[Jubiläum] Der PSW-RS-Kurzgeschichtenwettbewerb

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Aiden Thiuro

Storyteller mit Leidenschaft
Teammitglied
Liebe Spielerschaft,

das neue Jahr mag zwar erst ein paar Stunden alt sein - und somit haben wir noch gut zwölf Monate Zeit -, aber hiermit möchten wir trotz allem schon heute mit dem ersten angekündigten Wettkampf, dem Kurzgeschichtenwettbewerb, beginnen. Bei der Planung hat der Thread "Lost Chapters - Unerzählte Geschichten" von unserem Jedi-Organisationsleiter Anakin Solo quasi als lose Grundidee und Leitmotiv fungiert. Da die Kurzgeschichten am Ende "PSW-RS-Kanon" sein sollen, hat der Wettbewerb natürlich ein paar Grundregeln. Diese lauten wie folgt:

  • Zugelassen für den Wettbewerb sind bloß all jene Kurzgeschichten, die sich mit im Rollenspiel bespielten Ereignissen befassen (eine reine Outplay-Erwähnung reicht dafür nicht aus).
  • Teilnehmen kann jeder PSW-User, der bis zum 31.12.2015 mindestens einen Inplay-Beitrag im Rollenspiel getätigt hat.
  • Zwei Teilnehmer können auch als Team gemeinsam eine Geschichte einreichen.
  • Die Mindestlänge der Beiträge soll drei Seiten (etwa: 9.000 Zeichen - ohne Leerzeichen) betragen.
  • Die Maximallänge der Beiträge soll zehn Seiten (etwa: 30.000 Zeichen - ohne Leerzeichen) nicht überschreiten.
Und bloß der Erwähnung halber:
  • Die allgemeinen Regeln (sowie die Netiquette) sind im Bezug auf Gewaltdarstellung, Pornografie und radikale bzw. extremistische Einstellungen einzuhalten.

Bis zum 31.03.2016 besteht die Möglichkeit eigene Kurzgeschichten einzureichen. Ab dem 01.04.2016 bis zum 30.04.2016 berät dann eine (bislang) dreiköpfige Jury - bestehend aus @Sarid Horn, @Wes Janson und @Janus Sturn - über die Einreichungen. Jeder Juror kann dabei drei Stimmen (einmal mit 3 Punkten Wertigkeit, einmal mit 2 Punkten Wertigkeit und einmal mit einem Punkt Wertigkeit) auf seine Favoriten verteilen und deren Sieger wird dann am 06.05.2016 zum Stammtisch-Chat bekannt gegeben. Jedoch wird zur gleichen Zeit ab dem 18.04.2016 hier im Thread zusätzlich noch eine Publikumsumfrage gestellt, wo der "Publikumsliebling" von allen Nicht-Juroren gewählt werden kann. Im Bestfall haben wir am Ende dann also zwei Sieger, die sich über einen Premium-Account freuen dürfen.

Im Namen der Spielleitung

Aiden Thiuro
 
Wissen ist Macht

Kent Delosa genoss das Gefühl, als das kühle Nass sein Gesicht benetzte. Ein weiteres Mal hielt er seine Hände unter den laufenden Wasserstrahl, nur um sie dann erneut auf seine Wangen zu legen. Tief holte er Luft und öffnete seine Augen. Der Spiegel der Nasszelle zeigte unverändert das gleiche Bild wie zuvor. Der einzige sichtbare Unterschied waren die Wassertropfen, die das Gesicht der kleinen, grauen Ithorianischen Maus von einem Menschen bedeckten, wie Mynocks einen Raumfrachter. Seine Augen waren noch immer gerötet und der Kragen seiner Uniform verrutscht. Sein schmales, von grauen, zurückweichenden Haaren eingerahmtes Gesicht war sogar noch blasser als sonst.

Noch einmal holte er tief Luft und versuchte die bitteren Gedanken an seine Freundin – nun wohl Ex-Freundin – beiseitezuschieben. Es gelang ihm nur mäßig und so war ihm noch immer zum Heulen zumute, als er sich ein weiteres Mal über die Augen wischte und hastig seinen Kragen richtete. Die Nachricht hatte ihn bereits zu lange vom Arbeiten abgehalten. Passte er nicht auf, würde ihm bereits diese kurze Pause von seinem Lohn abgezogen werden.

Eine Spur fester als sonst packte er den Gehstock, der die undankbare Aufgabe hatte sein Hüftleiden erträglich zu machen und verließ die Nasszelle. Die Geschäftsräume des Ministeriums für Bildung und Kultur, kurz MBK, unter der Schirmherrschaft der Coalition for Progress der KOMENOR, standen Kent in nichts nach, was Farblosigkeit und Unauffälligkeit betraf. Böse Zungen behaupteten sogar, er sei der perfekte Mitarbeiter. Die Korridore waren in schlichtem Weiß gehalten, das nur hier und dort von grauen Türen durchsetzt wurde. Es gab keinerlei Kunstwerke, die die überwältigende Tristesse durchbrachen. Am Ende des Ganges befand sich Kents Bürotür, lediglich verziert mit einem weißen Namensschild. Mit einem traurigen Seufzer begann er in ihre Richtung zu humpeln.

Er hatte etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt als sich eine Tür zu seiner Rechten öffnete und eine seiner Kolleginnen den Korridor betrat. Obwohl der Begriff ‚Kollegin‘ ihrem Verhältnis nicht ganz gerecht wurde. Fa Lim war eine Agentin des ISB, hatte sich jedoch bei ihrem Vorgesetzten so unbeliebt gemacht, dass sie nur noch eine einzige Aufgabe zu erfüllen hatte: Zu überwachen, ob die Mitarbeiter des MBK ihre Arbeit auch ordentlich verrichteten. Als sie Kent sah, blitzten ihre mandelförmigen Augen schadenfroh auf und sie verschränkte die Arme vor der, in ein graues Kostüm gehüllten, Brust.


„Na, Delosa? Du siehst heute ja noch schlimmer aus als sonst. Wer hat dich diesmal auf deinen Platz verwiesen, hmm?“, fragte sie mit einem grausamen Zug um die Mundwinkel und schickte sich an, an Kent vorüberzugehen. Scheinbar zufällig zuckte im letzten Augenblick ihr Fuß vor und traf seinen Gehstock, der gehorsam vom blankgebohnerten Boden abrutschte. Mit einem erstickten Keuchen ging Kent zu Boden. Nur halb nahm er wahr, wie die Schritte der Menschenfrau sich, unterlegt mit einem beinahe unhörbaren Kichern, entfernten. Wut stieg in seinem Inneren auf, die in einem machtlosen Schlag auf den Boden verpuffte. Es hatte doch ohnehin keinen Sinn. Er war zu schwach, um sich gegen Fa Lim oder einen der anderen zu stellen.

Einfach nur müde, rappelte er sich an der Wand abstützend auf und legte den Rest des Weges zurück. In seinem Büro angekommen, ließ er sich in seinen Schreibtischstuhl fallen. Seit er die Nasszelle aufgesucht hatte, hatte sich nichts verändert. Lediglich das Icon der Exklusivnachrichten für KOMENOR-Mitarbeiter, Iron Will, blinkte mit dem Hinweis auf ein neues Ereignis im Imperium. Kurz zögerte Kent, dann klickte er darauf. Der Artikel befasste sich mit einem Sith, der auf Ord Trasi einige Vertreter der Neuen Ordnung
„fatal bestraft“ hatte und schloss mit der Warnung immer sein Bestes für das Imperium zu geben. Kent hatte keine hohe Meinung von Sith. Zecken, die Ressourcen fraßen, nur um ihre eigene Agenda durchdrücken zu können. Die Meldung war ein weiterer Tropfen auf seine Vorurteile – nicht, dass diese jemals etwas verändern würden.

„Sie haben einen Besucher, Delosa. Halten Sie sich bereit!“, drang plötzlich eine Stimme aus dem stationären Com auf seinem Schreibtisch. Kent horchte auf. Ein Besucher? Warum sollte ihn jemand besuchen? Grade wollte er nachfragen, doch da öffnete sich bereits die Tür und ein massiger Mensch in seinen Sechzigern betrat den Raum. Gekleidet war er leger in zivil und ließ sich sogar einen imposanten, aber dennoch gut gepflegten Bart stehen. Alles in Allem passte er überhaupt nicht ins Flair des MBK. Wie selbstverständlich setzte er sich auf den Stuhl vor Kents Schreibtisch und sagte mit einem wohlklingenden Tenor: „Kent Delosa, wenn ich mich nicht irre? Mein Name ist Inhisco Solarblast. Ehemaliger Sturmtruppler seiner Majestät.“

Einen Augenblick lang zögerte Kent. Was wollte der Mann? Warum war er hier? Mit leiser Stimme antwortete er jedoch schließlich: „Sie…liegen richtig, Mister Solarblast. Was…kann ich für Sie…tun?“

„Als letzte Kontrollinstanz vor der Veröffentlichung eines Mediums haben Sie gewisse Möglichkeiten, Kent. Man hat mich an Sie weiterempfohlen.“
, sagte Solarblast und lächelte. Jetzt war Kent erst recht verwirrt. Was bei Malachor wollte der Kerl?!

„Wer sagt so etwas und…und was für Möglichkeiten?“
, fragte er und runzelte die Stirn.

„Sagen wir es so. Es geht um einen Artikel über die Sith und ihre Involvierung in…tragische Ereignisse. Beispielsweise mehrere Morde speziell hier in Center, oder das Scheitern einer gewissen Benefizgala.“

Kent erstarrte. Der Mann wollte doch nicht etwa… Er konnte doch nicht… „Sie…wollen einen Artikel ungeprüft…veröffentlichen?“

„So könnte man das sagen. Das Volk hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren, die wir beide bereits kennen.“

Kent war fassungslos über die Unverfrorenheit des Menschen. Er kam einfach hier rein und…und… „Was ist in Sie gefahren?! Natürlich werde ich NICHT gegen die Neue Ordnung handeln! Sind sie gar…“ plötzlich kam ihm ein furchtbarer Gedanke „…ein Cabur?“ Bei diesem letzten, furchtbaren Wort versagte seine Stimme, die bis dahin ohnehin eine Tonlage höher gewesen war als gewohnt.

„Man könnte mich einen Freund nennen.“, sagte Solarblast und lächelte geheimnisvoll.

„Ich…ich könnte…ich könnte Sie verhaften lassen!“ Kent war außer sich „Natürlich mache ich das nicht! Verlassen Sie auf der Stelle mein Büro!“

„Was machen Sie nicht? Mich verhaften lassen?“ Der Sturmtruppler lachte laut auf und warf einen schelmischen Blick in Kents fassungsloses Gesicht, bevor er fortfuhr: „Ich vertraue auf Ihre Vernunft, Kent. Aber gut, falls Sie es sich anders überlegen…hier meine Karte.“

Locker ließ der Mann ein Stück rechteckigen Filmsis vor seinem Gegenüber auf den Schreibtisch fallen und wandte sich zum Gehen. Dieser blieb einfach sitzen. Vollkommen überfordert mit den Ereignissen, fuhr Kent schließlich mit seiner Arbeit fort, fest entschlossen die Karte nach seiner Schicht den Sector Rangern zu übergeben. Fa Lim würde er es definitiv nicht gönnen einen der Cabur-Verräter festzunehmen.

Eigentlich hätte sich Kents Bürotür erst wieder öffnen sollen, wenn er sich auf den Weg nachhause machte. Er bekam nie Besuch, seine Position war in letzter Instanz unwichtig. Niemand der von ihm wusste, interessierte sich für ihn und wer sich für ihn interessieren könnte, wusste nichts von ihm. Der Verräter von eben war genau der Grund, warum es sich so zu verhalten hatte. Umso überraschter – und besorgter – war Kent, als die Tür zum zweiten Mal an diesem Tag aufschwang. Dieses Mal unangemeldet. Überrascht schaute er auf – und erstarrte. Kent kannte Sith von Bildern und Holos aus den Nachrichten. Im Holonet traten sie immer in dunkle Roben und finstere Mienen gehüllt auf, ihre Schwerter sichtbar am Gürtel. Die schwarze Gestalt im Türrahmen war eine perfekte Repräsentation dieses Images.

Mit geschmeidigen Bewegungen trat der Sith in den Raum. Anders als Solarblast setzte er sich nicht, sondern beugte sich weit über die Tischplatte und starrte Kent wortlos aus gelben Augen heraus an. Beinahe dreißig Sekunden spannte sich die Stille, während dieser unter dem Blick der mörderischen Pupillen metaphorisch schmolz. Schließlich, als klar wurde, dass es Kent war, der zuerst sprechen sollte, begann dieser zögerlich: „Was…kann…ich für Sie tun, Mister…ähh?“

„Convict. Darth Convict.“, flüsterte der Sith beinahe, mit einer Stimme die Kent mehr als nur einen Schauer über den Rücken jagte. Was hatte er falsch gemacht, dass er erst Besuch von einem Verräter und dann einem Sith bekam?! Am gleichen Tag, an dem die letzte liebenswerte Person in seinem Leben ihm für immer den Rücken gekehrt hatte?!

„Du kannst mir sagen, ob dich jemand heute besucht hat, Made.“, sagte der Sith und verengte seine Augen zu Schlitzen. Hatte Kent vorher bereits eine Gänsehaut gehabt, so musste diese nun an ein kleines Gebirge erinnern. Der Sith! Wusste! Es!

„Ich…“, begann Kent, wurde dann jedoch noch einmal von Convict unterbrochen: „Überlege dir gut was du sagst. Ich habe die Macht, dein Leben und das deiner Lieben sehr, sehr unangenehm zu machen.“

Plötzlich kochte irrationale Wut in Kent hoch. Die Furchtbarkeit dieses Tages und die Traurigkeit seines Lebens stürzten wie eine Lawine auf ihn ein. Mit einem Mal hatte er wieder all die Exklusivnachrichten im Iron Will vor Augen, die sich mit den Sith befasst hatten. Hatten die Cabur vielleicht doch Recht? Konnte er Solarblast einfach so diesem Dämonen und sich selbst dieser Schikane ausliefern?

„Nein.“ Es war als sähe er sich selbst in der dritten Person, fast wie in einem Holofilm. Sein Mund bewegte sich ohne sein Zutun. „Nein. Mich hat heute niemand besucht, Mister Convict.“

In Convicts Augen blitzte es und halb erwartete Kent im nächsten Augenblick eine rot glühende Klinge in den Körper gerammt zu bekommen, doch nichts dergleichen geschah.

„Gut. Sei gewarnt, dass Verräter ihr Unwesen im Imperium treiben. Jeder, der mit ihnen im Bunde steht, wird ihr Schicksal teilen.“

Kent zuckte zusammen, als Convict auf dem Absatz herumfuhr und mit wallender Robe sein Büro verließ. Hastig schluckte er und versuchte seinen schmerzhaft trockenen Mund zu benetzen. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Uniform an seinem Körper klebte. Er lebte noch. Der Sith hatte ihn nicht getötet. Konnten sie etwa doch keine Gedanken lesen? Langsam senkte er den Blick und erstarrte. Das Kärtchen Solarblasts lag noch immer, gut sichtbar, vor ihm auf der Tischplatte. Hatte Convict sie vielleicht schlicht übersehen?

Hastig und mit bebenden Fingern griff Kent nach seinem Com und tippte die Nummer ein, die in schwarzen Lettern auf das Stück Filmsi gedruckt worden war. Quälend oft piepte es in der Leitung und grade als er verzweifelt wieder auflegen wollte, klickte es und das blau leuchtende Konterfei Solarblasts baute sich vor ihm auf.


„Dem Kaiser sei Dank! Ich brauche Ihre Hilfe! Ich glaube die Sith sind Ihnen auf der Spur. Darth Convict war grade in meinem Büro und hat nach Ihnen gefragt!“, sprudelte es aus Kent heraus. Deutliche Panik war in seiner Stimme zu hören.

„Beruhigen Sie sich. Kommen Sie, sobald Sie sich frei machen können, in mein Apartment auf der Kratasallee 3489a. Bewahren Sie Ruhe! Meine Freunde haben Mittel und Wege Sie zu schützen. Ich nehme doch an, Sie kontaktieren mich weil Sie Schutz benötigen?“

„Ja! Ich glaube Convict weiß, dass ich gelogen habe!“


Einen Moment herrschte Stille auf der anderen Seite, dann ertönte ein Brummen und der Sturmtruppler verschränkt die Arme vor der Brust. „Kommen Sie jetzt sofort. Verschwenden Sie keine Zeit.“

Kent nickte und legte auf. Hastig erhob er sich und wäre beinahe gestürzt. Mit fahrigen Fingern steckte er den Zettel ein, auf dem er die Adresse notiert hatte und humpelte dann so schnell er konnte zur Tür. Was hatte ihn nur geritten?! Er machte sich doch nur noch mehr zum Verräter…doch vielleicht war es am Ende zum Besten für das Imperium. Die Menschen über die Sith aufzuklären…das klang sehr gut, aber auch zu sehr nach Hochverrat.

Keine halbe Stunde später war Kent endlich angekommen. Seine verschwitzten Finger rutschten beinahe von der Klingel ab, doch als hätte er vor der Tür gewartet, öffnete ihm Solarblast nach nur wenigen Sekunden. Hastig blickte dieser sich um und winkte Kent wortlos herein, bevor er die Tür hinter ihm schloss. Die Wohnung war nichts Besonderes, die einzige Auffälligkeit die penible Ordnung die ihr Besitzer zu halten schien. Solarblast ging voran und setzte sich im Wohnzimmer in einen Sessel. Kent nahm ihm gegenüber Platz und sah den ehemaligen Sturmtruppler erwartungsvoll an. Sein Herz hatte sich in der Zwischenzeit zwar etwas beruhigt, schlug aber noch immer wie wild gegen seinen Brustkasten.


„Was…ist das für ein Artikel?“, fragte Kent schließlich, darum bemüht sich selbst von der drohenden Gefahr abzulenken.

„Der Vorfall mit der Gala ist Ihnen ein Begriff? Es ging groß durch die Medien, dass ein Sith diese geleitet hat. Was viele nicht wissen, ist, dass sie von einem ehemaligen Mitglied des Ordens gesprengt wurde.“

Kent wusste worum es ging. Er hatte die Berichterstattung intensiv verfolgt. Zu viele treue Soldaten und wichtige Bürger des Imperiums waren dort gestorben.

„Was vollkommen unbeachtet geblieben ist…der Grund für das Agieren des Verräters war eine dritte Sith, die ein Kopfgeld auf eine der anwesenden Personen ausgesetzt hatte. Der Orden ist also im Ganzen Verantwortlich für den Tod dieser Leute.“

Kent schluckte. Darum ging es also. Alleine die Tatsache, dass der Verräter ein Sith gewesen war, hätte einen Aufschrei in der Öffentlichkeit nach sich gezogen. Diese neue Information…sie bestärkte auch ihn in seinem vielleicht voreiligen Entschluss zu helfen.

„In diesem Artikel werden mehrere Fälle wie dieser aufgerollt. Alleine, dass es eine Verbotene Zone um den Tempel gibt, ist schlimm genug. Und das alles ist auf diesem Datenträger.“ Solarblast zog eine kleine Datadisk aus der Tasche und legte sie vor sich auf den gläsernen Beistelltisch zwischen den Sesseln.

„Und wenn ich das mache, können Sie mich schützen?“, fragte Kent und kratzte sich nervös an der kahlen Stelle an seinem Hinterkopf. Noch hatte er keinen Verrat begangen. Wenn der Mensch keine zufriedenstellende Antwort geben konnte, konnte noch immer einfach gehen, oder? Plötzlich ertönte die Klingel. Kent zuckte zusammen, doch der Sturmtruppler nickte und lächelte breit.

„Das sind die Leute die sichergehen werden, dass Ihnen kein Haar gekrümmt wird, Kent.“, stellte er fest und erhob sich. „Warten Sie hier.“ Schnellen Schrittes verließ er das Wohnzimmer und verschwand im Flur. Inzwischen fast entspannt lehnte Kent sich zurück. Solarblast strahlte eine Zuversicht aus, die langsam auf ihn abzufärben begann. Vielleicht konnte er ja doch etwas in seinem Leben bewirken. Damals auf der Akademie hatte er immer gehofft mit seinem Wirken einen Beitrag zum Imperium machen zu können und auch seine Freundin hatte immer sein Duckmäusertum kritisiert. Wurden die Sith durch den Druck der öffentlichen Meinung aus ihrem rechtsfreien Raum getrieben, dann war das definitiv ein Opfer wert.

Mit geschlossenen Augen lauschte Kent, wie sich die Wohnungstür klickend öffnete. Dann war es für einen Augenblick still. Er wusste nicht was er erwartete, vielleicht das Solarblast seine Freunde mit einem Lachen und Handschlag begrüßte oder etwas in der Art. Diese Stille war jedoch ungewohnt, passte sie doch so gar nicht zu dem redseligen Menschen. Plötzlich ertönte ein Schrei, dicht gefolgt von einem Übelkeit erregenden Knacken und einem Knirschen, als würde Fleisch gegen Durabeton geschmettert. Kent blieb beinahe das Herz stehen. Den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, fuhr er in die Höhe und ging mit einem erstickten Keuchen zu Boden, als ein stechender Schmerz durch seine Hüfte zuckte.

Unterdessen erklangen weitere Geräusche aus dem Flur. Wieder und wieder krachte es, bevor ein definitiv humanoider Körper, gehüllt in eine Staubwolke aus Putz, ins Wohnzimmer geschleudert wurde. Mit einem Splittern landete er auf dem Beistelltisch und katapultierte die Datadisk in Kents Richtung. Mit einem schmerzhaften Schlag knallte sie gegen seine Schläfe und hinterließ eine warme, pochende Stelle. Hektisch tasteten seine Finger danach, doch grade als sie den wertvollen Datenträger berührten, war es, als fege eine heftige Windböe durch den Raum. Kents schmächtiger Körper wurde angehoben und prallte mit voller Wucht gegen den Sessel, in dem er sich vor wenigen Momenten noch bequem zurückgelehnt hatte. Mit Tränen des Schmerzes in den Augen, begann er nach hinten zu robben. Angst griff mit eisigen Händen nach seinem Herzen, doch er zwang sich körperlich ruhig zu bleiben, obwohl alles in ihm nach Flucht schrie. Regungslos blieb er hinter seinem Sessel an die Wand gepresst liegen und beobachtete wie zwei schwarze Stiefel mit geschmeidigen Schritten den Raum betraten. Es schien als schaue der Sith sich quälend lange um, bevor er auf den Körper des Sturmtrupplers zu trat. Ein oranges Licht erstrahlte kurz und etwas sagte Kent, dass der Mann, der ihn angeworben hatte, nun tot war.

Kents Herz schlug bis zum Hals. Er war nie religiös gewesen, doch in diesem Augenblick wünschte er sich eine Gottheit zu der er beten konnte. Mit grausamer Langsamkeit machten die Stiefel einen Schritt auf ihn zu. Er war sich sicher, dass es nun zu Ende war. Getötet von einem Sith, vermisst von niemandem. Plötzlich erspähte Kent die Datadisk. Da lag sie, unschuldig glitzernd, vor ihm unter dem Sessel. Wider besseren Wissens streckte er die Hand danach aus. Panisch zuckte er zusammen, als der staubige Ärmel seiner Uniform einige Glasscherben streifte, die knirschend beiseite rollten. Beinahe blind vor Panik hielt Kent inne. Das musste der Sith doch gehört haben, wenn er schon scheinbar taub gegenüber Kents frenetisch schlagendem Herzen war!

Die Stiefel machten noch einen Schritt auf ihn zu. Der Sith musste jetzt genau vor dem Sessel stehen. Plötzlich raschelte es und ein verängstigtes Voorpak hetzte zwischen den Trümmern seines Terrariums hervor und auf den Flur zu. Sein Fell war gesträubt und rötlich, wo die Scherben seines Heims es offenbar verletzt hatten. Einen Augenblick lang schien es als könne es entkommen, doch grade als es durch die Tür entwischen wollte, schnappte diese wie von Geisterhand zu und zerquetschte das pelzige, kleine Wesen. Kent war sich sicher, dass er das letzte Auffiepen des Tieres niemals vergessen würde.

Gespannt beobachtete er, wie der Sith sich noch einmal umschaute. Noch immer erwartete er, dass jeden Moment eine glühende, rote Klinge durch den Sessel und in seinen Körper dringen würde…doch nichts dergleichen geschah. Plötzlich zuckte die dunkle Gestalt zusammen und wandte sich ab. Mit schnellen Schritten verließ sie die Wohnung und Kent atmete auf. Mit noch immer wild pochendem Herzen sah er sich nach seinem Stock um, musste zu seinem Erschrecken jedoch feststellen, dass dieser zu Bruch gegangen war. Auch das noch. Mit einem schmerzerfüllten Keuchen hangelte er sich an seinem Sessel entlang und zog sich daran hoch. Penibel achtete er darauf, sein Gewicht nicht auf sein linkes Bein zu verlagern. Dann fiel sein Blick auf Solarblast. Dieser lag rücklings in den Scherben seines Beistelltisches, die Augen geschlossen. Große, rote Flecken an seinem Oberkörper färbten sein zerfetztes Shirt schmutzig braun und kündeten von schweren Verletzungen. Doch war das definitiv nicht der schlimmste Anblick. War der Sturmtruppler zuvor ein rüstiger Mann in seinen Sechzigern gewesen, so schien er in den wenigen Minuten der Anwesenheit des Sith um weitere vierzig Jahre gealtert zu sein. Seine Wangen waren eingefallen und sein Kopf glich einem Schädel. Seine Haare, zuvor eher graumeliert, waren nun schlohweiß. Fältchen bedeckten sein Gesicht wie ein Spinnennetz. Kent war sich sicher, dass kein Mensch eine derart radikale Wandlung überlebt haben könnte.

Kent schlug die Hand vor den Mund und versuchte sich zu beherrschen, sein Mittagessen nicht auf dem falschen Wege wieder loszuwerden. Dieses verfluchte Monster von einem Sith! Das hier war doch krank! Von was für Ungeheuern wurde das Imperium gelenkt?! Von verdammt effektiven augenscheinlich. Das Vorhaben war gescheitert. Es war vorbei. Convict hatte ihn nicht bemerkt und das musste er nutzen. Er musste nachhause gehen und das alles vergessen. Wie vermessen hatte er denn sein können, zu glauben, ein Kent Delosa könnte in der Galaxis auch nur irgendetwas bewirken?!

Vor Übelkeit vornübergebeugt, verließ er humpelnd die Wohnung. Jeder Schritt war schmerzhafter als der vorherige und wurde nur durch die Trümmer der Möbel ermöglicht, auf die er sich stützen konnte. Der Flur zeigte beinahe noch deutlicher als das Wohnzimmer die Zerstörungswut des Sith. Richtiggehende Krater illustrierten, wo Solarblast gegen die Wand geschmettert worden war. Kent schauderte vor der Gewalt, die hinter dem Angriff gesteckt haben musste. Lediglich die Tür war unversehrt. Richtig. Die hatte Solarblast dem Sith sogar noch geöffnet. Was wohl aus seinen Freunden geworden war?

Draußen waren Sirenen zu hören, doch es war niemand zu sehen. Wie ein Lebenselixier saugte Kent die verhältnismäßig saubere Luft Centers ein. Hier stank es nur nach Ozon und Tibannagas und nicht nach pulverisiertem Putz und Blut. Der Sith war verschwunden und tauchte auch nach mehrmaligem hin- und herschauen nicht wieder auf. Lediglich die Häuserschluchten schienen mit klaustrophobischer Penetranz auf ihn einstürzen zu wollen. Zum Glück hatte Kent direkt auf der anderen Straßenseite geparkt. So schnell er konnte hinkte er hinüber, während der Schmerz in seinem Bein ihn fast in die Besinnungslosigkeit trieb. Mit einem erleichterten Stöhnen ließ er sich schließlich in den Fahrersitz fallen und tastete hektisch nach dem Zündschlüssel. Beinahe hätte er ihn beim Einstecken fallenlassen. Mit heulenden Repulsoren fuhr er los und missachtete dabei alle Geschwindigkeitsbeschränkungen, bis er eine der größeren Luftstraßen erreicht hatte. Wieder ein wenig ruhiger, schlug er den Weg zu seiner eigenen Wohnung ein. Er wünschte sich nichts sehnlicher sich in seinem Bett zu verkriechen und diesen schrecklichen Tag endlich zu vergessen. Er wollte sein altes Leben zurück, seine mehr oder weniger funktionierende Beziehung… Er wünschte sich, diesen verdammten Sturmtruppler niemals kennengelernt zu haben!

Den Tränen nahe, bog er nach einer guten Viertelstunde schließlich in seine eigene Straße ab und erhaschte im Rückspiegel einen Blick auf einen schwarzen Speeder mit getönten Scheiben. Alarmiert packte er das Lenkrad eine Spur fester, war er ihm doch bereits auf dem Weg zur Wohnung Solarblasts ins Auge gefallen. Verwirrt sah er noch einmal genauer hin und entdeckte ein Detail, das ihm vorher entgangen sein musste. Ein kleines Symbol des Imperiums prangte auf dem Nummernschild. Das bewies, dass es sich bei dem Fahrzeug um einen Regierungswagen handelte. Convict war nicht einfach gegangen weil er nichts gefunden hatte. Er wollte Kent verfolgen und so vermutlich weitere Verbündete aufspüren. So wie er ihn auch schon zu Solarblast geführt hatte.

Die Realisation, dass er genauso tot war wie der Sturmtruppler, kam plötzlich und mit der Durchschlagskraft eines rasenden Banthas. Kents Gesichtszüge gefroren und seine Fingerknöchel am Lenkrad wurden weiß. Vor seinem inneren Auge verfolgte er ein weiteres Mal wie das Voorpak von der Tür zerquetscht wurde. Er konnte nicht mehr fliehen. Er saß in der Falle. Dieser verdammte Sith. Einen Augenblick lang schwankte Kent zwischen zwei Möglichkeiten. Rechts ran zu fahren und in fötaler Position auf sein Ende zu warten, hörte sich so verlockend an…

Kurz entschlossen riss Kent das Lenkrad herum und mit einem Aufheulen seiner Repulsoren brach der Speeder nach links zur Seite aus. Andere Verkehrsteilnehmer hupten panisch, als er mit einem U-Turn die Fahrbahn wechselte und Gas gab. Wenn er schon tot war, konnte er wenigstens ernsthaft versuchen das Imperium zum Besseren zu verändern. Im Rückspiegel verfolgte er, wie auch der schwarze Speeder umkehrte und ebenfalls radikal beschleunigte. Kent holte tief Luft und schlug den Weg zurück zum MBK ein. Mit seinem gesunden Bein trat er das Gaspedal durch und versuchte den Sith abzuhängen. Doch egal welche Manöver er erprobte, der schwarze Speeder blieb hinter ihm. Im Gegenteil, er rückte sogar noch näher.

Zwei Straßen vor dem MBK-Gebäude hatte er sich schließlich genau hinter Kent eingeordnet und es schien, als könnte man die Fratze des Sith selbst durch die getönten Scheiben noch sehen. Plötzlich sprang eine Ampel von ihnen auf Rot. Kurz erwägte Kent, ob er bremsen sollte, doch dafür war er ohnehin viel zu schnell. Wie ein Pfeil schoss er knapp an den anfahrenden Speedern vorbei und kam mit einer einzelnen Schramme davon. Der Sith hatte nicht so viel Glück. Was genau geschah, konnte Kent jedoch nicht erkennen, da sich im letzten Augenblick ein Laster in sein Blickfeld schob. Er hoffte inständig, dass Convict niedergewalzt worden war. Doch konnte er nicht sicher sein. Fest stand nur, dass der schwarze Speeder verschwunden blieb.

Vollkommen verschwitzt zog Kent schließlich auf den Parkplatz des MBK, packte die Datadisk so fest er konnte und betrat das Gebäude. Da inzwischen der Abend hereingebrochen war, waren noch weniger Menschen in den Gängen unterwegs als sonst. Auf dem Weg traf er niemanden und musste glücklicherweise keine Fragen nach seiner verdreckten Uniform, seinem Bein oder der Platzwunde über seinem Auge beantworten. Als er sein Büro erreicht hatte, schlug er die Tür hinter sich zu und kippte einen der schweren Aktenschränke um, sodass dieser vor ihr zu liegen kam.

Hastig stürzte er zu seinem Schreibtisch und wollte grade die Diskette einstecken, da schlug irgendetwas mit einem lauten Krachen gegen seine Tür. Der Aktenschrank erzitterte, hielt jedoch stand.


„Oh Scheiße…Scheiße, Scheiße, Scheiße…“, murmelte Kent vor sich hin, während er mit fliegenden Fingern die Magazine und Zeitungen auswählte, in denen der Artikel veröffentlicht werden würde. Noch einmal krachte es und der Aktenschrankflog scheppernd zur Seite. Eine der Schubladen öffnete sich und eine Flut aus Datadisks ergoss sich über den Boden. Mit frischen Schweißtropfen auf der Stirn tippte Kent seine persönlichen Passwörter ein und wollte grade auf ‚Senden‘ drücken, als die Tür aufflog und zwei Gestalten hereinstürmten. Der Sith hatte sein Lichtschwert gezündet und flutete den Raum mit aggressiv-rotem Licht. Fa Lim hielt ihren Blaster zwischen den Fingern.

Kent spürte wie etwas Unsichtbares sich um seinen Hals schloss und zudrückte. Würgend wurde er in die Höhe gerissen und blieb anderthalb Meter über seinem Schreibtisch schweben.


„Du bist des Hochverrats überführt, Delosa. Irgendwelche letzten Worte?“, fragte Fa Lim mit einem wütenden Ausdruck in ihrem schmalen Gesicht. Mit kalten Augen blickte sie Kent über die Kimme ihres Blasters hinweg an, der sich von unsichtbaren Fesseln in der Luft gehalten wand und nach Luft schnappte. In einer, selbst für ihn, unverständlichen Anwandlung, war er jetzt deutlich ruhiger als noch vor wenigen Minuten. Sein Tod war nun unvermeidbar. Das einzige was ihn traurig stimmte, war, dass er es trotz allem nicht mehr geschafft hatte das Imperium zu verändern.

„Die…Sith…werden als das überführt werden was sie sind…die Cabur werden…einen Weg finden…Fick dich, Fa Lim!“, würgte er hervor. Noch vor wenigen Stunden hätte er es nicht einmal für möglich gehalten solche Worte überhaupt zu denken. Jetzt kamen sie ihm trotz des Gewichts auf seiner Kehle vergleichsweise einfach über die Lippen. Die Frau zischte wütend und drückte ab. Ein, zwei, drei Mal blühte heißer Schmerz in seiner Brust auf. Plötzlich waren die unsichtbaren Ketten verschwunden und er fiel. Hart schlug sein Kopf auf der Tischplatte auf und noch mehr Sterne begannen vor seinen Augen zu tanzen. Er wollte nur noch schlafen. Sein Blickfeld begann bereits zu verschwimmen und kleiner zu werden. Plötzlich fiel ihm noch einmal die große, gelbe Schaltfläche mit der Notation „Senden“ ins Auge.

Schwach hob er seine fürchterlich schwere Hand und legte sie wie in Zeitlupe darauf. Aus dem Hintergrund hörte er einen Schrei aus zwei Kehlen und ein wütendes Fauchen roten Lichts, doch er realisierte nicht mehr was das bedeutete. Wie eine warme Decke legte sich Finsternis um Kent Delosa und erstickte alles Grau in seinem Leben in endlosem Schwarz.
 
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Wenn Sekunden zu Ewigkeiten anschwellen

Die künstliche Lichtquelle flimmerte und tauchte das uralte Labor in unheimliches Licht. Die Schränke, in denen sich Akten und medizinische Geräte horteten, waren staubbedeckt und schienen Ewigkeiten nur von jenem Staub angetastet zu sein – vom Staub und der flirrenden Lichtquelle. Gesprungene Behälter, verrostete Drähte, versickerte Flüssigkeiten. Jedes Utensil gab seinen eigenen Geruch frei, gerade so, als hasche es nach Aufmerksamkeit, um endlich benutzt zu werden. Einige der vielen Schrankfächer waren dank ihrer Überbelegung durchgebogen, doch noch immer trugen sie ihre Last. Hier und da ächzten sie unter ihrem Gewicht, erweckten den Eindruck, binnen des nächsten Atemzuges zusammenzubrechen, doch wie tapfere Soldaten hielten sie ihre ewig währende Stellung. Der Boden klebte und war ein Friedhof für winzige Insekten geworden, deren Versuche, sich zu befreien darin geendet hatten, Bein für Bein zu verlieren um eines qualvollen Todes zu sterben. Doch welche Rolle spielten nichtige, kleine Insekten? Welche Rolle spielte Reinheit in einer Galaxis die durch und durch verdorben war? Verdorben und versucht! Verdorben und versucht von Individuen, die die Macht an sich gerissen hatten. Verdorben und verseucht von einem Virus, das in einer der Metropolen schlechthin ausgebrochen war. Einer Hochburg von nichtsnutzigen, verdorbenen Wesen aller Art. Coruscant.

Und wen raffte das C-Virus dahin? Vor allem die, in den unteren Ebenen die dort ihr klägliches Dasein in Armut fristeten und somit ein gefundenes Fressen waren. Fernab von Wissen und Medizin rafften sie dahin, wurden zu dem, was sie einst waren: Wilde ohne Verstand. In anderen Zeiten hätte Piux ihnen helfen wollen, doch diese Zeiten waren längst vorbei und der Omwati-Wissenschaftler hatte sich zur Aufgabe gesetzt, das C-Virus zu besiegen. Nicht, weil ihm etwas an den Erkrankten lag nein, doch ihm lag etwas an der Wissenschaft und wenn er derjenige war, der einen geeigneten Impfstoff herstellte, wenn er derjenige war, der den Impfstoff herstellte, würde er endlich dafür sorgen, dass seine Seele befreit wurde und dass, Yohos Seele befreit wurde! Bis jetzt hatte jeder versagt, kein einziger Scharlatan der sich Arzt nannte, hatte etwas auszurichten vermocht. Schon damals nicht und auch heute nicht. Doch das Virus würde besiegt werden, durch Piux Wissenschaft! Denn wahre Macht war seine Wissenschaft. Monate, Monate hatte er studiert, wieder und wieder hatte er Proben genommen, beobachtet, Studien angestellt, Experimente geführt. Sein unermüdlicher Geist und sein eiserner Wille hatten ihn zu Hochleistungen angetrieben und wenn seine Arbeit erst vollendet war, wenn er ein Gegenmittel gefunden hatte, war seine Ehre wiederhergestellt. Seine Ehre und die Ehre der gesamten Wissenschaftler, die Ehre von allen, die in der AkWi gelebt und gelitten hatten, die in der AkWi elendig verreckt waren. Auszeichnung für Auszeichnung würde er erhalten, eine Trophäe nach der anderen. Er, Piux würde die Ehre aller wiederherstellen und vor allem die Ehre von Yoho. Ein stoisches Lachen, kaum als solches erkennbar, drang aus der Kehle des Omwati. Ihm war es so lange verboten gewesen, Gefühle zu zeigen, dass es ihm, selbst in der tiefsten Einsamkeit, fernab von argwöhnenden Ohren nicht gelang, sie zu zeigen. All das würde ein Ende haben, all das würde bald ein Ende haben!


*** 25 Jahre zuvor ***


Müde rieb Piux sich den Schlaf aus den Augen, als sein Chronometer ihn nahezu verhöhnend darauf aufmerksam machte, dass er in wenigen Minuten seinen Dienst anzutreten hatte. Jeder Knochen im schmalen Körper des jungen Mannes schmerzte von der harten Pritsche, doch Piux hatte gelernt, sich nicht zu beschweren. Beschwerden führten, so hatte er mit eigenen Augen gesehen, zu nichts weiter als großem Leid oder dem Tod und der junge Mann war weder bereit das eine, noch das andere in Kauf zu nehmen. Er hasste diese Akademie, selbst wenn es da nichts gab, das er kannte – diese Akademie konnte nicht das sein, was man Leben nannte. Jeden Morgen stand er auf, genau wie all die anderen, wurde zu Höchstleistungen getrieben. Piux Geist war ständig in Bewegung, musste ständig in Bewegung sein und hätte der junge Mann es nicht besser gewusst, er hätte geglaubt, das an Stelle eines Gehirnes, ein einziger, großer Speicherchip in seinem Kopf verbaut worden war, den es wieder und wieder, immer wieder mit Informationen zu füllen galt. Und wenn keine Informationen gespeichert wurden, drohte Strafe. Oh, er hasste diese Akademie und er hasste die Strafen, die schon so viele ereilt hatten. Nur in seiner Fantasie war Piux‘ Welt bunt und schön, doch die geheime, wissenschaftliche Akademie auf UR41-284 war das Gegenteil davon. So geheimnisvoll wie der Name des Planeten, war alles, was sich um und auf ihm rankte. Irgendwo in den unbekannten Regionen angesiedelt, wusste wahrscheinlich niemand, dass es diese Akademie oder diesen Planeten überhaupt gab. Zumindest niemand, der nicht eingeweiht worden war. Das einzige, was Piux selbst wusste war, dass er treuer Imperialer Diener zu sein hatte. Die Akademie der glorreichen Wissenschaft, kurz AkWi genannt, vereinte dutzende Wesen, unterschiedlicher Spezies, deren alleinige Aufgabe darin bestand, zu forschen. Krankheiten sollten entwickelt, wieder andere bekämpft werden. Piux war intelligent genug um zu wissen, dass es hier vor allem um eines ging: Die Herstellung von biochemischen Massenvernichtungswaffen. Niemand sprach diesen Gedanken laut aus, kaum einer traute sich, diesen Gedanken überhaupt zu hegen. Ein falsches Wort diesbezüglich, konnte den Tod bedeuten und Piux hatte genug sterben sehen. So sehr er AkWi hasste, so sehr liebte er das Leben und malte sich aus, wie es wohl sein mochte, nicht mehr auf UR41-284 zu sein. Irgendwann, irgendwie würde es ihm gelingen zu flüchten und diese Hoffnung trieb ihn an, ließ ihn mehr und mehr lernen, mehr und mehr forschen, denn wenn ihn etwas retten konnte, dann war es Wissen. Mehr Wissen. Alles Wissen. Sich in den weißen Kittel schälend, ertönte mit einem Mal Alarm und obwohl dieses Geräusch so vertraut und damit nicht ungewöhnlich war, ließ es den jungen Omwati jedes Mal, wenn er es hörte, das Herz zu Boden sinken. Er beeilte sich, sich anzuziehen, so wie es jeder andere tat, der diesen Alarm hörte. Keine fünf Minuten später, waren sie alle versammelt und standen stramm. Alle, bis auf Yoho der auf dem Boden kniete und wimmerte. Vor dem Nothoiin stand einer der gefürchteten Wächter, ein Mensch, das barbarische Grinsen in sein Gesicht gemeißelt.

Bitte, es tut mir leid,“ wimmerte Yoho, doch Piux und jeder andere Anwesende im Raum wusste, dass dieses Jammern alles schlimmer machen würde. Die Angst, die aus Yohos Poren kroch, gab dem Wächter nur Auftrieb, machten ihn sadistischer als er ohnehin schon war. Und sie alle mussten zusehen. Denn wer nicht zusah, wurde ebenfalls bestraft.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass du seit zwei Tagen schon keine Leistung mehr bringst, verspätet Berichte abgibst und nicht weiterkommst, was deine Forschung betrifft.“ Yoho war krank gewesen und Piux hatte versucht ihm zu helfen, doch als seine eigenen Aufgaben gedroht hatten, vernachlässigt zu werden, hatte Piux aufhören müssen. Jetzt überkam ihn ein Gefühl von tiefer Schuld, denn hätte er die Nächte durchgemacht, er hätte Yoho vielleicht vor seinem drohenden Schicksal bewahren können. Bewahren müssen. „Es tut mir leid, es tut mir, leid, bitte- “, doch Yohos Stimme brach abrupt ab, als die Schock-Peitsche ihn das erste Mal traf und sein Flehen verwandelte sich in Schreien. Ein Schreien, das gleichermaßen in Piux Kopf widerhallte, ein Schrei derselben Entschuldigung, einer Entschuldigung an seinen Freund, die Bitte um Vergebung dafür, ihn im Stich gelassen zu haben. „Wir haben dir Zeit gegeben, doch du hast enttäuscht und wer das Imperium enttäuscht, der ist es nicht würdig, zu Leben.“ Wieder und wieder schlug der Wärter zu, selbst noch, als das Leben längst aus dem Nothoiin gewichen war. Niemand wagte es zu atmen, niemand wagte den Blick von dem Toten zu nehmen, niemand sagte auch nur ein einziges Wort und doch zuckten sie alle zusammen, als ein andere Wärter befahl, dass sie sich zurück an die Arbeit machen sollten, alle außer Piux. Piux hatte gelernt, still zu ertragen, abzuspalten, was nicht zu ertragen war und als er zu Yoho sah, sah er nicht, wie man ihn schlug, sondern er sah ihn lächeln. Er sah ihn und er sah sich, wie sie gemeinsame Erfolge errungen. Er sah ihn und er sah sich, wie sie sich umarmten, wie sie sich gegenseitig schworen, UR41-284 hinter sich zu lassen. Er sah ihn und er sah sich, in einer besseren Welt, auf einem anderen Planeten. Irgendwo.

Auch Piux setze sich schließlich, mit minimaler Verzögerung in Bewegung, ging an die Arbeit, dachte an Yoho. Dachte an ihre Pläne, dachte, dachte, dachte, stellte sich vor. Und je intensiver er sich vorstellte, desto besser gelang es ihm zu arbeiten. Die Leiche Yohos aber beseitigte niemand, einer Mahnung gleich, lag sie den ganzen Tag am Boden um sie alle daran zu erinnern, was ihnen blühte, wenn sie keine Fortschritte in ihrer Arbeit machten. Doch Piux musste sich nicht erinnern. In seiner Vorstellung saß Yoho am Boden und lachte und als Piux arbeitete, hörte er das Lachen und das Lachen gab ihm Antrieb.

*** 25 Jahre später***

Als die flimmernde Lampe erlosch, ließ Piux einen stummen Fluch folgen. Dunkelheit legte sich über das Labor und die einzigen Lichtquellen waren die Schalter der vielen Geräte, die summten und brummten. Blind bewegte sich der Omwati zu einem seiner Regale vor und einen Sekundenbruchteil später drängte ein Lichtkegel Teile der Finsternis zurück. Im kargen Licht des Kegels wirkte das Labor noch unheimlicher, doch viele gab es nicht mehr, die sich hätten fürchten können. Das AkWi war seit Jahren verlassen, nur Piux hatte tapfer die Stellung gehalten, wartete auf die Rückkehr der anderen. Die Jahre der Einsamkeit und die Jahre unter dem Joch der Wächter des AkWi hatten Piux verändert, äußerlich, so wie innerlich. Einst aufrecht gehend und groß, war Piux nahezu auf die Hälfte seiner eigentlichen Körpergröße zusammengeschrumpft. Er ging gebeugt und langsam, wirkte um Jahre älter, als er eigentlich war. Seine Intelligenz hingegen war mit der Zeit gewachsen, stand im krassen Gegenzug zu seiner Paranoia. Genie und Wahnsinn waren sich nie näher gewesen.
Das Labor verlassend, ging Piux durch die schier endlosen Gänge des Gebäudes, bis er die Kammer erreichte, in der so viele Lampen lagerten, dass es keine Rolle spielte, ob und wie viele davon noch dem Zahn der Zeit unterlagen. „
Hilf mir, das zu tragen,“ wandte er sich an eine skelettierte Leiche in der festen Überzeugung, sie wäre ein lebendes Akademiemitglied. Doch das Nichts, das vielleicht nur ein Windhauch war, schüttelte den Kopf, zumindest nahm Piux diese Bewegung wahr. „Alles muss man selber machen!“, keuchte er auf, als er die Lampe hinüber ins Labor trug, sie mit der kaputten wechselte und das Labor in neues, künstliches Licht tauchte. Den Leuchtstab zurück an seinen Platz bringend, setzte sich Piux an seinen eigentlichen Platz, nahm eine Pipette, tropfte eine seltsame Flüssigkeit in die nächste und strahlte innerlich über das ganze Gesicht. „Yoho,“ sagte er, „ich bringe uns hier raus. Ich bringe uns endgültig hier raus.“ Danach zuckte er zusammen, starrte verstohlen um sich, doch kein Wärter hatte ihn gehört. Eine Woge der Erleichterung schwappte über Piux. Nicht auszudenken, hätte ihn jemand belauscht. Hier musste er doch auf alles vorbereitet sein, denn die Wände hatten Augen und Ohren und ihm durfte nicht das gleiche Schicksal blühen wie so vielen anderen.

***

„Ich hab’s dir gesagt, ich hab’s dir gesagt!“ Rea strahlte übers ganze Gesicht, was ihre Grübchen noch deutlicher als sonst erscheinen ließen. „Das ist die Akademie der, äh…“Glorreichen Wissenschaft“, beendete Rox ihren Satz und kam aus dem Staunen fast nicht heraus. Seit ihrer verrückten Idee, diesem Gerücht nachzugehen, war Rox überzeugt gewesen, dass alles nur eine Erfindung von irgendwelchen Wichtigtuern gewesen war, aber hier, hier standen sie leibhaftig vor einem Gebäude, das mehr wie eine Ruine aussah. Der Vorplatz war überwuchert mit Pflanzen, die sich teilweise in die Fassade des Gebäudes gefressen hatten. Fast hätte es schön ausgesehen, wäre nicht irgendetwas bedrohliches davon ausgegangen. „Ich würde sagen, jetzt haben wir alle Zeit der Welt, dieses Ding von oben bis unten auf den Kopf zu stellen, und wer weiß, vielleicht finden wir ja was Besonderes.“ Reas Begeisterung nahm kein Ende, sie war so sicher gewesen und sich jetzt bestätigt zu wissen, erfüllte sie mit fast kindlicher Freude. „Ich weiß nicht, meinst du wirklich, wir sollen da reingehen?“ Rox‘ Begeisterung war getrübt von einem mulmigen Gefühl, das er eigentlich schon gespürt hatte, bevor sie das Gebäude entdeckt hatten. Bloß war er nicht sicher, ob er Neugier oder Skepsis gewinnen lassen sollte. Gerade jetzt schien die Skepsis allerdings als Sieger hervorgehen zu wollen. „Machst du Witze? Wir sind doch nicht hierhergekommen, um, wenn wir wirklich was gefunden haben, den Rückflug anzutreten!“ Nein, wahrscheinlich waren sie deshalb wirklich nicht hergeflogen, aber Rox hatte die Sache nie so ernst genommen wie Rea. Sein Ziel war eigentlich ein anderes gewesen, allerdings hatte Rea so begeistert mit ihrer Idee geklungen, dass es ihm unmöglich gewesen war, ihre Idee auszuschlagen. Er mochte Abenteuer ja selbst, aber das da? Das machte ihm ein mulmiges Gefühl, ein ganz mieses, mulmiges Gefühl. „Ich bin nur nicht sicher, ob Meister Nackl das wirklich gemeint hat, als er sagte- “Ach komm schon! Meister Nackl hat gesagt:“, und dabei stütze Rea ihren Kopf auf die Brust, um halbwegs anzudeuten, das sie keine Hals hatte, um den Sullustaner besser nachahmen zu können, zog mit den Fingern ihre Wangen nach unten: „ ‚Artefakte sind wichtige Zeugen der Vergangenheit, aus denen wir heute noch lernen.‘ Und wo findet man Artefakte? In Ruinen! Und was ist das da vor uns? Eine Ruine! Und das bedeutet, dass wir genau das tun, was Nackl gemeint hat.“ Rox grinste bei der Nachahmung schief, auch wenn seine Auffassung von Meister Nackls Satz eine andere war. Wenn sie da drin wirklich etwas fanden, brachte sie das in ihrer Ausbildung sicher einen großen Schritt weiter. Das hieß… wenn sie nicht gehörigen Ärger bekamen, wenn herauskam, dass sie sich absichtlich in Schwierigkeiten begaben, immerhin wussten sie beide, dass es besser war, auf ihren Instinkt zu hören und Rox Instinkt sagte, dass sie um dieses Gebäude besser einen großen Bogen machen sollten. Allerdings war sein Instinkt nicht unbedingt der gleiche wie der, seiner Schwester. „Na gut, dann lass uns hineingehen.“ Und die Sache schnell hinter uns bringen. Schließlich dämmerte es schon und das ließ dieses Gebäude nicht unbedingt einladender wirken. Gebäude – nicht Ruine. Für Rox war eine Ruine das Überbleibsel eines Tempels oder einer ähnlichen Bauvorrichtung. Für Rea hingegen, nun für Rea war alles eine Ruine, das nicht ihren technischen Ansprüchen entsprach. Und ihre Ansprüche waren, wie hätte es auch anders sein können, sehr, sehr hoch.

***

Piux war gerade dabei, seine neugewonnene Flüssigkeit in ein weiteres Glas zu füllen, als der ertönende Alarm beinahe dafür gesorgt hätte, dass er das dünne Fläschchen umgeworfen hätte. In der letzten Sekunde hinderte der Omwati es daran, umzukippen. Nicht auszudenken, was geschehen wäre! Hastig stand er auf, stellte sich an seinen gewohnten Platz und wartete die Anweisung des Wächters ab. „Jemand versucht zu fliehen! Ein grober Regelmissbrauch. Ihr werdet diesen jemand zurückholen. Auf der Stelle!“ Immer, wenn roter Alarm ertönte, versuchte jemand zu fliehen. Immer, wenn roter Alarm ertönte, bedeutete das schreckliches. Obwohl der letzte Alarm dieser Art schon Ewigkeiten zurückliegen musste, erinnerte Piux sich daran, als sei es erst gestern gewesen. War es nicht tatsächlich gestern gewesen? Gestern, als Plao sein Leben verwirkt hatte, weil er dumm genug gewesen war, den Versuch zu starten, am helllichten Tag zu fliehen? Gestern, ja es musste gestern gewesen sein. Es war so schwer die Zeit richtig einzuschätzen, so schwer. Doch wer immer jetzt versuchte zu fliehen, er musste aufgehalten werden. Denn wer einen an der Flucht hinderte, bekam einen kleinen Bonus und Piux, Piux wollte diesen Bonus.

***

Kaum, dass die beiden Jedi das Gebäude betreten hatten, schloss sich die Drucktüre hinter ihnen. Sie zuckten beide im gleichen Moment zusammen, doch Rox war der erste, der sich umdrehte und diesmal ließ sich die Angst nicht aus seiner Stimme tilgen. „Wir hätten hier nicht reingehen sollen!“ Sein Versuch das Panel neben der Tür zu bedienen, scheiterte, die Tür bewegte sich nicht, ließ sich nicht öffnen. „Komm schon, das ist nur eine geschlossene Tür. Eine von vielen, wir finden eine andere, oder ein Fenster. Wo sich eine Tür schließt, wird irgendwo anders eine geöffnet.“ Rox seufzte, er konnte es nicht leiden, wenn Rea Zitate ständig nach ihrem Gutdünken auslegte. Allerdings hatte er im Laufe der Zeit gelernt, ihr nicht mehr zu widersprechen. Was entweder daran lag, dass er klüger geworden war, oder vielleicht schon aufgegeben hatte.

Das Licht in dem vor ihnen liegenden Raum flackerte und als Rox einen genaueren Blick nach vorne wagte, hätte er sich gewünscht, das Licht wäre aus. Der Boden klebte und war übelriechend, was allein nicht weiter schlimm gewesen wäre. Wären da nicht die toten gewesen, die schon Ewigkeiten dort liegen mussten. Die Luft war von modrigem, faulem Geruch geschwängert. Sogar Rea zog ihre Robe über den Mund und es war das erste Mal, dass auch in ihren Augen so etwas wie Furcht aufflammte. Beide vergewisserten sich, dass ihre Lichtschwerter noch an ihrem Platz waren. Beide hatten das gleiche, mulmige Gefühl.

***

An einer Konsole hantierend schloss Piux sämtliche Türen die in die Freiheit führten und löschte alle Lichter. Obwohl er eine Infrarotbrille gefunden hatte, wagte er nicht, diese aufzusetzen. Ohnehin, er kannte die Räume, die Wege und alles auswendig, denn sie hatten nicht nur gelernt, zu forschen, sondern auch, sich blind in der Akademie zu bewegen. Jetzt waren sie alle gezwungen in ihre Zimmer zu gehen, doch Piux tat nichts dergleichen. Nein, er würde sich auf die Suche machen, würde den Flüchtling finden, ihn festhalten und seine Belohnung holen. Er schlurfte zu einem geheimen Fach, kramte eine winzige Phiole hervor, tropfte sich jeweils zwei Tropfen in die Augen und seine Umgebung veränderte sich, trotz der Dunkelheit konnte Piux nun sehen. Wieder lächelte er innerlich, denn allein für diese Wundertropfen würde er früher oder später ausgezeichnet werden.

***
Das Licht erlosch so plötzlich, wie die Türe ins Druckschloss geglitten war und Rox konnte ein angstvolles Seufzen nicht verhindern. „Wir hätten hier nicht reingehen sollen,“ flüsterte er leise, sein Lichtschwert zündend, um wenigsten eine winzige Lichtquelle zu besitzen, doch ein Schwert war nun einmal keine Lampe und das knisternde Licht ließ Rox‘ Unwohlsein weiter anschwellen. „Schalt das ab!“, zischte seine Schwester. „Damit verrätst du uns nur.“„Damit sehe ich etwas!“ „Du siehst mit der Macht etwas!“ Rox deaktivierte sein Lichtschwert, was ihn das letzte Fitzelchen Sicherheit verlieren ließ. Er wusste, dass er sich auf die Macht verlassen konnte, doch er war schon immer furchtsam gewesen und Rox wusste, dass in Furcht Weisheit liegen konnte. Wer seine Furcht spürte und damit meinte er den natürlichen Instinkt, der war viel sicherer, eben, weil er sich nicht blindlinks ins nächste Abenteuer stürzte. Wie sehr wünschte er sich jetzt, Rea würde das genauso sehen. Doch Rea war wagemutig und leichtsinnig – das hatte ihr Meister ihr schon mehrmals vorgeworfen. Das war der Grund, weshalb sie noch nicht befördert worden war. Und das war der Grund, warum sie beide nun wieder in Schwierigkeiten steckten.

Rea ließ die Macht durch sich fließen, die ihr trotz der Dunkelheit half, sich in dem Gebäude fortzubewegen. Allerdings war sie unsicher, nach was genau sie suchen sollten. Nach einem Ausgang? Nach irgendeinem Artefakt? Inzwischen glaubte sie selbst nicht daran, hier etwas finden zu können und als sie eine der Wände berührte, zuckte sie zusammen. Psychometrie war schon immer eines ihrer Talente gewesen und als sie die Wand berührte, sah sie für einen Moment zurück in die Vergangenheit.


*** 25 Jahre zuvor***

Piux Kopf schmerzte, er dröhnte und fühlte sich völlig überlastet an. Jedes weitere Wort, das er aufschrieb, schien ihn zu quälen. Stunden waren vergangen, in denen er, in höchster Konzentration, seinen Forschungen nachgegangen war. Gleichungen und Formeln hatte er wieder und wieder berechnet und noch immer sah er die Zahlen vor sich, was es erschwerte noch irgendetwas zu schreiben. Er zuckte zusammen, als ein Wächter neben ihm erschien. Die Luft anhaltend, ließ er nicht von seiner Arbeit ab, zwang sich, das Zittern, das seine Hand erbeben lassen wollte, zu unterdrücken.

„Wir sind sehr zufrieden mit dir und deiner Arbeit. Da du bisher die besten Leistungen erzielt hast, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, dir einen kleinen Bonus zu verschaffen. Geh hinunter in die die Katakomben und vernichte das da!“, der Wächter warf ihm ein Dutzend Datenchips auf den Tisch. Bonus!? Sein Bonus bestand darin, einen Botengang in die Katakomben zu machen? Putzfrau zu spielen? Piux spürte den Zorn hinter seiner Stirn, spürte, wie heiße Wut in seinem Bauch aufwallte. „Ja, Sir,“ sagte er bemüht beherrscht, griff nach den Chips und ging hinunter in die Katakomben. Und während er in der Sicherheit des Kellers die Chips vernichtete, spielte sich nur ein Stockwerk über ihm ein Drama ab.

„Geht weg, geht weg! Wenn ihr mich nicht gehen lasst, dann töte ich euch alle! Wenn ihr mich nicht gehen lasst, dann töte ich euch alle!“ Lay hielt ein geschlossenes Glas mit einer dunklen Flüssigkeit vor sich, ihre Augen weit aufgerissen, ihre Stimme voller Panik. „Ich will gehen, ich werde gehen, ich will hier weg!“ Leise rannen ihr Tränen die Wangen hinab, als sie sich in Bewegung setze. Alle anderen hatten ihre Arbeit aufgegeben, starrten sie an, drei Wächter standen in unmittelbarer Nähe, drohten ihr, hielten ihre Blaster oder andere Waffen im Anschlag. „Du wirst dich sofort in dein Zimmer begeben.“ Doch Lay würde nichts dergleichen tun, sie würde AkWi verlassen. „Nein, nein, nein, ich will nicht zurück, ich will nicht zurück.“
Der Wächter, der ihr am nächsten war, gab dem anderen ein Zeichen. Lay sah es und noch ehe der Blasterschuss sie erreichte, holte sie aus, warf den Behälter in hohem Bogen. Ob erst sie auf dem Boden aufschlug, oder das Glas? Ob sie beide gleichzeitig niedergingen? Lays letztes Gefühl, bevor sie starb, war unendlicher Frieden.
Frieden, dem das AkWi fremd sein sollte. Kaum, dass das Glas auf dem Boden zersplitterte, reagierte die Flüssigkeit mit der Luft im Raum, wurde zu einer kleinen Wolke, die sich immer weiter ausbreitete, die einem Nebel gleich, über den Boden waberte. Ein dichter und dichter werdender Nebel, der von Raum zu Raum kroch, sich über die Luftfilter im ganzen Gebäude ausbreitete. Ins nächste und übernächste Stockwerk drang und Tod über alle brachte, die die vergiftete Luft einatmeten. Das natürliche System des AkWi sorgte dafür, dass sie alle gefangen waren, dass sich alle Türen schlossen. Dass niemand entkommen konnte. Nur die Katakomben, die ohne Luftfilter auskamen, blieben von dem tödlichen Gift verschont.

Als Piux seine Arbeit beendet hatte und wieder nach oben gehen wollte, war die Tür verschlossen, dumpf hörte er den Alarm, der nur leise zu ihm drang.


*** 25 Jahre später***

Piux suchte weiter, wahrscheinlich war der, oder diejenige, die töricht genug gewesen war, eine Flucht zu versuchen, schon weit gekommen. Er verstand nicht, warum das AkWi so gebaut worden war, dass sich nur die Haupttüren schlossen, nicht aber die Türen zu den einzelnen Räumen und Zwischengängen. Auf der anderen Seite begriff er es vielleicht doch. Es war ein Test, denn jeden, der bei einem Alarm nicht zurück in sein Zimmer ging, erwartete eine barbarische Strafe. All das war ein Versuch, ihre Loyalität zu testen und all das war nichts weiter, als eine Demonstration der Macht. Jeder fürchtete sich vor den Wächtern und vor ihrer Brutalität. Sie alle – oder fast alle – hielten sich an die Regeln, da sie die Strafen fürchteten, die manchmal kollektiv ausfielen. Gewalt war ein fürchterlicher Lehrmeister, der sie alle hörig machte. Was Piux nun hörig machte, war die Belohnung, die auf ihn wartete, wenn er den Flüchtling fand.


***

Rea nahm die Hand von der Wand und schluckte schwer, mit einem Mal fühlten sich ihre Beine bleiern an. „Wir sollten hier wirklich verschwinden,“ murmelte sie leise, jegliche Abenteuerlust aus ihrer Stimme getilgt. Viel eher schien da etwas wie Trauer mitzuschwingen. „Will ich wissen, was du gesehen hast?“, wollte Rox wissen, doch Rea schüttelte den Kopf und Rox, der diese Geste nicht sehen konnte, interpretierte das Schweigen richtigerweise als Nein. „Wenn wir ein Fenster oder etwas in der Art finden, können wir uns mit dem Lichtschwert einen Weg nach draußen bahnen. Das Material dürfte nicht so dick sein, wie die Türen.“ Es war sein Versuch, Rea aufzumuntern, sein Versuch, sie beide aufzumuntern. Ob es funktionierte? Keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, als ein Eindruck der Macht, sie beide erfasste. Eine Warnung, die durch ihre beiden Köpfe hallte.

***

Da waren sie! Und es waren zwei. Zwei, die es gewagt hatten, eine Flucht zu versuchen. „Bleibt sofort stehen!“, schrie Piux ihnen entgegen, als er hörte, wie Wächter auftauchten, als er den Wächtern zurief: „Da, da sind sie!“ Rox und Rea zündeten beide ihr Lichtschwert und da sahen sie ihn. Einen dürren, gebeugten Mann, der sich ständig umsah, der mit den Wänden sprach, als wären sie lebende Wesen. „Wer… wer bist du?“, stotterte Rox mehr, als das er sprach, als er Piux anstarrte, das Lichtschwert schützend vor sich haltend. Die Haut des Mannes war blassblau, genau wie seine Augen, was entweder am Schein des Lichtschwertes lag, oder daran, dass dieser jemand kein Mensch war.
„Warum ergreift ihr sie nicht! Sie haben komische Waffen, warum ergreift ihr sie nicht?“ Wieder sprach Piux mit den Wächtern, die schon lange nicht mehr lebten, Furcht drang durch seine Stimme, denn diese Waffen hatte er noch nie gesehen. Sie waren wie die Peitschen der Wärter, nur war der Laser fest und ragte nach oben, schien unbeweglich – aber nicht minder tödlich.

„Mit wem sprichst du? Wer bist du?“, wollte schließlich auch Rea wissen. „Ich bin Wissenschaftler Piux und ich werde mir meine Belohnung holen und wenn ich sie habe, werde ich bald von hier gehen können. Warum, warum ergreift ihr sie nicht?“ Rox und Rea sahen sich um, doch da war niemand und für einen Moment sahen beide sich an, ehe Rea zu sprechen begann. „Piux, hier ist niemand, außer dir und uns. Diese Akademie ist nur noch eine Ruine, wir sind von außerhalb gekommen, um sie zu untersuchen, hier ist niemand.“ Piux sah sich um, aber da waren sie doch, die Wachen, da waren sie doch! „Ihr lügt, ihr lügt!“ Rox sah sich ebenfalls um, sah in die Richtungen, in die Piux sah. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewohnt. „Hier ist niemand, siehst du?“ Und mit seinem Lichtschwert schlug er Bögen, überall dort hin, wo er vermutete, dass Piux jemanden gesehen hatte. Dann deutete er auf den Boden. „Sie sind tot, Piux. Sie sind alle tot.“ Der Omwati sah sich um, als Panik in ihm ausbrach. Diese beiden, sie logen, sie mussten lügen, all die Jahre, all die Jahre… Als er auf die Knie sank, machte Rea einen Schritt auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Hilf uns, hier wieder heraus zu kommen, wir nehmen dich mit.“ Der gebrochene Mann zitterte am ganzem Leib. „Es gibt kein Entkommen, sie werden uns töten, wenn wir es versuchen. Sie werden uns alle töten.“ Erneut warfen sich Rox und Rea einen Blick zu. „Piux, hör zu, niemand wird uns töten. Als wir hierherkamen, war da niemand, die Akademie gibt es nicht mehr. Die Türe hat sich geschlossen, als wir eingetreten sind, wir haben den Alarm gehört, ihn sehr wahrscheinlich augelöst, aber das war alles. Es war alles, hörst du?“ Verzweifelt schüttelte Piux den Kopf. Sie konnten nicht richtig liegen, mit dem was sie sagten. Ja, ja, er hatte sie nie zuvor gesehen, das war das einzige, was für ihre Aussagen sprach, dafür, das sie von außerhalb kamen, aber sonst? Ein Test! Es war ein Test! „Aber die Nachrichten, ich habe sie alle, die Nachrichten über ein Virus, ich habe sie alle empfangen, alle!“

Wenn Piux Zugriff auf das HN hatte, war es kein Wunder, dass er die Nachrichten über das Virus empfangen hatte. Rea hatte keine Ahnung, welche Informationen Piux hatte abrufen können, doch wahrscheinlich waren die Informationen, die er bekommen hatte, nur spärlich. Wie konnte es sonst sein, dass er noch immer hier war? „Das Virus ist echt, es sind aktuelle Nachrichten, aber das hier, dieses Gebäude…Piux, es ist nicht mehr…, es ist vergangen. Es ist vorbei. Hilf uns, hilf dir, hier heraus zu kommen und wir erklären dir, was passiert ist.“ Rea versuchte so einfühlsam und so eindringlich wie möglich zu sprechen und endlich, endlich schien Piux ihnen zu glauben. „Wir brauchen die Codekarte. Er da, er hat sie, aber wenn ihr versucht, ihm die Karte abzunehmen, er wird euch… ich versteht nicht“, und seine zitternde Hand deutete auf eine der Leichen, die für den Omwati noch immer lebendig war. Rox hielt die Luft an, als er zu ihr hinüberging, sah zu Piux hinüber. „Er ist tot, Piux. Sie sind alle tot, schau, ich gehe zu ihm, er bewegt sich nicht.“ Dennoch fand er es unheimlich in der vermoderten Kleidung nach der Karte zu suchen. Nicht, weil er glaubte, dass der Kerl noch lebte – aber er sah fürchterlich aus und das minimale Licht trug nur weiter dazu bei, groteske Schatten über den Schädel tanzen zu lassen. Fast hätte man tatsächlich meinen können, dass er noch lebte. Tanzende Schatten, nichts weiter! Bingo!“, sagte er dann, hielt die Karte in die Höhe. „Aber sie werden uns töten, sie werden uns töten! Sie töten alle, die versuchen zu fliehen.“ Rox deaktivierte sein Lichtschwert, als er ebenfalls zu Piux ging, versuchte den gebeugten Mann zu stützen, ihm beim Aufstehen zu helfen. „Niemand wird uns töten, weil hier niemand mehr ist. Und selbst wenn: Wir würden das nicht zulassen, wir werden von hier verschwinden, du wirst sehen. Komm, komm mit uns. Bis jetzt ist nichts geschehen und wir versichern dir: Es wird auch gleich nichts geschehen.“ Mithilfe der Macht zog Rox Piux in die Höhe, wollte mit ihm und Rea auf den Ausgang zusteuern, endlich wieder verschwinden. „Aber meine Daten, meine ganzen Daten!“, warf der Mann ein. „Wir werden sie holen, aber erst schaffen wir dich weg, auf unser Schiff. Danach lassen wir Leute kommen, die hier alles untersuchen vielleicht kannst du mit ihnen zusammen zurückkehren und holen, was auch immer du holen willst.“ Und da ließ Piux es zu, dass die beiden ihn stützten und mit ihm auf den Ausgang zugingen. Denn wären sie nicht längst tot, hätten die Wachen ihre Worte gehört? Das konnte kein Test sein. Piux sah die Peitsche, die wieder und wieder auf Yoho niedergesaust war. Er sah die anderen, die nach Yoho bestraft worden waren. Doch bis jetzt, bis jetzt war nichts geschehen. Das konnte kein Test sein! Die Codekarte öffnete schließlich die Tür, ein seltsamer Klang, der Piux durch Mark und Bein ging. Bedeutete das Freiheit? Bedeutete das wirklich Freiheit? Der Mond stand hoch über dem Planeten, ein Bild, das Piux die Tränen in die Augen trieb. „Ist das wirklich, ist das wirklich…“ Seine Stimme brach, als beide Jedi nickten. „Das ist der Mond von UR41-284 und das hier ist außerdem die Freiheit. Siehst du den Gleiter da? Mit ihm werden wir zurück auf unser Schiff kommen.“ Piux riss sich los und Rea und Rox ließen es zu. Er berührte den Boden mit seinen Händen, mit seinen Knien, spürte die Feuchtigkeit, die durch seinen Kittel drang, dann strich er zärtlich über das Gras und schließlich begann er zu weinen, die Tränen von 25 Jahren, von langen 25 Jahren der Einsamkeit, 25 Jahren der grausamen Gefangenschaft. Doch da war der Wind, der über seine Haut strich, da war der Boden, da war die Feuchtigkeit, die zu seiner Haut durchdrang und hoch über ihm, hoch über ihm stand der Mond, tauchte den Planeten in orangerotes Licht. Echtes Licht, ohne diesen kalten Hauch, ohne dieses unheimliche, flackernde, künstliche Flimmern. „Wir sind frei, Yoho, wir sind endlich frei,“ schluchzte er kaum hörbar, als er einen Knopf aus seinem Kittel zog, ihn umklammerte. Den Knopf, den er vor 25 Jahren unbemerkt von Yohos Kittel gerissen hatte, als es ausgerecht seine Aufgabe gewesen war, am Abend die Leiche seines besten Freundes ‚aus dem Weg‘ zu schaffen.

Rox und Rea sagten nichts, um Piux den Moment voll auskosten zu lassen; schließlich musste er Ewigkeiten die echte Natur nicht mehr erlebt haben, als ein Geräusch an ihre Ohren drang. An die Ohren aller. Ein Geräusch, für das es nur ein einziges Wort der Beschreibung gab: Gefahr.

Zuerst war dar nur ein Knirschen, ein Schaben, als würde etwas über Beton Kratzen und Rox und Rea sahen sich alarmiert an; Piux sah, mit zurückgekehrter Panik in den Augen, um sich und dann sahen sie es. Zwei Infanteriegeschütze, in vergrößerter Variante, die wie von Geisterhand aus dem Boden fuhren und ihnen nicht einmal einen Augenaufschlag ließen, bevor sie schossen. Rox war der erste, der sein Lichtschwert zog, nur Sekunden vor Rea.

Sekunden.

Bei einem Schnellfeuer drangen über eintausendzweihundert Schuss in einer Minute aus dem Lauf einer Waffe.

Ein Rotationsblaster der Klasse Z-6 gab 166 Schüsse pro Sekunde ab.
Selbst die Sinne eines Jedi, selbst die wenigen Millisekunden eines einzigen Augenaufschlages reichten nicht aus.

Rea zündete ihr Lichtschwert zu spät.
Zu spät.

Wir hätten hier nicht herkommen sollen, schoss es ihr ein letztes Mal durch den Kopf, das Gesicht zu einem Lächeln verzerrt und dann fiel sie und die Feuchtigkeit des Bodes drang langsam durch ihre Kleidung.

Piux schrie, als Rox schon längst vor ihm stand, einen stummen Schrei in der Kehle, Tränen hinter den Augen. Das Lichtschwert seiner Schwester in die Hand levitierend, hatte auch er alle Mühe das Feuer abzuwehren. Hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Hatte Mühe, nicht einzuknicken, auf den Boden zu fallen. Hatte Mühe, Mühe, Mühe.
„Sie werden uns töten! Ich habe es gesagt, sie werden uns töten!“, kreischte Piux und die Panik machte seine Stimme schrill, als er sich in Bewegung setzen wollte; rennen, obwohl er doch geschützt hinter Rox stand. Er nahm die Bewegung wahr, noch ehe Piux sie selbst bewusst wahrnehmen konnte, hielt ihn fest, drückte ihn auf den Boden. Und dann endlich, nach weiteren Sekunden, die zu Minuten anschwollen, sich in Ewigkeiten ausdehnten, explodierten die Geschütze, die unter ihrem eigenen, zurückgelenkten Feuer nicht mehr Stand hielten. Rox ließ beide Schwerter fallen, ging zu Boden, wusste, dass es zu spät war. Sie hatten ein Leben gerettet und ein Leben eingebüßt. War das der höhnische Beweis dafür, dass sich irgendwo eine Türe öffnete, während sich anderswo eine schloss? Piux wimmerte noch immer, als auch Rox weiter gegen seine Tränen ankämpfte. Sanft strich er mit seiner Hand über Reas Lider, schloss diese und verbarg damit den toten Ausdruck ihrer Augen, der noch vor Sekunden nicht dagewesen war. Dann befestigte er beide Schwerter an seinem Gürtel, hob seine Schwester hoch, trug sie.
Gehen wir“, sagte er nahezu tonlos zu Piux und der Mond flimmerte und tauchte die Umgebung in so friedvolles Licht, dass die brennenden Tränen nun doch ihren Weg fanden.


***
 
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Abenteuer - Urlaub


Kharr Ass schlug die Augen auf und sah auf die Plastistahlfesseln um seine mächtigen Handgelenke. Der Cathar schüttelte seine goldgelbe Mähne und funkelte den Fahrer des Wagens durch den Innenspiegel an. Sein Partner Savu, der Devaronianer, der neben ihm saß, hatte die Arme verschränkt und sah aus dem vergitterten Fenster.

„Na Dicker… ausgeschlafen?“

„Halt die Klappe Savu.“


Er fuhr sich durch das Gesicht.

„Der Zabrak hat dich ganz schön fertig gemacht, oder?“

Der Cathar knurrte nur unwirsch. Er hasst es, ebenso sehr wie es Savu liebte, wenn der Hüne einen auf den Deckel bekam. Und das kam nicht oft vor. Vielleicht zog ihn der Gehörnte deshalb so damit auf.

„Ruhe dahinten!“ kam die Stimme des Fahrers, eines menschlichen Beamten der hiesigen Sicherheitskräfte, der mit seinem Kollegen, einem Dug vorne saß. Während der Mensch, ein Officer Plecar fuhr, sah der Dug namens Merwe die Verbrecherkartei durch. Weder Savu noch Kharr Ass hatten Ausweise bei sich. Hätten Sie es gehabt, dann wäre dem Dug die Sucherei erspart geblieben.

„Was ist eigentlich genau passiert?“ fragte Kharr Ass seinen Freund.

Der Devaronianer verzog das Gesicht und sah aus dem Fenster in den Stop-and-Go-Verkehr von Pixelito in dem sie selbst steckten.


„Willst Du das ernsthaft wissen?“ seufzte Sava „Gut, also, du prügelst Dich mit diesem Muskelvieh und es sah nicht gut aus. Ich will gerade aufspringen um dir zu helfen, da hält mir diese blaue Schlampe meinen eigenen Blaster unter die Nase. Was hätte ich denn tun sollen? Naja, dann hat er dich ausgeknipst, die Blaue geschnappt und ist wie ein testosterongesteuerter Vollidiot die Treppe hochgerannt. Ich hoffe die bekommt was sie verdient. Kurze Zeit später sind die beiden Hübschen da vorne aufgetaucht, haben sich umgesehen und uns dann festgenommen“, er streckte sich etwas und sagte dann lauter nach vorne. „Officers? Weshalb werden wir eigentlich genau festgenommen?“

„Das wisst Ihr Abschaum doch ganz genau. Unruhestiftung und Sachbeschädigung.“ antwortete der Fahrer.

„Siehst du?“ Savu warf dem Cathar einen wissenden Blick zu und dann lachten beide schallend los.

Merwe warf Plecar einen Blick zu der alles sagte. Dann gab es einen Ping! als das Datenpad des Dug zwei Treffer vermerkte. Er rief sie auf und die Akten der beiden Insassen wurden als Holo nach vorne geworfen.


„Sag mal Merwe, wie lief eigentlich dein Date letzte Woche?“ versuchte der auf den Verkehr achtende Fahrer etwas Smalltalk mit seinem Kollegen anzufangen. Die Augen des Dug hingegen wurden immer größer während seine Stimme versagte. Seine Greifbeine zuckten und das Pad fiel in den Fußraum, als sich die Klauen des Cathars immer fester um seinen Hals legten und die Luft abdrückte. Mit einem Flackern erloschen die Holos.

„Merwe?“

„Wenn Dir etwas am Leben Deines Partner liegt, dann fährst Du jetzt rechts ran.“


säuselte die Stimme des Devaronianers in das Ohr des Fahrers. Ein kurzer Seitenblick zeigte wie sehr Merwe in Bedrängnis war und der Mensch musste schlucken.

„Ok, was…“

„Nicht quatschen, ranfahren, aber plötzlich.“
brüllte der Cathar zurück. Er drückte noch etwas fester zu, was dem Dug ein leises Röcheln entfahren lies. Musste Savu immer so auf Drama machen? Schnell lenkte der Mensch an den Rand und hielt.

„Gib mir das Datenpad.“ befahl der gehörnte Nichtmensch und Plecar, der sich in den Fußraum des Beifahrersitzes beugen musste, beeilte sich den Anweisungen Folge zu leisten. Das sah nicht gut aus. Er reichte das Pad nach hinten und der Devaronianer öffnete die Akten erneut. Einen Moment passierte… nichts.

„Sie mal. Sie haben mittlerweile den Vorfall auf Teyr auch aufgenommen, aber alle neutralen Planeten und die der Republik fehlen…. Ganz schön schlampig.“

Plecar dachte kurz daran seinen Blaster zu ziehen, aber er wäre nie schnell genug und er fühlte sich gerade alles andere als ein Held. Schweiß bildete sich auf der Stirn des Menschen. ‚Verdammt, wo waren sie nur hineingeraten.‘ Fieberhaft überlegte der Angestellte des planetaren Sicherheitsdienstes was er denn tun könnte. Hilfe rufen? Fliehen? Aber das Com lag völlig außer Reichweite.

Der Dug erschlaffte und Kharr Ass begann mit einem bösartigen Lachen den Besinnungslosen oder Toten, abzutasten. Irgendwo mussten die Schlüssel ja sein… Plecar gab sich einen Ruck und begann vorsichtig seinen Blaster zu ziehen. Ganz langsam und möglichst ohne Bewegungen…Der Mensch hatte sie fast gezogen, als er ein leises
„Tsk, tsk tsk…. Wer wird denn da so unvernünftig sein.“ hinter sich hörte. Savo kicherte leise, hatte er doch geahnt, was passieren würde. Es war immer das gleiche. Alle versuchten irgendwann Helden zu sein. Der Devaronianer griff nach vorne und entwand dem Menschen den Dienstblaster um ihn ihm in den Nacken zu drücken.

„Möchtest wohl den Helden spielen? Hey, Karr Ass, unser kleines imperiales Schwein möchte ein Held sein….Dann verrat uns doch mal warum du uns und nicht den Zabrak im Obergeschoß einlochen willst?“

Der Blick des Menschen sprang hektisch im Innenspiegel zwischen den Beiden im Fond hin und her.

„Na los… raus mit der Sprache… du Held…“

„Im…imp… imperialer Geheimdienst….“
stotterte der Beamte.

Kurz zuckte Savus Blick zu seinem Begleiter, dann drückte er ab und der Kopf des Menschen sackte auf dessen Brust während sich der Duft von verbranntem Fleisch im Wagen ausbreitete.

„Banthadreck….“ Kharr Ass schlug wütend auf den Sitz vor sich. Savu steckte die Waffe weg und griff in die Innentasche der Weste des Fahrers um den Schlüssel für die Fesseln herauszuholen.

„Komm runter, die sind nicht wegen uns hier.“ Savu befreite erst sich und dann den mitgefangenen Cathar.

„Dafür will ich sie tot sehen.“

„Bist du bescheuert? Scheiß doch mal auf deine Rache.“


Kharr Ass funkelte seinen Kammeraden lediglich an und dieser verstummte.

„Na gut. Aber dann machen wir das wir hier weg kommen.“

Kharr Ass stieg aus und streckte sich erst einmal und sah sich um. Sie befanden sich im Industriepark von Pixelito. Schließlich stieg auch Savu aus nachdem er die Kommunikatoren beschädigt hatte.

„Können wir?“

„Noch nicht ganz.“
Savu stellte das Datenpad des Beamten auf den Rücksitz, so dass ihre Holos abgespielt wurden. „Hol schon mal ein Taxi ran.“

Kharr Ass zuckte mit seinen breiten Schultern und ging auf die Straße. Ein Taxi würde für die beiden Nichtmenschen vielleicht erst in Stunden halten. So viel Zeit hatten sie nicht. Es galt eine Rechnung zu begleichen und dann von hier zu verschwinden. Aber das wusste Savu und so war die Aufforderung auch nicht gemeint.

Der Gleiter, ein Aratech ZX-Model, vor ihm machte eine Vollbremsung. Lächelnd, und es musste auf den Menschen in dem Gleiter wie eine Drohung wirken, zielte er mit dem Blaster auf den Insassen und gab ihm mit einem Nicken des Kopfes zu verstehen, dass er aussteigen sollte. Mit Angst geweiteten Augen fiel dieser fast aus der Tür.


„Zu dem Wagen da…“ dirigierte der Cathar den Menschen zu dem Gefährt der Beamten. Ab hier übernahm Savu. Reden war schon immer eher sein Ding gewesen.

„Vielen Dank, dass sie uns ihren Gleiter ausborgen.“ Lächelte er den Menschen an. „Wenn sie uns noch einen letzten Gefallen erweisen würden? Würden sie bitte die örtlichen Sicherheitskräfte informieren? Danke.“

Lachend setzte sich der Gehörnte in den Wagen zu dem Cathar, der den Gleiter wendete und in Richtung Raumhafen verbissen beschleunigte. Savu saß eine ganze Zeit still neben ihm. Kharr Ass merkte ihm an, dass er etwas sagen wollte. Zwei oder drei Mal setzte der Rothäutige an, sagte aber dann noch nichts.

„Und was wenn sie nicht mehr da sind?“ sagte er dann doch, als sie, wieder einmal entgegen der Verkehrsregeln über eine Kreuzung raste, um noch schneller zu ihrem Ziel zu kommen.

„Seh ich dann.“ antwortete Kharr Ass mürrisch. Der Gedanke missfiel ihm ganz offensichtlich und damit war das Gespräch auch schon beendet.


*************

Mit einer Vollbremsung hielt der Gleiter auf dem Parkplatz des Raumhafens in dem sich auch die Starport-Cantina befand. Kharr Ass machte sich nicht einmal die Mühe die Tür zu schließen, als er hinaussprang und mit entschlossenen Schritten Richtung Cantina lief. Ob es der mörderische Gesichtsausdruck oder der Blaster in den Händen des Cathars war, konnte Savu nicht sagen, aber jeder machte dem Hünen Platz, bis dieser schließlich vor dem Barkeeper der Cantina stand.

„Wo?“

Der Barkeeper sah ihn irritiert an.

„Was mein Freund fragen wollte, bevor seine Wut und seine aggressive Art sein Sprachzentrum vereinnahmt haben ist, wo sich der Zabrak und die Chiss aufhalten, die in dem kleinen Gerangel vorhin beteiligt waren? Und ich an Ihrer Stelle würde jetzt einfach nur Antworten.“ warf Savu ein.

Der Wirt konnte den Blick nicht von dem Cathar nehmen, der ihn förmlich niederstarrte.


„Sind vor vielleicht 10 Minuten gegangen.“

Kharr Ass packte den Dug am Hals und zog ihn zu sich hoch.

„Wohin?“

Der Dug zappelte hilflos im Griff des Cathar und schnappt nach Luft, die ihm verwehrt blieb.

„Nicht…. gefragt…..“ keuchte der Dug.

„Das reicht jetzt. Lassen sie den Dug runter, ganz langsam und keine falschen Bewegungen. Spacerangers, sie sind verhaftet. Heben Sie die Hände und ergeben Sie sich.“

Langsam hatte der blonde Mensch mit den stahlblauen Augen seine Waffe gezogen und seine Dienstmarke herausgeholt, während die beiden Piraten mit dem Barkeeper beschäftigt waren. Eigentlich hatte dieser die Chiss-Agentin beobachten sollen.

Der Cathar ließ den Dug fallen wie der Dreck der er war und drehte sich um. Der Ranger stand im Eingang und seine Waffe pendelte leicht zwischen den beiden Verbrechern hin und her. Die anderen Gäste hatten sich ängstlich in die Ecken gedrückt und wagten kaum zu atmen.

Kharr Ass reagierte zuerst und warf sich zu Boden. Der Blaster ruckte herum und spuckte einen feinen rötlichen Strahl in seine Richtung, der jedoch knapp verfehlte. Genau diesen Augenblick nutzte Savu aus. Schneller als das Auge verfolgen konnte, hatte die Klinge den Raum zwischen den Beiden überbrückt und steckte im Auge des Rangers, der langsam zusammenbrach.


Kharr Ass richtete sich auf und strich sich sein Fell glatt. Dann sah er zu Savu, der gerade sein Messer aus dem Auge des Rangers zog.

„Mir wird die Luft zu dick. Verschwinden wir?“

Savu nickte nur und wischte das Blut an der Jacke des Rangers ab ehe er die Klinge wieder in einem Ärmel verschwinden ließ. Zu Fuß gingen sie zu den Landedocks des Raumhafens. Mehr als einmal mussten sie Patrouillen der Spacerangers oder örtlichen Sicherheitskräften ausweichen. Zu riskant war es jetzt offen herumzulaufen. Doch schließlich schafften Sie es zu Rampe 16-31a. Mit einem zischenden Geräusch schloss das Durastahlschott hinter ihnen. Auf der Landplattform gegenüber 16-31b, nur durch einen Zaun getrennt, stand ein imperiales Scoutschiff. Die Besatzung war glücklicherweise nicht zu sehen und so beeilten sich die beiden Verbrecher auf ihr Schiff zu kommen. Zügig und ohne überflüssige Handgriffe bereiteten sie den Start des modifizierten Piratenfrachters vor und hoben nach Freigabe des Raumhafens ab.

„Wenn wir das nächste Mal Urlaub machen und unsere Credits unters Volk bringen, dann fahren wir nach Nar Shadaa. So wie ich es von Anfang an wollte. Klar? Du und deine scheiß POD-Rennen….“ stellte Kharr Ass abschließend klar, ehe er den Frachter auf Lichtgeschwindigkeit brachte.
 
DÄMMERUNG DER GERECHTIGKEIT
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Kharron wirbelte blitzschnell mit seinem Vibroschwert umher und setzte zu einem gefährlichen Schlag an, den Rosh mit großer Mühe parierte.
Mit all seiner Kraft stieß er das surrende Schwert seines Ausbilders zurück und opferte die Möglichkeit auf einen Todesstoß im Tausch gegen eine sicherere und defensivere Haltung. Die Echani dieses Klosters hatten ihm beigebracht, dass eine Stärkung der eigenen Defensive keinesfalls zu unterschätzen war - eine hart elernte Lektion, wie zahlreiche Blutergüsse und Schnittwunden im Gesicht und dem gesamten Körper des jungen Menschen bewiesen.
Kharron schien zu zögern; erst als es beinahe zu spät war, bemerkte Rosh die zwei weiteren Echani, die sich beeindruckend schnell hinter ihm herabseilten und beabsichtigten, ihn aus dem Hinterhalt zu attackieren.
Rosh sprang flink nach vorn und wich den tückischen Vibroklingen aus. Gleichzeitig zog er sein eigenes Schwert und verpasste seinen beiden Mitschülern leichte Schnittwunden, mit denen er sie schlug. Daraufhin widmete er sich wieder seinem Meister und parierte einen weiteren Schlag, den er hinter seinem Rücken vorbereitet hatte.
Er parierte einen Schlag nach dem anderen, dabei trieb Kharron seinen menschlichen Schüler durch das düstere, hölzerne Kloster, bis hin zu einem großen Balkon, der die verschneiten Gipfel eines Gebirges offenbarte, in dem sich dieses geheime Echani-Kloster befand.
Rosh mochte es bisher gelungen sein, die Schläge seines Lehrers zu parieren, doch Kharron hatte zugleich seine Dominanz bewiesen, indem er seinen Schüler Schritt für Schritt zurückgedrängt hatte. Hinter ihm befand sich nun lediglich das morsche Holzgeländer des alten Balkons und ein scheinbar unendlicher Abrgund, umhüllt von den höchsten Gipfeln dieser Welt.
Sein einziger Ausweg war nun ein geschicktes Manöver, in dem er den Spieß umdrehen und entweder seinen Meister bezwingen, oder ihn zur Aufgabe drängen würde. Der nächste parierte Schlag gab Rosh die Möglichkeit, die gegnerische Klinge in die Höhe zu drängen. Zugleich huschte er unter den beiden Waffen hindurch, tauschte somit seine Position mit der seines Lehrers und hielt ihm seine Klinge vor die Kehle, noch bevor Kharron sein eigenes Schwert senken konnte.
Der Echani lächelte voller Stolz:
"Du hast in deiner Zeit bei uns sehr viel gelernt, Rosh Ulic, ich bin sehr stolz auf dich.".
Und doch wirkte Rosh nachwievor alles andere als stolz und erfreut. Er deaktivierte sein Vibroschwert und befestigte die Waffe an seinem Gürtel, an dem sich ebenfalls eine kleine Tasche befand.

Kharron deutete auf die braune Ledertasche: "Du kannst vor deiner Vergangenheit fliehen, doch du wirst ihr niemals vollständig entkommen. Der Durst nach Rache ist wie ein Gift und das einzige wahre Gegenmittel ist absolute Vergeltung.", er deutete auf die übrigen Attentäter, die sich inzwischen zu ihnen auf den Balkon gesellt hatten, "Wir kamen alle hierher, weil es uns an Perspektive mangelte, weil die Galaxis uns etwas genommen hat. Die Gründung dieses gesamten Ordens vor vielen Jahrhunderten basierte auf der Idee einer gemeinsamen Suche nach einer Rettung der Galaxis und ich bin davon überzeugt, dass du uns nun die nötige Perspektive, das gesuchte Ziel gegeben hast. Erinnere dich an deine Vergangenheit - wer sind die wahren Schurken dieser Galaxis?".
Rosh griff langsam in seine Tasche und brachte ein beschriftetes Abzeichen zum Vorschein: CAPTAIN ROSH ULIC, FREIWILLIGE SICHERHEITSKRÄFTE CHANDRILAS, HANNA CITY.

***

5 JAHRE ZUVOR - CHANDRILA


Hanna City war nichts weiter als die ruinierten Überreste einer einst friedlichen und pulsierenden Metropole. Der Krieg hatte sie, wie einen Großteil dieser einst neutralen Welt, fast vollständig ausgelöscht.
Artilleriebeschuss hämmerte auf die wenigen noch stehenden Wolkenkratzer ein, die einer nach dem anderen in sich zusammenfielen und panische Zivilisten am Boden zermalmten. Einige private Gleiter schwirrten hektisch zwischen der Zerstörung umher, die überfüllten Raumhäfen mit ihren wenigen Evakuierungsshuttles aufsuchend. Das Bild, das sich den Chandrilern offenbarte, war eins von purem Chaos.
Captain Rosh Ulic und sein Squad von freiwilligen Sicherheitskräften suchte im Schutt eines eingestürzten Wolkenkratzers Deckung vor dem hämmernden Blasterfeuer eines imperialen Geschützes, das am Ende einer der alten Hauptstraßen errichtet worden war.

"Bravo Kompanie hat ihren letzten Panzer soeben verloren, Captain Ulic!", gab ein Funker Bescheid, "Wir sind auf uns allein gestellt!".
Der Funker hustete schwer, als er beim Sprechen vom Blasterfeuer aufgewirbelten Staub schluckte. Das Geschütz hatte Ulics Squad erfasst und mit Sperrfeuer hinter den Schutt gedrängt. Ihr Ziel befand sich jedoch einen Block weiter, also mussten sie irgendwie am Feuer des Geschützes vorbei. Rosh sah sich einen kurzen Moment um und entdeckte schließlich den einzigen Ausweg, der auch nur eine winzige Chance darstellte, das Ziel lebendig zu erreichen: ein eingestürzter Wolkenkratzer, der zwar waagerecht am Boden lag, jedoch größtenteils noch intakt zu sein schien und als Brückenschlag über den Häuserblock dienen konnte, der sich neben dem imperialen Geschützfeuer als das letzte Hindernis erwies.

"Wir gehen querfeldein durch das Calrissian Building!", ordnete ein entschlossener Rosh Ulic an.
"Aber Sir", mischte sich ein Sergeant ein, "in dem Gebäude können jederzeit Gasleitungen hochgehen und überhaupt ist der Wolkenkratzer erst vor weniger als einer Stunde eingestürzt, dieser Weg bedeutet den sicheren Tod!".
Rosh legte dem Sergeant aufmunternd die Hand auf die Schulter: "Der einzige andere Weg führt direkt an imperialen Sturmtruppen und einem tödlichen Geschütz vorbei, wie lange würden wohl das überstehen? Das Ziel hat jede Funkverbindung verloren und Hanna City steht kurz vor dem Fall - wir müssen sie um jeden Preis aus der Stadt schaffen, sonst ist Chandrila verloren!".
Chandrila war bereits verloren, die gesamte Welt war im Galaktischen Krieg in totales Chaos gestürzt worden. Doch Befehle in einer verzweifelten und aussichtslosen Kriegsführung waren Rosh Ulics einzige verbleibende Perspektiven. Als Hüter der chandrilischen Ordnung war es ihre Pflicht, so viel wie möglich von den Überbleibseln ihrer Heimatwelt zu retten, koste es was es wolle.
Entschlossen krochen die frischgewordenen Soldaten hinter der Deckung von Ruinen durch den Schutt eingstürzter Gebäude. Scharfe Steine und Glasscherben sorgten für zahlreiche Schnittwunden in ihren Armen, doch die Männer erreichten allesamt den umgekippten Wolkenkratzer, der sie vor dem imperialen Geschützfeuer rettete.
Die Sicherheitskräfte aktivierten ihre Taschenlampen im düsteren und knarrenden Gebäude und tasteten sich vorsichtig an den ehemaligen Wänden düsterer Korridore entlang. Mit jedem Schritt schienen Teile des Gebäudes weiter zu verfallen und das Dröhnen von aufprallendem Artilleriebeschuss der weiterhin tobenden Schlacht erschütterte die gefährlich geschwächten Wände, die nun über den Köpfen der Sicherheitskräfte als Decke fungierten.
Mit jeder Erschütterung wurde ihnen Staub und Schutt ins Gesicht geblasen, hin und wieder rollten Bürostühle die ehemaligen Böden der Korridore entlang und verfehlten die Männer nur knapp.
Es war ein mühselige und langer Weg, doch glücklicherweise kamen keine Feinde auf die irrsinnige Idee, einen solch gefährlichen Pfad zu wählen.
Nach einer Weile erreichten sie das noch stehende Fundament des Wolkenkratzers und erblickten dahinter einen riesigen Energieschild. Inmitten besagten Schildes befanden sich zwei Panzer und weitere Sicherheitskräfte, die ein sehr altes Gebäude bewachten, das mit Säulen und Statuen verziert war: Das chandrilische Parlamentsgebäude.

"Halt!", schrie einer der freiwilligen Soldaten am äußeren Rand des großen Schilds, "Identifizieren Sie sich!".
"Captain Rosh Ulic, Hanna Security Force!", erwiderte der Truppführer und befahl seinem Gefolge mit einem Handzeichen, seine Deckung im Fundament des Wolkenkratzers zu verlassen.
Der patroullierende Soldat senkte seine Waffe: "Wir haben jeglichen Kontakt zu Ihrem Stadtbezirk verloren, Captain! Was ist da draußen nur los?!".
"Hanna City ist verloren, wir müssen den Rat umgehend evakuieren! Sind sie noch im Gebäude?"
Der Soldat nickte bestätigend.
"Gut! Sehen Sie zu, dass Sie Ihre Männer auch aus der Stadt bekommen, dieser Schildgenerator wird dem heranrückenden Feind nicht lange standhalten, ebensowenig wie Ihre Panzer!"

Rosh und sein Squad betraten das verbarrikadierte Parlamentsgebäude, in dem zahlreiche Politiker und Prominente Chandrilas Zuflucht gesucht hatte, während die gesamte Millionenstadt drumherum dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Nach sämtlichen Ausfällen von Stromgeneratoren, heizten die zuvor reichen Zivilisten sich, indem sie altes Papier in Fässern verbrannten - Dokumente, die in diesem ganzen Chaos ohnehin schnell ihren Wert verloren hatten. Ihre Lebensumstände im Parlamentsgebäude wären zuvor als menschenunwürdig verurteilt worden, doch im vom Krieg befallenen Hanna City galten sie noch als verhältnismäßig luxuriös.
Im Plenarsaal trafen Rosh und seine Männer schließlich auf den Obersten Rat - einer Gruppe von fünf Senatoren, die gemeinsam als Staatsoberhäupter Chandrilas fungierten.

"Captain Ulic!", grüßte eine alte Pantorianerin in ihren prachtvollen Kleidern der Oberschicht, "Wir haben bereits das Schlimmste befürchtet, als der Kontakt zu Ihrer Einheit abbrach. Wie steht es um Hanna City?".
Rosh konnte den blinden Optimismus des feigen Obersten Rates kaum fassen. Wie konnten sie sich der Realität nur so sehr entfremdet haben? Das Imperium hatte in seinem ewigen Krieg gegen die Neue Republik im neutralen Chandrila eine Chance gewittert, einen Stützpunkt zu errichten und in die Kernwelten vordringen zu können. Statt die Seite der zur Verteidigung der Kernwelten heraneilenden Neuen Republik zu wählen, erklärte der Oberste Rat gleich beiden intergalaktischen Supermächten den Krieg um Chandrilas Unabhängigkeit und unterzeichnete somit seinen Untergang in einem Zweifrontenkrieg, den niemand wollte. Zwar bewunderte Rosh einerseits die Prinzipien des Rates, doch zugleich empfand er sie als töricht. Eine Seite zu wählen und somit offiziell dem Krieg beizutreten wäre das geringere Übel gewesen. Der Krieg hatte Rosh bereits seine Mutter gekostet, sein Vater wiederum befand sich als Offizier mit der fünften Armee in einem Vorort Hannas und sammelte evakuierte Truppen, denen es gelungen war der fallenden Stadt zu entkommen. Nichtsdestotrotz war Rosh seinen Pflichten als Hüter Chandrilas nachgekommen und kämpfte für seine vor dem Abgrund stehende Heimat: "Werte Senatoren, wir sind hier um Sie zu evakuieren. Mit Verlaub, Hanna City ist verloren und wenn wir weder eine Seite wählen, noch Hilfe von anderen neutralen Welten erhalten, ist ganz Chandrila dem Untergang geweiht!".
Die Senatorin lächelte ihn in ihrer Ignoranz aufmunternd an: "Ruhig Blut, junger Mann. Chandrila hat schon viele Krisen überstanden, wir werden auch diese bewältigen.".
Plötzliche detonierte ein Sprengsatz und riss eine große Öffnung in eine der alten Wände des traditionellen Parlaments. Noch bevor die Sicherheitskräfte überhaupt ihren Schock überwunden hatten und reagierten konnten, schoss Blasterfeuer durch den aufgewirbelten Staub und streckte Roshs Männer nieder. Einen kurzen Moment später erkannte Rosh hereinstürmende imperiale Sturmtruppen, die zweifellos die Thermaloptik ihrer schneeweißen Helme genutzt hatten, um ihre Ziele durch den Staub erkennen zu können.
Der junge Mann griff nach seiner Blasterpistole und feuerte einige Schüsse auf zwei der Elitesoldaten, die tot zu Boden fielen. Noch bevor er ein drittes Ziel wählen konnte, traf ihn der Schuss eines weiteren Sturmtrupplers am Oberarm, sodass er die Kontrolle über seine Hand verlor und vor lauter Schmerz die Pistole zu Boden fallen ließ.
Die Sturmtruppen verteilten sich in allen Ecken des großen Saals und kurze Zeit später trat eine weitere Gestalt in roter Kriegsrüstung und einem schwarzen Umhang herein - ein reinblütiger Sith, wie Rosh erkannte.
Mutig wie er war, wich Rosh jedoch nicht zurück und stellte sich zwischen den Sith und den Senatoren, die zweifellos sein Ziel waren.
Der große und angsteinflößende Sith blieb vor dem verwundeten Soldaten stehen, blickte verachtend auf ihn herab und grinste fies. Mit einer kleinen Handbewegungen warf er Rosh durch den Saal und trat weiter an die Senatoren heran.

"Tapfer", lobte der Sith ihn, als er sich den Senatoren näherte, "Chandrila scheint tatsächlich ein wenig Mumm in den Knochen zu haben, doch Euer Widerstand ist nutzlos... Ihr seid also der Oberste Rat.. Alt... Schwach... Erbärmlich. Eure Kriegserklärung gegen zwei übermächtige Seiten zeugt nicht von wahrhafter Stärke, sondern von leeren Worten. Erspart Euren Leuten weiteres Leid und ordnet sie an, sich bedingungslos den imperialen Truppen im Kampf gegen die Unruhestifter der Neuen Republik anzuschließen - Chandrila obliegt nun dem... Schutz.. durch das Imperium und den Sith!".
Die pantorianische Senatorin unterdrückte mit großer Mühe einige Wuttränen und baute sich vor dem rothäutigen Sith auf: "Niemals, Sith-Abschaum..".
Das Grinsen des Sith wich einer finsteren Miene, er hatte keine Zeit für langwierige Verhandlungen. Er hob erneut seine Hand und presste seinen Daumen und seinen Zeigefinger aneinander - im selben Moment wurde die Senatorin wie von Geisterhand in die Luft erhoben, griff sich an die Kehle und kämpfte nach Luft; Rosh hatte es erkannt: Der Rothäutige erwürgte die Blauhäutige mit der Macht!

Wenige Sekunden später warf der Sith den leblosen Körper der alten Dame beiseite und näherte sich den übrigen vier Senatoren: "Ihr vergesst: Ich brauche nur einen von fünf Ratsmitgliedern. Kooperiert und rettet was immer von Eurer erbärmlichen Welt noch übrig ist!".
Im nächsten Moment huschte Blasterfeuer durch den Saal und traf einige der Sturmtruppen. Als Rosh sich umsah, erkannte er nun Soldaten der Neuen Republik, die ebenfalls ihr Ziel erreicht zu haben schienen.

Gerade als der Sith sein rotes Lichtschwert aktiviert hatte und sich in den Kampf der Soldaten einmischen wollte, landete eine weitere Gestalt vor ihm, die den Saal durch eine Dachluke betreten hatte. Es handelte sich um einen Mirialan in einem braunen Mantel, der ebenfalls ein Lichtschwert zückte - seine Klinge leuchtete jedoch grün: "Wohin immer Ihr zieht, Ihr verbreitet nichts weiter als Faulheit. Euer Feldzug hat heute sein jehes Ende gefunden, Sith! Ergebt Euch, oder tragt die Konsequenzen!".
"Auf diesen Moment habe ich gewartet, Jedi!", erwiderte der Sith und attackierte den Grünhäutigen.
Rosh, noch immer geplagt vom Blasterbolzen der sich wenige Minuten zuvor durch seinen Oberarm gebrannt hatte, richtete sich auf und rannte geduckt am Blasterfeuer imperialer und republikanischer Soldaten vorbei, sowie dem Jedi und dem Sith, die sich duellierten.

An den überlebenden Ratsmitgliedern beim Rednerpult des Saals angekommen, hob Rosh seine Blasterpistole auf: "Wir müssen hier raus, schnell!".
Während die Chandrilaner durch den Saal huschten, feuerte Rosh hin und wieder auf Sturmtruppen und republikanische Soldaten, die sie im Eifer des Gefechts bemerkten. Rosh und die Ratsmitglieder erreichten einen Notausgang, der sie auf das Dach führen würde, auf dem sich das Shuttle des Obersten Rates befand.
So schnell sie konnten, hetzten sie durch das schmale und dunkle Treppenhaus und erreichten nach kurzer Zeit das Dach. Der Anblick, der sich ihnen dort bot, erfüllte jeden Patrioten mit tiefem Schmerz und Trauer. Die einst beeindruckende Skyline Hanna Citys bestand aus brennenden und eingestürzten Wolkenkratzern. Selbst nun, da die Stadt soweit bereits gefallen war, bombardierten Artilleriegeschosse die wenigen noch stehenden Gebäude. Ein Großteil der Stadt befand sich nun in einer riesigen Staubwolke der Verwüstung.
Zu ihrer Erleichterung standen das Shuttle und sein Pilot noch abflugbereit.

"Wir müssen sofort hier raus!", rief ein rennender und schwer atmender Rosh dem Piloten vom Weiten zu.
Er half den alten Ratsmitgliedern beim Betreten des Shuttles, doch gerade als er selbst seinen Platz einnehmen wollte, vernahm Rosh einen Ruf: "Die Imps fliehen! Los, die Senatoren sind auf dem Dach, Beeilung!".
Im nächsten Moment krachte der Sith durch die Dachluke und landete wenige Meter vor dem Shuttle auf seinem Rücken, dicht gefolgt von dem Jedi-Ritter, der sich dem Anschein nach als der Stärkere der zwei duellierenden Machtnutzer erwiesen hatte.
Die Triebwerke des Shuttles fuhren langsam hoch, doch republikanische Soldaten näherten sich durch das schmale Treppenhaus. Ihre Blaster würden das Shuttle aufhalten, bevor es die Möglichkeit hatte das Dach zu verlassen.

"Captain Ulic!", rief einer der Senatoren dem zögernden Soldaten entsetzt zu, "Was tun Sie da?! Steigen Sie ein!".
Rosh haute jedoch lediglich gegen eine Kontrollkonsole und schloss somit die Tür des Shuttles. Daraufhin hob er seine Blasterpistole, legte Sperrfeuer auf die Tür des schmalen Treppenhauses und hinderte die republikanischen Soldaten somit am Betreten des Dachs.
In seinem Blickwinkel erkannte Rosh, dass der Sith wohl einen verzweifelten letzten Angriffsversuch gegen den Jedi wagte, jedoch kläglich scheiterte und mit einem Lichtschwert im Magen sein Leben verlor.
Nach seinem gewonnenen Duell widmete sich der Jedi Rosh und schubste ihn mit der Macht zu Boden. Die republikanischen Soldaten gelangten auf das Dach des Parlamentsgebäudes, doch es war zu spät: Das Shuttle hob ab und verließ mit rasanter Geschwindigkeit die Reichweite der Soldaten und ihrer Waffen.
Enttäuscht blickte der Jedi dem Shuttle hinterher, deaktivierte sein grün schimmerndes Lichtschwert und befestigte es an seinem Gürtel.
Dies mochte Roshs Untergang bedeuten, doch er hatte seine Pflicht erfüllt und den vier Überlebenden des Obersten Rates zur Flucht aus Hanna City verholfen.

"Sir, der hier lebt noch!", rief einer der Soldaten und trat mit gezücktem Blastergewehr an den auf dem Boden liegenden Rosh heran.
"Nicht feuern!", rief der Jedi-Ritter, drehte sich um und trat neugierig an den Chandrilaner heran, "Wohin wird Euer Rat evakuiert?", Rosh ignorierte die Frage und der Jedi lächelte fies, "Chandrila ist bereits gefallen, Euer freiwilliges Sicherheitspersonal und Militär zerrieben. Es gibt keine Zuflucht mehr. Dies ist der Verdienst des Imperiums und Eures Hochmuts. Hättet Ihr das Angebot der Republik angenommen, wäre es niemals so weit gekommen. Helft uns, den Vormarsch des Imperiums aufzuhalten und rettet, was von Eurer Welt noch übrig ist, Captain..... Ulic?", dem Jedi war das Abzeichen an Roshs Uniform aufgefallen.
Rosh erwiderte das Grinsen des Jedi: "Ihr rühmt Euch als die großen Befreier der Galaxis, dabei gleicht Euer Vorgehen exakt dem Imperialismus und der Unterdrückung der Sith - Ihr Jedi seid in keinem Fall besser und gleichsam für die Zerstörung meiner Welt verantwortlich! Tötet mich, wenn Ihr wollt, doch die Galaxis wird Euch Eure Verbrechen niemals verzeihen - die Galaxis vergisst nicht und früher oder später werden auch die Bürger Eurer Republik sich von Eurem Orden entledigen!".
Ein republikanischer Offizier trat an den Jedi heran: "Sir, wir haben die Schlacht gegen den Widerstand der fünften Armee im Norden der Stadt gewonnen und können somit auf die imperialen Stellungen in der Stadt selbst vorrücken.".
Die fünfte Armee?! Es war die Einheit, in der Roshs Vater als Offizier diente und die Streitkräfte im Norden hatte die einzige Hoffnung Chandrilas dargestellt, die Stadt zurückzuerobern! Die Schlacht war eindeutig verloren, doch hatte sein Vater die Schlacht wenigstens überlebt?! Rosh wurde nervös, er verspürte dasselbe Gefühl der stechenden Angst in der Magengrube, das er zuvor in seiner Zeit als Polizist gefühlt hatte, wenn seine Kollegen und er sich in einem Feuergefecht mit Kriminellen befunden hatten. Es war dasselbe Gefühl, das er in der Schlacht um Hana City verspürt hatte. Es war dasselbe Gefühl, das er gespürt hatte, als seine Mutter ein Opfer des Krieges wurde - das Gefühl der Angst vor jeglichem Verlust, der Angst vor dem Tod und dem Nichts.

"Wieviele Gefangene konnten unsere Streitkräfte nehmen?", fragte der Jedi erleichtert.
"Bedauerlicherweise... keine.", entgegnete der Offizier, "Die chandrilischen Streitkräfte zündeten in ihrem Feld-HQ eine Bombe in einem verzweifelten Versuch, so viele unserer Soldaten wie möglich mit in den Tod zu reißen. Wir haben große Verluste erlitten, doch die Chandriler wurden ausnahmslos ausgelöscht.".
Sein Vater hatte nun also auch sein Leben gelassen. Rosh hatte als Resultat des Krieges nun seine gesamte Familie und seine Heimatwelt verloren. Wofür sollte er nun noch leben? Wofür konnte er noch kämpfen? Rosh Ulic hatte an diesem Tag alles verloren und dies war ihm nun bewusst geworden.
Mit einem lauten Schrei sprang der junge Mann auf, zog seine Blasterpistole und feuerte so schnelle er konnte auf den Jedi und seinen Offizier, allerdings zückte der Jedi reflexartig sein grün schimmerndes Lichtschwert und wehrte die Schüsse mit Leichtigkeit ab.
Mit der anderen Hand entwaffnete er Rosh und warf ihn erneut zu Boden. Roshs Schreie der Qual gingen in aggressives Weinen über, bis der verwundete Chandriler vor lauter Schmerz auf dem Dach das Bewusstsein verlor.


***


"Ich wachte in einem republikanischen Feldlazarett auf.", erklärte Rosh und blickte dabei auf die spitzen Gletscher die das Kloster umgaben, "Allem Anschein nach hatte der Jedi sich für meine medizinische Versorgung eingesetzt.".
"Und verspürst du ihm gegenüber Dankbarkeit?", fragte Kharron nachdenklich.
"Nein. Jedi sind Sklaven der Macht, sein Kodex verbot dem Jedi mir die medizinische Versorgung zu enthalten. Jedi sind Sklaven ihrer kriegstreiberischen Mentalität, ebenso wie die Sith. Sie sind Gegensätze, die stets an Macht dazugewinnen und niemals aufhören werden, einander zu bekämpfen. Jener Kampf riss mein geliebtes Chandrila in den Abgrund. Wenige Tage nach meiner Entlassung aus dem Lazarett, stellten die Sith fest, dass sie in anderen Systemen leichter in die Kernwelten eindringen konnten und so verschwanden beide Parteien und ließen dabei eine verwüstete Welt zurück, die sich noch heute im mühsamen Wiederaufbau befindet. Ein Krieg, in dem millionen Unschuldige ihr Leben ließen - für nichts und wieder nichts. Die wahren Schurken in dieser Galaxis sind Jene, die diese sinnlosen Kriege anstiften: Machtnutzer, Jedi wie Sith. Sie entzweien und vernichten in ihrem Kampf eine friedliebende Galaxis."
Kharron nickte sehr zufrieden, scheinbar hatte sein Schüler ihm genau das gesagt, was er hören wollte.
"Bin ich bereit dem Meister entgegenzutreten und ihn um Hilfe in meinem Kampf der Gerechtigkeit zu bitten?", fragte Rosh respektvoll. Er hatte sich seit seiner Ankunft in Geduld geübt und sich zunächst als würdig erweisen wollen.
Kharron nickte erneut mit einem freundlichen Lächeln: "Es gibt eine alte Legende rund um einen antiken mandalorianischen Clan. Mitglieder dieses Clans stammten aus denselben Verhältnissen wie du und ich - und sie waren mächtig! Ihre Macht konnte dadurch gewährleistet werden, dass nur die Stärksten aufgenommen wurden und der wiederum Stärkste unter ihnen wurde zum Anführer ernannt. Man fürchtete sie - nicht jedoch weil sie dieses System terrorisierten, sondern weil sie ein mächtiges Verbrechersyndikat bekämpften, das fast das gesamte System unterdrückte und seine unschuldigen Bewohner in die Sklaverei verkaufte. Sie verbreiteten in der Unterwelt Angst und Schrecken und obgleich der Kampf ihnen als aussichtslos erschien, blickten sie dem Tod furchtlos ins Gesicht. In einem brutalen Kampf wurden sie beinahe vollständig ausgelöscht, doch sie waren erfolgreich und vertrieben die Kriminellen aus diesem System. Voller Stolz nannten die Bewohner dieses Systems sie die Cabur - die Beschützer. Die Legenden besagen, dass sich der einzige Überlebende in einem geheimnisvollen, verlassenen Kloster niederließ und die Echani dieser Welt in der Philosphie und den Fähigkeiten der Cabur unterwies, die sich von dem mandalorianischen Clan hatten inspirieren lassen und nun Ungerechtigkeit bekämpfen wollten, wo immer sie sie fanden.".
Die übrigen Anhänger, die sich auf dem Balkon befanden, knieten respektvoll vor Rosh und Kharron nieder.

Kharrons Lächeln wurde bei dem Anblick noch größer und zeugte nachwievor von Stolz: "Sie verbeugen sich vor ihrem neuen Anführer... Rosh Ulic, wie ich zu meiner Zeit, hast du dich als der Stärkere und Würdigere erwiesen. Du bist bereit und kannst diese Männer anführen - sie werden dir bedingungslos auf dem Kreuzzug der Gerechtigkeit folgen.", nun kniete auch Kharron sich nieder und reichte dem Menschen respektvoll sein Vibroschwert als Geste der Beförderung, "Als Cabur werden wir diese Galaxis vor ihrem Untergang bewahren. Kein Lebewesen ist frei von Sünde und auch unsere Arbeit erfordert großes Leid, doch dieses notwendige Übel wird der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung der Galaxis. Was sagt Ihr, Anführer der Cabur?".
Vorsichtig nahm Rosh das Schwert entgegen und blickte sich gerührt um. Sein Gesicht der Rührung wich einem der Entschlossenheit: "Wir werden dieses Kloster verlassen. Zu lange hat unsere Galaxis gelitten, es wird Zeit, dass sie jemand rettet.".



***


Rundon Baal, ein schleimiger Neimoidianer, beaufsichtigte aufmerksam die armen Wesen, die in Zwangsarbeit in einer kaum beleuchteten Lagerhalle Kristalle in Chemikalien auflösten und zu Drogen weiter verarbeiteten. Chandrilas Wirtschaft hatte vor seiner Zerstörung auf den Abbau und Export hochwertiger Kristalle gebaut, jedoch hatte es damals nicht lange gedauert, bis die örtlichen Drogenkartelle Wege fanden, diese besonderen Kristalle in tödliche und doch teure Drogen umzuwandeln.
In seiner Zeit beim freiwilligen Sicherheitsdienst, war Rosh Ulic maßgeblich am Untergang besagter Kartelle beteiligt gewesen und hatte Rundon Baal höchstpersönlich verhaftet. Wenige Monate nach dem Ende der Schlacht um Chandrila wurde er jedoch mit der Hilfe einer mysteriösen Person befreit, die ihm die Mitarbeiter und Ressourcen beisteuerte, die er für den Wiederaufbau seines Kartells benötigte - tatsächlich konzentrierte die Regierung Chandrilas sich verstärkt auf den Wiederaufbau seiner Metropolen, sodass es nach dem Krieg besonders leicht war, an die sonst so wertvollen Kristalle zu kommen.
Der einzige Haken bei der ganzen Sache jedoch war, dass Baal zur Abgabe eines prozentual großen Teils seiner Einnahmen an seinen scheinbar mächtigen Befreier verpflichtet war, wer auch immer diese Person sein mochte. Konnte es sich womöglich um ein mächtiges Mitglied des Huttkartells oder dergleichen handeln? War es vielleicht ein simpler Politiker, der einen Einstieg in den intergalaktischen Drogenhandel wagen wollte und deshalb seine Identität geheim hielt?
Baal kümmerte sich nicht sonderlich um diese Fragen, er betrachtete diese zweite Chance lediglich als ein Sprungbrett, um außerhalb des Gefängnisses wieder Fuß zu fassen.
Die Lagerhalle befand sich in einem der verwüsteten Slums Hana Citys - ein Ort, in den die nun aufgeriebenen und beinahe machtlosen Sicherheitskräfte Chandrilas sich nicht hineinwagten. Die Sicherheit und Geheimhaltung der Drogenproduktion war also so gut wie geschenkt und unter solch risikofreien Umständen hatte Baal seine moralisch fragwürdige Karriere nie zuvor ausleben können.

"Wie kommt die Produktion voran, Mister Baal?", erschreckte den Neimoidianer auf der Aussichtsplattform die Stimme eines aus dem Dunkeln herantretenden Mannes.
"Wer zum Teufel ist da?!", schrie Baal und gab mit einem Handzeichen seinen Wachen den Befehl, ihre Blaster auf den Eindringling zu richten.
Die Wachen jedoch ignorierten zum Erstaunen des Neimoidianers ihren Befehl; die einzige logische Schlussfolgerung konnte also die Tatsache sein, dass es sich um die mysteriöse Person handelte, die die gesamte Drogenoperation ermöglicht und den großen Teil der Einnahmen entgegengenommen hatte.

Erst als der etwa fünfzigjährige Mann in seinem eleganten und teuren Anzug näher trat, erkannte er ihn: "Rosh.... Rosh Ulic?! Was zur Hölle wird hier gespielt? Ich... ich wurde von irgendjemandem aus dem Gefängnis ausgebrochen und dazu gezwungen, für ihn mehr Ware herzustellen, ich schwöre es!".
Rosh ignorierte das Gejammer des Neimoidianers, lief an ihm vorbei, stellte sich an das Geländer der Aussichtsplattform und beobachtete die Produktion im unteren Bereich der Halle.
"Keine Sorge, Rundon, ich bin diesmal nicht hier, um Sie zu verhaften.", versicherte Rosh ihm mit einem freundlichen Lächeln und wandte sich wieder der Produktion zu.
"Also sind Sie tatsächlich dieser Kerl, dem ich regelmäßig so viel Geld gebe?", stellte Baal fest, "Wie rutscht ein Captain der freiwilligen Sicherheitskräfte und Kriegsheld Chandrilas denn in dieses Milieu herab?".
Rosh drehte sich um und vernichtete mit seinem ernsten Gesichtsausdruck jeglichen Humor des Neimoidianers: "Ich bin hier, um meine Investition zu begutachten und nicht um meinen Lebenslauf zu diskutieren. Ich frage also ein weiteres Mal: Wie kommt die Produktion voran?".
Der Neimoidianer schluckte schwer: "Ähm, die Qualität UND Quantität unserer Ware haben sich im vergangenen Monat verdoppelt. Die Fertigstellung dieser Ladung steht kurz bevor und wird noch am heutigen Abend in sieben Systeme verschifft.".
"Ausgezeichnet!", entgegnete Rosh, nun wieder mit einem zufriedenen und sympathischen Lächeln.
Im selben Moment spürte Baal, wie sich ein Schwert durch seinen Magen bohrte, gedreht wurde und seinen Körper eine Sekunde später wieder verließ. Baal drehte sich kurz schockiert um, erblickte einen Echani und wandte sich mit ungläubigem Blick wieder Rosh zu.

"Sie haben gute Arbeit geleistet, wenn auch mit anderer Absicht als jene, für die wir sie genutzt haben.", erklärte der zufriedene Rosh Ulic, "Ihre Dienste werden nicht länger benötigt.".
Einen kurzen Moment später fiel der erstochene Drogenbaron tot zu Boden.

Kharron wusch mit einem Taschentuch das grüne Blut von seiner Klinge und fuhr das Vibroschwert zurück in seine Scheide: "Nach dieser letzten Lieferung werden wir die Zwangsarbeiter entlassen und das Lagerhaus verbrennen. Es wird keine Beweise geben, die auf die Cabur zurückzuführen sind. Dies wird offiziell Rundon Baals Drogenoperation bleiben.".
"Gut!", antwortete Rosh nachdenklich, "Noch ist es zu früh als dass wir uns der Öffentlichkeit zu erkennen geben können. Dies war ein notwendiges Übel, doch es hat uns ein erhebliches Startkapital in die Hände gespielt. Schon bald werde ich die Banken Aargaus kontrollieren - dies wird der Zeitpunkt an dem wir zuschlagen, beginnend mit Rendili V.".
Kharron verbeugte sich respektvoll vor seinem Meister und setzte seine Männer in Bewegung.
Rosh wiederum lief hinüber zu einem geöffneten Fenster und betrachtete die sich im Wiederaufbau befindende Skyline Hana Citys, sowie die zahlreichen Kräne. Die am Horizont aufgehende Sonne warf einen goldenen Schimmer auf die neu errichteten Wolkenkratzer. Speeder zischten durch die Luft und das Leben kehrte allmählich in die verwüstete Stadt zurück.

"Keine Sorge, Bürger der Galaxis, die Cabur kommen.", flüsterte er und lächelte einen kurzen Moment für sich, "Die Cabur kommen."









 
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Anfang und Ende

Angefangen hatte es mit leichten Kopfschmerzen, doch mittlerweile war fast eine Woche vergangen, seitdem das C- Virus bei Eba Ail ausgebrochen war. Jetzt hatte sie das Gefühl, dass ihr Kopf gleich platzen würde. Der permanente Druck an der Stirn machte es ihr unmöglich über einen längeren Zeitraum klare Gedanken zu fassen. Doch nicht nur die geistigen Fähigkeiten der Frau waren befallen, sondern auch ihre körperliche Verfassung war verheerend schlecht. Ein Fieber von 40 °C, das sich weder durch Eiswasser noch durch Medikamente dauerhaft senken ließ, fesselte sie an das Bett und raubte ihr die letzten Kräfte. Nichts konnte die Mutter mehr eigenständig erledigen. Sie musste vollständig von ihrem Ehemann Terun und ihrer erwachsenen Tochter Schana gepflegt werden und das obwohl auch diese beiden erkrankt waren.

Einzig ihr Sohn Okin war gesund geblieben. Doch dieser war schon vor einigen Tagen, bevor sich ihr Zustand so rapide verschlechtert hatte, in den Tempel der Jedi aufgebrochen. Der machtbegabte junge Coruscanti hoffte dort für sie und den Rest der Familie eine Möglichkeit der Heilung und Rettung zu finden. Eine Hoffnung, die Eba schon längst verloren hatte. Sie war ohnehin nie eine große Optimistin gewesen, aber diese Situation war vollkommen aussichtslos. Es gab keinerlei Aussicht auf Erfolg. Das war ihr Ende, so viel stand fest. Doch in Verzweiflung versank sie daher nicht. Sie fühlte sich eher abgestumpft und leer. Dies war aber wohl kein Symptom der Virus-Erkrankung, denn diese Leere begleitete sie nun schon eine ganze Weile. Dass sie ihr eigener Tod nicht wirklich berührte, erfüllte sie mit einem größeren Schrecken als es der Tod an sich tat. Viele mochten ja glauben, dass es etwas tolles wäre, wenn man keine Gefühle mehr hätte, insbesondere keine negativen, aber dies war ein gewaltiger Irrglaube. Kein Schmerz, keine Trauer, kein Hass war auf Dauer schlimmer als dieses Gefühl der Abgestumpftheit. Diese Unfähigkeit die Emotionen richtig intensiv wahrzunehmen, führte ja noch nicht einmal dazu, dass einfach alles unangenehme vollkommen von einem abprallte. So machte sich Eba auch durchaus Sorgen um ihren Sohn. Sie hatte schon einige Tage nichts mehr von diesem gehört und er war nun mal auch ziemlich ungeschickt und tollpatschig für sein Alter. Sie malte sich immer die schlimmsten Geschichten aus, was denn passieren könnte, wenn ihre Kinder länger das Haus verlassen hatten. Es war zwar nie etwas vorgefallen, aber sie konnte diese Gedanken einfach nicht ausschalten. Vielleicht war Okin auf der weiten und gefährlichen Reise zum Tempel etwas zugestoßen. Vielleicht hatte er aber auch im Jedi-Tempel mit der Macht experimentiert und es war etwas schrecklich schief gegangen. Diese ganze Macht war ihr ohnehin nicht geheuer.

Ganz unbegründet waren ihre Sorgen in diesem Fall aber nicht gewesen. Okin kam zwar gerade lebend wieder an, doch ihre Tochter fragte ihn sogleich schockiert, was denn mit ihm passiert sei. Mühsam versuchte die besorgte Mutter ihren Oberkörper aufzusetzen. Es war so anstrengend. Ihr Sohn schien zu humpeln, aber ansonsten fehlte ihm nichts. Das negative Gedankenkarussel sprang sogleich wieder an, als er erzählte, dass er mit einer Waffe bedroht und ausgeraubt worden war. Was hätte sie nur getan, wenn ihm etwas passiert wäre? Hätte sie dann überhaupt etwas empfinden können? Wäre sie etwa eine so schreckliche Mutter gewesen, die nicht einmal um den eigenen Sohn hätte trauern können?

Eba musste sich sogleich wieder ins Bett fallen lassen. Selbst so kleine körperliche Anstrengungen wie den Oberkörper anzuheben waren ihr zu viel. Sie schloss die Augen und musste sich darauf beschränken einfach nur dem Gespräch der anderen zu lauschen. Das war bei diesen grässlichen Kopfschmerzen schon Herausforderung genug. Ihr Gatte Terun haderte als Begrüßung mit Okin: „Wer taucht denn hier auch mal wieder auf? Hattest du einen angenehmen Urlaub? Geld hast du mal wieder einiges verprasst, wie ich gehört habe.“ An seiner Stimme konnte die Mutter erkennen, dass ihr Sohn schwer von den harschen Worten des Vaters getroffen war. „Urlaub? Ich habe alles versucht, um bei den Jedi für euch alle eine Rettung zu finden. Und was hätte ich denn dagegen unternehmen sollen, wenn jemand mit einem Blaster auf mich zielt?“„Du könntest einmal ein Mann sein und auch mit einer Waffe das Haus verlassen und dich nicht wie ein ängstliches Mädchen verhalten! Und dann rennst du auch noch zu diesem Pack! Von denen wirst du eh nichts erhalten haben“, spuckte Terun aus.

Den darauf folgenden Geräuschen nach zu urteilen vermutlich sogar im wörtlichen Sinn. Bei ihrem Ehemann zeigten sich andere Symptome als bei ihr. Besonders auffällig dabei war, dass er immer wieder an unterschiedlichen Stellen, in der letzten Zeit aber am häufigsten im Rachenraum, blutete. Das geschieht ihm nur recht, dachte Eba bei sich. Sie war zur Zeit ununterbrochen von ihrem Mann genervt. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, wieso sie sich einst in diesen Mann verliebt hatte. Mittlerweile war sie permanent gereizt in seiner Gegenwart. Die Kinder schienen sich um ihn kümmern zu wollen, doch Terun schickte die beiden zu ihr: „Kümmert Euch lieber um Eure Mutter!“

Die beiden befolgten seine Anweisung, auch wenn Schana dies mit einigem Missfallen tat. „Sie liegt seit Tagen nur herum. Aber ist ja jetzt nicht so, dass das etwas Neues wäre.“ Eba wusste nicht, was sie ihrer Tochter getan hatte, dass diese so abschätzig über sie sprach. Sie hatte immer ihr Bestes versucht, aber das war wohl nicht gut genug. Sie hätte mehr Zeit für ihre Tochter investieren sollen, die sich des Öfteren schon beschwert hatte, dass sich mehr um Okin gekümmert wurde. Dieser erwiderte auf Schanas Aussage: „Sprich nicht so über sie. “

Eba öffnete ihre schweren Augenlieder. Selbst das Atmen fiel ihr nun schwer. Es war schön wieder das Gesicht ihres Sohnes zu sehen. Obwohl die Augen immer wieder zu fielen, entging ihr nicht der traurige und enttäuschte Blick und als ihr Junge zum Sprechen ansetzte, unterbrach sie ihn mit schwacher Stimme: „Es ist schon gut. Niemand kann gegen dieses Virus etwas ausrichten.“ Er brauchte ihr nicht zu sagen, dass er sie nicht retten konnte. Sie hatte es nie auch im Ansatz erwartet. Wer hätte dies auch von ihm erwarten können?

Doch Schana hackte sofort nach: „Du hattest kein Erfolg? Du hast keine Medizin?“ Und auch ihr Gatte, der sich von seinem Bluthusten erholt zu haben schien, schimpfte wieder los: „Natürlich haben sich diese ach so hochgeborenen Jedi nicht herabgewürdigt einer Familie aus den unteren Ebenen Medikamente zukommen zu lassen! Arrogante Arschlöcher sind das allesamt!“ Während sich der Rest der Familie weiter über das Thema stritt, fielen Ebas Augen endgültig wieder zu. Ihre Atmung wurde schwerer und schwerer. Ihr Ende war gekommen und sie fühlte keine Angst, sondern eher Erleichterung. Sie musste das alles nun nicht mehr ertragen. Und so verschied Eba Ail, obwohl sie im Kreise der Familie war, unbemerkt und allein.


***


Terun konnte nur den Kopf schütteln über die Naivität seines Sohnes. Er war von Anfang an gegen die Mission seines Erstgeborenen gewesen. Die Jedi scherten sich einen Dreck um die Normalsterblichen, vor allem wenn es sich um Angelegenheiten des einfachen Volkes handelte. Einem einfachen Arbeiter oder einem normalen Bürger der Mittelschicht, wie er es war, wurde in Coruscant sowieso nicht unter die Arme gegriffen, sondern das Leben schwer gemacht. Selbst vor dem Virus war es bereits so gewesen, dass sich die Reichen in den oberen Ebenen ein prunkvolles und luxuriöses Leben gönnten, während das einfache Volk in den unteren Ebenen um sein Leben kämpfen musste. Nicht einmal natürliches Licht hatten sie hier unten.

„Die Jedi interessiert es nicht, was mit uns aus den unteren Ebenen passiert! Vermutlich stecken sie sogar noch hinter der ganzen Sache!“
Sein Sohn widersprach ihm: „Das glaube ich nicht. Ein Heiler wollte mich sogar hierher begleiten, trotz der Gefahr für ihn.“
„Der kann froh sein, dass er nicht gekommen ist. So einen will ich hier nicht im Haus haben! Jeder von diesem Pack, der einen Fuß über die Türschwelle dieser Wohnung setzt, wird von mir persönlich erschossen, hast du das verstanden?“


Der Ursprung seiner Abneigung gegen Jedi oder besser gesagt alle Machtnutzer lag einige Jahre zurück. Damals hatte er noch für das Militär gearbeitet. Dort waren zwar nicht immer alle Aufgaben angenehm gewesen, aber die Einstellung dort hatte ihm gefallen. Ordnung und Pflichtgefühl standen an oberster Stelle. Vermutlich würde er heute noch immer dort arbeiten, wenn nicht mit einem Mal ein Jedi sein Vorgesetzter geworden wäre. Und für einen Jedi galten natürlich nicht die Regeln der Normalsterblichen. Der musste sich nicht wie die anderen erst im Rang nach oben arbeiten und sich beweisen, sondern diesem wurde einfach so eine die hohe Stellung zugeworfen. Das empfand Terun als äußerst ungerecht. Doch dies war nur die Spitze des Eisbergs. Nach kurzer Zeit unter der Führung des Jedi hatte er nicht mehr das Gefühl, dass dies ein Kampf zwischen Imperium und der Republik war. Eigentlich war es eher ein Krieg zwischen den Jedi und den Sith. Die Militärs, die normalen Menschen, waren einfach nur die Schachfiguren der Machtanwender. Doch nein das wollte er sich nicht länger bieten lassen. Er würde sich diesen Machtanwendern, die mit ihren übernatürlichen Methoden die sonderbarsten Dinge bewerkstelligen konnten, nicht unterwerfen und so quittierte er zum nächsten möglichen Zeitpunkt seinen Dienst.

Doch Okin wollte schon wieder zu einem Widerspruch ansetzen: „Ja, aber…“ „Nix, ja aber! Spar dir das mal. Mach einfach mal das, was ich dir gesagt habe!“ Immer musste sein Sohn das letzte Wort haben. Immer musste er klugscheißen, aber eigenständig war er noch immer kein bisschen. Er selbst hatte schon viel früher Verantwortung übernehmen müssen, aber Okin war noch so unselbständig. Er brauchte noch bei aller Hand Unterstützung, selbst bei einfachsten Sachen. Seine psychologische Ausbildung meisterte er zwar problemlos, worüber Terun stolz war, was er aber nie so wirklich aussprach. Bei allem technisch, handwerklichen und was man sonst so für den Alltag brauchte jedoch war er eine absolute Katastrophe. Seine Machtfähigkeiten würden ihn nicht durch das Leben bringen. Außer er würde sich tatsächlich darauf einlassen, sich diesem Jedipack anzuschließen. Wie sollte denn der Junge überleben, wenn er einmal nicht mehr war. Und wie es aktuell aussah, würde dies nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Heute Morgen hatte er jetzt sogar die Medikamente aufgebraucht, die das Blut etwas verdickten, so dass er bei seinen häufigen Blutungen nicht zu viel Blut verlor.

Plötzlich sprach Schana ziemlich aufgeregt: „Mutter? Mutter! Sie reagiert nicht mehr.“ Wie in Zeitlupe drehte sich Terun zu seiner Tochter und seiner Frau. Schana beugte sich über die Brust ihrer Mutter und lauschte. „ Sie atmet nicht mehr. Sie ist tot“, rief sie dann hysterisch aus. Es lief dem Mann mittleren Alters kalt über den Rücken. Er hatte es nicht geschafft, seine Frau zu beschützen. Er hatte doch immer nur gewollt, dass es seiner Familie gut ging, aber jetzt war er so machtlos gewesen. Ein unsichtbarer Feind, den man nicht besiegen konnte, hatte sie heimgesucht. Tränen liefen ihm die Wange herunter, er schlug immer wieder mit der Faust auf den Oberschenkel und murmerlte: Nein, nein.“

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der mit sich selbst beschäftigt gewesen war und nicht mitbekommen hatte, wie seine Kinder die Nachricht aufgenommen hatten, hörte er wie Okin mit einer schluchzenden Stimme sprach: „Wir müssen weg hier. Wir müssen in ein Feldlazarett. Ansonsten werden wir alle sterben. Ich habe von einem gehört, in dem eine der besten Heilerinnen der Jedi arbeiten soll.“ „NEIN!! Meine Frau, deine Mutter ist tot. Die Jedi sind schuld! Die Jedi sind an allem schuld! Das Virus kam mit den Jedi! Vermutlich stecken die Mistkerle sogar hinter dem Ganzen!“, flippte Terun aus. In seiner Verzweiflung brauchte der Mann einfach einen Feind und diese mysteriösen, fremden Jedi waren dafür einfach bestens geeignet. Er musste einfach jemand anderen im Moment für seine schreckliche Lage verfluchen. Anders konnte er damit nicht umgehen. Er brauchte diesen Hass in diesem Moment einfach so sehr, dass er dabei nicht einmal bemerkte, wie er die Wahrheit verdrehte, denn es gab keineswegs einen vollkommen klaren Zusammenhang zwischen der Ankunft der Jedi und dem Ausbruch des Virus.

Sein letztes geschrienes Wort, ging in einen Hustenanfall über. Er spuckte wieder Blut. Doch diesmal war es mehr Blut, viel mehr. Er fühlte sich so benommen. Er würde gleich zusammenbrechen und sterben. Sein letzter Blick fiel auf seine Kinder. Er konnte sie nicht mehr beschützen, er konnte ihnen nicht mehr helfen. Es gab so vieles, was er ihnen noch zeigen und sagen musste. Er hatte ihnen noch nie gesagt, dass er stolz auf sie war. Doch nun war es sein Ende. Es war zu spät.


***


Für Schana schien die Zeit zuerst wie in Zeitlupe zu vergehen, als er ihr Vater keuchend und blutspritzend auf den Boden sank. Es war ein grausiger und verstörender Anblick. Für einen Augenblick stand sie wie versteinert da, erst nach einigen Sekunden, als der Vater bereits bewusst los war, kam sie wieder im Hier und Jetzt an. Die junge Frau sprang zu ihrem Vater und wollte ihm irgendwie helfen. Dabei schrie sie hysterisch ihren immer noch wie angewurzelt dastehenden Bruder an: „Hilf mir! Und steh nicht nur dumm herum! “ Wenn sie nichts unternahmen, würde ihr Vater in kürzester Zeit verbluten. Doch wie sollten sie denn die Blutung stoppen? Sie war nicht einfach so zugänglich, sie hatte ihren Ursprung irgendwo im Rachenraum. Sie drückte den Mund des Vaters auf und versuchte die Quelle des Blutes zu entdecken. Sie entdeckte einen kleinen Riss. Doch weder sie noch ihr Bruder hatte eine medizinische, geschweige denn eine chirurgische Ausbildung. Wie sollten sie nur diese Wunde schließen. Sie versuchte erstmal die Wunde mit ihrem Finger zu verschließen. Doch ihre Hand zitterte aufgrund des großen Stresses wie verrückt, so dass dies wenig Erfolg brachte. „Was sollen wir nur tun? Was sollen wir nur tun? Er blutet wie ein Schwein.“

Ihr Bruder war da mal wie üblich in solchen Sachen eine große Hilfe. Er stand immer noch völlig erschüttert da und es fiel ihm nichts Besseres ein als zu sagen: „Kann man das vielleicht irgendwie zukleben oder nähen?“ Das klang nach einer dämlichen Idee, aber sie hatte auch keinen besseren Einfall. „Dann hol mir Nadel und Faden!! Worauf wartest du oder muss ich auch das noch selber machen?“ Schana war völlig in Panik. Der ganze Boden war bereits mit dem Blut von Terun bedeckt. Der Stress übte einen negativen Einfluss auf sie und ihre Symptome aus. Und dann brauchte Okin auch noch gefühlte Ewigkeiten bis er endlich die geforderten Materialen brachte. Gib endlich her! Das hätte ich ja schneller selber holen können.“ Sie wollte zwar den Riss nähen, aber die Hand, diese verdammte Hand blieb nicht ruhig. Der Tremor war einfach zu stark. Der Stress verstärkte die Symptome der motorischen Unruhe nur noch. Sie schaffte es nicht einmal den Faden in die Nadel einzufädeln. Sie blaffte ihren Bruder an: „Warum muss immer ich sowas machen? Du weißt, dass ich krank bin. Mach du das schnell! Schnell!“ Doch ihr Bruder war motorisch alles andere als begabt und hätte es wohl nicht mal geschafft den Faden einzuführen, wenn er nicht in so einer Drucksituation gewesen wäre. Sie lauschte an der Brust des Vaters. Er atmete nicht und auch sein Herz schlug nicht. Ihr Vater war tot.

Schana schluchzte herzergreifend. Innerhalb einer halben Stunde hatte sie beide Eltern verloren. Sie flennte wie ein Schlosshund. Sie konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte das alles nur passiert sein. Ihr Bruder Okin war zwar ebenfalls erschüttert, versuchte sie aber zu trösten und sie in den Arm zu nehmen. Doch sie schubste ihn einfach nur weg. Sie wollte ihn gerade nicht in ihrer Nähe haben. Wenn er anders gehandelt hätte, wäre das vielleicht gar nicht so passiert. Warum nur war er zu den Jedi gegangen und kam nun mit leeren Händen zurück? Warum nur musste sie als seine kleine Schwester so häufig die Verantwortung übernehmen, nur weil er motorisch so ungeschickt war. Sie konnte nicht mehr still bei ihrem Vater sitzen. Sie musste sich bewegen. Es war so ein unglaublicher Drang. Sie fühlte sich so unruhig. Und marschierte mit ihrem tränenverschmierten Gesicht im Kreis durch den Raum. Sie musste sich einfach bewegen, immer weiter bewegen. Sie konnte es nicht unterdrücken. Während sie so durch den Raum stampfte, sah sie ihrem Bruder zu, der noch immer neben dem Vater saß. Er schien ihn friedlich für den Tod herrichten zu wollen. Ihr fiel dabei auf, dass Okin den silbernen Dolch, den der Vater immer bei sich getragen hatte, an sich nahm. Was ziemlich verwunderlich war, da ihr Bruder ansonsten Waffen verabscheute. Aber vielleicht hatte ihn die Erfahrung, ausraubt zu werden, etwas besseren belehrt. Mit der Zeit reichte es Schana auch nicht mehr, einfach nur zu gehen. Sie musste auch die Hände bewegen. Wütend schlug sie in die Luft. Die Hände zuckten dabei manchmal auch unwillkürlich, in die eine oder andere Richtung.

Okin sagte nichts zu ihrem merkwürdigen Verhalten. Vermutlich wusste er, dass es sich bei der motorischen Unruhe sowie ihrem extrem gereizten Verhalten um Symptome der rasenden Variante handelte. Doch er fragte sie: „Was machen wir mit unseren Eltern? Wie bestatten wir sie? Wir müssen dann schnellst möglich mit dir in dieser Lazarett zu der Jedi-Heilerin.“ Schana tobte: „Warum muss ich das immer wissen? Kannst du nicht mal was alleine entscheiden. Und ich gehe bestimmt nicht zu diesen merkwürdigen Jedi. Ich stimme Papa zu, dass man denen nicht trauen kann. Und was hat es uns gebracht, dass du zu den Jedi gegangen bist. Schau unsere toten Eltern an.“ Dabei zeigte sie mit dem Finger auf diese. Okin erwiderte: „Die Jedi können teilweise heilen, zumindest aber das Ganze verlangsamen. Du hast doch gar keine andere Wahl!“

Die junge Coruscanti wollte energisch widersprechen, doch just in diesem Moment traf einer ihrer Schläge in die Luft eine Kerze. Sie versuchte die Kerze aufzufangen, aber durch eine unwillkürliche Zuckung schlug sie die Kerze auf die Vorhänge, die innerhalb von Sekunden lichterloh in Flammen aufgingen. Sie nahm sich eine schwere Decke, weil sie das Feuer löschen wollte. Doch der Stress intensivierte scheinbar erneut die durch den Virus verursachte motorische Unruhe. Sie war nicht länger der Herr über ihren Körper. Sie fiel zu Boden. Die Hände zuckten unkontrolliert durch die Gegend. Wäre ihr nicht Okin zur Hilfe geeilt und hätte sie nicht von den Flammen weggezogen, wäre sie vermutlich verbrannt. Er schrie ihr ins Ohr: „Wir müssen weg hier. Wir kriegen die Flammen nicht mehr unter Kontrolle. Kannst du noch Laufen?“

Die völlig aufgelöste Schana versuchte wieder aufzustehen, doch es zog ihr immer wieder die Füße weg. Der Tremor und die Zuckungen waren auch auf die Füße übergegangen. Okin hatte ein Einsehen und nahm sie auf die Arme. Ihr Bruder versuchte sie tragen. Ihr schwächlicher Bruder versuchte sie zu tragen. Er war nicht muskulös und wog vermutlich zumindest nicht viel mehr als sie. Er schaffte sie zwar aus dem Haus, aber sie konnte seine Schweißperlen auf der Stirn erkennen. Er überanstrengte sich. Er konnte ja kaum selber laufen, nachdem er sich den Fuß bei dem Raubüberfall verdreht hatte. Und dass sie ihm immer wieder unabsichtlich mit ihren Händen und Füßen schlug, machte die Sache sicher nicht einfacher. Einige Meter hinter dem Haus ließ er sie zuerst einmal ab, um sich zu erholen. Sie zappelte am Boden, doch sie konnte noch einen Blick auf ihr altes zu Hause werfen. Sie konnte die lodernden Flammen und die Rauchschwaden durch das Fenster sehen. Ihr liefen wieder die Tränen herunter. Sie war schuld, dass ihre Eltern tot waren und dass das Haus ihrer Familie zerstört wurde. „Ich bin schuld. Ich bin an allem schuld. All das wäre gar nicht passiert, wenn ich mich nicht von meinem Freund hätte beißen lassen.“ „ Niemand kann etwas dafür. Lass dich nicht hängen. Wir müssen weiter zu dem Lazarett“, entgegnete Okin, der sichtlich erschöpft wirkte und trotzdem den Anschein machte sie wieder auf die Arme nehmen zu wollen. Nein. Ich will nicht. Ich habe es nicht mehr verdient zu leben. Du kannst mich sowieso nicht so lange tragen.“ Okin ignorierte ihre Worte weitgehend, nahm sie wieder auf und marschierte entschlossen Richtung Lazarett: „Red keinen Stuss.“

Auch wenn er der Erschöpfung nahe zu sein schien, ließ er nicht ab stundenlang weiterzulaufen. Egal, was Schana zu ihm sagte und wie sehr sie auch zappelte. Die Angst schien bei ihm außergewöhnliche Kräfte frei werden zu lassen. Er hielt erst wieder an, als er keine andere Wahl mehr hatte. Schana hatte es den Hals zu geschnürrt. Sie hatte einen starken Krampf im Schlund. Sie hatte, dass Gefühl zu ersticken. Panik stieg in ihr hoch. Das Herz pochte immer schneller und schneller. Sie hatte schreckliche Angst. Der Tod bei der rasenden Variante war sehr grausam. Diese Krampfanfälle im Bereich des Halses würden immer wieder kommen. Immer schneller, immer häufiger, immer intensiver. Und dann am Ende würde sie elendig versticken.

Okin hatte sie abgelassen und hatte sich vor sie hingekniet mit geschlossenen Augen. Was machte er denn da? Versuchte er etwa irgendetwas mit der Macht zu erreichen. Wenn, dann schien es keine Auswirkungen zu haben. Sie hatte weiterhin schreckliche Schmerzen. Er schien mit dieser Machtsache aufzugeben und versuchte sie zu beruhigen. Nach ein paar Minuten war der Anfall abgeklungen, aber würde wieder kommen und zwar deutlich schneller als ihr lieb war. „Es ist zu spät, Okin. Der Stress hat den Verlauf der Erkrankung akzeleriert.“ „ Nein, ich gebe nicht auf. Der Stress ist dafür verantwortlich. Davon wurde mir schon eine Machtanwendung gezeigt. Das kann ich bestimmt.“ Wieder schloss ihr Bruder die Augen und versuchte offenbar irgendetwas mit dieser sonderbaren Macht zu erreichen. Sie wusste nicht, ob er es wirklich geschafft hatte oder ob es nur ein Placebo-Effekt war, aber sie fühlte sich mit einem mal eine Spur ruhiger. Die Arme und Beine zappelten auch nicht mehr so stark. Aber die Verbesserungen waren nur so minimal, dass es sinnlos war, auch nur im Entferntesten glauben zu können, dass sie die stundenlange Reise zum Feldlazarett überleben würde.

„Okin? Du hast doch noch den Dolch von Vater einstecken, oder?“ Ihr Bruder zog als Antwort den silbernen Dolch heraus, der einst ihrem Vater und davor dessen Vater Calin Ail gehört hatte. Er sah wunderschön und zugleich gefährlich aus. In den Griff waren die zwei verschnörkelten Buchstaben C und A eingraviert. Okin fragte: „Wozu brauchst du denn den?“ Doch bevor er seinen Satz beendete, wusste er die Antwort schon. Nein, das kann ich nicht zulassen. Wir schaffen das schon.“ „Nein, wir schaffen das nicht, aber du kannst es schaffen. Der Weg ist für mich zu weit. Du hast doch meine ganzen Symptome in den letzten Stunden erlebt. Die motorische Unruhe, den Wechsel aus Aggression und Depression und die Krämpfe. Ich werde nur Schmerzen erleiden, um dann am Ende einen qualvollen Erstickungstod zu sterben. Vielleicht würde ich sogar noch so verrückt werden, dass ich dich beiße. Hilf mir das zu beenden!“ Okin flehte: „Das kannst du nicht von mir verlangen.“ Mit wieder einem kleinen Zornanfall sagte Schana: „Sei einmal der große Bruder und übernimm Verantwortung.“ Eine gefühlte Ewigkeit verging bis Okin mit fast erstickter Stimme antwortete: „Ok…Wie?“

Schana war ihrem Bruder dankbar, dass er sie auf dieser letzten Reise unterstützte. Sie sah noch einmal zum Himmel und sagte: „Warte noch einen Moment. Dies ist ein schöner Ort, um zu sterben.“ Es war eine der wenigen Stellen in Coruscants unteren Ebenen in denen man einen so freien Blick nach oben hatte, dass man tatsächlich den Himmel und untertags auch die Sonne sehen konnte. Doch es war gerade erst kurz vor der Dämmerung. Ein Zustand zwischen Tag und Nacht. „Okin, erinnerst du dich noch, was wir uns früher geschworen haben?“ „An was genau?“ „Wir haben immer gesagt, dass wir einmal in die oberen Ebenen kommen werden und uns für Gerechtigkeit in Coruscant einsetzen. Und es in eine glorreiche Zukunft anführen. Ich werde das wohl nicht mehr können. Doch du kannst das noch. Wer sollte das denn auch besser können als jemand mit dem Namen Okin Ail. Versprich mir, dass du das schaffst!“ Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht, sagte Okin: „Ich verspreche es. Ich werde tun, was getan werden muss. Coruscant wird nicht diesem Virus zum Opfer fallen.“ Während der erste kleine Lichtstrahl des Morgens auf Schana herabfiel, spürte sie einen kurzen, stechenden Schmerz in der Brust. Und danach war ihr Leben vorbei. Und sie ließ ihren machtbegabten Bruder Okin zurück, dessen Bestimmung noch ungewiss war. Hatte das Schicksal dies als den Anfang, das Ende oder als den Anfang vom Ende der Geschichte dieser Macht bestimmt?
 
Glückstag


Es regnete.

Die dicken, massigen Tropfen fielen unaufhörlich auf die wachsartigen Blätter der oberen Schicht, ließen ein Prasseln ertönen, dessen Lautstärke einem Orchester auf Coruscant Konkurrenz gemacht hätte. Der Himmel war wolkenverhangen; das kleine bisschen Sonnenlicht, das es durch die Masse hindurchschaffte, musste sich dann noch durch die Blätterschichten der großen Bäume kämpfen – eine nach der anderen, bis es schließlich am Erdboden ankam. Hier unten war der Niederschlag nicht annähernd so laut wie oben, und auch nicht annähernd so stark. Dennoch, Regen war Regen, die meisten hätten selbst den Regen, der hier unten fiel, für einen Sturzregen sondersgleichen gehalten - und außerdem, was spielte es überhaupt für eine Rolle, wie stark er nun war?

Gar keine. Denn hier auf Va’art gehörte Regen zur Tagesordnung, genau wie die Nacht- und Tageszeiten, wie die sprießende Flora und ebenso wie die Ereignislosigkeit. Die Nächte hier waren friedlich, die Tage meistens ebenso. Dieser Mond war verschlafen – genau wie das kleine Wesen, das sich gerade mitten in seinem Tagesschlaf befand.

Es lag auf einem Ast mitten im Dschungel, auf einem Baum, der geradewegs neben einem kleinen Tümpel stand. Der Platz war perfekt zum Schlummern – die kleinen Tiere im Wasser machten angenehme Geräusche, richtiggehend einschläfernd, und wenn es abends aufwachen würde, dann hatte es gleich einen Ort, an dem es vergnügt plantschen konnte. Allerdings lag die Wahl des Schlafplatzes auch zum Großteil eher daran, dass der kleine Kerl
vor dem Schlafen ebenfalls ein wenig geplantscht hatte – und danach definitiv zu müde gewesen war, um sich weit weg zu bewegen. Aber, wen interessierte das? Das Leben war angenehm, und was sollte man schon Weiteres tun, außer essen, rennen und schlafen? Rennen war ohnehin das Beste, das es gab – die Luft um sich herum zu spüren, die Waghalsigkeit zu testen, wenn man von Ast zu Ast sprang… Und Essen. Essen war eine wunderbare Beschäftigung, und davon konnte man wirklich nicht genug bekommen. Essen konnte man sogar im Schlaf… Von Essen zu träumen war eines der schönsten Dinge, die einem passieren konnte.

Nicht, dass das kleine Fellknäuel so ausgesehen hätte, als ob es viel essen würde. Nein, man sah es ihm nicht an. Sein Körper schien ein wenig rundlich, wie es sich für ihn und seine Artgenossen gehörte, doch vor allem täuschte sein dickes braunes, seltsam glattes, wasserabweisendes Fell darüber hinweg, wie beweglich es doch eigentlich war. Mit seinen kleinen Zehen, die schon fast Fingerchen waren, klammerte es sich sicher am Ast fest, so sicher, dass nichts und niemand ihn davon lösen konnte, wenn es selbst nicht wollte.

Was selbstverständlich nicht hieß, dass nicht irgendetwas
den Ast vom Baumlösen konnte.

Ein Krachen im Wald kündigte das Unheil schon wenige Momente vorher an, und zu Tode erschrocken öffnete das Tier seine großen, kugelrunden, gelben Augen. Was war das?Seine Instinkte waren sofort zur Flucht bereit, denn das Ungetüm, das da die übliche Dschungelfriedlichkeit durchbrach und direkt auf den hohen Baum zustürzte, war riesig. Nein, nicht nur riesig, es war… gigantisch hätte es wohl besser getroffen, ein gigantischer, weißer Wurm, mit für den Moment unzählbaren Armen (oder Beinen?) – zumindest hätten diese Worte gepasst, wenn das Pelztier in der Lage gewesen wäre, Gedanken wie diesen in diesem Moment in Ruhe zu erfassen.
So aber hatte es kaum Zeit, mit seinen Fluchtinstinkten zu reagieren, als der Ast durch die Rüttelbewegungen des Bodens mit einem Knacken, das in dem sonstigen Lärm unterging, zu Boden fiel.

Au!
Der Aufprall war bei diesem ganzen Regen und der Bewegung des großen Ungeheuers genauso wenig zu hören wie das Aufkreischen des kleinen Tieres, dessen Pein in seinem Hinterbein plötzlich unermesslich war. Warum, warum hatte es auch den Ast losgelassen? Nun zu fliehen war idiotisch, nun zu fliehen machte keinen Sinn, es hätte auf dem Ast bleiben sollen, dann wäre der Sturz zumindest abgedämpft worden… aber nun war es zu spät, und das einzig gute war, dass das Heulen im Regen völlig unterging und so zumindest nicht das riesige….
irgendwas auf sich aufmerksam machte.
Heute war einfach nicht sein Glückstag. Man hatte ihm Geschichten erzählt… Geschichten von diesem…
Ding, das nicht einmal einen wirklichen Namen hatte, weil kaum einer eine Begegnung überlebte, und dessen Aussehen in den Erzählungen niemals, aber auch wirklich niemals an die Realität herankamen… Es war größer. So viel… größer
Auch das Fellknäuel würde nicht davon berichten können. Leises Bedauern machte sich in ihm breit. Aus dem wunderbaren Abendessen würde wohl nichts werden, genauso wenig aus dem gemütlichen Plantschen… Denn unaufhaltsam kam das Monster immer näher. Näher. Noch näher. Immer, immer näher…
Die Pelzkugel schloss ängstlich die Augen. Das war nicht zu ertragen… einfach nicht zu ertragen…

Ein ohrenbetäubendes Krachen übertönte sogar den Regen und das Poltern. Die Augen waren prompt wieder aufgerissen, denn Neugierde überdeckte nun einmal alles. Was war da los? Ein solches Krachen hatte es noch nie gehört… Und ein solches Objekt auch nicht. Es kam nicht an die Größe des weißen Monstrums heran, doch…es schien zu brennen, und sein Lärm war definitiv stärker.

Das kleine Tier betrachtete fasziniert, wie dieses neue Ding immer größer wurde, vergaß alles um sich herum, auch die drohende Lebensgefahr. Es war grau und bestand aus einem Material, dass es noch niemals gesehen hatte. Es flog… wie ein Vogel, doch verlor es immer mehr an Höhe. Es hatte außerdem eine ganz andere Form als die Vögel, die das kleine Wesen kannte, auch wenn es Ähnlichkeit mit einem Mhuali hatte.
Es beobachtete schließlich auch, wie das brennende Objekt mit einem lauten Platschen und Krachen im Teich landete, und erst da fiel ihm mit Schrecken ein, was vor diesem Ereignis auf es zugewalzt war.
Doch Moment… hätte es nicht schon längst platt wie ein Palius sein sollen? Erneut schlossen sich die Augen in der Erwartung, dass dieses Ereignis jeden Moment eintreten würde, doch als auch nach ein paar weiteren Sekunden nichts geschehen war, blinzelte das Pelztier verwirrt und sah sich um. Das große Ungetüm… wo war es? Da dämmerte es langsam. Der große, graue Vogel… er musste es vertrieben haben. Das heute war nicht sein Glückstag? Von wegen! Das war der schönste Tag, den es geben konnte! Am liebsten wäre das Tier ein wenig herumgerannt, und erst Recht zum Baden in den Tümpel gehüpft, doch letzteres traute es sich wirklich nicht, und ersteres… erst jetzt begann sein Bein wieder richtig zu schmerzen. Es ließ sich kaum bewegen… und auch, wenn das Fellknäuel überlebt hatte, es hatte einen hohen Preis dafür bezahlt. Ob es noch weiterhin so schnell rennen konnte wie bisher? Versuchsweise bewegte es sein Bein, doch die Qual war riesig. Nein… mit dem schnellen Rennen, mit dem Genießen, war es vorbei. Vorbei… für immer.

Das kleine Wesen stieß erneut einen gequälten Laut aus, dieses Mal einen Laut voller Frustration. Wie hatte das geschehen können? Wieso war es nicht einfach auf dem Ast sitzen geblieben… In seiner Pein riss es seine Kugelaugen noch weiter auf als normalerweise, und da sah es, wie ein Zweibeiner aus dem Vogel gelaufen kam. Ein Zweibeiner… der einen anderen Zweibeiner auf den Armen trug. Auf den Boden legte, auf ihm herumdrückte und andere seltsame Dinge tat. Und schrie. Weshalb schrie es so? War das so üblich bei Zweibeinern? Wie auch immer – dieser da hatte ihm das Leben gerettet. Und der andere auch. Oder war zumindest daran beteiligt gewesen… und damit war den beiden seine absolute Dankbarkeit sicher. Und seine ewige Treue, das stand fest.

Mühsam schleppte das Tier sich zu der Stelle, wo die beiden sich befanden, doch bevor es ankam, rannte der eine Zweibeiner schon wieder zurück, und der andere folgte langsam. Sie redeten kurz, und dann ging es wieder los, hin und her. Ohje, ohje... Verwirrt blieb das Pelztier sitzen. Konnten die beiden sich nicht entscheiden, wo sie sich aufhalten wollten? Obwohl sie nur zwei Beine hatten, konnten sie erstaunlich gut damit umgehen. Zumindest der eine der beiden. Der andere saß irgendwann eine Zeitlang nur noch herum… wenigstens etwas. So konnte der kleine Kerl sich ebenfalls ein wenig ausruhen.
Doch dabei blieb es nicht. Natürlich nicht.
Die beiden Zweibeiner verschwanden, und als sie eine Weile nicht mehr zurückkamen, da setzte sich mit einem brummenden Geräusch auch das Tier in Bewegung.

Die beiden waren wohl Tagwesen, denn als es sie schließlich einholte, waren sie offensichtlich gerade dabei, es sich bequem zu machen. Inklusive Fellwechsel… das war ja einmal eine spannende Methode. Durchaus praktisch, doch im Zweifel würde das Pelzknäuel immer darauf bestehen, sein eigenes Fell zu behalten. Was, wenn man das Ersatzfell verlor? Oder beide? Nein. Nein, lieber nicht.

Den Anfang der Nacht nutzte das Kleine, um sich langsam an seine neuen Laufmöglichkeiten zu gewöhnen. Es war nicht einfach, doch irgendwann hatte es eine Methode gefunden, die zumindest nicht allzu schmerzhaft war.
So war es schließlich schwierig, aber nicht unmöglich, den beiden Zweibeinern am Tag zu folgen, als sie wieder aufbrachen. Langsam, aber unaufhaltsam trabte es im Schutze der Blätter dahin, folgte seiner Nase, wenn die breite Schneise, die die zwei hinterließen, einmal nicht offensichtlich zeigte, wo sie entlanggegangen waren. Offenkundig kannten sie sich nicht aus, denn die Route, die sie nahmen, machte überhaupt keinen Sinn. Mal liefen sie beinahe im Kreis, mal liefen sie Wege, bei denen schon von Anfang klar war, dass sie bei ihrer Größe keine Chance haben würden, dort entlang zu gehen… Nicht nur einmal gab das kleine Wesen fiepende Geräusche von sich. Wenn sein Bein nicht so wehtun würde, dann wäre das wirklich äußerst amüsant.
Viele Stunden später machten sie aber endlich, endlich Rast, und das Tierchen machte es sich müde und ein klein wenig hungrig – es hatte sicher nur fünf oder sechs Mal gefressen, wie sollte man da satt werden? - auf dem Baum bequem, unter dem es die beiden gefunden hatte und schlief, trotz der Nachtzeit, auf der Stelle ein.

Es erwachte, weil es plötzlich einen lauten Schrei hörte.
Einen
sehr lauten Schrei…
Die großen Augen waren im Nu aufgerissen, und das Bild, das sich jetzt in der Morgensonne bot, war weitaus furchterregender als das von gestern Abend.
Das Monstrum.
Das Monstrum hatte es wieder gefunden… Es ragte angsteinflößend am kleinen Feuer, an dem die Zweibeiner geschlafen hatten, auf. Dieses Mal hatte es sich irgendwie angeschlichen, denn das kleine Tier hatte trotz seiner feinen Ohren nichts wahrgenommen. Wie es das angestellt hatte, würde wohl für immer ein Rätsel bleiben, aber es interessierte momentan auch nicht. Starr vor Schreck sah es zu, wie das Kurzhaarige Wesen seltsame, farbige Blitze auf das Ungetüm abfeuerte, die nichts, aber auch rein gar nichts zu bewirken schienen. Das war es wohl, mit seinen Rettern… spätestens, als das Ding zum Gegenangriff ausholte. Das Fellknäuel duckte sich erschrocken an den Ast, als seidige Fäden aus dem Mund des riesigen Wurmes gespien kamen. Jetzt war es aus… jetzt war es sicher aus…
Die Fäden, wie es verwundert feststellte, erreichten jedoch niemals ihr Ziel, fielen einfach so zu Boden… Wie funktionierte das nur?
Jetzt griff auch das Langhaarige Wesen ein, und fasziniert wurden die Augen des kleinen Tieres noch größer. So ein schönes, grünes, summendes Dingsda, was es da hatte… Und ooooooh… es konnte die Spuckfäden sogar verschwinden lassen!

Die beiden waren offensichtlich kein so leichtes Ziel wie gedacht, aber lange würde das nicht so weitergehen. Das hatten sie ganz klar ebenfalls erkannt, denn als auch die brennenden Holzscheite im Maul des Riesendings nichts brachten, da begann der eine Zweibeiner, flugs alle Dinge einzusammeln, die noch herumlagen. Lustigerweise schaute das Ungetüm ziemlich bald, nachdem alles gepackt war, in eine andere Richtung, es schien von irgendetwas abgelenkt worden zu sein, und das nutzten die zwei um mit unglaublicher Geschwindigkeit davon zu flitzen.

Und erschrocken stellte das Pelztier fest, dass es nun alleine war mit einer wütenden Riesenraupe.

Die sich genau auf es zu bewegte… den beiden hinterher.

Oh.

Dieses Mal krallte es sich mit aller Macht in seinem Ast fest, und nach ein paar langen, endlos langen Sekunden war klar, dass
dieser Ast glücklicherweise standhalten würde, obgleich er wackelte wie verrückt. Keine unfreiwillige, harte Landung diesmal… aber viel Zeit zum Erholen blieb nicht, denn, wenn das kleine Fellknäuel die beiden nicht aus den Augen verlieren wollte, dann musste es los. Schnell.

Glücklicherweise liefen die zwei schon wieder viel im Kreis. Oder, zumindest nahmen sie nicht einen geraden Weg... Hatten sie überhaupt ein Ziel? Das machte es allerdings einfacher, ihnen zu folgen, und sie schlussendlich sogar einzuholen. Außerdem schien der Regen ihnen nicht so zu behagen… seltsam. Andererseits hatten sie auch nicht so ein schönes Fell. Ihres bedeckte ja gar nicht mal den ganzen Körper…
Auf einem Ast an ihrem Weg schließlich ruhte das Tier ein wenig aus. Das Laufen mit dem schmerzenden Hinterbein war wirklich anstrengend, und es tat gut, sich nun ein wenig zu erholen. Erholen… Vielleicht sogar ein wenig schlafen…
Dass das Langhaarige aber ausgerechnet in
seine Richtung laufen würde, damit hatte es nicht gerechnet. Die Blätter, die das Tier verbargen, wurden zur Seite geschoben, und braune Augen starrten es, vermutlich erschrocken, an.
Die Pelzkugel war allerdings nicht weniger erschrocken, und plötzlich erschien ihr der Plan, die beiden zu begleiten, nicht mehr ganz so klug. So nah bei ihnen… was, wenn sie nichts Gutes im Sinn hatten? Humpelnd wollte es sich, ohne den Blick, zur Sicherheit, von ihnen abzuwenden, davonmachen, doch dann blieb es nach einer kurzen Strecke doch wieder stehen. Die Neugierde siegte…
Es legte den Kopf ein wenig schief, betrachtete die beiden aus der Nähe. Dazu hatte es bisher gar keine Gelegenheit gehabt. Das kurzhaarige Ding, das etwas unverständliches gesprochen hatte, das war sicher ein Männchen. Und das Langhaarige… das streckte gerade langsam seine Hand aus und murmelte ebenfalls irgendwelche Worte. Bestimmt ein Weibchen. Ganz bestimmt… Es fühlte sich… gut an, als die Fingerspitzen über sein Fell strichen, auch wenn die Instinkte schon wieder danach schrien, lieber davon zu laufen. Aber jemand, der so vorsichtig war, wollte doch bestimmt nichts Böses? Oder?
Sicher nicht, und daher ließ das Tier beinahe hypnotisiert auch zu, dass das Weibchen es langsam vom Ast löste. Erst, als es sich auf dem Arm von jenem wiederfand, wurde ihm klar, dass es nun verloren war, falls die beiden schlechte Absichten hatten. Es sollte doch lieber wieder… Nein. So sanft, wie das Weibchen es berührte – nein. Es war hier ganz bestimmt sicher…

Jetzt kam auch das Männchen noch hinzu. Seine Berührung war ebenso vorsichtig, seine Stimme ebenso beruhigend, ja, beinahe schon einschläfernd... Es könnte doch einfach…
Und plötzlich – plötzlich zuckte das Fellknäuel einmal zusammen, kurz bevor es bemerkte - der Schmerz, der Schmerz, den es nun zwei Tage lang ertragen hatte, der Schmerz, der es vom Rennen, vom Toben, vom frei sein abgehalten hatte, der war fort. Fort, weggeblasen - einfach verschwunden.

Mit großen, dankbaren Augen starrte das Tier das Männchen an, und das Männchen starrte zurück. Sein Werk… sein Werk, das wusste das Tier ganz genau. Auch, wenn es nicht erklären konnte, wie. Und völlig egal, was von nun an geschehen würde. Völlig egal, ob es klug war oder nicht. Es würde hierbleiben. Bei diesen beiden. Sie hatten ihm erst sein Leben geschenkt, und nun auch noch seine Freiheit. Da bestand überhaupt nicht mehr die
Möglichkeit, nun fortzugehen.
Nein.
Das hier war das Richtige. Das hier fühlte sich gut an. Dieser Arm, diese beiden Stimmen, dieses Gefühl.
Und mit einem kleinen Brummen löste das Fellknäuel den Augenkontakt, schmiegte sich noch mehr an die es umschließenden Arme, schmiegte sich an den Körper, der es so wohlig hielt.
Das hier war nun sein Zuhause.
 
Unerbittlicher Kampf
Galantos – Oberflächensektor 0456 Ein Platoon der Imperialen Armee und zwei AT-ST's unter der Führung von Chief Warrant Officer Derrek Lancer


Langsam und immer auf die Umgebung achtend, zog das Platoon unter der Führung des Chief Warrant Officers Derrek Lancer durch die teils verwüstete Landschaft von der Imperialen Welt Galantos. Derrek wurde erst nach Eintreffen der Yevethanern in den Rang des Chief Warrant Officer befördert. Kurz danach hatte man ihm 2 AT-ST's und 38 frische Mann von der Akademie zugeteilt. Er hatte bei diesen Soldaten ein ungutes Gefühl. Lieber hätte er ein paar Veteranen befehligt, die schon Kampferfahrung gesammelt hatten, nicht so wie die insgesamt 38 Grünschnäbel hier.Einige Blasterschüsse ließen Derrek und das Platoon aufhorchen. Anscheinend kamen sie aus der Fia Siedlung vor ihnen. Trotzdem mussten sie Vorsicht walten lassen, schließlich wusste keiner was dort los war. wollte keine unnötigen Todesfälle riskieren, deutete auf 3 Fireteams und bedeutete ihnen mit einem leisen Befehl und dem dazugehörigen Handzeichen was zu tun war.
Jeweils links und rechts rückte ein Fireteam neben den Hauswänden vor. Das Dritte duckte sich, sodass nur ihre Köpfe leicht aus dem Hohen Gras ragten und schlichen sich behutsam zum Tor der kleinen Siedlung.
Dave Torea, Anführer des Deltateams lugte vorsichtig um die Ecke und zuckte zurück, es war ein erschreckendes Bild: Der ungleiche Kampf zwischen Mann und Yevethaner. Zum Pech aller waren die Invasoren deutlich in der Überzahl. Ein Veteran hätte dieses Gemetzel besser weggesteckt, doch Dave war erst seit drei Monaten ein richtiger Soldat. Doch bevor hier weitere Kameraden starben, musste eingegriffen werden. Ein unnauffälliges Handzeichen von Daves Stellvertreter und alle drei Teams stürmten durch das Tor und eröffneten das Feuer auf die Yevethaner, die sich vor Überraschung nicht mal ansatzweise wehren konnten. Wie man es ihnen auf der Akademie beigebrachte hatte, so erledigten die Soldaten gründlich ihren Job und töteten jeden der Yevethaner, die sich im Dorf befanden.

Ein paar Minuten später nach dem das Signal „Entwarnung“, folgten die restlichen Soldaten mitsamt Chief Warrant Officer Derrek, der sich unverzüglich an Dave wandte. ,,Mr Torea, Bericht.“ ,,Keine großartigen Verluste bei unseren Leuten bis auf die hier stationierten Scouts und ein paar der hier ansässigen Farmer.“ ,,Gut gemacht.“ Er klopfte ihm auf die Schulter und wollte sich gerade an die anderen Fireteam Leader wenden, da schallte von der Südseite ein panischer Schrei auf. Diesem Schrei folgte darauf das widerliche Geräusch wenn Knochen und Fleisch gleichermaßen brutal durchtrennt werden. Einer der AT-ST Piloten, der den fliehenden Yevethaner sah, gab per Funk an alle Bescheid, dass es einen Überlebenden gab. Kurzerhand richteten sich mehrere Augenpaare auf den Flüchtenden Yevethaner, der quer über die Savanne zu einem, der mit Felsen überzogene Hügel rannte. Rot leuchteten die Energieschüsse aus mehreren Blastergewehren auf, die ihr Ziel allerdings nicht trafen. Daraufhin begannen ein paar übermütige die Verfolgung, flohen jedoch panisch wieder zurück als sie den Hügelkamm erreichten.

Der Grund für die Flucht wurde nur ein paar Sekunden später deutlich sichtbar. Mehrere Dutzend Yevethaner stürmten, über den mit Felsen überzogenen Hügel, auf die verdutzten Imperialen zu, brüllten wie wilde Tiere und feuerten mit den erbeuteten Waffen des Imperiums blindlings in Richtung des Platoons. Lancer fasste sich als erstes von der unangenehmen Überraschung und befahl den Rückzug in Richtung des nahen Gebirges. Der erste AT-ST setzte sich in Bewegung und schoss auf die Feindlichen Kräfte. Die Getroffenen wurden brutal zerrissen. Verkohlte Erde und eine große Menge Blut zeugten davon, dass dort gerade noch Lebewesen waren. Der zweite konnte sich hinter einem Felsen in Deckung begeben, wurde jedoch auch beschossen und schlussendlich auch getroffen.Schon seit Stunden rannten Yevethanische Truppen erfolglos gegen den Hügel und seine Verteidiger an. Den Fuß des Berges säumten unzählige Leichen. Menschliche und Yevethanische. Der Unterschied des Blutes war erkennbar durch die Farbe und die Menge, das gelbe der Invasoren floss regelrecht nach unten. Darunter mischten sich rote Fäden, immer dann wenn einer der Verteidiger ins Gras biss.

Plötzlich erstarb der Ansturm, ausgelöst durch einen markerschütternden Schrei des größten Yevethaner der sich im Hintergrund hielt. [Stoppt den Angriff!]. Ein unscheinbarer Yevethaner mischte sich in den Befehl des Feldherrn ein. [Warum Herr?] [Weil ich es so wünsche!] Erwartungsvoll blickten einige der Nichtmenschen, anscheinend Unteroffiziere, erkennbar durch eine nicht geringe Anzahl am gesamten Körper, zu ihrem Anführer hinauf. Dieser blickte zu dem nun knienden Krieger hinab und sprach dann wieder auf Yevethanisch zu ihm: [Ich vergönne Dir keinen ehrenvollen Tod! Du, 6 Kasten unter mir, wagtest es mich anzusprechen und meinen Befehle zu hinterfragen!] und riss dem Angesprochenen den Brustkorb brutal auf. Ein Röcheln und der Invasor fiel auf den staubigen Boden des Planeten. Langsam floss das Blut den Felsen hinab.

Während all dass geschah, suchte der Chief nach einer Möglichkeit, seinen Leuten das Leben zu retten. Er hob seinen Kopf langsam aus der Deckung und sah sich um, ob er etwas nützliches entdecken konnte. Ein kleines Blitzen ließ seinen Blick zum ausgebrannten Kopf des AT-STs wandern. Verwundert rieb er sich die Augen. Hatten etwa die Kisten mit den schweren E-Webs den Treffer auf das Gehirn des AT-ST womöglich überlebt? Dumpf erinnerte er sich daran, was sein Ausbilder irgendwann mal erzählt hatte, dass nach dem Krieg gegen die Neue Republik die E-Webs in verbesserten Kisten verpackt wurden, um bei einer Explosion den Schaden am Geschütz und seinem Reaktor einzugrenzen. Auch dürften zwei, drei Kisten mit Vorräten oder Ausrüstung sein.
Jetzt zählte jede Sekunde, denn jederzeit konnten die feindlichen Kräfte ihren Angriff fortsetzen. ,,Charlie und Delta Team, beim AT-ST liegen wichtige Kisten. Holt sie, während wir Euch Feuerschutz geben.” ,,Mit allem nötigen Respekt, dass ist Selbstmord, Sir!” ,,Nicht wenn Ihr Euch beeilt. In den Kisten dürften E-Webs, Ausrüstung und Dosenfutter sein.”
Ein Hoffnungsschimmer verbreitete sich unter den Männern. Zum ersten Mal in letzter Zeit hatten die belagerten Männer, die Hoffnung lebendig heraus zu kommen. Augenblicke später rückten die zwei besagten Fireteams aus. Dies blieb allerdings auch nicht den Blicken des feindlichen Kommandanten verborgen. [Was tun Diese minderwertigen Kreaturen nur? Lächerlich, sie schicken ihre eigenen Leute in den Tod! Ich wüsste zu gerne, was sich der feindliche Anführer dabei wohl denkt. Besser ist es, abzuwarten, was die tun. Nicht dass sie mich mit einem unehrenhaften Trick überraschen.]
Einer der Teamleader griff an sein Comlink. ,,Sir, sie hatten Recht. In den Kisten ist fast alles, was sie vermuteten. Nur ist statt der Nahrungsmittel in einer Kiste ne mobile Funkeranlage” ,,Gut. Dann schafft Eure Ärsche mitsamt den Kisten hier hoch.” ,,Ja Sir! Over and Out.” [Was ist so interessantes in diesen Kisten?] [Unsere Scanner melden eine unbekanntes Gerät, Geschütze, Nahrung und Waffen] [Was? Sofort den Angriff fortsetzen! Diese Kreaturen dürfen nicht ihre Position verstärken! Und informiert das Oberkommando, dass A] [Jawohl, Herr]

,,Sir, ich habe noch ein 12er Magazin für mein Scharfschützengewehr, dann ist Schluss mit lustig!" ,,Anscheinend regen die Yevs sich wieder. Schaffst Du es, die so lange es geht von unseren Teams fern zu halten, am besten indem Du die Offiziere erledigst?" ,,Dürfte gehen. Aber ich kann nichts versprechen." ,,Versuch es. Alle anderen, wir machen einen Ausfall sobald unsere Jungs sich in Bewegung setzen! Der Tanz mit dem Teufel kann beginnen und wer führt?" ,,Wir Sir!" ,,Lauter! Ich konnte euch nicht verstehen!" ,,WIR SIR!" ,,VORWÄRTS! Machen wir die Arschlöcher fertig! Ohraa!" ,,HURA!"

Währenddessen hatte der feindliche Kommandant einen großen, alten Yevethaner zu sich gebeten. [Dratesh, du bist älter und erfahrener als ich, was könte dieses Ungeziefer dort oben schreien?] [Anscheinend feuert der feindliche Kommandant seine Truppen an. Ein verzeifelter Versu...bitte was? Wagen diese minderwertigen Kreaturen etwa einen Ausfall?] [Was mag in deren Köpfen nur vorgehen? Dass wir sie etwa verschonen? Pah.]

Plötzlich explodierte der Kopf des Kommandanten in einer blutigen Wolke und der zurückgebliebene Körper des feindlichen Anführers fiel langsam in sich zusammen. Die blutbespritzten Untergebenen heulten wütend, die ersten rannten ungeachtet der Befehle ihrer Offiziere los, auf ein unsichtbares Zeichen hin, folgten ihnen Hunderte. Das Geschrei der Nichtmenschen erfüllte die Umgebung und übertönte die verzweifelten Rufe der Imperialen Soldaten. Hinter einem Busch verdeckt, lag der letzte Scharfschütze unter Lancer. Nur der Scharfschützenlauf ragte heraus und per Komlink ließ er die anderen mithören, was er in den Sekunden zwischen den Schüssen sprach. ,,11 kleine Schweinchen...10 kleine Schweinchen...9 kleine Schweinchen...Moment, oh scheiße! Chief, da kommen mehrere gepanzerte Fahrzeuge! Nicht auch noch dass! Das ist mobile Artillerie!" ,,Verdammt. an alle, geht so gut es geht in Deckung! Hoffentlich haben die schlechte Kanoniere."Doch der Chief konnte seinen Satz nicht vollenden. Eine Explosion riss drei Soldaten des Platoons brutal auseinander.

Zum ersten Mal in seinem Leben bekam es Lancer mit der Urangst jedes Menschen zu tun. Er fürchtete um sein Leben. Schwindel erfasste ihn. Adrenalin flutete seinen Körper. Jede Sekunde wurde für ihn zu Stunden, zu Jahren. Der Dreck im Gesicht störte ihn nicht mal, auch als eine Explosion sein linkes Bein wegriss spürte er keinerlei Schmerzen. Er bekam nichts mehr mit, seine Gedanken flohen in die Vergangenheit, damals als das Leben noch schön war...als sein Vater noch lebte. Dunkelheit umfing ihn...

Ein dumpfes Geräusch ließ ihn aufschrecken, sein Schmerz drückte ihn jedoch wieder runter. Er sah wie ein Yevethaner einem Imperialen Soldaten, einer seiner Soldaten den Kopf mit einem Vibromesser abschnitt! Offenbar war der Großteil weitergezogen um noch mehr Menschen zu ermorden und diese da, sollten wohl die Überlebenden töten. Zum Glück lag noch sein Blaster neben ihm, er ergriff ihn und zielte auf einen der Mörder...und schoss. Der nun tote Yevethaner wurde nach hinten geschleudert. Seine Kameraden entdeckten den Soldaten rasch und näherten ihm sich schnaufend. Einer riss ihm den Blaster aus den Händen und wollte gerade zum tödlichen Schlag ansetzen da sprach Lancer. ,,Fahr zur Hölle!" und aktivierte den Thermaldetonator hinter seinem Rücken...
 
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