Tagespolitik allgemein

Wie ist hier eigentlich die Meinung zum Tarifstreit zw. DB und GDL?! Die GDL hat soeben das Schlichtungsangebot der DB abgelehnt und wird nun ab morgen früh um 2 Uhr tatsächlich bis Montag die Arbeit niederlegen...und damit den deutschen Personen und Güterverkehr lahmlegen (Gütervekehr seit heute 15 Uhr). Was das für die Reisenden und die deutsche Wirtschaft bedeutet kann man sich ausmahlen.
 
Ich bin da gespalten. Einerseits kann ich den Arbeitskampf verstehen, wenn man den Bahnern den Beamtenstatus weg nimmt, darf man sich nicht wundern, dass die dann auch streiken. Die Bahn erzielt Gewinne auf Kosten der eigenen Infrastruktur und ihrer Mitarbeitern. Die Forderungen in Sachen Lohn und vor allem eine Verbesserung der Personallage sind da verständlich.
Andererseits ist die Lage schon verzwickt, aufgrund der unterschiedlichen Positionen von GDL und EVG. Die müssten sich erstmal einigen, da eine Umsetzung verschiedener Tarifverträge verständlicherweise unnötige Probleme mitbringt.
Zeitpunkt und Länge des Streiks sind aber mal wieder ohne Verstand gewählt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin nur froh, dass ich ein Auto habe und nicht auf die Bahn angewiesen bin.
In meinen Augen ist das, was die GDL sich da leistet, weit über jeglichem akzeptablem Maß. Das ist für mich kein Arbeitskampf mehr, sondern Erpressung und sollte dementsprechend bestraft werden.
Ich hielte es auch für angebracht, sich seitens der Politik zu überlegen, ob in gewissen Bereichen der Wirtschaft nicht das Streikrecht verschärft werden sollte. Wären die Zugführer noch Beamte, würde so ein Streik jedenfalls nicht passieren.
 
4 Tage streik ist schon Arbeitsverweigerung. Die sollten alle gekündigt werden. Es gibt Menschen die auf die scheiß Bahn angewiesen sind. Wir wollten am Samstag nach Köln zum Konzert, haben uns nun teuer einen Kleinbus gemietet. Aber das is mal das kleinere Übel. Mir tun die Leute leid die beruflich Probleme bekommen wegen diesem Mist .
 
Ich verstehe die Forderungen der GDL nur Teilweise. Die Forderung danach auch alle Anderen Zugbegleiter zu vertreten finde ich zum Teil echt seltsam, da hier die Bahn doch auch nicht viel machen kann, das müssen doch die jeweiligen Gewerkschaften unter sich ausmachen. Klar ist aber das die Bahnbegleiter eben nicht das selbe Druckmittel wie Schaffner haben.

Was die anderen Forderungen angeht, die 5% Lohnerhöhung habe ich schon gelesen das dies wohl möglich sei. Die Arbeitszeitverkürzung auf 37 Stunden und das innerhalb voi 5 Tagen nur 5 Schichten, statt 7 Schichten in 6 Tagen gearbeitet wird soll wohl wesentlich schwieriger sein. Die BD sieht dies dann als faktisch 15% mehr Lohn, und von Unternehmer Seite ist das dann schon ein ziemlich großer Brocken. Letztlich zahlt der ganze Streik ohnehin der Kunde, die Fahrkarten werden ja ohnehin jedes Jahr teurer, und Bundesweit ist die DB eben immer noch das Monopol, auch wenn es in manchen Regionen inzwischen Privatunternehmen gibt.

Busunternehmen aller Art dürften sich jedenfalls um den Andrang freuen, aber ich glaub nicht das die alle aufnehmen können. Ebenso die Verleiher von Mietfahrzeugen. Viele werden wohl eine Fahrgemeinschaft bilden müssen, was die Straßen am Donnerstag und Freitag ziemlich verstopfen wird. Das wird einige lange Staus geben. Auch wenn angeblich ein Drittel der Züge trotzdem fahren soll.
 
Bei allem Verständnis für den Ärger (ich bin selber betroffen): mich erschrecken diese reflexhaften Forderungen nach einer Verschärfung des Streikrechts - in der Presse, in der Öffentlichkeit und nicht zuletzt hier - doch schon. Und das sage ich als jemand, der nie ein Hehl daraus gemacht hat, dass er eigentlich nicht mal besonders viel von Gewerkschaften hält. Man kann sich bei einer Privatisierung leider nicht die Rosinen herauspicken. Wenn man Bahnangestellte nicht mehr verbeamten will, nun dann muss man auch damit leben können, dass diese von ihrem Recht auf Arbeitskampf Gebrauch machen. Weiterhin wundert es mich auch, dass, vor allem in der Berichterstattung, die Rolle der Politik unter den Tisch fällt; meines Erachtens trägt Frau Nahles mit ihrem geplanten Gesetz zur Tarifeinheit eine nicht unerhebliche Mitschuld an der Eskalation der Lage.
 
Ein ganz guter AKommentar aus der ZEIT zum Lokführer-Streik:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-11/lokfuehrer-streik-gdl-kommentar

Soweit, dem GDL-Chef einen Orden zu verleihen, muss man ja vielleicht nicht gehen, aber hier werden einige Dinge gut zusammengefasst, gerade im Hinblick auf Streik- und Tarifrecht, die der deutsche Wutbürger anscheinend immer gerne dann vergisst, wenn ihn die Folgen eines solchen Streiks mal für ein paar Tage in seiner Komfort-Zone aufschrecken.

C.
 
Ich verstehe die Forderungen der GDL nur Teilweise. Die Forderung danach auch alle Anderen Zugbegleiter zu vertreten finde ich zum Teil echt seltsam, da hier die Bahn doch auch nicht viel machen kann, das müssen doch die jeweiligen Gewerkschaften unter sich ausmachen. Klar ist aber das die Bahnbegleiter eben nicht das selbe Druckmittel wie Schaffner haben.

Was die anderen Forderungen angeht, die 5% Lohnerhöhung habe ich schon gelesen das dies wohl möglich sei. Die Arbeitszeitverkürzung auf 37 Stunden und das innerhalb voi 5 Tagen nur 5 Schichten, statt 7 Schichten in 6 Tagen gearbeitet wird soll wohl wesentlich schwieriger sein. Die BD sieht dies dann als faktisch 15% mehr Lohn, und von Unternehmer Seite ist das dann schon ein ziemlich großer Brocken.

Es sind ja auch 15% mehr Lohn - aber darauf wäe die Bahn wohl sogar eingegangen.

Kackpunkt ist, wie ich das sehe, nur die Frage nach den Zugbegleitern. Und das die Bahn nicht zwei(!) Tarifverträge für denselben Beruf haben will, verstehe ich. Wie will man Schichtpläne machen, wenn der eine 40 und der andere 37 Stunden arbeitet?

Es gibt also mehrere Möglichkeiten:
- GDL kümmert sich um Lokführer und die EVG um Zugbegleiter.
- man prüft, wer mehr Zugebegleiter in der Gewerkschaft hat und verhandelt mit dem. -> das wurde von der EVG auch vorgeschlagen, aber von der GDL abgelehnt
- die GDL darf mit verhandeln, entscheudend ist aber der Tarifvertrag der EVG -> war ein Angebot, wurde abgelehnt
- GDL und EVG dürfen beide Zugbegleiter vertreten.



Der in Punkt 6 erwähnte Moment mit "öffentliche Unterstützung für die GDL zusammenbrechen" ist aber in meinen Augen erreicht. ICh finde den Kommentar auch viel zu "PRO GDL" um ihm das Wort "gut" zu verleihen.
Jeder, der den Streik als "quasi alternativlos" sieht, irrt sich in meinen Augen. Es gibt immer Alternativen.

Zum Schluss der Punkt, der mich am meisten stört:
Von der BAHN habe ich (meinetwegen klitzekleine) Bewegungen gesehen - von der GDL nicht. Die GDL spielt "alles oder nichts." Hier noch ein Interview mit dem ehemaligen GDL-Vorsitzenden
 
Am Streikrecht gehört genau gar nix geändert. Genauer: Bei der Bahn hätte es nie zu Streiks kommen dürfen.

Die Bahn ist eben nicht nur ein reines Konsum-Unternehmen wie z.B. Amazon, sondern der Garant dafür, dass Hunderttausende von Menschen Geld verdienen können. Dementsprechend muss diese Infrastruktur durch Beamte aufrecht erhalten werden, denn damit wird nun mal Ordnung im Alltag aufrecht erhalten. Man stelle sich in diesem Zusammenhang nur mal vor, es würden Feuerwehr und Polizei (siehe Paul Verhoevens Satire "RoboCop") privatisiert werden.

Es hat in diesem Land nur eine einzige Entschuldigung für eine verspätete Bahn zu geben: Höhere Gewalt.

Stattdessen hat sich unsere werte Regierung, was das Fortbewegungswesen auf Gleis und Straße angeht, in eine absolute Bananenrepublik verwandelt, die jetzt bescheuerte Augenwischerei mit Autobahnmaut und "Verfassungskorrekturen" betreibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke mir nur jedesmal - weniger arbeiten und dafür mehr Geld? Irgendetwas stimmt da nicht. :) Manche Leute arbeiten minimum 50 Stunden die Woche und beschweren sich auch nicht, sondern freuen sich über ihre Arbeit. Die Lokführer haben doch ihren Beruf sowie ihren Arbeitgeber frei gewählt. Klar muss man sich nicht jede Laune und Kürzung des Arbeitgebers gefallen lassen und dafür ist ein Streikrecht auch gut und richtig.

Aber was da für der GDL gefordert wird, das ist doch wirklich der Witz.
 
Ich finde es ohnehin ein Unding, dass ausgerechnet eine SPD-Ministerin(!) fordert, das Streikrecht zu ändern. Die Altvorderen, die genau dieses Recht erstritten haben, dürften im Grab rotieren. Naja, das wäre dann wohl nur eine logische Fortführung der "Agenda 2010", die ja in vielen Branchen das Tarif- und Streikrecht ohnehin bereits faktisch ausgehebelt hat.

C.
 
Ich denke mir nur jedesmal - weniger arbeiten und dafür mehr Geld? Irgendetwas stimmt da nicht.

Und was? Ist letztendlich auch nur eine mögliche Position über die verhandelt wird und zwar der Stundenlohn, also Zeit pro Vergütung. Das stimmt schon so.

Manche Leute arbeiten minimum 50 Stunden die Woche und beschweren sich auch nicht, sondern freuen sich über ihre Arbeit.

Wenn die für ihre Arbeit auch ordentlich vergütet werden, warum nicht. Liegt wohl kaum an der Arbeitszeit, sondern daran, dass der sich freuende Arbeitnehmer sein Gehalt gerecht findet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube Lokführer ist ohnehin ein Auslaufberuf. Der technologische Fortschritt könnte längst alles automatisiert laufen lassen. Lediglich die Akzeptanz in der Bevölkerung hinkt dem hinterher, weswegen auch in automatischen Systemen immer ein menschlicher Überwacher mitfährt, aber irgendwann wird sich das manuelle Fahren auf der Schiene erledigt haben denke ich.
Solche Streiks dürften die Zeit bis zu diesem Punkt verkürzen.
 
Ich glaube Lokführer ist ohnehin ein Auslaufberuf. Der technologische Fortschritt könnte längst alles automatisiert laufen lassen. Lediglich die Akzeptanz in der Bevölkerung hinkt dem hinterher, weswegen auch in automatischen Systemen immer ein menschlicher Überwacher mitfährt, aber irgendwann wird sich das manuelle Fahren auf der Schiene erledigt haben denke ich.
Solche Streiks dürften die Zeit bis zu diesem Punkt verkürzen.


Ist das eigentlich nur in Deutschland so ausgeprägt, dass die Solidarität mit anderen nur soweit reicht, wie es die eigene Bequemlichkeit nicht ankratzt? Kaum muss der Michel mal etwas länger auf den Zug warten, sehnt er den Tag herbei, an dem man keine Lokführer mehr braucht, weil die Züge dann alle automatisch laufen. Ich hoffe nur mal, dass alle, die sowas fordern oder herbeisehnen in keiner Branche arbeiten, in der sie vielleicht selbst irgendwann durch einen Automaten ersetzt werden...

C.
 
Ich glaube Lokführer ist ohnehin ein Auslaufberuf. Der technologische Fortschritt könnte längst alles automatisiert laufen lassen. Lediglich die Akzeptanz in der Bevölkerung hinkt dem hinterher, weswegen auch in automatischen Systemen immer ein menschlicher Überwacher mitfährt, aber irgendwann wird sich das manuelle Fahren auf der Schiene erledigt haben denke ich.
Solche Streiks dürften die Zeit bis zu diesem Punkt verkürzen.

Kleiner Zusatz von mir:
ICE's und IC's fahren ab der Geschwindigkeit von 160 km/h bereits vollautomatisch. Der Lokführer muss nicht mal Knöpfe drücken, das läuft voll automatisch ab.
 
Und was? Ist letztendlich auch nur eine Position über die verhandelt wird und zwar der Stundenlohn, also Zeit pro Vergütung. Das stimmt schon so.

Wenn die für ihre Arbeit auch ordentlich vergütet werden, warum nicht. Liegt wohl kaum an der Arbeitszeit, sondern daran, dass der sich freuende Arbeitnehmer sein Gehalt gerecht findet.

Davon mal abgesehen, dass ich dir mit der angemessenen Vergütung absolut Recht gebe, finde ich die Tatsache, dass die Lockführer jedes Jahr streiken (egal ob GDL, VERDI oder wer auch immer) etwas relationslos. Das die Züge still stehen ist bei der DB eigentlich zur Regelmäßigkeit geworden, nur die Länge der Streiks variiert. IMO (!!) stehen die Häufigkeit und jährliche Regelmäßigkeit der Streiks und die damit verbundenden Forderungen der Gewerkschaften in keinem Verhältnis zur wirtschaftlichen und inflationären Entwicklung in Deutschland.
 
Davon mal abgesehen, dass ich dir mit der angemessenen Vergütung absolut Recht gebe, finde ich die Tatsache, dass die Lockführer jedes Jahr streiken (egal ob GDL, VERDI oder wer auch immer) etwas relationslos.

Die GDL hat in ihrer 95 jährigen Geschichte genau 3 bundesweite Streikperioden gehabt, die eine 2007/08, eine 2011 und die halt jetzt. Die Lokführer streiken also nicht jedes Jahr. Es ist eher so, dass es DIE Lokführer nicht gibt, sondern Lokführer bei einem Haufen regionaler Verkehrsbünde und die haben alle einen eigenen Tarifvertrag.
 
Soweit ich weiß muss der Lockführer aber trotzdem anwesend in der Kabine sein und ein Pedal betätigen, sonst wird ein Notfallsystem ausgelöst und der Zug kommt zum stehen.
Sehr richtig. Der Lokführer muss alle 15 Sekunden die Sifa betätigen, sonst geht der Zug in eine automatische Zwangsbremsung.
Die Notbremse wird in diesem System allerdings seit einiger Zeit nicht mehr verwendet, da die Bremsung in diesem Fall so stark ist, dass bei den Passagieren schwerste Verletzungen entstehen können.
 
Ist das eigentlich nur in Deutschland so ausgeprägt, dass die Solidarität mit anderen nur soweit reicht, wie es die eigene Bequemlichkeit nicht ankratzt? Kaum muss der Michel mal etwas länger auf den Zug warten, sehnt er den Tag herbei, an dem man keine Lokführer mehr braucht, weil die Züge dann alle automatisch laufen. Ich hoffe nur mal, dass alle, die sowas fordern oder herbeisehnen in keiner Branche arbeiten, in der sie vielleicht selbst irgendwann durch einen Automaten ersetzt werden...

C.


Warum so abfällig? Das ist lediglich eine logische Überlegung. Die Technik ist da und die Unternehmen werden sich die Arbeitskräfte sparen, sobald sie es können. Der einzige Faktor der dagegen spricht, ist aktuell die Akzeptanz der Fahrgäste.

Dass manche Jobs irgendwann obsolet sind, mag zwar ein hässlicher Gedanke sein, ist aber immer schon so gewesen. Es gibt ja auch keine Heizer für Dampflokomotiven oder Höhlenmaler mehr. Jobs entstehen und verschwinden mit den technischen Veränderung.

Jedenfallls, die Akzeptanz für automatische Systeme wird mit jedem Streik steigen, so gesehen tun sich die Lokführer damit langfristig keinen Gefallen.
 
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