Kelada (Kelada-System)

Kelada - Colina - Gefängnis - Hochsicherheitstrakt - Einzelzelle - Darth Angelus

Darth Angelus saß weiterhin auf der harten Pritsche seiner Einzelzelle im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Colina. Die vergangenen Tage zogen sich wie eine endlose Ewigkeit hin, während er aufrecht sitzend und mit versteinerter Miene in die trostlosen Durastahlwände starrte. Die verstärkten Handschellen an seinen Handgelenken und Knöcheln klirrten weiterhin bei jeder minimalen Bewegung. Es war ein Geräusch, das sich penetrant in seinen Verstand bohrte, doch er hatte sich längst zur Regungslosigkeit gezwungen, um dem Wahnsinn zu entkommen, der ihn zu korrumpieren versuchte und teilweise Erfolg hatte. Die Zelle – ein abgeriegelter Käfig aus stählernen Wänden, schimmelnder Pritsche und summender Überwachungskamera – war ein Ort der Verzweiflung, eine Anstalt für Terroristen und Verbrecher, deren Verstand gebrochen werden sollte, doch Sabar ließ sich nicht brechen. Jede Sekunde in diesem heruntergekommenen Rattenloch nagte zwar an seinem Verstand und seinem Willen. Er war schließlich ein stolzer Ritter und impulsiver Krieger, der das Leben in vollen Zügen auskostete, doch er weigerte sich mit aller Kraft und ihm innewohnenden Macht, Schwäche zu zeigen. Seine schwere Rüstung und der Pelz lagen lange unverändert an seinem Körper – er wollte sich keinesfalls entblößen, nicht vor diesen hinterhältigen Insekten, die ihn verraten hatten.

Die Tage verstrichen in quälender Monotonie, die Stille nur durchbrochen von den Schritten der Wachwechsel und dem Summen der Kamera über der Tür. Sechs Wachposten standen unverändert vor seiner Zelle, in Schweigen gehüllt, doch Angelus spürte ihre Anwesenheit – ihre äußeren Bewegungen ebenso wie die dumpfen Echos ihrer Gedanken, die er mit seinen Machtsinnen wie ein Raubtier auf der Lauer wahrnahm.
Governor Antares ließ ihn hier also weiterhin versauern, während Kerbal und seine ominösen Verbündeten quer durch Kelada streiften und ihr verräterisches Spiel spielten. Ein Wort über seinen Verdacht hätte genügt, um ihn aus der Stelle aus dieser verdammten Zelle zu bekommen. Ein Wort über seine stichhaltige Vermutung zu Kerbals doppeltem Spiel und seiner Kooperation mit dieser entflohenen Jedi. Aber diesen Erfolg gönnte er weder Antares noch dieser wahnsinnigen Operative, deren Namen er unlängst wieder vergessen hatte - anders als ihre dumme, nichtssagende Visage, die sich in seinen Verstand eingebrannt hatte und erst wieder erlöschen würde, wenn er ihr den Schädel mit einem einzigen vernichtenden Tritt von den Schultern getreten hätte. Der adelige Krieger pokerte hoch, dies war ihm zu jeder Sekunde bewusst, trotz seiner strapazierten Nerven. Jede verstrichene Stunde innerhalb dieser stählernen Wänden konnte genügen, um Kerbal und seinem Anhang das entscheidende Fenster zur Flucht von Kelada zu verschaffen. Doch wenn nicht er allein den Ruhm für das Niederstrecken des Verräters einheimsen konnte - wenn nicht er derjenige war, der die Früchte seiner Rache erntete, dann sollten diese feigen Peiniger, die ihn hier gefangen hielten, erst recht keinen Anteil an seinem Triumph haben. Eher würde er zusehen, wie Kerbal entkam, als diesen Sieg mit Antares oder seinen Lakaien zu teilen. Diese Gedanken schossen in jeder verstrichenen Minute durch seinen Kopf, während er lauernd in der Zelle saß.

Am letzten Tag seiner Haft durchzuckte ihn plötzlich eine Erschütterung in der Macht, ein Echo, das ihm vertraut war – ähnlich der
Präsenz, die er vor einigen Tagen bei der Verhaftung der Dissidenten in Colina gespürt hatte. Seine smaragdgrünen Augen leuchteten rot auf, ein wölfisches Lächeln spielte um seine Lippen, und die dunkle Seite der Macht brodelte in ihm auf. Er wusste, dass etwas im Gange war: ein weiteres Puzzlestück in Kerbals doppeltem Spiel. Welcher Machtnutzer außer dieser geschwächten Jedi war auch sonst auf Kelada zugegen? Die Gewissheit, dass das Reinblut noch immer vor Ort war, ließ ein finsteres Lächeln über sein Gesicht blitzen.

Zwei Stunden später war es dann so weit. Mit einem Zischen öffnete sich die doppelt und dreifach gesicherte Tür seiner Zelle. Flankiert von zwei vermummten Soldaten trat ein vertrautes Gesicht herein. Es war
Lieutenant Blade. Kein Wort wurde gesprochen; der Druck des Zirkels der Extinktoren hatte Antares offensichtlich gezwungen, ihn freizulassen und die Stille der Soldatin war ein stummes Eingeständnis ihrer Niederlage. Sie hatte auf den falschen Podrenner gesetzt, und nun stand sie vor dem Mann, den sie letztlich unterschätzt hatte. Angelus erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, die seine wackelige Konstitution nach Tagen der Haft geschickt kaschierte und die Ketten klirrten ein letztes Mal, als sie von der blonden Offizierin mit zittrigen Händen von seinen Handgelenken und Knöcheln gelöst wurden. Seine smaragdgrünen Augen, trüb und dennoch funklend vor unterdrückter Wut, bohrten sich in Blade, die seinem Blick nicht standhalten konnte und den Blick senkte, unfähig, der Intensität seiner Verachtung zu begegnen.

Sie übergab ihm Lichtschwert und Comlink. Mit einer gebieterischen Geste streckte der Krieger seine Hand aus, während er sein Haupt leicht in Richtung der Pritsche neigte, auf der sein schwarzer Pelzumhang lag – ein Stück seiner Montur, das er in einem Moment der Schwäche abgelegt hatte, doch nun wieder beanspruchte, um seine Dominanz zu unterstreichen. In herrischer Pose verharrend, die Schultern gestrafft und das Kinn erhoben, wartete er, dass die
Offizierin ihm den Umhang anlegte. Blade trat zögerlich näher, ihre Bewegungen vorsichtig, als sie den schweren Pelz über seine Schultern legte und klackend an der eleganten Halterung befestigte. Angelus spürte ihren unruhigen Atem in seinem Nacken, ein Hauch von Furcht, der seine Lippen zu einem wölfischen Lächeln verzog. Er warf den beiden Soldaten, die das Schauspiel mit angespannter Körperhaltung beobachteten, einen eisigen Blick zu.

"Euer Shuttle in die Hauptstadt wartet, Lord Angelus. Governor Antares hat veranlasst, dass euch eine großzügige Unterkunft im Stützpunkt der Systemverteidigungskräfte bereitgestellt wird."

Wortlos registrierte der Krieger die leisen Worte der Offizierin, ehe sie und die Wachen hinter der Zellentür beachtungslos passierte. Blade huschte ihm eilig hinterher, gefolgt von den beiden Soldaten, deren Schritte hastig über den Boden des Hochsicherheitstrakts hallten, während sie ihn hinausgeleiteten. Es war Abend, die Sonne längst untergegangen, als Angelus die offene Rampe des Shuttles bestieg. Der Himmel über Colina war ein düsteres Grau, durchzogen von leichten Regentropfen, die im schwachen Licht der Landebucht glitzerten.

"Die Regionalverwaltung und die hiesigen Nachrichtendienste lassen Euch ausrichten, dass sie Berichte… von Vorteil fänden, um Missverständnissen künftig vorzubeugen und die gemeinsame Koordination zu optimieren, Lord Angelus"

Ertönte ihre Stimme noch, gefolgt von einem deutlich hörbaren Schlucken. Langsam drehte sich der Krieger um, ehe er in erhöhter Position auf sie und die Soldaten herabblickte.

"Die Regionalverwaltung und ihre Nachrichtenschnüffler können mir die Stiefelsohlen lecken"

Knurrte der Sith nur mit einer Stimme, die vor Spott und Verachtung triefte. Dann drehte er sich um, bestieg mit schweren Schritten und wehendem Umhang das Shuttle und verließ die Szene endlich nach fast einer Woche in Gefangenschaft. Nach dem kurzen Flug bezog er sein Quartier, das tatsächlich üppig dimensioniert war. Dunkle Marmorwände, silberne Verzierungen und ein massiver Tisch im Zentrum des hinteren Abteils. Lakaien der Verwaltung erwarteten ihn und servierten ihm Speisen und Wein, die auf silbernen Tabletts angerichtet waren. Mit einer beiläufigen, herrischen Geste wies er sie an, sich zu verduften. Mit langsamen, genüsslichen Bissen und Schlücken nahm er die wohltuenden Speisen auf - in seiner nach wie vor bestehenden Überzeugung der eigenen Unantastbarkeit keinen Gedanken daran verschwendend, dass diese unter Umständen vergiftet sein konnten.

Währenddessen überflog er die Nachrichten auf seinem Comlink. Plötzlich weiteten sich seine Augen kurz und ein Hauch von Überraschung durchbrach seine ruhige Miene. Der Zirkel der Extinktoren stand unter neuer Führung, doch die Nachricht war kryptisch gehalten. Ein Rätsel, das seine Neugier und auch Skepsis weckte. Eine weitere, ebenso undurchsichtige Botschaft forderte ihn auf, sich nach Vollendung seiner Arbeit auf Kelada auf Bastion einzufinden – gemeinsam mit seinen Brüdern und Schwestern im Ritterorden seiner Majestät. Ein unruhiges Gefühl begann an ihm zu nagen, ein Instinkt, der ihm verriet, dass etwas nicht stimmte und etwas im Gange war. Weitere Nachrichten folgten, belangloses Geschwätz, das seinen Zorn kaum wert war – bis auf eine. Die grünen, leicht getrübten Augen des Kriegers fixierten die androgyne Gestalt, die in einer imperialen Verwalteruniform samt Cape erschien, umhüllt von imperialen Bannern, die Rangabzeichen eines Gouverneurs tragend. Dieser Rang war in Zeiten wie diesen nicht unbedingt das, was er zu Gesicht bekommen wollte, doch Angelus gab der Nachricht eine Chance. Seine Augen kniffen sich zusammen, als der Name Antares fiel, gemischt mit lobenden Worten zu seinen Taten in Colina - ein Widerspruch, der ihn irritierte. Sabar konnte sich keinen Reim daraus machen, seine Gedanken rasten, während er die Einladung nach Truuine, das diese Person offenbar regierte, gedanklich bereits verwarf – bis das Ende der Nachricht sein Interesse schlagartig weckte. Darth Aster, Krieger der Sith. Ein Ordensbruder also. Erst jetzt bemerkte er den gebogenen Lichtschwertgriff, der halb verborgen am Gürtel des Gouverneurs hing, ein Detail, das ihm entgangen war

Der adelige Krieger stützte sich auf dem Tisch und grübelte für eine halbe Minute. Dann, mit einer entschlossenen Geste, ließ er zwei Soldaten herbeirufen, die sich eilig neben ihm positionierten, ihre E-11 Blasterkarabiner fest im Anschlag und hinter seinem eleganten Stuhl Aufstellung nahmen.



:: Nachricht an Darth Aster ::
Absender: Darth Angelus

Flankiert von zwei Soldaten, die ihre E-11 Blasterkarabiner wachsam umklammern, erhebt der dunkelhaarige Krieger in seiner imposanten schwarzen Rüstung langsam sein Haupt, bevor er seinen durchdringenden Blick in die leicht flimmernde Holokamera richtet. Seine Hände ruhen entspannt auf dem Tisch, die gepanzerten Handschuhe neben einem halbvollen Weinglas. Über seinen Schultern liegt ein schwerer, schwarzer Pelzumhang, der seine athletische Gestalt umspielt. Die smaragdgrünen Augen des makellos attraktiven Sith finden den perfekten Winkel der Aufnahme, ein Funkeln von Arroganz in ihnen, als er mit einer klaren, samtigen Stimme das Wort erhebt, während im Hintergrund ein Porträt des Sith-Tempels in Bastion Centers thront.

Darth Aster,

Eure Wertschätzung meiner Triumphe auf Kelada zeugt von Eurem guten Urteil. Diese Erfolge sind kaum unerwartet, dennoch stimmt es mich mit Wohlwollen, dass sie im Holonet und auf Truuine die gebührende Anerkennung erfahren. Ich werde Eure Einladung in meinem Gedächtnis bewahren.

Heil dem Imperator.


Gezeichnet, Darth Angelus - Krieger der Sith und Ritter seiner Majestät Darth Allegious

:: Ende der Nachricht ::


Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus, Soldaten
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith

Als Arlen das nächste Mal die Augen öffnete, war das finstere Anwesen von Mu’tabar verschwunden. Stattdessen fiel sein blinzelnder Blick zunächst auf die gedämpften, orangenen Töne, die er mit New IndSec assoziierte. Und dann erst registrierte allerhand Gegenstände, die ihn erraten ließen, wo genau er sich befand. Die Gungantechnologie hatte auch hier ihren merkwürdig-organischen Stempel aufgedrückt, doch waren die verschiedenen Komponenten einer Krankenstation unverkennbar.

Das Bett, in dem er lag, war dem in ihrer Unterkunft nicht unähnlich, doch erkannte er einiges an zusätzlicher Technik, die wohl dazu diente Höhe und Position zu justieren. Neben dem Bett stand ein Tropf mit halbleerem Flüssigkeitsbeutel, dessen Schlauch jedoch inaktiv um die Aufhängung gewickelt worden war. Neben seinem Bett dann befand sich ein Sessel, in dem Arlen im Halbdunkel des Raumes erst auf den zweiten Blick eine Gestalt erkannte. Sein Herz war ein mieser Verräter, denn es begann augenblicklich schneller zu schlagen, als er sich ein bisschen aufrichtete und die schlafenden Züge Faiths erkannte.

Tief atmete Arlen ein und aus, um sich wieder zu beruhigen und beschloss die junge Frau erst einmal noch nicht zu wecken. Dennoch fühlte er sich grade gar nicht einmal schlecht und versuchte sich nun vollends aufzusetzen, indem er sich auf seinen Händen abstützte. Das wichtige Stichwort hierbei war natürlich ‚versuchte‘, denn aus irgendeinem Grund ging das gründlich schief. Anstatt, dass seine rechte Hand ihm wie beabsichtigt Halt gab, kippte er unvermittelt zur Seite als er versuchte sich auf sie aufzustützen und knallte mit der Schläfe geräuschvoll gegen den harten Rand des Bettes.


„F**K!“

, keuchte er und versuchte erneut die Rechte dazu zu benutzen sich den nun wieder schmerzenden Kopf zu halten. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand nicht einmal in der Nähe der Position war, an der er sie vermutet hatte. Mit tränenden Augen sah er suchend seine Schulter hinab und brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was genau er dort sah. Kurz unter seinem Ellenbogen hörte sein rechter Arm in einem kurzen Stummel auf. Keine Verletzung und kein Verband verunzierten den Stumpf. Da war nur eine wulstige Brandnarbe, wo sein Unterarm hätte weitergehen müssen. Ungläubig versuchte Arlen sich daran zu erinnern was genau vorgefallen war, doch hatte sein kleiner Unfall und der Fluch Faith aus ihrem Schlaf gerissen. Nun vorsichtiger und explizit mit der Linken rutschte Arlen nach hinten und lehnte sich mit dem Rücken, in sitzender Position, gegen die Wand. Nach und nach kehrten einzelne Erinnerungsfetzen zurück.

„Hi Faith.“

, sagte Arlen, ein wenig überfordert und rieb sich mit Links die noch immer schmerzende Schläfe.

„Danke für die Rettung…das war wirklich drauf und dran ins Auge zu gehen.“

Was vermutlich die Untertreibung des Jahrhunderts war. Mit einem Schaudern dachte er daran zurück ein Gefangener in seinem eigenen Kopf gewesen zu sein. Sie hatten wirklich mehr Glück als Verstand gehabt, da unversehrt rausgekommen zu sein. Nein, Moment. Waren sie ja eben nicht. Ihm fehlte der rechte Unterarm. F**K! Noch immer ungläubig hob er das, was noch von dem Arm übrig war und bewegte das übrig gebliebenen Stummel hin und her, während er ihn mit morbider Faszination betrachtete.

„Seid ihr Padawane da wenigstens heile rausgekommen?“

, fragte er und fügte dann nach einem kurzen Zögern hinzu:

„Wo…ist Tha’klen?“

Tief atmete Arlen ein und aus, während er versuchte die einbrechende Panik zu verdrängen. Was war schon eine fehlende Hand? Auf Felucia hatte er zwei Finger verloren, die postwendend durch Bionik ersetzt worden waren. Er musste sich eben nur ein Implantat besorgen und dann konnte es weitergehen wie bisher… Leute verloren jeden Tag irgendwelche Gliedmaßen. Was war da schon groß dabei?!

„F**K.“

, sagte er zum zweiten Mal. Zum dritten, wenn man das gedankliche ‚F**k!‘ von eben mitzählte.

„Faith, es tut mir leid, dass ich euch mit da runter geschleift habe. Das war glaube ich die blödeste Idee, die ich bisher hatte. Also…jemals.“

Mehr und mehr der zurückliegenden Ereignisse kehrten zu ihm zurück und nur wenig davon war beruhigend.

„Wie lang…war ich ausgeknockt? Ich nehme an du hast mich geheilt? Danke, Faith. Für alles…“


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[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New Indsec | Krankenstation ]
Faith & Arlen

Faith brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo sie war. Der dumpfe Schlag und der folgende Fluch, der sie geweckt hatte, hallte kurzerhand in ihrem Kopf wider. Ihre Augenlider flatterten auf und zu, während sie versuchte, sich aufzurichten und die Müdigkeit abzuschütteln. Der sterile Duft der Station half ihr dann dabei, sich zu erinnern, wo sie sich befand. Als sie den Kopf schlagartig in Richtung Arlen wendete, meldete sich ihr Nacken, der vom langen Sitzen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Allerdings ging es ihr wesentlich besser als ihrem ehemaligen Mitschüler. Der hielt sich fluchend den Kopf, wirkte verloren und zugleich doch irgendwie hellwach. Faith spürte trotzdem eine gewisse Erleichterung in sich aufkommen, Arlen bei Bewusstsein zu sehen. Sie atmete einmal tief durch, stand auf und trat näher.

Seine raue Begrüßung wirkte irgendwie hilflos und wurde dann noch durch den Versuch untermauert, sich auf den rechten, fehlenden Arm abstützen zu wollen. Den Drang, ihm helfend zur Seite zu springen und buchstäblich unter die Arme zu greifen, unterdrückte sie - auch wenn es ihr schwer fiel. Stattdessen blieb sie in nahem Abstand stehen, beobachtete, wie er den Stumpf hob, als müsse er sich erst davon überzeugen, dass er echt war und sagte nichts. Welche Worte hätte sie wählen können, um das Gewicht des Moments einzufangen? Es war besser, ihn selbst die Realität greifen zu lassen. Tatsächlich fing er sich erstaunlich schnell und begann zu reden. Faith hatte sich inzwischen neben sein Bett gehockt und auf Augenhöhe begeben. Er fragte nach seinem Schüler, nach ihr, entschuldigte sich darüber hinaus noch - immer wieder, als würde das auch nur irgendetwas am Geschehenen ändern können. Faiths Mund wurde dabei zu einer schmalen Linie. Nicht aus Wut oder aus Enttäuschung, sondern aus einer nüchternen Sorge.


Tha’klen geht es gut”, sagte sie schließlich mit fester, ruhiger Stimme. “Hen ist draußen und beschäftigt sich mit irgendwelchen Bastelideen.”

Ein kurzer Moment der Stille folgte, in dem ihre braunen Augen auf dem Gesicht des Sith ruhten und die seinen suchten.

“Das hier”, sie deutete mit einem knappen Nicken auf seinen Armstumpf, “war der Preis dafür, dass du lebst. Das wir leben. Wir alle.”

Faith griff nach seiner linken Hand. Allerdings vorsichtig und langsam, damit er jederzeit die Option hatte, auszuweichen. Sie nahm sie sanft in ihre Hände.

“Du hast alles richtig gemacht.”

Ihre Stimme war leiser geworden und ein wenig rau vom Schlaf und den Gefühlen für ihn, die noch immer unter ihrer Oberfläche brodelten. Sie setzte sich auf die Bettkante neben ihn.

“Das lässt sich lösen.” Sie schmunzelte kurz zuversichtlich und blickte auf den fehlenden Arm.
“Ich bin auf einem Lazarettschiff aufgewachsen. Glaub mir, ein fehlender Arm ist schnell ersetzt.”

Eine Einschränkung gab es dabei jedoch. Man brauchte das passende Equipment, Material und Personal, um solch einen Eingriff vorzunehmen. Sie wusste bereits, dass man diese Operation in New IndSec nicht vornehmen konnte. Natürlich hatte sie danach gefragt. Bevor man ihr eine unbefriedigende Antwort gab, hatte es der Premierminister sich natürlich nicht nehmen lassen, über die Umstände des Unfalls informiert werden zu wollen und nach allem zu fragen, was dort unten passiert war. Faith hatte ihm daraufhin unmissverständlich klar gemacht, dass sie gerade andere Sorgen hatte und auf einen Zeitpunkt vertröstet, zu dem Arlen wieder aufwachen würde. Allerdings würde sie sich gewiss nicht damit beeilen, ihn darüber zu informieren, dass dieser Zeitpunkt nun gekommen war.

“Du warst einen vollen Tag weg. Tha’klen und ich haben dich erst grob versorgt und dann hergeschafft. Es gibt hier einen Arzt und ein paar medizinisch geschulte Hilfskräfte, aber … nun, man hat getan, was man konnte.”

Ihre Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten, müden Lächeln.
“Ich hab deinen Arsch verteidigt, als sie dich ins künstliche Koma versetzen wollten. Hat mich ziemlich viel Überzeugungskraft gekostet, ihnen klarzumachen, dass ich mit Machtheilung mehr ausrichten kann, wenn du nicht vollkommen ausgeknockt bist. Die wollten mir nicht glauben, dass ich dich in einer Standardumdrehung wieder auf die Beine bekomme. Nichts zu danken übrigens, Herr Jedi-Ritter.”

Faith schob sich ein Stück zurück, sodass sie sich neben Arlen anlehnen und die Beine ausstrecken konnte.

“Aber ernsthaft: Wie fühlst du dich?”

Sie ließ den Blick einen Moment durch den Raum schweifen, als müsste sie ihre Gedanken sammeln.

“Ach, warte. Check das mal.”

Als wäre es ihr gerade erst eingefallen, schob sie sich wieder vom Bett runter und bewegte sich in Richtung des Stuhls. Unter einem zum Kissen zusammengeknüllten Mantel befand sich die Lichtlanze und das Jedi-Holocron, das Arlen auf wundersame Weise entdeckt hatte. Die Padawan zog beides hervor und präsentierte ihrem Freund die Stücke mit tänzelnden Augenbrauen. Natürlich hatte sie eigentlich die ganze Zeit schon darauf gewartet sie und ihre Entdeckung mit Arlen teilen zu können. Im Grunde genommen war sie sich nicht sicher, ob er schon bereit dazu wäre. Sicher könnte er nun weitere Ruhe gebrauchen, aber … Ach, er sollte sich nun mal nicht so anstellen.

Mit flinken Schritten näherte sie sich wieder seinem Bett und nahm erneut neben ihm Platz.


“Das habe ich in Mu’thabars Kammer gefunden als … Warte mal, erinnerst du dich eigentlich an alles? … Jedenfalls, als ich ihre Leiche zerstört habe.”

Sie hob die etwa einen Meter sechzig lange goldene, verzierte Lichtlanze mit beiden Händen vor seine Augen. Sie war viel leichter, als ein Objekt dieser Größe eigentlich hätte sein dürfen. Was sie natürlich auch sogleich präsentierte, als sie die Lanze an ihrem Schwerpunkt mit nur einer Hand balancierte.

“Sie hat eine goldene Klinge. Ich habe aber was interessantes herausgefunden. Siehst du das hier?”

Sie nickte in Richtung der der Lichtklinge entgegengesetzten Seite und lenkte so Arlens Blick auf eine hexagon förmige Fassung, die sich am unteren Ende befand.
“Ich dachte erst, das ist ein Gegengewicht. Vielleicht ist es das auch, aber es hat noch einen anderen Zweck.”

Nun kramte Faith das Holocron hervor und hob es unvermittelt vor die Fassung. Wie von Geisterhand zuckte es von selbst auf die Lichtlanze zu und fügte sich perfekt ein. Dramatisierend zuckte Faiths Kopf lächelnd und mit den Augenbrauen spielend zu Arlen, ehe sie die Macht verwendete, um das Licht in der Station zu dimmen. Dann aktivierte sie den Emitter. Neben der goldenen Klinge, die zischend hervorschnellte, begann das Holocron zu leuchten und wie ein Holo-Projektor blaue und weiße Punkte in den Raum zu projizieren.

“Abgefahren, oder?”

Fasziniert beobachtete sie nun, wie die Lichtkonstellationen sich um sich selbst zu drehen begannen und drei verschiedene Intervalle abspielten.

“Ich habe mich fünf Stunden damit beschäftigt, herauszufinden, was das bedeutet.”

Sie lachte ihrem Freund nun offen zu.

“Und ich habe immer noch keine Ahnung.”

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Faith & Arlen
 
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Erleichtert atmete Arlen auf, als Faith klarstellte, dass es Tha’klen gut ging und dier Verpine lediglich grade woanders am Basteln war. Das hieß also, sie waren wirklich heile aus der Sache rausgekommen. Mit allem Wichtigen. Trocken stellte Faith fest, dass die fehlende Hand der Preis gewesen war, den er für ihr aller Überleben gezahlt hatte. Nachdenklich nickt er und wollte grade die Rechte dazu benutzen sich den Nacken zu reiben. Stattdessen nahm er die Linke. Verdammt. Diese Sache würde wohl noch einiges an Gewöhnung bedürfen. Er war Rechtshänder. Er hatte zwar speziell Lichtschwertkampf auch ein bisschen mit Links geübt, doch hatte er nie ernsthaft in Erwägung gezogen sich umgewöhnen zu müssen.

„Unser Überleben war wohl grade im Sale, was?“

, bemerkte er und lachte trocken. Wobei er nicht mal log. Hätte man ihn zu einem beliebigen Zeitpunkt gefragt ob er bereit war einen Arm zu opfern, um Faith und Tha’klen aus einer brenzligen Situation zu retten…hätte er vermutlich geschmunzelt und die Hand in einen Mixer gesteckt. Sagte er sich zumindest in einem gedanklichen Anflug von Heroismus. Dennoch entschuldigt er sich bei Faith. Bei all den Gefahren, denen er auf Kelada bisher getrotzt hatte…auf SOWAS war er nicht vorbereitet gewesen. Hatte nicht einmal damit gerechnet. Vermutlich hätte ihm klar sein müssen, dass die Macht sich nicht an Lehrbücher hielt…aber verdammt noch eins!

Zuversichtlich versuchte Faith ihn damit aufzumuntern, dass so ein fehlender Arm schnell ersetzt war. Sie wusste das, sie war ja auf einem Lazarettschiff aufgewachsen. Neugierig sah Arlen auf.


„Oh? Haben die New IndSecer schon verlauten lassen was sich da machen lässt?“

Die Antwort war ernüchternd: Aktuell nichts. Enttäuscht nickte Arlen. Vermutlich war es nicht verkehrt, dass er sich keine gungansche Koralle als Prothese besorgte, bevor er Antares wieder unter die Augen trat. Aber das bedeutete auch, dass sie eben nicht im Handumdrehen – ha ha! – für Ersatz sorgen konnten. In New IndSec gab es keine Prothese für ihn und irgendwie konnte er sich nicht vorstellen in Kelada City eine Vollnarkose zu durchlaufen, damit man den Armstumpf wieder öffnen und seine Nervenenden verbinden konnte. Ganz zu schweigen davon, was das ganze kosten würde. Vielleicht kam er irgendwie an Ersatz heran der keine OP brauchte, doch war er sich nicht sicher, ob er anstatt mit einem minderwertigen Produkt lieber nicht ganz ohne herumlief.

Nun erklärte Faith, dass er einen vollen Tag ausgeknockt gewesen war und dass es einem bisschen Überzeugungsarbeit bedurft hatte, ihn nicht in ein künstliches Koma versetzen zu lassen. Und dann fragte sie er sie noch, wie er sich fühlte. Kurz überlegte er, dann zuckte er mit den Schultern.


„Erstaunlich gut dafür, dass mein rechter Arm scharf angebraten und dann in einem See verteilt wurde. Körperlich bin ich top fit, ich mache mir nur Sorgen wie wir weitermachen. Sollte es noch zu einem Kampf gegen Angelus kommen, wurden meine Chancen grade halbiert, würde ich sagen. Und was hier sonst noch auf dieser blöden Staubkugel auf uns wartet, weiß ich auch nicht…“

Die nächste Überraschung hatte jedoch Faith und nicht Kelada für ihn. Der Trip zum Seegrund war nämlich nicht gänzlich umsonst gewesen – es gab einen interessanten Fund zu präsentieren! Auf ihre Frage, ob er sich an alles erinnerte, zuckte Arlen erneut mit den Schultern. Er erinnerte sich an mehr, als er Faith erzählen wollte. Was Mu’tabar ihm angeboten hatte…und aus welcher Motivation er dies abgeschlagen hatte, zum Beispiel. Das klang nicht wie ein Gespräch, das er führen wollte. Für den Moment war ein Schulterzucken jedoch genug. Faith zog etwas hervor, was Arlen erst als langes Lichtschwert und dann als eine Lichtlanze identifizierte.

Er war bereits dabei nach dem Ding zu greifen, als er verstand, dass Faith ihm eigentlich gar nicht nur die Waffe hatte zeigen wollte. Glücklicherweise hatte Arlen nur mit Rechts zugegriffen, wodurch die Bewegung eher wie ein Strecken seines Armstumpfes rüberkam. Faith hielt die Lanze also hoch und lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine Vorrichtung an ihrem stumpfen Ende. Dann zog sie einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihn in die nähe des Objektes. Arlen brauchte einen Moment, bevor er Ding als das Holocron aus seiner Vision identifizierte. Wie war sie da wieder drangekommen?! Spätestens hier wurde seine Erinnerung schwammig. Hatte er es nicht letzten Moment nicht noch gesehen? Bis grade hatte er die Erinnerung für eine Halluzination gehalten, aber das war sie wohl nicht gewesen.

Interessant war auch, wie das Holocron mit der Waffe interagierte. Wie von Geisterhand fügte es sich in die präsentierte Fassung ein und als Faith die Klinge aktivierte, begann das Holocron blaue und weiße Punkte an die Wände zu werfen. Lachend erklärte Faith, dass sie sich bereits mehrere Stunden mit der Sache beschäftigt hatte, aber noch immer nicht wusste, was genau das bedeutete. Nachdenklich brummte Arlen.


„Sternenkarte?“

, riet er ins Blaue hinein und versuchte sich das Kinn zu reiben – nur um die Bewegung dann mit Links zu wiederholen.

„Ist das das Einzige, was es kann, oder hat das Ding AUCH einen Torwächter? Wenn nicht, würde ich tippen, dass dies eine alternative Version des Informationstransfers sein könnte. Wissen wir wer das Holocron aufgenommen hat?“

Mit einem Schaudern stellte er sich vor, dass Faith grade das gesammelte Wissen Mu’tabars in Händen halten könnte. Wenn dieses Holocron Wissen enthielt, wie man eine ganze Stadt per Ritual opferte, dann war dies ein wahrlich gefährliches Objekt.

Doch gab es auch noch ein weiteres Thema, das Arlen unter den Nägeln brannte. Eigentlich hatte er schon wieder auf dem Rückweg nach Colina sein wollen. Dass er einen zusätzlichen Tag im Bett verbracht hatte, warf natürlich diesen Plan erstmal wieder um.


„Wie steht es eigentlich mit unserer Abreise? Haben die Ärzte verlauten lassen, wie lang sie mich hierbehalten wollen? An sich würde ich mich gerne nicht zu lange in Selbstmitleid suhlen und lieber heute als morgen wieder auf die Beine kommen…“


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Faith & Arlen

Faith betrachtete Arlen schweigend, während er über sein Befinden sprach. Ein leichtes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht, als er sich bemühte, mit der neuen Realität klarzukommen.

“Top fit?”, wiederholte sie trocken und legte ihren Kopf schief. Erstaunlich, wie schnell er doch seine bissige, pragmatische aber humorvolle Art zurückgefunden hatte. “Dafür, dass ich der Neuen Republik beinahe einen After Action Report mit dem Verlust eines Jedi-Ritters melden musste, ist das eine … interessante Einschätzung. Aber schön, dass du dich einigermaßen fühlst.”

Die Padawan lächelte ihm noch einmal burschikos zu, bevor ihr Blick ernster wurde. Seine Sorgen über Angelus und alles, was sonst noch so kommen mochte, quittierte sie mit einem Augenrollen. Es war schon irgendwie typisch für ihn, direkt schon wieder weitermachen zu wollen, kaum war er gerade aufgewacht. Fast so, als wäre nichts geschehen. Faith hatte die letzten Stunden lange darüber nachgedacht. Wie verdammt nah dran sie nicht nur an ihrem eigenen Tod, sondern auch daran gewesen war, Arlen zu verlieren. Sie schob sich eine dichte Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihn dann wieder direkt an.

“Das da … “, sie deutete mit einem knappen Kopfnicken auf seinen Armstumpf, “ … ändert nichts an deinen Fähigkeiten. Und schon gar nichts daran, wer du bist. Wenn du deinen Wert als Jedi-Ritter über dein Geschick mit dem Lichtschwert definierst, muss ich dir wohl noch etwas über die Philosophie der Jedi beibringen, mein Lieber.”

Sie sagte es gar nicht so sehr nur, um ihn aufzubauen. Sie sagte es, weil sie selbst daran glaubte.

“Gehen wir diesem Scheusal einfach weiter aus dem Weg.”

Das war ohnehin ihre bevorzugte Strategie gewesen.

Die Präsentation der Lichtlanze und des Holocrons hatte Arlen wenigstens erfolgreich abgelenkt und führte seine Gedanken auf ein anderes Thema. Faith kam es so vor, als würde ein wenig Druck von ihm abfallen, als er sich ins Analysieren und Nachdenken stürzen konnte. Ganz wie sie gesagt hatte: Er war mehr als seine Lichtschwertkünste. Sie nickte, als sie feststellen konnte, dass ihre beiden Gedanken sich in ähnliche Richtungen bewegt hatten. Sternenkarte. Informationsspeicher. Kein Torwächter. Die junge Padawan zuckte mit der Schulter, während sie das projizierte Bild weiter rotieren ließ und den goldenen Griff der Lichtlanze in einer Hand balancierte.


“Es gibt keinen Torwächter. Zumindest nicht, solange das Holocron hier eingeklinkt ist. Ich bin aber auch nicht bescheuert. Ich habe es nicht ausgiebig untersucht, solange du nicht bei Bewusstsein warst. Und ich bin schon gar nicht in die Versuchung gekommen, mir den Inhalt anschauen zu wollen. Immerhin bin ich nur eine Padawan, Arlen.”

Sie zwinkerte ihm zu und sah ihn einen Moment an, um seine Reaktion einzufangen. Dann fügte sie hinzu:

“Wenn es eine Karte ist … dann zeigt sie keine Konstellation, die ich kenne. Ich hatte aber auch keine Sternenkarten hier, um sie übereinander zu legen.”

Sie schwieg, als Arlen nach ihrer möglichen Abreise fragte, und legte die Lichtlanze derweil wieder beiseite. Kommentarlos hob sie ihre Hand in Richtung des Bedienelements an der Wand und das Licht in der Krankenstation hellte sich wieder auf. Die Zeit nutzte sie, um die Worte genau abzuwägen.

“Der Arzt hat gesagt, dass du nach deinem Aufwachen mindestens zwei Tage zur Beobachtung bleiben solltest”, erklärte sie zunächst.

“Da hat er allerdings nicht einkalkuliert, dass du ein dickköpfiger Sith bist, der nicht vorhaben wird, still zu liegen, sofern er sich wieder bewegen kann.”

Ihre Stimme war voller Ironie, aber sie sah ihn ernst an.

“Heute wirst du definitiv noch hier bleiben. Und wenn du dich weigerst, können wir ja mal testen, wie gut du mit einem Arm gegen mich wrestlen kannst.”

Faith verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, sodass sich ihre Schultern berührten.

“Aber …”

Sie atmete geräuschvoll aus.

“Wenn du morgen gehen willst, dann gehen wir. Wir nutzen die Zeit für unsere Machtheilung, um dich wieder auf die Beine zu kriegen. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du nicht wieder mitten auf dem Weg in die nächste Katastrophe zusammenklappst."

Eine Ecke ihrer Lippen verformte sich schelmisch.

Tha’klen und ich schleppen dich nicht noch einmal durch den halben See.”

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Faith & Arlen
 
Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus

Die folgenden Tage verbrachte Darth Angelus nahezu ausschließlich im Stützpunkt des Militärs in Kelada City, wo ihm das großzügige Quartier mit bereitgestellt worden war – dem imperialen Stil entsprechende opulente Räumlichkeiten, die dennoch einen bitteren Beigeschmack in ihm hinterließen. Es nagte unterschwellig an seinem Stolz, hier zu verweilen, als wäre er auf die Gnade von Governor Antares angewiesen, der sich herabgelassen hatte, ihn aus der Haft zu entlassen und diese angemessene Unterbringung zu gewähren. Doch trotz dieses leisen Grolls durchströmte ihn eine grimmige Genugtuung: Er wusste, dass er letztlich am längeren Hebel saß. Der Zirkel der Extinktoren hatte die Pläne des Governors und seines intriganten Dunstkreises mit einem einzigen Fingerschnippen in tausend Splitter zerschmettert, die nun im Wind Keladas verwehten. Und hätte der Zirkel nicht gehandelt, so hätte der Ritterorden letztlich die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um Antares Frevel zu sühnen.

An dem massiven Konferenztisch aus poliertem Marmor, umgeben von dunklen Wänden mit roten und silbernen Verzierungen, überflog der Sith-Krieger die Berichte, die er für den Zirkel angefertigt hatte. Seine smaragdgrünen Augen, die im gedämpften Licht des Raumes funkelten, wanderten immer wieder zu der kryptischen Nachricht des Ritterordens, die ihn nicht losließ. Warum sollten die Ritter ausgerechnet jetzt auf Bastion zusammenfinden, nur wenige Tage nachdem ihn jene rätselhafte Erschütterung in der Macht in Colina beinahe von den Beinen gerissen hatte? Die Erinnerung an dieses Machtphänomen – ein Echo, das wie ein Sturm durch seine Sinne gefahren war – ließ seine Gedanken kreisen, während die dunkle Seite in ihm wie ein Feuer pulsierte. Angelus lehnte sich zurück, sein schwerer, schwarzer Pelzumhang raschelte leise und ein unruhiges Gefühl begann sich erneut in ihm auszubreiten – ein Instinkt, der ihm zuflüsterte, dass größere Mächte am Werk waren, als er ahnte und sich Dinge zugetragen hatte, über die er nicht den Hauch von Kontrolle hatte.

Was nicht weniger an Darth Angelus nagte, war die quälende Frage, wie er mit der prekären Situation auf Kelada verfahren sollte. Noch immer fehlte jede Spur von
Kerbal, seit dieser in den eisigen Weiten des Nordpolarkreises verschwunden war, nachdem er mit kalter Berechnung zugesehen hatte, wie Sabar in Fesseln abgeführt wurde. Angelus wusste mit unerschütterlicher Gewissheit, dass Kerbal mit der entflohenen Jedi unter einer Decke stecken musste. Doch die Frage, wie er an die beiden herankommen sollte, blieb ein Rätsel. Das Reinblut war in ein "archäologisches Projekt" involviert, doch egal wie energisch Angelus Nachforschungen im Stützpunkt delegierte, es tauchten keine Informationen über mit Machtorden verknüpfte Ausgrabungsstätten oder dergleichen auf. Was die Situation nicht unbedingt vereinfachte. Noch gingen Kerbal und sein Gefolge davon aus, dass Sabar im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Colina schmorte, ein Vorteil, den er nicht leichtfertig verspielen durfte. Sich nun mit wehenden Fahnen auf die Jagd zu begeben, um die beiden aufzuspüren, würde die Beute nur aufschrecken und in die Flucht treiben – ein Risiko, das er nicht eingehen würde.

Eine andere Option, die dem Ritter weit mehr zusagte, schlich sich wieder in finsteren Gedanken, während er in nachdenklicher Pose über dem gewaltigen Tisch lehnte. Er könnte das Gefangenenlager aufsuchen, in das die aquatischen Nichtmenschen verlegt worden waren, und den Gefangenenbestand mit eiserner Hand dezimieren, bis der verweichlichte Jedikodex seine Beute unweigerlich zu ihm locken würde. Ein wölfisches Lächeln spielte um seine Lippen, als er sich die Szene vorstellte: die Kadaver dieser Verräter, die den Boden übersäten und die verzweifelten Schreie, die die
Jedi aus ihrem Versteck zwingen würde, um direkt in seine Klinge zu laufen. Die dunkle Seite der Macht brodelte in ihm - ein Sturm, der nach Zerstörung hungerte, und Angelus wusste, dass dieser Plan nicht nur effizient, sondern auch ein Genuss für seine rachsüchtige Seele sein würde.

Doch auch diese Vorgehensweise war nicht stichfest und Darth Angelus’ Verstand erkannte die Schwächen seines Plans. Zunächst würde ein solches Vorgehen seine Verschleierung beenden – die Illusion, dass er noch immer im Hochsicherheitstrakt von Colina schmorte, wäre dahin und
Kerbal sowie die Jedi würden gewarnt sein, sobald die ersten Schreie aus dem Gefangenenlager hallten. Schlimmer noch, es bestand auch die Möglichkeit, dass er es mit Feiglingen zu tun hatte, die ihren eigenen Kodex verraten und dennoch fliehen würden, anstatt sich ihm zu stellen. Ein Gedanke, der nicht allzu abwegig war, wenn man bedachte, dass Kerbal und diese Jedi es überhaupt zugelassen hatte, dass diese nichtmenschlichen Dissidenten in die Knechtschaft gezerrt wurden, um stattdessen nach seinen Artefakten, Tempeln oder dergleichen zu suchen.

Angelus erhob sich und trat an die breite Glasfront heran, unter der das Militär seinen Tätigkeiten nachging. Wieder erblickte der Krieger seine eigene Reflexion und legte seine Hand auf das Glas, um fast schon versessen über sein Spiegelbild zu streichen.


Nein. Er würde vorerst gar nichts tun.

"Es ist ein doppeltes Vergnügen, den Täuscher zu täuschen..."

Flüsterte er, während er sich selbst mit hungrigem Verlangen fixierte.

Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith

Auf Faiths kleinen Pep Talk bezüglich seines Wertes als Jedi-Ritter musste Arlen schmunzeln. Ganz so wie sie seinen Kommentar verstanden hatte, hatte er ihn nicht gemeint, doch es fühlte sich schön an das als Rüge getarnte Kompliment zu hören. Schalkhaft zwinkerte er ihr zu.

„Oh, meinen Wert generell zweifele ich gar nicht an. Mir ging es eher darum, dass mein Potential einen saftigen Arschtritt abzuwenden um ein kleines bisschen abgenommen hat. So mit Minus 50% Hände. Nichts weiter.“

Auf ihre Idee dem Sith einfach weiter aus dem Weg zu gehen, nickte Arlen dann jedoch nur. Das war der Plan. Doch fürchtete er, dass wenn Angelus eine Konfrontation wollte, er die Mittel hatte sie zu forcieren. Auch wenn er grade noch hinter Gittern saß. Wie lange es wohl dauern würde, bis Antares‘ Verwaltung ihren Fehler bemerkte und den Darth wieder auf freien Fuß setzte?

Nun jedoch wandte die Konversation sich dem Holocron zu. Faith erklärte, dass es zumindest keinen Torwächter gab, wenn das Gerät in die Lanze eingesteckt war. Weiter hatte sie es jedoch noch nicht untersucht, was Arlen mit einem zustimmenden Nicken quittierte.


„Klingt wie keine schlechte Idee. Scheinbar bist du bis jetzt weiser im Umgang mit unbekannten Machtphänomenen als ich.“

Arlen lächelte schief und frotzelte dann:

„Und das mit der Padawan kriegen wir denke ich auch noch hin, wenn du erstmal aufhörst dich gegen den Machtmut zu sträuben…“

An der vermeintlichen Sternenkarte kamen sie grade aktuell beide noch nicht weiter und bevor er einen näheren Blick auf das Holocron warf, wollte Arlen wissen, wie es weiterging. Zwei Tage hatten die Ärzte veranschlagt ihn hierbehalten zu wollen, doch hatte Faith schon in vorauseilendem Gehorsam einkalkuliert, dass er ungeduldiger sein würde als das. Mit einem zähneblitzenden Grinsen ließ er sie ausreden, bevor er schließlich antwortete:

„Also gegen zwei Tage Ruhe habe ich eigentlich nichts einzuwenden…“

Ihr Gesicht auf diese Feststellung entlockte ihm ein Lachen.

„Ich bin ja durchaus lernfähig…und außerdem haben wir alle ein paar Trainingsschulden aufzuholen, bevor wir uns wieder kopfüber in die nächste Gefahr stürzen. Wer weiß, vielleicht lauert in Colina ja die nächste Dunkle Präsenz? Zwei Tage erscheinen mir eine sinnvolle Pause, in der ihr zwei weiter an eurer Verschleierung und eurer emotionalen Belastbarkeit – sprich Machtmut – arbeiten könnt. Ich wiederum hatte jetzt einmal zu oft eine Situation in der telepathisch Worte zu übertragen nützlich gewesen wäre. Da setze ich meinen Fokus. Hoch lebe ein Training, für das ich das Bett nicht verlassen muss.“

Erneut zwinkerte er ihr zu. Auch in zwei Tagen würde Colina noch stehen. Auch wenn es ihn nervte, die Abreise weiter zu verschieben, so erschien ihm die Verzögerung doch sinnvoll. Und wenn er schon einen Tag länger im Bett verbringen musste, dann konnten es auch zwei sein.

„Jetzt aber nochmal zu dem Holocron.“

, sagte er schließlich und warf dem kleinen Kubus, der den Raum noch immer mit seinen Lichtpunkten erfüllte, einen Blick zu. Arlen hatte auf Lianna bereits einmal mit einem solchen Gerät interagiert, wusste also grundlegend wie die funktionierten. Mit einem Nicken bedeutete er Faith es aus seiner Fassung zu entfernen und sagte dann:

„Ich schaue dann jetzt doch mal, ob jemand zuhause ist. Sollte es eine Inkarnation von Mu’tabar sein, lassen wir die Sache aber sofort bleiben. Sollte das Ding versuchen krumme Dinger zu drehen, scheue dich nicht es zu zerstören. Schade um das Artefakt, aber ich will lieber jetzt als später ausschließen, dass wir mit etwas Gefährlichem in der Tasche herumlaufen. Hast du mein Lichtschwert irgendwo?“

Die Antwort war ja und so machte er sich auch selbst bereit das Ding zu zerstören, falls Faith das Ziel irgendwelcher Teufeleien sein sollte. Anschließend nahm er das Holocron entgegen und stellte es an den Rand seines Bettes. Dann griff er mit dem Geist hinaus und begann es zunächst äußerlich und dann eingehender zu untersuchen. Interessanterweise wirkte die Aura des Gegenstandes eher neutral und schien nicht wirklich viel von seinem Aufenthalt am Seegrund mitgenommen zu haben. Dennoch fühlte es sich nicht so von der Hellen Seite geprägt an, wie er es von einem Jedi-Holocron erwartet hätte. Vielleicht war dies ja über die Zeit dort unten erodiert worden.

Nachdem er die äußerliche Untersuchung abgeschlossen hatte, fasste Arlen sich schließlich ein Herz und betätigte mit der Macht den Mechanismus, hinter dem er einen möglichen Torwächter vermutete. Einen Moment lang geschah nichts, dann begann ein blau leuchtender Dunst von dem kleinen Kubus aufzusteigen, der sich einen Moment später zu der Gestalt eines
Vurk verdichtete. Seine in Jediroben gehüllte Form leuchtete beinahe vollständig in einem Hologramm-Blau, doch ließ sich eine originär gelbe Hautfarbe erahnen. Eine helle Binde bedeckte die reptiloiden Augen und ein neutraler, vielleicht etwas hochnäsiger Ausdruck lag auf den sauriden Gesicht. Erleichtert atmete Arlen auf, keine goldhäutige Mon Calamari dort zu sehen. Der Torwächter drehte den Kopf und schien seinen nicht-sehenden Blick auf ihn zu richten.

„Sei gegrüßt, Ritter. Ich bin Jedi-Meister Balon. Auch bekannt als Balon der Seher. Dies ist mein Holocron.“

Arlen nickte der Erscheinung respektvoll zu und wollte sie seinerseits begrüßen, doch der Torwächter hob eine dreifingrige Hand.

„Schweig, Ritter! Ich habe vor langer Zeit all jene studiert, die mein Holocron einst in Händen halten würden, weshalb deine Fragen irrelevant sind. Ich kenne sie bereits.“

Arlen zog die Augenbrauen hoch. Na das ging ja gut los. Immerhin war er sich jetzt sicher, dass der Gesichtsausdruck des Vurk-Jedi wirklich hochnäsig gemeint war. Meister Balon fuhr fort:

„Meine Aufgabe als Holocron ist dich, sowie deine Nachfolgerin“

Balon warf Faith einen unsehenden Blick zu.

„eine einzelne Technik zu lehren, die auf eurem Weg von Bedeutung sein wird. Dies habe ich vorausgesehen.“

Mit einem ungehaltenen Brummen verschränkte Arlen die Arme vor seiner Brust. Beziehungsweise, er tat dies zu 75%. Dieses ganze Gerede von Schicksal und Vorhersehung, dessen auch Mu’tabar sich bedient hatte, begann ihm langsam gewaltig gegen den Strich zu gehen. Aber natürlich musste der Torwächter keinen Atem holen und erzählte einfach weiter, ohne eine Gelegenheit für eine Erwiderung einzuräumen.

„Nun zu deinen Fragen: Ja, ich habe auch deine Vorgängerin etwas gelehrt. Nein, ich werde nicht enthüllen was. Auch deine Lektion wird ein Geheimnis bleiben, das nur an dir ist zu teilen. Ja, ich habe gesehen, was sie tun wird…getan hat. Es war der Wille der Macht, dass es so kommt. Nein, was ich sie lehrte, half ihr nicht dabei.“

Nun wirklich ungehalten zog Arlen die Brauen zusammen und wollte nun doch dazwischen grätschen, doch Balon war schneller.

„Den Tod gibt es nicht, die Macht gibt es. Zügele deine Emotionen, junger Ritter, denn: Nur Es gibt nur Frieden. Ich werde dich nun unterweisen. Lausche, denn dein Schicksal wie ich es vorhergesehen habe, hängt davon ab. Ich teile dieses Wissen nur mit dir, Ritter.“

Eigentlich hatte Arlen sehr viel dagegen, wie dieser dumme Torwächter mit ihm umsprang und nun auch noch den Jedi-Kodex vorgebetet zu bekommen, als sei er ein Padawan ärgerte ihn gewaltig. Dennoch hatte Balon es irgendwie geschafft die richtigen Worte ein einer Form zu finden, um doch seine Neugier zu wecken. Eine neue Technik zu erlernen war immer eine wichtige Gelegenheit, solange sich hier nicht der Dunklen Seite bedient werden sollte. Wenn der Torwächter sich wirklich nicht wiederholen würde, war es jetzt besser zu schweigen. Das Ding gegen die Wand zu werfen hatte er später auch noch Gelegenheit.

„Ich werde dich nun das Erzeugen von Illusionen lehren.“

, sagte Balon nun und Arlen zog überrascht die Brauen hoch, als der Torwächter übergangslos die Sprache von Basic auf Aleena wechselte. Der Vurk sprach ohne Akzent und fließend, in dem Dialekt mit dem Arlen als Kind aufgewachsen war.

„Es gibt verschiedene Ausprägungen, doch ist die für dich bestimmte Variante die Manipulation von Energie, um Licht zu erzeugen, Licht zu absorbieren und Luft in Bewegung zu setzen, um Schallwellen zu kreieren. Projiziere dazu deinen Willen auf einen beliebigen Punkt im Raum, wie du es vom Machtgriff gewohnt bist. Anstatt kinetische Energie zu erzeugen, erschaffst du Lichtenergie. Mit Übung wird es dir so möglich sein, Farbflächen zu erschaffen und komplexe Bilder zu malen. Deine erste Übung wird es sein eine einfache Lichtquelle zu kreieren. Übe. Ich werde unterdessen deine Nachfolgerin unterweisen.“

Mit gerunzelter Stirn starrte Arlen die bläulich-gelbe Erscheinung an. Von allen möglichen Fertigkeiten, die der Torwächter ihn hätte lehren können, war Illusionen zu erzeugen nichts, was er erwartet hätte. Wozu denn auch?! Dennoch klang das Ganze für den Anfang relativ simpel und auch harmlos genug, um es zumindest zu versuchen.

„Nun zu dir, Padawan. Ich teile dieses Wissen nur mit dir.“

, sagte Balon wieder auf Basic und wandte sich an Faith. Diesen Satz verstand Arlen also noch, doch dann begann der Torwächter ein mysteriöses Piepen und Summen von sich zu geben, das Arlen vielleicht noch am ehesten als ‚Bahnhof‘ interpretieren konnte. Erst dann wurde ihm klar, dass es sich bei der gesprochenen Sprache um binär handelte. Diese Laute von den Lippen eines scheinbar organischen Wesens hören und dazu passende Mundbewegungen zu sehen, war eine äußerst bizarre Erfahrung. Einen Moment lang lauschte Arlen Balon noch, dann beschloss er sich an der neuen Machttechnik zu versuchen.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith, sowie (NPCs) Torwächter Balon
 
[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Alte Bibliothek / Kellerraum ] Mariam, sowie (NPCs) Technikerteams

Mit verschränkten Armen und einer Miene, als hätte sie in eine Scheibe saurer Milch gebissen, verfolgte Mariam wie einige Techniker sich an der Bibliothekswand zu schaffen machten. Das erste Mal seit einer langen Zeit war der muffige Kellerraum – das Einzige, was noch von dem alten Monument übrig war – voll ausgeleuchtet. Und Mariam hoffte, dass dies das letzte Mal bleiben würde. Ihre Ermittlungen in Sachen Kerbal hatten sie nun ein zweites Mal hierhiergeführt und nun galt es ein für alle Mal diese schimmlige Mottengrube auszuräuchern, nachdem sie alle hier vorliegenden Beweise gegen den Sith gesichert und dokumentiert hatte.

Einer der Techniker gab seinen Kollegen ein Signal und koordiniert aktivierten die Männer die Antigravbolzen, die sie mit einer Reihe gezielter Bohrungen in den Stein getrieben hatten. Wie eines begannen die Geräte zu summen und das Stück Wand sich in den Bibliotheksraum hineinzuschieben. Bis grade eben beinahe unsichtbar, offenbarte sich nun eine mannshohe, kreisrunde Kontur und dann öffnete sich das Portal zur Kanalisation, über das sich aller Wahrscheinlichkeit nach Kerbal von außen Zugang verschafft hatte. Bisher hatte Mariam nur gewusst, dass der Sith Interesse an der Bibliothek gehabt hatte. Nun wusste sie, dass er genau unter ihrer Nase hier gewesen war und wer weiß was getrieben hatte. Mit einem dumpfen Geräusch setzten die Techniker das kreisrunde Stück Wand auf dem Boden ab und machten sich daran die geschmolzene Schnittkante zu untersuchen.

Mariam ließ sie machen. Dass sich ihre Ermittlungen in der Zwischenzeit wieder dem roten Sith zugewandt hatten, war kein Zufall. Zwei Wochen hatte sie darauf gewartet in der Angelus-Sache weiterzukommen. Zwei Wochen! Zwei Wochen in denen Gouverneur Antares sich weder dazu bequemt hatte ihr Zugang zu verschaffen noch irgendwem anders inklusive sich selbst. Und jetzt war Angelus wieder auf freiem Fuß. Einfach so. Mit speziellen Anweisungen von weit oben ihn nicht weiter zu behelligen. Mariam hätte schreien können. Sicher, mittlerweile schien es wahrscheinlich, dass Angelus tatsächlich nichts mit dem Ausbruch der Jedi zu tun gehabt hatte. Vermutlich hatte er einfach aus Hochnäsigkeit, Ego und schlicht purer Dummheit sein hübsches Mäulchen nicht aufbekommen, um sich ein Alibi zu verschaffen. Doch musste Mariam eines zugeben: Es war ein Fehler gewesen ihn, ohne etwas Stichhaltiges in der Hinterhand zu verhaften. Ein belastendes Verhör hatte unter offiziellen Bedingungen nicht stattfinden können und so war der Dreckskerl nun sogar noch geschützter als vorher. Aber eines war sicher: Bei Kerbal würde ihr das nicht passieren! Sicher, der rote Sith hatte ein Alibi. Auf Papier war alles sauber. Doch beim Imperator, ihr Bauchgefühl sagte, dass hier irgendetwas faul war!

Und seine Aktivitäten hier in der Bibliothek waren genau so ein weiteres Indiz für sein falsches Spiel. Er hatte sich hier hereingeschlichen. Im Schatten der Nacht und versteckt vor den hier postierten Wachleuten. In den Minen hatte er verlauten lassen, dass es hier Hinweise auf Waffen für den Widerstand geben sollte. Wiederum auf dem Papier keine schlechte Story, um sich als Spion und Saboteur unter Aufständische zu mischen. Und doch schien etwas Wahres dran gewesen zu sein. Mit verschränkten Armen wandte Mariam sich um und warf einen Blick auf ein zweites Team Techniker, die grade dabei waren, allerlei Waffen und Ausrüstung aus einem halb gefluteten Raum etwa zwei Stockwerke tiefer heraufzuschaffen. Offensichtlich ein altes Rebellenversteck und aller Wahrscheinlichkeit eines, das auch Kerbal gefunden hatte. Und keines, über das er irgendwen außer sich selbst in Kenntnis gesetzt hatte.

Mit einem verkniffenen Lächeln musterte Mariam die Arbeiter und ihr Werk. Sie würden alles, was von dem alten Monument noch hier war Stückchen für Stückchen abtragen und dann in Ruhe untersuchen. Sie würde ergründen was Kerbal verbarg und sollte er sich schließlich doch als schuldig erweisen, dann Gnade ihm der Imperator…


[ Kolonien / Kelada-System / Colina / Alte Bibliothek / Kellerraum ] Mariam, sowie (NPCs) Technikerteams
 
Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus

Weitere Stunden später, bereits tief in der Nacht, war Darth Angelus tief in Studien versunken, die Stille seines Quartiers nur vom gelegentlichen Klirren seines Weinglases durchbrochen. Er hatte bei seiner Rückkehr Material aus dem mehr als üppigen Kontingent des Zirkels angefordert, das sich mit Form V des Lichtschwertkampfes befasste. Djem So, auch bekannt als der Weg des Krayt-Drachen, ein martialischer Name, der dem eitlen und stolzen Sith schon während seines Studiums als Jünger imponiert hatte. Der Krayt-Drache, ein Symbol unerbittlicher Stärke und Dominanz, spiegelte zweifelsohne seine eigene Natur wider und die Vorstellung, diese Kampftechnik zu beherrschen, erfüllte ihn mit einer düsteren Vorfreude. Schon viel zu lange hatte er diese Angelegenheit vor sich hergeschoben, ein Versäumnis, das ihn nun umso mehr mit einer Mischung aus Ungeduld und Entschlossenheit erfüllte. Sein eigener Meister hatte keinen Wert auf den Feinschliff des Lichtschwertkampfes gelegt – für ihn zählte allein rohe Gewalt, Stärke und die dunkle Seite der Macht in ihrer pursten Form. Darth Sting hatte nämlich einen freien Kampf präferiert, bei dem Zähne, Klauen, Schwerter, Blaster, Stöcke, Steine und alles, was greifbar war, zur Waffe wurde. Ein chaotisches Gemetzel, das Angelus’ Instinkte zwar geschärft, aber seine Technik vernachlässigt hatte.

Während er die holografischen Diagramme und Aufzeichnungen studierte, die präzise Bewegungsabläufe und kraftvolle Gegenangriffe von Djem So darstellten, glühten seine smaragdgrünen Augen vor Konzentration. Sabar war immer schon - auch vor seiner Zeit im Orden der Sith - ein mittelmäßiger Schüler gewesen, wenn es um schieres Studium ging. Theoretische Fragen und Themen langweilten ihn bereits nach kurzer Zeit und meistens drängte ihn seine impulsive Natur nach kurzer Zeit dazu, lieber direkt zur Tat zu schreiten. Aber hierbei verhielt es sich anders. Jede Zeile, die er las, jede Technik, die er sich einprägte, war ein weiterer Schritt hin zur Vollendung seiner Macht – ein Werkzeug, das er nutzen würde, um seine Position nicht nur zu sichern, sondern weitläufig auszubauen. Die dunkle Seite der Macht pulsierte in ihm und er wusste, dass diese Studien nicht nur seine Klinge schärfen würden, sondern auch seinen Geist, um die
Täuscher zu täuschen, die ihm entkommen waren. Auch die Natur des Kampfstils zog ihn in den Bann.

Djem So war eine der zwei aggressivsten und kraftvollsten Lichtschwerttechniken, die je entwickelt wurden und passte perfekt zu seinem unbändigen Kampfstil. Diese Form war darauf ausgelegt, den Gegner durch pure physische Dominanz zu überwältigen, indem sie die Stärke des Anwenders nutzte, um wuchtige, kompromisslose Schläge auszuführen, die selbst die stärkste Verteidigung durchbrechen konnten. Djem So betonte direkte Angriffe und schnelle Gegenangriffe, die darauf abzielten, den Schwung eines feindlichen Hiebs sofort in einen vernichtenden Rückschlag umzuwandeln – eine Philosophie, die Sabars Vorliebe für offensive Gewalt mit einer disziplinierten Präzision verband, die ihm bisher gefehlt hatte, wie in etwa in seinem Kampf mit
Darth Zena, den er nur mühevoll für sich hatte entscheiden können. Die Technik erforderte neben einer starken Verbindung zur Macht eine Kombination aus athletischer Stärke, unerschütterlicher Entschlossenheit und einem unstillbaren Siegeswillen, Eigenschaften, die der Sith-Krieger im Überfluss besaß. Und zudem war sie deutlich einfacher zu erlernen, als die siebte Form, die manchen Lehrmeistern nach noch aggressiver und effektiver war, jedoch vorzugsweise von Jedi gemeistert wurde, die ein Instrument benötigten, um gegen die rohe Kraft der dunklen Seite der Macht anzukommen. Während er die holografischen Aufzeichnungen eines Meisters in Aktion studierte, der mit Djem So einen Gegner in einer Übungssimulation zermalmte, stellte sich der adelige Sith bereits vor dem inneren Auge vor, wie er seine Gegner ebenso zerstörte.

Der theoretische Teil seiner Studien neigte sich dem Ende zu und nach einem großzügigen Schluck aus der kristallenen Weinkaraffe erhob sich Darth Angelus mit einer geschmeidigen Bewegung aus seinem edel gepolsterten Stuhl. Seine Augen glühten vor Entschlossenheit, als er die Hand ausstreckte und sein Lichtschwert mit einem machtvollen Ruck von seinem Gürtel levitierte, blitzschnell und direkt in seine Schwerthand, die den eleganten Griff fest umschloss. Die Klinge erwachte mit einem scharfen Zischen und hüllte den großen Raum in ein unheilvolles Rot, während er in einen freien Bereich des Raumes trat, der genug Platz bot, um ein paar praktische Übungen auszuführen. Während der Holoprojektor im Zentrum des massiven Tisches die Bewegungsabläufe in flimmernden Hologrammen projizierte, begann Sabar also, diese mit minutiöser Präzision nachzuahmen.

Es waren zunächst nur Anfängerschritte – Grundlagen, die Schülern normalerweise von ihren Meistern in den ersten Wochen ihrer Ausbildung mit unerbittlicher Strenge eingehämmert wurden, um die Basis für ihre Kampfkunst zu legen. Doch der Ritter besaß natürlich einen immensen Vorteil, der ihn von solchen Novizen abhob: Er war längst ein ausgebildeter Sith, der die unbändige Energie der dunklen Seite der Macht mit einer Selbstverständlichkeit zu lenken vermochte. Er musste weder lernen, mit ihrer rohen Gewalt umzugehen, noch lief er Gefahr, von ihr beherrscht zu werden – sie war ein Teil von ihm, ein loderndes Feuer, das er nach Belieben entfesseln konnte. Während er die Bewegungen von Djem So übte, die wuchtigen Hiebe und schnellen Gegenangriffe, floss die dunkle Seite durch ihn wie ein reißender Strom, der seine Muskeln mit übermenschlicher Kraft erfüllte und seine Augen in einem unheilvollen Rot erstrahlen ließ.


Ja, bei dieser Sache war er geduldig. Schritt um Schritt...

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Faith & Arlen

Faith nahm Arlens Bereitschaft, auch einen Tag mehr zu seiner Erholung ausharren zu können, mit einem Lächeln zur Kenntnis. Sie hatte dem Dickkopf zugetraut, nur auf Schnelligkeit setzen zu wollen. Offenbar zu Unrecht. Das Thema war viel zügiger beendet, als sie erwartet hatte. Also löste die Padawan zufrieden das Holocron aus der Fassung der Lichtlanze und reichte Arlen auf seine Bitte hin sein eigenes Lichtschwert, das sie unter ihren Sachen aufbewahrt hatte. Gespannt beobachtete sie, wie der Jedi-Ritter das Machtobjekt aktivierte und umklammerte dabei mit beiden Händen die neue Waffe, jederzeit bereit, unvermittelt zuzuschlagen. Statt Mu’tabar erschien in bläulich-gelber Erscheinung jedoch ein großes Wesen mit drei Fingern und langem, vom Nasenrücken ausgehenden Stirnfortsatz, der sich wie ein Horn nach hinten bog, während die Augen hinter einem Tuch verborgen blieben. In hochtrabendem Ton begann die Erscheinung sich als Jedi-Meister Balon, der Seher, vorzustellen. Was das bedeutete machte er auch gleich klar, als er Arlen anfuhr, zu schweigen und seine Fragen für sich zu behalten. Faith unterdrückte angestrengt ein Glucksen, als sie das entglittene Gesicht ihres ehemaligen Mitschülers sah und fasste sich gerade noch rechtzeitig, ehe Meister Balon sich in ihre Richtung wandte, sie als Arlens Nachfolgerin bezeichnete und ankündigte, sie unterrichten zu wollen.

Stirnrunzelnd legte sie den Kopf etwas schief in dem Versuch, zu verstehen, wie dieses kleine Ding funktionierte. War es sowas wie eine Projektion oder konnte das Abbild des Sehers in der Tat mit ihnen interagieren? Die Gelegenheit, hinter diese Fragen steigen zu können, wurde ihnen jedoch verwehrt, indem Balon jede Frage Arlens im Vornherein zu beantworten schien und jeden Ansatz, doch das Wort zu ergreifen, im Keim erstickte. Es könnte sich also tatsächlich um eine Voraufzeichnung handeln. Wenn der Jedi-Meister alles vorhersehen konnte, dann war ein Gespräch in Echtzeitig ja auch nie notwendig. Die Frage, ob ein Holocron dennoch mit ihnen aktiv in Echtzeit interagieren könnte, wenn es wollte, drängte sich ihr dennoch auf.

Als Balon es hinter sich gebracht hatte, Arlen zu belehren, wechselte er plötzlich in eine Sprache, die Faith nicht ansatzweise verstand. Es war kein Dialekt, die sie schon einmal gehört hatte. Die Phonetik erinnerte sie an etwas, aber sie konnte keinen Finger darauflegen. Die junge Padawan hatte ihre Kindheit auf so vielen unterschiedlichen Planeten und überhaupt größtenteils im All verbracht, sodass keine Lokalsprache, der sie über den Weg gelaufen war, lange haften geblieben ist. Sie hatte sich von einem Raumfahrer, der sich etwa zwei Monate an Bord der Navalon erholt hatte, ein paar Fetzen einer Handelssprache beibringen lassen. Doch selbst der Name dieser Sprache war ihr schon lange entfallen. Die Vokabeln erst recht. Es dauerte eine Weile, während derer Arlen das Abbild des Jedi-Meisters mit gerunzelter Stirn anstarrte. Zumindest wirkte er so, als würde er dieses Kauderwelsch verstehen.

Dann wandte Balon seine verschleierten Kopf erneut in Faiths Richtung und begann unvermittelt in seltsamer Tonlage zu Piepsen und vor sich hin zu Summen. Der jungen Frau klappte sofort der Mund auf, denn sie fragte sich, ob der Meister verrück war oder sie zum Narren halten wollte, ehe sie die schrägen Töne in einen Zusammenhang bringen konnte.


„ ... und ab diesem Wort verstehst du mich endlich. Damit habe ich genügend Zeit an dir verschwendet. Dir fehlen noch einige Grundlagen, um aus dir eine Jedi-Ritterin zu machen. Darum wird sich jedoch jemand anderes kümmern. Ich werde dich Größeres lehren und eine Gabe in dir Wecken: Das Sehen.“

Faith beobachtete, wie sich bläulicher Dunst aus der Erscheinung löste und wie eine langgezogene Wolke auf sie zu schwebte. Bevor sie reagieren konnte, drängte der Nebel vor ihre Augen und löste sich dort auf. Sie begann zu tränen, so als hätte sie gerade frisches Zwiebelgemüse geschnitten. Aus dem Instinkt heraus wollte sie zwinkern und sich die Augen reiben, doch die schneidend piepsende Stimme Balons hielt sie davon ab.

„Lass die Macht deine Augen berühren, Padawan!“

Der Meister sprach so eindringlich, dass Faith wie von Geisterhand die Augen aufriss.

„Visionen sind eine Gabe. Man kann sie nicht lehren. Sie wird dir nicht gewährt, weil ich es möchte, sondern weil es so sein muss. Und doch möchte ich mit dir ein wertvolles Wissen teilen: Die Macht zeigt dir immer nur das, was du sehen musst. Nicht mehr, nicht weniger. Weder die Wahrheit, noch eine Lüge. Nur die Macht. Beherzige das.“

Faith nickte, auch wenn sie weder fassen konnte, was hier gerade geschah, noch die Auswirkungen seiner Worte einschätzen konnte.

„Genau wie ich euch sage, was ihr hören müsst. Manches ist wichtiger als anderes und doch gehört alles zu einem Gesamtgefüge. Selbst ein Sandkorn an der falschen Stelle kann den Lauf der Dinge verändern.“

Balon räusperte sich und atmete aus, so als würde er die folgenden Worte nur wiederwillig aussprechen. „Der Jedi-Ritter liebt dich auch, Padawan. Ich habe gesehen, was es mit euch anrichten wird, und es ist wichtig, dass …"

Erneut brauchte Faith einen Augenblick, ehe sie realisierte, was er da sagte. Sofern es überhaupt möglich war, riss sie die Augen nur noch weiter auf, drehte ihren Kopf in Arlens Richtung und starrte ihn fassungslos an. Sie bekam nicht mit, was Meister Balon sonst noch sagte, bemerkte jedoch, dass er irgendwann zu Basic zurückehrte. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihm nicht weiter zuhören. Alles was sie in diesem Moment interessierte, war Arlen, den sie weiter anstarrte, als hätte sie seine rote Haut heute zum erstem Mal bemerkt. Dann grinste sie.

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Faith & Arlen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith, sowie (NPCs) Torwächter Balon

Nachdem Jedi-Meister Balons Holocron sowohl Arlen als auch Faith unterwiesen hatte, verstummte es wieder. Danach ließ es sich auch mit erneutem Auslösen des Mechanismus nicht wieder aktivieren. Nicht, dass Arlen dies wirklich erwartet hatte. So jedoch begann schließlich auch die bewusst in Anspruch genommene Ruhephase so richtig. Er selbst blieb im Bett liegen, machte sich aber daran sich ein wenig in nicht-körperlichen Machttechniken zu üben. Als Ziel für sein Telepathie-Training hatte er natürlich die Padawane vor Ort, doch vernachlässigte er dabei auch nicht das frisch erlernte Konzept der Illusion. Rasch hatte er raus, wie sich ein stabiler Lichtpunkt erschaffen ließ und konnte bald schon auch Farbe und Intensität modulieren.

Die Herausforderung bei der Technik Illusion – so schien ihm zumindest – war jedoch nicht der Erschaffensprozess an sich. Den hatte Balon ja quasi auch in drei Sätzen erklären können. Das Problem waren eher künstlerische Feinheiten, wie die korrekte Farbe und Belichtung hinzubekommen. Eine leuchtende Scheibe in der Luft? Gar kein Problem, wie Arlen schon am zweiten Tag feststellte. Diese Scheibe zu einem realistisch aussehenden Objekt zu formen? Völlig unmöglich – zumindest grade. Das Erste, was er versuchte nachzuahmen, war ein Teller, doch einerseits war die Form selbst bei einem solchen einfachen Gegenstand zu komplex, andererseits verstand er nicht wie genau er einen natürlichen Lichtrückwurf realistisch Nachahmen konnte. Das Beste, was er also schaffte war eine halbtransparente fliegende Untertasse, die ein bisschen etwas von einer platten Lampe hatte. Es schien, als müsse er abseits des bloßen Anwendens auch noch viel Zeit in etwaige Feinheiten stecken, bevor er dazu fähig war etwas zu erschaffen, was wirklich den Namen Illusion wert war.

Bessere Fortschritte machte er jedoch in Sachen Telepathie. Wie sich herausstellte war er grundsätzlich bereits kurz davor gewesen Worte in den Geist der beiden Padawane projizieren zu können und es hatte ihm einfach nur noch der richtige Dreh gefehlt. Rasch wurde jedoch auch klar, dass es einen deutlichen Unterschied machte, wie weit das Ziel von ihm entfernt war. Wenn Faith mit ihm im Raum war, war es kein Problem ihr kurze Sätze in den Kopf zu pflanzen. Anders jedoch, wenn sie sich auf der anderen Seite der Stadt befand. Also schickte Arlen die beiden grade am zweiten Tag in alle möglichen Ecken New IndSecs und gab sich erst zufrieden, als es ihm gelungen war mit einiger Anstrengung Tha’klen ein ‚Ich bin in der Krankenstation, komm her‘, auf Entfernung zu übermitteln.

Abgesehen von bettlägerigen Konzentrationsübungen, nutzte Arlen die zweitägige Pause auch um sich tatsächlich auszuruhen. Wenn er nicht grade leuchtende Untertassen erschuf oder den Padawanen kurze Gedichte auf einen Klick Entfernung ohne Comlink rezitierte, schlief er meistens. Das Krankenhausessen war wie in New IndSec gewohnt ausgesprochen lecker und das einzige Haar in der Suppe war sein fehlender rechter Unterarm und sich immer wieder unangekündigt meldende Phantomschmerzen. Nun alles mit Links machen zu müssen war umständlich, doch widerstand Arlen den Drang den Löffel per Machtgriff zum Mund zu führen. Wer wusste schon, wie lang er ohne Prothese würde klarkommen müssen. Besser mit Links üben und es nicht zu brauchen als hinterher aufgeschmissen sein.

So fühlte sich Arlen dann am Abend des zweiten Tages schließlich erfrischt und bereit zur Abreise. Die Padawane waren bereits zurück in ihrer Unterkunft, doch würde er auch diese letzte Nacht auf der Krankenstation verbringen. Umständlich, so mit nur einer Hand zog er sich seine Schlafkleidung über und begab sich dann noch in die anliegende Nasszelle, um sich vollends bettfertig zu machen. Sich die Zähne mit Links zu putzen war auch nach zwei Tagen noch mehr als ungewohnt und er war durchaus froh um die bereitgestellte elektrische Zahnbürste, ohne die das Ergebnis vermutlich eher lausig ausgefallen wäre. Vor dem großen Spiegel, der die ganze Rückwand des Bades einnahm, half er dann nochmal mit etwas Zahnseide nach und beugte sich dann über das Waschbecken, um sich auch das Gesicht zu waschen.

Ein fröhliches Summen auf den Lippen richtete Arlen sich schließlich wieder auf und warf dem eigenen Spiegelbild noch einen letzten, prüfenden Blick zu. Und erstarrte. Vor ihm stand, wie grade auch sein eigenes Spiegelbild. Doch über seiner Schulter war ein zweites Gesicht aufgetaucht. Ebenfalls rot, genau so groß wie er. Doch inmitten der wie geschmolzen und dann wieder erstarrten Haut klafften zwei Löcher, wo die Augen hätten sein sollen. Zwei leere Höhlen, in denen nur je eine Kerzenflamme flackerte, die ihm bis in die Seele zu starren schienen. Langsam teilten sich die verformten Lippen der Kreatur und entblößten weiße Zähne, die im schummrigen Licht der Nasszelle spitz erschienen.

Mit einem Keuchen fuhr Arlen herum und einen Moment später hatte er sein Lichtschwert in der Hand, bereit der Erscheinung die Stirn zu bieten. Doch hinter ihm war nichts. Lediglich die Tür zur Nasszelle, die er zuvor angelehnt hatte. Hektisch sah er sich um, doch war das entstellte Gesicht auch im Spiegel nicht mehr zu sehen. Schwer atmend streckte er seine Sinne aus…doch er war allein mit sich selbst. Zäh verstrichen die Sekunden, doch nichts weiter geschah. Schließlich erlosch seine rote Klinge wieder und sein Herzschlag beruhigte sich langsam. Vielleicht doch nur eine Halluzination? Ein letzter Blick in den Spiegel und schließlich verließ er die Nasszelle wieder. Morgen würden sie die lange Rückreise nach Colina antreten. Mindestens zehn Tage auf der Straße, wo es keine gab. Was auch immer da grade passiert war, er brauchte offensichtlich seinen Schlaf…


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen, allein?
 
Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus

Stunden- und tagelang übte Darth Angelus die Schritte von Djem So mit einer Obsession, die an Wahnsinn grenzte, seine Bewegungen ein Mix aus roher Kraft, Schnelligkeit und Präzision, während das Glühen seines Lichtschwerts den Raum in rotes Licht tauchte. Der Holoprojektor warf weiterhin die flimmernden Bewegungsabläufe auf den massiven Marmortisch, doch Angelus brauchte die Anleitung kaum noch – mit jedem wuchtigen Hieb, jedem schnellen Gegenangriff brannte sich die Kampfform mehr in seine Muskelgedächtnis ein, ebenso in seine Bindung zur Macht. Schweiß tropfte von seiner Stirn über die blasse und sonst auch unter großen Anstrengungen makellose blasse Haut, doch er gönnte sich keine Pause, getrieben von einem inneren Feuer, das ihn vorwärtspeitschte. Sogar die Platten seiner Rüstung hatte er abgelegt, die nach all den Wochen und Monaten inzwischen wie eine zweite Haut saß. Das Training erfüllte ihn in dieser Zeit mit frischer Energie. Während er im Quartier der Streitkräfte ausharren musste, um draußen nicht seine herumirrende Beute aufzuscheuchen, konnte er nichts sinnvolles tun und tief in seinem Inneren hasste er diesen Umstand. Folglich steigere sich der Krieger förmlich in die Form V hinein. Sie wurde immer mehr ein Teil von ihm.

Doch je länger er übte, desto mehr drängten sich die dunkle Gedanken und Erinnerungen an vergangene Erniedrigungen in seinen Geist. Er sah sich selbst in den Gängen des Gefängnisses von Colina, die klirrenden Fesseln an seinen Handgelenken, die hämischen Blicke von den Lakaien des
Governors, die ihn wie eine in Ketten gelegte Bestie abführten – eine Demütigung, die sein stolzes Herz wie ein Dolch durchbohrte. Er erinnerte sich an Kerbals kalte, berechnende Augen, die ihn beobachteten, als er abgeführt wurde, an den Verrat seiner Soldaten, der ihm die Kontrolle entrissen hatte, und an Antares’ feige Intrigen, die ihn in dieses Rattenloch gebracht hatten. Dazu weitere dunkle Kapitel, lange vor seinem Aufenthalt auf Kelada. Mit jeder dieser Erinnerungen wurden seine Übungsschläge wütender, seine Bewegungen verloren die präzise Eleganz und wurden zu einem Sturm der Zerstörung. Das Lichtschwert zischte durch die Luft, schneller, härter, als wollte der Sith die Luft selbst zerfetzen, und ein tiefes, animalisches Knurren entkam seiner Kehle, während seine Augen in einem glühenden Rot erstrahlten. Der warme Luft vibrierte bei jedem wuchtigen Schlag, als er sich vorstellte, diverse Schädel zu spalten, Jedi in Stücke zu reißen und all jene, die sich seiner Perfektion widersetzten, vor sich im Staub kriechen zu sehen, seine Stiefelsohlen dabei auf ihre Kehlen gedrückt und das Leben langsam und qualvoll aus ihnen pressend. Die dunkle Seite der Macht schwoll in ihm an - ein Sturm aus Leidenschaft, Hass und Rache.

In einem Anfall blinder Wut begann Darth Angelus, das Mobiliar seines opulenten Quartiers zu zertrümmern. Zuerst traf es den massiven Marmortisch, den er mit einem einzigen, wuchtigen Hieb seines Lichtschwerts in der Mitte zerteilte. Die Klinge zischte durch das Gestein, als wäre es Butter. Die beiden Hälften krachten zu Boden, doch seine Rage war unstillbar – er zerteilte sie erneut, und aus diesen Bruchstücken machte er weitere Einzelteile, bis nur noch Splitter übrig waren, die unter seinen Stiefeln knirschten. Dann folgten die Vitrinen an den Wänden, deren Kristallglas unter seinen machtvollen Schlägen zerschellte, die Verzierungen verbogen sich, während Splitter wie Regentropfen durch die Luft wirbelten. Sabar spürte die Präsenzen der sich nähernden Soldaten und grinste diabolisch, als er fühlte, wie sie sich dagegen entschieden, ihn während seines Tobsuchtsanfalls zu stören – ein kluger Entschluss, der ihnen das Leben rettete.

Seine Wut richtete sich nun auf die Stühle, die unter seinen Hieben zerbarsten, dann auf die Teller, Kelche, Messer, Gabeln und das übrige Tafelbesteck, das er mit machtvollen Schüben gegen die Wände schleuderte, wo es in einem ohrenbetäubenden Krach zerschellte. Porzellan und Metall regneten in einem Hagel der Zerstörung herab, während sein animalisches Knurren den Raum erfüllte. Irgendwann stand Darth Angelus mit wieder angelegter Rüstung, den schweren Pelzumhang übergezogen, im Zentrum des verwüsteten Raumes, seine Atmung bebend, das Lichtschwert noch immer aktiviert und sich im Rhythmus seiner Atmung langsam auf und ab bewegend. Seine smaragdgrünen Augen leuchteten in einem glühenden Rot und mit einem zornigen Funkeln sah er sein verzerrtes Ebenbild in dem zertrümmerten Glas unter seinen Stiefelsohlen.

Sein Instinkt, geschärft durch die dunkle Energie seiner Rage, flüsterte ihm zu, dass der Zeitpunkt gekommen war. Mit weiten, dominanten Schritten stampfte er über die Trümmer in Richtung des Ausgangs, sein Pelzumhang wie ein Banner hinter ihm herwehend. Die Versteckzeit war vorüber. Entweder würde er dort draußen seinen Feinden entgegentreten, oder Kelada würde in Flammen aufgehen – eine Wahl, die ihm gleichgültig war, solange Blut floss und sein lodernder Zorn gestillt wurde...


Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Darth Angelus
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New Indsec | Quartier ]
Faith & Tha'klen

Faith verbrachte die beiden Tage hauptsächlich damit, zusammen mit Tha’klen durch die Unterwasserstadt gescheucht zu werden und Arlens Gedichten zu lauschen, die er mit Hilfe von Telepathie immer wieder in ihre Köpfe pflanzte. Faith störte sich nicht daran, denn es gefiel ihr, immer wieder seiner Stimme lauschen zu können. Selbst wenn sie sich nicht gegenüberstanden.

Darüber hinaus stand ein Termin bei Gorah-Un und dem Regierungsrat an, in dem die Padawan zusammen mit dier Verpine einen knappen, nicht zu detaillierten Bericht über das ablieferten, was sie am Grund des Sees und und Mu’tabars Residenz erlebt hatten. Offenbar hatten die Herrschaften es als positives Zeichen hingenommen, dass Arlen mehr oder weniger freiwillig die vollen zwei Tage unter Überwachung auf der Krankenstation verbringen würde, sodass Faith es dem Regierungsoberhaupt dieser kleinen Stadt ausreden konnte, auf ein persönliches Gespräch mit dem Sith zu beharren. Nach anstrengender, mehr als einstündiger Befragung, war Faith sich sicher, das Richtige getan zu haben. Sie wollte nicht, dass Arlens Heilungsprozess irgendetwas im Wege stand. Sein Zustand schob sie in dem abgegebenen Bericht auf einen Unfall und hütete sich, nicht aus Versehen auszuplaudern, dass die ehemalige Jedi-Meisterin sowohl ihren eigenen, als auch Arlens Körper im Verlauf dieser Mission besetzt hatte.

Nun stand ihnen bereits die letzte Nacht in New IndSec bevor. Die Padawane hatten sich in ihrer Unterkunft schon recht früh schlafen gelegt, als Faith plötzlich hoch schreckte. Ihr war nicht klar, wie viel Zeit vergangen war. Das Herz pumpte heftig von Innen gegen die Brust und sie spürte die schweren Züge ihres eigenen Atems. Das unbeschreibliche Gefühl, aus einem schlimmen Albtraum erwacht zu sein, beschlich sie. Allerdings konnte sie sich nicht daran erinnern, überhaupt geträumt zu haben. Blinzelnd entzündete sie eine kleine Lampe, die auf ihrem Nachttisch stand, und sah sich im Raum um. Tha’klen befand sich in seinem Bett, offenbar schlafend. Arlen sollte auch diese letzte Nacht noch auf der Krankenstation verbringen und war entsprechend nicht bei ihnen. Verschlafen legte Faith ihren Kopf erneut auf das weiche Kissen und starrte an die Decke. Irgendetwas hatte sie geweckt und sorgte nun dafür, dass sie nicht wieder einschlafen konnte. Sie konnte weder benennen, noch einen Finger darauf legen, was es war. Vielleicht lag es einfach an ihrer Gefühlswelt, die weiter aus den Fugen geraten war. Es fiel ihr schwer, geradeaus zu denken oder sich selbst am Riemen zu reißen. Balon hatte ihr gesagt, dass Arlen sie auch lieben würde. Und Balon schien verdammt gut zu wissen, wovon er sprach. Er hatte dem Jedi-Ritter einige nützliche Tricks beigebracht, die jener auch unablässig übte, was Faith wusste, weil sie ihn beobachtet und so viel Zeit wie möglich an seinem Bett verbracht hatte. Das alles in der Hoffnung, irgendwelche Anzeichen in dem Sith auszumachen, welche die Worte des Jedi-Holocrons bestätigten. Ihr ehemaliger Mitschüler war aber wie immer, wenn man davon absah, dass er nur noch einen Arm hatte und bettlegerig angeschlagen war.

Gedankenversunken drehte sie sich herum. Mehrmals. Sie zog die Decke zurecht, streifte sie wieder ab. Minuten vergingen, vielleicht auch Stunden - das Zeitgefühl ging in der Zone zwischen Schlaf und Wachheit verloren. Gedanken kamen und schwirrten wie Schatten durch trübes Wasser. Schließlich fiel Ihr Blick auf die Tür. Da war etwas. Kein klarer Gedanke. Eher ein Gefühl - ein kaum wahrnehmbares Ziehen, tief unten in ihrem Brustkorb. Es war kein lautes Drängen, aber auch kein Schweigen.

Die Padawan richtete sich auf, ließ die Beine über die Bettkante gleiten und verharrte für einen Moment. Erneut warf sie einen Blick auf Tha’klen, um sicherzugehen, dass sie dien Verpinen nicht aufweckte. Dann erhob sie sich. Ihre nackten Füße berührten den kühlen, glatten Boden. Ein kurzer Blick auf den Chronometer ließ sie erkennen, dass es längst nicht so spät war, wie sie zunächst dachte. Der Stoff ihrer einfachen Schlafkleidung raschelte kaum hörbar, als sie sich durch das Quartier bewegte und vorsichtig den Türmechanismus betätigte.

Der Gang außerhalb der Unterkunft war leer. Gedämpfte Geräusche mischten sich in das entfernte Vibrieren der Energiebarrieren, die das Wasser von der Stadt trennten. Faith bewegte sich langsam, beinahe tastend fort. Nicht, weil sie zögerte, sondern weil ihre Schritte von etwas geleitet wurden, das nicht sie selbst war. Es kam ihr komisch vor und sie hörte in die Macht hinein, um eine Antwort auf das zu bekommen, was sie hier tat. Doch die Macht war still. Sie war einfach nur da, wie ein leiser Strom, der sie lenkte, ohne sie zu zwingen.

Abzweigungen zogen an ihr vorbei, Wegweiser in einer Schrift, von der sie inzwischen wusste, dass es Gungan-Zeichen waren. Da waren Türen zu anderen Räumen und zu den anderen Leben, die sich dahinter befanden. Doch Faith ging weiter, bis sie schließlich vor der Krankenstation stand. Obwohl sie den Weg natürlich kannte, war ihr die ganze Zeit nicht bewusst, wohin sie eigentlich ging. Weiter unten am Gang patrouillierte ein Wachposten, der ihr zu nickte, als würde auch er bestätigen, dass sie hier richtig war. Mit einem Wischen der Hand über die Konsole öffnete sich die Eingangstür. Gedämpftes Licht beleuchtete das Zimmer in einem leichten Blauton. Faith schritt hinein und schloss die Tür hinter sich. Vorsichtig lugte sie um die Ecke des Eingangsbereichs herum in Richtung von Arlens Bett. Sie wollte ihn nicht wecken. Sie wollte … Sie wusste gar nicht, was sie hier wollte. Bei ihm sein, vielleicht? Ihm beim Schlafen zusehen?

Auf Zehenspitzen näherte sie sich seinem Bett. Leise atmend setzte sie sich auf die Bettkante und beugte sich über die Decke, um einen Blick auf sein rotes, schlafendes Gesicht zu erhaschen. Erschrocken stellte sie fest, dass der Jedi-Ritter schweißgebadet war. Sein Gesicht war angestrengt, verzerrt und zuckte wild, beinahe ungezügelt, als wäre er in einem Albtraum gefangen. Faith beugte sich weiter vor, legte eine Hand auf seine Schulter, die andere auf die rothäutige Wange.


“Ich bin hier. Alles ist gut.”

[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New Indsec | Krankenstation ]
Faith & Arlen
 
100. Arlen-Post auf Kelada woohoo!

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen

Ihr Aufbruch war für früh am nächsten Morgen angesetzt. Zu einer entsprechend gewissenhaften Zeit war Arlen auch schlafen gegangen, doch fühlte er sich nach dem Aufwachen trotzdem wie gerädert. Seine Schlafkleidung war durchgeschwitzt und auch die Bettwäsche fühlte sich an, als wäre es an der Zeit sie auszuwechseln. Dunkel erinnerte er sich daran schlecht geträumt zu haben, konnte sich jedoch an keine Details erinnern. Nur, dass ihn die Schatten ab einem gewissen Punkt unvermittelt in Ruhe gelassen hatten. Immerhin wurde zum Frühstück auch Caf gereicht, sodass er bald schon das beklemmende Gefühl wieder verdrängt hatte.

Spätestens dann fühlte er sich besser, als die Padawane zur Krankenstation kamen, um ihn zum Aufbruch abzuholen. Premierminiskus Gorah-Un persönlich begleitete sie in dem bisher größten Bongo an die Oberfläche und schüttelte nacheinander Arlen, Faith und Tha’klen die Hand. Anschließend gab er noch ein paar warme Abschiedsworte von sich, bevor sie damit begannen einige Vorräte in das 93-B Hovercraft zu verladen. Auch New IndSecs Reiserationen wirkten auf den ersten Blick äußerst schmackhaft, also würde wohl auch dieser Aspekt ihrer Reise angenehmer werden als der Hinweg. Schließlich dann nahmen sie ihre Plätze in der Steuerkuppel ein und los ging die Fahrt erst nach Westen und dann nach Süden.

Am Steuer wechselten die drei sich nun in regelmäßigen Abständen ab. Einer fuhr, während die anderen beiden Zeit für sich hatten. Oder wenigstens gehabt hätten, hätte Arlen auch das Stillsitzen nicht als Gelegenheit für weiteres Training gesehen. Darth Angelus mochte noch im Gefängnis sitzen, doch erschien es unwahrscheinlich, dass sie ewig so viel Glück haben würden. Also stand Verschleierung wieder ganz oben auf er Liste und zum Pech der Padawane konnte man das ja auch im Sitzen üben. Vor allem hatte Arlen ja auch grade die Zeit selbst aktiv das Training zu leiten und gab sich so alle Mühe aufgebaute Verschleierungen mit seinen eigenen Machtsinnen zu durchdringen. Und wenn er grade nicht damit beschäftigt war, The’klen und Faith mit dem Machtsinn zu triezen oder selbst zu fahren, hatte er wie die letzten beiden Tage lang ja auch zwei eigene Techniken, in denen er sich weiterentwickeln wollte.

Abends dann bot sich die Gelegenheit für körperliches Training. Jeden Tag nach dem Abendessen nahm Arlen sein Lichtschwert zur Hand und übte Lichtschwertformen. Mit Links zuzuschlagen war mehr als ungewohnt und mit Sorge stellte er fest, dass seine Fähigkeiten in diesem Aspekt seines Jedi-Seins durch seine Verletzung abgenommen hatten. Also übte er an jedem Abend bis spät in die Nacht sowohl Soresu als auch Djem So Formen in verschiedenen Konstellationen. Sowohl alleine als auch in Einbeziehung der Padawane. Grundsätzlich hätte er auch gerne seine Grundkenntnisse von Ataru und Juyo auf die neuen Bedingungen angepasst, doch war dazu einfach nicht genug Zeit. Zehn Abende waren nicht dazu geeignet ihn mal eben auf einen Linkshänder umzustellen, doch hatte er durchaus das Gefühl Fortschritte zu machen. Vor allem, da er länger trainierte, als unter normalen Umständen vermutlich gesund gewesen wäre. Doch hatte er festgestellt, dass er selbst mit nur grundlegendem Wissen über die Fähigkeit Tiefschlaftrance weniger Zeit zur Erholung brauchte, als wenn er versuchte durchzuschlafen. Und ebenfalls blieb er so vor bösen Träumen verschont.

So verstrichen die ersten paar Tage, während das Klima langsam, aber sicher wieder wärmer wurde. Doch mit Colina rückte auch die Frage näher, was sie als erstes angehen wollten. Zurück in der direkten Umgebung des Gouverneurs konnten sie entweder zuerst dem nächsten Set Koordinaten nachstellen, oder versuchen die Nebenquest für New IndSec zu absolvieren. Immerhin waren sie inzwischen wieder in Reichweite, sodass Arlen auf seine persönliche Datenbank auf der Jedihammer über sein Datapad zugreifen konnte. Dort hatte er eine Kopie der bei Antares erbeuteten Informationen abgelegt. Halb hatte er gehofft dort einige Hinweise über Sellon Jitteks Aufenthaltsort finden zu können…und tatsächlich. Immerhin lief einmal etwas nach Plan. Innerhalb einer gestohlenen Datenbank mit Personalakten tauchte unter diesem Namen eine Privatadresse in Kelada City, in einem ärmeren Viertel nicht weit vom Kelada Spaceport auf.


„Das klingt wie etwas, das wir gut zuerst erledigen können.“

, sagte Arlen und schaute von seinem Datapad auf. Grade steuerte Faith das Hovercraft und Tha’klen übte auf der Rückbank Levitation.

„Wir lassen den Wagen vor der Stadt stehen, besorgen uns ein paar Speederbikes und entführen den guten Mann, bevor irgendwer merkt, dass wir zurück sind. Dann schauen wir uns den zweiten Satz Koordinaten an und sehen wieder zu, dass wir Land gewinnen.“

Nachdenklich legte Arlen das Datapad auf seinem Schoß ab und rieb sich das rote Kinn.

„Bei der Gelegenheit werde ich euch zwei zeigen, wie ihr im Zweifel Kontakt mit dem NRGD aufnehmen könnt. Aus Opsec-Gründen eigentlich natürlich ungerne, aber ich kann mir einige Szenarien ausmalen, in denen dieses Wissen nützlich sein könnte. Der NRGD kann Jittek dann meinetwegen auch selbst nach New IndSec schleifen, wenn er versucht Kontakt zum Premierminiskus aufzunehmen. So wie ich das sehe, ist unsere Aufgabe mit der Entführung abgeschlossen und ich habe wenig Lust darauf noch einmal drei Wochen in diesem lausigen Hovercraft zu sitzen, nur damit wir Chauffeur spielen können…“

Das waren dann gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen, ohne dass sie wirklich aktiv weiter von ihren Zielen abgehalten wurden. Im Idealfall merkte von der Verwaltung dann auch niemand, dass sie in der Stadt gewesen waren, wodurch sie ein Alibi hatten. An sich glaubte Arlen nicht daran, dass der Jedi-Tempel sich nahe Colina befand. Das war dann irgendwie doch zu einfach und vermutlich hätten die Imperialen ihn dann auch bereits auf die eine oder andere Weise gefunden. Nein, so wie er das sah, würden sie um eine weitere Reise mit dem Hovercraft nicht herumkommen.

„Passt euch zweien dieses Vorgehen, oder gibt es Gegenvorschläge?“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / ca. 5.000 Klicks nördlich von Colina / Steppe ] Arlen, Tha'klen und Faith
 
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[ Kelada | mehrere Tausend Klicks nördlich von Colina | Steppe | Hovercraft ]
Faith, Tha'klen & Arlen

Faith lenkte das Hovercraft in gleichmäßigem Tempo durch die Steppe. Die kühle Feuchtigkeit des Nordens hatten sie inzwischen hinter ihnen gelassen, genau wie das dann doch irgendwie beklemmende Gefühl, unter Massen von Wasser in einer Stadt versteckt zu sein. Der Süden wirkte weit offener, freundlicher - obwohl auch er trostlos daherkam. Die Sonne stand höher, es war wärmer und die Nächte deutlich kürzer. Auch wenn das Gelände noch immer karg und seelenleer war, gab es jedoch zum Hinweg ein paar deutliche Unterschiede, die der jungen Padawan aufgefallen waren.

Zum einen war die Stimmung nicht mehr dieselbe. New IndSec hatte Spuren auf ihnen hinterlassen, positive wie negative. Das Erlebnis von Mu’tabars Vernichtung hatte sie alle mitgenommen. Faith selbst schlief nicht gerade berauschend, aber sie konnte sich nur vorstellen, wie es Arlen ging. Das, was er auf Kelada getan hatte, ging an keiner Seele vorbei, ohne einen Schatten zu werfen. Das war ihr klar gewesen, sobald sie davon erfahren hatte und einer der Gründe, warum sie nicht wollte, dass er seinen Geist weiter belastete. Es würde ihn am Ende nur selbst zerstören. Faith wusste nicht so recht, wie sie das Thema ansprechen sollte und ließ es deshalb auch bleiben. Sie hatten zunächst mindestens eine, eher zwei Aufgaben, auf die sie sich konzentrieren mussten. In seinen Wachphasen hatte Arlen durch das Training auch genug Ablenkung gefunden - in das er die Padawane liebend gerne einband -, sodass ihn dieser Schatten nicht zu beeinflussen schien. Sobald dies alles hier vorbei wäre, würde sie ihm helfen, diesen Schatten zu bekämpfen und den inneren Frieden wiederherzustellen, den er brauchte, um er selbst zu sein. Balon hatte ihr gesagt, dass Arlen sie liebte. Das hatte er nicht ohne Grund getan. Vielleicht brauchte Arlen sie irgendwann und wusste es nur selbst noch nicht. Sie sprach ihn auch nicht darauf an. Noch nicht.

Darüber hinaus war spürbar, dass ihre kleine Gruppe zusammengewachsen war. Faith amüsierte sich öfter darüber, dass sie eine funktionale, fast professionelle Vertrautheit gefunden hatten, in dem sie im gleichbleibenden Rhythmus steuerten, ruhten, meditierten oder trainierten. Die Rollen wechselten regelmäßig und niemand stellte den bewährten Ablauf infrage. Während der Jedi-Ritter seine verbliebene Hand an das Lichtschwert gewöhnte, nutzte sie die Gelegenheiten, sich mit der Lichtlanze vertraut zu machen. Zu Anfang tat sie es aus purer Neugier, stellte dann jedoch schnell fest, dass die ungewöhnliche Waffe einige Vorteile gegenüber einem gewöhnlichen Lichtschwert besaß und sie die Nachteile mit reichlich Übung wohl soweit ausgleichen könnte, dass sie das Limit ihres eigenen Potentials im Umgang mit der Jedi-Waffe um eine Stufe anheben würde. Die Lichtlanze war in fast allem das Gegenteil eines normalen Lichtschwerts - sie war natürlich länger, fast sperrig, ausladend und herausfordernd. Ihre Bewegungen mussten weiter ausholen, präziser geführt werden und vor allem so dosiert sein, dass sie nicht allzu leicht mit der eigenen Kraft über das Ziel hinausschoss. Arlen half ihr beim Justieren, beim Spüren des richtigen Moments, beim Verstehen der Reichweite. Die Übungen begannen kontrolliert, aber an den letzten Abenden endeten ihre Übungen regelmäßig mit Erschöpfung, gelegentlich mit Frustration. Aber Faith war geduldig mit sich selbst - und äußerst hartnäckig. Es spornte sie an, dass ihr ehemaliger Mitschüler im Umgang mit einer Waffe, selbst einarmig, noch so viel besser war als sie. Ihre Bewegungen wurden schließlich flüssiger, die Balance besser und das Vertrauen in die vorher ungewohnte Waffe wuchs von Mal zu Mal. Inzwischen hatte sie nicht mehr das Gefühl, ein Werkzeug zu benutzen, das ihr fremd war. Die Lichtlanze war ein Game Changer, wenn es darum ging, ihre Reichweite zu erhöhen, gerade im Kampf mit körperlich größeren, überlegenen Gegnern. Außerdem kehrte langsam die Kraft in ihren ganzen Körper zurück, die sie im Zuge der Gefangennahme verloren hatte.

Insgesamt vergingen die Tage auf dem Rückweg nach Colina gleichförmig, aber nicht leer. Faith lernte nicht nur mit der Lanze, sondern auch, wie sich Arlen als Ausbilder hervortat, wenn es um die Machtverschleierung ging. Seine Prüfungen waren subtil und zum Teil unnachgiebig. Wann immer Faith oder Tha’klen glaubten, sich sicher verborgen zu haben, wurden sie schnell eines besseren belehrt. Aber auch hier machten sie Fortschritte. Keine schnellen - jedoch durchaus konstant.

Als sie schließlich in Reichweite von Colina kamen, hatte sich das Land sichtbar verändert. Gestrüpp wich vereinzelten Bäumen, die sich nach und nach in Anzahl und Dichte verstärkten, Hügel schoben sich an den Horizont und die ersten Anzeichen von Zivilisation wurden wieder sichtbar. Es gab hier Funkfrequenzen, ein Datennetz und den ein oder anderen außerhalb gelegenen landwirtschaftlichen Betrieb, den sie passierten. Faith spürte ein nervöses Kribbeln in ihren Fingern, die sich um das Steuerelement hefteten, denn sie näherten sich dem Einflussgebiet des Gouverneurs spürbar wieder an. Sie bediente das Steuer gerade, als Arlen sein Datenpad hob und sprach. Sie antwortete nicht sofort. Ihre Augen lagen auf dem Gelände vor ihnen, während die sanften Vibrationen des Steuers durch ihre Fingerspitzen liefen. Erst als er fortfuhr und die Grundzüge eines Plans anriss, hob sie den Blick, ohne den Kurs zu verändern. Sie nickte langsam, als er geendet hatte und wandte sich ihm halb zu.


“Klingt machbar. Wenn wir unauffällig sind, können wir innerhalb eines Tages wieder verschwinden. Falls nicht, … “

Sie pausierte kurz.

“Bleiben wir besser unauffällig. Ich habe nicht vor, nochmal in dieses Gefängnis zurückzugehen. Oder auch nur länger zu bleiben, als nötig.”

Sie ließ den Blick wieder nach vorne gleiten.

“Was den NRGD betrifft - es ist sicher sinnvoll, wenn Tha’klen und ich wissen, wie wir ihn erreichen. Auch wenn wir das nicht brauchen werden”, fügte sie mit der nötigen Sicherheit in der Stimme an. Sie war ruhig, sachlich - aber irgendwas in ihr war angespannt. Nicht wegen der Mission, sondern weil ihre Rückkehr nach Colina mehr bedeutete. Sie hatte letzte Nacht vom eiskalten Gesicht Darth Angelus’ geträumt. Sie hatten keine Ahnung, wo sich dieser befand und ober er sich nicht bereits aus seinem Arrest befreit hatte, hungrig darauf, sich an Kerbal und allen, die ihn begleiteten, zu rächen. Es hatte sich alles echt angefühlt und selbst nach dem Aufwachen hatte sich das Gefühl nicht eingestellt. Faith fragte sich, ob es eine der Machtvisionen war, die Balon ihr angekündigt hatte. Wenn ja - dann hatte sie verdammte Schwierigkeiten aus diesen kryptischen Eindrücken überhaupt etwas sinnvolles herauszulesen, außer dass Darth Angelus … so aussah wie er aussah. Sie hatte den anderen beiden jedoch nichts gesagt. Zum einen wollte sie nicht lächerlich wirken, zum anderen niemanden unnötig beunruhigen.

Draußen verdichtete sich die Zivilisation derweil.


“Gibt es irgendwelche Pläne, für den Fall, dass wir angehalten werden?”

[ Kelada | wenige hundert Klicks nördlich von Colina | Steppe | Hovercraft ]
Faith, Tha'klen & Arlen
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Wenige Klicks nördlich von Colina / Steppe ] Arlen, Tha'klen und Faith

Am Abend vor ihrer Ankunft in Colina hatten die Jedi noch ein letztes Mal auf dieser Etappe ihrer Reise auf freiem Feld campiert. Die Lichter der Großstadt erleuchteten in der Ferne den Horizont. Bis zum Schluss hatten sie über den morgigen Tag beraten und waren alle möglichen Eventualitäten durchgegangen. Was ihre einzelnen Stationen waren, wo sie sich treffen wollten, falls sie getrennt würden. Auf Faiths Frage was zu tun sei, wenn sie angehalten würden, hatte Arlen mit einem selbstbewussten Lächeln geantwortet. Vor ebendiesem Problem hatte er im Reich von Gouverneur Antares schon öfter gestanden und war vorbereitet.

Lösungsansatz 1 war die Macht zu verwenden, in der Hoffnung, dass ein kleiner Verkehrspolizist oder Patrouillenmitglied willensschwach genug war, um sich von unangenehmer Fragerei abbringen zu lassen. Brachte das nichts, würde Arlen seine Autorität als Darth Kerbal spielen lassen. Das würde natürlich kosten, doch wenn auch dies nichts brachte hatten sie größere Probleme als nur angehalten worden zu sein. Sollte dieser Aspekt also gründlich schiefgehen, würde einer der zahlreichen Schlupfwinkel herhalten müssen, die er in seiner bisherigen Zeit auf dem Planeten identifiziert hatte. Und dann vermutlich der Kontakt zum NRGD, um weitere Möglichkeiten zu erkunden.

Schließlich dann aber hatten die Jedi doch ihr Gespräch abgeschlossen. Tha’klen war hens Spezies zum Trotz der unauffälligste, weil am wenigsten bekannte, Teil der Gruppe. Deswegen hatte hen sich nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal zu Fuß aufgemacht, um drei Bikes im nächstgelegenen 24/7 Speederverleih zu besorgen. Auch wenn Colina nah war, war der Weg zu Fuß doch nicht zu verachten und so war es bereits spät, als dien Verpine schließlich motorisiert zurückkehrte.
Helme waren mitgeliefert worden, also hatten sie nun beinahe alles, was sie für die morgigen Unternehmungen brauchen würden. In ihrer nach zehn Tagen auf dem Weg eingespielten Formation begaben sie sich zur Ruhe, nicht jedoch ohne sich einen Wecker für den Sonnenaufgang einzustellen.

Am nächsten Morgen dann ging alles wie besprochen. Im goldenen Licht der aufgehenden Sonne frühstückten sie und kleideten sich dann in zweckmäßige Kleidung, wie sie in der keladanischen Mittel und Unterschicht nicht unüblich war. Auf ihre Köpfe setzten sie die mitgebrachten Helme und um Mund und Nase schlangen sie
Kufiyas. Wo sein rechter Arm in einem Stumpf endete, knotete Arlen seinen Ärmel zusammen. Eine plausible Verkleidung, konnte es zu dieser Jahreszeit auf einem Speederbike doch äußerst staubig werden. Die Dreiergruppe brauste los und ließ das Hovercraft für den Tag in einer flachen Schlucht zurück. Zu auffällig wäre es das Militärfahrzeug mitzunehmen und idealerweise sollte ja niemand von ihrer Anwesenheit in der Stadt erfahren. Ihr Weg führte sie durch Colina hindurch, wo auch Wochen nach Faiths Flucht noch immer alles mit Fahndungsplakaten und -holos gespickt war. Immerhin hatten wohl inzwischen die Kontrollen nachgelassen, denn es gelang ihnen unbehelligt auf die Schnellspur nach Kelada City einzubiegen. In der Hauptstadt dann führte ihr Weg zunächst in Richtung der Innenstadt und dann zu einem kleinen Eckladen, den goldene Lettern im Schaufenster als ‚Shindes Schnitzereien‘ auswiesen.

„Du kaufst Belgrr-Horn.“

, erklärte Arlen Tha’klen, dien erneut das Los getroffen hatte die Einkäufe vorzunehmen. Die Jedi hatten in einer Seitengasse gehalten und dort abseits von neugierigen Augen und Ohren die Köpfe zusammengesteckt.

„Dann sagst du der Verkäuferin Folgendes: ‚Gutes Wetter heute. Ein paar Wolken machen mir jedoch Sorge. Könnte wieder regnen.‘ Achte darauf, ob sie dich fragt, ob du aus Zucker bist aber tu nichts weiter. Gibt ihr einfach das Geld und komm zurück.“

Gesagt getan. Tha’klen verschwand und kam wenige Minuten später mit den Einkäufen zurück. Und der Nachricht, dass die Verkäuferin verstanden hatte. Also ging es weiter, diesmal in Richtung des Raumhafens, wo sie eine schummrige Kneipe mit dem eingängigen Namen Loranas Labyrinth betraten. Arlen selbst war noch nicht hier gewesen, doch das war genau der Grund, warum er die Spelunke zu genau diesem Zweck gewählt hatte. Geringer die Chance, dass jemand ihn erkannte. Und dass ungewollte Ohren zuhörten. Arlen zahlte großzügig für ein privates Hinterzimmer und beobachtete mithilfe der Macht genau, ob sich in der Aura der Barkeeperin eine Täuschungsabsicht verbarg. Zwar schien die Frau vertrauenswürdig, doch hatte er dennoch nicht vor jede Vorsicht in den Wind zu schlagen.

Mithilfe eines hastig getippten Textes auf seinem Datapad wies Arlen Tha’klen an ein Loch in eines der erstandenen Stücke Belgrr-Horn zu bohren. Natürlich hätte er dies auch inzwischen telepathisch tun können, wollte sich jedoch seine Kräfte für die Entführung Jitteks aufsparen. Während dien Verpine damit begann die Anweisung auszuführen, tippte Arlen noch eine kurze Nachricht an den NRGD vor, die er Faith auf ein Stück Flimsiplast schreiben ließ. Sein eigenes, linkshändiges Gekrakel wollte er dann doch niemandem antun. In der Nachricht selbst stand nicht viel, außer dass es zu besprechende Neuigkeiten gab und dass er sich in drei Tagen mit einem gefangenen VIP bei Koordinaten südlich von Colina einfinden würde. Anschließend versiegelte er den Text in dem angebohrten Stück Horn und erklärte den Padawanen über das Datapad, dass er ihnen nun zeigen würde, wo die Nachricht zu hinterlassen sei.

Dafür verließen sie die Bar dann auch schon wieder und machten sich auf den Weg zurück nach Colina. An einer Speederbahnraststätte kaufte er ihnen dreien einen Softdrink und verstaute die Nachricht schließlich in seinem geleerten Becher. Diesen ließ er dann an seiner gewohnten Stelle in voller Fahrt auf die müllbedeckte Fahrbahn unter ihnen fallen und teilte den Padawanen diesmal telepathisch mit, dass ihre Verbündeten das Stück Horn mit der eingebohrten Nachricht nun würden orten können. Das Detail, dass dies nur dank den inhärent leicht radioaktiven Eigenheiten des Materials möglich war, ließ er jedoch aus. Das war dann doch wiederum keine Information, die die beiden unbedingt wissen mussten.

Als sei nichts weiter gewesen fuhren die Jedi weiter und drehten in Colina eine ausgiebige Runde, bevor sie sich wieder auf den Rückweg nach Kelada City machten. Es war eine elende Fahrerei hin und her, doch Sicherheit ging vor. Zurück im Hinterzimmer von Loranas Labyrinth legten sie dann ein ausgedehntes Mittagessen ein, während sie darauf warteten, dass der Nachmittag die Unterstadt und das Industriegebiet in den Schatten der Oberschicht tauchte. Jittek würde über Tag vermutlich ohnehin nicht zuhause anzutreffen sein, also lohnte es sich auch noch nicht zu der erbeuteten Adresse zu fahren. Gesprochen wurde nur minimal und dann auch nur Trivialitäten. Die Stimmung war angespannt, doch zweifelte Arlen nicht daran, dass sie heute Erfolg haben würden.

Als die Zeit schließlich gekommen war, verließen Arlen, Faith und Tha’klen die Kneipe und kehrten zu ihren Speederbikes zurück. Diesmal jedoch war ihr Ziel ganz in der Nähe – grade Mal auf der anderen Seite des Spaceports. Hier stellten sie die Bikes wieder in einem nahegelegenen Parkhaus ab und machten sich zu Fuß auf den Weg durch ein heruntergekommenes Wohngebiet. Es war noch nicht sonderlich spät, doch brannten bereits die Straßenlaternen. Manche waren ausgefallen und die ein oder andere flackerte. Der Berufsverkehr hatte noch nicht eingesetzt und so waren sie die einzigen in der verkehrsberuhigten Gasse. Auch andere Passanten, die sie auf ihrem Weg durch das Wohngebiet gesehen hatten, waren ähnlich vermummt wie sie. In diesem Teil der Stadt war das einfach eine gängige Vorsichtsmaßnahme.


„Hinter der Speederbahnbrücke sollte es sein.“

, erklärte Arlen, während sie eine enge Treppe zu der überdachten Überführung hinaufstiegen. Als er die Mission geplant hatte, hatte er sich gefragt, ob das Parkhaus wirklich die beste Möglichkeit gewesen war ihre Bikes abzustellen, die Frage jedoch mit ‚ja‘ beantworten müssen. Hinter der Brücke befand sich ein größerer Bereich mit absolutem Halteverbot für Zivilfahrzeuge. Er hatte es nicht riskieren wollen mit einem Verkehrspolizisten aneinandergeraten, also hatte er beschlossen den Fußweg als nötiges Übel anzusehen.

Die Überführung am Kopfende der Treppe war, wenn überhaupt möglich, noch trostloser als der Rest des Wohngebietes. Eine wohl sehr enthusiastische Person hatte die Seitenwände mit Transparistahl verbauen lassen, der jedoch inzwischen von außen über und über mit Graffiti bedeckt war. Die einzige Aussicht waren daher nur ihre sich in allen Farben des Regenbogens widerspiegelnden Abbilder und vereinzelte Stellen, die noch immer einen Blick auf den Highway tief unter ihnen freigaben. Die Gleiterstraße führte dort in einer tiefen Schlucht direkt auf den Spaceport zu und dann in einer Unterführung an ihm vorbei. Der Verkehr unter ihnen untermalte die Szene mit einem tiefen, heulenden Dröhnen.

Die Brücke selbst war überraschend breit. Breiter als die Treppe, die sie hinaufgekommen waren. Vermutlich war sie einmal für mehr als bloßen Fußgängerverkehr benutzt worden. In der Breite maß sie gute sechs Meter und etwa drei Meter über ihnen bog sich ein baufälliges Dach. Über dem Zugang zur Treppe, auf der anderen Seite, flackerte eine Lampe. Zielstrebig schickten die drei Jedi sich an den Überweg schnellen Schrittes zu überqueren und so endlich zu ihrem Ziel auf der anderen Seite vorzudringen…


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Kelada City / Wohngebiet nahe des Spaceports / Fußgängerüberweg ] Arlen, Tha'klen und Faith, allein?
 
Kelada - Kelada City - Shuttle - Darth Angelus

Die Jagd war eröffnet. Die martialischen Instinkte des Kriegers, die ihn auf Dubrillion, Bastion, Koornacht und auch hier auf Kelada stets geleitet hatten, spürten es mit einer absoluten Gewissheit. Bei Einbruch der Dämmerung hatte Darth Angelus, erfüllt von brodelndem Zorn, sein Quartier verlassen – jetzt nur noch ein Trümmerfeld der Verwüstung, das er in seinem Tobsuchtsanfall kurz und klein geschlagen hatte. Es war ein Ventil für seinen brodelnden Frust und zugleich eine unmissverständliche Botschaft an Governor Antares und all seine Lakaien, die es in den letzten Tagen und Wochen gewagt hatten, sich seinem Willen zu widersetzen. Der Zorn des Ritters loderte unaufhaltsam, ein glühendes Feuer in seinen Adern, während er im Passagierraum der Lambda-Fähre rastlos auf und ab tigerte, seine Schritte schwer und bedrohlich. Schließlich blieb er an der geöffneten Luke stehen und seine wachsamen Augen, die noch immer in einem feurigen Rot glühten, überblickten die frequentierten Straßen und den Luftverkehr Innenstadt, über die das Shuttle in wenigen Dutzend Metern Flughöhe und zwischen den hochstöckigen Häuserschluchten mit gedrosselter Geschwindigkeit glitt. Der hereinstoßende Wind des Flugs ließ seinen Umhang wehen und mit eisernem Griff umklammerte der Sith die stählerne Reling an der Rampe.

Darth Angelus konnte ihn spüren – Kerbal trieb sich hier herum, seine Präsenz ein schwaches, aber immer wieder widerhallendes Echo in der Macht, das sich irgendwo im brodelnden Tumult der Hauptstadt verbarg und empfindliche Signale ausstieß. Doch selbst mit seinen geschärften Machtsinnen war es, als würde er eine Nadel im Heuhaufen jagen. Kelada City war gewaltig, ein endloses Labyrinth aus sich jagenden Distrikten: dicht besiedelte Wohngebiete, rauchende Industrieanlagen, pulsierende Straßen, militärische Stützpunkte und der ständige Strom des wilden Verkehrs– ein chaotisches Geflecht, das selbst einen ausgebildeten Sith mit vortrefflichen Machtsinnen vor gewaltige Herausforderungen stellte. Ohne einen genauen Anhaltspunkt hätte Angelus Stunden damit zubringen können, der flüchtigen Präsenz in der Macht nachzujagen, ein Gedanke, der seinen Zorn nur weiter anfachte. Doch er war nicht auf den Kopf gefallen. Mit strengem Befehlston, der keinen Widerspruch duldete, hatte er die Piloten der Lambda-Fähre angewiesen, sich unverzüglich mit dem Sicherheitsnetzwerk der lokalen Sicherheitskräfte und allen relevanten Überwachungssystemen der Stadt zu verbinden. Jede Schmeißfliege, die durch die Gassen von Kelada City schwirrte, stand nun unter dem wachsamen Blick seines dritten Auges – oder seines vierten, wenn man die dunkle Seite der Macht als sein wahres drittes Auge betrachten wollte.

Gewappnet mit diesen Instrumenten betrachtete Darth Angelus es nur noch als eine Frage der Zeit, bis er seine Beute aufspüren würde. Ob
Kerbal allein unterwegs war, gemeinsam mit seinem Schüler oder gar in Begleitung dieser entflohenen Jedi, deren hübsches kleines Gesicht auf sämtlichen Fahndungsbannern von Kelada City prangte, war ihm gleichgültig – er würde es mit ihnen allen aufnehmen und sie in Stücke reißen. Über das Comlink an seinem Ohr empfing er die knisternden Berichte der Piloten: Ein Hinweis wies auf Aktivitäten in der Nähe des Industriegebiets hin, ein vielversprechender Anhaltspunkt, der sofort seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Wie ein Falke auf der Jagd nahm das Shuttle an Höhe auf, die Triebwerke summten bedrohlich, bereit, auf das Kommando des Sith im Sturzflug über die potentiellen Ziele am Boden herzufallen. Angelus umklammerte die Reling noch fester, während er kurz die Augen schloss und seine volle Konzentration in seine Machtsinne lenkte. Er spürte Kerbal, sein schwaches, aber unverkennbares Echo in der Macht, und wusste, dass er irgendwo hier sein musste, verborgen im Gewirr der Stadt.
Doch nein – der Hinweis war ein Blindgänger. Die Präsenz, die er wahrgenommen hatte, verblasste, als das Shuttle den verlassenen Bereich des Industriegebiets erreichte, und die Überwachungsdaten zeigten lediglich eine Gruppe von Herumtreibern, die sich mit gestohlenem Schrott abmühten – keine Spur von
Kerbal oder der Jedi. Ein wütendes Grollen entkam Angelus’ Kehle und seine Augen öffneten sich wieder. Doch seine Entschlossenheit blieb ungebrochen – die Jagd war noch lange nicht vorbei, und Kelada würde brennen, bevor er das Reinblut entkommen ließ.

Weitere Positionen folgten, die sich allesamt als Fehler erwiesen. Der Krieger, zunehmend frustriert, war in seinen Gedanken schon dabei, seine Strategie zu überdenken und vernahm die Worte des Piloten nur noch als Rauschen, als das Shuttle sich oberhalb des Luftverkehrs in einem heruntergekommenen Wohngebiet abseits des Raumhafens wieder in die Lüfte erhob. Was sollte er tun? Sich ein Bodenfahrzeug schnappen und weiter unten nach ihnen jagen? Irgendwo ein Massaker starten, um
Kerbal und insbesondere diese Jedi aus der Reserve zu locken? Über seinen Stolz springen und sich bei Antares nach Anhaltspunkten erkundigen? Letztere Option schloss er sofort kategorisch aus.

Der Wind peitschte um sein Gesicht, während das Lambda-Shuttle seine Position stabilisierte und einige hundert Meter über der abendlichen Stadt schwebte, verdeckt vom dichten Smog, der Kelada City in ein schmutziges Grau tauchte. Und dann spürte er es – zunächst als ein langsames, sich intensivierendes Pulsieren in der Macht, das sich bald zu einem regelrechten Hämmern steigerte, das durch seine Adern hallte. Darth Angelus, der seine Präsenz den gesamten Flug über verschleiert hatte, ließ ein wölfisches Lächeln über seine Lippen gleiten, während er durch die trüben Smogschwaden die Szenerie unter sich überblickte. Dort unten erstreckte sich eine überdachte Fußgängerüberführung, und das Dreiergespann –
Kerbal, die Jedi und der Verpine – befand sich etwa in der Mitte, ihre Bewegungen zügig, aber ahnungslos.

Ohne zu zögern griff Angelus nach seinem Comlink und hielt es nahe an seine Lippen, seine Stimme ein raues, bedrohliches Raunen:


"Runter. Schießt eine Schneise in die Nordseite der Überführung"

Raunte seine Stimme, als weiteres Adrenalin in seinen durch die dunkle Seite der Macht geschwängerten Blutadern einsetzte, während er noch hastig die letzten Kommandos gab. Sein eiserner Griff bewahrte ihn davor, durch die Trägheitskräfte gegen die Wand des Frachtraums geschleudert zu werden. Die heranheulenden Triebwerke mussten nun auch am Boden deutlich zu vernehmen sein - ein lautes, sich steigerndes Dröhnen. Es waren noch Sekunden, die den Zielobjekten am Boden irgendeinen Hauch von Handlungsspielraum ließen. Dann erwachten die Doppellaserkanonen des Shuttles mit einem donnernden Brüllen zum Leben, ihre grellen Salven durchschnitten die Nacht und rissen präzise eine glühende Schneise in die Überführung.

Über den aufsteigenden Rauchschwaden, die aus der Einschussschneise der mächtigen Laserkanonen emporstiegen, schwebte das Lambda-Shuttle bedrohlich nahe, seine Triebwerke nun ein tiefes und langsames Summen. Mit einem entschlossenen Satz sprang Darth Angelus aus der offenen Luke, etwa zehn Meter weiter unten auf den zerfetzten Boden der Überführung, und landete mit geschmeidiger Eleganz. Er ging bei der Landung in die Knie, sein Haupt gesenkt, der schwere Pelzumhang wehte wie ein dunkler Schleier um ihn herum, während Splitter und Staub um ihn herum aufwirbelten, ebenso wie seine dunkle Aura, die er nun aus der Verschleierung offenbarte. Langsam erhob er sich, ebenso wie sein Haupt, und seine rot funkelnden Augen durchbohrten die drei Gestalten vor ihm mit einem Blick, der puren Hass, unbändige Mordlust und dennoch noch einen Rest seines dunklen Charismas und seiner finsteren Anziehungskraft ausstrahlte. Staub und Dreck wurden weiter aufgewirbelt, als das Shuttle schließlich seine schwebende Position verließ und gen Nachthimmel schoss. Sabar hatte sie angewiesen, ihn vor seinen Zielen abzusetzen und zu verschwinden. Das hier war sein Kampf.


Die gepanzerte Hand des Kriegers wanderte ohne Worte des Sith zum Griff seines Lichtschwerts, das mit einem hungrigen Fauchen zum Leben erwachte. Ohne weitere Umschweife setzte Darth Angelus sein Manöver in Gang. Mit übernatürlicher Geschwindigkeit schoss er nach vorn und täuschte einen Angriff auf die linke Flanke des Reinbluts an, wo dessen nichtmenschlicher und angeblich namenloser Schüler, stand – ein Verpine, dessen schnelle Reflexe rechtzeitig zu reagieren versuchten. Doch inmitten der Bewegung wirbelte Angelus nach rechts, wo die junge Jedi stand, nur um ihn Sekundenbruchteile später erneut nach links schnellen zu sehen. Es war eine Bewegungsabfolge, die er während der Zeit als Krieger zu seinem charakteristischem Merkmal gemacht hatte und das in den Augen eines Normalsterblichen ohne Machtbindung nur wie ein Spiel der Schatten wirkte. Schließlich stürzte er direkt ins Zentrum auf das Reinblut selbst, sämtliche Gesichtszüge erfüllt von unbändigem Hass und Zorn. Mit einem beidhändigen, vertikalen Hieb schoss Angelus mit der Gewalt eines Dampfhammers auf Kerbals Deckung nieder...

Kelada - Kelada City - Wohngebiet - Übergang - Darth Angelus, Kerbal/Arlen, Faith, Tha'klen
 
[ Kelada | Kelada-City | Wohngebiet | Überführung ]
Faith, Tha'klen, Arlen & Darth Angelus

Die Macht zitterte, bevor die Überführung es tat. Es war nicht laut, und auch nicht unmittelbar, sondern ungreifbar - wie ein feines Spinnennetz aus Vorahnungen, das sich um Faiths Nerven legte und sie zum Erschaudern brachte. Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag veränderte, beschleunigte, als hätte jemand ihr eine Stim-Spritze in die Brust gerammt. Es war, als hätte die ganze Galaxie für eine Sekunde den Atem angehalten. Dann ein tiefer, drohender Ton, ein zunehmendes Grollen von Triebwerken und ein ionisierendes Knistern in der Luft, bevor die Laserkanonen die Überführung nördlich von ihnen in Schutt und Asche legten. Zitternder Durastahl und Beton zersprang vor ihnen, über ihnen, unter ihnen - überall um sie herum. Glühende Metallstücke flogen durch die Überführung. Eine dichte Asche- und Staubwolken fegte auf die drei Jedi zu, die keine Zeit hatten zu denken - nur zu handeln. Faith spürte die Macht in ihren Muskeln brennen, als sie ihr eine übermenschliche Reaktion verlieh, mit deren Hilfe sie einen harten, unkontrollierten Hechtsprung zur Seite vollführte. Beim ersten Atemzug füllte sich ihre Lunge mit heißem Staub und brennender Schutt schnitt über ihre Schläfe. Dort, wo sie gerade noch gestanden hatte, lag ein großer Brocken Durastahl-Beton, dessen scharfe Elemente sich in ihren Körper gebohrt, während das Gewicht sie erschlagen hätte.

Zur Seite rollend wuchtete sie sich in die Hocke, streckte ihren rechten Arm zur Seite und ließ instinktiv die Lichtlanze, die sich während der Rolle von ihrem Rücken gelöst hatte, in ihre ausgestreckte Hand fliegen.

Bevor sie ihn sehen konnte, nahm sie die dunklen Schwaden seines Seins war.


Angelus!”, rief sie durch die dichte Staubwolke Arlen und Tha’klen zu. Es war aber unmöglich, dass auch sie nicht bereits realisiert hatten, wer oder was über sie herfiel. Er war hatte sie gefunden. Er war gekommen. Sehr viel schneller, als sie jemals erwartet hatte. Nicht mehr im Himmel, nicht mehr im Traum. Er landete inmitten von Rauch und Trümmern, ein Schatten aus Fleisch und Hass. Darth Angelus schlug ein wie ein Komet. Das schwarze Macht-Beben seiner Ankunft durchfuhr sie bis in Mark und Knochen. Für einen Moment, nur einen Atemzug lang, wirkte es, als würde sich der Planet um ihn krümmen. Staub wirbelte weiter auf, als hätte er ihn mit seiner bloßen Präsenz aufgepeitscht und sein Umhang umwedelte ihn wie ein Schatten. Faith spürte eine bedrückende Schwere - als würde ihre eigene Präsenz kleiner, schwächer und bedeutungsloser werden, einfach nur durch seine Anwesenheit. Der Sith richtete sich auf. Langsam, fast genüsslich. Seine roten Augen brannten. Nicht hell, sondern tief, irgendwie hungrig. Und sein Blick bohrte sich durch die drei Jedi-Gestalten, die sich vor ihm aus dem Staub erhoben. Faith spürte, wie sich ihre Kehle verengte. Ihre Gedanken wirbelten in einem Sturm, den sie unterdrücken musste. Es gab kein Zurück mehr. Sie musste im Hier und Jetzt bleiben, der Macht vertrauen, ihrem Training und ihren Freunden. Jeder Fehler, jeder falsche Schritt würde tödliche Konsequenzen haben, dessen war sie sich bewusst. Unwillkürlich schnellten ihre Augen zur Seite, auf Arlen, und sie spürte den Drang, die Hand nach ihm auszustrecken. Jetzt war jedoch nicht die Zeit, emotional zu werden. Unkontrollierte Emotionen führten zu Furcht. Furcht führte zu Hass. Und Hass war der direkte Weg zur Dunklen Seite. Also atmete sie tief ein, zwang sich zur Kontrolle, zog die Macht wie einen schützenden Panzer um ihren eigenen Willen und ließ sie ihre Glieder durchströmen wie lebendige Energie. Sie spürte das Zittern in ihren Händen, als sie die goldene Klinge der Lichtlanze aktivierte und damit antwortete auf das blutige Rot, das Darth Angelus ihnen entgegen streckte. Klarheit setzte ein. Sie war bereit, zu sterben, wenn es sein musste. Aber sie würde kämpfen.

Als Angelus zum Sturm ansetzte, war es wie der plötzliche Ausbruch eines Vulkans. Seine Bewegungen waren zu schnell für das menschliche Auge. Ein Wirbel aus Schatten, aus Täuschung und Kraft. Er preschte nach links, auf Tha’klen zu, dann nach rechts, als sich alle drei auf Gegenmaßnahmen für diesen Angriff vorbereiteten, schoss auf Faith los und kreiselte dann urplötzlich doch auf Arlen zu, als wolle er als erstes das Herz der ganzen Gruppe herausreißen.

Die Padawan
setzte sich in Bewegung. Sie dachte nicht, sie zweifelte nicht. Ihr Körper reagierte schneller, als ihr Geist es konnte. Sie war bei Weitem nicht so schnell wie der Dunkle Krieger, aber sie hatten den zahlenmäßigen Vorteil. Vor ihr krachte das Geräusch zweier aufeinander treffender Lichtschwerter wie Donner durch die zerbröckelnde Überführung. Darth Angelus hatte sich auf Arlen gestürzt wie ein Raubtier: lautlos, unerbittlich und mit einer tödlichen Zielstrebigkeit, die keinen Raum für Gnade oder Zögern erkennen ließ. Faith spürte, wie ihre Füße auf dem Schutt wegrutschten und ihre linke Schulter gegen ein zerborstenes, verbogenes Geländer schlug, das im Staubnebel verborgen lag, aber sie zwang sich zur Schnelligkeit. Die goldene Klinge Mu’tabars zischte von hinten auf Angelus’ Rücken zu, der sich gegen den Angriff zu wehren schien, bevor Faith überhaupt zum Schlag ausgeholt hatte. Er war schnell. Viel schneller als ein Mann seiner Größe auf natürliche Weise sein sollte. Der Aufprall ihrer Lichtklingen war wie ein greller, gellender Schrei aus Energie, als Funken stoben und Faith einen halben Meter zurückgeworfen wurde. Ihre Arme brannten von der Wucht des Aufpralls, aber sie blieb auf den Beinen. Das Licht ihrer Klingen ließ sie zum ersten Mal einen Blick auf sein echtes Gesicht werfen - nicht durch Holofeed, Traumvisionen oder Rauch. Angelus, der sich ihr blitzschnell zugewandt hatte, besaß kein Gesicht, das irgendeinem Alter erlegen war. Keine Falten, kein Ausdruck von Erschöpfung. Nur Härte im fast weißen Antlitz und ein unmenschlicher Zorn hinter den Augen, bestärkte durch dunkle Augenringe. Sein nächster Hieb kam horizontal. Sie duckte sich gerade noch rechtzeitig, um nicht den Kopf von den Schultern geschlagen zu bekommen, und wirbelte über den Boden. Splitter und Trümmer fraßen sich in ihr Knie. Als sie sich aufrichtete, war er nicht mehr da. Ihr eigener, blinder Schlag traf dabei fast Tha’klen, dier selbst geistesgegenwärtig auswich, um nicht Opfer seiner eigenen Kameradin zu werden. Faith atmete erleichtert aus, bereute diesen Moment jedoch sofort, da ihr der Bruchteil einer Sekunde fehlte, um das Lichtschwert des Sith kommen zu sehen. Zum Glück war Arlen an ihrer Seite, der den Hieb an ihrer Stelle abwehrte. Der Klang kreischender, ionisierter Energie zerriss die Luft. Ihre Klingen stoben aneinander. Um sie herum roch es nach Ozon. Der Moment schien sich zu dehnen, fast stillzustehen, als ihre Augen für einen Wimpernschlag die Arlens trafen. Kein Wort. Nur ein Blick. Instinktiv wusste Faith, was zu tun war. Sie hob die goldene Klinge ihrer Lichtlanze, stürmte unter dem ausgestreckten Schwertarm des Jedi-Ritters hervor, schwang sie nach der Hüfte ihres Kontrahenten, nur den Schwung für eine Pirouette zu nutzen, mit deren Hilfe sie das andere Ende der Waffe gegen seine Kniekehle richtete, während Tha’klen auf der anderen Seite vorpreschte. Angelus schien das jedoch kommen sehen zu haben und stieß Faith fast mühelos zurück.

Die nächsten Sekunden waren ein einziges Chaos aus Licht, Schatten und Bewegung. Faiths Atem ging stoßweise. Ihr Knie brannte, doch sie ignorierte den Schmerz und schmiss sich sogleich zurück in den Kampf
.

[ Kelada | Kelada-City | Wohngebiet | Überführung ]
Faith, Tha'klen, Arlen & Darth Angelus
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Kelada City / Wohngebiet nahe des Spaceports / Fußgängerüberweg ] Arlen, Tha'klen und Faith

Das Desaster kündigte sich nicht an. Es gab keinen Laut der Warnung, kein Kitzeln im Nacken, das Arlen darauf vorbereitet hätte. Einen Moment noch lag die Überführung vor ihm. Baufällig, beschmiert, doch intakt. Und dann fetzte Laserfeuer durch sie hindurch als wäre sie Pappmaschee. Arlen zuckte zurück, sah wie Staub und Schrapnell auf sie zugeflogen kam…und dann griff seine Ausbildung. Sein Training, sein Mindset, seine Erfahrung auf Kelada. Sein analytisches, aber langsames Denken wurde ersetzt und statt zu überlegen handelte er. Blitzschnell riss er die Linke empor und feuerte einen Machtstoß in das sich entfaltende Chaos. Die heranrollende Woge aus Staub teilte sich vor dem fest mit beiden Beinen auf dem Boden stehenden Jedi-Ritter und offenbarte ihm einen Herzschlag später ihren Feind.

Faiths Stimme hallte durch den Gang und rief seinen Namen. Angelus. Langsam richtete der dunkle Krieger sich auf. Noch immer trug er seinen schwarzen Pelz um seine Schultern und sein wallender Mantel warf wogende Schatten in den vom Highway unter ihnen angeleuchteten Staub. Doch mehr noch spürte Arlen, was Angelus bisher verborgen hatte. Seine nachtschwarze Aura umgab ihn wie eine Korona. Für die Augen unsichtbar, doch zeichnete die Macht ein klares Bild, als sähe Arlen sie vor sich. Hass, Narzissmus, Mordlust standen in flammenden Lettern in ihr geschrieben und die Dunkle Seite brannte in rotglühenden Augen, die jegliche Farbe aus Angelus‘ Gesicht zu tilgen schienen. Der Anblick war nichts, was Arlen bisher in seinem Leben gesehen hatte, oder was er auch nur gewagt hätte sich vorzustellen.

Die bloße Aura des Monsters vor ihnen hätte wohl gereicht, um viele andere in die Flucht zu schlagen. Auch Arlen spürte den Kampf oder Fluchtreflex in seiner Brust. Spürte wie Emotionen sich ihm versuchten aufzudrängen und doch war er Jedi genug sie zu beherrschen. Sie waren eine natürliche Reaktion. Er erlaubte ihre Existenz und wie ein heißer Wind fegten sie an ihm vorbei. Hier stand er. Hier würde er kämpfen. Sterben, wenn nötig. Als Antwort auf Angelus‘ rote Klinge erwachte seine eigene zum Leben und dann stürmte der Krieger auch bereits heran. Angelus täuschte einen Angriff auf Tha’klen an – Arlen ließ ihn gewähren. Er hatte dien Verpine:n defensiv genug ausgebildet, um einen ersten Schlag zu überstehen. Dann schien Faith das Opfer zu sein und auch hier hatte der Jedi-Ritter Vertrauen. Er hatte sie trainieren sehen, ihr geholfen die Lichtlanze zu meistern. Auch hier musste er nicht in Panik verfallen. Und dann war er plötzlich selbst das Ziel.

Die Schlagfolge war schneller abgelaufen als jeder Normalsterbliche sie hätte vorhersehen können. Schneller selbst, als Arlen sie hätte vollbringen können. Und hätte er sich einen Moment zuvor ablenken lassen, wäre sie sein Ende gewesen. So jedoch traf rote Klinge auf rote Klinge und Arlen blockte den gewaltigen Schmetterschlag ab. Augenblicklich bemerkte er das Fehlen eines zweiten Armes, mit dem er den Block hätte verstärken können. Unwillkürlich duckte er sich unter der übermächtigen Gewalt zusammen, doch er hielt stand. Und dann begann das Quadrell erst richtig. Faith startete einen Angriff und wurde abgewehrt. Gelbes Plasma fauchte durch die Luft und auch Tha’klens – Arlens – schwarze Klinge versuchte eine Öffnung zu erwischen. Gleichzeitig rückte der Sith selbst vor, Schlag um Schlag in der neu mit Links eingeübten Djem So Form. Arlen sah, wie Angelus‘ Fokus sich dennoch auf Faith richtete. Sah, wie sie sich duckte, einen Fehler in ihre Formation brachte und dies fast mit dem Leben bezahlt hätte. Beinahe einen Herzschlag zu spät schob sich Arlens rote Klinge zwischen Faith und den unmenschlichen Todesengel vor ihnen. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Der Blick ihrer braunen Augen berührte seine gelbgrünen und er versuchte ihr etwas von der absoluten Ruhe mit auf den Weg zu geben, die er in diesem Moment spürte. Ihr Angriff war schnell und präzise. Wie ein Wirbelwind preschte sie unter seinem schützenden Arm hervor und koordinierte eine Attacke mit Tha’klen, die Angelus jedoch ohne Mühe parierte. Auch Arlen schlug zu und für mehrere Herzschläge tanzten vier vielfarbige Klingen in einem tödlichen Tanz umeinander. Ein schneller, brutaler Schlagwechsel und doch einer, der Angelus genug bedrängte, um Arlen mentalen Raum zur Planung zu geben.

Angelus hatte sie angegriffen. Alleine, wie es aussah. Wie standen die Chancen, dass er einfach nur Rache für seine Festnahme wollte? Angelus war eine Mordmaschine und tat sein Bestes, um sie auf seinem eigenen Feld zu schlagen. Ein Feld, das Arlen ihm nicht überlassen durfte. Er selbst war kein Krieger. Auf diese Weise konnte er selbst mit Hilfe der Padawane nur schwer gewinnen. Doch Arlen war ein Täuscher. Zeit mit seinen eigenen Tricks zu kontern.

Aus dem Bauch heraus schleuderte Kerbal Angelus einen
Kiai entgegen und setzte mit einer blitzschnellen Schrittfolge nach. Nicht so schnell wie der Krieger, nicht so stark, doch technisch sauberer. Plötzlich hatte er die Padawane überholt und kanalisierte den mörderischen Zorn ihres Gegners auf sich selbst.

Tha’klen, lauf. Hol‘ die Jedihammer!

Schickte er dem nun aus dem Nahkampf befreiten Verpinen telepathisch, dien sich dies nicht zwei Mal zu sagen lassen brauchte. Einen Moment später verschwand das insektoide Alien hinter ihnen auf der Treppe.

Faith, an meine Seite! Wir greifen ihn gemeinsam an.

Schickte er nun der menschlichen Padawan telepathisch und kanalisierte eine kleine Illusion in seinen Augen, die er die letzten Tage über für genau diesen Zweck eingeübt hatte. Er konnte lediglich unkomplizierte Formen aus Licht erschaffen? Zeit dies in etwas Nützliches zu verwandeln! Von einer Sekunde zur anderen erstrahlten Kerbals gelbgrüne Augen in einem strahlenden Sithgelb. Scheinbar wütend fletschte er die Zähne und drang dann gemeinsam mit Faith auf den Mörder vor ihnen ein. In der Macht hatte er seine Aura verborgen und erstickt.

„BIST du BESCHEUERT, Bru-der?!“

, spuckte er Angelus entgegen und schaffte es sich genug Luft zu verschaffen, um ihrem Gegner ein schweres Trümmerteil in den Rücken fliegen zu lassen.

„Was fällt dir ein meine Aktivitäten zu stören?! Hast du dich GÄNZLICH von unserem Orden abgewandt, VERRÄTER?!“

Es mochte scheinen wie ein verzweifeltes Manöver, doch musste Kerbal Zeit gewinnen. Den Krieger verwirren, wenn möglich. Das hier war nicht das Terrain für einen ehrenhaften Kampf, dafür waren sie zu weit hinter feindlichen Linien. Wenn sich die Gelegenheit bot Angelus mit einem schmutzigen Trick auszuschalten, dann würde er nicht zögern. Blitzschnell täuschte Kerbal einen Überkopfschlag an, landete einen harten, aber harmlosen Tritt gegen Angelus‘ Seite und ließ dann seinen Armstumpf hervorzischen wie eine Schlange, um den eigentlichen Angriff zu vollführen. Mit all seiner mentalen Kraft streckte er seinen Geist aus und Griff mit Malacia zu. Er wusste, der Krieger würde sich nicht für mehr als Sekunden lähmen lassen, doch alles was er brauchte war nur eine kleine Lücke in dessen Verteidigung…


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Kelada City / Wohngebiet nahe des Spaceports / Zerstörter Fußgängerüberweg ] Kerbal, Faith und Angelus
 
Kelada - Kelada City - Wohngebiet - Übergang - Darth Angelus, Kerbal/Arlen, Faith, Tha'klen

Mit kolossaler Wucht schmetterte Darth Angelus, die enorme Energie seines blitzschnellen Vorwärtssatzes kanalisierend, auf die hastig, doch rechtzeitig errichtete Deckung Kerbals ein, der unter der unbändigen Gewalt des Schlages zusammenzuckte und sich zusammenduckte, seine Haltung angespannt und verratend, dass ihn der Angriff kalt erwischte und beinahe überrumpelt hätte. Der Sith ließ ein fast schon belustigtes Knurren vernehmen, als er die einhändige Kampfstellung des Reinbluts bemerkte. Eine Schwäche, die auf den Stumpf an seinem linken Arm zurückzuführen war, den Angelus nun erkannte, während er mit unerbittlichem Druck zudrückte, bereit, gleich weitere schnelle Hiebe folgen zu lassen, um die – im Vergleich zu ihrem ersten Scharmützel – deutlich instabilere Deckung seines Gegenübers endgültig zu zerschmettern. Genau in diesem Augenblick nahm er die Präsenz der jungen Frau wahr, die, mit ihrer güldenen Lichtlanze bewaffnet, versuchte, seinen toten Winkel auszunutzen, während er mit Kerbal beschäftigt war. Angelus stieß die rote Klinge seines Gegenübers mit einem machtvollen Ruck zurück, bevor er im nächsten Wimpernschlag blitzschnell um die eigene Achse wirbelte und die kinetische Energie dieser Drehung in eine Parade legte, die zugleich als Angriff diente. Mit dieser Bewegung wich er dem Angriff des Schülers Kerbals aus, um sich voll und ganz dieser Jedi zu widmen. Er wollte sie testen und schnellstmöglich brechen. Der Sith wurde von seinem Zorn und seinem Blutdurst geleitet, doch er war nicht in eine blinde Kampfesrage versunken – seine Machtsinne lenkten ihn, aber er hielt das Zepter fest in der Hand. Sein gesamtes Wesen – sein irdischer Körper, seine Verbundenheit mit der dunklen Seite der Macht – verschmolz in diesem Moment zu einer unheilvollen Einheit. Dies hier war seine Bestimmung, sein Lebenszweck, all das, was ihn mit Leben erfüllte.

Die beiden Waffen – seine blutrote, wild fauchende Klinge und die gülden glänzende Lichtlanze der jungen Jedi, die laut der Fahndungskartei den Namen Faith Navalon trug – prallten mit einem ohrenbetäubenden Kreischen aufeinander. Die Wucht seines Schlages übertraf den ihren um ein Vielfaches und schleuderte sie einen halben Meter zurück, ihre Stiefel scharrten über die Trümmer der zerstörten Überführung, doch sie hielt sich mit ihrer Entschlossenheit auf den Beinen. Für einen flüchtigen Moment kreuzten sich ihre Blicke – ein direkter Austausch, der die Zeit selbst kurz anzuhalten schien. Die junge Frau war nach allem gängigen Maßstäben von auffallender Schönheit: Ihr jugendlich anmutendes Gesicht fein geschnitten, ihre Züge von einer entschlossenen Anmut geprägt. Doch in ihren dunklen Pupillen erblickte der Sith sein eigenes Spiegelbild – ein verzerrtes Abbild aus Anmut, Schönheit und Macht, das ihn sofort wie ein Rausch durchströmte. Berauscht von diesem Anblick sprang Angelus mit einem machtvollen Satz nach vorn, beide Hände fest um den Griff seines Bastardlichtschwerts geschlossen, und setzte zu einem horizontalen Hieb an, seine glühenden roten Augen fixierten ihre pulsierende Halsschlagader, bereit dazu, ihr Haupt mit einem einzigen Streich von den Schultern zu trennen. Im letzten denkbaren Moment duckte sich die Jedi unter seinem tödlichen Hieb hinweg. Ihre Reflexe retteten sie vor dem sicheren Tod, und sie rollte sich über den staubigen Boden ab, Trümmer und Splitter fraßen sich in ihre Haut. Aus dieser verzweifelten Bewegung heraus wagte sie einen unkoordinierten Gegenangriff, ihre Lichtlanze zuckte instinktiv vor, doch der Hieb war schlecht gezielt und prallte wirkungslos Angelus unerschütterlicher Präsenz ab, ohne ihn auch nur im Geringsten zu kümmern. Stattdessen erwischte sie beinahe ihren eigenen Verbündeten.

Navalon war die vermeintlich erste Jedi, mit der er die Klingen kreuzte. Sie war schwächer, als er erwartet hatte – oder vielmehr weniger trainiert. Ihre Bewegungen hatten nicht die einstudierte und dogmatische Perfektion eines Jedi, die deren leidenschaftslose Ideologie zelebrierte. Stattdessen wirkten ihre Manöver improvisiert, instinktiv, fast natürlich, als würde sie aus einem tief verwurzelten Überlebenswillen und purer Willenskraft heraus handeln, trotz ihrer unterdrückten Furcht, die dennoch die Luft schwängerte und Angelus anspornte. Zwischen all seinem Blutdurst, der wie ein Sturm in ihm tobte, flammte für einen flüchtigen Augenblick ein Hauch von Anerkennung in ihm auf – ein unwillkürliches, widerstrebendes Zugeständnis an ihren Mut. Doch dieser Funke erlosch ebenso schnell, wie er aufgeglommen war, erstickt von seinem zwanghaften Hass. Nein, sie war schwach, erbärmlich, ein weiteres elendes Exemplar ihrer verachtenswerten Jedi-Zunft. Er würde sie vernichten, ihre Existenz auslöschen und ihren Körper in den Staub um sie herum treten. Sie hatte ihre Wahl vor langer Zeit getroffen und ihr Schicksal besiegelt.

Noch ehe
Faith sich aus ihrer geduckten Haltung zusammenrappeln konnte, griff Angelus aus einem unvermuteten Winkel an. Seine Klinge zuckte vor, bereit, sie mit einem einzigen Hieb zu fällen – doch sie traf nicht die der Jedi, sondern die seines hauptsächlichen Gegenspielers. Es war Kerbal, der sich mit einem machtvollen Schritt dazwischenschob und seine Gefährtin vor einem weiteren Hieb rettete, der sie augenblicklich niedergestreckt und getötet hätte. Die beiden Lichtschwerter prallten aufeinander und in diesem flüchtigen Moment vernahm Darth Angelus die bedeutsamen Blicke, die zwischen seinen beiden Gegnern gewechselt wurden – ein stummer Austausch von Vertrauen und Entschlossenheit, der ihn für den Bruchteil einer Sekunde innehalten ließ. Obwohl seine drei Kontrahenten – insbesondere die beiden schwächeren Glieder – in den ersten Abfolgen des Kampfes von seiner brachialen Wucht und seinem unerbittlichen Tempo überrumpelt worden waren und in Unordnung gerieten, offenbarte sich mit jeder verstreichenden Sekunde mehr von ihrer Dynamik. Diese drei Gestalten kämpften nicht nur nebeneinander… sondern füreinander? Ein Band, das sie zusammenhielt, stärkte und ihre Bewegungen koordinierte, selbst inmitten des Chaos, das Darth Angelus wie ein zorniger Halbgott über sie herabregnen ließ.

Angelus sah es, spürte es mit der scharfen Intuition eines Raubtieres. Er war ein gerissener und charismatischer Manipulator, der eigene Form von Empathie kultiviert hatte – eine dunkle, verdrehte Gabe, die es ihm erlaubte, solche Bindungen zu wittern. Dieses Band war ihre Stärke, ein unsichtbares Band, der sie zusammenhielt und ihnen Mut verlieh. Doch es war gleichzeitig ihre größte Schwäche, ihre fundamentale Achillesferse. Denn sobald ein Glied dieser Kette fiel, würden die anderen unweigerlich zerbrechen und ihre Einheit in Schmerz und Verzweiflung zerschellen. Und der unbändige Stolz des Sith, gepaart mit seinem brennenden Hass, zwang ihn förmlich dazu,
Kerbal als das erste Glied zu erwählen, das er zerschmettern würde. Zum Teufel mit seinem Schüler und der Jedi – das Reinblut musste als Erstes fallen, seine Niederlage würde die anderen in den Abgrund reißen. Mit einem wölfischen Knurren, das tief aus seiner Kehle aufstieg, richtete Angelus seinen glühenden Blick auf Kerbal, seine roten Augen loderten vor Mordlust, während er seine Klinge für den nächsten, vernichtenden Schlag bereit machte, als abermals Faith unter dem Arm ihres Kampfgefährten hervorstieß und aus der Drehung heraus mit dem unteren Ende ihrer Waffe in Richtung seiner Hüfte stieß. Zeitgleich preschte der Schüler von der anderen Seite hervor.

Angelus wich zurück - eine Seltenheit in seiner Art zu kämpfen, die im Grunde nur eine einzige Richtung und eine einzige Geschwindigkeit kannte: vorwärts mit vollem Tempo. Seine blutrote Klinge schnellte empor, und für einen flüchtigen Moment berührten sich die vier Lichtstrahlen in der Luft – Angelus’ erste defensive Parade in diesem Kampf und ein Zusammenprall, der die rauchgeschwängerte Dunkelheit der Überführung in ein grelles Farbenspiel tauchte. Die Kontrahenten trennten nun mehrere Meter, als
Kerbal einen stimmhaften Schrei ausstieß, dessen Druckwelle durch die Macht verstärkt wurde und Angelus wie ein unsichtbarer Schlag traf, ihn überraschte und für einen Augenblick fast aus dem Gleichgewicht brachte. Doch das Reinblut nutzte diesen Moment und schaltete in den Vorwärtsgang, seine Bewegungen entschlossen und präzise. Darth Angelus ließ ihm diesen Triumph nicht und schoss ihm entgegen, zwei nahezu identische Bewegungen, die sich nur in entscheidenden Nuancen unterschieden: Angelus’ wuchtige, rasante Angriffe, getrieben von roher Kraft, standen im Kontrast zu Kerbals stoischer, technisch versierter und dogmatischer Ausführung. Wie die eines...

Noch bevor Angelus’ Unterbewusstsein die Puzzleteile zusammensetzen konnte, erstrahlten
Kerbals Augen gelblich – die Farbe eines Sith, eine des Zorns. Doch wo war die brodelnde Wut, die die Luft um sie herum hätte schwängern müssen? Wo war die Leidenschaft in seinen Bewegungen, der brennende Hass auf Angelus, der ihn wie ein Raubtier seine Beute jagte? Stattdessen brüllte Kerbal äußerlich wutentbrannt eine Tirade, während sein Schüler, der Verpine, sich im Hintergrund absetzte. Wie ein überreizter Wolf zuckte Angelus’ Kopf kurz zur Seite, sein Blick folgte dem fliehenden Insektenwesen, während er gleichzeitig mit Kerbal und Faith in einem Wirbel aus Schlägen gefangen war. Bedauerlicherweise fehlte ihm die Gelegenheit, dem Verpinen sein Lichtschwert hinterherzuschleudern – seine Konzentration war auf die Ziele vor ihm gerichtet. Denkbar knapp zerteilte er das heran rasende Trümmerteil, ehe er selbst das Wort ergriff;

"Unserem Orden?!"

Raunte der Ritter, seine Stimme zwar angestrengt, aber kalt und klar, während er sich unter einem Schlag wegduckte und die Jedi mit einem daraufhin folgendem weit geschwungenen Hieb auf Abstand hielt.

"Du meinst ihrem Orden!"

Spie er hervor. Wie ein Rotor wirbelte die rote Klinge in seiner Hand durch die Luft, stoppte abrupt und schnellte dann in Kerbals Richtung, der mit einer fließenden Bewegung auswich und zu einem vertikalen Schlag ansetzte. Doch es war eine Finte – stattdessen traf sein Tritt die gepanzerten Rippen des Sith mit einem dumpfen Schlag. Unbeeindruckt wollte Angelus zum Gegenangriff übergehen, als seine Bewegungen plötzlich stockten, sein Körper wie eingefroren. Seine roten Augen zuckten, als er für wenige Sekunden reglos verharrte, gefangen in der Lähmung von Kerbals Macht. In diesem Moment schossen Kerbal und Faith von zwei Winkeln auf ihn zu, ihre Klingen ein tödliches Zusammenspiel. Doch ein diabolisches Lächeln schlich sich auf Angelus’ Gesicht, als er mit purer Willenskraft die Lähmung durchbrach – sein Hass und seine Macht waren stärker als diese Technik. Er senkte sein Haupt, beugte seinen Oberkörper und schoss mit einem gewaltigen Satz frontal an den beiden vorbei, glitt wie ein Schatten unter ihren Klingen hindurch, die die Luft über ihm durchschnitten.

Einige Meter weiter kam er zum Stillstand und drehte sich um, seine Stiefel knirschten auf den Trümmern der Überführung. Die drei standen sich gegenüber – ein kurzer Moment der beinahe ruhigen Anspannung, die Luft vibrierend von der dunklen Macht, die um Angelus brodelte.


"Mit Hass ist alles möglich, Kerbal"

Ertönte Angelus' kalte Stimme wie aus mehreren Mündern gesprochen, als er das Reinblut provozierte.

"Zeig mir deinen Hass. Zeig mir deine Leidenschaft. Mache das Unmögliche wahr... UND STERBE WIE EIN MANN"

Angelus’ linke Hand schoss im Nachhallen seiner durch die Macht verstärkten Worte urplötzlich nach vorn, während dunkle Machtschleier wie unsichtbare Fesseln die Kehle der Jedi umschlossen und sie röchelnd vom Boden hoben. Natürlich versuchte Kerbal sofort einzugreifen, seine Hand schnellte empor, und ein machtvoller Stoß schoss auf Angelus zu – doch der Sith hatte die Unterstützung des reinblütigen Sith für Navalon antizipiert. Der Stoß prallte wirkungslos an einem unsichtbaren Schild ab, den Angelus mit der dunklen Seite der Macht um sich beschworen hatte. Der Sith hielt seinen Würgegriff noch kurz, seine roten Augen glühten vor sadistischer Freude, bevor er abrupt abließ. Faith fiel schwer auf die Knie, ihr Körper zitterte, während sie röchelnd nach Luft rang, ihre Hände griffen instinktiv an ihre Kehle.
Ohne einen Moment zu verschwenden, preschte Angelus vorwärts, seine blutrote Klinge zischte durch die Luft, als er auf
Kerbal zuschoss. Ihre Lichtschwerter trafen erneut aufeinander, während Funken wie glühende Funken durch die Dunkelheit tanzten. Doch Faith, trotz ihres temporär geschwächten Zustandes, nutzte den Moment, um erneut anzugreifen – ihre goldene Lichtlanze zuckte vor, getrieben von verzweifeltem Mut. Dieses Mal nicht. Angelus gab unerwartet nach, täuschte einen Rückzug vor, nur um Kerbal mit einem plötzlichen Machtschub seiner Schwerthand nach hinten zu stoßen. Der reinblütige Sith schlitterte rückwärts über die Trümmer, seine Stiefel schlitterten nun über den zerfetzten Boden. Mit seiner Linken fing Angelus den geschwächten Hieb der Jedi ab, seine gepanzerte Hand umklammerten die ihren am Griff ihrer Lichtlanze mit der Kraft eines Schraubstocks. Seine eiserne Miene, kalt und unerbittlich, traf auf ihre angestrengte – Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn, ihre Züge verzerrt vor Anstrengung und Schmerz. Sie drückte zitternd und mit aller Kraft gegen ihn, doch sie vermochte es nicht, sich seiner Umklammerung zu widersetzen.

Noch während Angelus spürte, wie
Kerbal von der Seite auf sie los sprintete, ließ der Sith ruckartig los. Faith, die all ihre Kraft in den Widerstand gelegt hatte, stolperte ins Leere, ihre Balance verloren, und bevor sie sich fangen konnte, traf sie ein brutaler Schlag mit dem Knauf seines Lichtschwerts an der Schläfe. Der Hieb schickte sie auf die Bretter – sie stürzte hart auf den zertrümmerten Boden. Ihre Lichtlanze fiel klirrend aus der Hand, während sie benommen liegen blieb, ihr Atem flach und unregelmäßig. Sie würde versuchen, schnellstmöglich wieder auf die Beine zu kommen und weiterzukämpfen. Doch vorerst hatte Angelus seinen Rivalen dort, wo er ihn jetzt haben wollte. Alleine vor sich. Im Eins gegen Eins.


Kelada - Kelada City - Wohngebiet - Übergang - Darth Angelus, Kerbal/Arlen, Faith
 
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