Ich hatte hier gerade einen langen und sehr abstrakten Eintrag stehen. Nun ja, nicht gerade, sondern vor einer halben Stunde. Ich habe mit abstrakten, nicht immer passenden Vergleichen gearbeitet, die dem Thema allerdings nicht gerecht wurden.
Also hier mein nächster Versuch:
Der erste Ego-Shooter, den ich kennengelernt habe, war das berühmt-berüchtigte "Doom". In diesem Spiel war es die Aufgabe der Hauptfigur, seltsame Außerirdische zu töten. Die genaue Hintergrundgeschichte habe ich nie erfahren, und es hat mich auch nicht interessiert. Fakt war: es gab Wesen, die Waffen hatten und mich umbringen wollten. Also habe ich zurückgeschossen. Zweifelhaft daran war rückblickend, daß ich mich nicht kämpfend zurückgezogen habe, um weitere tödliche Kontakte zu verhindern, sondern vielmehr mit jeder verschossenen Kugel vormarschiert bin. Ich war also in einer Situation, in der ich die Notwendigkeit eigener Abwehrmaßnahmen bewußt betrieben habe. Vielleicht würde die Hintergrundgeschichte einen guten Grund dafür bereithalten, aber auch der beste Grund würde diesen defensiven Vormarsch nicht von der Anrüchigkeit befreien, die ihn umgibt.
Ein weiteres frühes Ballerspiel war Wolfenstein. Dort hat man primär irgendwelche seltsamen Nazis umgebracht und (so wurde mir mal gesagt) am Ende traf man auf Hitler. Nun ja, wem's gefällt. Doch Fakt auch bei diesem Spiel: man hat seine "Feinde" nicht als abstrakte böse Wesen umgebracht, sondern sie als ganz konkrete Gegner getötet. Anders gesagt, man hat nicht den "bösen Nazi" umgebracht, sondern den Kerl mit der Waffe, der auf einen geschossen hat.
Dieses Schema, auf bewaffnete Feinde zu schießen, hält sich eigentlich in jedem mir bekannten Egoshooter (wobei ich sagen muß, daß ich nur dann eine gewisse Begeisterung für dieses Genre entwickelt habe, wenn es entweder eine faszinierende neue Grafik, oder eine faszinierende neue Geschichte gab; und wenn ich Geld und Lust hatte, natürlich).
Ein Spiel, das diesem Schema nur auf sehr zweifelhafte Weise folgt, ist Blade Runner. Kein Egoshooter, ich weiß, aber ein Spiel, bei dem man Feinde ausschalten muß. Nur ist es einem dabei in einigen Situationen freigestellt, selbst zu entscheiden, ob man einen echten Gegner, oder nur einen ganz normalen Zivilisten vor sich hat. Das ist das eine, spielbezogene Problem. Das andere Problem ist, daß man in diesem Spiel nicht wirklich einen Feind jagt, sondern ein abstraktes, zum Feind aufgebautes Wesen namens "Replikant", das - so wird einem anfangs suggeriert - grundsätzlich böse ist, ob es nun in Form eines alten Mannes, eines Kindes, eines Hamsters oder eines bis an die Zähne bewaffneten Superkillers in Erscheinung tritt. Man kann also in die Situation geraten, ein Kind zu töten.
Aber: trotz dieser Möglichkeiten, steht die Entscheidung, ob man das auch tun will, immer im Vordergrund. Wie der Film, ist auch dieses Spiel eigentlich auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage: Wo beginnt echtes Leben?
In den KdS-Spielen hat man diese Frage bislang eigentlich gut umgangen, bzw. sehr eindeutig gelöst. Bei den ganzen Raumkampfsimulatoren war der Feind immer definiert, und man hatte meines Wissens immer bewaffnete Feinde gegen und eine große, mehr oder minder edle Sache hinter sich. Aber, egal ob edel oder nicht, es war Krieg, man hatte Feinde, man hat diese Feinde getötet. Sofern man Soldaten nicht allgemein als Mörder abstempeln will, was meines Erachtens zwar vertretbar aber gleichzeitig auch extrem verlogen wäre, ist dieser Akt des Tötens ein entmoralisierter Raum. Kriege gibt es, im Krieg kämpfen Soldaten, Soldaten töten. So weit, so erträglich.
Dann hatten wir in diesem KdS-Universum Spiele, in denen man Zivilisten töten konnte. Bei Rebellion konnte man Planeten vernichten, bei Jedi Knight Zivilisten töten, bei TPM ging das auch und seither bei jedem Spiel, bei dem Zivilisten auftauchen. Aber: das Töten von Zivilisten hat einem nie auch nur ansatzweise geholfen. Im Gegenteil, man hat sich die Lage dafür kompliziert, bzw. man wurde zur "dunklen Seite" geschickt.
Kurz gesagt: die Ermordung von Zivilisten war nicht nur dumm, sondern auch böse.
Und nun haben wir diesen Trailer. Und was sehen wir da? Eine Einheit der Republik ist auf feindlichem Gebiet. Was sie da tut, weiß kein Mensch, vermutlich etwas sinnvolles. Sie wird von Unbewaffneten beobachtet, verfolgt diese Beobachter und schießt sich unprovoziert einfach nieder. Das ist glatter Mord.
Es mag sein, daß im Spiel gezeigt wird, daß dieser Mord sinnlos und böse war, aber im Trailer wird er als "coole Sache" gezeigt.
Und was hier in diesem Thread zu lesen war, belegt das sehr deutlich. Allgemeine Tendenz: boah, wie cool.
Und das finden nur zwei von 14 Leuten in diesem Thread höchst fragwürdig, unmoralisch und schlichtweg falsch?
Das kann ich einfach nicht glauben. Ganz ehrlich, ich frage mich, in was für eine seltsame Gemeinschaft ich da jeden Tag beim Klick auf psw-forum.de stoße.
Es gibt in diesem Forum Threads, die teils Dutzende von Seiten umfassen und die den Irakkrieg kritisieren, die Anschläge auf die Zwillingstürme verdammen, Krieg allgemein für unmoralisch halten und auf "die bösen Nazis" schimpfen. Kurz gesagt, es gibt ellenlange Threads, die auf den ersten Blick das verteidigen, was unser Grundgesetz so edel als "Würde des Menschen" beschreibt, die Verkörperung aller aufgeklärter Grundsätze der modernen, demokratischen Gesellschaft, Leben, Freiheit und alles, was "das Menschsein" nur ausmachen kann.
Und nun haben wir mit dem Trailer zu Republic Commando einen Inbegriff dessen präsentiert bekommen, was menschenunwürdig, animalisch, primitiv und absolut rückständig ist: wir sehen, wie Soldaten Zivilisten ermorden. Wie diesen Leuten ihre Würde genommen wird und sie als "Masse Feind" vom Angesicht der Welt getilgt werden. Für meinen Begriff ist das Auschwitz im Miniformat: routiniertes, maschinelles, entmenschlichtes Töten.
In diesem Trailer sterben ein paar, scheinbar unbedeutende Wesen. "Was soll's?", könnte man nun fragen. Was soll auch der Aufstand? Es waren doch Geonosianer, ihr wißt schon, die bösen Erfinder des Todessterns.
Doch als Mitglied eines Volkes, das Vernichtungslager erfunden hat, frage ich mich da, was wohl wäre, wenn das jeder so gesehen hätte. Wäre ich da auf der Welt? Denn sind nicht viele von uns Deutsche und damit, ihr wißt schon, die bösen Judenmörder?
Ich weiß noch, als ich das erste Mal ANH gesehen habe und Obi-Wan erzählte, wie die Jedi gejagt und vernichtet wurden, da hat mich das tief bewegt, obwohl ich den Film sonst einfach nur peinlich fand. Wie ist das wohl, gejagt und vernichtet zu werden? Ich habe mir seitdem oftmals Horrorvisionen überlegt, wie es wohl sein mag, auf der Flucht zu sein und überall Tod zu sehen.
Ich vermute, ich bin nicht der einzige, der sich darüber irgendwann einmal Gedanken gemacht hat.
Und nun sehen wir, wie es ist, in diesem kurzen Trailer. Man sieht etwas, was man besser nicht hätte sehen sollen, wird verfolgt, gestellt, getötet. Nur ein kleiner Zwischenfall, "Auf Geonosis nichts Neues".
Aber Werte sterben nicht, wenn jemand Millionen ermordet, sondern beim Tod eines Einzelnen. Massenmorde beginnen immer mit einem einzelnen Toten. Und dann werden es mehr und mehr und mehr, und am Ende fragen sich dann alle, wie es nur soweit kommen konnte.
Dank LucasArts wissen wir es nun: es begann auf Geonosis, mit ein paar Geonosianern, unbedeutenden Namenlosen. Die Jedi werden die nächsten sein, nur ein paar Namenlose in der Mehrzahl. Dann kommt Despayre. Dann Alderaan. Eines Tages, wenn alle Massenmörder durch sind, kommt es aus diesem Universum heraus, und dann ist es mitten unter uns, und es wird uns egal sein. Genau wie jetzt diese Geonosianer völlig egal sind.
Sie sterben doch cool, und das ist ja schließlich die Hauptsache.
Oder doch nicht?