Go, Britannia, Britannia goes away...Nein, nach Scherzen ist mir eigtl. nicht zumute, ich halte diese Entscheidung für sehr schlecht, sowohl für das (noch) Vereinigte Königreich als auch für Europa. David Camerons unkluges Referendum, mit dem er sein Amt retten wollte, ist ihm wie eine Bombe in den Händen explodiert, den wirtschaftlichen und politischen Schaden werden vor allem die Briten selbst ausbaden müssen. Sein Rücktritt als Premierminister ist daher das mindeste. Wenn ich nun Populisten wie Boris Johnson in staatsmännischer Pose (und vlt. auf dem Weg zum Premierminister) sehe, wird mir richtig übel, er ist noch so dreist und guckt schon wieder nach Extrawürsten bei den bevorstehenden Verhandlungen, frei nach dem Motto "Alle Recht, keine Pflichten". Zu Nigel Farage und seinen Versprechungen zum NHS kann ich nur sagen: Wer das geglaubt hat, glaubt auch, dass die Erde eine Scheibe ist. Der ausländerfeindliche Wahlkampf von UKIP und die vergiftete, teilweise mit blanken Lügen geführte Debatte und gespaltene politische Atmosphäre sind eine Schande für ein Land, das sich eigtl. durch eine lebendige und intelligente Debattenkultur auszeichnet. Bei dieser Entscheidung ging es schlussendlich um Emotionen, nicht um pragmatische Überlegungen, das Vereinigte Königreich hatte viele Vorteile durch die EU und zahlreiche Sonderregeln.
Die schottische Frage wird damit auf jeden Fall wieder akut werden und schon beim letzten Referendum ging es denkbar knapp aus, sollte sich in den Verhandlungen mit der EU zeigen, dass viele Vorteile für Briten wegfallen, wird Schottland bestimmt den Weg der Unabhängigkeit einschlagen (was auch Signalwirkung auf das ohnehin gespaltene Nordirland haben dürfte). Schlussendlich könnte der kurzsichtige Brexit also zu einem politisch und wirtschaftlich isoliertem und bedeutungslosen Kleinbritannien aus England und Wales führen, das nur noch schwer Zugang zum europäischen Markt hat und bei internationalen Verhandlungen wenig mitzureden hat. Boris Johson wird das recht sein, dem geht es eh nur darum, dank der populistischen Welle Premierminister zu werden, consequences be damned. Cameron und er können sich dann auf die Fahne schreiben, das Vereinigte Königreich endgültig zerrissen zu haben.