Weltraum (Neue Republik)

Hyperraum NR Richtung Denon- Darth Makhairas Schiff- Nagerzimmer.

Eine Anhängerin des Blechkastens, der sie gefoltert und ihren Meister auf grausame Weise umgebracht hatte, machte Marlis nervös. Zumindest solange, bis die Sith meinte, dass die junge Frau wohl irgendwo hin geflohen war. Wenn sie reiss aus genommen hatte, war die Wahrscheinlich klein, dass sie sie für den Tod des Blechkastens angreifen würde.

"Dann hoffe ich auch, dass sie irgendwo glücklich wird und nicht doch noch auf einen Rachefeldzug geht. "

Sie hatte die Sith schon mehrfach kämpfen sehen und glaubte, dass sie mit einer Jüngerin kurzen Prozess machen würde. Auch wenn sie das niemandem wünschte. Nichtmal den Jungs aus ihrer Schule, die ihr mit ihrem Verhalten echt lang auf den Wecker gegangen waren. Die Sith meinte, sie würde solche Leute am liebsten filetieren, was Marlis die Stirn runzeln lies.

"Es waren noch Kinder! Und ich hoffe wirklich, dass die heute nicht mehr so bescheuert sind."

Gut es gab auch genug schlechte Vorbilder im Erwachsenenalter, die sich so benahmen. Für Marlis eindeutig ein Zeichen, dass sie in ihrer mentalen Entwicklung irgendwo kurz nach dem Sauber-werden stecken geblieben waren.
Dann kamen sie wieder auf die Blechbüchse zu sprechen und Darth Makhaira erklärte, dass sie es dumm fand, machtsensitive Lebewesen einfach zu töten. Marlis schnaubte.

"Der Blechkasten war da wohl anderer Meinung."

Das Machtsensitive eine Rarität waren, hatte sie schon verstanden. Umso unverständlicher war ihr das Verhalten des Sith im Nachhinein. Das es aber vor allem eine gehörige Portion Sympathie seitens Darth Makhaira gewesen war, die ihr den Hintern gerettet hatte, war ihr klar. Sie war der Sith immernoch dankbar, sie gerettet zu haben, weshalb sie ihr nochmal ein dankbares Lächeln schenkte. Die Sith begann dann zu überlegen, wie sie die ehemalige Jüngerin kontaktieren könnte und meinte, dass es Wege gebe, sie zu kontaktieren. Diese wären für die Jüngerin aber wohl nicht so angenehm. Dann fragte sie, ob eine Holonachricht besser wäre. Marlis sah sie mit grossen Augen an.

"Wenn ihr ihr damit nen halben Herzinfarkt ersparen könnt, nehmt bitte die Holonachricht! Wenn sie unter dem Blecheimer gelitten hat, kann sie sicher nicht noch mehr Schocker gebrauchen. Wenn ihr jemanden erschrecken wollt, gibts sicher alternative Ziele."


Dieser Aufseher in den Kerkern des Sith-Ordens zum Beispiel. Vielleicht verging ihm dann seine dumme Fresse.
Ihre Idee, der Sith das Lichtschwert ihres Meisters zu überlassen, wurde abgelehnt. Darth Makhaira schien es nicht gut zu finden, wenn sie unbewaffnet war. Marlis fand dieses Argument wenig überzeugend, da sie ja nun wirklich nur mehr oder weniger blind rumfuchteln konnte. Aber die anderen Argumente waren überzeugend: Die Sith hatte eigentlich kein Lichtschwert nötig.

"Mal davon abgesehen, dass mir das Lichtschwert aktuell nur als Nachtlicht dienen kann, gebe ich euch recht. Eigentlich braucht ihr normalerweise kein Lichtschwert."


Sie nickte, um ihre Wort noch einmal zu unterstreichen. Ihre Idee bezüglich ihrer Eltern und Cathar wurde auch gleich negiert. Einfach wegen der auf Cathar heimischen Fauna, mit der Marlis ja auch schon Bekanntschaft hatte machen dürfen.

"Da habt ihr vielleicht recht. Ich wollte damit ja eigentlich nur ausdrücken, dass ich meine Eltern wenn schon unter einem Sith, dann unter euch oder Norag sehen möchte. Damit vertraue ich euch das Wichtigste an, das ich hab."

Eine feine Röte legte sich auf Marlis' Wangen. Ja, inzwischen glaubte sie tatsächlich, das ihre Eltern bei der Truppe sicher wär. Unter jenen Wesen, die sie ihr Leben lang als Feind vorgesetzt bekommen hatte. Schon verrückt, wie schnell man seine Ansichten ändern konnte. Auch wenn sie einen Grossteil der Sith immer noch für Bestien hielt.
Das sprach die Sith auch an, als es um den Besuch bei ihren Eltern ging. Begeistert sein über die Architektur des Jedi-Tempels und von einigen speziellen Einrichtungen dort war kein Problem. Aber auch die Gefangenschaft bei den Sith wäre nicht schwierig zu spielen. Marlis Gesicht wurde ernst.

"Praktischerweise muss ich mir die Gefangenschaft ja nicht ausdenken. Und man sieht sie mir ja auch immer noch an."

Auch wenn sie inzwischen Ruhe und Erholung erhalten hatte und nicht mehr so ausgehungert aussah. Zur Not hatte sie ja immer noch die Narben , die sie vorzeigen konnte. Aber sie hoffte, dass das nicht nötig werden würde. Zumal sie dann erklären musste, warum es schon Narben und nicht noch Wunden waren.
Marlis' ernste Stimmung änderte sich jedoch schnell wieder, als sie die niedliche Rasselbande in Empfang nahm. Die Sith erklärte, dass die Tiere ihr bei der Erholung helfen sollten und Marlis lächelte schief. Die Tiere würden ihr wahrscheinlich eher dabei helfen, die Ausbildung zur Sith ohne gröbere mentale Schäden zu bestehen. Sie würden der Schutzschild für ihr Herz sein, damit es nicht auskühlte oder ganz abstarb wie es wohl bei dem Blecheimer der Fall war. Selbst, wenn sie dadurch die schlechteste Sith aller Zeiten wurde: Sie lernte das für sich! Nicht für den Imperator oder sonst irgendein aufgeblasenes Monstrum, dass sich für überlegen hielt. Darth Makhaira schien das ja auch irgendwie geschafft zu haben. Diese meinte, dass die Katze sich in ihrem Zimmer aufhielt und wohl schlief. Marlis schmunzelte, da sie ja selbst bis vor kurzem geschlafen hatte. Auf ihre Frage nach den Geschlechtern, überreichte die Sith ihr ein Stück Flimsi, auf dem alles notiert war Marlis überflog die Liste und nickte, als die Sith ihr den Auftrag gab, die Fortpflanzung der Tiere unter Kontrolle zu bringen.

"Das bekomm ich hin."

meinte sie dann lächelnd. Sie wollte ja nun wirklich kein Katzenfutter züchten hier. Die Sith gab dann auch den Auftrag, sie bei den Eltern anzumelden und Marlis nickte erneut mit zusammengepressten Lippen. Sie hätte das ja schon längst erledigt haben. Auf die Aussage, dass sie sich vorher noch umziehen konnte, nickte Marlis.

"Ihr wart ohne mich shoppen?!"


meinte sie mit gespielter Empörung, ging dann aber grinsend zurück in das Zimmer, in dem sie aufgewacht war, während die Sith wo anders hin marschierte. In ihrem Schrank fand sie eine ganze Auswahl an Kleidern und entschied sich dann für einen lässigen Look, bestehend aus einer schwarzen Hose, die so auch aus ihrem Schrank hätte stammen können und einem cremfarbenen Oberteil mit kurzen Ärmeln. Ja, so fühlte sie sich wohl. Anschliessend machte sie sich auf die Suche nach einem Holo-Transmitter,die es eigentlich auf allen Schiffen gab und lies eine Verbindung zu ihren Eltern entstehen. Es dauerte einen Moment, bis jemand den Ruf entgegen nahm und das Gesicht ihrer Mutter erschien.

"Hi, Mom."

begrüsste Marlis sie lächelnd und ihrer Mutter fiel der Kiefer runter, ehe sie schon fast hysterisch nach ihrem Vater rief. Marlis wurde knall rot, als dann auch das Gesicht ihres Vaters vor ihr auftauchte.

"Na, das wurde ja auch mal Zeit, dass du dich meldest!"

erklärte dieser und erinnerte sie an ihr versprechen, sich regelmässig zu melden.

"Ja, tut mir leid. Mir... ist ein Unglück geschehen. Ich würde das aber nur ungern via Holo erzählen. Wär es ok für euch, wenn ich für ein paar Tage vorbei komme? Ich würd auch meine neue Meisterin mitbringen."

Das liess ihre Eltern hellhörig werden, war es doch ihr alter Meister gewesen, den sie das letzte Mal gesehen hatten und der sie mit dem Versprechen mitgenommen hatte, sie zu beschützen und auszubilden. Der Gedanke daran trieb ihr die Tränen in die Augen, was ihre Eltern alarmierte. Sie übertönten sich gegenseitig mit der Zustimmung und meinten, dass sie immer nach Hause kommen dürfe. Nun, wenn es wieder zu Krieg kommen sollte, wär das wohl beliebig schwierig.

"Wir sind vor ein paar Stunden von Borgo Prime abgeflogen. Ich weiss grad nicht, wie lang wir noch brauchen bis Denon. Aber wir werden wohl in den nächsten Tagen bei euch aufschlagen."

Ihre Eltern versicherten ihr, dass das in Ordnung seie und sie alles vorbereiten würden. Marlis lächelte.

"Danke. Ich freu mich auf euch."


Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten und die Abbilder erloschen waren, sass Marlis noch eine Weile vor dem Transmitter und starrte ins Leere. Die Sorge in den Augen ihrer Eltern hatte weh getan. Vor allem, weil sie damit ja nicht unrecht hatten. Schliesslich riss sie sich los und ging nun doch noch mal zu den kleinen Nagern. Sie hielt ihre Hand in den Käfig, während ihre andere Hand unter ihrem Kopf Kissen spielte. Nein, sie würde keine Schwierigkeiten haben, ihren Eltern ihre Gefangenschaft glaubhaft zu machen.

Hyperraum NR Richtung Denon- Darth Makhairas Schiff- Nagerzimmer.
 
Hyperraum nahe Borgo Prime - Niphiras Paladin-Klasse Korvette - vorderer Lagerraum - Niphira, Marlis im Nagerzimmer


Es war tragisch, was der Sith auf Bastion getan hatte. Es war einfach grausam gewesen. Marlis Mitgefühl jedoch musste zumindest teilweise ein wenig gebremst werden. Daher nickte Niphira zwar, schaute aber ernst.

“Wir sind nur leider nicht die Retter in glänzender Rüstung, die andere Wesen retten wollen. Es mag hart klingen, doch das ist der Job der Jedi, wenn du mich fragst. Und ein was könnte sein wird dich selbst nur einbremsen.”

Bei der Aussage bezüglich der Kinder reagierte Marlis überraschend sachlich. Die Sith nickte ruhig und lächelte. Es stimmte. Lebewesen können sich immer verändern, doch viele entscheiden sich dagegen oder gar dazu, nur noch schlimmer werden zu wollen. Aber auch hier. Man muss betrachten, was man tun kann, nicht welche Umstände anders sein müssen, damit man andere Voraussetzungen hat. Für Niphira wurde das Thema immer irrelevanter. Eigentlich war es komplett abgeschlossen, ab dem Punkt wo sie die Nachricht aufgenommen hätte. Daher nickte Niphira ruhig bei der Bitte darum, dass sie eine Holo Nachricht schicken möge.

“Ich werde mich bemühen, nicht zu böse zu wirken.”


Dabei zwinkerte sie Marlis frech zu. Was das Thema mit dem Lichtschwert anging, brauchte Niphira auch dort nichts weiteres zu sagen. Die Lage war geklärt. Es wäre halt besser, wenn die Sith, aber auch Marlis nicht gänzlich unbewaffnet wären. Was aber ihre Fähigkeiten anging…

“Wir werden noch etwas brauchen. Wir müssen quasi einmal an Coruscant vorbei… In dieser Zeit werde ich dir zumindest ein paar Dinge beibringen. Freu dich schon einmal darauf, dass wir mal ein wenig trainieren. Du hast da noch ein wenig Nachholbedarf."


Es würden höchstens Grundlagen werden. Zum Glück hatten sie zwei Stangen gefunden, die von der Länge her ein wenig den Lichtschwertern ähneln. Blaue Flecken wären der Sith-Kriegerin lieber als eine abgetrennte Hand. Doch auch das Thema Cathar war für die Schülerin wichtig. Daher nickte Niphira ruhig, aber bestimmend.

“Ich werde mich darum kümmern, dass deine Eltern sicher sind. Sollte es wirklich zum Schlimmsten kommen… Nun… Spätestens dann werden sie wohl herausfinden, was wir beide nun wirklich sind…”

…und wenn es schlecht lief? Die Behörden auf Borgo Prime hatten hoffentlich einfach nur auf den Stress mit dem Spieler so reagiert. Sollte jemand herausbekommen, dass eine Sith dort gesichtet worden war? Die Konsequenzen wären wohl sehr ungünstig. Nicht nur für sie, sondern auch für Marlis. Doch von dieser Sorge musste die Schülerin erst einmal nichts erfahren. Das Thema mit der Gefangenschaft wäre wirklich kein schwieriges Schauspiel. Marlis sah schon wieder deutlich besser aus, doch die Spuren ihrer Behandlung waren mehr als deutlich sichtbar.

Nach dem Gespräch im Nagerzimmer kümmerte sich Niphira um die Holonachricht. Es war tatsächlich nicht leicht, einen guten Anfang zu finden. Doch schließlich hatte sie es hinbekommen. Zur Sicherheit schaute sich die Sith noch einmal die Nachricht selbst an. Es war nicht perfekt, aber immerhin ehrlich. Auf dem Weg zurück zu ihrem Zimmer um sich wieder etwas lockeres anzuziehen blieb sie bei dem Nagerzimmer stehen. Sie schaute kurz rein und sah dort eine Marlis liegen. Scheinbar lief es nicht so gut mit ihren Eltern. Wenig später klopfte die Sith noch in ihren Roben an der Tür und kam vorsichtig rein.

“Wirkt so, als ginge es dir nicht so gut…”

Nachdenklich setzte sich die Sith auf den Boden und stellt eine Tasse mit heißer Nuna-Milch ab, während sie selbst vorsichtig am Becher nippte. Niphira schaute ihre Freundin besorgt an.

“Magst du darüber reden?”

Es war klar. Wenn nicht die Eltern, dann war es etwas anderes, das Marlis beschäftigte. Die Gefangenschaft? Am Ende war sie wieder frei, doch das, was man der Frau angetan hatte? Sowas konnte den Geist brechen. Eigentlich zeugte es von Stärke, dass Marlis bis hierhin durchgehalten hatte. Vielleicht sollten sie das Training doch lockerer angehen und einfach erst einmal die ehemalige Padawan daran gewöhnen, dass zumindest die Folter und Gefangenschaft vorbei war.



Hyperraum nahe Borgo Prime - Niphiras Paladin-Klasse Korvette - vorderer Lagerraum - Niphira, Marlis im Nagerzimmer
 
Hyperraum NR Richtung Denon- Darth Makhairas Schiff- Nagerzimmer.

Heldentaten waren die Arbeit der Jedi. Marlis verzog die Lippen. Und Sith MUSSTEN Chaos und Angst verbreiten oder was? Die ehemalige Padawan dachte darüber nach und kam wieder zu dem Schluss, dass sie wohl die schlechteste Sith werden würde, die die Galaxie je gesehen hätte. Auf der anderen Seite. Wenn einem etwas so wichtig war, dass man es über alles andere stellte und quasi jeden anknurrte, der dem persönlichen Schatz zu nah kam. Das war doch eigentlich auch irgendwie Sith-mässig. Zufrieden mit ihrer persönlichen Lösung dieses Problems, grinste sie, als Darth Makhaira versprach,nicht zu böse zu gucken.

"Ich bin sicher, dass ihr das schafft."

meinte sie zuversichtlich und erklärte dann, dass sie bis Denon schon etwas mit dem Lichtschwert ihres Meisters umgehen können würde. Bei der Äusserung zum "Nachholbedarf" lachte Marlis

"Sehr diplomatisch ausgedrückt."

Sie schmunzelte,aber die Sith hatte ja recht. Sie hatte viel zu wenig Ausbildung, um auch nur annähernd mit irgendwas effizient zu sein. Ausser halt in dem, was sie eh schon vor der ganzen Jedi-Sith-Sache gemacht hatte.
Darth Makhaira nahm sich auch die Sicherheit ihrer Eltern zu Herzen, merkte dann aber auch an, dass diese im Ernstfall merken würden, was sie wirklich waren. Marlis nickte.

"Auf der anderen Seite: Wenn mir Blasterblitze um die Ohren fliegen, wärs mir relativ egal, hinter wem ich mich verstecken kann. Hauptsache ich hab jemanden. Und in so einem Szenario herauszufinden, das mein Kind und deren Freundin Sith sind.. nun, ne coolere Enthüllung kann ich mir kaum vorstellen. Ist halt nur jetzt, damit sie sich nicht mehr Sorgen machen als zwingend notwendig."

Damit machten sie sich an ihre Kommunikations-Aufgaben, die Marlis in eine Art Flashback stürzten, aus dem sie erst wieder hervor kam, als die Sith sie ansprach. Sie hatte eine Tasse heisse Milch dabei und Marlis nahm sie lächelnd an. Auf das Angebot, darüber zu reden , schüttelte Marlis jedoch sacht den Kopf.

"Würd nichts besser machen. Aber ich wär dafür, dass wir aktiv werden. Dann hab ich weniger Zeit zum denken, schätz ich mal. "

Sie lächelte und nahm einen Schluck von der Milch und schloss genüsslich die Augen.

"Ach ja. Wir sind angemeldet. Meine Eltern freuen sich auf uns, auch wenn mein Vater erst gemeckert hat, dass ich mich nicht so regelmässig gemeldet hab, wie ich es erst versprochen hab."

Marlis schnaufte amüsiert und erhob sich dann.

"Kommt. Tretet mir mal in den Hintern. Ich hab das Gefühl, ich brauch das jetzt. "


Ja, sie war ausgeruht und so langsam setzte Tatendrang ein. Besser als irgendwelche tiefgreifenden Gespräche, die ihr die Energie gleich wieder weg nahmen.

Hyperraum NR Richtung Denon- Darth Makhairas Schiff- Nagerzimmer.
 
Hyperraum nahe Borgo Prime - Niphiras Paladin-Klasse Korvette - vorderer Lagerraum - Niphira, Marlis im Nagerzimmer


Vor dem Aufnehmen des Holos hatte Marlis ihre Ansichten zu dem Thema geäußert, dass es ihren Eltern wohl egal wäre, hinter wessen Rücken sie Schutz suchen würden, wenn es hart auf hart käme. Dennoch war das etwas zu kurzsichtig gedacht. Die Sith hatte daher ihre Schülerin nur kurz angeschaut.

“Denk aber auch daran, dass wir vermutlich aus ihrer Sicht die Aggressoren wären. Das wäre auch richtig irgendwo. Doch müssten sie erst einmal verstehen, dass wir nichts böses von ihnen verlangen…”


Allgemein war der Gedanke, einen Planeten selbst zu kontrollieren, einfach nur absurd. Sie war keine angehende Imperatorin oder so. Sie war keine Kriegsherrin, zumindest nicht so. Hoffentlich irrte sich die Sith und man hätte noch einen langen, wenn auch zerbrechlichen Frieden.

Niphira hatte sich nun also zu Marlis gesetzt und ihr etwas zu trinken gegeben. Sie wollte nicht darüber reden, was zu einem besorgten Blick seitens der Sith führte. Kurz nippte sie an ihrem Becher mit der heißen Milch.

“Wenn du reden willst, bin ich für dich da…”

Es war ehrlich. Aber wenigstens lächelte ihre Schülerin noch. Auch sie trank etwas von der Milch und erzählte dann davon, dass sie schließlich angemeldet wären.

“Wird wirklich ein komisches Gefühl sein, bei deinen Eltern zu sein. Ich meine; wir lügen sie an und wenn die mitbekommen, was die Wahrheit ist? Das wird gruselig!”

Die Sith lachte und stand dann mit Marlis auf. Bei dem Thema Training grinste Niphira.

“Glaub mir… Wenn ich dich in den Hintern trete, lernst du zu wenig und der Spaß ist zu schnell vorbei. Es ist ein Marathon. Kein Sprint!”

Das meinte die Sith sogar ernst und zwinkerte Marlis zu. Sie bedeutete, ihr zu folgen. Nicht weit von ihren Zimmern fanden sie sich in einem nicht gerade kleinen Raum wieder. Es war in der Tat sowas wie ein improvisierter Trainingsraum. Eigentlich war es ein Trainingsraum, den der Vorbesitzer zum Teil eher als Lagerraum benutzt hatte. Die Sith stellte sich in dessen Zentrum und breitete die Arme aus.

“Also… Regel Nummer 1? In einem realen Kampf gibt es keine Regeln. Ein Gegner wird im Ernstfall jegliches Ehrgefühl verlieren. Regel Nummer 2? Wir trainieren, du musst mich nicht töten oder ernsthaft verletzen. Wir sind hier um zu lernen.”


Damit startete die erste Trainingseinheit. Niphira konzentrierte sich bei Marlis sehr stark darauf, dass ihre Schülerin fitter würde, aber auch dass sie nicht steif dabei wurde. Jedoch vertieften sie die Übungen mit der Macht. Es war nicht leicht für Marlis, weswegen Niphira ihrer Schülerin auch ausreichende Pausen einräumte. Die Sith selbst studierte ein paar Dinge und kontrollierte hier und da mal den Kurs, ehe sie sich auch Zeit mit Marlis zusammen nahm, in der sie auch einfach entspannen und zusammenwachsen könnten. So verging die Zeit, bis sie in den Landeanflug auf Denon angingen. Es war also so weit. Niphira musste sich also langsam umziehen und war sichtlich aufgeregt.



(Weiter geht es auf Denon)


Hyperraum nahe Borgo Prime - Niphiras Paladin-Klasse Korvette - vorderer Lagerraum - Niphira, Marlis im Nagerzimmer
 
(von Coruscant)​

Orbit von Coruscant – Frachter ›Mischief‹ – Aufenthaltsraum – Firedevs und Wes

Eigentlich hätte Wes sich schon dafür interessiert, was Sahra wohl befürchtete, wenn er Witze über eine Sith-Unterwanderung des Tempels machte, aber im Moment stellte sich ihm eher die Frage, warum ihre Schwester tat, was sie tat. Sie war nun sicher keine verkappte Sith, die die Gelegenheit aller Gelegenheiten hatte verstreichen lassen, als sie einen Wes mit Waru-Drogencocktail im Blut und Filmriss heil wieder zurück zum Tempel gebracht hatte (von einer Magenverstimmung aufgrund des vielen Fast Foods einmal abgesehen).

»Hmm, ja, Punkt für dich schätze ich,«

Entgegenete Wes und gab sich damit offiziell geschlagen. Aber er hatte ja noch andere Pfeile im Köcher. Firi als Replikantendroidin natürlich, die aber durchaus selbstbewusst erklärte, dass so ein Ding ziemlich teuer wäre. Aber im nächsten Moment sponn sie den Gedanken weiter, wie beunruhigend es wäre, wenn so eine Droidin eine Machtaura vortäuschen könnte. Genau das gefiel ihm so an ihr. Smart, selbstbewusst und gleichzeitig bodenständig wie über ihren Tellerrand hinausblickend. Wunderschön obendrein… wenn Wes nicht schon bis über beide Ohren verliebt in sie wäre, würde er ihr Male um Male wieder verfallen.

»Nein, sowas wie dich kann man nicht bauen, du bist einzigartig.«

Sagte es, lächelte Firedevs an und machte einige Sekunden lang nichts, außer sie verträumt anzusehen. Es war schwer, die Augen von ihr zu lassen. In ihrer Gegenwart würde er wohl nichts von seiner Arbeit als Rat erledigt bekommen. Das war, wovor sich die alten Jedi fürchteten, richtig? Aber er würde einen Weg finden, musste sogar – doch bis dahin lauerten noch einige Herausforderungen auf ihn. Zum Beispiel, indem er das Thema Eowyn anschnitt, dass er als Herr seiner Sinne weiträumig gemieden hätte, vorläufig zumindest. Die Nachfrage der brünetten Ritterin konnte er jetzt mit einer glatten Lüge beantworten oder sich in Humor flüchten. Dazu kam, dass sie so schön mitmachte indem sie beleidigt spielte. Bei den Optionen war die Sache klar, und Wes meinte:

»Hättest dich mehr anstrengen müssen, schneller sein, um den Ruhm für den ersten gefangenen Rat seit Padme einzuheimsen. Das wird dem Noghri nicht gefallen. Blieb lieber einfach ganz bei mir, das ist besser für uns beide.«

Irgendwann würde er es ihr sagen können, vielleicht schon bald. Er hoffte, Eowyn würde es ihr selbst sagen können, aber genauso wahrscheinlich war es, dass sie Eowyn, Ahna und die anderen irgendwann einfach abschreiben mussten und es keinen Grund mehr gab, die Mission derart vertraulich zu behalten. Vermutlich war es ein Glück, dass er aufgrund der speziellen Konstellation der Komsabotage kein Sterbenswort davon erfuhr, dass die Ereignisse sich zu überschlagen begannen…

Deshalb hatte Wes das Glück, abgesehen von der Irritation über die ›Entführung‹ die Muße zu haben, alten Zeiten nachzutrauern.


»Es kommt darauf an. Man kommt schon weniger herum als als Ritter, aber so richtig übel ist es erst seit dem Wiederaufbau des Tempels und der C-Virus-Krise. Meine letzte Mission ging nach Shili, meiner Padawan zuliebe, obwohl das letzten Endes alles umsonst war, leider.«

Wes seufzte, denn von Taras Rückkehr wusste er ja ebenfalls nichts. Nun, es war so, wie es war. So wie sie sich im Aufenthaltsraum des Frachters mit dem passenden Namen ›Mischief‹ gegenüber saßen, konnten sie sich nun endlich richtig aussprehen, und Firedevs erklärte ihre Gründe für die Entführung. Es war klar, dass ihre Beweggründe aufrichtig waren und sie sich über all die Dinge, die ihr Vorgehen implizierte, sehr wohl Gedanken gemacht hatte.

»Ich für meinen Teil werde die ersten Tage auf Alderaan damit verbringen, bei deinem Onkel im Garten die Ruhe zu genießen, auszuspannen und Sozialkontakte zu vermeiden, bis ich mir durch meine Jedi-Sinne sicher sein kann, dass ich nichts Krankmachendes in mir trage und ich erwarte von dir, dass du dasselbe tust. Mit der ›Mercy‹ und Sahra hast du vermutlich recht, mit der ›Kirche von Waru‹ aber leider auch,«

Erwiderte er mit derselben Ernsthaftigkeit. Immerhin machte Firedevs sich ehrlich Sorgen um seinen Stresspegel, und nicht nur sie – seine Liebste ließ die Bombe platzen.

»Was, Mya ist auch ein Teil deiner kleinen Verschwörung?«

Rief Wes ehrlich erstaunt aus. Die beiden Frauen hatten so einiges gemeinsam, auch abgesehen davon, dass sie beide Ritterinnen im Jedi-Orden waren und er ohne sie nicht mehr zurecht käme. Sie waren beide wunderschön, überaus kompetent, ernst und gewissenhaft. In anderen Dingen waren so aber so verschieden wie Menschen und Twi'lek: Mya war das Konzept von Humor offensichtlich nur aus Büchern bekannt und für Streiche sicherlich nicht zu haben. Dass sie besser als er selbst wusste, ob gerade ein guter oder schlechter Zeitpunkt für eine kleine Auszeit wäre: ja, vermutlich war dem tatsächlich so.

Wes erklärte Firedevs, warum ihr Vorgehen keine gute Idee war und sie stimmte ihm gewissermaßen zu; nicht so direkt, aber irgendwie schon. Ja, er hätte ihr die Idee ausgeredet und ja, er hätte weiter ausgetestet, wie hoch man die Kaf-Dosis an einem Tag noch steigern konnte. Aber so richtig böse sein konnte er ihr trotzdem nicht, nur ein paar Tage ausschlafen, etwas frische Luft schnappen. Der Orden würde schon nicht ausgerechnet in den nächsten Tagen auseinanderfallen, oder? Er begann, sich mit den neuen Realitäten zu arrangieren, auch weil ihm eh nichts anderes übrig blieb.


»Ja gut, ein paar Tage könnten schon mal gehen, solange Mya sich um die Dinge kümmern kann, die so anfallen, Sie weiß, wie sie dich notfalls erreichen kann, oder? Wenn ich mich die ganze Zeit über fragen muss, ob ich irgendeine Krise verpasse, wird es der Erholung nicht unbedingt förderlich sein… ich hoffe, da war nichts unaufschiebbares unter all den Komanrufen…«

Der Jedirat konnte gar nicht anders als sich zu fragen, weswegen sein Kom so aktiv gewesen war in den letzten Stunden – oder war es nur der ganz normale Wahnsinn, den Firedevs nur noch nicht kannte.

»Aber eigentlich sollten wir uns eine lauschige kleine Mission zu zweit suchen. Etwas, was dem Orden hilft, was weit weg von Coruscant und all den Krisen ist. Mynocks fangen für das Hochsicherheitsgefängnis zum Beispiel, irgendwas, keine Ahnung…«

Firedevs erklärte ausführlich, wie sie die Sache mit dem Kom gedeichselt hatte.

»Radan… das überrascht mich jetzt nicht, im doppelten Sinne. Die Vaterfreuden…«

Die Ritterin hatte wohl tatsächlich für den Fall der Fälle vorgeplant. Mya würde Alarm schlagen, egal ob man anfing, ihn im Tempel zu vermissen oder eine wirklich ernste Krise war.

»Klingt, als hättest du an alles gedacht, in der Tat.«

Firedevs schien sich eine Menge Gedanken rund um die ganze Entführung gemacht zu haben. Hatte sie bewusst die Zeit die Zeit mit langen Erklärungen gestreckt, bis sie gerade eben in den Hyperraum gesprungen waren? Er traute es ihr zu, und da nun eh schon feststand, dass er nach langer Zeit Alderaan wiedersehen würde, konnte er genauso gut unter die Dusche gehen und seine Gedanken dort weitersortieren.

»Oh ja, das ist eine gute Idee, eine kleine Schalldusche wird mir gut tun, und danach… ich hoffe, es gibt Ale auf diesem Schiff. Das hab ich mir verdient – es ist ja schließlich Urlaub,«

Sagte er, aber bevor er ging, näherte er sich seiner Flamme, umarmte und drückte sie. Sie wollte ja nur sein Bestes.

»Mit dir erlebt man Sachen…«

Hauchte er ihr in's Ohr und grinste.

»Bis nachher,«

Fügte er hinzu und begab sich dorthin, wo bei Schiffen dieses Typs die Nasszelle zu sein pflegte.

Hyperraum, unterwegs von Coruscant nach Alderaan – Frachter ›Mischief‹ – Irgendwo: die Piloten – Aufenthaltsraum: Firedevs – unter der Dusche: Wes
 
Weltraum NR- Hyperraum Richtung Alderaan- Frachter "Mischief"- Aufenthaltsraum- mit Wes- Die Piloten im Cockpit.

Sie hatte es geschafft. Wes war auf dem Weg in eine Pause, die länger dauern würde als nur die paar Stunden, die er sich vielleicht als Nachtruhe gönnte. Vielleicht würde sie deswegen noch wirklich Ärger bekommen, aber das war hier halbwegs egal. Es wäre verdient, immerhin hatte sie einen Rat entführt und die Schelte wäre berechtigt, wenn nach Wes' Einwänden hier seine Kollegen auch noch ihren Senf dazu geben wollten. Auf der anderen Seite hatte sie es für den Jedi-Orden getan. Wes würde mit frischer Kraft und Tatendrang zurückkehren. Und vielleicht mit neuer Inspiration und Ideen zur Problemlösung. Und Probleme gab es ja immer genug. Reale Probleme. Nicht die, die sie sich zum Spass gerade ausdachten, wie den Jedi-Droiden. Wes verwandelte ihre Theorie gleich wieder in ein Kompliment und lächelte sie an. Firedevs lächelte zurück und nahm seine Hand, um sie kurz zu drücken.

Als das Thema dann auf Eowyn kam, scherzte er mit und meinte, dass sie sich nicht genug angestrengt habe und dem Noghri ihr Scheitern wohl nicht gefallen würde. Aber er empfahl ihr, aus Sicherheitsgründen bei ihm zu bleiben und Firedevs nickte ernst.

"Klingt nach nem guten Plan."

Auch langfristig würde sie wohl an Wes' Seite bleiben. Schliesslich hatte sie ihm ja schon angeboten, ihm zu assistieren. Und wenn man sich anguckte, wie erschöpft er war, konnte er sie da auch gut brauchen.

Als sie die Theorie aufstellte, das Räte bei weitem nicht mehr so im Aussendienst aktiv waren als Ritter, stimmte er ihr zu. Aber er erzählte ihr auch von seiner letzten Mission nach Shili, seiner Padawan zuliebe. Firedevs runzelte die Stirn. Er wirkte auf einmal Wehmütig und auch Firedevs presste die Lippen zusammen.

"Ich weiss , wie du dich fühlst. Ich hab auch schon Padawane verloren."

Sie hatte noch nicht einen bis zur Prüfung durchgebracht. Sie musste eine furchtbare Meisterin sein. Oder die jungen Leute von heute hatten keine Ausdauer und keine Ziele mehr. Zumindest keine, für die es sich zu kämpfen lohnte.

Als Wes dann die Quarantäne ansprach, nickte sie und breitete die Hände aus.

"Selbstverständlich. Das wichtigste ist, dass du mal ausschläfst und mal wieder Zeit für ausgiebige Meditationen und sowas findest. In der Sonne liegen- so sie denn bei dem Plan mitmacht- klingt auch hervorragend. Alternativ kannst du auch im Bett liegen und Holo's anschauen. Mein Onkel weiss bescheid und wird Droiden für unsere Verpflegung bereit stellen. Die werden nicht krank."

Die junge Jedi lächelte beruhigend und erzählte dann von ihrem BackUp. Das brachte Wes fast aus der Fassung und Firedevs grinste.

"Ja ja. Wie gesagt: Ich hab mir Mittäter und sogar ein BackUp verschafft. Ein Mitglied des Jedi-Rates zu entführen ist schliesslich nicht das selbe wie Kuchen klauen. Wenn alles so läuft, wie ich es hoffe, wird niemand merken, dass du Coruscant verlassen hast... auch wenn du erstmal nicht erreichbar bist. Aber du warst ja auch z.B. bei "WaruuuU" unten."

sie ahmte die Anbetungs-Gesänge der Priester nach und grinste.

"Wer sagt also, dass du gerade nicht wieder in irgendeiner wichtigen Ermittlung steckst und darum im Moment nicht ans Com gehen kannst? Die werden nur doof gucken, wenn du nachher da wieder auftauchst und in die Hände spuckst, weil du mal erholt bist und wieder mehr Energie hast."

Wes fragte dann besorgt nach, ob Mya sie kontaktieren konnte und Firedevs nickte.

"Sie kann und sie muss, sollte auffliegen, dass du nicht hinter deinem Schreibtisch sitzt. Ab da läuft der Timer: Sind wir zurück bevor man erkennt, dass dein "Com" nur ein Chip ist, der nur die Funktion hat, deine Com-ID zu faken?"


Sie grinste, aber ihr Schatz war trotzdem nicht hundertprozentig zufrieden. Er meinte, er hätte etwas nützlicheres machen sollen wie Mynocks fangen für irgendwelche Haftanstalten. Firedevs runzelte die Stirn.

"Zu wenig Schlaf, zu viel Koffein und dann jagen gehen? Ich weiss nicht, wie ich deinen Kollegen erklären soll, dass du nen Herzstillstand auf irgendeiner Sumpf-Welt erleiden konntest, wo du doch auf Coruscant sitzen solltest. Und du weisst doch selbst, wie das läuft: Jedi sind nie wirklich zufällig da, wo sie sind. Ich hoffe zwar, dass uns auf Alderaan keine Katastrophen erwarten, bin aber realistisch-misstrauisch, dass das durchaus im Bereich des Möglichen liegt."

Das wärs jetzt noch. Irgendein aufkeimender Bürgerkrieg oder etwas in der Art, um das sie sich kümmern mussten. Klar würde Firedevs sowas nicht ignorieren und sagen "Sorry, bin im Urlaub". Wenn die Macht wollte, dass sie auf Alderaan aktiv wurden, war das eben so. Aber sie hoffte, das Wes seine Erholung bekam, die er so dringend brauchte.

Das Radan mal wieder unpässlich gewesen war, schien Wes nicht zu überraschen und auch Firedevs hätte es sich eigentlich denken können. Zum Glück hatte Tallulah einspringen können. Aber auch ihm fiel wohl nichts ein, was sie vergessen haben könnte. Zumindest nichts wichtiges. Sie grinste. Auch als er der Dusche zustimmte. Bevor er jedoch ging, nahm er sie in den Arm und drückte sie. Firedevs erwiederte die Geste und kuschelte sich an ihn, bevor er sie neckte und sich für den Moment verabschiedete. Nun beeilte sich Firedevs wieder und streckte ihm noch eine der Taschen mit, die sie den Piloten schon zuvor aufgegeben hatte. Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich bin in die Kleiderkammer gegangen und hab gesagt, du brauchst ne neue Robe. Damit hatte ich deine Grösse und konnte ein-zwei Sachen besorgen. Die Robe ist natürlich auch drin, aber vielleicht lässt du dir die für den Tag unserer Heimkehr. Ich konnte schlecht mehr Roben verlangen, ohne dass man mich schräg angeguckt hätte."

Noch so was, wo sie überaus frech gewesen war. Sie sah Wes halb schuldbewusst, halb grinsend an. Irgendwas musste sie ihm ja zum Anziehen mitnehmen. Auch wenn es nur ein paar Tage waren.

Als Wes dann verschwunden war, brachte sie ihre Taschen schonmal in die Kabine, die man für sie hergerichtet hatte und stellte sie dort in eine der Schränke, damit sie nicht im Weg waren. Ein Blick auf ihr Com verriet ihr, dass es noch keinen Alarm gab. Das wär auch echt blöd gewesen. Vielleicht sollte sie Mya eine verschlüsselte Nachricht schicken, dass sie wichtige Nachrichten an Wes an sie schicken sollte, damit Wes nicht nervös wurde. Aber damit würde er gedanklich vielleicht wieder in den Arbeitsmodus wechseln und genau das wollte sie ja eigentlich vermeiden! Oder er würde unbedingt wieder zurück wollen! Vielleicht konnte Mya ihr nur die schönen Nachrichten schicken. Zum Beispiel " Hurra , wir leben noch" oder sowas. Sie hörte die Schalldusche rauschen und nickte, ehe sie sich einen Satz frische Kleider aus ihrer Tasche holte. Die Kleidchen-Zeit war definitiv vorbei. Hier war es deutlich kühler als auf Coruscant. Lange Hose und ein ebenfalls langärmeliges Shirt war hier angesagt. Sie rollte alles miteinander ein, damit sie dann nachher ein Päckchen hatte, dass sie mitnehmen konnte. Für die Schmutzwäsche legte sie luftdichte Tüten parat, damit sie sie sicher verstauen konnten. Zumindest die, die sie an hatten, könnte ja auch kontaminiert sein und sie wollte das Risiko so klein wie möglich halten. So vorbereitet wartete sie, bis Wes zurück kam, wies auf die Tüten und verabschiedete sich dann selbst, um sich äusserlich zu dekontaminieren. Mit ihrem langen Haar dauerte das einen Moment länger, ehe zurück kehrte und Wes anlächelte.

"Na? Hast du die Ale-Bar schon gefunden?"

fragte sie amüsiert und legte die verschlossene Tüte mit ihrem Kleid in die Tasche, in der auch Wes' Com verstaut war. Die Sachen, die sie ihm ausgesucht hatte, passten zum Glück und sahen bequem aus. Sie lächelte.

Weltraum NR-Hyperraum Richtung Alderaan- Frachter "Mischief"- mit Wes- Die Piloten im Cockpit
 
Hyperraum, unterwegs von Coruscant nach Alderaan – Frachter ›Mischief‹ – Irgendwo: die Piloten – Aufenthaltsraum: Firedevs und Wes

Ein Blick genügte Wes, um zu wissen, dass es Firedevs nicht anders ergangen war als ihm selbst mit Tara. Es war schwer. Obwohl es meist erwachsene Leute waren, die sich bewusst für die Jedi entschieden hatten, war man doch für sie verantwortlich. Meister hatten ihre Schüler zu beschützen, aber es endete nicht mit der Ritterbeförderung. Ganz gleich wie tief Wes noch in die Geheimnisse der Macht (oder in die Flimsistapel auf seinem Schreibtisch) eindringen würde, wie weise und mächtig er auch werden würde, Fritz würde immer sein Meister bleiben. Genauso blieb Tara stets ihre Schülerin, und dass sie als Ritterin verloren gegangen war, half ihm kein bisschen. Eine Weile saßen sie nur so da, beide nebeneinander, und Wes war in Gedanken bei Schützlingen, die gestorben waren oder einfach verschwanden, und fühlte sich ganz melancholisch.

Wes' Sorgen wegen der Quarantäne nahm Firedevs durchaus ernst. Ausschlafen und meditieren, in der Sonnen liegen oder lieber auf der Couch sich zum Zeitvertreib Adi'rar-Holos angucken, das würde sicherlich gehen. Droiden-Bedienstete waren zwar nicht in Wes' Sinne, aber in dem Fall machte ihr Einsatz Sinn: sie wurden nicht krank und eine kurze Reinigung mit Desinfektionsmitteln genügte. Der Taanaber entspannte sich ein wenig, denn es schien, als handelte Firedevs doch nicht so verantwortungslos wie zunächst befürchtet.

»Gut, das sollte funktionieren,«

Bestätigte Wes und nickte. Dass Mya, seine treue und verantwortungsbewusste Assistentin, auch ein Teil des Plans war, konnte nur zwei Dinge bedeuten: entweder war sie gar nicht so treu und verantwortungsbewusst wie gedacht (unwahrscheinlich, fand er), oder sie teilte Firedevs' Ansichten über ihn, dass ihm eine Zwangspause verordnet werden musste. Gut, ohne Myas Mitwissen wäre der ganze Plan sicherlich nicht durchführbar gewesen. Natürlich konnte er mal eine Weile abwesend sein, oder dass es zwangsläufig auffiel, aber seine Assistentin würde es in jedem Fall bemerken. Sie würde wissen, dass er nicht etwa gerade dabei war, von der Kirche von Waru unter Drogen gesetzt zu werden, deren Gesänge von seiner Liebsten treffend genug nachgeahmt wurden, um Vergessenes wieder freizulassen.

»Ohweh, daran erinnere ich mich sogar, oder ›wieder‹. Kannst du jetzt noch machen, dass ich diese Sektianer wieder vergesse?«

Meinte er und tat dabei gequält.

»Da hast du schon recht, das wissen sie sicher nicht, schließlich bin ich nur dem Rat als Ganzes Rechenschaft schuldig und der ist bei den wenigsten unserer Missionen überhaupt involviert. Meistens ist es ja ein Rat, der Ritterin Aufträge gibt, und nicht direkt der Rat.

Ich hoffe du hast recht, dass deine Entführung gut angelegte Erholungszeit ist.«


Mya war wohl in der Lage, ihn zu erreichen, sollten sie auffliegen, etwa wenn die Sache mit dem Kom-Gerät auffliegt.

»Kleiner Nebeneffekt: wir bekommen dadurch vielleicht mit, ob der NRGD routinemäßig unsere Koms überwacht.«

Seit der Affäre um Eowyn traute Wes den lieben Verbündeten in der Sache, aber nicht immer im Geiste, so einiges zu. Der Mynockjagd konnte Firedevs dagegen nicht so viel abgewinnen, eigentlich sollte Wes darüber empört sein, es gelang ihm allerdings nicht. Im Grunde würde er seiner Liebsten doch alles verzeihen.

»Du denkst also, ich sehe so schlecht aus, dass zu befürchten ist, dass ich beim Mynocks fangen das Zeitliche segnen könnte? Das merke ich mir aber!«

Entgegnete Wes und stemmte halb grinsend, halb gespielt verärgert die Hände in die Hüften.

»Aber ganz im Ernst: es ist nicht öffentlich bekannt, aber es war eine Jedi-Mission auf Alderaan, die dafür gesorgt hat, dass die Oberhäupter der beiden wichtigsten Adelshäuser zurücktreten mussten. Sie haben einen heimlichen Genozid aufgedeckt, schlimme Sache. Die neue Vizekönigin gilt als vergleichsweise republiksfreundlich, aber das heißt nicht, dass sie uns nicht möglicherweise trotzdem nachträgt, ›Schande über ihren Vater gebracht‹ zu haben. Man weiß ja nie, wie diese Adeligen ticken…«

Er zuckte mit den Achseln:

»Also ja, irgendwelche Katastrophen sind durchaus im Bereich des Möglichen…«

Damit war die Sache ziemilch geklärt, Wes halbwegs beruhigt und einigermaßen versöhnlich gestimmt und er würde auch nicht in einer stinkenden, 14 Tage nicht gewechselten Jedirobe oder nackt herumlaufen müssen, auch dafür hatte sein Schatz gesorgt: eine Tasche mit Wechselklamotten.

»Das ist okay. Wenn wir schon Urlaub machen, werde ich sicher nicht in Jedi-Roben herumlaufen, auch nicht auf dem Anwesen deines Onkels. Es wird schön sein, zur Abwechslung mal wieder in Jeans und T-Shirt herumzulaufen.«

Anschließend begab Wes sich unter die Dusche und dachte nach. Wahrscheinlich hatte Firedevs recht und der erzwungene Tapetenwechsel war gut angelegte Zeit. Er vermied, dass ihm im Tempel irgendwann noch die Decke auf den Kopf fiel. Auf Coruscant konnte man auch nicht bleiben, ohne nicht immer wieder an das C-Virus erinnert zu werden, und all die Dinge, die er darüber wusste, wie dass der Imperator längst wieder seinen persönlichen Krieg gegen die Repubik führte, wenn auch keinen offen erklärten, und die Geheimmission, und der Mangel an so ziemlich allem, und und und… Firedevs hatte wahrscheinlich auch recht damit, dass Jedi niemals wirklich zufällig irgendwo landeten und wenn dort eine womögich rachsüchtige Vizekönigin oder ein verärgerter Moff das Schlimmstmögliche sein konnte, wäre es wohl so oder so Entspannung pur. Sie würden die Natur genießen, Alderaanischen Wein trinken und ganz viel Zeit für sich selbst haben, nur seine Liebste und er…

Als er zu Ende geduscht hatte, beschloss er, wirklich ein äußerliches Zeichen zu setzen und sich die Zivilklamotten anzuziehen. Sie passten tatsächlich. So ausgestattet kehrte er zu seiner Firi zurück, die sich nun ebenfalls frischmachen würde, und gab ihm Tüten, um seine möglicherweise kontaminierte Wäsche darin zu verstauen. Gesagt, getan, und als er damit fertig war, desinfizierte er gleich noch die Sitzpolster, um ganz sicher zu sein. Jetzt fehlte nur noch die innerliche Desinfektion… die Bar fand Wes, als hätte er einen siebten Sinn dafür. Er brachte zwei Flaschen Ale, eine Flasche corellianischen Rye und zwei Gläser für selbigen mit, wartete aber noch mit dem Öffnen, bis seine Liebste nach frischem Desinfektionsmittel riechen zurückkehrte. Aber das machte nichts, an Firedevs war sogar dieser Geruch betörend…


»Ja, sicher. Du nimmst doch auch eins, oder?«

Er bot ihr eine der Aleflaschen an.

»Auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub?«

Hyperraum, unterwegs von Coruscant nach Alderaan – Frachter ›Mischief‹ – Irgendwo: die Piloten – Aufenthaltsraum: Firedevs – unter der Dusche: Wes
 
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