-Von Armgard Seegers-
Hat das Grauen denn nie ein Ende? Nun ist auch noch der dritte Teil von George Lucas' "Star Wars"-Filmen herausgekommen. Wieder eine Science-fiction-Saga mit Weltraumschlachten, jeder Menge Special Effects und einer abenteuerlich infantilen Geschichte vom Kampf Gut gegen Böse. Es wimmelt von abgedroschenen Dialogen und steif agierenden Schauspielern. Sofern man überhaupt von Schauspielern reden kann, denn blecherne Roboter und Droiden, die R2D2 oder C3PO heißen, zischende Schwerter oder fledermausohrige Plastikhelden spielen die Hauptrollen. Da konnten Ausstatter, Bühnenbildner, Computeranimateure und Toningenieure sich mit quietschendem Müll und Horrormasken exzessiv ausleben, als gingen sie zum Kinderfasching. Zu mehr als einer sterilen Friedhofsatmosphäre hat's trotzdem nicht gereicht. Legoland wirkt dagegen wie ein Ausflug ins wahre Leben. Merkwürdigerweise gibt es jede Menge in der Pubertät steckengebliebener Fans dieses Kinderquatsches - sicher Männer, die sich in Kontaktanzeigen als "großer Junge" androhen. Über quäkende Roboter und haarige Fellmonster mit Zahnlücken, die sich unsereins nicht mal als Bettvorleger erlauben würde, geraten sie aus dem Häuschen. Leidenschaftlich werden sie nur beim Geräusch zischender Schwerter. Sie schwärmen für die aseptische Prinzessin Leia Organa, die sich im Dialog zu "Ich liebe dich", "Nein, ich liebe DICH" hinreißen läßt. Hey Jungs, träumt weiter vom Puritanerland. Früher gingen mal Männer ins Kino, die wollten richtige Frauen sehen. Und neben einer richtigen Frau sitzen. Aber von Sinnlichkeit verstehen diese Riesenbabys nichts. Als Hardcore-Liebhaber outen sie sich, wenn sie im Internet nach einem Darth- Vader-Kostüm für 80 Euro surfen. Die Infantilisierung der Gesellschaft ist so weit fortgeschritten, daß 57 Prozent der jungen Männer keine Kinder mehr wollen, weil sie selbst noch Kind spielen. Oder sie zählen gar zu jenem Drittel, das mit 27 Jahren noch bei Mami wohnt. Die sitzen dann gerne im Kino und fiebern mit Obi-Wan Kenobi und dem grunzenden Plastikfell Chewbacca, als lägen sie noch im Etagenbett. George Lucas und seine Spezialeffekte haben das Ende der aufregenden Filme für ein erwachsenes Publikum eingeläutet. Kino lebte bis dahin von überlebensgroßen Gefühlen, dargestellt durch überlebensgroße Schauspieler. Was Liebe, Haß, Eifersucht, Verzweiflung bedeuten, wie Menschen miteinander leben, umgehen, aneinander zerbrechen, all das konnten uns Filmschauspieler zeigen. Was aber haben wir davon, uns ein 2,50 Meter großes, häßliches, haariges Monster anzusehen? Wenn schon haariges Monster, dann bitte in Gestalt eines echten Kerls.