Kelada (Kelada-System)

Kelada - Colina - Gefängnis - Hochsicherheitstrakt - Einzelzelle - Darth Angelus

Darth Angelus saß weiterhin auf der harten Pritsche seiner Einzelzelle im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Colina. Die vergangenen Tage zogen sich wie eine endlose Ewigkeit hin, während er aufrecht sitzend und mit versteinerter Miene in die trostlosen Durastahlwände starrte. Die verstärkten Handschellen an seinen Handgelenken und Knöcheln klirrten weiterhin bei jeder minimalen Bewegung. Es war ein Geräusch, das sich penetrant in seinen Verstand bohrte, doch er hatte sich längst zur Regungslosigkeit gezwungen, um dem Wahnsinn zu entkommen, der ihn zu korrumpieren versuchte und teilweise Erfolg hatte. Die Zelle – ein abgeriegelter Käfig aus stählernen Wänden, schimmelnder Pritsche und summender Überwachungskamera – war ein Ort der Verzweiflung, eine Anstalt für Terroristen und Verbrecher, deren Verstand gebrochen werden sollte, doch Sabar ließ sich nicht brechen. Jede Sekunde in diesem heruntergekommenen Rattenloch nagte zwar an seinem Verstand und seinem Willen. Er war schließlich ein stolzer Ritter und impulsiver Krieger, der das Leben in vollen Zügen auskostete, doch er weigerte sich mit aller Kraft und ihm innewohnenden Macht, Schwäche zu zeigen. Seine schwere Rüstung und der Pelz lagen lange unverändert an seinem Körper – er wollte sich keinesfalls entblößen, nicht vor diesen hinterhältigen Insekten, die ihn verraten hatten.

Die Tage verstrichen in quälender Monotonie, die Stille nur durchbrochen von den Schritten der Wachwechsel und dem Summen der Kamera über der Tür. Sechs Wachposten standen unverändert vor seiner Zelle, in Schweigen gehüllt, doch Angelus spürte ihre Anwesenheit – ihre äußeren Bewegungen ebenso wie die dumpfen Echos ihrer Gedanken, die er mit seinen Machtsinnen wie ein Raubtier auf der Lauer wahrnahm.
Governor Antares ließ ihn hier also weiterhin versauern, während Kerbal und seine ominösen Verbündeten quer durch Kelada streiften und ihr verräterisches Spiel spielten. Ein Wort über seinen Verdacht hätte genügt, um ihn aus der Stelle aus dieser verdammten Zelle zu bekommen. Ein Wort über seine stichhaltige Vermutung zu Kerbals doppeltem Spiel und seiner Kooperation mit dieser entflohenen Jedi. Aber diesen Erfolg gönnte er weder Antares noch dieser wahnsinnigen Operative, deren Namen er unlängst wieder vergessen hatte - anders als ihre dumme, nichtssagende Visage, die sich in seinen Verstand eingebrannt hatte und erst wieder erlöschen würde, wenn er ihr den Schädel mit einem einzigen vernichtenden Tritt von den Schultern getreten hätte. Der adelige Krieger pokerte hoch, dies war ihm zu jeder Sekunde bewusst, trotz seiner strapazierten Nerven. Jede verstrichene Stunde innerhalb dieser stählernen Wänden konnte genügen, um Kerbal und seinem Anhang das entscheidende Fenster zur Flucht von Kelada zu verschaffen. Doch wenn nicht er allein den Ruhm für das Niederstrecken des Verräters einheimsen konnte - wenn nicht er derjenige war, der die Früchte seiner Rache erntete, dann sollten diese feigen Peiniger, die ihn hier gefangen hielten, erst recht keinen Anteil an seinem Triumph haben. Eher würde er zusehen, wie Kerbal entkam, als diesen Sieg mit Antares oder seinen Lakaien zu teilen. Diese Gedanken schossen in jeder verstrichenen Minute durch seinen Kopf, während er lauernd in der Zelle saß.

Am letzten Tag seiner Haft durchzuckte ihn plötzlich eine Erschütterung in der Macht, ein Echo, das ihm vertraut war – ähnlich der
Präsenz, die er vor einigen Tagen bei der Verhaftung der Dissidenten in Colina gespürt hatte. Seine smaragdgrünen Augen leuchteten rot auf, ein wölfisches Lächeln spielte um seine Lippen, und die dunkle Seite der Macht brodelte in ihm auf. Er wusste, dass etwas im Gange war: ein weiteres Puzzlestück in Kerbals doppeltem Spiel. Welcher Machtnutzer außer dieser geschwächten Jedi war auch sonst auf Kelada zugegen? Die Gewissheit, dass das Reinblut noch immer vor Ort war, ließ ein finsteres Lächeln über sein Gesicht blitzen.

Zwei Stunden später war es dann so weit. Mit einem Zischen öffnete sich die doppelt und dreifach gesicherte Tür seiner Zelle. Flankiert von zwei vermummten Soldaten trat ein vertrautes Gesicht herein. Es war
Lieutenant Blade. Kein Wort wurde gesprochen; der Druck des Zirkels der Extinktoren hatte Antares offensichtlich gezwungen, ihn freizulassen und die Stille der Soldatin war ein stummes Eingeständnis ihrer Niederlage. Sie hatte auf den falschen Podrenner gesetzt, und nun stand sie vor dem Mann, den sie letztlich unterschätzt hatte. Angelus erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, die seine wackelige Konstitution nach Tagen der Haft geschickt kaschierte und die Ketten klirrten ein letztes Mal, als sie von der blonden Offizierin mit zittrigen Händen von seinen Handgelenken und Knöcheln gelöst wurden. Seine smaragdgrünen Augen, trüb und dennoch funklend vor unterdrückter Wut, bohrten sich in Blade, die seinem Blick nicht standhalten konnte und den Blick senkte, unfähig, der Intensität seiner Verachtung zu begegnen.

Sie übergab ihm Lichtschwert und Comlink. Mit einer gebieterischen Geste streckte der Krieger seine Hand aus, während er sein Haupt leicht in Richtung der Pritsche neigte, auf der sein schwarzer Pelzumhang lag – ein Stück seiner Montur, das er in einem Moment der Schwäche abgelegt hatte, doch nun wieder beanspruchte, um seine Dominanz zu unterstreichen. In herrischer Pose verharrend, die Schultern gestrafft und das Kinn erhoben, wartete er, dass die
Offizierin ihm den Umhang anlegte. Blade trat zögerlich näher, ihre Bewegungen vorsichtig, als sie den schweren Pelz über seine Schultern legte und klackend an der eleganten Halterung befestigte. Angelus spürte ihren unruhigen Atem in seinem Nacken, ein Hauch von Furcht, der seine Lippen zu einem wölfischen Lächeln verzog. Er warf den beiden Soldaten, die das Schauspiel mit angespannter Körperhaltung beobachteten, einen eisigen Blick zu.

"Euer Shuttle in die Hauptstadt wartet, Lord Angelus. Governor Antares hat veranlasst, dass euch eine großzügige Unterkunft im Stützpunkt der Systemverteidigungskräfte bereitgestellt wird."

Wortlos registrierte der Krieger die leisen Worte der Offizierin, ehe sie und die Wachen hinter der Zellentür beachtungslos passierte. Blade huschte ihm eilig hinterher, gefolgt von den beiden Soldaten, deren Schritte hastig über den Boden des Hochsicherheitstrakts hallten, während sie ihn hinausgeleiteten. Es war Abend, die Sonne längst untergegangen, als Angelus die offene Rampe des Shuttles bestieg. Der Himmel über Colina war ein düsteres Grau, durchzogen von leichten Regentropfen, die im schwachen Licht der Landebucht glitzerten.

"Die Regionalverwaltung und die hiesigen Nachrichtendienste lassen Euch ausrichten, dass sie Berichte… von Vorteil fänden, um Missverständnissen künftig vorzubeugen und die gemeinsame Koordination zu optimieren, Lord Angelus"

Ertönte ihre Stimme noch, gefolgt von einem deutlich hörbaren Schlucken. Langsam drehte sich der Krieger um, ehe er in erhöhter Position auf sie und die Soldaten herabblickte.

"Die Regionalverwaltung und ihre Nachrichtenschnüffler können mir die Stiefelsohlen lecken"

Knurrte der Sith nur mit einer Stimme, die vor Spott und Verachtung triefte. Dann drehte er sich um, bestieg mit schweren Schritten und wehendem Umhang das Shuttle und verließ die Szene endlich nach fast einer Woche in Gefangenschaft. Nach dem kurzen Flug bezog er sein Quartier, das tatsächlich üppig dimensioniert war. Dunkle Marmorwände, silberne Verzierungen und ein massiver Tisch im Zentrum des hinteren Abteils. Lakaien der Verwaltung erwarteten ihn und servierten ihm Speisen und Wein, die auf silbernen Tabletts angerichtet waren. Mit einer beiläufigen, herrischen Geste wies er sie an, sich zu verduften. Mit langsamen, genüsslichen Bissen und Schlücken nahm er die wohltuenden Speisen auf - in seiner nach wie vor bestehenden Überzeugung der eigenen Unantastbarkeit keinen Gedanken daran verschwendend, dass diese unter Umständen vergiftet sein konnten.

Währenddessen überflog er die Nachrichten auf seinem Comlink. Plötzlich weiteten sich seine Augen kurz und ein Hauch von Überraschung durchbrach seine ruhige Miene. Der Zirkel der Extinktoren stand unter neuer Führung, doch die Nachricht war kryptisch gehalten. Ein Rätsel, das seine Neugier und auch Skepsis weckte. Eine weitere, ebenso undurchsichtige Botschaft forderte ihn auf, sich nach Vollendung seiner Arbeit auf Kelada auf Bastion einzufinden – gemeinsam mit seinen Brüdern und Schwestern im Ritterorden seiner Majestät. Ein unruhiges Gefühl begann an ihm zu nagen, ein Instinkt, der ihm verriet, dass etwas nicht stimmte und etwas im Gange war. Weitere Nachrichten folgten, belangloses Geschwätz, das seinen Zorn kaum wert war – bis auf eine. Die grünen, leicht getrübten Augen des Kriegers fixierten die androgyne Gestalt, die in einer imperialen Verwalteruniform samt Cape erschien, umhüllt von imperialen Bannern, die Rangabzeichen eines Gouverneurs tragend. Dieser Rang war in Zeiten wie diesen nicht unbedingt das, was er zu Gesicht bekommen wollte, doch Angelus gab der Nachricht eine Chance. Seine Augen kniffen sich zusammen, als der Name Antares fiel, gemischt mit lobenden Worten zu seinen Taten in Colina - ein Widerspruch, der ihn irritierte. Sabar konnte sich keinen Reim daraus machen, seine Gedanken rasten, während er die Einladung nach Truuine, das diese Person offenbar regierte, gedanklich bereits verwarf – bis das Ende der Nachricht sein Interesse schlagartig weckte. Darth Aster, Krieger der Sith. Ein Ordensbruder also. Erst jetzt bemerkte er den gebogenen Lichtschwertgriff, der halb verborgen am Gürtel des Gouverneurs hing, ein Detail, das ihm entgangen war

Der adelige Krieger stützte sich auf dem Tisch und grübelte für eine halbe Minute. Dann, mit einer entschlossenen Geste, ließ er zwei Soldaten herbeirufen, die sich eilig neben ihm positionierten, ihre E-11 Blasterkarabiner fest im Anschlag und hinter seinem eleganten Stuhl Aufstellung nahmen.



:: Nachricht an Darth Aster ::
Absender: Darth Angelus

Flankiert von zwei Soldaten, die ihre E-11 Blasterkarabiner wachsam umklammern, erhebt der dunkelhaarige Krieger in seiner imposanten schwarzen Rüstung langsam sein Haupt, bevor er seinen durchdringenden Blick in die leicht flimmernde Holokamera richtet. Seine Hände ruhen entspannt auf dem Tisch, die gepanzerten Handschuhe neben einem halbvollen Weinglas. Über seinen Schultern liegt ein schwerer, schwarzer Pelzumhang, der seine athletische Gestalt umspielt. Die smaragdgrünen Augen des makellos attraktiven Sith finden den perfekten Winkel der Aufnahme, ein Funkeln von Arroganz in ihnen, als er mit einer klaren, samtigen Stimme das Wort erhebt, während im Hintergrund ein Porträt des Sith-Tempels in Bastion Centers thront.

Darth Aster,

Eure Wertschätzung meiner Triumphe auf Kelada zeugt von Eurem guten Urteil. Diese Erfolge sind kaum unerwartet, dennoch stimmt es mich mit Wohlwollen, dass sie im Holonet und auf Truuine die gebührende Anerkennung erfahren. Ich werde Eure Einladung in meinem Gedächtnis bewahren.

Heil dem Imperator.


Gezeichnet, Darth Angelus - Krieger der Sith und Ritter seiner Majestät Darth Allegious

:: Ende der Nachricht ::


Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus, Soldaten
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith

Als Arlen das nächste Mal die Augen öffnete, war das finstere Anwesen von Mu’tabar verschwunden. Stattdessen fiel sein blinzelnder Blick zunächst auf die gedämpften, orangenen Töne, die er mit New IndSec assoziierte. Und dann erst registrierte allerhand Gegenstände, die ihn erraten ließen, wo genau er sich befand. Die Gungantechnologie hatte auch hier ihren merkwürdig-organischen Stempel aufgedrückt, doch waren die verschiedenen Komponenten einer Krankenstation unverkennbar.

Das Bett, in dem er lag, war dem in ihrer Unterkunft nicht unähnlich, doch erkannte er einiges an zusätzlicher Technik, die wohl dazu diente Höhe und Position zu justieren. Neben dem Bett stand ein Tropf mit halbleerem Flüssigkeitsbeutel, dessen Schlauch jedoch inaktiv um die Aufhängung gewickelt worden war. Neben seinem Bett dann befand sich ein Sessel, in dem Arlen im Halbdunkel des Raumes erst auf den zweiten Blick eine Gestalt erkannte. Sein Herz war ein mieser Verräter, denn es begann augenblicklich schneller zu schlagen, als er sich ein bisschen aufrichtete und die schlafenden Züge Faiths erkannte.

Tief atmete Arlen ein und aus, um sich wieder zu beruhigen und beschloss die junge Frau erst einmal noch nicht zu wecken. Dennoch fühlte er sich grade gar nicht einmal schlecht und versuchte sich nun vollends aufzusetzen, indem er sich auf seinen Händen abstützte. Das wichtige Stichwort hierbei war natürlich ‚versuchte‘, denn aus irgendeinem Grund ging das gründlich schief. Anstatt, dass seine rechte Hand ihm wie beabsichtigt Halt gab, kippte er unvermittelt zur Seite als er versuchte sich auf sie aufzustützen und knallte mit der Schläfe geräuschvoll gegen den harten Rand des Bettes.


„F**K!“

, keuchte er und versuchte erneut die Rechte dazu zu benutzen sich den nun wieder schmerzenden Kopf zu halten. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand nicht einmal in der Nähe der Position war, an der er sie vermutet hatte. Mit tränenden Augen sah er suchend seine Schulter hinab und brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was genau er dort sah. Kurz unter seinem Ellenbogen hörte sein rechter Arm in einem kurzen Stummel auf. Keine Verletzung und kein Verband verunzierten den Stumpf. Da war nur eine wulstige Brandnarbe, wo sein Unterarm hätte weitergehen müssen. Ungläubig versuchte Arlen sich daran zu erinnern was genau vorgefallen war, doch hatte sein kleiner Unfall und der Fluch Faith aus ihrem Schlaf gerissen. Nun vorsichtiger und explizit mit der Linken rutschte Arlen nach hinten und lehnte sich mit dem Rücken, in sitzender Position, gegen die Wand. Nach und nach kehrten einzelne Erinnerungsfetzen zurück.

„Hi Faith.“

, sagte Arlen, ein wenig überfordert und rieb sich mit Links die noch immer schmerzende Schläfe.

„Danke für die Rettung…das war wirklich drauf und dran ins Auge zu gehen.“

Was vermutlich die Untertreibung des Jahrhunderts war. Mit einem Schaudern dachte er daran zurück ein Gefangener in seinem eigenen Kopf gewesen zu sein. Sie hatten wirklich mehr Glück als Verstand gehabt, da unversehrt rausgekommen zu sein. Nein, Moment. Waren sie ja eben nicht. Ihm fehlte der rechte Unterarm. F**K! Noch immer ungläubig hob er das, was noch von dem Arm übrig war und bewegte das übrig gebliebenen Stummel hin und her, während er ihn mit morbider Faszination betrachtete.

„Seid ihr Padawane da wenigstens heile rausgekommen?“

, fragte er und fügte dann nach einem kurzen Zögern hinzu:

„Wo…ist Tha’klen?“

Tief atmete Arlen ein und aus, während er versuchte die einbrechende Panik zu verdrängen. Was war schon eine fehlende Hand? Auf Felucia hatte er zwei Finger verloren, die postwendend durch Bionik ersetzt worden waren. Er musste sich eben nur ein Implantat besorgen und dann konnte es weitergehen wie bisher… Leute verloren jeden Tag irgendwelche Gliedmaßen. Was war da schon groß dabei?!

„F**K.“

, sagte er zum zweiten Mal. Zum dritten, wenn man das gedankliche ‚F**k!‘ von eben mitzählte.

„Faith, es tut mir leid, dass ich euch mit da runter geschleift habe. Das war glaube ich die blödeste Idee, die ich bisher hatte. Also…jemals.“

Mehr und mehr der zurückliegenden Ereignisse kehrten zu ihm zurück und nur wenig davon war beruhigend.

„Wie lang…war ich ausgeknockt? Ich nehme an du hast mich geheilt? Danke, Faith. Für alles…“


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[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New Indsec | Krankenstation ]
Faith & Arlen

Faith brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo sie war. Der dumpfe Schlag und der folgende Fluch, der sie geweckt hatte, hallte kurzerhand in ihrem Kopf wider. Ihre Augenlider flatterten auf und zu, während sie versuchte, sich aufzurichten und die Müdigkeit abzuschütteln. Der sterile Duft der Station half ihr dann dabei, sich zu erinnern, wo sie sich befand. Als sie den Kopf schlagartig in Richtung Arlen wendete, meldete sich ihr Nacken, der vom langen Sitzen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Allerdings ging es ihr wesentlich besser als ihrem ehemaligen Mitschüler. Der hielt sich fluchend den Kopf, wirkte verloren und zugleich doch irgendwie hellwach. Faith spürte trotzdem eine gewisse Erleichterung in sich aufkommen, Arlen bei Bewusstsein zu sehen. Sie atmete einmal tief durch, stand auf und trat näher.

Seine raue Begrüßung wirkte irgendwie hilflos und wurde dann noch durch den Versuch untermauert, sich auf den rechten, fehlenden Arm abstützen zu wollen. Den Drang, ihm helfend zur Seite zu springen und buchstäblich unter die Arme zu greifen, unterdrückte sie - auch wenn es ihr schwer fiel. Stattdessen blieb sie in nahem Abstand stehen, beobachtete, wie er den Stumpf hob, als müsse er sich erst davon überzeugen, dass er echt war und sagte nichts. Welche Worte hätte sie wählen können, um das Gewicht des Moments einzufangen? Es war besser, ihn selbst die Realität greifen zu lassen. Tatsächlich fing er sich erstaunlich schnell und begann zu reden. Faith hatte sich inzwischen neben sein Bett gehockt und auf Augenhöhe begeben. Er fragte nach seinem Schüler, nach ihr, entschuldigte sich darüber hinaus noch - immer wieder, als würde das auch nur irgendetwas am Geschehenen ändern können. Faiths Mund wurde dabei zu einer schmalen Linie. Nicht aus Wut oder aus Enttäuschung, sondern aus einer nüchternen Sorge.


Tha’klen geht es gut”, sagte sie schließlich mit fester, ruhiger Stimme. “Hen ist draußen und beschäftigt sich mit irgendwelchen Bastelideen.”

Ein kurzer Moment der Stille folgte, in dem ihre braunen Augen auf dem Gesicht des Sith ruhten und die seinen suchten.

“Das hier”, sie deutete mit einem knappen Nicken auf seinen Armstumpf, “war der Preis dafür, dass du lebst. Das wir leben. Wir alle.”

Faith griff nach seiner linken Hand. Allerdings vorsichtig und langsam, damit er jederzeit die Option hatte, auszuweichen. Sie nahm sie sanft in ihre Hände.

“Du hast alles richtig gemacht.”

Ihre Stimme war leiser geworden und ein wenig rau vom Schlaf und den Gefühlen für ihn, die noch immer unter ihrer Oberfläche brodelten. Sie setzte sich auf die Bettkante neben ihn.

“Das lässt sich lösen.” Sie schmunzelte kurz zuversichtlich und blickte auf den fehlenden Arm.
“Ich bin auf einem Lazarettschiff aufgewachsen. Glaub mir, ein fehlender Arm ist schnell ersetzt.”

Eine Einschränkung gab es dabei jedoch. Man brauchte das passende Equipment, Material und Personal, um solch einen Eingriff vorzunehmen. Sie wusste bereits, dass man diese Operation in New IndSec nicht vornehmen konnte. Natürlich hatte sie danach gefragt. Bevor man ihr eine unbefriedigende Antwort gab, hatte es der Premierminister sich natürlich nicht nehmen lassen, über die Umstände des Unfalls informiert werden zu wollen und nach allem zu fragen, was dort unten passiert war. Faith hatte ihm daraufhin unmissverständlich klar gemacht, dass sie gerade andere Sorgen hatte und auf einen Zeitpunkt vertröstet, zu dem Arlen wieder aufwachen würde. Allerdings würde sie sich gewiss nicht damit beeilen, ihn darüber zu informieren, dass dieser Zeitpunkt nun gekommen war.

“Du warst einen vollen Tag weg. Tha’klen und ich haben dich erst grob versorgt und dann hergeschafft. Es gibt hier einen Arzt und ein paar medizinisch geschulte Hilfskräfte, aber … nun, man hat getan, was man konnte.”

Ihre Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten, müden Lächeln.
“Ich hab deinen Arsch verteidigt, als sie dich ins künstliche Koma versetzen wollten. Hat mich ziemlich viel Überzeugungskraft gekostet, ihnen klarzumachen, dass ich mit Machtheilung mehr ausrichten kann, wenn du nicht vollkommen ausgeknockt bist. Die wollten mir nicht glauben, dass ich dich in einer Standardumdrehung wieder auf die Beine bekomme. Nichts zu danken übrigens, Herr Jedi-Ritter.”

Faith schob sich ein Stück zurück, sodass sie sich neben Arlen anlehnen und die Beine ausstrecken konnte.

“Aber ernsthaft: Wie fühlst du dich?”

Sie ließ den Blick einen Moment durch den Raum schweifen, als müsste sie ihre Gedanken sammeln.

“Ach, warte. Check das mal.”

Als wäre es ihr gerade erst eingefallen, schob sie sich wieder vom Bett runter und bewegte sich in Richtung des Stuhls. Unter einem zum Kissen zusammengeknüllten Mantel befand sich die Lichtlanze und das Jedi-Holocron, das Arlen auf wundersame Weise entdeckt hatte. Die Padawan zog beides hervor und präsentierte ihrem Freund die Stücke mit tänzelnden Augenbrauen. Natürlich hatte sie eigentlich die ganze Zeit schon darauf gewartet sie und ihre Entdeckung mit Arlen teilen zu können. Im Grunde genommen war sie sich nicht sicher, ob er schon bereit dazu wäre. Sicher könnte er nun weitere Ruhe gebrauchen, aber … Ach, er sollte sich nun mal nicht so anstellen.

Mit flinken Schritten näherte sie sich wieder seinem Bett und nahm erneut neben ihm Platz.


“Das habe ich in Mu’thabars Kammer gefunden als … Warte mal, erinnerst du dich eigentlich an alles? … Jedenfalls, als ich ihre Leiche zerstört habe.”

Sie hob die etwa einen Meter sechzig lange goldene, verzierte Lichtlanze mit beiden Händen vor seine Augen. Sie war viel leichter, als ein Objekt dieser Größe eigentlich hätte sein dürfen. Was sie natürlich auch sogleich präsentierte, als sie die Lanze an ihrem Schwerpunkt mit nur einer Hand balancierte.

“Sie hat eine goldene Klinge. Ich habe aber was interessantes herausgefunden. Siehst du das hier?”

Sie nickte in Richtung der der Lichtklinge entgegengesetzten Seite und lenkte so Arlens Blick auf eine hexagon förmige Fassung, die sich am unteren Ende befand.
“Ich dachte erst, das ist ein Gegengewicht. Vielleicht ist es das auch, aber es hat noch einen anderen Zweck.”

Nun kramte Faith das Holocron hervor und hob es unvermittelt vor die Fassung. Wie von Geisterhand zuckte es von selbst auf die Lichtlanze zu und fügte sich perfekt ein. Dramatisierend zuckte Faiths Kopf lächelnd und mit den Augenbrauen spielend zu Arlen, ehe sie die Macht verwendete, um das Licht in der Station zu dimmen. Dann aktivierte sie den Emitter. Neben der goldenen Klinge, die zischend hervorschnellte, begann das Holocron zu leuchten und wie ein Holo-Projektor blaue und weiße Punkte in den Raum zu projizieren.

“Abgefahren, oder?”

Fasziniert beobachtete sie nun, wie die Lichtkonstellationen sich um sich selbst zu drehen begannen und drei verschiedene Intervalle abspielten.

“Ich habe mich fünf Stunden damit beschäftigt, herauszufinden, was das bedeutet.”

Sie lachte ihrem Freund nun offen zu.

“Und ich habe immer noch keine Ahnung.”

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Faith & Arlen
 
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Erleichtert atmete Arlen auf, als Faith klarstellte, dass es Tha’klen gut ging und dier Verpine lediglich grade woanders am Basteln war. Das hieß also, sie waren wirklich heile aus der Sache rausgekommen. Mit allem Wichtigen. Trocken stellte Faith fest, dass die fehlende Hand der Preis gewesen war, den er für ihr aller Überleben gezahlt hatte. Nachdenklich nickt er und wollte grade die Rechte dazu benutzen sich den Nacken zu reiben. Stattdessen nahm er die Linke. Verdammt. Diese Sache würde wohl noch einiges an Gewöhnung bedürfen. Er war Rechtshänder. Er hatte zwar speziell Lichtschwertkampf auch ein bisschen mit Links geübt, doch hatte er nie ernsthaft in Erwägung gezogen sich umgewöhnen zu müssen.

„Unser Überleben war wohl grade im Sale, was?“

, bemerkte er und lachte trocken. Wobei er nicht mal log. Hätte man ihn zu einem beliebigen Zeitpunkt gefragt ob er bereit war einen Arm zu opfern, um Faith und Tha’klen aus einer brenzligen Situation zu retten…hätte er vermutlich geschmunzelt und die Hand in einen Mixer gesteckt. Sagte er sich zumindest in einem gedanklichen Anflug von Heroismus. Dennoch entschuldigt er sich bei Faith. Bei all den Gefahren, denen er auf Kelada bisher getrotzt hatte…auf SOWAS war er nicht vorbereitet gewesen. Hatte nicht einmal damit gerechnet. Vermutlich hätte ihm klar sein müssen, dass die Macht sich nicht an Lehrbücher hielt…aber verdammt noch eins!

Zuversichtlich versuchte Faith ihn damit aufzumuntern, dass so ein fehlender Arm schnell ersetzt war. Sie wusste das, sie war ja auf einem Lazarettschiff aufgewachsen. Neugierig sah Arlen auf.


„Oh? Haben die New IndSecer schon verlauten lassen was sich da machen lässt?“

Die Antwort war ernüchternd: Aktuell nichts. Enttäuscht nickte Arlen. Vermutlich war es nicht verkehrt, dass er sich keine gungansche Koralle als Prothese besorgte, bevor er Antares wieder unter die Augen trat. Aber das bedeutete auch, dass sie eben nicht im Handumdrehen – ha ha! – für Ersatz sorgen konnten. In New IndSec gab es keine Prothese für ihn und irgendwie konnte er sich nicht vorstellen in Kelada City eine Vollnarkose zu durchlaufen, damit man den Armstumpf wieder öffnen und seine Nervenenden verbinden konnte. Ganz zu schweigen davon, was das ganze kosten würde. Vielleicht kam er irgendwie an Ersatz heran der keine OP brauchte, doch war er sich nicht sicher, ob er anstatt mit einem minderwertigen Produkt lieber nicht ganz ohne herumlief.

Nun erklärte Faith, dass er einen vollen Tag ausgeknockt gewesen war und dass es einem bisschen Überzeugungsarbeit bedurft hatte, ihn nicht in ein künstliches Koma versetzen zu lassen. Und dann fragte sie er sie noch, wie er sich fühlte. Kurz überlegte er, dann zuckte er mit den Schultern.


„Erstaunlich gut dafür, dass mein rechter Arm scharf angebraten und dann in einem See verteilt wurde. Körperlich bin ich top fit, ich mache mir nur Sorgen wie wir weitermachen. Sollte es noch zu einem Kampf gegen Angelus kommen, wurden meine Chancen grade halbiert, würde ich sagen. Und was hier sonst noch auf dieser blöden Staubkugel auf uns wartet, weiß ich auch nicht…“

Die nächste Überraschung hatte jedoch Faith und nicht Kelada für ihn. Der Trip zum Seegrund war nämlich nicht gänzlich umsonst gewesen – es gab einen interessanten Fund zu präsentieren! Auf ihre Frage, ob er sich an alles erinnerte, zuckte Arlen erneut mit den Schultern. Er erinnerte sich an mehr, als er Faith erzählen wollte. Was Mu’tabar ihm angeboten hatte…und aus welcher Motivation er dies abgeschlagen hatte, zum Beispiel. Das klang nicht wie ein Gespräch, das er führen wollte. Für den Moment war ein Schulterzucken jedoch genug. Faith zog etwas hervor, was Arlen erst als langes Lichtschwert und dann als eine Lichtlanze identifizierte.

Er war bereits dabei nach dem Ding zu greifen, als er verstand, dass Faith ihm eigentlich gar nicht nur die Waffe hatte zeigen wollte. Glücklicherweise hatte Arlen nur mit Rechts zugegriffen, wodurch die Bewegung eher wie ein Strecken seines Armstumpfes rüberkam. Faith hielt die Lanze also hoch und lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine Vorrichtung an ihrem stumpfen Ende. Dann zog sie einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihn in die nähe des Objektes. Arlen brauchte einen Moment, bevor er Ding als das Holocron aus seiner Vision identifizierte. Wie war sie da wieder drangekommen?! Spätestens hier wurde seine Erinnerung schwammig. Hatte er es nicht letzten Moment nicht noch gesehen? Bis grade hatte er die Erinnerung für eine Halluzination gehalten, aber das war sie wohl nicht gewesen.

Interessant war auch, wie das Holocron mit der Waffe interagierte. Wie von Geisterhand fügte es sich in die präsentierte Fassung ein und als Faith die Klinge aktivierte, begann das Holocron blaue und weiße Punkte an die Wände zu werfen. Lachend erklärte Faith, dass sie sich bereits mehrere Stunden mit der Sache beschäftigt hatte, aber noch immer nicht wusste, was genau das bedeutete. Nachdenklich brummte Arlen.


„Sternenkarte?“

, riet er ins Blaue hinein und versuchte sich das Kinn zu reiben – nur um die Bewegung dann mit Links zu wiederholen.

„Ist das das Einzige, was es kann, oder hat das Ding AUCH einen Torwächter? Wenn nicht, würde ich tippen, dass dies eine alternative Version des Informationstransfers sein könnte. Wissen wir wer das Holocron aufgenommen hat?“

Mit einem Schaudern stellte er sich vor, dass Faith grade das gesammelte Wissen Mu’tabars in Händen halten könnte. Wenn dieses Holocron Wissen enthielt, wie man eine ganze Stadt per Ritual opferte, dann war dies ein wahrlich gefährliches Objekt.

Doch gab es auch noch ein weiteres Thema, das Arlen unter den Nägeln brannte. Eigentlich hatte er schon wieder auf dem Rückweg nach Colina sein wollen. Dass er einen zusätzlichen Tag im Bett verbracht hatte, warf natürlich diesen Plan erstmal wieder um.


„Wie steht es eigentlich mit unserer Abreise? Haben die Ärzte verlauten lassen, wie lang sie mich hierbehalten wollen? An sich würde ich mich gerne nicht zu lange in Selbstmitleid suhlen und lieber heute als morgen wieder auf die Beine kommen…“


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Faith & Arlen

Faith betrachtete Arlen schweigend, während er über sein Befinden sprach. Ein leichtes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht, als er sich bemühte, mit der neuen Realität klarzukommen.

“Top fit?”, wiederholte sie trocken und legte ihren Kopf schief. Erstaunlich, wie schnell er doch seine bissige, pragmatische aber humorvolle Art zurückgefunden hatte. “Dafür, dass ich der Neuen Republik beinahe einen After Action Report mit dem Verlust eines Jedi-Ritters melden musste, ist das eine … interessante Einschätzung. Aber schön, dass du dich einigermaßen fühlst.”

Die Padawan lächelte ihm noch einmal burschikos zu, bevor ihr Blick ernster wurde. Seine Sorgen über Angelus und alles, was sonst noch so kommen mochte, quittierte sie mit einem Augenrollen. Es war schon irgendwie typisch für ihn, direkt schon wieder weitermachen zu wollen, kaum war er gerade aufgewacht. Fast so, als wäre nichts geschehen. Faith hatte die letzten Stunden lange darüber nachgedacht. Wie verdammt nah dran sie nicht nur an ihrem eigenen Tod, sondern auch daran gewesen war, Arlen zu verlieren. Sie schob sich eine dichte Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihn dann wieder direkt an.

“Das da … “, sie deutete mit einem knappen Kopfnicken auf seinen Armstumpf, “ … ändert nichts an deinen Fähigkeiten. Und schon gar nichts daran, wer du bist. Wenn du deinen Wert als Jedi-Ritter über dein Geschick mit dem Lichtschwert definierst, muss ich dir wohl noch etwas über die Philosophie der Jedi beibringen, mein Lieber.”

Sie sagte es gar nicht so sehr nur, um ihn aufzubauen. Sie sagte es, weil sie selbst daran glaubte.

“Gehen wir diesem Scheusal einfach weiter aus dem Weg.”

Das war ohnehin ihre bevorzugte Strategie gewesen.

Die Präsentation der Lichtlanze und des Holocrons hatte Arlen wenigstens erfolgreich abgelenkt und führte seine Gedanken auf ein anderes Thema. Faith kam es so vor, als würde ein wenig Druck von ihm abfallen, als er sich ins Analysieren und Nachdenken stürzen konnte. Ganz wie sie gesagt hatte: Er war mehr als seine Lichtschwertkünste. Sie nickte, als sie feststellen konnte, dass ihre beiden Gedanken sich in ähnliche Richtungen bewegt hatten. Sternenkarte. Informationsspeicher. Kein Torwächter. Die junge Padawan zuckte mit der Schulter, während sie das projizierte Bild weiter rotieren ließ und den goldenen Griff der Lichtlanze in einer Hand balancierte.


“Es gibt keinen Torwächter. Zumindest nicht, solange das Holocron hier eingeklinkt ist. Ich bin aber auch nicht bescheuert. Ich habe es nicht ausgiebig untersucht, solange du nicht bei Bewusstsein warst. Und ich bin schon gar nicht in die Versuchung gekommen, mir den Inhalt anschauen zu wollen. Immerhin bin ich nur eine Padawan, Arlen.”

Sie zwinkerte ihm zu und sah ihn einen Moment an, um seine Reaktion einzufangen. Dann fügte sie hinzu:

“Wenn es eine Karte ist … dann zeigt sie keine Konstellation, die ich kenne. Ich hatte aber auch keine Sternenkarten hier, um sie übereinander zu legen.”

Sie schwieg, als Arlen nach ihrer möglichen Abreise fragte, und legte die Lichtlanze derweil wieder beiseite. Kommentarlos hob sie ihre Hand in Richtung des Bedienelements an der Wand und das Licht in der Krankenstation hellte sich wieder auf. Die Zeit nutzte sie, um die Worte genau abzuwägen.

“Der Arzt hat gesagt, dass du nach deinem Aufwachen mindestens zwei Tage zur Beobachtung bleiben solltest”, erklärte sie zunächst.

“Da hat er allerdings nicht einkalkuliert, dass du ein dickköpfiger Sith bist, der nicht vorhaben wird, still zu liegen, sofern er sich wieder bewegen kann.”

Ihre Stimme war voller Ironie, aber sie sah ihn ernst an.

“Heute wirst du definitiv noch hier bleiben. Und wenn du dich weigerst, können wir ja mal testen, wie gut du mit einem Arm gegen mich wrestlen kannst.”

Faith verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, sodass sich ihre Schultern berührten.

“Aber …”

Sie atmete geräuschvoll aus.

“Wenn du morgen gehen willst, dann gehen wir. Wir nutzen die Zeit für unsere Machtheilung, um dich wieder auf die Beine zu kriegen. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du nicht wieder mitten auf dem Weg in die nächste Katastrophe zusammenklappst."

Eine Ecke ihrer Lippen verformte sich schelmisch.

Tha’klen und ich schleppen dich nicht noch einmal durch den halben See.”

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Faith & Arlen
 
Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus

Die folgenden Tage verbrachte Darth Angelus nahezu ausschließlich im Stützpunkt des Militärs in Kelada City, wo ihm das großzügige Quartier mit bereitgestellt worden war – dem imperialen Stil entsprechende opulente Räumlichkeiten, die dennoch einen bitteren Beigeschmack in ihm hinterließen. Es nagte unterschwellig an seinem Stolz, hier zu verweilen, als wäre er auf die Gnade von Governor Antares angewiesen, der sich herabgelassen hatte, ihn aus der Haft zu entlassen und diese angemessene Unterbringung zu gewähren. Doch trotz dieses leisen Grolls durchströmte ihn eine grimmige Genugtuung: Er wusste, dass er letztlich am längeren Hebel saß. Der Zirkel der Extinktoren hatte die Pläne des Governors und seines intriganten Dunstkreises mit einem einzigen Fingerschnippen in tausend Splitter zerschmettert, die nun im Wind Keladas verwehten. Und hätte der Zirkel nicht gehandelt, so hätte der Ritterorden letztlich die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um Antares Frevel zu sühnen.

An dem massiven Konferenztisch aus poliertem Marmor, umgeben von dunklen Wänden mit roten und silbernen Verzierungen, überflog der Sith-Krieger die Berichte, die er für den Zirkel angefertigt hatte. Seine smaragdgrünen Augen, die im gedämpften Licht des Raumes funkelten, wanderten immer wieder zu der kryptischen Nachricht des Ritterordens, die ihn nicht losließ. Warum sollten die Ritter ausgerechnet jetzt auf Bastion zusammenfinden, nur wenige Tage nachdem ihn jene rätselhafte Erschütterung in der Macht in Colina beinahe von den Beinen gerissen hatte? Die Erinnerung an dieses Machtphänomen – ein Echo, das wie ein Sturm durch seine Sinne gefahren war – ließ seine Gedanken kreisen, während die dunkle Seite in ihm wie ein Feuer pulsierte. Angelus lehnte sich zurück, sein schwerer, schwarzer Pelzumhang raschelte leise und ein unruhiges Gefühl begann sich erneut in ihm auszubreiten – ein Instinkt, der ihm zuflüsterte, dass größere Mächte am Werk waren, als er ahnte und sich Dinge zugetragen hatte, über die er nicht den Hauch von Kontrolle hatte.

Was nicht weniger an Darth Angelus nagte, war die quälende Frage, wie er mit der prekären Situation auf Kelada verfahren sollte. Noch immer fehlte jede Spur von
Kerbal, seit dieser in den eisigen Weiten des Nordpolarkreises verschwunden war, nachdem er mit kalter Berechnung zugesehen hatte, wie Sabar in Fesseln abgeführt wurde. Angelus wusste mit unerschütterlicher Gewissheit, dass Kerbal mit der entflohenen Jedi unter einer Decke stecken musste. Doch die Frage, wie er an die beiden herankommen sollte, blieb ein Rätsel. Das Reinblut war in ein "archäologisches Projekt" involviert, doch egal wie energisch Angelus Nachforschungen im Stützpunkt delegierte, es tauchten keine Informationen über mit Machtorden verknüpfte Ausgrabungsstätten oder dergleichen auf. Was die Situation nicht unbedingt vereinfachte. Noch gingen Kerbal und sein Gefolge davon aus, dass Sabar im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Colina schmorte, ein Vorteil, den er nicht leichtfertig verspielen durfte. Sich nun mit wehenden Fahnen auf die Jagd zu begeben, um die beiden aufzuspüren, würde die Beute nur aufschrecken und in die Flucht treiben – ein Risiko, das er nicht eingehen würde.

Eine andere Option, die dem Ritter weit mehr zusagte, schlich sich wieder in finsteren Gedanken, während er in nachdenklicher Pose über dem gewaltigen Tisch lehnte. Er könnte das Gefangenenlager aufsuchen, in das die aquatischen Nichtmenschen verlegt worden waren, und den Gefangenenbestand mit eiserner Hand dezimieren, bis der verweichlichte Jedikodex seine Beute unweigerlich zu ihm locken würde. Ein wölfisches Lächeln spielte um seine Lippen, als er sich die Szene vorstellte: die Kadaver dieser Verräter, die den Boden übersäten und die verzweifelten Schreie, die die
Jedi aus ihrem Versteck zwingen würde, um direkt in seine Klinge zu laufen. Die dunkle Seite der Macht brodelte in ihm - ein Sturm, der nach Zerstörung hungerte, und Angelus wusste, dass dieser Plan nicht nur effizient, sondern auch ein Genuss für seine rachsüchtige Seele sein würde.

Doch auch diese Vorgehensweise war nicht stichfest und Darth Angelus’ Verstand erkannte die Schwächen seines Plans. Zunächst würde ein solches Vorgehen seine Verschleierung beenden – die Illusion, dass er noch immer im Hochsicherheitstrakt von Colina schmorte, wäre dahin und
Kerbal sowie die Jedi würden gewarnt sein, sobald die ersten Schreie aus dem Gefangenenlager hallten. Schlimmer noch, es bestand auch die Möglichkeit, dass er es mit Feiglingen zu tun hatte, die ihren eigenen Kodex verraten und dennoch fliehen würden, anstatt sich ihm zu stellen. Ein Gedanke, der nicht allzu abwegig war, wenn man bedachte, dass Kerbal und diese Jedi es überhaupt zugelassen hatte, dass diese nichtmenschlichen Dissidenten in die Knechtschaft gezerrt wurden, um stattdessen nach seinen Artefakten, Tempeln oder dergleichen zu suchen.

Angelus erhob sich und trat an die breite Glasfront heran, unter der das Militär seinen Tätigkeiten nachging. Wieder erblickte der Krieger seine eigene Reflexion und legte seine Hand auf das Glas, um fast schon versessen über sein Spiegelbild zu streichen.


Nein. Er würde vorerst gar nichts tun.

"Es ist ein doppeltes Vergnügen, den Täuscher zu täuschen..."

Flüsterte er, während er sich selbst mit hungrigem Verlangen fixierte.

Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith

Auf Faiths kleinen Pep Talk bezüglich seines Wertes als Jedi-Ritter musste Arlen schmunzeln. Ganz so wie sie seinen Kommentar verstanden hatte, hatte er ihn nicht gemeint, doch es fühlte sich schön an das als Rüge getarnte Kompliment zu hören. Schalkhaft zwinkerte er ihr zu.

„Oh, meinen Wert generell zweifele ich gar nicht an. Mir ging es eher darum, dass mein Potential einen saftigen Arschtritt abzuwenden um ein kleines bisschen abgenommen hat. So mit Minus 50% Hände. Nichts weiter.“

Auf ihre Idee dem Sith einfach weiter aus dem Weg zu gehen, nickte Arlen dann jedoch nur. Das war der Plan. Doch fürchtete er, dass wenn Angelus eine Konfrontation wollte, er die Mittel hatte sie zu forcieren. Auch wenn er grade noch hinter Gittern saß. Wie lange es wohl dauern würde, bis Antares‘ Verwaltung ihren Fehler bemerkte und den Darth wieder auf freien Fuß setzte?

Nun jedoch wandte die Konversation sich dem Holocron zu. Faith erklärte, dass es zumindest keinen Torwächter gab, wenn das Gerät in die Lanze eingesteckt war. Weiter hatte sie es jedoch noch nicht untersucht, was Arlen mit einem zustimmenden Nicken quittierte.


„Klingt wie keine schlechte Idee. Scheinbar bist du bis jetzt weiser im Umgang mit unbekannten Machtphänomenen als ich.“

Arlen lächelte schief und frotzelte dann:

„Und das mit der Padawan kriegen wir denke ich auch noch hin, wenn du erstmal aufhörst dich gegen den Machtmut zu sträuben…“

An der vermeintlichen Sternenkarte kamen sie grade aktuell beide noch nicht weiter und bevor er einen näheren Blick auf das Holocron warf, wollte Arlen wissen, wie es weiterging. Zwei Tage hatten die Ärzte veranschlagt ihn hierbehalten zu wollen, doch hatte Faith schon in vorauseilendem Gehorsam einkalkuliert, dass er ungeduldiger sein würde als das. Mit einem zähneblitzenden Grinsen ließ er sie ausreden, bevor er schließlich antwortete:

„Also gegen zwei Tage Ruhe habe ich eigentlich nichts einzuwenden…“

Ihr Gesicht auf diese Feststellung entlockte ihm ein Lachen.

„Ich bin ja durchaus lernfähig…und außerdem haben wir alle ein paar Trainingsschulden aufzuholen, bevor wir uns wieder kopfüber in die nächste Gefahr stürzen. Wer weiß, vielleicht lauert in Colina ja die nächste Dunkle Präsenz? Zwei Tage erscheinen mir eine sinnvolle Pause, in der ihr zwei weiter an eurer Verschleierung und eurer emotionalen Belastbarkeit – sprich Machtmut – arbeiten könnt. Ich wiederum hatte jetzt einmal zu oft eine Situation in der telepathisch Worte zu übertragen nützlich gewesen wäre. Da setze ich meinen Fokus. Hoch lebe ein Training, für das ich das Bett nicht verlassen muss.“

Erneut zwinkerte er ihr zu. Auch in zwei Tagen würde Colina noch stehen. Auch wenn es ihn nervte, die Abreise weiter zu verschieben, so erschien ihm die Verzögerung doch sinnvoll. Und wenn er schon einen Tag länger im Bett verbringen musste, dann konnten es auch zwei sein.

„Jetzt aber nochmal zu dem Holocron.“

, sagte er schließlich und warf dem kleinen Kubus, der den Raum noch immer mit seinen Lichtpunkten erfüllte, einen Blick zu. Arlen hatte auf Lianna bereits einmal mit einem solchen Gerät interagiert, wusste also grundlegend wie die funktionierten. Mit einem Nicken bedeutete er Faith es aus seiner Fassung zu entfernen und sagte dann:

„Ich schaue dann jetzt doch mal, ob jemand zuhause ist. Sollte es eine Inkarnation von Mu’tabar sein, lassen wir die Sache aber sofort bleiben. Sollte das Ding versuchen krumme Dinger zu drehen, scheue dich nicht es zu zerstören. Schade um das Artefakt, aber ich will lieber jetzt als später ausschließen, dass wir mit etwas Gefährlichem in der Tasche herumlaufen. Hast du mein Lichtschwert irgendwo?“

Die Antwort war ja und so machte er sich auch selbst bereit das Ding zu zerstören, falls Faith das Ziel irgendwelcher Teufeleien sein sollte. Anschließend nahm er das Holocron entgegen und stellte es an den Rand seines Bettes. Dann griff er mit dem Geist hinaus und begann es zunächst äußerlich und dann eingehender zu untersuchen. Interessanterweise wirkte die Aura des Gegenstandes eher neutral und schien nicht wirklich viel von seinem Aufenthalt am Seegrund mitgenommen zu haben. Dennoch fühlte es sich nicht so von der Hellen Seite geprägt an, wie er es von einem Jedi-Holocron erwartet hätte. Vielleicht war dies ja über die Zeit dort unten erodiert worden.

Nachdem er die äußerliche Untersuchung abgeschlossen hatte, fasste Arlen sich schließlich ein Herz und betätigte mit der Macht den Mechanismus, hinter dem er einen möglichen Torwächter vermutete. Einen Moment lang geschah nichts, dann begann ein blau leuchtender Dunst von dem kleinen Kubus aufzusteigen, der sich einen Moment später zu der Gestalt eines
Vurk verdichtete. Seine in Jediroben gehüllte Form leuchtete beinahe vollständig in einem Hologramm-Blau, doch ließ sich eine originär gelbe Hautfarbe erahnen. Eine helle Binde bedeckte die reptiloiden Augen und ein neutraler, vielleicht etwas hochnäsiger Ausdruck lag auf den sauriden Gesicht. Erleichtert atmete Arlen auf, keine goldhäutige Mon Calamari dort zu sehen. Der Torwächter drehte den Kopf und schien seinen nicht-sehenden Blick auf ihn zu richten.

„Sei gegrüßt, Ritter. Ich bin Jedi-Meister Balon. Auch bekannt als Balon der Seher. Dies ist mein Holocron.“

Arlen nickte der Erscheinung respektvoll zu und wollte sie seinerseits begrüßen, doch der Torwächter hob eine dreifingrige Hand.

„Schweig, Ritter! Ich habe vor langer Zeit all jene studiert, die mein Holocron einst in Händen halten würden, weshalb deine Fragen irrelevant sind. Ich kenne sie bereits.“

Arlen zog die Augenbrauen hoch. Na das ging ja gut los. Immerhin war er sich jetzt sicher, dass der Gesichtsausdruck des Vurk-Jedi wirklich hochnäsig gemeint war. Meister Balon fuhr fort:

„Meine Aufgabe als Holocron ist dich, sowie deine Nachfolgerin“

Balon warf Faith einen unsehenden Blick zu.

„eine einzelne Technik zu lehren, die auf eurem Weg von Bedeutung sein wird. Dies habe ich vorausgesehen.“

Mit einem ungehaltenen Brummen verschränkte Arlen die Arme vor seiner Brust. Beziehungsweise, er tat dies zu 75%. Dieses ganze Gerede von Schicksal und Vorhersehung, dessen auch Mu’tabar sich bedient hatte, begann ihm langsam gewaltig gegen den Strich zu gehen. Aber natürlich musste der Torwächter keinen Atem holen und erzählte einfach weiter, ohne eine Gelegenheit für eine Erwiderung einzuräumen.

„Nun zu deinen Fragen: Ja, ich habe auch deine Vorgängerin etwas gelehrt. Nein, ich werde nicht enthüllen was. Auch deine Lektion wird ein Geheimnis bleiben, das nur an dir ist zu teilen. Ja, ich habe gesehen, was sie tun wird…getan hat. Es war der Wille der Macht, dass es so kommt. Nein, was ich sie lehrte, half ihr nicht dabei.“

Nun wirklich ungehalten zog Arlen die Brauen zusammen und wollte nun doch dazwischen grätschen, doch Balon war schneller.

„Den Tod gibt es nicht, die Macht gibt es. Zügele deine Emotionen, junger Ritter, denn: Nur Es gibt nur Frieden. Ich werde dich nun unterweisen. Lausche, denn dein Schicksal wie ich es vorhergesehen habe, hängt davon ab. Ich teile dieses Wissen nur mit dir, Ritter.“

Eigentlich hatte Arlen sehr viel dagegen, wie dieser dumme Torwächter mit ihm umsprang und nun auch noch den Jedi-Kodex vorgebetet zu bekommen, als sei er ein Padawan ärgerte ihn gewaltig. Dennoch hatte Balon es irgendwie geschafft die richtigen Worte ein einer Form zu finden, um doch seine Neugier zu wecken. Eine neue Technik zu erlernen war immer eine wichtige Gelegenheit, solange sich hier nicht der Dunklen Seite bedient werden sollte. Wenn der Torwächter sich wirklich nicht wiederholen würde, war es jetzt besser zu schweigen. Das Ding gegen die Wand zu werfen hatte er später auch noch Gelegenheit.

„Ich werde dich nun das Erzeugen von Illusionen lehren.“

, sagte Balon nun und Arlen zog überrascht die Brauen hoch, als der Torwächter übergangslos die Sprache von Basic auf Aleena wechselte. Der Vurk sprach ohne Akzent und fließend, in dem Dialekt mit dem Arlen als Kind aufgewachsen war.

„Es gibt verschiedene Ausprägungen, doch ist die für dich bestimmte Variante die Manipulation von Energie, um Licht zu erzeugen, Licht zu absorbieren und Luft in Bewegung zu setzen, um Schallwellen zu kreieren. Projiziere dazu deinen Willen auf einen beliebigen Punkt im Raum, wie du es vom Machtgriff gewohnt bist. Anstatt kinetische Energie zu erzeugen, erschaffst du Lichtenergie. Mit Übung wird es dir so möglich sein, Farbflächen zu erschaffen und komplexe Bilder zu malen. Deine erste Übung wird es sein eine einfache Lichtquelle zu kreieren. Übe. Ich werde unterdessen deine Nachfolgerin unterweisen.“

Mit gerunzelter Stirn starrte Arlen die bläulich-gelbe Erscheinung an. Von allen möglichen Fertigkeiten, die der Torwächter ihn hätte lehren können, war Illusionen zu erzeugen nichts, was er erwartet hätte. Wozu denn auch?! Dennoch klang das Ganze für den Anfang relativ simpel und auch harmlos genug, um es zumindest zu versuchen.

„Nun zu dir, Padawan. Ich teile dieses Wissen nur mit dir.“

, sagte Balon wieder auf Basic und wandte sich an Faith. Diesen Satz verstand Arlen also noch, doch dann begann der Torwächter ein mysteriöses Piepen und Summen von sich zu geben, das Arlen vielleicht noch am ehesten als ‚Bahnhof‘ interpretieren konnte. Erst dann wurde ihm klar, dass es sich bei der gesprochenen Sprache um binär handelte. Diese Laute von den Lippen eines scheinbar organischen Wesens hören und dazu passende Mundbewegungen zu sehen, war eine äußerst bizarre Erfahrung. Einen Moment lang lauschte Arlen Balon noch, dann beschloss er sich an der neuen Machttechnik zu versuchen.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith, sowie (NPCs) Torwächter Balon
 
[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Alte Bibliothek / Kellerraum ] Mariam, sowie (NPCs) Technikerteams

Mit verschränkten Armen und einer Miene, als hätte sie in eine Scheibe saurer Milch gebissen, verfolgte Mariam wie einige Techniker sich an der Bibliothekswand zu schaffen machten. Das erste Mal seit einer langen Zeit war der muffige Kellerraum – das Einzige, was noch von dem alten Monument übrig war – voll ausgeleuchtet. Und Mariam hoffte, dass dies das letzte Mal bleiben würde. Ihre Ermittlungen in Sachen Kerbal hatten sie nun ein zweites Mal hierhiergeführt und nun galt es ein für alle Mal diese schimmlige Mottengrube auszuräuchern, nachdem sie alle hier vorliegenden Beweise gegen den Sith gesichert und dokumentiert hatte.

Einer der Techniker gab seinen Kollegen ein Signal und koordiniert aktivierten die Männer die Antigravbolzen, die sie mit einer Reihe gezielter Bohrungen in den Stein getrieben hatten. Wie eines begannen die Geräte zu summen und das Stück Wand sich in den Bibliotheksraum hineinzuschieben. Bis grade eben beinahe unsichtbar, offenbarte sich nun eine mannshohe, kreisrunde Kontur und dann öffnete sich das Portal zur Kanalisation, über das sich aller Wahrscheinlichkeit nach Kerbal von außen Zugang verschafft hatte. Bisher hatte Mariam nur gewusst, dass der Sith Interesse an der Bibliothek gehabt hatte. Nun wusste sie, dass er genau unter ihrer Nase hier gewesen war und wer weiß was getrieben hatte. Mit einem dumpfen Geräusch setzten die Techniker das kreisrunde Stück Wand auf dem Boden ab und machten sich daran die geschmolzene Schnittkante zu untersuchen.

Mariam ließ sie machen. Dass sich ihre Ermittlungen in der Zwischenzeit wieder dem roten Sith zugewandt hatten, war kein Zufall. Zwei Wochen hatte sie darauf gewartet in der Angelus-Sache weiterzukommen. Zwei Wochen! Zwei Wochen in denen Gouverneur Antares sich weder dazu bequemt hatte ihr Zugang zu verschaffen noch irgendwem anders inklusive sich selbst. Und jetzt war Angelus wieder auf freiem Fuß. Einfach so. Mit speziellen Anweisungen von weit oben ihn nicht weiter zu behelligen. Mariam hätte schreien können. Sicher, mittlerweile schien es wahrscheinlich, dass Angelus tatsächlich nichts mit dem Ausbruch der Jedi zu tun gehabt hatte. Vermutlich hatte er einfach aus Hochnäsigkeit, Ego und schlicht purer Dummheit sein hübsches Mäulchen nicht aufbekommen, um sich ein Alibi zu verschaffen. Doch musste Mariam eines zugeben: Es war ein Fehler gewesen ihn, ohne etwas Stichhaltiges in der Hinterhand zu verhaften. Ein belastendes Verhör hatte unter offiziellen Bedingungen nicht stattfinden können und so war der Dreckskerl nun sogar noch geschützter als vorher. Aber eines war sicher: Bei Kerbal würde ihr das nicht passieren! Sicher, der rote Sith hatte ein Alibi. Auf Papier war alles sauber. Doch beim Imperator, ihr Bauchgefühl sagte, dass hier irgendetwas faul war!

Und seine Aktivitäten hier in der Bibliothek waren genau so ein weiteres Indiz für sein falsches Spiel. Er hatte sich hier hereingeschlichen. Im Schatten der Nacht und versteckt vor den hier postierten Wachleuten. In den Minen hatte er verlauten lassen, dass es hier Hinweise auf Waffen für den Widerstand geben sollte. Wiederum auf dem Papier keine schlechte Story, um sich als Spion und Saboteur unter Aufständische zu mischen. Und doch schien etwas Wahres dran gewesen zu sein. Mit verschränkten Armen wandte Mariam sich um und warf einen Blick auf ein zweites Team Techniker, die grade dabei waren, allerlei Waffen und Ausrüstung aus einem halb gefluteten Raum etwa zwei Stockwerke tiefer heraufzuschaffen. Offensichtlich ein altes Rebellenversteck und aller Wahrscheinlichkeit eines, das auch Kerbal gefunden hatte. Und keines, über das er irgendwen außer sich selbst in Kenntnis gesetzt hatte.

Mit einem verkniffenen Lächeln musterte Mariam die Arbeiter und ihr Werk. Sie würden alles, was von dem alten Monument noch hier war Stückchen für Stückchen abtragen und dann in Ruhe untersuchen. Sie würde ergründen was Kerbal verbarg und sollte er sich schließlich doch als schuldig erweisen, dann Gnade ihm der Imperator…


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Alte Bibliothek / Kellerraum ] Mariam, sowie (NPCs) Technikerteams
 
Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus

Weitere Stunden später, bereits tief in der Nacht, war Darth Angelus tief in Studien versunken, die Stille seines Quartiers nur vom gelegentlichen Klirren seines Weinglases durchbrochen. Er hatte bei seiner Rückkehr Material aus dem mehr als üppigen Kontingent des Zirkels angefordert, das sich mit Form V des Lichtschwertkampfes befasste. Djem So, auch bekannt als der Weg des Krayt-Drachen, ein martialischer Name, der dem eitlen und stolzen Sith schon während seines Studiums als Jünger imponiert hatte. Der Krayt-Drache, ein Symbol unerbittlicher Stärke und Dominanz, spiegelte zweifelsohne seine eigene Natur wider und die Vorstellung, diese Kampftechnik zu beherrschen, erfüllte ihn mit einer düsteren Vorfreude. Schon viel zu lange hatte er diese Angelegenheit vor sich hergeschoben, ein Versäumnis, das ihn nun umso mehr mit einer Mischung aus Ungeduld und Entschlossenheit erfüllte. Sein eigener Meister hatte keinen Wert auf den Feinschliff des Lichtschwertkampfes gelegt – für ihn zählte allein rohe Gewalt, Stärke und die dunkle Seite der Macht in ihrer pursten Form. Darth Sting hatte nämlich einen freien Kampf präferiert, bei dem Zähne, Klauen, Schwerter, Blaster, Stöcke, Steine und alles, was greifbar war, zur Waffe wurde. Ein chaotisches Gemetzel, das Angelus’ Instinkte zwar geschärft, aber seine Technik vernachlässigt hatte.

Während er die holografischen Diagramme und Aufzeichnungen studierte, die präzise Bewegungsabläufe und kraftvolle Gegenangriffe von Djem So darstellten, glühten seine smaragdgrünen Augen vor Konzentration. Sabar war immer schon - auch vor seiner Zeit im Orden der Sith - ein mittelmäßiger Schüler gewesen, wenn es um schieres Studium ging. Theoretische Fragen und Themen langweilten ihn bereits nach kurzer Zeit und meistens drängte ihn seine impulsive Natur nach kurzer Zeit dazu, lieber direkt zur Tat zu schreiten. Aber hierbei verhielt es sich anders. Jede Zeile, die er las, jede Technik, die er sich einprägte, war ein weiterer Schritt hin zur Vollendung seiner Macht – ein Werkzeug, das er nutzen würde, um seine Position nicht nur zu sichern, sondern weitläufig auszubauen. Die dunkle Seite der Macht pulsierte in ihm und er wusste, dass diese Studien nicht nur seine Klinge schärfen würden, sondern auch seinen Geist, um die
Täuscher zu täuschen, die ihm entkommen waren. Auch die Natur des Kampfstils zog ihn in den Bann.

Djem So war eine der zwei aggressivsten und kraftvollsten Lichtschwerttechniken, die je entwickelt wurden und passte perfekt zu seinem unbändigen Kampfstil. Diese Form war darauf ausgelegt, den Gegner durch pure physische Dominanz zu überwältigen, indem sie die Stärke des Anwenders nutzte, um wuchtige, kompromisslose Schläge auszuführen, die selbst die stärkste Verteidigung durchbrechen konnten. Djem So betonte direkte Angriffe und schnelle Gegenangriffe, die darauf abzielten, den Schwung eines feindlichen Hiebs sofort in einen vernichtenden Rückschlag umzuwandeln – eine Philosophie, die Sabars Vorliebe für offensive Gewalt mit einer disziplinierten Präzision verband, die ihm bisher gefehlt hatte, wie in etwa in seinem Kampf mit
Darth Zena, den er nur mühevoll für sich hatte entscheiden können. Die Technik erforderte neben einer starken Verbindung zur Macht eine Kombination aus athletischer Stärke, unerschütterlicher Entschlossenheit und einem unstillbaren Siegeswillen, Eigenschaften, die der Sith-Krieger im Überfluss besaß. Und zudem war sie deutlich einfacher zu erlernen, als die siebte Form, die manchen Lehrmeistern nach noch aggressiver und effektiver war, jedoch vorzugsweise von Jedi gemeistert wurde, die ein Instrument benötigten, um gegen die rohe Kraft der dunklen Seite der Macht anzukommen. Während er die holografischen Aufzeichnungen eines Meisters in Aktion studierte, der mit Djem So einen Gegner in einer Übungssimulation zermalmte, stellte sich der adelige Sith bereits vor dem inneren Auge vor, wie er seine Gegner ebenso zerstörte.

Der theoretische Teil seiner Studien neigte sich dem Ende zu und nach einem großzügigen Schluck aus der kristallenen Weinkaraffe erhob sich Darth Angelus mit einer geschmeidigen Bewegung aus seinem edel gepolsterten Stuhl. Seine Augen glühten vor Entschlossenheit, als er die Hand ausstreckte und sein Lichtschwert mit einem machtvollen Ruck von seinem Gürtel levitierte, blitzschnell und direkt in seine Schwerthand, die den eleganten Griff fest umschloss. Die Klinge erwachte mit einem scharfen Zischen und hüllte den großen Raum in ein unheilvolles Rot, während er in einen freien Bereich des Raumes trat, der genug Platz bot, um ein paar praktische Übungen auszuführen. Während der Holoprojektor im Zentrum des massiven Tisches die Bewegungsabläufe in flimmernden Hologrammen projizierte, begann Sabar also, diese mit minutiöser Präzision nachzuahmen.

Es waren zunächst nur Anfängerschritte – Grundlagen, die Schülern normalerweise von ihren Meistern in den ersten Wochen ihrer Ausbildung mit unerbittlicher Strenge eingehämmert wurden, um die Basis für ihre Kampfkunst zu legen. Doch der Ritter besaß natürlich einen immensen Vorteil, der ihn von solchen Novizen abhob: Er war längst ein ausgebildeter Sith, der die unbändige Energie der dunklen Seite der Macht mit einer Selbstverständlichkeit zu lenken vermochte. Er musste weder lernen, mit ihrer rohen Gewalt umzugehen, noch lief er Gefahr, von ihr beherrscht zu werden – sie war ein Teil von ihm, ein loderndes Feuer, das er nach Belieben entfesseln konnte. Während er die Bewegungen von Djem So übte, die wuchtigen Hiebe und schnellen Gegenangriffe, floss die dunkle Seite durch ihn wie ein reißender Strom, der seine Muskeln mit übermenschlicher Kraft erfüllte und seine Augen in einem unheilvollen Rot erstrahlen ließ.


Ja, bei dieser Sache war er geduldig. Schritt um Schritt...

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Faith & Arlen

Faith nahm Arlens Bereitschaft, auch einen Tag mehr zu seiner Erholung ausharren zu können, mit einem Lächeln zur Kenntnis. Sie hatte dem Dickkopf zugetraut, nur auf Schnelligkeit setzen zu wollen. Offenbar zu Unrecht. Das Thema war viel zügiger beendet, als sie erwartet hatte. Also löste die Padawan zufrieden das Holocron aus der Fassung der Lichtlanze und reichte Arlen auf seine Bitte hin sein eigenes Lichtschwert, das sie unter ihren Sachen aufbewahrt hatte. Gespannt beobachtete sie, wie der Jedi-Ritter das Machtobjekt aktivierte und umklammerte dabei mit beiden Händen die neue Waffe, jederzeit bereit, unvermittelt zuzuschlagen. Statt Mu’tabar erschien in bläulich-gelber Erscheinung jedoch ein großes Wesen mit drei Fingern und langem, vom Nasenrücken ausgehenden Stirnfortsatz, der sich wie ein Horn nach hinten bog, während die Augen hinter einem Tuch verborgen blieben. In hochtrabendem Ton begann die Erscheinung sich als Jedi-Meister Balon, der Seher, vorzustellen. Was das bedeutete machte er auch gleich klar, als er Arlen anfuhr, zu schweigen und seine Fragen für sich zu behalten. Faith unterdrückte angestrengt ein Glucksen, als sie das entglittene Gesicht ihres ehemaligen Mitschülers sah und fasste sich gerade noch rechtzeitig, ehe Meister Balon sich in ihre Richtung wandte, sie als Arlens Nachfolgerin bezeichnete und ankündigte, sie unterrichten zu wollen.

Stirnrunzelnd legte sie den Kopf etwas schief in dem Versuch, zu verstehen, wie dieses kleine Ding funktionierte. War es sowas wie eine Projektion oder konnte das Abbild des Sehers in der Tat mit ihnen interagieren? Die Gelegenheit, hinter diese Fragen steigen zu können, wurde ihnen jedoch verwehrt, indem Balon jede Frage Arlens im Vornherein zu beantworten schien und jeden Ansatz, doch das Wort zu ergreifen, im Keim erstickte. Es könnte sich also tatsächlich um eine Voraufzeichnung handeln. Wenn der Jedi-Meister alles vorhersehen konnte, dann war ein Gespräch in Echtzeitig ja auch nie notwendig. Die Frage, ob ein Holocron dennoch mit ihnen aktiv in Echtzeit interagieren könnte, wenn es wollte, drängte sich ihr dennoch auf.

Als Balon es hinter sich gebracht hatte, Arlen zu belehren, wechselte er plötzlich in eine Sprache, die Faith nicht ansatzweise verstand. Es war kein Dialekt, die sie schon einmal gehört hatte. Die Phonetik erinnerte sie an etwas, aber sie konnte keinen Finger darauflegen. Die junge Padawan hatte ihre Kindheit auf so vielen unterschiedlichen Planeten und überhaupt größtenteils im All verbracht, sodass keine Lokalsprache, der sie über den Weg gelaufen war, lange haften geblieben ist. Sie hatte sich von einem Raumfahrer, der sich etwa zwei Monate an Bord der Navalon erholt hatte, ein paar Fetzen einer Handelssprache beibringen lassen. Doch selbst der Name dieser Sprache war ihr schon lange entfallen. Die Vokabeln erst recht. Es dauerte eine Weile, während derer Arlen das Abbild des Jedi-Meisters mit gerunzelter Stirn anstarrte. Zumindest wirkte er so, als würde er dieses Kauderwelsch verstehen.

Dann wandte Balon seine verschleierten Kopf erneut in Faiths Richtung und begann unvermittelt in seltsamer Tonlage zu Piepsen und vor sich hin zu Summen. Der jungen Frau klappte sofort der Mund auf, denn sie fragte sich, ob der Meister verrück war oder sie zum Narren halten wollte, ehe sie die schrägen Töne in einen Zusammenhang bringen konnte.


„ ... und ab diesem Wort verstehst du mich endlich. Damit habe ich genügend Zeit an dir verschwendet. Dir fehlen noch einige Grundlagen, um aus dir eine Jedi-Ritterin zu machen. Darum wird sich jedoch jemand anderes kümmern. Ich werde dich Größeres lehren und eine Gabe in dir Wecken: Das Sehen.“

Faith beobachtete, wie sich bläulicher Dunst aus der Erscheinung löste und wie eine langgezogene Wolke auf sie zu schwebte. Bevor sie reagieren konnte, drängte der Nebel vor ihre Augen und löste sich dort auf. Sie begann zu tränen, so als hätte sie gerade frisches Zwiebelgemüse geschnitten. Aus dem Instinkt heraus wollte sie zwinkern und sich die Augen reiben, doch die schneidend piepsende Stimme Balons hielt sie davon ab.

„Lass die Macht deine Augen berühren, Padawan!“

Der Meister sprach so eindringlich, dass Faith wie von Geisterhand die Augen aufriss.

„Visionen sind eine Gabe. Man kann sie nicht lehren. Sie wird dir nicht gewährt, weil ich es möchte, sondern weil es so sein muss. Und doch möchte ich mit dir ein wertvolles Wissen teilen: Die Macht zeigt dir immer nur das, was du sehen musst. Nicht mehr, nicht weniger. Weder die Wahrheit, noch eine Lüge. Nur die Macht. Beherzige das.“

Faith nickte, auch wenn sie weder fassen konnte, was hier gerade geschah, noch die Auswirkungen seiner Worte einschätzen konnte.

„Genau wie ich euch sage, was ihr hören müsst. Manches ist wichtiger als anderes und doch gehört alles zu einem Gesamtgefüge. Selbst ein Sandkorn an der falschen Stelle kann den Lauf der Dinge verändern.“

Balon räusperte sich und atmete aus, so als würde er die folgenden Worte nur wiederwillig aussprechen. „Der Jedi-Ritter liebt dich auch, Padawan. Ich habe gesehen, was es mit euch anrichten wird, und es ist wichtig, dass …"

Erneut brauchte Faith einen Augenblick, ehe sie realisierte, was er da sagte. Sofern es überhaupt möglich war, riss sie die Augen nur noch weiter auf, drehte ihren Kopf in Arlens Richtung und starrte ihn fassungslos an. Sie bekam nicht mit, was Meister Balon sonst noch sagte, bemerkte jedoch, dass er irgendwann zu Basic zurückehrte. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihm nicht weiter zuhören. Alles was sie in diesem Moment interessierte, war Arlen, den sie weiter anstarrte, als hätte sie seine rote Haut heute zum erstem Mal bemerkt. Dann grinste sie.

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Faith & Arlen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith, sowie (NPCs) Torwächter Balon

Nachdem Jedi-Meister Balons Holocron sowohl Arlen als auch Faith unterwiesen hatte, verstummte es wieder. Danach ließ es sich auch mit erneutem Auslösen des Mechanismus nicht wieder aktivieren. Nicht, dass Arlen dies wirklich erwartet hatte. So jedoch begann schließlich auch die bewusst in Anspruch genommene Ruhephase so richtig. Er selbst blieb im Bett liegen, machte sich aber daran sich ein wenig in nicht-körperlichen Machttechniken zu üben. Als Ziel für sein Telepathie-Training hatte er natürlich die Padawane vor Ort, doch vernachlässigte er dabei auch nicht das frisch erlernte Konzept der Illusion. Rasch hatte er raus, wie sich ein stabiler Lichtpunkt erschaffen ließ und konnte bald schon auch Farbe und Intensität modulieren.

Die Herausforderung bei der Technik Illusion – so schien ihm zumindest – war jedoch nicht der Erschaffensprozess an sich. Den hatte Balon ja quasi auch in drei Sätzen erklären können. Das Problem waren eher künstlerische Feinheiten, wie die korrekte Farbe und Belichtung hinzubekommen. Eine leuchtende Scheibe in der Luft? Gar kein Problem, wie Arlen schon am zweiten Tag feststellte. Diese Scheibe zu einem realistisch aussehenden Objekt zu formen? Völlig unmöglich – zumindest grade. Das Erste, was er versuchte nachzuahmen, war ein Teller, doch einerseits war die Form selbst bei einem solchen einfachen Gegenstand zu komplex, andererseits verstand er nicht wie genau er einen natürlichen Lichtrückwurf realistisch Nachahmen konnte. Das Beste, was er also schaffte war eine halbtransparente fliegende Untertasse, die ein bisschen etwas von einer platten Lampe hatte. Es schien, als müsse er abseits des bloßen Anwendens auch noch viel Zeit in etwaige Feinheiten stecken, bevor er dazu fähig war etwas zu erschaffen, was wirklich den Namen Illusion wert war.

Bessere Fortschritte machte er jedoch in Sachen Telepathie. Wie sich herausstellte war er grundsätzlich bereits kurz davor gewesen Worte in den Geist der beiden Padawane projizieren zu können und es hatte ihm einfach nur noch der richtige Dreh gefehlt. Rasch wurde jedoch auch klar, dass es einen deutlichen Unterschied machte, wie weit das Ziel von ihm entfernt war. Wenn Faith mit ihm im Raum war, war es kein Problem ihr kurze Sätze in den Kopf zu pflanzen. Anders jedoch, wenn sie sich auf der anderen Seite der Stadt befand. Also schickte Arlen die beiden grade am zweiten Tag in alle möglichen Ecken New IndSecs und gab sich erst zufrieden, als es ihm gelungen war mit einiger Anstrengung Tha’klen ein ‚Ich bin in der Krankenstation, komm her‘, auf Entfernung zu übermitteln.

Abgesehen von bettlägerigen Konzentrationsübungen, nutzte Arlen die zweitägige Pause auch um sich tatsächlich auszuruhen. Wenn er nicht grade leuchtende Untertassen erschuf oder den Padawanen kurze Gedichte auf einen Klick Entfernung ohne Comlink rezitierte, schlief er meistens. Das Krankenhausessen war wie in New IndSec gewohnt ausgesprochen lecker und das einzige Haar in der Suppe war sein fehlender rechter Unterarm und sich immer wieder unangekündigt meldende Phantomschmerzen. Nun alles mit Links machen zu müssen war umständlich, doch widerstand Arlen den Drang den Löffel per Machtgriff zum Mund zu führen. Wer wusste schon, wie lang er ohne Prothese würde klarkommen müssen. Besser mit Links üben und es nicht zu brauchen als hinterher aufgeschmissen sein.

So fühlte sich Arlen dann am Abend des zweiten Tages schließlich erfrischt und bereit zur Abreise. Die Padawane waren bereits zurück in ihrer Unterkunft, doch würde er auch diese letzte Nacht auf der Krankenstation verbringen. Umständlich, so mit nur einer Hand zog er sich seine Schlafkleidung über und begab sich dann noch in die anliegende Nasszelle, um sich vollends bettfertig zu machen. Sich die Zähne mit Links zu putzen war auch nach zwei Tagen noch mehr als ungewohnt und er war durchaus froh um die bereitgestellte elektrische Zahnbürste, ohne die das Ergebnis vermutlich eher lausig ausgefallen wäre. Vor dem großen Spiegel, der die ganze Rückwand des Bades einnahm, half er dann nochmal mit etwas Zahnseide nach und beugte sich dann über das Waschbecken, um sich auch das Gesicht zu waschen.

Ein fröhliches Summen auf den Lippen richtete Arlen sich schließlich wieder auf und warf dem eigenen Spiegelbild noch einen letzten, prüfenden Blick zu. Und erstarrte. Vor ihm stand, wie grade auch sein eigenes Spiegelbild. Doch über seiner Schulter war ein zweites Gesicht aufgetaucht. Ebenfalls rot, genau so groß wie er. Doch inmitten der wie geschmolzen und dann wieder erstarrten Haut klafften zwei Löcher, wo die Augen hätten sein sollen. Zwei leere Höhlen, in denen nur je eine Kerzenflamme flackerte, die ihm bis in die Seele zu starren schienen. Langsam teilten sich die verformten Lippen der Kreatur und entblößten weiße Zähne, die im schummrigen Licht der Nasszelle spitz erschienen.

Mit einem Keuchen fuhr Arlen herum und einen Moment später hatte er sein Lichtschwert in der Hand, bereit der Erscheinung die Stirn zu bieten. Doch hinter ihm war nichts. Lediglich die Tür zur Nasszelle, die er zuvor angelehnt hatte. Hektisch sah er sich um, doch war das entstellte Gesicht auch im Spiegel nicht mehr zu sehen. Schwer atmend streckte er seine Sinne aus…doch er war allein mit sich selbst. Zäh verstrichen die Sekunden, doch nichts weiter geschah. Schließlich erlosch seine rote Klinge wieder und sein Herzschlag beruhigte sich langsam. Vielleicht doch nur eine Halluzination? Ein letzter Blick in den Spiegel und schließlich verließ er die Nasszelle wieder. Morgen würden sie die lange Rückreise nach Colina antreten. Mindestens zehn Tage auf der Straße, wo es keine gab. Was auch immer da grade passiert war, er brauchte offensichtlich seinen Schlaf…


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen, allein?
 
Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus

Stunden- und tagelang übte Darth Angelus die Schritte von Djem So mit einer Obsession, die an Wahnsinn grenzte, seine Bewegungen ein Mix aus roher Kraft, Schnelligkeit und Präzision, während das Glühen seines Lichtschwerts den Raum in rotes Licht tauchte. Der Holoprojektor warf weiterhin die flimmernden Bewegungsabläufe auf den massiven Marmortisch, doch Angelus brauchte die Anleitung kaum noch – mit jedem wuchtigen Hieb, jedem schnellen Gegenangriff brannte sich die Kampfform mehr in seine Muskelgedächtnis ein, ebenso in seine Bindung zur Macht. Schweiß tropfte von seiner Stirn über die blasse und sonst auch unter großen Anstrengungen makellose blasse Haut, doch er gönnte sich keine Pause, getrieben von einem inneren Feuer, das ihn vorwärtspeitschte. Sogar die Platten seiner Rüstung hatte er abgelegt, die nach all den Wochen und Monaten inzwischen wie eine zweite Haut saß. Das Training erfüllte ihn in dieser Zeit mit frischer Energie. Während er im Quartier der Streitkräfte ausharren musste, um draußen nicht seine herumirrende Beute aufzuscheuchen, konnte er nichts sinnvolles tun und tief in seinem Inneren hasste er diesen Umstand. Folglich steigere sich der Krieger förmlich in die Form V hinein. Sie wurde immer mehr ein Teil von ihm.

Doch je länger er übte, desto mehr drängten sich die dunkle Gedanken und Erinnerungen an vergangene Erniedrigungen in seinen Geist. Er sah sich selbst in den Gängen des Gefängnisses von Colina, die klirrenden Fesseln an seinen Handgelenken, die hämischen Blicke von den Lakaien des
Governors, die ihn wie eine in Ketten gelegte Bestie abführten – eine Demütigung, die sein stolzes Herz wie ein Dolch durchbohrte. Er erinnerte sich an Kerbals kalte, berechnende Augen, die ihn beobachteten, als er abgeführt wurde, an den Verrat seiner Soldaten, der ihm die Kontrolle entrissen hatte, und an Antares’ feige Intrigen, die ihn in dieses Rattenloch gebracht hatten. Dazu weitere dunkle Kapitel, lange vor seinem Aufenthalt auf Kelada. Mit jeder dieser Erinnerungen wurden seine Übungsschläge wütender, seine Bewegungen verloren die präzise Eleganz und wurden zu einem Sturm der Zerstörung. Das Lichtschwert zischte durch die Luft, schneller, härter, als wollte der Sith die Luft selbst zerfetzen, und ein tiefes, animalisches Knurren entkam seiner Kehle, während seine Augen in einem glühenden Rot erstrahlten. Der warme Luft vibrierte bei jedem wuchtigen Schlag, als er sich vorstellte, diverse Schädel zu spalten, Jedi in Stücke zu reißen und all jene, die sich seiner Perfektion widersetzten, vor sich im Staub kriechen zu sehen, seine Stiefelsohlen dabei auf ihre Kehlen gedrückt und das Leben langsam und qualvoll aus ihnen pressend. Die dunkle Seite der Macht schwoll in ihm an - ein Sturm aus Leidenschaft, Hass und Rache.

In einem Anfall blinder Wut begann Darth Angelus, das Mobiliar seines opulenten Quartiers zu zertrümmern. Zuerst traf es den massiven Marmortisch, den er mit einem einzigen, wuchtigen Hieb seines Lichtschwerts in der Mitte zerteilte. Die Klinge zischte durch das Gestein, als wäre es Butter. Die beiden Hälften krachten zu Boden, doch seine Rage war unstillbar – er zerteilte sie erneut, und aus diesen Bruchstücken machte er weitere Einzelteile, bis nur noch Splitter übrig waren, die unter seinen Stiefeln knirschten. Dann folgten die Vitrinen an den Wänden, deren Kristallglas unter seinen machtvollen Schlägen zerschellte, die Verzierungen verbogen sich, während Splitter wie Regentropfen durch die Luft wirbelten. Sabar spürte die Präsenzen der sich nähernden Soldaten und grinste diabolisch, als er fühlte, wie sie sich dagegen entschieden, ihn während seines Tobsuchtsanfalls zu stören – ein kluger Entschluss, der ihnen das Leben rettete.

Seine Wut richtete sich nun auf die Stühle, die unter seinen Hieben zerbarsten, dann auf die Teller, Kelche, Messer, Gabeln und das übrige Tafelbesteck, das er mit machtvollen Schüben gegen die Wände schleuderte, wo es in einem ohrenbetäubenden Krach zerschellte. Porzellan und Metall regneten in einem Hagel der Zerstörung herab, während sein animalisches Knurren den Raum erfüllte. Irgendwann stand Darth Angelus mit wieder angelegter Rüstung, den schweren Pelzumhang übergezogen, im Zentrum des verwüsteten Raumes, seine Atmung bebend, das Lichtschwert noch immer aktiviert und sich im Rhythmus seiner Atmung langsam auf und ab bewegend. Seine smaragdgrünen Augen leuchteten in einem glühenden Rot und mit einem zornigen Funkeln sah er sein verzerrtes Ebenbild in dem zertrümmerten Glas unter seinen Stiefelsohlen.

Sein Instinkt, geschärft durch die dunkle Energie seiner Rage, flüsterte ihm zu, dass der Zeitpunkt gekommen war. Mit weiten, dominanten Schritten stampfte er über die Trümmer in Richtung des Ausgangs, sein Pelzumhang wie ein Banner hinter ihm herwehend. Die Versteckzeit war vorüber. Entweder würde er dort draußen seinen Feinden entgegentreten, oder Kelada würde in Flammen aufgehen – eine Wahl, die ihm gleichgültig war, solange Blut floss und sein lodernder Zorn gestillt wurde...


Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Darth Angelus
 
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