aus dem Corellia-System zu vertreiben, bevor sie sich dort überhaupt richtig festgesetzt hatten. Und um ihm die Möglichkeit zu geben, die Karten neu zu mischen und diesmal entweder erhobenen Hauptes zurückzukehren oder, falls es Pflicht und Anstand von ihm verlangten, in Würde zu fallen. Doch nun, als Lysander Scott aussprach was er schon lange befürchtet hatte, zerplatzte diese Illusion. Gordon musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass die Niederlage bis auf Weiteres unumkehrbar war, und mit diesem Schandfleck leben.

»Lieutenant Scott, es war ein Fehler, Sie von der Brücke zu schicken«, sagte er ganz unvermittelt und ohne erkennbaren Zusammenhang zu dem, worüber sie vorher gesprochen hatten. »Ich befürchtete, das Schiff verwundbar zu machen, wenn wir beide uns im gleichen Raum aufhielten. Aber das war eine falsche Entscheidung. Ich habe dem Schiff und mir damit Ihre Fähigkeiten genommen. Ich hätte Ihren Rat gut gebrauchen können - vielleicht wären manche Dinge dann anders gelaufen. Und ich habe Ihnen die Möglichkeit genommen, das Ihre zur Schlacht beizutragen.«

Scott nickte schweigend. Was sollte er dazu auch sagen; er konnte seinen Vorgesetzten, der offenbar von irgendeiner merkwürdigen emotionalen Anwandlung befallen war, ja weder rügen noch ihm Absolution erteilen.

»Beim nächsten Mal werde ich anders entscheiden«, fuhr Aaronson fort. »Und es wird ein nächstes Mal geben, da bin ich sicher. Vielleicht nicht heute und nicht bei Corellia, aber früher oder später werden wir wieder auf die Rebellen oder andere Feinde des Imperators treffen. Dann will ich, dass das Schiff sein Bestes gibt. Es wurden Fehler gemacht, die nicht wiederholt werden dürfen. Einige Dinge müssen sich ändern - und bei mir mache ich den Anfang.«

Wieder antwortete der Glatzkopf nicht. Es war ihm sichtlich unangenehm, diese Art von Unterhaltung mit seinem Kommandanten zu führen. Aaronson bedauerte es, dass die beiden Männer in den zwei gemeinsamen Dienstjahren an Bord der Silver Bullet kein vertrauensvolleres Verhältnis hatten schließen können. In fachlichen Dingen war sein XO ein hervorragender Ratgeber, aber nicht wenn es um persönliche Angelegenheiten ging. Der Kommandant fühlte sich einsam.

»Das wäre dann alles, Lieutenant«, sagte er, nun wieder wesentlich reservierter und verschlossener.

»Aye, Sir«, antwortete Scott und verließ mit spürbarer Erleichterung das Büro.

[Rendili-System | Reparaturdocks | CRK Silver Bullet | Büro] Gordon Aaronson
 
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Die Suspendierung des Ersten Offiziers? Bei dieser Richtigstellung traute Admiral Antur Pell seinen Ohren kaum.Überrascht musterte er den Lieutenant Commander, der kerzengerade vor ihm saß und keinerlei Anzeichen für einen möglichen Scherz zeigte. Selbstverständlich war die „Behemoth“ bei der Schlacht um Corellia – wie alle anderen überlebenden Schiffe auch – durch die Hölle gegangen, aber rechtfertigte all der Stress und der Frust über die Niederlage eine solche Handlung? Bevor der stämmige Hafenadmiral einen weiteren Gedanken fassen konnte, fuhr der blonde Imperiale, Asharra mit Nachnamen, fort. Er hatte Pell zu dieser nächtlichen Stunde aufgesucht, um ihn zu ersuchen die Suspendierung – samt zusätzlichen Arrest – aufzuheben, eine umgehende Versetzung zu beantragen und um Personenschutz für seine Familie auf Coruscant zu bitten. Leicht „überrumpelt“ lehnte sich Pell zurück. Was war auf der „Behemoth“ geschehen? Was hatte deren Schiffskommandanten bloß dazu veranlasst die wichtigste Schnittstelle zwischen seinem Posten und den restlichen Offizieren – sowie letztendlich der gesamten Mannschaft – zu kappen?

Da Asharras Richtigstellung jedoch sehr grob ausgefallen war, musste der Hafenadmiral an diesem Punkt noch einmal nachhaken:
„Sie haben gerade eine Suspendierung erwähnt, Commander. Haben Sie eine Erklärung für diesen – in meinen Augen recht ungewöhnlichen – Schritt erhalten?“

Nachdenklich griff Pell nach Thornes Unterlagen. Er hatte sich gerade daran erinnert, dass nicht nur der thyferrianische Rear Admiral die „Behemoth“ erwähnt hatte, sondern auch ein gewisser Captain Jericho. Offenbar war der Vindicator-Kreuzer ein Mitglied von dessen Kampfgruppe gewesen. Der Hafenadmiral blätterte schnell zu dessen Bericht, während Norin Asharra noch ein psychologisches Gutachten von Commander Mengsk und dessen Führungsoffiziere verlangte. Sogar eine handfeste Drohung legte der Coruscanti nach. Erneut zeigte sich Pell in diesem Gespräch überrascht. Bei ihm hatte sich sogar eine Augenbraue verselbstständigt und war mit einem Satz nach „oben“ gewandert. Für einen Moment musterte der Admiral den rangniedrigeren Offizier. Trotz all der Emotionen, die der Lieutenant Commander gerade spürte, konnte er eine solche Respektlosigkeit selbst in seinem Büro nicht dulden.

Fast automatisch verfinsterte sich seine Miene. Mit einem Mal schien der Hafenadmiral gewachsen zu sein.
„Commander Asharra, Drohungen jeglicher Art sollten Sie mir gegenüber lieber sein lassen. Ich bin gewillt Ihnen zu glauben – obwohl hier im Moment Aussage gegen Aussage steht –, aber auf diese Weise verbessern Sie Ihre Lage nicht.“ Er räusperte sich. „Captain Jericho erwähnte in seinem Bericht, dass Sie während der Schlacht die 'Behemoth' befehligten, derweil Ihr Vorgesetzter auf der Krankenstation lag. … Hut ab. Solche Offiziere können wir gebrauchen. … Nun gut. In den Augen Ihres Kampfgruppenkommandanten haben Sie sich so für ein eigenes Kommando qualifiziert. Doch sein Wort allein macht weder eine Beförderung, noch eine Versetzung aus...“

Während er über das nächtliche Problem grübelte, tippte er beiläufig mit einem Finger auf den glatt polierten Schreibtisch. Denn eigentlich war seine Sektorflotte auf Soll-Stärke. Alle Kriegsschiffe im aktiven Dienst, die in diesem Sektor direkt unter seinem Kommando standen, besaßen ausreichend Offiziere, Unteroffiziere und einfache Mannschaftsmitglieder. Laut den aktuellen Berichten seiner Systemkommandanten mangelte es im Rendili-Sektor niemanden an Personal. Doch sollte Asharra auf die „Behemoth“ zurückkehren, könnte es schnell zu einem blutigen Drama kommen. Pell wollte diese Verantwortung nicht auf sich nehmen. Das Galaktische Imperium stand momentan einer Serie an Niederlagen gegenüber, weshalb sie trotz allem jeden Offizier gebrauchen konnten. Wie sollte er all die Probleme, die anscheinend auf dem schweren Kreuzer herrschten, bewältigen? Plötzlich kam ihm die Lösung in den Sinn. Mit seinem Oberkörper kam er dem Lieutenant Commander entgegen.

Seine Stimme klang wieder etwas freundlicher als er sagte:
„Commander Asharra, ich werde mich Ihrer Anschuldigungen annehmen. Commander Mengsk wird morgen in mein Büro geladen und ich entscheide danach, ob ein psychologisches Gutachten notwendig sein wird. Trotzdem werde ich die Kollegen im Sektor Ihres Heimatplaneten wegen des Personenschutzes informieren. Ob ein Schutz stattfinden und wie dieser gestaltet wird, kann ich Ihnen aber nicht sagen. Das ist eine Entscheidung der Behörden vor Ort. … Kommen wir nun zu Ihrem inoffiziellen Versetzungsantrag. Zwar müsste hier erst eine Bewilligung seitens der Abteilung von Admiral Nort vorliegen, aber im Krieg müssen solche Formalitäten manchmal aus praktischen Gründen umgangen werden. Nun gut. Vor Ort haben wir noch eine außer Dienst gestellte Marauder-Korvette. Sollte sich hier ein fähiger Offizier finden, könnte ich unter Umständen die Reaktivierung veranlassen. Laut meinen Informationen dürften die meisten Mannschaftsmitglieder dieser Korvette sogar noch auf Rendili sein... Man müsste sich bloß um einige Reparaturarbeiten kümmern, die Versetzung einzelner Offiziere veranlassen und natürlich die Bestückung mit Jagdmaschinen beantragen. … Die einzige Frage, die mir bleibt, ist, wo finden ich einen fähigen Offizier, der 'heiß' auf ein Kommando ist?“

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Aiden Thiuro
 
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Es war gekommen, wie es hatte kommen müssen: Die Silver Bullet hatte den dringend benötigten Hyperantriebsmotivator nicht erhalten. Vielleicht war das Teil einfach nicht vorhanden, vielleicht waren auch andere Schiffe bevorzugt worden. Jedenfalls war der - ohnehin schon zweimal ausgeweitete - Zeitplan zur vollständigen Wiederherstellung des Kanonenbootes auf keinen Fall mehr einzuhalten. Manche Crewmitglieder empfanden dies als Glück, weil es das Schiff von neuen Missionen abhielt und sie dadurch etwas dienstfreie Zeit genießen konnten. Für andere, insbesondere diejenigen, die in den technischen Abteilungen arbeiteten und sich stark mit ihrem Schiff identifizierten, war es ein ständiges Ärgernis. Auch Gordon Aaronson gehörte zu Letzteren. Seine Laune litt merklich unter der erzwungenen Tatenlosigkeit und der Abhängigkeit von Bürokraten, die ein wichtiges Ersatzteil pünktlich liefern ließen oder eben auch nicht. Zwar war die seltsam melancholische Stimmung, die er in dem Gespräch mit seinem Ersten Offizier gezeigt hatte, rasch wieder verflogen, aber man merkte dennoch eine Wesensänderung. Er war zurückgezogen und pessimistisch seit sie im System angekommen waren. Zwar tat er alles in seiner Macht stehende, um die Reparaturen voranzutreiben, aber er war nicht mit dem Herzen dabei; das war immernoch damit beschäftigt, die quälende Niederlage und den Verlust so vieler Besatzungsmitglieder zu verarbeiten.

Nach zwei Tagen jedoch änderten sich die Dinge schlagartig. Das galt nicht für den Motivator - auf ihn wartete man vergebens. Aber plötzlich kam wieder Aktivität auf, nicht nur auf dem Schiff, sondern auch beim Kommandanten selbst. Er war wieder vitaler und zeigte einen Tatendrang, den sich viele nicht erklären konnten. Dass irgend etwas vorging, war zu spüren; doch was es war, das wussten bisher noch nicht einmal die Offiziere.

Als der Lieutenant Commander die Brücke betrat, waren Scott und die übrigen Brückenoffiziere bereits auf ihren Posten. Der XO trat zu ihm, nahm Haltung an und meldete:


»Commander, die Brückencrew ist angetreten. Alle diensthabenden Besatzungsmitglieder sind auf ihren Posten, die Landgänger wurden zurück beordert.«

»Die Silver Bullet ist einsatzbereit?«

»Sir, wir haben keinen Hyperantrieb. Und die verlorenen Besatzungsmitglieder konnten noch nicht ersetzt werden.«

»Das tut nichts zur Sache, Lieutenant. Wir haben einen neuen Auftrag erhalten und ich bin überzeugt davon, dass Schiff und Mannschaft trotz einiger widriger Umstände diesem gerecht werden können.«

Fragende Blicke richteten sich auf Aaronson.

»Admiral Pell hat uns Befehle zukommen lassen«, erläuterte der grauhaarige Mann mit sichtbarer Zufriedenheit. »Da die Verteidigungsformationen um Rendili verstärkt werden mussten und viele Schiffe sich noch immer in den Docks befinden, wurde die Silver Bullet trotz ihres Zustandes zur Systempatrouille eingeteilt. Es ist keine bedeutsame Aufgabe, aber es ist eine Aufgabe - zudem eine, die sich ohne Hyperantrieb bewerkstelligen lässt.«

Seine grünlichen Augen glänzten unternehmungslustig. Zwar ging es nicht gerade zur Rückeroberung Corellias, aber für ihn war tatsächlich nur wichtig, dass sie überhaupt wieder ausliefen. Endlich kehrte wieder so etwas wie Normalität ein, die Zwangspause hatte ein vorläufiges Ende.

»Unsere Aufgabe ist es, den zivilen Schiffsverkehr im System zu überwachen und die unabdingbaren Kontrollen durchzuführen. Dazu nehmen wir auch Aufgaben des Zolls wahr. Da Rebellenübergriffe nicht auszuschließen sind, bleibt das Schiff in ständiger Kampfbereitschaft.

Dies, meine Herren, ist eine Situation, mit der wir fertig werden, denn wir haben Erfahrung in solchen Dingen. Sie ist nicht heroisch, aber wichtig, und sie ist ebenso ehrbar wie ein gewonnener Kampf - sofern wir unsere Arbeit pflichtbewusst und fehlerfrei erledigen. Ich erwarte Ihr Bestes.

Lieutenant Scott, bringen Sie uns aus dem Dock.«


Mit zufriedenem Gesicht nahm Gordon Aaronson auf seinem Stuhl Platz und überließ es seinem Ersten Offizier, die nötigen Befehle für den Start der Maschinen und das Ablegen aus der Werftanlage zu geben. Langsam entfernte sich die Silver Bullet von den Reparatureinrichtungen, drehte ihren Bug von dieser und dem Planeten weg und beschleunigte. Die frisch reparierten Sublichtaggregate arbeiteten einwandfrei und beschleunigten das Kanonenboot schnell auf das Maximum, das ohne Hyperantrieb möglich war.

[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet

Piepend wurde Ceffet aus seinem Halbschlaf im Cockpit des Raumschiffes geweckt, wenige Sekunden bevor die Strahlen verschwanden und sich ganz weit Entfernt die Umrisse eines Planeten abbildeten. Was war geschehen? Die Reise war zu kurz gewesen, er kann unmöglich schon an seinem Ziel sein. Mit einem Kopfschütteln warf er die letzten Reste der Müdigkeit ab und tippte auf den Kontrollen herum, bis sich die Galaxiskarte öffnete und seinen Aufenthaltsort zeigte. Er befand sich im Rendili System, mitten in den Kernwelten und eine Basis des Imperiums. Zusammen mit den Werften die es hier gab, erklärte das die winzigen Grauen Punkte am Horizont.. Sternenzerstörer, Korvetten, Schlachtschiffe. Hoheitszeichen des Imperiums.
Der Computer spuckte nach kurzer Arbeit eine Fehlermeldung heraus. Er befand sich an einer ungünstigen Stelle, er würde mit dem normalem Sublichtantrieb sich eine Weile durch das System bewegen müssen bis er einen besseren Ort hatte um weiter zu seinem Ziel zu fliegen. Einige Stunden würde er jetzt unterwegs sein, hoffentlich würde er keinem dieser Überkorrekten Imperialen Systempatroullien in die Arme laufen. Erstens hatte er durch das Upgraden, Warten und reparieren nicht mehr viele Credits für Bestechungsversuche, Zweitens war ihm seine Zeit sehr kostbar und drittens war seine Schiffsbewaffnung auch nicht gerade das was man als ,,legal" im Imperialen Raum verstand. Jetzt hieß es nur auf Glück hoffen, und irgendwie die Zeit totschlagen...



[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet
 
[Rendili-System – Rendili – gemeinsamer Militärstützpunkt – Büro des Hafenadmirals] Norin Asharra, Antur Pell, enige Soldaten


Aufmerksam hörte der suspendierte Executive Officer dem Admiral zu, blieb dabei aufrecht sitzen und achtete nicht auf die Zuhörer, von denen einer neben ihm stand und ebenso eifrig lauschte, wie er selbst.

Mit der Frage des Admirals hatte er gerechnet, schließlich musste so eine Bitte auch untermauert werden und es war nur natürlich, dass sich der Admiral fragte, was auf der Behemoth passiert war. Also wandte sich Norin an seinen Begleiter und sagte: „Setzen Sie sich mit der Behemoth in Verbindung und fordern Sie die Aufzeichnungen an, welche meine Suspendierung zur Folge hatte“, befahl er dem Soldaten mit ruhiger Stimme, dabei übergab er ihm sein Comlink. Nickend nahm es der Soldat entgegen und kurze Zeit später konnte man der Aufzeichnung entnehmen, wie Commander Mengsk den Urlaub befohlen hatten, den Norin etwas später aufgrund der noch herrschenden Alarmbereitschaft widerrufen hatte, was seine Absetzung und Suspendierung zur Folge gehabt hatte.

„Ich denke, das spricht für sich, Sir. Die Hüllenintegrität der Behemoth ist stabil, was keine sofortige Evakuierung des Personals rechtfertigt. Laufend docken Schiffe an, die größere Schäden als die Behemoth aufweisen. Hier herrscht kein unbegrenzter Platz, um alle ankommenden Flottenangehörigen unterzubringen. Auch während bestehender Alarmbereitschaft einen Massenurlaub zu gewähren, entspricht nicht der Vorgehensweise und geht gegen jeden Befehl der Admiralität, vom gesunden Menschenverstand einmal abgesehen. Aber die letzte Entscheidung tragen Sie, ich werde mich dann fügen und die Konsequenzen daraus ziehen“, sagte er, nachdem die Audiosequenz geendet hatte. „Über die Bedrohung meiner Familie werde ich Ihnen nichts sagen, da dies ein Eingriff in meine Privatsphäre wäre. Nur so viel, ich würde ein wenig mehr bei der Auswahl der Offiziere auf deren persönliche Integrität achten.“

Die Stimme des Coruscanti klang hart und kalt. Er ahnte wohl, dass er hier den Kürzeren ziehen würde, denn es stand noch immer Aussage gegen Aussage und er dachte, dass seine Leistungen in der Vergangenheit wohl doch eher negativ bewertet wurden. Dafür sprach die Haltung Admiral Pells. Dennoch ließ er sich von dessen Erscheinung und Stimme nicht einschüchtern.

„Es ist keine Drohung, Admiral, Sir, sondern eine Feststellung meinerseits, Ich werde mich dann wohl mit den dortigen Behörden selbst in Verbindung setzen müssen. Leider gibt es von den Drohungen gegen meine Familie keine Aufzeichnung, also kann ich Ihnen das auch nicht beweisen. Entweder Sie verlassen sich auf mein Wort als Offizier der Flotte oder eben nicht.“

Noch immer zeigten weder seine Haltung noch seine Stimme ein zu viel an Gefühl, wobei sein Zorn im Inneren lichterloh brannte und er alles an Selbstbeherrschung aufbringen musste, was er besaß, was nicht gerade wenig war. Hellhörig wurde er, als sich Admiral Pell etwas nach vor beugte und mit freundlicher Stimme ausführte:

„Commander Asharra, ich werde mich Ihrer Anschuldigungen annehmen. Commander Mengsk wird morgen in mein Büro geladen und ich entscheide danach, ob ein psychologisches Gutachten notwendig sein wird. Trotzdem werde ich die Kollegen im Sektor Ihres Heimatplaneten wegen des Personenschutzes informieren. Ob ein Schutz stattfinden und wie dieser gestaltet wird, kann ich Ihnen aber nicht sagen. Das ist eine Entscheidung der Behörden vor Ort. … Kommen wir nun zu Ihrem inoffiziellen Versetzungsantrag. Zwar müsste hier erst eine Bewilligung seitens der Abteilung von Admiral Nort vorliegen, aber im Krieg müssen solche Formalitäten manchmal aus praktischen Gründen umgangen werden. Nun gut. Vor Ort haben wir noch eine außer Dienst gestellte Marauder-Korvette. Sollte sich hier ein fähiger Offizier finden, könnte ich unter Umständen die Reaktivierung veranlassen. Laut meinen Informationen dürften die meisten Mannschaftsmitglieder dieser Korvette sogar noch auf Rendili sein... Man müsste sich bloß um einige Reparaturarbeiten kümmern, die Versetzung einzelner Offiziere veranlassen und natürlich die Bestückung mit Jagdmaschinen beantragen. … Die einzige Frage, die mir bleibt, ist, wo finden ich einen fähigen Offizier, der 'heiß' auf ein Kommando ist?“

Das war ein eindeutiges Angebot, wenn auch nicht so, wie er es hören wollte, dennoch hatte er damit gerechnet, dass der Admiral auch noch Commander Mengsk anhören wollte. Es war schlicht und einfach eine logische Tat. Hätte der Admiral das nicht gesagt, wäre er wahrscheinlich aufgestanden und gegangen. Natürlich wollte er ein eigenes Kommando. Wer würde das nicht wollen? Die Frage war nun, ob er sich darauf einlassen sollte, ein mehr oder weniger Wrack zu akzeptieren, von dem nicht sicher war, wann er das Kommando tatsächlich übernehmen konnte. Das hieß dann, hier auf unbestimmte Zeit festzusitzen, denn in den Raumdocks hingen zahlreiche Schiffe mit höherer Priorität, die auf eine Reparatur warteten. Dennoch war es eine Überlegung wert. Noch waren allerdings weder der Arrest noch die Suspendierung aufgehoben, was es ihm erschwerte, dieses Angebot, anzunehmen.

Deshalb sagte er nach einer Weile des Nachdenkens, in dem er alle Für und Wider im Geiste durchgegangen war:


„Sir, es dürfte Ihnen nicht schwer fallen, jemanden für dieses Schiff zu gewinnen. Von mir dürfen Sie allerdings keine Empfehlung erwarten, da ich eigentlich unter Arrest stehe und meines Postens enthoben bin Ich würde die Korvette allerdings etwas modifizieren, um sie interessanter zu machen.“

Er lehnte sich nun zurück, denn ihm war eine Idee gekommen. Eine weitere Forderung an den Admiral, die er allerdings schöner verpacken wollte. Scheinbar entspannt schlug er die Beine übereinander und legte die Hände um das oben liegende Knie.

„Da das Schiff ohnedies einer Reparatur bedarf, könnte man sämtliche Waffensysteme austauschen und mit Diamant-Bor-Raketenwerfern bestücken. Die Effektivität der Korvette würde um ein Vielfaches steigen. Ebenso würde ich die Zahl der Raumjäger nicht reduzieren, sondern genau bei zwölf belassen. Ich denke, mit dieser Ausstattung, könnten Sie jeden Commander dafür begeistern.“

Er meinte natürlich sich selbst und indizierte dabei gleich eine Beförderung, ohne jedoch zu oder abzusagen. Sein Wunsch war es, dass sämtlicher seiner Forderungen stattgegeben wurde und er wollte den Arrest, die Suspendierung sowie den diesbezüglichen Eintrag in seiner Dienstakte loswerden. Sollte dies nicht geschehen, nun, Norin Asharra war ein Mann, der immer zu seinem Wort stand, auch wenn es für ihn mit Unannehmlichkeiten verbunden war. Die entsprechenden Gesuche waren bereits fertig und warteten nur darauf, von ihm abgeschickt zu werden. Er setzte sich wieder gerade hin und wartete auf die Reaktion des Admirals. Mit einem Kommando allein war die Sache für ihn nicht erledigt. Der etwas exaltiert wirkende Coruscanti war durchaus nicht gewillt, auch nur einen Handbreit von seinen Forderungen nachzugeben. Er fühlte sich von seinem Vorgesetzten ausgenutzt und durch Mengsks „Angebot“ nicht nur in seiner persönlichen Ehre verletzt, sondern auch physisch bedroht. Sollte der Mann damit durchkommen, wovon er leider ausgehen musste, da doch zumeist dem höherrangigen Offizier geglaubt wurde, dann …

ging er zurück in die Heimat und würde nach langer Zeit seine Familie wiedersehen und die Herausforderung eines Lebens als Zivilist annehmen, auch wenn er nicht wusste, wie er das anstellen sollte.


[Rendili-System – Rendili – gemeinsamer Militärstützpunkt – Büro des Hafenadmirals] Norin Asharra, Antur Pell, enige Soldaten
 
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[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson

»Commander, an Steuerbord ist ein Schiff ins System eingetreten. Identifikation mittels Transponder nicht eindeutig möglich.«

Ah, jetzt geschah etwas. Zwar war Gordon Aaronson froh darüber, wieder auf patrouille zu sein, doch diese Aufgabe konnte mitunter auch etwas langatmig sein. Erfolgserlebnisse waren wichtig für die Moral der Besatzung, daher kam es ihm sehr gelegen, dass etwas die allgemeine Routine unterbrach.

»Finden Sie heraus, mit wem wir es zu tun haben«, sagte er. »Denken Sie daran, bei der Invasion von Corellia haben die Rebellen zuerst kleine Aufklärer ins System geschickt.«

Zwar deutete (bisher) nichts darauf hin, dass es sich bei dem Neuankömmling um einen Vorboten einer republikanischen Offensive handeln könnte, doch derzeit war es angeraten, nicht nur, doch immer auch mit dem Schilmmsten zu rechnen. Rendili war ein zu verlockendes Ziel für einen Rebellen, dessen Siege ihn übermütig gemacht haben mochten.

»Identifikation anhand optischer und energetischer Merkmale ergibt tatsächlich einen Aufklärer, Commander. Allerdings kein bei den Rebellen gebräuchliches Modell«, fügte der Offizier hinzu, bevor der Kommandant aus seinem Sitz emporfahren und Alarm schlagen konnte. »Es handelt sich offenbar um ein Schiff der Persuer-Klasse, ein mandalorianisches Modell.«

Mandalorianer? Das war ungewöhnlich und konnte zugleich vieles bedeuten. Es konnte sich um normale Reisende oder Händler handeln. Aber genauso gut konnte es einer der zahlreichen mandalorianischen Kopfgeldjäger sein. Auch Schmuggler und schlimmeres Gesindel bedienten sich häufig gerne der mandalorianischen Technologie.

»Was halten Sie davon, Lieutenant?« fragte Gordon Aaronson seinen XO Lysander Scott.

»Ich denke, wir sollten uns das ansehen«, sagte Scott. »Den Mandalorianern ist per se nicht zu trauen.«

In diesem Punkt pflichtete Aaronson seinem Ersten Offizier stumm bei. Die Mandalorianer waren in vieler Hinsicht Extremisten und ihre Lebensart passte nicht zur Ordnung des Imperiums. Sie waren häufig Anarchisten und Opportunisten und es gab zu viele Aliens in ihren Reihen. Seit sie außerdem eine Demokratie nach Vorbild der Neuen Republik bildeten und von einem Kanzler regiert wurden, konnte man sie beinahe mit dieser über einen Kamm scheren. Terrorist blieb eben Terrorist und Demokrat blieb Demokrat, ganz egal unter welcher Flagge er fuhr.

»Steuermann, setzen Sie einen Abfangkurs mit Höchstgeschwindigkeit. Alle Waffensysteme einsatzbereit machen. Wir werden dieses Schiff einer genauen Kontrolle unterziehen.«

Wiederum an den XO gewandt, fügte er hinzu:

»Wir können ja nicht einmal ausschließen, dass er nicht doch für die Republik spioniert.«

Die Triebwerke der Silver Bullet flammten auf und beschleunigten das schwer bewaffnete corellianische Kanonenboot auf einem Kurs, der sich mit dem des Mandalorianers kreuzen würde. Zuerst schien dieser nichts davon zu bemerken. Das sollte sich aber ändern. Aaronson ließ eine Funkverbindung herstellen und sprach:

»Nicht identifiziertes mandalorianisches Schiff, dies ist das imperiale Kriegsschiff Silver Bullet. Identifizieren Sie sich und erklären Sie Ihre Absichten.«

[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet

»Nicht identifiziertes mandalorianisches Schiff, dies ist das imperiale Kriegsschiff Silver Bullet. Identifizieren Sie sich und erklären Sie Ihre Absichten.«

Verdammter Osik! Sein Glück hatte nicht angehalten und die Sensoren zeigten an das das Schiff einerseits mit Vollgas unterwegs war, anderseits seine Waffen aktiv hatte. Da er ungern eine Imperiale Delegation an Bord haben wollte die ihn ausfragten und sein Schiff beschlagnahmten beließ er das Tempo des Schiffes bei der Standardgeschwindigkeit, und aktivierte die Com-Einheit.

"An Imperiales Kriegschiff Silver Bullet, hier spricht der Pilot des Verfolger-Klasse Vollstreckungsschiffes ,,Silver Wolf". Meine Hyperraumkarte war Fehlerhaft und hat mich an den Rand des Rendili Sytstems geschickt statt weiter zu meinem Reiseziel im Äußeren Rand. Da ein Hyperraumsprung so nahe an einem Planeten gefährlich ist, fliege ich mit Sublicht eine kurze Route weiter bis es möglich ist ohne Gefahren meine Reise fortzusetzen. Ich hoffe das ist genehm?"

fragte er in aller Ruhe die Person an dem anderem Ende der Leitung. Seine Hände legte er auf die Geschwindigkeitskontrollen und betete innerlich das die Imperialen ihn in Ruhe lassen würden. Wenn nicht hätte er ein Problem, er war zwar schneller und Manövrierfähiger als das Kriegsschiff aber dieses hatte deutlich mehr Feuerkraft.


[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet
 
[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson

Der Pilot des fremden Schiffes antwortete prompt. Mittlerweile war es auch nah genug, um auf den Bildschirmen angezeigt zu werden, so dass Aaronson die kastenförmige, asymmetrische Konstruktion betrachten konnte. Bisher hatte er kein Raumfahrzeug dieses Typs gesehen, doch dessen Spezifikationen und Fähigkeiten waren dem Computer zu entnehmen. Als der fremde Captain sein Schiff als ›Silver Wolf‹ identifizierte, wanderte der Blick des Lieutenant Commander sofort zu einem seiner Offiziere, der auch ohne dessen auffordernden Blick bereits die Fahndungsliste checkte. Ein Kopfschütteln zeigte an, dass ein Schiff dieses Namens nicht aktenkundig war.

Das hielt Gordon Aaronson aber nicht davon ab, weiter an dem Ziel festzuhalten. Denn die Worte waren kaum geeignet, seine Bedenken zu zerstreuen. Die Ankunft des Mandalorianers war also ein Zufall? Es fiel dem Kommandanten schwer, das zu glauben.


»Pilot der Silver Wolf, nennen Sie Ihren Namen, Ihren Heimathafen, das Ziel und die Fracht«, sprach er weiter.

Es war noch etwas zu früh, die Enterung zu befehlen. Denn das Schiff der Persuer-Klasse war noch zu weit entfernt. Wenn Aaronson jetzt eine Kontrolle ankündigte und der Pilot die Nerven verlor, konnte er leicht entwischen. Je näher sie kamen, um so schlechter standen die Chancen des Mandalorianers, sich einer Kontrolle zu entziehen.


[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet

»Pilot der Silver Wolf, nennen Sie Ihren Namen, Ihren Heimathafen, das Ziel und die Fracht«

Immer näher kam das Schiff und langsam wurde es knifflig, wurde er sich noch deutlich länger aufhalten lassen würde man ihn entern können und er würde in einem Knast landen. Er veränderte den Kurs und ließ es so aussehen als würde er nur seinen Kurs korrigieren statt von dem Schiff wegzusteuern. Er würde seinem Gegenüber noch eine Antwort geben, und wenn sie dann forderten aufzuhalten würde er fliehen müssen. Sicherlich würde er dann sein Schiff auf irgendeiner Fahndungsliste stehen haben, aber eine ID Umprogrammierung war kein sonderlich Teurer Vorgang wenn man die passenden Kontakte hatte. Aber erstmal was aus den Fingern saugen.

"Mein Name ist Teffec Odro, mein Heimathafen ist Shaum Hii gewesen und mein Ziel ist das Karfeddion System. Als Fracht besitze ich nur mich, Proviant und Ersatzteile für Unvorhergesehene Schäden an meinem Schiff. Sie haben sicherlich keine Gründe mich irgendwie zu kontrollieren mein Herr, das können sie mir glauben."

Log er diplomatisch wie nur möglich und versuchte seinen Mandalorianischen Akzent etwas zu verbergen. Sein Plan musste aufgehen, sonst hieß es Heil in der Flucht suchen. Er brauchte keinen weiten Weg mehr bis er an einer günstigen Stelle war für den Sprung in den Hyperraum, da sollte ihm dieses Kriegsschiff nicht den Tag vermiesen!


[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet
 
[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson

Die Besatzung der Silver Bullet und auch Gordon Aaronson selbst hatten einige Erfahrung, was den Patrouillendienst anging. Sie hatten es im Gespür, welches Schiff zu kontrollieren sich lohnte, und ebenso dafür, welches Probleme machen würde. In diesem Fall traf beides zu. Die leichte Kurskorrektur der Silver Wolf war das beste Zeichen dafür. Sie war mit Sicherheit kein Zufall, auch wenn der Pilot wohl versuchte, es so aussehen zu lassen. Zwar wich er noch nicht direkt aus, doch diese leichte Ausweichbewegung schob den Punkt, an dem sich die Kurse der beiden Schiffe kreuzten, in größere Entfernung und verschaffte ihm so etwas Zeit.

Das Katz-und-Maus-Spiel hatte also schon begonnen. Beide Kontrahenten sprachen noch miteinander und bemühten sich, den Gegner hinzuhalten, bis der richtige Zeitpunkt zum Losschlagen gekommen war. Dabei vermutete Aaronson, dass der Mandalorianer zumindest im verbalen Teil weniger Erahrung hatte. Denn jeder, der etwas Erfahrung mit pedantischen Sicherheitskräften hatte, wusste, dass die Betonung, eine Kontrolle sei nicht nötig, diese nur umso zwingender herbeiführen musste.

Der Waffenoffizier gab ihm das Zeichen, dass das fremde Schiff nun in Feuerreichweite war. Wenn der Fremde nicht kooperierte, hatte man nun die Möglichkeit, ihn mit Gewalt zu stoppen. An Feuerkraft fehlte es dem corellianischen Kanonenboot nicht, auch wenn zwei der verlorenen Geschütze noch nicht ausgebessert waren und die Raketenmagazine nicht die volle Ladung trugen.


»Mister Odro, reduzieren Sie Ihren Schub und passen Sie Ihre Geschwindigkeit unserer an. Wir kommen längsseits und führen eine Kontrolle durch. Widerstand wird mit Waffengewalt beantwortet.«

Der Gegner war am Zug. Entweder er ließ sich auf die Kontrolle ein oder er versuchte zu entkommen. Dass er einen direkten Schlagabtausch wagen würde, schien doch eher unwahrscheinlich. Dafür war sein Schiff einfach nicht stark genug bewaffnet. Dennoch machte Aaronson sich auf Überraschungen gefasst. Nicht selten hatten Mandalorianer und diejenigen, die auf mandalorianische Technik standen, noch einen Trumpf in der Hinterhand.

[Rendili-System | auf Patrouille | CRK Silver Bullet | Brücke] Gordon Aaronson
 
[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet

So jetzt war die ,,Grenze" überschritten. Die Kontrolle würde nur für Probleme sorgen, also blieb es nur das Heil in der Flucht zu suchen. Hoffentlich war das Schiff noch nicht in der Reichweite ihre Raketen oder die meisten Laser zu nutzen. Eine volle Salve der Waffen würde sein Schiff niemals aushalten, blieb nur auf Tempo zu setzen.

"Entschuldigen sie mich aber ich habe kein Interesse an einem Gespräch oder eine Kontrolle,meine Zeit ist zu kostbar dafür."

Gab er als freche Antwort bevor er das Tempo auf Maximum erhöhte, das Schiff deutlich schneller nach vorne ,,sprang" und weiter beschleunigte. Schnell schob er einige Energie von den Waffen ab zum Antrieb, zwar steigerte dies Chance das die Antriebe Schäden erleidigen würden oder gar durchbrennen aber dies war ihm lieber als das Risiko einzugehen dem Imperium in die Hände zu fallen. Die Sensoren zeigten an das das Kriegsschiff die Verfolgung aufnahm, auch das vor ihm ein kleines Asteroidenfeld lag. Sein Adrenalin war geweckt, so das er in Richtung des winzigen Felshaufen steuerte.


[Rendili System - Rand des Systems - Silver Wolf - Cockpit] Ceffet
 
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