Tagespolitik allgemein

Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer würde auch die Leute mit keinem nennenswerten Einkommen treffen. Inwieweit wäre das fairer?

Für den reichen Stahlbaron plant die SPD dann ja die Vermögenssteuer.
 
Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer würde auch die Leute mit keinem nennenswerten Einkommen treffen. Inwieweit wäre das fairer?

Wer mehr Geld ausgibt, zahlt auch mehr Mehrwertsteuer und wer ein geringes Einkommen hat, kauft auch selten die teuren Sachen, auf die viel Mehrwertsteuer erhoben wird.
Alternativ könnte man auch erstmal die ganzen Ausnahmen abschaffen, also Bücher und Hotelbesuche , beispielsweise.
 
Wer mehr Geld ausgibt, zahlt auch mehr Mehrwertsteuer und wer ein geringes Einkommen hat, kauft auch selten die teuren Sachen, auf die viel Mehrwertsteuer erhoben wird.
Alternativ könnte man auch erstmal die ganzen Ausnahmen abschaffen, also Bücher und Hotelbesuche , beispielsweise.

Ist ja nicht so, dass Geringverdiener nichts kaufen. Die brauchen auch Nahrung, Kleidung, Benzin und sonstige Dienstleistungen. Das sind Sachen, die kann man nicht weglassen. Wer jetzt schon jeden Euro umdrehen muss wird von einer Erhöhung hart getroffen.

Dann müsste man eine Luxussteuer einführen, wie in anderen Ländern, aber da graust es mir aus Verwaltungstechnischer Sicht vor. Ebenso übrigens wie vor einer Vermögenssteuer.
 
Den reichen Stahlbaron wird das nicht jucken. Da wäre es schon fairer die Mehrwertsteuer zu erhöhen.

Unsinn. Die Mehrwertsteuer trifft arme Schichten am stärksten. Es ist eine Binsenweisheit, dass die Sparquote mit dem Einkommen steigt. Was ja irgendwo logisch ist. Wer auf Hartz-IV-Basis lebt wird vermutlich min. auf Einkommen = Konsumausgaben rauskommen, sich vielleicht sogar für seinen Konsum verschulden müssen, während der reiche Stahlbaron gar nicht so viel ausgeben kann wie er einnimmt. Der Stahlbaron hat die Wahl, Konsum oder Sparen, der Hartz-IVler nicht, wenn er nicht verhungern oder nackt durch die Gegend laufen möchte.
Ich hab für 2003 folgende Statistik gefunden, die das belegt:
http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/vwl2/downloads/material/Sparquoten.pdf
Die Merhwertsteuer ist eine effiziente Steuer, aber sie ist keine faire Steuer.

Die Einkommensteuer ist auf Grund ihres progressiven Tarifs die fairste aller Steuern, da sie sich am ehesten am Leistungsfähigkeitsprinzip orientiert.
Indirekte Steuern sind dagegen tendenziell die unfairsten Steuern.

An den Stahlbaron könnte man außerdem noch mit einer Vermögenssteuer gelangen. Eine vernünftige und verfassungskonforme Vermögensteuer ist aber nur ganz schwer zu konstruieren. Um nicht den falschen zu treffen müsste man wahrscheinlich so viele Ausnahmen einbauen, dass sie löchrig ist wie ein schweizer Käse oder wieder nicht dem Gleichheitsgrundsatz entspricht und vom BVerfG einkassiert wird. Daher wird sich keine Regierung ernsthaft an einer Vermögenssteuer versuchen.

Wo man auch noch dran drehen könnte wäre die Kapitalertragsteuer, die mit 25% ziemlich niedrig ist, um Menschen mit viel Kapitaleinkommen stärker zu besteuern. Warren Buffett meinte dazu mal (wahrscheinlich etwas überspitzt), dass er heutzutage wegen der niedrigen Kapitalertragsteuern weniger Steuern zahlen muss als damals, als er noch Zeitungen austragen musste.
Allerdings baut eine Volkswirtschaft auch darauf auf, dass Leute Geld investieren. Eine zu hohe Kapitalertragsteuer könnte Investoren vom Standort Deutschland verscheuchen.

Kurzum: Die Einkommensteuer ist die einzig vernünftige und faire Drehschraube.
 
Ist ja nicht so, dass Geringverdiener nichts kaufen. Die brauchen auch Nahrung, Kleidung, Benzin und sonstige Dienstleistungen. Das sind Sachen, die kann man nicht weglassen. Wer jetzt schon jeden Euro umdrehen muss wird von einer Erhöhung hart getroffen.

Na und?

Darum ist die Mehrwertsteuer trotzdem die gerechteste Steuer, die der Staat erheben kann - sie betrifft nämlich jeden und entlastet keinen. Mit einer Vermögenssteuer kann das Haushaltsloch nicht gestopft werden, wenn nicht mal zwei Prozent der Deutschen überhaupt als vermögend gelten. Den Mittelstand aber mit einem erhöhten Einkommenssteuersatz ab 60.000 Euro Jahreseinkommen zu belasten, trifft letztlich alle, denn der Mittelstand ist immer noch die Stütze dieses Staates.

Wo gehobelt wird, fallen immer Späne, in meinen Augen ist es aber definitiv gerechter und sozialer, alle gleichmäßig zu belasten, anstatt eine bestimmte Gruppe ganz besonders.

Edit:

Unsinn. Die Mehrwertsteuer trifft arme Schichten am stärksten. Es ist eine Binsenweisheit, dass die Sparquote mit dem Einkommen steigt. Was ja irgendwo logisch ist. Wer auf Hartz-IV-Basis lebt wird vermutlich min. auf Einkommen = Konsumausgaben rauskommen, sich vielleicht sogar für seinen Konsum verschulden müssen, während der reiche Stahlbaron gar nicht so viel ausgeben kann wie er einnimmt.

Ich sehe nicht, wo das gegen die Mehrwertsteuer spricht. Natürlich gibt der Hartz-IV-Empfänger fast alles von seinem monatlichen Einkommen aus - ich bestreite ja nicht, dass man von 354 Euro im Monat keine großartigen Rücklagen bilden kann. Aber, wenn der Stahlbaron sich jeden Monat Lebensmittel im Wert eines mittelständischen Monatslohns kommen lässt, dann gibt er dafür logischerweise auch mehr ab, als der Student, der sich nur die Mortadella von der real,- Eigenmarke leisten kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo gehobelt wird, fallen immer Späne, in meinen Augen ist es aber definitiv gerechter und sozialer, alle gleichmäßig zu belasten, anstatt eine bestimmte Gruppe ganz besonders.

100 Euro von 900 Euro ist etwas anderes als 100 Euro von 100.000 Euro.
Jeden gleichmäßig zu belasten ist vollkommener Blödsinn, daran ist Null komma Nix gerecht.

Gerechtigkeit =/= Gleichheit ;)

Mit Prozenten hätte man zumindest schon einmal einen gewissen progressiven Effekt. Prozent vom Konsum würde aber auf Grund der ungleichen Sparquote Reiche begünstigen und Arme benachteiligen, also genau das Gegenteil von gerecht sein. Wenn jetzt auch noch Staatsausgaben für Reiche getätigt werden hätte man einen Anti-Robbin-Hood
 
Was Ben hier richtigerweise kritisiert, ist eine unverhältnismäßige Anwendung des Medianwählertheorems. Rot/Grün spekuliert darauf, dass sich die Mehrheit darin einig sein wird, eine besserverdienende Minderheit ganz gehörig auszunehmen, und dass die Meinung Letzterer dazu im Wählerspektrum untergehen wird. Mit Gerechtigkeit hat das wenig gemein, eher mit dem Recht des (quantitativ) Stärkeren. Und wer die Problematik damit abtut, dass er selbst nicht unmittelbar davon betroffen ist, dem sei gesagt, dass eine so verantwortungslos agierende (potenzielle) Regierung jederzeit bereit sein wird, auch andere Minderheiten genauso unverhältnismäßig zu beeinträchtigen. Der Gipfel der Frechheit in diesem Vorhaben ist im Übrigen, dass die daraus generierten Mehreinnahmen eben nicht wie propagiert zur allgemeinen Umverteilung von oben nach unten verwendet, sondern sehr wahrscheinlich in grüne Lobby-Politik gepumpt würden.
 
Dürfte immer noch das oberste Mittelfeld sein. 62000€ sind fast 5200€ im Monat. Davon träumen die meisten. Kann daher die Aufregung überhaupt nicht nachvollziehen.

Wenn man eine vierköpfige Familie versorgen muss, mit einem Familienmitglied das jeden Monat teure Medikamente benötigt, einem laufenden Kredit für das Eigenheim und einem Sohn der außerhalb studiert und keinerlei Förderung durch den Staat erhält, eben weil man zu viel verdient, vielleicht kann man die Aufregung dann nachvollziehen. Und da sind 5200 Euro monatlich auch nicht mehr so viel Geld, wie man denkt. :)

Der Gipfel der Frechheit in diesem Vorhaben ist im Übrigen, dass die daraus generierten Mehreinnahmen eben nicht wie propagiert zur allgemeinen Umverteilung von oben nach unten verwendet, sondern sehr wahrscheinlich in grüne Lobby-Politik gepumpt würden.

So sieht's aus - mehr Geld für frühkindliche Erziehung in Kindergärten und Kindertagesstätten, damit der Nachwuchs auf Linie gebracht wird. Aber, das ist ein anderes Thema.
 
Der Gipfel der Frechheit in diesem Vorhaben ist im Übrigen, dass die daraus generierten Mehreinnahmen eben nicht wie propagiert zur allgemeinen Umverteilung von oben nach unten verwendet, sondern sehr wahrscheinlich in grüne Lobby-Politik gepumpt würden.

Und die schwarz-gelben würden natürlich niemals so etwas wie Lobby-Politik betreiben, oder wie? :rolleyes:

C.
 
Natürlich ist das Familienmitglied krankenversichert, allerdings trägt die Krankenkasse nur knapp die Hälfte der Kosten des wichtigsten Therapeutikums. Dazu kommt noch der Eigenanteil, plus ein Haufen zusätzlich notwendiger Dinge (Hilfsmittel u.ä). Das läppert sich eben. :zuck:
Weiter werde ich mich dazu aber nicht äußern, mein Standpunkt sollte ja klar sein.
 
Natürlich ist das Familienmitglied krankenversichert, allerdings trägt die Krankenkasse nur knapp die Hälfte der Kosten des wichtigsten Therapeutikums. Dazu kommt noch der Eigenanteil, plus ein Haufen zusätzlich notwendiger Dinge (Hilfsmittel u.ä). Das läppert sich eben. :zuck:
Weiter werde ich mich dazu aber nicht äußern, mein Standpunkt sollte ja klar sein.

Stimmt, dein Standpunkt ist klar und deine politische Ausrichtung ist erkennbar, vor allem wenn du schreibst
So sieht's aus - mehr Geld für frühkindliche Erziehung in Kindergärten und Kindertagesstätten, damit der Nachwuchs auf Linie gebracht wird.

Irgendwie gelingt es mir nicht, innerlich auch nur ein Quäntchen Mitleid zu generieren. :rolleyes:
 
und einem Sohn der außerhalb studiert und keinerlei Förderung durch den Staat erhält, eben weil man zu viel verdient, vielleicht kann man die Aufregung dann nachvollziehen.

Gibt aber auch schon Leute die weniger verdienen und ihre studierenden Kinder hauptsächlich oder zumindest zum größten Teil finanzieren, wenn ihnen keine staatliche Unterstützung gegeben wird, weil sie "zu viel" verdienen.
 
Gibt aber auch schon Leute die weniger verdienen und ihre studierenden Kinder hauptsächlich oder zumindest zum größten Teil finanzieren, wenn ihnen keine staatliche Unterstützung gegeben wird, weil sie "zu viel" verdienen.

Das ist wahr. Und das kritisiere ich ebenfalls, die gesamte Studienförderung sollte mal überdacht werden, anstatt im Ausland nach Akademikern zu suchen - es gibt schließlich im eigenen Land genügend Potential, das abgeschöpft werden könnte. BAföG zeigt übrigens auch wunderbar, wie realitätsfern man von staatlicher Seite das Einkommen der Bürger bewertet.

Und bevor jemand die Frage stellt: eine überarbeitete Studienförderung könnte über eine erhöhte Mehrwertsteuer (zumindest teil)finanziert werden. :braue
 
Also wenn man alle Bevölkerungsschichten gleich stark belasten will, dann wäre es bei der momentanen Lage nur logisch an die Reichen zu gehen. Ein Mittelständler gibt gut und gerne fünfzig Prozent und mehr an Steuern an den Staat ab (dierekte und indierekte). Ein 'Stahlbaron' schafft das nicht. Er hat genug Asche seinen 40%+ Steuersatz zu zahlen und dann mit indierekten Steuern immer noch weit unter fünfzig Prozent zu sein.

Wäre es nicht logisch, wenn man das einmal komplett umdrehen würde? Der Reiche, der es am besten vertragen kann, der jetzt schon - ohne seine Zinsen - mehr Geld hat als er je im Leben ausgeben kann? Inwiefern ist es gerecht, wenn er nicht mehr arbeiten muss, sondern nur noch warten muss, wie ihm das Geld zufliest? Und so einer zahlt sogar noch weniger Steuern als der hart arbeitende Otto Normalverbraucher. Ich sehe da keine Gerechtigkeit drin. Ich denke, falls rot/grün drankommt sollten sie die Reichen sogar noch mehr belasten als ursprünglich geplant.
 
Und bevor jemand die Frage stellt: eine überarbeitete Studienförderung könnte über eine erhöhte Mehrwertsteuer (zumindest teil)finanziert werden. :braue

In der ganzen Mehrwertsteuerdiskussion vergisst du aber, dass man damit zum einen die Kaufkraft im Land senkt, was wieder zu Lasten der Wirtschaft und des Wachstums geht, eben weil nicht jeder dann wie bisher weiter konsumieren kann. Und zum anderen dürften dann wieder die Sätze für Arbeitslosengeld, Hartz IV usw. höher gehen, damit die Menschen am Einkommenslimit weiterhin ihre notwendigen Güter kaufen können.

Da verpufft eine Menge der erhöhten Steuern.

Eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes trifft überwiegend nur die, die es verkraften können. Wobei man natürlich gerne diskutieren darf, ob man eine weitere Progressionsstufe einführen muss, die auch Leute mit gutem, aber nicht außergewöhnlichem Einkommen betrifft.

Wir sollten auch bedenken, dass wir schon wesentlich höhere Steuersätze hatten, die damals von rot/grün gesenkt worden sind.
 
Also wenn man alle Bevölkerungsschichten gleich stark belasten will, dann wäre es bei der momentanen Lage nur logisch an die Reichen zu gehen.

Eigentlich entspricht auch das nicht meinem persönlichen Gerechtigkeitsempfinden, aber weil es meinen Idealstaat sowieso nie geben wird, könnte ich mich auf den Kompromiss einlassen, tatsächlich die 2% der Steinreichen noch stärker zu schröpfen. Unter Umständen.

Ich denke, falls rot/grün drankommt sollten sie die Reichen sogar noch mehr belasten als ursprünglich geplant.

Schön und gut, aber ich lese durch die Bank weg Expertenmeinungen, die allesamt zu dem Schluss gelangen, dass es eben vor allem den Mittelstand treffen wird und auch nicht erst ab 80.000 Euro Jahreseinkommen, sondern schon bei etwas um die 60.000 Euro.


In der ganzen Mehrwertsteuerdiskussion vergisst du aber, dass man damit zum einen die Kaufkraft im Land senkt, was wieder zu Lasten der Wirtschaft und des Wachstums geht, eben weil nicht jeder dann wie bisher weiter konsumieren kann. Und zum anderen dürften dann wieder die Sätze für Arbeitslosengeld, Hartz IV usw. höher gehen, damit die Menschen am Einkommenslimit weiterhin ihre notwendigen Güter kaufen können.

In den letzten Krisenmonaten ist das Konsumverhalten der Bundesbürger auch nicht gesunken, darum bezweifele ich grundsätzlich erst einmal, dass eine erhöhte Mehrwertsteuer genau das zur Folge hätte - auch, wenn ich deinen Punkt soweit prinzipiell nachvollziehen kann. Ich glaube fast, dass sich gerade in Punkto Kaufverhalten nur schwer eine richtige Prognose stellen lässt, man müsste es m.E also einfach darauf ankommen lassen.

Eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes trifft überwiegend nur die, die es verkraften können. Wobei man natürlich gerne diskutieren darf, ob man eine weitere Progressionsstufe einführen muss, die auch Leute mit gutem, aber nicht außergewöhnlichem Einkommen betrifft.

Damit könnte ich leben. Grundsätzlich bin ich auch gar nicht dagegen, das der Staat an irgendeiner Stelle mehr verlangt; dann ist es mir aber wirklich lieber, in Zukunft auch für meine Bücher 19% Mehrwertsteuer zu zahlen o.Ä.

Wir sollten auch bedenken, dass wir schon wesentlich höhere Steuersätze hatten, die damals von rot/grün gesenkt worden sind.

Das sollte aber kein Freifahrtschein für eine mögliche rot/grüne Regierung sein, nach der gewonnen Wahl so lange auf der Mittelschicht rumzuklopfen, bis kein Geld mehr zu holen ist. Überspitzt.
 
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