Tagespolitik allgemein

Und vielleicht, nur vielleicht(!), sollte man bei dieser Diskussion auch im Hinterkopf behalten, dass man als Teenager/Schüler nicht gerade zu den objektivsten Menschen zählt, die so in der Welt herum laufen und Erwachsene von diesen Hormonbomben rein aus Prinzip auch gerne mal abgelehnt werden. Pubertät und so. ;)

Lange her, aber mit Sicherheit wahr. :D Was aber leider trotzdem nicht ausschließt, dass man auch als pubertärer Schüler Unrecht erfahren kann. Aber du hast schon recht. Öfter wird wohl eher Lehrern unrecht getan.^^
 
Ja, der Lehrer hat Recht, weil er der Lehrer ist. Dieser hat sein Fach studiert, eine Lehrerlaubnis bekommen und muss sich regelmäßig fortbilden und von seinen Vorgesetzten bewerten lassen, damit er Schüler unterrichten darf.

Grundsätzlich stimme ich dir da schon zu. Aber es gibt auch hier Ausnahmen, die auch ich persönlich so erlebt habe.

Wir hatten auf der Fachoberschule Informatik - Lehrer, die wirklich keinen Plan hatten, wie das, was sie uns vermitteln wollten, funktioniert und dauernd Fehler machten und überlegen mussten, bis Schüler (!) es ihnen gesagt haben, was nicht stimmt. So etwas trägt dann leider kaum dazu bei, dass man die Lehrkraft da vorne sonderlich ernst nimmt, von der man ja, wie du ganz richtig sagst, eigentlich annehmen sollte, dass sie mit ihrer Materie vertraut sind, eben weil sie diese ja eigentlich studiert haben.

Weiterhin kommt es denke ich sehr stark auch auf das Fach an. In Fächern wie Mathematik etwa, wo es im Grunde um reine "Fakten" geht, hast du sicher recht. Die Mathematik bietet wenig Spielraum für eine Diskussion, ob das Ergebnis und der Rechenweg nun richtig sind oder nicht, denn entweder man hat die Aufgabe richtig bearbeitet, oder halt nicht. Das sind alles so Sachen, wo es ja nicht um Meinungen geht, ich kann nicht der Meinung sein, dass 30 : 5 nicht 6, sondern 600 ergibt, weil es einfach faktisch nachweisbar ist, dass 6 richtig ist in dem Fall. Aber wenn es um Meinungen geht und den Diskurs über Meinungen und verschiedene Sichtweisen, dann mag es sein, dass der Lehrer der Gebildetere von uns beiden ist, trotzdem muss ich ja nicht seine Meinung teilen, auch, wenn er seine Meinung vielleicht besser begründen und untermauern kann als meine, sich von ihm unterscheidende. Was ist denn etwa, wenn wir im Deutsch - Unterricht im Sinne einer Argumentation über Homosexualität diskutieren und der Deutsch - Lehrer die Meinung vertritt, dass homosexuelle Paare ihre Liebe nicht so sehr in der Öffentlichkeit zeigen sollten, wie heterosexuelle Paare. Soll ich dann diese Meinung, die ja schon in die Richtung Diskriminierung homosexueller geht (er findet es ok, wenn Mann und Frau sich öffentlich küssen, bei zwei Männern soll das aber nicht der Fall sein), teilen und ihm recht geben, wenn ich es aber so sehe, dass auch homosexuelle ruhig dazu stehen dürfen, nur weil er der Lehrer ist?
 
Was ist denn etwa, wenn wir im Deutsch - Unterricht im Sinne einer Argumentation über Homosexualität diskutieren und der Deutsch - Lehrer die Meinung vertritt, dass homosexuelle Paare ihre Liebe nicht so sehr in der Öffentlichkeit zeigen sollten, wie heterosexuelle Paare. Soll ich dann diese Meinung, die ja schon in die Richtung Diskriminierung homosexueller geht (er findet es ok, wenn Mann und Frau sich öffentlich küssen, bei zwei Männern soll das aber nicht der Fall sein), teilen und ihm recht geben, wenn ich es aber so sehe, dass auch homosexuelle ruhig dazu stehen dürfen, nur weil er der Lehrer ist?

Das ist aber auch kein Lehrinhalt im Fach Deutsch, sondern eine Meinung und sonst nichts. Dort kann ich mir höchstens vorstellen, dass man einen Text zu dem Thema Homo-Ehe analysieren und erörtern* soll und da gibt es ja auch wieder objektive Bewertungskriterien.

*Eine Erörterung ist sowieso ein Paradebeispiel dafür, wie man in der Schule vermittelt bekommt, aus einem Text seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
 
Das ist aber auch kein Lehrinhalt im Fach Deutsch, sondern eine Meinung und sonst nichts.
*Eine Erörterung ist sowieso ein Paradebeispiel dafür, wie man in der Schule vermittelt bekommt, aus einem Text seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Ja eben, genau darum ging es mir ja auch. Bei Lerninhalten sage ich ja nichts, da wird es der Lehrer in den meisten Fällen schon besser wissen. Wobei ich auch da wie gesagt das Gegenteil erlebt habe.

Aber irgendwo früher in der Diskussion um dieses Thema ging es ja um eigene Meinungen und darum, dass man sich manchmal so fühlt, als müsse man nur die Meinung des Lehrers wiedergeben, um eine gute Note zu erhalten. Das habe ich zum Beispiel so nicht erlebt, mir ging es lediglich darum, dass ich nicht sehe, dass ich mich der Meinung des Lehrers fügen soll, nur weil er eben besser argumentieren kann.

Anderes Beispiel aus meiner elften Jahrgangsstufe: Da wollte unser Religionslehrer uns doch tatsächlich weismachen und einreden, dass die Missbrauchsfälle seitens katholischer Pfarrer an Kindern ja gar nichts so Schlimmes seien. Wenn ich mich da nun der Meinung des Lehrers anschließen soll, bloß, weil er eben ein Lehrer ist und es "besser wissen muss", dann gute Nacht. Irgendwo ein paar Kommentare weiter vorne fiel eine Aussage in der Art, dass Lehrer normalerweise nicht versuchen, den Schülern ihre Meinung aufzudrücken, aber wenn doch, wird das schon einen guten Grund haben. Diesen guten Grund kann ich bei dem Beispiel hier etwa nicht erkennen.

Mir ist aber natürlich klar, dass die von mir genannten Beispiele eher die Ausnahme sind als die Regel und solche Fälle wohl tendenziell seltener vorkommen. Aber sie kommen vor ;)
 
Da wollte unser Religionslehrer uns doch tatsächlich weismachen und einreden, dass die Missbrauchsfälle seitens katholischer Pfarrer an Kindern ja gar nichts so Schlimmes seien. Wenn ich mich da nun der Meinung des Lehrers anschließen soll, bloß, weil er eben ein Lehrer ist und es "besser wissen muss", dann gute Nacht.

Ach, da hab ich auch noch ne coole Story. Meine Religionslehrerin wollte mir mal erzählen, was für ein schlechter Mensch meine Mutter sei, weil sie mal eine Abtreibung hatte. Hat sich unglaublich drüber aufgeregt und hat sich so in ihre eigene Meinung verschossen, dass sie auch dann nicht von ihrer Meinung abgerückt ist, als ich in ihrem Redeschwall mal einbringen konnte, dass es eine medizinisch-induzierte Abtreibung war. Religion ist sowieso ein Reibungsfach weil es da um die Vermittlung einer Ideologie geht.
 
Aber eine generelle pauschale Aussage, man würde in der Schule gernerell kritisches Denken lernen, halte ich für überzogen und falsch

Mag ja sein, dass die Schulen bzw. Gymnasien, die ich besucht habe, jeweils ultrakrasse Ausnahmen waren, aber ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass ich kritisches Denken (auch) in der Schule gelernt habe, ja. Ich bin zwar sicherlich schon von Haus aus ein kritischer Geist, was mir auch selbstverständlich erscheint, wo meine Mutter ihre Jugend in einem repressiven Staat verbracht hat, aber selbst mein Tutor, der ein bis ins Mark überzeugter Sozialdemokrat war (wir haben auf unserer Kursfahrt sogar 'nen Liveticker zum SPD-Parteitag gehabt), hat A*schkriecherei in Klausuren schon im Ansatz unterbunden.
 
Mag ja sein, dass die Schulen bzw. Gymnasien, die ich besucht habe, jeweils ultrakrasse Ausnahmen waren, aber ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass ich kritisches Denken (auch) in der Schule gelernt habe, ja. Ich bin zwar sicherlich schon von Haus aus ein kritischer Geist, was mir auch selbstverständlich erscheint, wo meine Mutter ihre Jugend in einem repressiven Staat verbracht hat, aber selbst mein Tutor, der ein bis ins Mark überzeugter Sozialdemokrat war (wir haben auf unserer Kursfahrt sogar 'nen Liveticker zum SPD-Parteitag gehabt), hat A*schkriecherei in Klausuren schon im Ansatz unterbunden.

Nein, prinzipiell sollte die Fähigkeit zum kritischen Denken am Ende jeder Schullaufbahn stehen. D.h. natürlich nicht, dass automatisch jede Schule und jeder Lehrer diese Anforderung erfüllt.
 
Um diese unsägliche Debatte jetzt mal mit ein paar Fakten zum Abschluss zu bringen, zitiere ich mal, was die Kultusministerkonferenz im Jahre 2004 beschlossen hat:

Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Hauptschulabschluss - Beschluss vom 15.10.2004

Für die Schülerinnen und Schüler ist das Fach Deutsch im Rahmen ihrer schulischen Arbeit in der Sekundarstufe I von grundlegender Bedeutung: Texte verstehen, ihnen weiterführende, sachgerechte Informationen entnehmen, sich mündlich und schriftlich in unterschiedlichen Situationen verständigen, verschiedene Schreibformen beherrschen, Medien fachbezogen nutzen und vor allem interessiert und verständig lesen und auch Kreativität entfalten, das sind Voraussetzungen, die für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, für die eigenverantwortliche Bewältigung der Anforderungen von Schule, Alltag, Gesellschaft und Arbeitswelt und für die Fortsetzung der Schullaufbahn notwendig sind. Dies beinhaltet eine solide schriftliche und mündliche Kommunikations- und Darstellungsfähigkeit und entspricht somit den unterschiedlichen gesellschaftlichen Anforderungen im Fach Deutsch.

Für den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 kommt der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf den Übergang in das Berufsleben besondere Bedeutung zu. Das Fach Deutsch leistet dazu seinen Beitrag, indem vor allem die für die Anforderungen der Berufsausbildung notwendigen sprachlichen und methodischen Kompetenzen zum Arbeitsschwerpunkt werden.

Bei der Arbeit mit der Sprache erwerben die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen, die ihnen helfen, ihre Welt zu erfassen, zu ordnen und zu gestalten. Über die Grenzen des Faches und die Schule hinaus leistet der Deutschunterricht damit einen wesentlichen Beitrag zur Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler in Form eines Orientierungs- und Handlungswissens in Sprache, Literatur und Medien und einer entsprechenden Verstehens- und Verständigungskompetenz. Den Heranwachsenden bietet dies die Voraussetzungen, Interesse zu entwickeln und am kulturellen Leben teilzunehmen. Sie erfahren auf diese Weise, welche Bedeutung kulturelle Traditionen und ästhetische Vorstellungen für die gesellschaftliche Entwicklung haben, und werden dazu angeregt, sich mit zeitgenössischen und historischen Erscheinungsformen von Sprache und Literatur auseinander zu setzen. Diese Einsichten machen ihnen die Bedeutung des Reichtums kultureller, sprachlicher, literarischer und medialer Vielfalt für die eigene Entwicklung bewusst. Das schließt den Ausblick auf andere Kulturen ausdrücklich mit ein. Die Bereiche des Deutschunterrichts bieten aus diesen Gründen auch weiterführende Ansätze für fachübergreifendes und fächerverbindendes Arbeiten.

Die Heranwachsenden lernen, auf der Grundlage der mit den fachlichen Inhalten und Methoden vermittelten Werte- und Normvorstellungen gesellschaftlichen Anforderungen zu begegnen, Lebenssituationen sprachlich zu bewältigen, sich mitzuteilen – zu argumentieren, Gefühle und Vorstellungen sprachlich zu fassen –, Kritikfähigkeit zu entwickeln, Leseerfahrungen zu nutzen und in kritischer Distanz zwischen Lebenswirklichkeit und den in Literatur und Medien dargestellten virtuellen Welten zu unterscheiden.

Für die persönliche und schulische Entwicklung, das Leben in der demokratischen Gesellschaft sowie für den beruflichen und privaten Alltag ist die Fähigkeit im Team zu arbeiten und sich mitzuteilen wesentlich. Dazu müssen die Schülerinnen und Schüler über eine angemessene Artikulations- und Ausdrucksfähigkeit verfügen und Sprachbewusstheit entwickeln. Sie lernen, sich je nach Situation und Absicht partnergerecht, sachangemessen und verständlich zu äußern. Die Fähigkeit, dabei aufmerksam und genau zuzuhören, sich auf die Äußerungen anderer einzulassen und mit ihnen konstruktiv umzugehen, ist dafür eine wichtige Voraussetzung.

Quelle:
http://www.kmk.org/fileadmin/veroef...004_10_15-Bildungsstandards-Deutsch-Haupt.pdf
 
Wenn Satire zur Wirklichkeit wird...

Titel der Titanic (November 1991):
9111-boot-ist-voll-PK.jpg
 
Diese Frage konnte/wollte Seehofer letztens im Interview auch nicht beantworten.
Eine Obergrenze wird rechtlich nicht machbar sein und wenn jemand dagegen klagt wird sie auch wieder fallen.

Auch wenn das de jure so sein mag, de facto hat @Jedihammer aber schon richtig bemerkt:

Auch wenn sie im Gesetz nicht vorgesehen ist so gibt es faktisch natürlich auch in Deutschland eine Obergrenze.
Und zwar wenn die öffendliche Ordnung bedroht oder es einfach nicht mehr zu verkraften ist.
Unser Land mag die 1,1 Mio Flüchtlinge die letztes Jahr gekommen sind verkraften aber wenn plötzlich 20 Mio vor der Tür stehen gibt es ganz schnell eine Obergrenze.
 
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