Agustin Prada
Schlächter von Dubrillion | IMP-OL
Du hast geschrieben, in Libyen hätte es freie Kommunen gegeben (was genau soll das sein?)
Der Staat Libyen war unterteilt in einzelne Kommune, denen beispielsweise die Entscheidung über Budgetverteiligunen (z.B Öl) zustand und die Kontrolle über ihre Distrikte hatten. Aufgeteilt waren sie in
- örtliche Komitees
- Volkskongresse
- exekutive Revolutionsräte
Der Irrglaube, es habe sich also um eine reine schurkenhafte Diktatur mit Gaddafi als alleinigen Machthabenden gehandelt, ist demnach zumindest in der Theorie falsch. Das es Korruption und Verbrechen gab, will ich nicht abstreiten, aber nun habe ich zumindest dargelegt, was ich meine.
Schön, ein Journalist der New York Times hat das geschrieben. Und?
Wenn er etwas gegenteiliges geschrieben hätte, hätte es dir doch auch in den Kram gepasst, oder?
Wie es nach einer Revolution aussieht, bei der eine Diktatur gestürzt wurde. Mal mit der Geschichte Frankreichs nach 1789 beschäftigt? Klar, unter dem Absolutismus ging es auch manchen gut, und in dem Chaos hatten viele zu leiden, aber langfristig gesehen sind die Ergebnisse andere.
Ich hoffe wir beide werden die Möglichkeit haben, uns darüber nochmals in 50 Jahren zu unterhalten.
Das weiß ich ziemlich gut. Willst du jetzt immer Saudi-Arabien vorschieben, um alles zu rechtfertigen?
Jap. Weil ich mich ernsthaft frage, wo die USA bei den dortigen Problemen bleiben.
Habe ich das behauptet? Die Revolution ging nicht von den USA aus, sondern von Libyern, die von der Diktatur genug hatten.
Und wer hat die Rebellen unterstützt und ihnen ausschlaggebend zum Erfolg verholfen? Wer hat sich eingemischt?
Ich habe geschrieben, dass es pragmatisch ist bzw. von vielen so sehen gesehen, nicht, dass ich es gut finde.
Du hast gestern ebenso geschrieben, dass die USA ihre außenpolitischen Entscheidungen anhand von pragmatischen und moralischen Aspekten trifft. Nur frage ich dich jetzt, genauso wie gestern, worauf du mir übrigens leider keine Antwort gegeben hast, wo bleibt die Moral in dieser Hinsicht? Wenn man sich dieser Frage und diesem Sachverhalt auf Seiten der USA ganz anders stellen würde, gäbe es diese Diskussion hier doch in dieser Form gar nicht.
Klar, weil die bösen Amerikaner es total cool finden, wenn der liebe Gaddafi nicht ganz Nordafrika bewässern kann. Lag natürlich nicht daran, dass es bloß Propaganda war, um das Regime zu stärken.
Untestell mir doch bitte nicht so einen Dummfug, Janus. Du weißt ganz genau, wie ich es meinte, und zwar so, dass wir beide gar nicht wissen konnten, wir ernst Gaddafi seine Pläne nehmen konnte, da der Bürgerkrieg und das Eingreifen der USA jedwede Züge dieser Lage logischerweise verhindert haben. Das es der USA nicht darum ging, dieses Vorhaben zu untergraben, ist mir auch klar und das musst du mir nicht extra erklären. Wie belegst du denn im Gottes Namen deine Behauptung, es hätte sich nur um Propaganda gehandelt? Woher willst du das denn wissen? Das kann doch keiner von uns, aber zumindest spricht für meinen Standpunkt, dass solche Pläne überhaupt bestanden. Was soll es denn den durchschnittlichen Libyer, dem es deiner Auffassung nach sowieso komplett scheisse geht, scherren, wenn sein Herrscher andere Staaten humanitär unterstützen will? Wo kann das denn Propaganda sein? Deine Standpunkte stehen sich hier doch vollkommen im Wege und mindestens einer muss demnach zumindest im Grundsatz falsch sein.
Und da du Libyen als Paradies darstellst [...]
Janus, langsam habe ich echt keinen Nerv mehr auf diese Art von Diskussion. Nur weil ich sagte, es handle sich bei Lybien um einen Staat, bei dem vergleichse demokratische und wirtliche Umstände herrschten und das er in der heutigen Form keinen Deut besser ist, habe ich ihn doch nicht als Paradies oder lupenreine Diktatur dargestellt. Mir ist durchaus bewusst, dass es sich bei Gaddafi um einen Terrorismus-unterstützenden Verbrecher gehandelt hat, der jedwede Art von Opposition in seinem Land gewaltsam niedergeknüppelt hat. Das es Ansätze einer Demokratie gab, rechtfertigt nichts von dem, genauso wenig, wie die schlechten Seiten die guten relativieren. Das weiß ich auch selber. Sei so gut und hör doch bitte auf, mir meine Worte irgendwie zurechtzubiegen.
Saudi-Arabien hat zudem ein sehr hohes Pro-Kopf-Einkommen, ähnlich wie Libyen.
Das bei über 600.000 Familien zu sagen, die unter der Armutsgrenze leben, ist irgendwie dreist. Weißt du eigentlich, wie solche Statistiken entstehen? Das ist genau das selbe Spiel das verwendet wird, um dem Deutschen zu suggerieren, das Durchschnittseinkommen beträge 5000€ oder so ähnlich. Bloß ist das bei der von dir genannten Statistik bzw. Aussage ein paar Extremstufen drüber. Nur weil in Saudi Arabien ein paar Superreiche leben, deren Einkommen mit dem der armen Bürger verrechnet wird, herrscht dort noch lange kein Wohlstand. Weißt du eigentlich auch, wie hoch die Sozialhilfen dort sind und was für einen Lebensstandart sie ermöglichen? Das ist weder mit dem Deutschen, noch dem alten libyschen System vergleichbar.
Ich möchte nicht unfreundlich oder feindselig wirken, Agustin, aber du konntest mir nicht sagen, warum sich die ein nicht geringer Teil der Bevölkerung gegen Gaddafi aufgelehnt hat, obwohl in deiner Darstellung doch alles so wunderbar war.
Ich sage es jetzt nochmal zum gefühlt 100ten Mal; in Liybien war nicht alles so wunderbar. Nur gab es durchaus einige demokratische Anzeichen und einige halbwegs fortschrittliche Aspekte, die man bei manch anderen Länder immer noch größenteils vergebens sucht. Die Tatsache, dass man sich als USA hier einmischt, dabei hilft die Regierung gewaltsam zu entfernen, man aber im Nachhinein nicht einmal etwas dafür tut, dass wenigstens die positiven Aspekte bestehen bleiben, halte ich eben für höchst fragwürdig.
2 Fragen an dich:
Was hältst du von der Art und Weise, wie man Gaddafi umgebracht hat und der Tatsache, dass man als Vertreter westlicher Werte dagegen nichts unternommen hat?
Und diese Frage bitte nicht falsch verstehen: Du erwähnst immer wieder die französische Revolution, aber du bist sicherlich auch über die weitaus größeren und schwerwiegenderen Revolutinen in Russland und China (Lenin und Zedong) im Bilde. Weshalb gehst du nur vom Optimalfall in Sachen Libyen aus?
@David Sommerset: Solange Menschen umkommen, ist das Ausmaß doch immer verherrend, meine ich. Da sollte man stets konsequent dagegensteuern und zwar in jedem Fall mit selber Härte.