S-3PO
zum Superhelden umformatierter Protokolldroide
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger
Autor: Uwe Mies
Anlass: Kölner Symposion zum Fantasyfilm
Ich kann dem nur zustimmen. Meiner Meinung nach fehlt es den deutschen Filmemachern einfach an Mut zur Naivität. Die braucht man nämlich, um solche Meisterwerke wie oben beschrieben zu erschaffen. Stattdessen sieht man hier in Deutschland alles zu engstirnig, besonders die Filmgesellschaften.
Filme, die nicht sofort einen sozio- oder anders kritischen Beigeschmack haben, werden als anspruchslos eingestuft und es wird nicht gewagt solche in Produktion zu nehmen. Erst recht keine budgetlastigen Fantasyfilme! Dabei sind es oft die Fantasy-Epen, die gekonnt eine tiefe Moral beinhalten und auch Kritik an der realen Welt üben, auf eine indirektere Weise.
Es gab bisher nur wenige Ausnahmen - wie oben beschrieben - die uns Filme wie "Das Parfüm" oder "Die unendliche Geschichte" bescherten, wobei diese leider auch nur auf vorhergegangenen erfolgreichen Bestsellern beruhen.
Während man in Amerika bereits droht an Blockbustern zu ersaufen und nur selten ein tiefgründiger Film bei rausspringt, ist es in Deutschland genau umgekehrt...
Wie steht ihr dazu?
Autor: Uwe Mies
Anlass: Kölner Symposion zum Fantasyfilm
Zu teuer. Zu speziell. Zu wenig geeignet fürs große Fernsehpublikum. Es waren ernüchternde Erkenntnisse, die im Zuge eines Symposiums zum Phantastischen Film herausgearbeitet wurden, welches das Filmbüro Nordrhein-Westfalen in Köln veranstaltete. Fantasy, Sciencefiction und Horror in all ihren Spielarten befeuern weltweit die Filmbranche. Die USA, Japan und Frankreich produzieren fleißig in einem Spektrum, das von „Star Wars“ bis „Saw“ reicht, von „Godzilla“ bis „Ring“, vom „Pakt der Wölfe“ bis zu „Asterix“. In Deutschland dagegen liegt das Genre fast brach.
Dabei war hier einmal die Hochburg des Phantastischen Films, doch mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten setzte ein Exodus der Kreativen in Richtung Hollywood ein. Immerhin aber brachte auch die NS-Zeit mit „Münchhausen“ noch einen Meilenstein des Phantastischen Films hervor. Dann wurde es düster hierzulande.
Bis in die Mitte der 60er Jahre funktionierte die deutsche Filmindustrie nach dem Krieg prächtig, indem sie mit Heimatfilm, Kriegsfilm, Edgar Wallace und Karl May aufwartete: Weltfluchtkino, das so lange Akzeptanz fand, wie es der gesellschaftliche Rahmen erlaubte. Als aber die erste Nachkriegsgeneration bereits 1961 mit dem Oberhausener Manifest befand, dass Opas Kino tot ist, waren die Weichen für einen Wandel gestellt.
Es dauert zwar noch ein paar Jahre, bis sich der neue deutsche Film salonfähig herausgebildet hatte, bis dahin aber hatte sich auch das Fernsehen etabliert. Zugleich wurde eine auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Filmproduktion abgelöst durch eine von öffentlichen Geldern geförderte Filmlandschaft, die ihren Schwerpunkt auf eine realistische Wirklichkeitsschilderung setzte.
Einer der prominenten Gäste des Kölner Symposiums war Hans W. Geissendörfer, der eine Verflachung seit Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau im deutschen Film bemängelte und mangelnde Visionen beklagte. Geissendörfer selbst ist seit über 20 Jahren der Inbegriff des un-phantastischen Films - seine TV-Geburt „Lindenstraße“ sprüht auch nicht unbedingt durch gestalterische Ausdruckskraft im Sinne von „Metropolis“, „Nosferatu“ oder „Dr. Mabuse“.
Ein Blick auf den deutschen Produktionsspiegel der letzten fünf Jahre zeigt eine Dominanz sozialdramatischer Stoffe; offenkundig ein Themenbereich, der bei den Entscheidungsträgern der jeweiligen Förderinstitutionen gut ankommt, aber kaum einmal für gute Kasse in den Kinos sorgt.
Das deutsche Publikum hingegen liebt Filme mit phantastischem Inhalt und spektakulären Schauwerten. „Herr der Ringe“, „Harry Potter“ und „Spider-Man“ basieren auf bewährten Buch- und Comicvorlagen, aber „Matrix“ war als Filmstoff originär, und „Fluch der Karibik“ brachte den totgeglaubten Piratenfilm zu neuer Beliebtheit.
Grundsätzlich beweisen alle großen Kassenerfolge, dass eine starke Geschichte letztlich nur die halbe Miete ist. Es ist ebenso wichtig, dass der Film auch gut aussieht. Der deutsche Film hat dieses Zusammenspiel von Sinn und Sinnlichkeit immer wieder einmal beherzigt: in der „Blechtrommel“ zum Beispiel. „Die unendliche Geschichte“ profitierte von der Popularität der Buchvorlage ebenso wie später „Bibi Blocksberg“ oder „Das Parfum“. Alle Titel setzen auf eine Bildgestaltung im Dienste der Großbildleinwand; nicht immer innovativ, aber überlebensgroß und damit ganz im Sinne von Lang und Murnau.
Nun ist epischer Breitbildeffekt zweifellos teuer. Aber nicht jede Geschichte erfordert Statistenheere und Rechnerkapazitäten für Digitaltricks. Die britische Zombie-Komödie „Shaun of the Dead“ benötigte nur ein paar Maskeneffekte und einige leere Straßenzüge für die ironisch gepfefferte Vision einer urbanen Apocalypse. Das hätte man ebenso gut in Köln, Mainz oder Düsseldorf drehen können. Eine Figur wie Dr. Mabuse wäre leicht auch in heutiger Zeit denkbar als terroristischer Mastermind im Gewand eines Esoterik-Gurus.
Hier aber sträuben sich Fernsehmacher, die sich in Verantwortung gegenüber einem Publikum sehen, das seit Jahren mit Seifenopern und Komödien zur Primetime abgefüttert wird. Man mag kaum glauben, dass radikale, originelle Phantastik-Produktionen wie „Das Millionenspiel“, „Smog“, „Das blaue Palais“ oder „Fleisch“ einst Straßenfeger zur besten Sendezeit waren und dennoch die Meinungen polarisierten.
Im Oktober 2007 mobilisierte zwar der Okkult-Thriller „Das Schneckenhaus“ viele Zuschauer, wurde jedoch in den Feuilletons von der Kritik zerrissen; ein Widerspruch, der interessante Einblicke in das Spannungsfeld von Filmschaffenden, Programmplanern und Meinungsmachern eröffnet. Der junge Filmregisseur Benjamin Reding, gezeichnet von den Produktionshindernissen und dem wegen schlechter Vermarktung vernichtenden Kassenergebnis seines ambitionierten Films „Für den unbekannten Hund“, erregte sich auf dem Kölner Phantastik-Symposium sehr über „Fernsehleute ohne Fantasie“ und den „derzeit alles beherrschenden Götzen der Quote“. Trotzig kündigte er einen phantastischen Stoff als nächstes Projekt an, „Der Golem“.
Ob die alte jüdische Sage vom Lehmmenschen rund 90 Jahre nach Paul Wegeners legendärem Stummfilm noch in heutiger Zeit verfängt, bleibt abzuwarten. Immerhin hat das Publikum derzeit seinen Spaß an Rittern, Piraten und Prinzessinnen - an Phantastik eben. Man muss nur den richtigen Dreh finden. Das aber war schon immer das Schwerste. Selbst der große Fritz Lang erlebte seine größte Pleite auf dem Kinomarkt ausgerechnet mit seinem teuersten und im Nachhinein berühmtesten Film, „Metropolis“.
Ich kann dem nur zustimmen. Meiner Meinung nach fehlt es den deutschen Filmemachern einfach an Mut zur Naivität. Die braucht man nämlich, um solche Meisterwerke wie oben beschrieben zu erschaffen. Stattdessen sieht man hier in Deutschland alles zu engstirnig, besonders die Filmgesellschaften.
Filme, die nicht sofort einen sozio- oder anders kritischen Beigeschmack haben, werden als anspruchslos eingestuft und es wird nicht gewagt solche in Produktion zu nehmen. Erst recht keine budgetlastigen Fantasyfilme! Dabei sind es oft die Fantasy-Epen, die gekonnt eine tiefe Moral beinhalten und auch Kritik an der realen Welt üben, auf eine indirektere Weise.
Es gab bisher nur wenige Ausnahmen - wie oben beschrieben - die uns Filme wie "Das Parfüm" oder "Die unendliche Geschichte" bescherten, wobei diese leider auch nur auf vorhergegangenen erfolgreichen Bestsellern beruhen.
Während man in Amerika bereits droht an Blockbustern zu ersaufen und nur selten ein tiefgründiger Film bei rausspringt, ist es in Deutschland genau umgekehrt...
Wie steht ihr dazu?