Seid gegrüßt!
So schlecht finde ich die Annäherung von Saham gar nicht . . .
Aber versuchen wir es mal ganz differenziert darzustellen:
1. Der Begriff "Jedi":
Mitglied eines "religiösen" Ordens: Dieser Orden hat seine eigenen Regeln, eine bestimmte Philosophie etc.
Die Mitglieder bezeichnen sich selbst als "Jedi", sind aber auch von Außenstehenden zumeist eindeutig zu identifizieren (z.B. an der Kleidung und anderen Insignien) und werden auch von diesen mit dem Begriff "Jedi" tituliert.
Der Orden glaubt an das dualistische System der "Macht". Sie unterscheiden zwischen der hellen und der dunklen Seite der Macht. Und auch wenn sie sich bewusst sind, dass beide Seiten zum Leben gehören und sich gegenseitig bedingen, nehmen sie eine moralische Gewichtung vor und vertreten die Meinung, dass sich ein Jedi bemühen muss, auf dem Pfad der hellen Seite zu bleiben; die dunkle Seite ist gefährlich . . .
Nun, dies ist eine Haltung wie auch wir sie von religiösen "Institutionen" in "unserer" Welt kennen; obwohl diese immer größere Probleme habe, glaubhaft zu machen, was denn nun "gut" und was "böse" ist. Zu recht:
Ein geschulter Geist wird das Schwarz-Weiß-Dogma natürlich schnell in Frage stellen und dies wurde ja schon weiter oben in diesem Thread getan: Wenn wir uns dieses Weltbild aus einem konstruktivistischen Blickwinkel anschauen, bricht es schnell in sich zusammen.
Allerdings: Können wir unseren Erkenntnisstand auf die Welt von STAR WARS übertragen? Unsere Erkenntnis, dass wir nicht WIRKLICH wissen können, was gut oder schlecht ist, und dass wir dies immer nur aus einer bestimmten Sicht definieren können, gilt vielleicht im StarWars-Universum NICHT. Die Jedi haben vielleicht ein so hohes Bewusstsein erlangt, dass sie die Existenz zweier Kräfte tatsächlich ERKANNT haben. IM SW-Universum ist die helle und dunkle Macht vielleicht keine konstruierte Realität sondern onthologische Wirklichkeit; also eine eherne und absolute Wahrheit - wie von einem allmächtigen Gott festgesetzt!!
Aber bringen wir es einfacher auf den Nenner, dass der Schöpfer des SW-Universums (Mr.Lucas) tatsächlich eine Schwarz/Weiß-Welt geschaffen hat: Machen wir uns nichts vor: Die Jedi sind die guten Jungs und die Sith halt die bösen . . . Und so kommen wir zu den Sith!
2. Sith
Mitglied eines "religiösen" Ordens: Dieser Orden hat seine eigenen Regeln, eine bestimmte Philosophie etc.
Die Mitglieder bezeichnen sich selbst als "Sith". (Die Differenzierung zwischen Sith, Sith Lord und Dark Lord Of The Sith heben wir uns mal für einen anderen Thread auf.)
Der Orden glaubt an das dualistische System der "Macht". Sie unterscheiden zwischen der hellen und der dunklen Seite der Macht. Sie vertreten die Meinung, dass ein Sith sich der dunklen Seite verschreiben müsse, da diese die stärkere, die überlegenere sei. Die moralischen Werte der Jedi gelten für sie nicht, da sie einfach eine andere Sichtweise haben: Natürlich ist es nicht moralisch verwerflich, Tod und Verderben zu verbreiten, wenn man zu einer überlegenen Spezies gehört, die dazu bestimmt ist, über die Sklaven-Völker zu herrschen. Eine ideologische Einstellung, die wir auch (leider) aus "unserer" Welt kennen. Hinzu kommt eine diabolische Lust am "Bösen", wie man sie nur bei Figuren in entsprechenden Schwarz/Weiß-Welten -wie StarWars eine ist- finden kann. Aber hierzu habe ich mich ja schon ausgelassen...
Wenn man sich die ideologischen Fundamente der beiden Orden nun noch mal anschaut, fallen die Gemeinsamkeiten schnell ins Auge. Und ich glaube, die Autoren des EU haben gut daran getan, die Sith als Absplitterung der Jedi zu "zeichnen": Vor tausenden von Jahren haben sich einige Jedi gegen die Werte des eigenen Ordens gestellt und versuchten eine gewaltsame "Reform" durchzuführen. Es entbrannte ein Kampf und sie wurden schließlich von den Bewahrern der ursprünglichen Lehre ins Exil getrieben ("Der Fall der Engel"). Dort kultivierten sie ihre variierte Lehre und so etablierte sich die Gegenreligion "Sith" (wie es zu dem Namen kam, wurde oben ja schon erläutert).
So, diese beiden Begriffe sind jetzt klar:
Ein Jedi ist ein Mitglied des Jedi-Orden bzw. ein Macht-Begabter, der in dessen Tradition ausgebildet wurde und danach lebt (z.B. Luke).
Ein Sith ist ein Mitglied der Sith-Sekte oder ein Macht-Begabter, der in deren Tradition ausgebildet wurde und danach lebt.
Beim Begriff DUNKLER JEDI folge ich Sahams Überlegung:
Auch ich meine, dass man damit einen abtrünnigen Jedi bezeichnen kann, der sich aber nicht unbedingt der alten Tradition zuwendet und deshalb zum Sith würde.
Oben ist bemerkt worden, wie unsinnig der Begriff "Dunkler Jedi" erscheint. Ich möchte nun drei Gründe aufzeigen, warum ich anderer Meinung bin:
Wichtig ist, sich immer zu überlegen, wer diesen Begriff denn gebrauchen könnte!
1. Die Jedi des Jedi-Ordens
würden einen Abtrünnigen vielleicht als "Dunklen Jedi" bezeichnen, weil sie ihn immer noch als Bruder anerkennen, der nur von der dunklen Seite verführt wurde, aber vielleicht wieder bekehrt werden und in den Kreis des Ordens zurückgeführt werden kann. Dahinter würde die Vorstellung stehen, dass man die Ausbildung und das Amt eines Jedi nicht wirklich ablegen kann. Zum Jedi wurde man erwählt, weil man von der Macht dazu berufen ist. Auch wenn man dagegen handelt, die Jedi-Ausbildung hat einen Menschen zu einem bestimmten Wesen geformt. Man kann die moralischen Werte des Ordens zwar mit Füßen treten, aber die spirituelle Reifung kann man nicht mehr abstreifen. Als Äquivalent erwähne ich hier noch mal die Verbindung zu den "gefallenen Engeln" der christlichen Mythologie: Es bleiben "göttliche" Wesen, die sich allerdings gegen die Werte ihres Herrn gestellt haben.
2. Der Abtrünnige selbst
könnte sich auch als "Dunklen Jedi" bezeichnen, da er vielleicht die grundlegenden Elemente seines Ordens immer noch vehement vertritt und "nur" die moralische Ebene als falsch ansieht. Er ist der Meinung, dass der Orden falsch handelt, wenn er sich auf die schwache Seite stellt etc.
Vergleichbar wäre dies mit diversen christlichen Sekten, die auch meinen, sie hätten nun erkannt oder direkt von Gott erfahren, dass sich ihr Handeln ändern muss: z.B: David Koresh, der -nach seinen Aussagen- den Auftrag von Gott hatte, auch die Sünden zu leben, um sich in alle Situationen, die seinen Anhänger widerfahren könnten, hineinversetzten zu können. Auch solche Weltuntergangspropheten, die mit Waffengewalt gegen andere Mitmenschen vorgehen oder sich an den Kindern der eigenen Anhänger vergreifen, nennen sich Christen, obwohl ihr Handeln der allgemeinen Lehre widerspricht und die Bezeichnung für die allgemeine Öffentlichkeit und natürlich auch für die Kirche nicht mehr gerechtfertigt ist.
Oder: Manche religiöse Gegenbewegungen nutzen bewusst die etablierten Begriffe, um sie zu verunglimpfen: So nannte sich z.B. Anton Lavey, der Gründer der Satanskirche "Schwarzer Papst"!
3. Chronisten und Zivilisten
könnten abtrünnige Jedis aus Ermangelung eines neuen Begriffes "Dunkle Jedi" nennen. So haben vielleicht Zivilisten miterlebt, wie Jedis die Macht nutzen, um den Frieden und die Gerechtigkeit in der Galaxis zu bewahren. Sie wissen, dass die Jedi auf die lichte Seite der Macht setzten. Dann sehen sie plötzlich einen ehemaligen Jedi, der die Macht nutzt, um Chaos und Verderben zu verbreiten und nennen ihn "Dunklen Jedi", da sie "dunkel" mit "böse" gleichsetzten und in ihrer Unkenntnis "Jedi" als allgemeine Bezeichnung für einen Macht-Fähigen verwenden.
Auch Chronisten in "unserer" Welt haben oft ungenaue oder sogar fälschliche Begriffe für Gruppierungen etabliert. Auch hier muss man nur an christliche Absplitterungen im Mittelalter denken: So ist uns heute eine christliche Sekte, die ihr Zentrum in Südfrankreich hatte, unter dem Namen "Katharer" bekannt, obwohl sich diese wohl nie so bezeichnet haben. Andere unscharfe Begriffe wurden gewählt, da man die Gruppierung aus einer bestimmten, (oft negativ) bewertenden Sicht schilderte etc.
So könnte z.B. ein Chronist des SW-Universums in einem Bericht über den Kampf der rivalisierenden Gruppen des Jedi Ordens den Begriff "Dunkle Jedi" eher lapidar erwähnt haben, um eine Gruppe junger aufmüpfiger Jedis zu umschreiben, die sich vermehrt mit der dunklen Seite auseinandersetzten. Diesen Begriff verwendeten vielleicht andere Chronisten unreflektiert weiter und so etablierte sich diese Bezeichnung für einen abtrünnigen Jedi . . .
Solche Mechanismen kennen "wir" z.B. auch aus dem Musik-Journalismus. Eine neue Gruppe mit einem neuen Sound erscheint am Horizont und ein Reporter umschreibt die Musik mit einem markigen Wort, das fortan als Bezeichnung einer neuer Musikrichtung verwendet wird. Die entsprechenden Musiker wundern sich dann oft, wie sie in diese Schublade kommen konnten und können mit dem Begriff gar nichts anfangen . . .
Ihr seht, ich kann mir unter einem "Dunklen Jedi" eine ganze Menge vorstellen.
Soweit mein kleiner Exkurs!
Demnächst vielleicht mehr zum Thema: "Lord" und "Dark Lord"
Grüße!
Der altehrwürdige Darth Jorge