Kelada (Kelada-System)

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Faith, Arlen & Darth Angelus

Der Schmerz kam verzögert. Zuerst war da nur der Schlag, dumpf und blitzartig, dann ihr eigenes Taumeln und der Aufprall. Faiths Stirn schrammte über zerborstene Bodenplatten. Kurz darauf spürte sie, wie etwas Warmes ihre Schläfe entlang rann. Sie konnte spüren, wie ihr Körper instinktiv versuchte, sich neu zu orientieren. Während die Welt sich vor ihren Augen drehte, blieben die Beine seitlich unter ihr liegen, der rechte Arm war ausgestreckt, als hätte er noch versucht, den Sturz abzufangen.

Die Lichtlanze war ihr dadurch entglitten. Sie lag mehrere Schritte entfernt. Das verzierte Gold Mu’tabars schimmerte trügerisch ruhig im Chaos, das sich um sie entfaltet hatte. Ohne ihre Waffe in diesem Kampf fühlte sie sich direkt unvollständig, irgendwie nackt an. Nicht wegen der Waffe selbst, sondern wegen dem, was sie für die Padawan bedeutete. Kontrolle und Fokus. Mit zitternden Armen versuchte Faith, sich hoch zu stemmen. Ihre Handgelenke gaben jedoch sofort nach und ein flüchtiger Schauer durchlief ihren Körper. Ihr Atem war flach, unregelmäßig. Aber er war noch da.

Irgendwo hinter ihr befanden sich der Sith-Krieger Darth Angelus und der reinblütige Sith Arlen im Zweikampf. Das Rauschen in ihren Ohren, das sie erst langsam wahrnahm, wich pfeifend Herzschlag um Herzschlag Stimmen, und das charakteristische Fauchen zweier Klingen, die im bösartigen, rhythmischen Takt gegeneinander preschten.
Faith musste sich sammeln. Sie schloss die Augen für eine Sekunde, spürte das Brennen in ihren Lungen, die Wunden auf ihrer Haut, das von Schweiß und Blut benässte Haar, das ihr auf der Stirn klebte. Tief einatmend suchte sie nach der sichernden Anwesenheit der Macht. Es war jedoch schwer, die Helle Seite durch den dunklen Nebel hindurch zu ergreifen, den Darth Angelus mit sich gebracht hatte. Er war wie ein Rancor, den man ins Wasser geworfen hatte und der nun alles um sich herum aufwirbelte. Wild und ungestüm. Bestialisch. Nicht mehr als ein Tier, das nach seiner Beute verlangte. Faith spürte, wie die Macht sich zusammenzog, um die beiden Kämpfer zu umklammern - ein Netz aus dunkler Energie, von Beben durchzogen, die die Luft wahrnehmbar tanzen ließ. In der Mitte erklang die Sprache des Todes, sehnsüchtig darauf, zu erfahren, wem er zuerst ins Ohr flüstern sollte. Unwillkürlich kniff die Padawan die Augen zusammen, sammelte in diesem Moment all ihr Training, ihre gesamte Vertrautheit mit der Macht. Und schließlich fand sie, wonach sie gesucht hatte. Da war die wärmende Umarmung der Hellen Seite, die sie empfang wie ein Schützender Umhang.

Die Augen aufschlagend schob Faith sich zur Seite, zog die Beine näher heran und rollte auf die Knie. Der Schmerz in ihrem Kopf pochte dumpf, lähmte sie jedoch nicht. Sie konnte sehen. Sie konnte hören. Und sie konnte wieder klar denken.

Als sie herumwirbelte, erkannte sie, dass Arlen und Angelus sich gegenseitig zurückgetrieben hatten. Sie befanden sich nun ein ganzes Stück entfernt von ihr. Der Sith-Krieger hatte ihr den Rücken zugewandt, doch er stand zwischen ihr und ihrem Freund. Ihre roten Lichtschwerter zeichneten brennende Kreise durch die Luft. Sie bewegten sich unfassbar schnell, allerdings ohne Hektik. Da war Plan, in dem, was sie taten. Jede Ausweichbewegung hatte eine vorherbestimmte Richtung. Jeder Schritt öffnete einen Raum, in dem sie den Kontrahenten zwingen wollten. Arlen hielt sich gut, aber Darth Angelus war ein Monster - aus, um zu vernichten. Faith spürte in ihrem Inneren Angst aufkommen. Angst um ihren Liebsten. Schnell versuchte sie die Emotionen herunter zu drücken, irgendwo tief in sich zu verbergen, wo sie selbst sie nicht einmal mehr spüren konnte, doch es gelang ihr nicht. Sie musste ihm helfen, bevor es zu spät war.

Ihr Blick huschte als nächstes zur Lichtlanze. Noch immer auf den Knien kroch sie einen guten Meter voran, streckte dann die Hand aus und ließ die Lanze auf sich zu gleiten. Dann rappelte sie sich auf, lenkte die Macht, die sie augenblicklich wie ein Schwamm in sich aufsog, in die Beine und drückte sich vom Boden ab. Der Machtsprung half ihr, in kürzester Zeit maximale Distanz zu überbrücken. Ihr Training in dieser Fähigkeit reichte nicht, um dem Sith in den Rücken zu springen, noch befanden sich gut drei Meter zwischen ihnen. Als sie auf dem Boden landete, ging sie sofort in den Sprint über, presste ihren Daumen auf den Emitter der Lichtlanze und warf sich mit einer Pirouette, die dem Schlag mehr Kraft verleihen sollte, auf ihren Gegner.

Angelus war vorbereitet. Gerade hatte Arlens Lichtschwert seine Klinge gekreuzt und sie knapp über der eigenen Schulter blockiert, da verlagerte das Scheusal sein Gewicht, ließ sein Schwert in schrägem Winkel herabgleiten, fing Faiths Schlag durch ein geschicktes Drehen seines Handgelenkes ab, nur um in direkter Folge wieder auf den Jedi-Ritter vor sich einzuschlagen. Es war fast, als würde der Sith nicht nur ihre Klinge spielerisch parieren können, es war fast, als parierte er selbst ihre Gedanken. Sobald sie eine Lücke erspähte und für sich nutzen wollte, war sie bereits geschlossen. Ging sie nach Links, zwang Angelus sie nach rechts. Schwung um Schwung der Padawan verpufften ins Leere oder wurde absorbiert, als hätte er noch nie etwas Leichteres getan. Sie fühlte sich nutzlos, nicht mehr als eine lästige Fliege, die Angelus von Zeit zu Zeit davonjagte, um sich auf sein wahres Mal konzentrieren zu können.

Faith wich instinktiv zurück.


“Du kämpfst gegen den Falschen, Angelus! Unbewaffnete und Einarmige, sind sie es, die du bevorzugst?”

Ihre Stimme war rau, kaum mehr als ein messerscharfer Hauch, der die Macht jedoch die nötige Kraft verlieh, um durch den Lärm zu schneiden. Seine Klinge hielt kurz inne - das Motiv kannte Faith natürlich nicht, doch sie hob die Lichtlanze vor sich und spannte die Schultern.

Ihre Worte waren natürlich ein gezielter Stich aus Verzweiflung, in der Absicht, ihn auf irgendeine Weise aus dem Takt zu bringen. Selbst wenn es nur für eine Millisekunde reichte, sie nutzte das Zeitfenster, um sich erneut vom Boden abzudrücken, die Bauchmuskeln anzuspannen, den Körper in der Luft zu drehen und sich gezielt kopfüber auf ihren Gegner zu stürzen. Mu’tabars Lichtlanze verlieh ihr den Vorteil einer vergrößerten Reichweite. Die goldene Klinge schoss auf den Nacken des Sith zu und als er sich blitzartig herumwirbelte, um den offensichtlichen Schlag abzufangen, ließ sie die Waffe los und verpasste ihr mit der Macht einen Stoß, um sie in wirbelnder Flugbahn auf Angelus zu schleudern. In einer einzigen, fließenden Bewegung, wie aus einem Guss, schoss ihr eigenes Lichtschwert aus der Rückentasche des Gürtels hervor und fand den Weg in ihre Führungshand. Zischend aktivierte sich nun die Giftgrüne Klinge. Noch ehe sie ihre Schraube in der Luft vollendete, stach sie damit nach dem wild gewordenen Biest in ihrer Mitte.


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Faith, Arlen & Darth Angelus
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Kelada City / Wohngebiet nahe des Spaceports / Zerstörter Fußgängerüberweg ] Kerbal, Faith und Angelus

Für einen bloßen Augenblick hatte Kerbal sich erlaubt zu hoffen. Für nur einen einzigen Augenblick. Angelus gefror unter dem Ansturm seines Geistes und sowohl Kerbal als auch Faith stachen mit einem tödlich-synchronen Angriff zu. Doch da, plötzlich, grinste der finstere Krieger und Kerbals Griff um dessen Körper zersplitterte wie Kristall. Angelus schoss nach vorn, duckte sich unter ihren Klingen hinweg und kam einige Meter hinter ihnen schlitternd zum Stehen. Für einen Moment maßen die drei Kontrahenten sich gegenseitig mit den Blicken und Angelus sprach Kerbal direkt an: Mit Hass sei alles möglich. Kerbal solle ihm seine Leidenschaft zeigen und wie ein Mann sterben. Emotional prallten die Worte an dem Jedi-Ritter ab, doch gab er Antwort. Es war seine Rolle.

„Ich weeeiß, du Genie.“

, gab er gedehnt zurück und verzog sein Gesicht zu einem zahnigen Lächeln. Doch für mehr Worte war keine Zeit. Angelus packte Faith mit der Macht am Hals und Kerbal reagierte. Seinem Gesicht verlieh er eine Grimasse des Hasses und ließ seine Augen gelb aufflammen. Früher hätte er nicht gewusst, wie er dies spielen sollte, ohne es zu übertreiben, doch hatte er ein perfektes Beispiel vor sich, das er spiegeln konnte. Um Faith zu helfen, schoss er einen Machtstoß auf seinen Gegner, der dies jedoch wohl vorhergesehen hatte. Die kinetische Energie verpuffte wirkungslos, doch dann ließ Angelus Faiths Kehle los und griff wieder Kerbal an. Eine Machtdemonstration also.

„Hast noch immer nicht begriffen was gespielt wird?!“

, spuckte Kerbal Angelus entgegen und legte all seine schauspielerische Kunst in sein Mienenspiel. Mit einem funkensprühenden Kreischen trafen die roten Klingen der beiden Sith aufeinander.

„Natürlich unser Orden! Oder bist du zum Jedi mutiert?!“

In der Zwischenzeit hatte Faith sich wieder berappelt und griff nun wieder selbst an. Kerbal warf ihr einen glühenden Blick zu, doch auch hier war Angelus vorbereitet. Der Sith-Krieger wich scheinbar zurück, doch als Kerbal nachsetzen wurde, erwischte er ihn mit einem Machtstoß kalt. Diesmal war Kerbals Schrei echt, als er machtlos rückwärts schlitterte und zusehen musste, wie der Krieger Faith packte. Einen Moment später stürmte Kerbal wieder vor, doch es war bereits zu spät. In einem geschickten Manöver rammte Angelus ihr sein Lichtschwert gegen die Schläfe und schickte sie zu Boden. Dann hatte Kerbal endlich die Distanz überwunden und es begann ihr eigentliches Duell.

„Du glaubst doch nicht etwa DIE hätte MICH umgedreht?!“

, fragte Kerbal über das mörderische Summen der zwei roten Lichtschwertklingen hinweg und stieß ein bellendes Lachen aus, das in der Ruine des Überwegs widerhallte.

„Bruder…“

, Kerbals Atem ging schwer, während er versuchte eine komplexe Angriffsserie zu vollenden, die jedoch wieder mit ihm in der Defensive endete. Verdammt war Angelus stark!

„…als ob du ernsthaft glauben würdest…dass das noch eine Jedi ist?!“

Das Duell, das wahre Duell eins gegen eins ging schnell und hart. Mit Tha’klen und Faith zusammen war Kerbal klargekommen, nur mit Faiths Hilfe war es schiefgegangen…und nun befand er sich im freien Fall. Angelus war stärker, schneller und hatte die Macht der Dunklen Seite hinter sich, mit denen er nun seinem Gegner zu Leibe rücken konnte. Dazu hatte er noch zwei Arme. Kerbals Gesicht wiederum glänze vor Schweiß. Sein Atem ging stoßweise. Und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während er alles gab, um die feindliche Klinge von sich abzuhalten. Es war ein vergebliches Unterfangen und schon bald begann Angelus‘ Lichtschwert stellenweise durch seine Deckung zu schneiden. Nur Kratzer und Fleischwunden zunächst, doch spürte Kerbal die Einschläge näherkommen, während seine eigenen Bewegungen immer langsamer wurden.

„Du wirst mir nicht…einfach so…meine Beute streitig machen!“

, fauchte Kerbal durch zusammengebissene Zähne, glaubte die eigenen Worte jedoch selbst nicht so recht. Das hier ging grade den Bach runter – und zwar schnell! Zumindest, wenn sich nicht bald etwas änderte. Genau im richtigen Moment kam dieses Etwas von Faith. Während Kerbal und Angelus ihr Einzelduell ausgefochten hatten, hatte sie sich wieder berappelt und warf sich nun erneut auf den dunklen Krieger. Doch es war frustrierend, wie viel besser dieser sich inzwischen auch gegen sie beide behaupten konnte! Kerbal hatte noch keinen einzigen Treffer gelandet und so gelang es Angelus beinahe schon spielerisch eine Antwort auch auf ihr Zusammenspiel zu formieren. Es fehlte Tha’klen, doch zweifelte Kerbal daran, dass auch dien Verpinen den Kampf hätte zu ihren Gunsten wenden können. Faith warf Angelus einen tapferen Satz entgegen, der Kerbal ein dünnes Lächeln entlockte, während er sich in einem weiteren Angriff auf seinen Gegner warf.


Ich spiele ihm den Sith vor. Schaffst du es mitzuziehen?

, sandte er ihr telepathisch. Noch immer hatte er die Hoffnung Angelus im falschen Moment zum Zögern bewegen zu können, wenn er ihm weiß machte, dass Faith gefallen war. Diese jedoch ging nun erst richtig zum Angriff über. In einem komplizierten Manöver, das Kerbal nicht so recht verfolgen konnte, griff sie an. Blitzschnell schleuderte sie Angelus ihre Lanze entgegen und setzte dann mit ihrem Lichtschwert nach. Der dunkle Krieger parierte die verzierte Waffe, doch erwischte Faiths grüne Klinge ihn auf dem falschen Fuß. Zischend traf glühendes Plasma schwarzen Stoff und ENDLICH wallte der Geruch verbrannten Fleisches aus seiner Richtung über das Schlachtfeld. Angelus wurde zurückgeworfen und prallte mit dem Rücken hart gegen eine zerfetzte Transparistahlscheibe, die nun zu einer Seite den Weg hinab auf den Highway freigab. Kerbal setzte ihm nach und sah in dem zerschmetterten Stahl die grinsende Karikatur seiner selbst, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Die Kleidung der Erscheinung war makellos schwarz, doch glomm der Griff von Tha’klens Lichtschwert knöchern und weiß an ihrem Gürtel.

Einen Moment lang drohte Kerbal sich ablenken zu lassen, doch riss er sich nicht ohne signifikante mentale Anstrengung zusammen. Faiths Treffer hatte Angelus nicht auf die Bretter geschickt, also setzte Kerbal mit einer wilden Angriffsserie nach. Noch immer sah er nicht wie sie den Kampf für sich entscheiden konnten, doch noch hatte er ein Ass im Ärmel.


Faith, Augen zu auf mein Kommando…jetzt!

Schickte er Padawan telepathisch und schloss dann selbst im richtigen Moment seine Augen. Währenddessen konzentrierte er sich auf einen Punkt im Raum, direkt vor Angelus‘ Fratze und erschuf dann eine neue Illusion. Kein kleines Licht wie er in seine eigenen Augen gemalt hatte, sondern einen goldenen Ball, den er explosionsartig mit Energie flutete. Selbst hinter seinen geschlossenen Augenlidern glomm eine kleine Sonne auf und durch seine rechte Schläfe zuckte ein jäher Kopfschmerz. Eine warme Brise strich über sein Gesicht und er wagte gar nicht daran zu denken wie viel Energie er grade in Wärme, statt Licht verschwendet hatte. Doch hoffentlich hatte es etwas bewirkt. Irgendetwas! Mit einem wütenden Schrei riss Kerbal die Augen auf und warf sich mit erhobener Klinge auf ihren Kontrahenten.

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Im Eins-gegen-Eins sah das Reinblut kein Land gegen die wuchtigen und schnellen Angriffsfolgen des Ritters, die wie ein unaufhaltsamer Wirbelsturm über ihn hereinbrachen. Hätte Kerbal noch über beide Hände verfügt, hätte das Duell unter Umständen einen engeren Verlauf genommen. Darth Angelus war kein Narr; bereits während ihres kurzen, aber umso intensiveren Scharmützels in der Polarregion hatte er die Stärke seines Gegners erkannt – ein fähiger Krieger, stark, entschlossen, stoisch und unbeirrbar in seiner Natur, eine Herausforderung, die Angelus’ Ehrgeiz geweckt hatte. Genau aus diesem Grund hatte der Sith in den letzten Tagen immense Energie investiert, um seinen Lichtschwertstil zu perfektionieren und die fünfte Form, Djem So, zu verinnerlichen. Selbst zuvor war der Krieger von seiner Unbesiegbarkeit überzeugt gewesen, doch sein scharfer Verstand und sein krankhafter Ehrgeiz hatten ihn unermüdlich angetrieben, immer weiter zu gehen, jede potentielle Schwäche auszumerzen. Nun zahlte sich diese unerbittliche Disziplin aus – mit jedem Hieb, der Kerbals Deckung durchdrang, fühlte Angelus die Bestätigung seiner Überlegenheit.

Während die beiden gegeneinander kämpfen, begann Angelus also, mit seiner Beute zu spielen, seine Bewegungen durchzogen von einer grenzenlosen Arroganz, die er genüsslich zelebrierte wie ein Raubtier, das seine Beute in die Enge getrieben hatte. Nachdem zwei seiner Hiebe zum ersten Mal die einhändige Deckung seines
Gegners durchbrochen und dem Fleisch seines Rivalen Wunden zugefügt hatten, ließ er sich Zeit, um seine Überlegenheit auszuspielen. Ein teuflisches Lächeln, unangestrengt und kalt, zeichnete seine makellose Miene, während seine roten Augen vor sadistischer Freude glühten. Seine Attacken verwandelten sich förmlich in Showeinlagen – die nach wie vor unerbittlich herabdonnernden Hiebe wurden nun von schnörkelhaften Drehungen seines Lichtschwerts eingeleitet. Verhöhnend schwang Angelus spielerisch seinen Arm, rotierte mit der Schulter in einer übertriebenen Geste, zog den Moment des bevorstehenden Schlages künstlich in die Länge, um Kerbals Anspannung zu steigern, bevor er mit umso erbarmungsloserer Wucht auf seinen Feind einschlug. Jeder Hieb war ein bewusster Akt der Demütigung, der Kerbal nicht nur körperlich, sondern auch seelisch brechen sollte.

Die immer wieder folgenden Provokationen
Kerbals empfand Angelus als hilflosen Versuch, ihn abzulenken – und doch nagten sie unterschwellig an seinem Verstand. Sprach der Mistkerl die Wahrheit? Nichts deutete darauf hin: Rein optisch entsprach Kerbal dem Bild eines Sith, mit seinen gelb glühenden Augen und der gespielten Wut, doch seine Präsenz in der Macht fühlte sich an wie die eines Verräters – ein Widerspruch, der Angelus innerlich reizte. Und dennoch… Angelus hatte bereits Sith getroffen, die sich ähnlich verhielten wie das Reinblut: stoisch, leidenschaftslos, dogmatisch, als würden sie die Prinzipien der Jedi nachahmen, selbst während sie die dunkle Seite nutzten. Sabar hatte trotz seiner unbestreitbaren Überlegenheit keine Reserven, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen; sein Fokus war messerscharf auf den Kampf gerichtet. Die Jedi Faith war entflohen, hatte sich der imperialen Gefangenschaft entzogen und stattdessen war Sabar tagelang in einer Zelle verrottet. Und nun stand sie an der Seite Kerbals. Das war alles, was für ihn zählte – ihrer aller Vernichtung, alleine um seine Reinheit wiederherzustellen.

Sie hatten den Punkt ohne Wiederkehr überschritten, und als Angelus die Präsenz der
Jedi in seinem Rücken spürte, ließ er abrupt von Kerbal ab, wirbelte herum und parierte ihren Angriff mit einer präzisen und kraftvollen Bewegung seiner blutroten Klinge. Ihr Schlag prallte wirkungslos ab, ihre goldene Lichtlanze zischte durch die Luft, und Angelus wandte sich wieder dem Reinblut zu – nun wieder diszipliniert und ohne Mätzchen. Es dauerte nicht lange, bis er sich erneut mit zwei Gegnern konfrontiert sah. Die Provokation der Jedi entlockte ihm ein heiseres und leicht angestrengtes Lächeln:

"Selbst mit einem Arm kämpft dein Freund besser als du"

Doch ihre Worte ließen ihn für einen kurzen Moment innehalten, die Anstrengung des Kampfes traf ihn plötzlich wie ein Ruck. Und da war noch etwas. Ein Echo seines kurzen Aussetzers in Colina, wo er einst einen ähnlichen Schwächeanfall erlitten hatte. Was beim Imperator geschah mit ihm?! Er musterte
Navalon, und für einen flüchtigen Augenblick wich das blutrote Glühen seiner Augen dem natürlichen Grün. Und schon geschah es: Mit einem artistischen Manöver schwang sich Faith kopfüber in die Luft, wie ein Falke im Sturzflug, ihre Lanze fixierte seinen Nacken. Angelus reagierte, wehrte die heranschießende Waffe ab, doch diesmal traf sie hart. Ihr neu gezücktes grünes Lichtschwert streifte seine Schulter, durchschnitt seine Rüstung mit einem schrillen Zischen, zerteilte seinen Umhang, der schwer zu Boden fiel. Getroffen taumelte der Krieger rückwärts, prallte mit einem dumpfen Stöhnen gegen kalten Stahl, ungläubig auf die rauchende Schneise seiner Schulterplatte herabblickend, als schon Kerbal auf ihn zustürmte. Sabar hob sein Schwert, doch Kerbal hielt inne – dann wurde es grell. Geblendet von der Illusion des Reinbluts wollte Angelus weiter zurückweichen, doch die Wand ließ keinen Spielraum. Die thermische Energie des Manövers traf ihn, und mit letzter Kraft riss er die Hände hoch, um die Welle abzuwehren. Kerbals wütender Angriff, ein Brüllen voller Zorn, füllte Angelus wie ein Donnerschlag mit frischer Energie, die ihn vor Faiths Manöver nahezu gänzlich verlassen hatte. Ihre Klingen prallten knirschend aufeinander, Stirn an Stirn drückten die Kontrahenten zu, ungeheure Hitze noch immer von Kerbal ausstrahlend, bis Angelus ihn mit einem zornigen Ruf zurückstieß, Faith einen Machtschub versetzte und mit übernatürlicher Schnelligkeit seitwärts nach rechts tänzelte, etwa zehn Meter Abstand dabei schaffte. Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand, atmete tief aus, während auch seine Gegner sichtbar und spürbar am Ende ihrer Kräfte waren. Zumindest temporär.

"Ihr werdet diesen Ort nicht lebend verlassen, also spart Euch die Täuschungen"

Raunte er, seine grünen Augen, nun rötlich schimmernd, musterten abwechselnd
Kerbal und Faith. An letzterer blieb sein Blick haften.

"Wie fühlt es sich eigentlich an, Jedi? Zu wissen, dass dein Leben den Preis von so vielen anderen wert war?"

Er bemerkte, wie sich Überraschung in ihr auftat. Ein Anflug genuiner Verwunderung, sowohl äußerlich als auch in ihrer Präsenz. Der Krieger lächelte wölfisch und legte leise lachend seinen Kopf in den Nacken. Er bemerkte, wie sich etwas in
Kerbal tat.

"Was?"

Sein Lachen stoppte abrupt.

"Hast Du Faith etwa nicht von den hunderten Nichtmenschen verraten, die in die Sklaverei unter Antares' Stiefeln verdammt wurden, während Du sie aus der Gefangenschaft befreit hast?"

Langsam löste sich der Krieger von der Wand an seinem Rücken. Jeder seiner Muskeln war gespannt, während er seine beiden
Gegner fixierte und lauernd sein Lichtschwert rotieren ließ. Er spürte, wie seine Kräfte stetig zurückkehrten und seine Augen endlich wieder im reinen Rot aufblitzten. Es war Zeit, zu beenden, was er gestartet hatte. Wie ein schwarzer Schatten schoss Angelus vorwärts, sein Eingangsmanöver nahtlos wiederholend und noch eine Schippe draufsetzend. Linker Winkel, rechter Winkel, linker Winkel, rechter Winkel. Überhand, Aufwärtshand, Vertikalhieb, Vorwärtsstoß. Er spürte, dass Kerbal antizipierte, dass er ihn erneut ins Visier nahm. Doch nicht dieses Mal. Als der Krieger vor seinen beiden Feinden angelangte, holte er zu einem verheerenden Schwinger aus - er legte sämtliche Energie und Kraft in diesen Schlag, die er zur Verfügung hatte. Das absolute Maximum. Monate des kompromisslosen Überlebenskampfes im Sith Orden, von der Zeit seiner Schülerschaft unter Darth Sting bis zum jetzigen Moment lagen in diesem Angriff. Etwas besseres hatte er nicht zu bieten, bevor er endgültig in blinde Rage verfallen und der dunklen Seite der Macht Kontrolle über seinen Geist und Körper abgeben würde. Mit diesem ultimativen furchterregendem, vertikalen Schmetterhieb zielte er auf die Torsos beider Kontrahenten, fest gewillt, beide mit diesem einzelnen ungeheuren Angriff zu erschlagen.

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Faith, Arlen & Darth Angelus

Das machtdurchtränkte Adrenalin, das Faith eben noch durchflutet hatte, flackerte. Ihre Finger umklammerten den Griff ihres Lichtschwerts mit nicht nachlassender Entschlossenheit, doch ihre Kräfte ließen nach. Jeder Muskel war angespannt wie bei einem Tier, dessen nächste Instinkthandlung über Leben und Tod entschied. Immerhin befand sich Arlen an ihrer Seite, sprang ein, wenn sie es selbst nicht schaffte, einen Schlag Angelus’ zu parieren. Doch dann fegte er sie mit einem simplen Machtstoß von den Füßen. Einige Meter rückwärts purzelnd, fing sie sich nur halb geschickt in einer Rolle ab, die ihr jedoch weitere Schürfwunden an Händen und Schulter zufügte. Als sie wieder stand, vibrierten ihre Glieder und eine flüchtige Mischung aus dumpfer Erschöpfung und Zweifel, ob sie diesen Kampf überleben würden, legten sich wie ein feiner Schleier über alles. Ihre Schultern hoben und senkten sich in einem unregelmäßigen Rhythmus. Die Augen der Padawan vergruben sich in den Schatten vor ihnen - dorthin wo Angelus, wie ein hungriges Tier in Menschengestalt, nun an der Wand lehnte und sie musterte.

Die Worte, die er dann von sich gab, schnitten durch die flirrende Szenerie wie ein scharfes Skalpell. Sie zwinkerte mehrmals. Es war kein äußerlicher Schmerz, der sie erfasste, sondern ein innerer, ein einziger, feiner Riss im Gewebe ihres Vertrauens. Der Atem stockte. Sie verstand nicht, was er meinte. Noch nicht. Doch Angelus’ Stimme grub sich weiter in ihre Seele.

Für einen Moment war sie leer. Keine Reaktion. Kein Geräusch. Nur das flackernde Brummen der Klingen, das über die Brücke surrte, wie ein fernes, sich näherndes Unwetter. Faith starrte Darth Angelus in das bleiche Gesicht, ohne zu blinzeln. Dann zuckte ihr Blick zu Arlen.


“Was …?”

Es war kaum mehr als ein gehauchtes Wort. Keine Anklage. Da war keine Spur von Wut, sondern eine Frage mit der Fragilität einer Porzellanschale. Ihre Stimme war rau, als hätte sie ein paar Minuten lang nicht geatmet. Inzwischen wusste sie ja, was Arlen im Namen Kerbals alles getan hatte. Sie hatte sich damit abgefunden, dass er in dieser Rolle Dinge getan hatte, die nur schwer mit den Lehren der Jedi vereinbar waren. Denn sie war sich sicher, ihn von seinem selbstzerstörerischen Pfad abbringen zu können, der ihn irgendwann unweigerlich nah an die Dunkle Seite führen würde. Aber das, was Angelus da aussprach, war etwas völlig anderes. Eine andere Kategorie.

Faith fühlte, als würden sich ihre Innereien zu einem Knoten formen. Sie wollte dagegen ankämpfen, die Worte des Sith als Lüge entlarven, als böses Spiel, das er mit ihr spielte. Aber sie fühlte … keine Lüge. Sie hatte ihre Sinne der Macht überlassen, ihr zugehört. Diese unglaublichen Sätze, die Darth Angelus da von sich gab, waren nicht gelogen.

Sie senkte ihre grüne Klinge für einen Moment, als sie nach den Augen ihres Freundes suchte. In ihren eigenen lag ein Schmerz, der tiefer als jeder Schnitt reichte. Sie rang mit sich selbst in der wütenden Frage, was sie davon gewusst haben musste. Was sie hätte merken sollen. Und warum er ihr das nicht erzählt hatte. Er hatte dadurch mehr getan, als seine eigene Unschuld durch den Tod zwielichtiger Gestalten für einen höheren Zweck zu opfern. Er hatte nun tatsächlich Unschuldige der Hand des Gouverneurs überlassen. Und Faith wusste nur zu gut, was das bedeuten konnte. Und das alles, nur um sie zu befreien? Unwillkürlich spürte sie die Scham und die Reue in sich hineinkriechen. Sie hatte ihm gedankt, dafür, dass er sie befreit hatte. Sie hatte sich gefreut. Und dabei nicht gewusst, dass ihre eigene Rettung das mögliche Schicksal hunderter Unschuldiger besiegelt hatte. Sie fühlte sich widerwärtig und krank. Am liebsten hätte sie sich in diesem Moment übergeben.

Aber dieser Moment wurde ihr nicht gelassen. Angelus riss den Moment auseinaner. Mit einem Brüllen stürzte sich der Sith auf sie beide, mit einer Wildheit, die geradezu nach der dunklen Seite schrie. Er war wie ein Sturm, der auf das Land niederschlug. Sein gespannter Körper, die rote Klinge über seinem Kopf - er wirkte, als wäre er bereit, den Planeten in zwei zu fetzen. Faiths Blick fixierte sich auf seine Haltung, riss ihre Waffe hoch, doch sie war einen halben Herzschlag zu spät, noch immer in ihrem eingestürzten Kartenhaus gefangen. Der Schmetterhieb, der auf sie beide niedergehen sollte, hatte nicht nur Wucht. Er hatte Macht. Ziel. Und eine gewisse Endgültigkeit.

Ihr erster Impuls war, auszuweichen, sich zur Seite zu werfen, bevor es zu spät war. Aber sie tat es nicht. Stattdessen hob sie beide Hände, schloss instinktiv die Augen und ließ sich in die Macht fallen.

Sie hörte nichts. Sie sah nichts. Nur Licht. Kein Licht, das sie sehen konnte - sondern das Licht der Macht, das alles um sie herum durchflutete.

Der Schlag traf. Oder er hätte sie eigentlich treffen müssen. Doch in dem Moment, in dem er auf die beiden Jedi niederging, hatte Faith sich bereits bewegt. Sie wich nicht aus, sie zog sich nicht zurück. Es war keine Fluchtbewegung, sondern etwas, das sich ganz natürlich anfühlte. Sie sprang in Arlens Rücken, riss ihn mit nieder, während ihre eigene Klinge über ihre Köpfe zischte. Die Arme der Padawan schossen nach oben und lenkten den Schwung des Schlages ab, der Arlens Kopf von seinem Körper getrennt hätte. Sie tat es, weil sie ihn liebte. Und weil sie ihn nicht verlieren würde. Nicht so. Nicht bevor diese andere Angelegenheit geklärt war.

Mit einem wütenden Schrei stieß sie sich von Arlens breitem Rücken ab und warf sich nach vorn. Sie würden es hier heraus schaffen müssen. Nicht für sich, nicht für Arlen, nicht für Tha’klen, sondern für die Unschuldigen, die sie der Verderbnis überlassen hatten. In sich fühlte sie Wut, Enttäuschung und Bitterkeit. Ihr Schrei war jedoch kaum verhallt, als Darth Angelus erneut zuschlug. Dieses Mal war er getränkt von solcher Gewalt, dass die Macht selbst in der Luft zu knistern begann. Faith spürte den Druck, noch bevor er sie traf. Eine Woge aus Todesabsicht - pure, gebündelte Dunkelheit. Der Sith-Krieger stürmte voran, seine blutrote, übergroße Klinge geschwungen, um all das hier zu beenden.

Sie war bereit. Aber zu langsam.

Ihre Verteidigung war nur rudimentär geübt, viel zu reflexhaft. Zudem war sie nicht mehr ansatzweise in der Verfassung, mit Angelus Schritt zu halten. Ihre Glieder reagierten, aber ihr Herz war schwer von der neuerlichen Last, die sie mit sich herumtrug. Und der Sith war wie ein Jäger, der die Schwäche seines Opfers riechen konnte. Zwischen dem Zischen der ionisierten Luft und dem Echo, das ihre Stiefel auf dem zerborstenen Boden verursachten, geschah es.

Darth Angelus überlistete sie.

Er täuschte einen Angriff auf Arlen an, doch als Faith heran stürmte, verlagerte er seinen Schwung. Blitzschnell und präzise drehte er sich in einem Konter um die eigene Achse, fing ihre Bewegung ab und hielt sie auf - mit beängstigender Effektivität. Ein gezielter Tritt in ihre Hüfte brachte sie aus dem Gleichgewicht. Die Padawan stürzte, verlor ihr Lichtschwert abermals aus ihrer Hand, und bevor sie auch nur den Boden berührte, hatte er sie gepackt.

Sein eisener Griff war wie eine Falle - gnadenlos und unentkommbar. Er befand sich hinter ihr, eine Hand an ihrer Schulter. Die andere mit dem langen Griff seines Lichtschwerts an ihrer Kehle. Die rote Klinge zischte hoch und legte sich an ihre Haut. Nicht tief genug, um zu schneiden, aber nahe genug, um einen brennenden Abdruck zu hinterlassen. Ihr Atem traf das summende Plasma und für einen Moment stand alles still.


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Faith, Arlen & Darth Angelus
 
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Die letzten Monate über hatte Kerbal auf Kelada eine Lüge nach der anderen gelebt. Er hatte sich als Sith ausgegeben und dabei getäuscht, gelogen, geblendet und alles getan, was nötig war, um die Fassade aufrecht zu erhalten. Sich nun mit der bitteren Realität konfrontiert zu sehen, dass seine Maske ihre Effektivität verloren hatte, fühlte sich dementsprechend surreal an. Wort für Wort wob er eine maßgeschneiderte Lüge, eine semiplausible Erklärung, um Angelus aus dem Takt zu bringen. Doch der Krieger glaubte ihm nicht? Oder er interessierte sich einfach nicht dafür!? Wäre er einfach so bereit ein potentielles Mitglied seines Ordens zu töten, nur weil er nicht zuhörte?

Offenbar war die Antwort ‚ja‘. Angelus spielte regelrecht mit seiner Beute, während er Kerbal immer weiter zurücktrieb. Der Kampf zog sich in die Länge und forderte von allen Parteien seinen Tribut. Doch kam der Sith-Krieger dabei noch am besten Weg. Kerbal kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung, doch war schon jetzt allen Beteiligten klar, wer gewonnen hatte. Zu klären blieb jedoch noch immer, wie genau sie verlieren würden. Und wie hoch. Kerbals Illusion trieb Angelus noch einmal zurück und mit einem verzweifelten Schrei warf er sich auf den dunklen Krieger. Knirschend verkeilten sich ihre Klingen und nur Zentimeter trennten das rote und das weiße Gesicht voneinander. Für einen Moment fühlte Kerbal sich an ihr letztes Zusammentreffen auf der Steppe erinnert. Dann trieb Angelus ihn einem kraftvollen Stoß rückwärts und verschaffte sich auch mit einem Machtstoß vor Faith Luft.

Schwer atmend und in verschiedenen Stadien der Verwundung standen die drei Kontrahenten sich gegenüber. Und endlich sagte Angelus etwas! Für einen Moment horchte Kerbal auf, doch es war nur die Bestätigung. Angelus glaubte ihm nicht. Hier standen sie dann also, am Ende aller Lügen. Erschöpft atmete Arlen aus und ein Teil seiner Fassade brach. Doch Angelus war noch nicht fertig. Genüsslich fragte er Faith wie es sich anfühlte zu wissen, dass ihr Leben das so vieler anderer wert gewesen war. Und ob Arlen ihr nicht gesagt hatte, dass er für ihre Befreiung hunderte Wesen in die Sklaverei verdammt hatte? Unwillkürlich wurde der Ritter bleich. Angelus konnte das doch nicht wissen?! Das musste einfach gut geraten sein! Aber…es war nahe genug an der Wahrheit, dass es keinen Unterschied machte.

Arlen spürte Faiths Blick auf sich und begegnete ihren Augen mit den seinen. Er hatte diese Konversation nie führen wollen, hatte gehofft ihr dieses weitere Detail verschweigen zu können. Doch die Macht hatte wohl andere Pläne. Wenn sie es hier herausschafften, würden sie wohl oder übel darüber sprechen müssen. Falls sie es hier herausschafften.


Ich habe so viele gerettet, wie ich konnte.

, übersandte er ihr telepathisch, was der Wahrheit entsprach. Die Sache war komplizierter, doch jetzt war nicht der Moment, um lange Reden zu halten. Nun hatte Angelus wieder scharfe Worte gegen sein Lichtschwert eingetauscht und rauschte heran wie eine unaufhaltsame Lawine. Wieder täuschte er an und Arlen glaubte genug der Angriffsmuster gesehen zu haben, um den finalen Schlag antizipieren zu können. Er lag falsch. Im falschen Moment kam sein Block zu tief. Die Erkenntnis, dass er sterben würde, traf ihn wie ein Frachtzug, doch sah er dem glühend roten Tod stoisch ins Auge. Dies hatte er sich ausgemalt. Dass es genau jetzt passieren würde, kam überraschend, doch die unaufhaltsame Gewissheit nicht. Nur, dass er Faith nicht hatte retten können, stimmte ihn traurig. Das alles schoss ihm in der Sekunde vor dem Einschlag durch den Kopf…und dann kam es doch ganz anders.

Schnell wie ein Gedanke war es Faith die handelte. Die junge Frau sprang in die Höhe, trat Arlen mit den gestiefelten Füßen schmerzhaft in den Rücken und parierte Angelus‘ Schlag noch in der Luft. Mit einem Grunzen wurde Arlen nach vorn gerissen und landete einen Moment später auf dem Boden. Ein glühender Schmerz fuhr durch seinen rechten Oberschenkel, als ein geborstenes Stück Transparistahl sich mit der Wucht des Sturzes in sein Fleisch bohrte. Bevor er sich berappeln konnte, hatte Faith sich erneut von seinem Rücken abgestoßen und mit einem Schrei wieder auf Angelus geworfen. So schnell er konnte rappelte Arlen sich auf und versuchte den dunklen Fleck zu ignorieren, der sich rasch um das transparente Stück Metall ausbreitete, das wie ein Dolch in seinem Schenkel steckte. Der Schmerz verebbte bereits, doch wusste er, dass dies nur dem Adrenalin in seinem System geschuldet war. Entschlossen humpelte Arlen voran, sein Schwert in der Hand, doch hatten die beiden Kontrahenten bereits Zeit gehabt weitere Schläge auszutauschen. Plötzlich ging Angelus wieder zum Angriff auf Arlen über – doch nein, wieder nur eine Finte! Mit einem gnadenlosen Tritt fegte Angelus Faith von den Füßen und war im nächsten Moment hinter ihr, das Lichtschwert an ihrer Kehle.


„FAITH NEIN!“

, schrie Arlen und registrierte kaum, wie er die Kontrolle über seine Aura verlor. Die Verschleierung, die er so lang und so gründlich aufrechterhalten hatte, platzte wie eine Seifenblase. Darth Kerbal fiel von ihm ab und seine Aura füllte den geborstenen Überweg als warme Welle. Füllte ihn in einer Intensität, die er nicht einmal weit weg in New IndSec gewagt hatte. Angelus gegenüber, das Lichtschwert hilflos nach vorn gereckt, stand
Arlen Merillion. Jedi-Ritter. Unverkennbar.

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Angelus spürte ihren Zweifel. Den Drang, seine Worte als Lügen zu empfinden. Sie beiseite zu schieben. Doch sie schien zu begreifen, dass er die Wahrheit sprach. Darth Angelus war die Wahrheit. Brutal, hart und kompromisslos. Aber auch ungefiltert und auf seine Art und Weise anziehend, sodass selbst die Worte eines dunklen Sith nicht einfach beiseite geschoben werden konnten. Der Kodex der Jedi verblasste daneben. Es war ein Gerüst aus Lügen und Widersprüche. Schon die gefangene Jedi auf Bastion hatte das damals demonstriert. Die Jedi existierten nur als Lüge. Es gab nicht das Gute, für das dieser Orden vorgab zu kämpfen. Die Galaxie war ein Schlachtfeld, ein ewiger Kriegsschauplatz, auf dem nur die Starken überlebten und nur der Stärkste wahrhaftig triumphierte. Das wertebasierte Geschwätz der Jedi und ihrer Republik war nichts als eine billige Ausrede, ein fadenscheiniger Vorwand, um Kontrolle zu erlangen – Kontrolle über jene, die sich ihrer Heuchelei entzogen und die wahre, leidenschaftliche Freiheit der dunklen Seite der Macht suchten.

Die körperlich und geistig erschöpfte
Navalon wirkte erschüttert und niedergeschmettert. Sie blickte hinüber zu ihrem Mitstreiter, Kerbal. Der erwiderte ihren Blick, schien wie durch diesen mit ihr zu sprechen, seine rote Sith-Haut offensichtlich erbleicht. Die Bindung der beiden war nicht die eines Sith, der eine fehlgeleitete Seele auf die Seite der dunklen Seite gezogen hat. Eine Lüge, die ihm Kerbal im Eifer des Gefechts entgegengeworfen hatte, in der Hoffnung ihn aus dem Konzept zu bringen. Ebenso wie er scheinbar seine kleine Freundin belogen hatte. In jener Nacht, in der Angelus in Colina Ordnung gemacht hatte, fand der Ausbruch aus dem Gefängnis statt. Der Sith hatte nicht einmal damit gerechnet, ihr eine Neuigkeit zu verkünden, sondern wollte sie damit nur provozieren. Sie musste wirklich naiv sein.

Schwach. Und diesen Moment der Schwäche nutzte Darth Angelus kompromisslos aus, die Augen rot glühend und jeder Muskel in seinem Körper aufs Schärfste angespannt. Sein schwerer Angriff schmetterte auf die beiden
Kontrahenten nieder, kein Spiel, keine Showeinlage mehr – einzig und allein die pure, tödliche Entschlossenheit, ihre Existenzen auszulöschen. In diesem niederschmetternden Hieb, der mit tödlicher Präzision auf ihre Torsos zielte, lag die gesamte Kraft und Macht, die der Sith aufbringen konnte, ein tobendes Gewitter aus dunkler Energie, das alles zerschlagen sollte, was sich ihm in den Weg stellte.

Navalon reagierte instinktiv, für sich und ihren verräterischen Freund, ihre Bewegungen von einer verzweifelten Entschlossenheit getrieben. Sie sprang in Kerbals Rücken, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und ihre Waffe in Position – eine kleine, aber entscheidende Einwirkung, ein Bruchteil der Kraft und Energie, die Angelus in seinen verheerenden Angriff investiert hatte. Doch es reichte aus, um den Hieb um das winzige, notwendige Maß aus der Bahn zu lenken, sodass die blutrote Klinge letztlich nur wenige Zentimeter über den Kopf des Reinbluts hinwegzischte, ein tödlicher Hauch, der ihn knapp verfehlte.

Der Ritter preschte an den beiden vorbei und musste abrupt abbremsen, um nicht mit voller Wucht gegen und durch den Transparistahl zu stoßen. Zornig fuhr er um die eigene Achse, sah, wie die
junge Frau die Energie nutzte, um sich noch vom Rücken Kerbals abzustoßen, ihr Schrei wütend und von einer gewissen Leidenschaft geprägt. Sabar erkannte das Feuer in ihr und seine stählerne Miene zuckte für einen kurzen Augenblick zu einem diabolischen Lächeln auf. Jetzt hatte er sie - beide, in seinem tödlichen Griff. Mit einem schnellen, geschmeidigen Satz nach vorn brachte er sich in Position, um Kerbal, der sich mühsam und verwundet aufrappelte, hinkend und blutend, erneut anzugreifen. Angelus setzte zu einem Hieb an, der dieselbe Entschlossenheit und rohe Stärke trug wie sein vorheriger Angriff, während das Reinblut ihm entgegenhumpelte, wohl bereit, seinem Ende entgegenzutreten.

Nur wenige Sekunden später kniete
Faith vor Sabar, seine linke Hand drückte ihre Schulter erbarmungslos hinab, zwang sie in die Unterwerfung. Sie hatte versucht einzugreifen, ein wiederkehrendes Muster, das Angelus bewusst herausgefordert, ja förmlich heraufbeschworen hatte. Eine präzise Parade und ein mächtiger Schritt später hatten sie zu Boden geschickt, ihr Lichtschwert glitt klirrend aus ihrer Hand, während sie keuchend auf die Knie sank, ihre Gegenwehr gebrochen. Mit triumphierendem Blick brachte er seine Klinge an ihrem Hals in Position, gerade nahe genug, um sie nicht zu verbrennen und durch die Bewegung alleine augenblicklich zu töten.

Da geschah es. Der verzweifelte Schrei des
Reinbluts, "FAITH NEIN!“, hallte über den Überweg, und seine bisher so sorgsam gehütete Verschleierung zerschellte in hunderte Fragmente, als das Licht seiner wahren Natur hervorbrach. Er stand Angelus gegenüber, sein Lichtschwert hilflos in seine Richtung gehalten, seine Aura eine warme Welle, die den Raum erfüllte. Doch nicht nur er war von der Wahrheit dieses Moments schwer getroffen – Sabar starrte durch ihn hindurch, seine roten Augen weiteten sich in ungläubigem Begreifen. Wie… wie hatte er das übersehen? Der Gedanke, der seit Tagen an seinem Unterbewusstsein nagte, besonders während des Kampfes, kristallisierte sich nun klar heraus, auch ohne vollständige Gewissheit: Kerbal war ein Jedi, genau wie Faith.

"Ich..."

Setzte Angelus an, doch die Worte erstarben auf seinen Lippen, ein ungewohntes Zögern in seiner sonst so unnachgiebigen Haltung.
Faith nutzte den Moment, versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch er drückte sie erbarmungslos nieder, seine Hand wie ein Schraubstock an ihrer Schulter. Der Sith legte den Kopf schief, seine Lippen bewegten sich stumm, als suchten sie nach Worten, die nicht kamen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und die Zeit schien in diesem angespannten Augenblick stillzustehen.

"Ich..."

Versuchte er es erneut, seine Stimme nur ein raues Flüstern, das in der Luft hing. Selbst in seiner sich abzeichnenden Niederlage hatte der
reinblütige Sith-Jedi seinen Triumph errungen– all die Wochen hatte er Angelus an der Nase herumgeführt, ihn mit meisterhafter Täuschung in die Irre geführt. Der latente Narzissmus und Zorn des Kriegers schlug in etwas anderes um. Angelus legte den Kopf in den Nacken und lachte, ein wirres, unheilvolles Lachen, das über den zerstörten Überweg hallte. Seine Instinkte blieben geschärft, die blutrote Klinge noch immer gefährlich nah an Navalons Hals, während das Lachen aus ihm herausbrach, ein Klang, der ebenso von Wut wie von einem unheimlichen Wahnsinn getränkt war. Noch mehr als damals am Nordpolarkreis, als das Reinblut ihn bereits einmal ausmanövriert hatte.

"hahahahHAHHAHAHAHAHAHAHhahahhahahahah"

Der Krieger lehnte seinen Oberkörper zurück, sein Blick richtete sich gen Himmel durch die Schneise des zerstörten Übergangs, wo das Stadtlicht Kelada Cities den Staub durchdrang. Abrupt erstarb sein Lachen, und seine rot blitzenden Augen kreuzten sich mit denen seines entschleierten Widersachers in einem flüchtigen Moment tödlicher Stille.

"J E D I A B S C H A U M"

Flüstere er durch zusammengepresste Zähne, seine Stimme erfüllt von blankem Hass, als er die Jedi mit einem brutalen Tritt gegen die Schulter zu Boden schickte. Sie landete kraftlos auf den Knien, stützte sich keuchend auf dem zerborstenen Boden ab, ihre Glieder vor Erschöpfung zitternd. Die blutrote Klinge des Kriegers schnellte in Sekundenbruchteilen in die Luft, bereit, ihr den entscheidenden Todesstoß zu versetzen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Ein gewaltiger Krach ertönte über ihnen – das ohrenbetäubende Donnern von Geschützen. Sabars Blick schnellte gen Himmel, wölfisch und wachsam, doch es war zu spät. Knapp hinter und oberhalb von ihm schlug die Salve ein, eine Explosion aus Feuer und Schutt, die ihn beinahe von den Beinen riss und ihn unter herabstürzenden Trümmern begrub, während sie ihn präzise von den beiden Jedi trennte. Mit einem wütenden Schrei reckte er die Hände hervor, die dunkle Macht brodelte um ihn, und schleuderte die Trümmer nach einer kurzen Anstrengungsphase beiseite – links, rechts, vor und hinter ihm krachten sie gegen die Wände, Staub wirbelte in dichten Schwaden auf.

Durch die vorgehaltene Hand erspähte Sabar, wie Kerbal Faith auf die Rampe eines Schiffes zog, das dicht über dem Übergang kreiste, seine Triebwerke ein tiefes Grollen von sich gebend.

"Nein"

Flüsterte er, während seine Augen und Machtsinne fieberhaft nach dem Lichtschwert suchten. Blitzschnell schoss die Waffe durch die Luft in seine Hand, doch es war nicht schnell genug. Die Rampe schloss sich. Mit einem letzten, frustrierten Schrei schleuderte der Krieger seine Klinge in Richtung des abfliegenden Schiffes, die rote Klinge streifte das Triebwerk mit einem schrillen Kreischen, bevor sie rotierend zurück wirbelte und in seine Hand fiel.

Mit der Klinge fest umklammert trat Angelus einen Schritt vorwärts, sein Atem schwer, die Augen glühend vor Zorn, und konnte nur noch zusehen, wie seine
Gegner in den Himmel entkamen...

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Faith, Arlen & Darth Angelus

Der Griff war kalt und hart wie Durastahl. Er zitterte nicht, er gab nicht nach - da war nur Druck und sein verrücktes Lachen. Darth Angelus hielt Faith wie eine aufbäumende Kreatur in einem Fangnetz, bereit, sie in der nächsten Sekunde zu erlegen. Die Padawan spürte den Atem des Siths hinter sich. Die rot glühende Waffe verdampfte die Schweißtropfen auf ihrem Hals und versenkte die Haut in einem breiten, horizontalen Bereich. Sie wagte nicht zu schlucken, weil sie Angst hatte, dass ihr Hals die Klinge dann berühren würde. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt, als sie fieberhaft nach einer Möglichkeit zur Gegenwehr suchte. Doch es gab keinen Ausweg. Der Tritt hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihre Hüfte pochte dumpf, während ihre Knie hart auf den zersplitterten Boden gedrückt wurden. Ihre Finger berührten nichts, außer Staub und Stein. Sie hatte keine Ahnung, wo Mu’tabars Lichtlanze war und ihre grüne Klinge war die Brücke hinabgestürzt.

Ihre Innereien verkrampften sich, als sie Staub, verbranntes Metall und ihre eigene Angst roch. Mit stoßweisem Atem kroch etwas Finsteres durch ihre Adern. Es war die nackte Erkenntnis, dass der nächste Atemzug ihr letzter sein konnte. Ihr Geist brüllte ihren Verstand an, dass sie sich wehren müssten, kämpfen, schreien. Aber es war sinnlos, das wusste sie. Sie tat nichts davon.

Stattdessen schloss Faith die Augen. Die Welt um sie herum verlangsamte sich. Das Vibrieren der breiten Klinge an ihrer Kehle, Arlens Aufschrei, Angelus’ Muskeln, die sie wie ein Gewicht nach unten drückten. In der Luft zitterte Energie, so als hielte die Macht selbst den Atem an. Und in all dem Chaos spürte Faith zum ersten Mal seit Minuten etwas, von dem sie beinahe vergessen hatte, wie es sich anfühlte: Ruhe.

Nicht, weil sie sicher oder geborgen war, sondern weil sie den Moment in all seiner Konsequenz annahm. Darth Angelus hatte sie besiegt. Dies war der Punkt, an dem sie keine Kontrolle mehr hatte. Aber nicht nur dieser Kampf endete - auch in ihrem Inneren kam sie zu einer seltsamen Gewissheit. Da war keine Angst. Nur Klarheit.


“Es gibt keinen Tod, nur die Macht”, hauchte sie tonlos. Der Kodex der Jedi. Sie hatte nie verstanden, was dieser Teil bedeutete. Bis jetzt. Die Wahrheit, die darin lag, war unverrückbar. Sie klammerte sich an ihn, nicht wie an einen Schild - sondern wie an eine Tür, die sie durchschreiten wollte. Ihr Geist stieß sie derweil auf. Dahinter befand sich Licht, Wärme. Eine Welt ohne Schmerzen, ohne Bedauern über das, was gewesen war und hätte sein können.

Wenn das ihr Ende war, dann würde sie es in Würde annehmen. In einem letzten weltlichen Akt richtete sie ihre braunen Augen auf Arlen und warf sich, so tief sie konnte, in die seinen.


“Ich liebe dich. Und immerhin gehe ich in dem Wissen, dass du mich auch liebst.”

Ihr blutiges, aufgekratztes Gesicht begann zu lächeln, als sie an ihre Abschiedsworte dachte. Sie hatte nie gelernt, ganze Nachrichten über die Macht zu senden. Aber das, was sie fühlte, konnte sie weitergeben. Ihre Liebe übertrug sie hinaus in die Macht. Und irgendwie wusste sie, dass er verstehen würde.

Sie war bereit.
Bereit zu sterben.
Bereit, Teil der Macht zu werden.

Doch die Macht hatte andere Pläne. Der Knall kam wie ein plötzlicher Donnerschlag. Zuerst war da nur ein Beben, das durch den Boden jagte, gefolgt von einem Grollen über ihren Köpfen. Triebwerke brüllten so laut auf, dass die Überreste der Überführung zu vibrieren begannen. Dann folgte die Salve. Eine Druckwelle trennte Angelus von Faith, zusammen mit umherfliegenden Staub und Beton. Sie kippte zur Seite, keuchend, den Blick in den grauen Nebel gerichtet, der sich mit Licht füllte. Der Schatten eines Schiffes senkte sich über die auf brutale Weise geöffnete Schneise im Dach der Fußgängerbrücke. Schutt fiel herunter. Aber durch jenen hindurch erkannte sie die schmale Gestalt eines Verpinen, der auf einer geöffneten Rampe stand, aufrecht wie ein Pfeiler in einem Sturm.

Tha’klen.

Er war gekommen und er hatte ihr das Leben gerettet.

Arlen hatte die Situation als Erster erfasst. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit war er bei Faith, seine Hand an ihrem Rücken, als er sie packte und zur Rampe zog. Er zögerte nicht und wirkte voller Entschlossenheit. Faith stolperte, fiel fast - doch ihre Beine trugen sie irgendwie. Trümmer flogen durch die Luft. Ein Teil von ihr registrierte, wie Angelus die Hände hob und die Bruchstücke von sich schleuderte. Doch er war zu spät.

Mit Hilfe Tha'klens, dier ihr eine Chitin-Hand reichte, gelang sie auf die Rampe. Durch den ohrenbetäubenden Lärm hörte sie noch das hochfrequente Surren und ein über die Zerstörung hinwegflackerndes Licht, als der Sith sein Lichtschwert schleuderte. Faith duckte sich. Die Plasmaklinge traf das Triebwerk und heulte scharf auf, bevor sie zurückkehrte. Da befanden sich die drei Jedi bereits im Inneren. Hinter ihnen schloss sich die Luke.

Ein Ruck ging durch ihren Körper, als das Schiff beschleunigte. Irgendwo hinten im Cockpit erkannte sie Zweibein, ihren treudoofen Droiden, der sich mit den Systemen des Schiffs verbunden hatte und es wohl steuerte. Faith sackte auf die Knie und presste die Stirn gegen das Metall. Ihre Hände zitterten.

Aber sie lebten.


[ Kelada | Kelada-City | an Bord der "Jedihammer" | über einem Wohngebiet ]
Faith, Arlen, Tha'klen & Zweibein
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Kelada City / Wohngebiet nahe des Spaceports / Zerstörter Fußgängerüberweg ] Arlen, Faith und Angelus

Da stand er nun, mit leeren Händen. Alle Karten waren gespielt. Das Spiel war bereits verloren. Eine tiefe Müdigkeit breitete sich in Arlen aus, während Angelus einfach nur lachte. Es war ein Geräusch mit der Eleganz von Fingernägeln, die über eine Tafel kratzten. Doch hatte Arlen seine Aufmerksamkeit bereits wieder von dem dunklen Krieger abgewandt. Seine Augen ruhten auf denen Faiths. Sie schwebte in Lebensgefahr, war nur einen Windhauch vom Tod entfernt. Doch konnte er ihr nicht helfen. Wie angewurzelt stand er da, schaute sie an und spürte sie, wie er sie noch nie gespürt hatte. Er verstand. Spürte die Tiefe ihrer Gefühle, ohne dass sein Verstand dazwischenfunkte. Und warum sollte er auch? Sie hatten bereits verloren. Warum sollte sich noch weiter selbst belügen?

Und dann geschah das Wunder. Ein tiefes Röhren von Triebwerken, dann ohrenbetäubendes Geschützfeuer. Arlen war zu ausgelaugt, um zu verstehen, wie genau es passierte, doch plötzlich war Faith frei. Ein weiteres Mal an diesem Tag übernahmen seine Reflexe. Sein Körper handelte für ihn und während sein Geist noch mehrere Schritte hinterherhinkte war er schon wieder vorangestürmt und hatte Faith in die Arme geschlossen. Seine Füße verließen den Boden und dann war da die Rampe der Jedihammer. Und Tha’klen. Oh, gesegnete:r Tha’klen dien hen hatte wegschicken wollen, hatte nicht ausbilden wollen. Dier Verpine erschien nun genau im richtigen Moment, um Faith das Leben zu retten. Und Arlen natürlich auch, aber das war ja nicht so wichtig…

Mechanisch zog Arlen die Padawane ins Innere, während die Rampe sich hinter ihnen schloss. Das Svelte-Klasse Shuttle bewegte sich schon wieder. Fort von Angelus, doch nicht weit genug. Arlen fasste den Entschluss nicht bewusst, doch war die Entscheidung so klar wie wenig anderes in seinem Leben. Genug von Kelada! Sie hatten sich für den Planeten aufgeopfert, hatten für ihn geblutet. Es gab noch immer unerledigte Aufgaben hier, doch konnte niemand von ihnen verlangen, dass sie noch mehr taten als das. Noch mehr… vor allem jetzt, wo sie aufgeflogen waren. Sanft legte Arlen seine Liebste auf dem harten Durastahl des Frachtraumes ab und ging dann mit weit ausladenden Schritten in Richtung des Cockpits. Sein rechter Stiefel hinterließ blutige Fußabdrücke, doch hinkte er nicht. Er spürte seine vielen Verwundungen gar nicht. Er hatte nur ein Ziel: Kelada hinter sich zu lassen.

Im Cockpit schob er Faiths Droiden sanft, aber bestimmt zur Seite, bevor er damit begann das Schiff in den Orbit zu steuern. Widerstand gab es keinen, vermutlich dachten die Imperialen noch sie seien tot. So schnell er konnte kalkulierte er den Hyperraumsprung. Ziel: Duro. Mit Hackengas aus dem imperialen Raum hinaus. An der Festungswelt Chasin vorbeizukommen würde natürlich eng werden, doch mussten sie nur schnell genug sein.


„Hyperraumreise nach Duro kalkuliert.“

, sagte der Bordcomputer in einer kühlen Frauenstimme und ohne zu Zögern drückte Arlen den Hebel nach vorn. Das Schiff brummte auf und die Schwärze des Alls verschwamm zu bläulichen Streifen. Der Sith atmete auf. Lehnte sich im Pilotensessel zurück.

Ein dumpfer Knall erschütterte das Schiff. Arlen wurde nach vorn geworfen und prallte schmerzhaft mit der Brust auf die Steuerkonsole. Unbarmherzig wichen die sanften Streifen des Hyperraums wieder der Schwärze des Normalraums. Ein metallisches Kreischen ging durch das Schiff, dann wallten dicke, schwarze Rauchschwaden durch die angelehnte Tür des Cockpits. Arlen sprang auf und rutschte in der Blutlache aus, die er bereits auf dem glatten Stahlboden hinterlassen hatte. Er versuchte sich mit der rechten Hand abzufangen, vergaß aber, dass diese nicht mehr existierte. Hart schlug er auf dem Boden auf und sah ein weiteres Mal Sterne. Emotionslos sagte der Bordcomputer:


„Unerwarteter Sprungabbruch. Aktuelle Koordinaten entsprechen: Kelada-System.“

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Faith, Arlen, Tha'klen & Zweibein
Das ruckartige, plötzliche und höchst unerwartete Ende des Hyperraumsprungs hatte sich angefühlt wie ein Faustschlag in ihre Rippen. Faith krachte gegen die Schiffswand, als irgendwo unter ihnen etwas explodierte und schwarzer Rauch den Passagier- und Frachtbereich füllte. Ihre Schulter prallte gegen kalten Stahl. Der Aufschlag trieb ihr den Atem aus der Lunge. Die verschmierte Luft stank furchtbar nach Verschmortem. Während sie sich zur Seite drehte und einen Blick zu Tha’klen warf, den es ähnlich erwischt hatte, wie sie, suchten ihre Finger halt an den geriffelten Verstrebungen der Seitenwand - keuchend, blutend und erschöpft. Dier Verpine bewegte sich schon wieder, flach an der Wand entlang, auf die hinteren Systeme zu und rief, dass er sich um das Problem kümmern würde. Faith vertraute dem Padawan, dass hen wusste, was zu tun war. Hoffentlich.

Arlen?! Zweibein?!”

Ihre Stimme ging beinahe im Lärm unter, doch der Droide reagierte sofort. Faith zog sich empor und eilte - unter dem dichten, schwarzen Rauch hinweg geduckt - auf die aufgeregten, piepsenden Laute des Droidens zu, die durch die Cockpit-Tür kamen. Sein photorezeptiver Kopf-Sensor schwenkte in ihre Richtung, während er sich eilig erneut mit dem Cockpitmodul verband. Arlen lag auf dem Boden, inmitten einer Blutlache.

“Primäres Hyperraum-Triebwerk beschädigt. Hyperraumgenerator beschädigt”, übersetzte sie im Kopf die binären Töne ihres Droiden, während Faith sich zu Arlen hinunterbeugte und seinen Kopf in beide Hände nahm. Sie zog die Luft zwischen den Zähnen ein, hob den Blick und schob die eigenen Schmerzen zur Seite, während ihre Hände unter Arlens Schultern glitten. Mit aller Kraft zog sie ihn aus der Blutlache weg - er war bei Bewusstsein und nicht in Lebensgefahr, das spürte sie, aber er war benommen. Insofern handelte sie nicht vorsichtig, aber entschlossen. Nach kurzem Umsehen erkannte sie das unter dem Pilotensitz verstaute Medi-Kit, öffnete es und nutzte die vorhandenen Utensilien, um als erstes seine Blutungen zu stillen. Der Droide kümmerte sich ums Fliegen und irgendwo hinten im Maschinenraum arbeitete Tha’klen bereits unter Hochdruck daran, die Katastrophe rückgängig zu machen. Irgendeiner von beiden hatte die Abzugsanlage in Gang gebracht, sodass zumindest dieser bittere Rauch langsam verschwand. Mehr brauchte sie nicht zu wissen, um sich auf den Jedi-Ritter konzentrieren zu können.

Dann ertönte jedoch eine zischende Binärfolge Zweibeins, die Faith abermals aufsehen ließ.


“Radar?”, fragte sie, während sich ihr Magen verkrampfte. Arlens Kopf so sanft wie unter der Hektik möglich auf dem Boden ablegend, erhob sie sich und starrte auf das flackernde Radar. Zwei Punkte. Zwei rote, unidentifizierte Punkte hatten die Verfolgung aufgenommen.
Fluchend drückte Faith sich an Arlen vorbei auf den Pilotensitz, den Droiden abermals zur Seite schiebend, aber zumindest unter Beibehaltung seiner Computerverbindung.


“Gib mir die manuelle Steuerung”, herrschte sie ihn im Befehlston an. Sie war eine lizenzierte Pilotin, keine überragende, aber immerhin genug, um ein Schiff heil von A nach B zu bekommen. Das musste nun reichen.
“Übernimm die Kanonensteuerung, Zweibein! Arlen, schaffst du es auf eine Schützen-Station?”, rief sie unnötig laut nach hinten. Ihm ging es schlecht, aber nun war nicht die Zeit, sich auszuruhen.

Während Faith die Steuerung übernahm, schaltete sie den entsprechenden Schalter um, um eine Entfernungsmessung auf dem Radar angezeigt zu bekommen. Ihnen blieben dreißig Sekunden. Vielleicht fünfunddreißig, bis die Verfolger in Schussreichweite waren. Sie knirschte mit den Zähnen und zwang sich zur Ruhe. Während sie die Steuereinheit nach vorn drückte, um Tempo aufzunehmen, erkannte sie an den Anzeigen, dass Zweibein Energie auf die hinteren Deflektorschilde umlenkte. Gut.

Die Steuerhebel reagierten auf ihren Input etwas hakelig, aber sie reagierten. Über das Intercom hörte sie Tha’klen irgendwas von Kühlschächten reden. Sie hatte keine Zeit, zuzuhören. Das Kreischen der Sensoren war das erste, was das Aufschließen ankündigte. Unter einem Jaulen der Sublichttriebwerke riss sie das Shuttle herum - scharf, zu scharf. Das Metall der Seitenwände kreischte, als die Jedihammer unter dem beginnenden Beschuss wegtauchte. Ihre Organe hingen einen Moment lose im Körper, dann rammte sie die G-Kraft zurück in den Pilotensitz. Der Trägheitskompensator des Shuttles war nicht für solche Manöver ausgelegt. Nochmal sollte sie so etwas nicht machen. Sie gab sich selbst eine geistige Notiz.


“Alles in Ordnung bei euch? Festhalten!”, rief sie nach hinten.

Ein grüner Strahl sirrte an der linken Hülle vorbei. Er hatte sie nur knapp verfehlt. Faith presste erneut den Steuerknüppel durch. Es handelte sich Jäger, welchen Types wusste sie noch nicht, die Triebwerksanalyse war nicht eindeutig, jedoch waren sie mit Sicherheit schneller als die Kiste, in der sie hier unterwegs waren.


Zweibein, gibt’s hier irgendwas, wo wir Deckung kriegen?”

Die Jedihammer flog in einem flachen Bogen auf den Systemrand zu, der noch sehr weit entfernt war.

“Asteroid?”, quittierte sie die piepende Antwort ihres Droiden.

“Gib mir den Anflug-Vektor auf den Schirm!”

Im HUD des Cockpits erschien ein gelber Pfeil. Faith zog das Shuttle unter erneutem Beschuss in die entsprechende Richtung. Ein Zittern erschütterte das kleine Schiff, als dessen Schilde von einem Schuss erwischt wurden. Irgendwo vor sich erkannte Faith das von Zweibein ins Spiel gebrachte Objekt - ein kleines astronomisches Ding, aus der Entfernung kaum sichtbar. Die Verfolger feuern erneut. Zweibein kreischte eine Warnung.

“Ich weiß! Ich weiß, man! Hey, schießt ihr eigentlich auch zurück?!”, rief Faith, als sie das Shuttle in einem viel zu großen Looping ausweichen ließ. Das flackernde Licht der Systeme und Konsolen tanzte über die Cockpitwände. Irgendwo weiter hinten brannte es wieder, nachdem Laser-Schuss sie erwischte. Die Flammen erstickten unter dröhnenden Löschsystemen. Ihr ganzer Körper vibrierte, angeschnallt auf dem Pilotensitz, mit der angespannten Struktur des Schiffs, das sich gegen jedes ihrer verzweifelten Manöver sperrte, wie ein alter, störrischer … Nerf.

Zweibein antwortete mit einer scharfen Sequenz an Binärsignalen, von denen Faith nur die Hälfte verstand. Der kleine Droide drohte durchzudrehen. Erneut kreischten die Sensoren, als die Jäger sich hinter ihnen in Stellung schoben.


Nicht gut … gar nicht gut”, murmelte sie heiser und versuchte, ihren eigenen Schmerzen weiter unterdrückend, ihre Hände noch fester um den Steuerknüppel zu schließen.

Der Asteroid war inzwischen nah. Es handelte sich weniger um einen wohlgeformten Trabanten, wie man ihn aus Lehrbüchern kannte, sondern um einen zerschundenen zerplitterten Fels - nicht mehr als ein Trümmerobjekt. Aber groß. Die Oberfläche war rau, ungleichmäßig - überzogen von Felsbögen, Klippen, Rillen, Löchern. Er könnte sich als perfekt herausstellen.

Die Jedihammer schlingerte in einem ruppigen Bogen auf den bröckelnden Schatten im Kelada-System zu. Ihr Atem kam stoßweise und sie zwang sich zur Konzentration. Neben ihr leuchtete das Display der Energieverteilung in einer gefährlichen Farbe. Sie ignorierte es. Ein Schuss ging steuerbords an der Cockpit-Scheibe vorbei, traf aber einen Teil des Flügels. Das Shuttle schüttelte sich. Funken stoben irgendwo im Passagier-Bereich hinter ihr, während Zweibein sich pfeifend mit einem Klammerarm zusätzlichen Halt an der Konsole verschaffte.


“Übertreib es nicht”, blaffte Faith der anhaldenden Beschwerei des Droiden im Angesicht ihres Flugstils entgegen. “Mir geht’s auch nicht besser!”

Faith lenkte die Jedihammer nun schräg nach unten, steuerte direkt auf einen Krater zu, der auf dem Asteroiden klaffte wie eine geöffnete Wunde. Sie holte alles, was ging, aus der Steuerung heraus, ließ das Schiff in einen Sturzflug übergehen, während weitere grüne Energiestrahlen an ihnen vorbeizuckten. Ihre Hände zitterten am Steuerknüppel. Das Shuttle näherte sich der Oberfläche schneller, als sie gedacht hatte.

“Jetzt knallt sie endlich ab!”

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Kelada - Kelada City - Wohngebiet - Übergang - Darth Angelus alleine

Der Atem des Kriegers ging schwer, während er dem entflohenen Schiff nachblickte, das gen Himmel jagte. Funken sprühten aus dem beschädigten Antrieb, den seine rotierende Klinge eben noch gestreift hatte. Der Kampf hatte seine Spuren hinterlassen. Nicht nur auf dem vollkommen verwüsteten Übergang, der mehr oder weniger komplett in Schutt und Asche lag, sondern auch am Sith selbst. Wo einst der pechschwarze Pelzumhang an seiner makellosen Rüstung befestigt war, klaffte nun eine seicht rauchende Schneise, eine Wunde, die Faith Navalons Lichtschwert in seine Schulter gebrannt hatte. Dumme Schlampe, dachte er. Die schneidende Hitze ihrer Klinge hatte seine Haut gestreift, doch das Adrenalin, durchströmt von der dunklen Seite der Macht, die noch immer in ihm loderte, unterdrückte jeden Schmerz, während er reglos in der rauchgeschwängerten Dunkelheit stand. Seine Rüstung war übersät mit Staub und Schutt, Überreste des Einsturzes, der ihn von seinen Gegnern getrennt und diesen die Flucht ermöglicht hatte. Seine Augen glühten rot in der Nacht, ein unheilvolles Leuchten, als das ferne Heulen herannahender Sirenen die Stille durchbrach. Schwer atmend und mit mühsamen Bewegungen kniete Darth Angelus nieder, sein Blick fiel auf die zurückgelassene Waffen am Boden – Relikte ihres Kampfes, im Eifer ihrer hastigen Flucht vergessen. Das Lichtschwert der jungen Jedi hob er auf, befestigte es an seinem Gürtel, während er die erbeutete Lichtlanze in seiner Linken hielt, ihre funkelnde Oberfläche ein stummer Zeuge der Niederlage der drei Jedi.

Schwert atmend und mit langsamen Schritten setzte er sich in Bewegung, als er die herannahenden Gleiter spürte – sich öffnende Luken, hastige Schritte, angelegte Waffen das Stampfen von Sicherheitskräften, die sich näherten. Die an den Läufen befestigten Lichter blendeten sein Gesicht und als er wütend die Hand vor die Augen hielt, hörte er eine vertraute Stimme.

"Waffen runter!"

Befahl sie mit scharfem Ton. Als die
blonde Offizierin zwischen den Soldaten hervortrat, blieb Angelus regungslos stehen, sein leerer Blick und seine starre Körperhaltung strahlten eine unberechenbare Bedrohung aus. Die dunkle Macht brodelte noch immer in ihm und ein Teil von ihm sehnte sich danach, seinen Zorn an diesen Verrätern auszulassen, sie für ihre Dreistigkeit zu strafen.
Doch ein anderer - ihn beschwichtigender - Teil begann bereits, sich an seiner Leistung im Kampf gegen die drei Jedi zu ergötzen – in Unterzahl und auf sich gestellt hatte er ihnen die Hölle heiß gemacht, sie dominant und erbarmungslos niedergerungen, bis pures Glück sie vor ihrer sicheren Vernichtung bewahrte. Wieder ein anderer Teil tobte innerlich über ihre Flucht, ein Sturm aus Frustration und Hass. Wieso?! Hätte er den insektoiden
Schüler des Reinbluts an der Flucht gehindert, wären sie nicht entkommen. Ein letzter, analytischer Teil seines Geistes arbeitete fieberhaft, sondierte die Gedanken, die in seinem betäubten Bewusstsein kreisten, während er die Konsequenzen abwog.

Antares. Würde. Sie. Nicht. Bekommen. Nur. Über. Seine. Leiche.

"Lord Angelus... benötigt Ihr medizinische Versorgung? Was ist geschehen?!"

Fragte
Lieutenant Blade laut, ihre Stimme eine Mischung aus Sorge und Ehrfurcht, da sie ihn noch immer zu idolisieren schien. Sie trat einen Schritt näher, zögerte, ihre Hand schwebte unsicher nahe seiner verletzten Schulter, als spürte sie die Hitze der kleinen Wunde, die unter seiner Rüstung glühte. Es sah schlimmer aus als es war; die Schneise an seiner Schulterplatte war verwüstet, aber sie hatte ihn geschützt und vor schlimmerem bewahrt. Sein eiserner Blick traf ihre blauen Augen, als er seine Aura nutzte, um sie kurzfristig in eine Starre zu versetzen. Verdammte Verräterin, dachte er. Ihren Verrat würde er niemals verzeihen, und dieser Gedanke hatte sich bereits vor Tagen tief in seinen Geist eingebrannt.

Sie wich hastig zurück, ließ von ihm ab, ihre Hände zitterten kaum merklich, als sie den Rückzug antrat. Angelus wog die goldene Lanze in seiner Hand.


"Ich habe den Verräter Kerbal und die Jedi Navalon von Kelada vertrieben"

Verkündete er, seine Worte sorgfältig gewählt, um das Geschehene als errungenen und maximalen Triumph darzustellen, obwohl die bittere Wahrheit hinter ihrer Flucht an seinem Innersten nagte.


Antares. Würde. Sie. Nicht. Bekommen. Nur. Über. Seine. Leiche.

Blitzte es erneut in seinen Gedanken auf, wie ein Mantra aus unerschütterlichem Trotz.


"Ihr Schiff ist in den Hyperraum gesprungen"

Log er, seine felsenfeste Stimme und Haltung jedoch keinen Zweifel an der vorgetäuschten Wahrheit seiner Worte lassend.

"Bringt mir unverzüglich mein Shuttle - voll aufgetankt und proviantiert. Ich muss zurück auf die Thronwelt, und zwar sofort."

Kelada - Kelada City - Wohngebiet - Übergang - Darth Angelus, Lieutenant Blade, Sicherheitskräfte und Soldaten
 
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Wie durch einen Nebel bekam Arlen mit wie Faith hereinkam und sich begann um ihn zu kümmern. In seinem Kopf drehte sich noch alles und er beschloss einen Augenblick liegenzubleiben. Der Adrenalincocktail, der ihn durch den Kampf und bis zu diesem Punkt gebracht hatte, war abgeflaut. Und nun crashte er hart. Eigentlich hätte er wirklich ein paar Minuten gebraucht, um wieder zu sich selbst zurückzufinden, doch natürlich war ihm das mal wieder nicht vergönnt. Am Rande bekam er mit wie irgendetwas vor sich ging und Faith ihn fast anschrie, ob er es nicht in die Schützenstation schaffen konnte.

Mit einem Stöhnen richtete Arlen sich auf und griff nach dem Medikit, mit dem seine Freundin ihn eben noch verarztet hatte. Mit zitternden Fingern wühlte er darin und fand einen Augenblick später das Gesuchte: Ein Stimpack. Ohne Rücksicht auf Verluste rammte er sich die Spritze in den unversehrten Oberschenken und rappelte sich dann schwankend wieder auf. Schwankend natürlich bedingt durch seinen Verletzungszustand, aber auch wegen Faiths Flugkünsten, die in diesem Moment wirklich zu wünschen übrigließen. Immerhin war es zum Geschützturm nicht weit und nach einem wackeligen Aufstieg über die Leiter saß er endlich wieder fest in einem Sitz.

Besorgt hielt Arlen nach den feindlichen Jägern Ausschau. Hatte das Imperium sie nun doch endlich gefunden? Und so schnell? Sie waren noch im Kelada-System. Wenn das TIEs waren und Tha’klen den Hyperraumantrieb nicht repariert bekam, dann konnten sie vermutlich ihr Testament schreiben. Der Sith zuckte, als das unverkennbare Heulen eines imperialen Jägers durch die Leere des Alls schallte, atmete dann jedoch auf als er das Konstrukt als
Ugly identifizierte. Piraten? Vermutlich. Wahrscheinlich lauerten an allen möglichen Systemrändern der Corellianischen Handelsstraße vereinzelte Glücksritter, die auf leichte Beute lauerten. Eine Beschreibung, die er entschieden Zurückweisen wollte!

Noch immer benommen, aber inzwischen wieder körperlich topfit legte Arlen mit der Doppellaserkanone seines Geschützturms an. Natürlich war auch hier die fehlende Hand ein Handycap. Die beiden Uglies waren weniger wendig als es die Spender ihrer Antriebssysteme gewesen waren, hatten dafür jedoch Schilde. Während Faith das Svelte-Klasse Shuttle ins nächste Asteroidenfeld steuerte, erwiderte Arlen das Feuer. Ein Treffer, zwei, drei, vier, wie viel hielten die blöden Schildsysteme denn aus?! Die Jedihammer erzitterte unter der Antwort, doch just als Faith Anstalten machte an einem Asteroiden Deckung zu suchen, kam Arlens Feuer endlich durch! Flackernd erloschen die feindlichen Schildsysteme und einen Moment später explodierte das blöde Ding in einer Atmosphärewolke. Die Aura, die sich in seinem Inneren befunden hatte, erlosch wie eine Kerzenflamme. Nun legte Arlen auf den anderen Piraten an, doch hatte der verbleibende Gegner wohl beschlossen das Schicksal seines Kollegen nicht teilen zu wollen. Mit einem Aufblitzen seiner Antriebe sprang der Ugly in den Hyperraum.

Erschöpft, aber erleichtert atmete Arlen aus. Einen Moment lang wartete er ab, ob es noch jemand wissen wollte, kletterte dann jedoch schwerfällig wieder aus seinem Geschützturm hinaus. Mit schweren Schritten begab er sich in den Aufenthaltsraum, wo er sich erschöpft in die kleine Sitzecke fallen ließ. Faith und Tha’klen ließen nicht lange auf sich warten und müde sah Arlen auf.


„Wie schlimm ist es?“

, fragte Arlen an Tha’klen gewandt, dier erriet, dass er den Hyperraumantrieb meinte. Die Antwort war ernüchternd. Nichts, was hen im offenen Weltraum und vermutlich sogar planetside reparieren konnte. Hohe Wahrscheinlichkeit, dass das blöde Ding unwiederbringlich verloren war und im Ganzen ersetzt werden musste. Arlen fluchte. So viel zu seinem Plan Kelada hinter sich zu lassen.

„Wie weit sind wir draußen?“

, fragte er nun in Zweibeins Richtung, der hinter Faith hereingeschwebt gekommen war. Arlen sprach zwar kein Binär, doch war Tha’klen nett genug zu übersetzen. Ein voller Tag Rückweg mit Sublichttriebwerken. Erneut fluchte Arlen, diesmal blumiger.

„Klingt, als würden wir unser Rendezvous mit dem NRGD genau einhalten können!“

, sagte er trocken und stieß ein sarkastisches Lachen aus.

„Sofern wir den Rückweg überleben. Was meint ihr, wie stehen die Chancen, dass Angelus dichtgehalten hat?“

Vermutlich gering? Doch was war die Alternative? Der Hyperraumantrieb war kaputt. Was konnten sie also anderes tun, als sich zurück zum Planeten zu schleichen und von dort aus einen alternativen Fluchtweg zu suchen?!

„Das Gute ist: Die Flugkontrolle dürfte nur auf uns aufmerksam werden, wenn wir nochmal springen würden. Was wir nicht können. Bleibt natürlich unser dunkler Freund selbst als übernatürliches Radar…“

Erneut meldete sich Zweibein piepend zu Wort. Während des Gefechts sei ein Punworcca-Klasse Solarsegler vom Planeten gestartet und in den Hyperraum gesprungen. Die Systeme der Jedihammer hätten das Schiff als das Gefährt identifiziert, mit dem Angelus vor Wochen eingetroffen war. Unwillkürlich streckte Arlen seine Sinne aus und tatsächlich, er konnte den finsteren Krieger nicht mehr spüren. Ein winziger Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf. Sie waren vermutlich weit genug von Kelada weg, dass ihr unfreiwilliger Wiedereintritt nicht auf irgendwelchen Systemen aufgetaucht war.

„Könnte eine Falle sein. Aber…ich sehe keine Alternative, als es drauf ankommen zu lassen. Habt ihr drei eine bessere Idee?“

Arlens Augen ruhten auf Faith. Da war definitiv ein Gespräch, das sie führen mussten. Und nicht nur darüber welche Opfer er auf dem Altar ihrer Rettung gebracht hatte. Was jedoch feststand war, dass er dieses Gespräch nicht vorhatte zu führen, wenn grade Tha’klen grade zufällig im Raum war…


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Faith, Arlen, Tha'klen & Zweibein

Faith hatte so eine Ahnung, was Arlen nun vorschlagen würde, und es war das letzte, was sie hören wollte. Nach Kelada zurück? Und dann noch sein nüchterner Tonfall, als wäre das nur eine weitere Mission. Sie hatte den Pilotensitz inzwischen herumgedreht und hatte ihre eigenen Blessuren mit Hilfe des Medi-kits versorgt. Ihre Knie brannten, die rechte Hand war nun bandagiert und die Hüfte schmerzte. Blut klebte ihr an der Schläfe, inzwischen halb eingetrocknet, halb verwischt. Der Dreck der letzten Stunde lag wie eine zweite Haut auf ihr. Doch ihre Gedanken rasten, trotz der anhaltenden Erschöpfung in ihren Gliedern, dem Schmerz in ihren Muskeln und der Übelkeit in ihrem Magen.

Die Padawan hob den Blick, legte ihre braunen Augen schwer auf Arlen. Sie sprach ohne Zorn, ohne Vorwurf, aber mit einer wahrnehmbaren Klarheit.


“Zurück nach Kelada …?”

Es war nicht wirklich eine Frage. Eher eine Wiederholung dessen, was sie gerade gehört hatte. So als müsste sie diese Worte erst einmal aussprechen, um sie selbst fassen zu können. Ihre Lippen verzogen sich zu einer bitteren Grimasse.

“Wir wissen nicht einmal, ob Angelus wirklich weg ist. Vielleicht verfolgt er unseren Schatten, vielleicht hat er sich abgesetzt. Vielleicht versucht er uns in Sicherheit zu wiegen und wartet jetzt irgendwo.”

Sie schnaufte.

“Wir wissen es nicht.”

Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihre Stimme blieb leise, aber fest, wie die Gedanken, die sie in sich trug.

“Warum sollte er dicht halten, Arlen?”

Sie verstand es nicht. Was sollte ihm das bringen? Faiths Stirn lege sich in Falten, als sie seinen Blick hielt. In ihrer Stimme lag Unverständnis.

“Er hatte uns! Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen! Er war nicht geschwächt. Er war nicht verwundet. Alles, was wir erreicht haben, ist ihn noch wütender zu machen. Und er ist immer noch da draußen! Ob nun da … ” , sie deutete ins tiefe Schwarz des Alls, “ ...oder da”, sie deutete in Richtung des Planeten. “Wir wissen es nicht, und ich würde verdammt nochmal bevorzugen, das nicht herauszufinden.”

Unwillkürlich glitt eine ihrer Hände über die horizontale Brandnarbe an ihrem Hals, während sie mit den Augen rollte und den Blick über die Wände des Cockpits gleiten ließ, als könnte sie dort eine Antwort finden.

“Selbst, wenn du für die da unten - warum auch immer - weiterhin Kerbal sein solltest, die ganze Stadt kennt mein Gesicht. Hast du die Fahndungsplakate gesehen? Ich will dort nicht sterben. Und ich will nicht, dass du dort stirbst.”

Faiths Stimme war nicht lauter geworden. Nur eindringlicher.

“Dass ihr dort sterbt”, fügte sie mit einem Blick auf Tha’klen hinzu, der sich an der gegenüberliegenden Wand notdürftig versorgt hatte, während Zweibeins photorezeptives Auge zwischen ihnen allen hin und her zuckte. Dann hielt sie inne. Ihre Worte hingen schwer in der Luft. Ihre Hand wanderte zittrig zur Stirn und wischte ihre Haare aus dem getrockneten Blut, so als könnte sie damit gleichzeitig ihre Gedanken sortieren. Als sie wieder sprach, klang sie nachdenklicher.

“Wenn ihr sagt, dass wir keine Wahl haben, dann muss ich das akzeptieren, auch wenn ich nicht will.”

Pausbäckig bließ sie einen Schwall Luft aus ihren Lungen. Sie würde nur unter einer Bedingung und für einen Grund zurückkehren. Innerlich schloss sie eine Entscheidung. Dann nickte sie.

“Wir kehren zurück. Scheiß drauf.”

Ihr Blick bohrte sich noch einmal in die Augen des Jedi-Ritters.

“Ihr repariert das Schiff, oder tut, was auch immer ihr tun wollt. Ich finde raus, was mit den armen Seelen passiert ist, die du für mich der Verdammung überlassen hast.”

Erst jetzt klang sie wütend. Langsam drehte sie den Pilotensessel herum und starrte durch das Cockpitfenster hinaus in Richtung Kelada.

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Faith, Arlen, Tha'klen & Zweibein
 
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Auf Arlens Vorschlag nach Kelada zurückzukehren und dort nach einem neuen Fluchtweg zu suchen, reagierte Faith in etwa so begeistert, wie er sich fühlte. In rascher Folge begann sie all jene Argumente dagegen aufzuzählen, die auch in seinem Schädel herumschwirrten wie ein Schwarm aufgebrachter Bienen. Bedächtig nickte er also bei jedem berechtigten Punkt und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, die begonnen hatten, durch den künstlichen Hormoncocktail des Stimpacks zu dringen.

“Soweit so klar, alles berechtige Einwände.”

, bestätigte Arlen ihr dann auch mit einem Nicken und brachte dann das eine Argument an, dass ihn überhaupt erst zu seinem Vorschlag veranlasst hatte:

“Hast du eine bessere Idee? Weil mir gehen die so langsam aus.”

Müde lächelte er, als die Padawan die Notwendigkeit schließlich anerkannte. Jedoch hoffte er inständig, dass es doch noch eine Option gab, die sie grade einfach kollektiv übersahen. Und dann grinste er, als sie sich der Idee anschloss. Es ging zurück nach Kelada. Es war vermutlich idiotisch, doch es fühlte sich besser an mit einem (gefährlichen) Plan in der Hinterhand durch die toten weiten des Alls zu treiben, als sich planlos dem Schicksal auszuliefern.

Sein Lächeln verblasste jedoch bei ihren nächsten Worten. Tha’klen und er sollten sich um das Schiff kümmern, während sie nachforschen würde, was mit jenen passiert war, denen er während ihrer Rettung aus dem Gefängnis nicht hatte helfen können. Angelus dieser elende Bastard. Aber vermutlich war es gut das Thema jetzt zu klären, bevor Faith zu viel Zeit hatte kontextlos darüber nachzudenken. Genaugenommen wunderte es Arlen, dass diese Diskussion so lange hatte auf sich warten lassen. Stumm zollte er ihr Respekt, dass sie sich im falschen Moment nicht hatte ablenken lassen und es erst nun ansprach, wo sie einigermaßen in Sicherheit waren.


“Nicht nötig.”

, gab Arlen trocken zurück und setzte sich wieder etwas grader hin. Seine Wunden brannten, doch verblassten sie neben dem lodernden Inferno seiner Selbstvorwürfe.

“Was du von hier aus herausfinden kannst, kann ich dir auch selbst sagen. Zweihundertfünfzig Quarren wurden während meines Angriffes auf das Gefängnis nach Truuine deportiert. Das ist ein Wasserplanet im Manaan-Sektor. Vermutlich als Arbeitssklaven. Zweihundertfünfzig weitere konnte ich zusammen mit dem NRGD im Rahmen der Aktion befreien.”

Die Erklärung war nüchtern. Unaufgeregt. Reine Fakten, die er seither so oft stumm für sich herunter gebetet hatte, dass er sie nicht einmal mehr nachschauen musste.

“Das Gefangenenlager, das wir hochgenommen haben, ist aber nur Teil von etwas viel Größerem. Gouverneur Antares hat einen Vertrag mit der truuiner Verwaltung über die Deportation von Einhunderttausend Aquanern. Aus den Minen, aus den Städten und aus unterseeischen Siedlungen wie New IndSec. Operation Deep Sweep - Tiefenreinigung. Was für ein beschissener Witz.”

Die Banalität des Bösen spiegelte sich in dem dummen, kleinen Witz wieder. Nicht nur war man bereit Zehntausende mit einem Federstreich als Sklaven zu verkaufen, man machte sich auch noch darüber lustig.

“Ich habe in New IndSec nur grob angerissen, was meine Aufgabe als Maulwurf in Antares’ Verwaltung war, oder? Mein Job war es zu tun, was dieses widerliche Stück Dreck mit befiehlt, um in einer Position zu bleiben, in der ich Informationen stehlen und durchstechen konnte. Explizit sollte ich dabei nicht selber eingreifen, um meine Deckung nicht zu gefährden. Durch meine Spionagetätigkeit haben wir später überhaupt erst von Deep Sweep erfahren. Alle wirklich gefährlichen und auffälligen Rettungs- und Sabotageaktionen sollte der NRGD durchführen oder delegieren. Ich konnte Leuten nicht persönlich helfen, aber rein mathematisch habe ich als Spion und Täuscher mehr Gutes bewirkt, als in Monaten die ich hätte in direktem Krieg verbringen können.”

Je näher er sich dem eigentlichen Punkt näherte, desto trockener wurde Arlens Mund. Wieder und wieder hatte er sich gesagt, dass er korrekt gehandelt hatte und es wieder tun würde, böte sich die Möglichkeit. Doch das ließ seine Gewissensbisse nicht verstummen. Im Gegenteil, er fühlte sich noch viel schuldiger, weil er so kühl und logisch mit fremdem Leben kalkulierte.

“Für deine Rettung habe ich mich aus der Deckung gewagt und auf einen Weg begeben, der meinen Nutzen als Spion vernichtet hat. Ich habe gesehen, wie viele Leute ich retten kann, wenn ich mich aktiv dazu entschließe. Aber eben nur ein Mal, bevor es nötig wird mich wochenlang zu verstecken. Und selbst dann wurde ich am am Tag meiner Rückkehr bis aufs Blut gejagt.”

Müde rieb Arlen sich den Nacken und zuckte zusammen, als er mit einer Lichtschwertwunde an seinem Arm den Rücken der Sitzecke berührte.

“Im Zuge deiner Rettung habe ich mit zwei Dutzend Agenten ein Deportationslager hochgenommen. Das Ziel war einen Frachter zu erbeuten, den wir anschließend in die Garnison gesteuert haben. Das Sekundärziel: Die dort gefangen gehaltenen Quarren zu befreien. Der ganze Plan war so spontan wie ein Plan eben sein kann, genau getaktet und getimed, damit wir die bestmögliche Chance auf Erfolg haben.

Am Tag vor geplantem Missionsstart waren wir bereits zum Kundschaften vor Ort. Wir haben gesehen wie die Hälfte - zweihundertfünfzig - vor unseren Augen abtransportiert wurde. Ich hätte eingreifen können, aber das hätte bedeutet die genau getaktete und geplante Mission zu riskieren. Zu riskieren, dass wir dich nicht mehr retten können. Zu riskieren, dass meine Mitstreiter in einem ungeplanten ad hoc Angriff in Gefahr gebracht werden. Ich habe mich dafür entschieden, dem Plan zu folgen und erst am nächsten Tag loszuschlagen. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht frage, ob die Entscheidung die richtige war. Ob uns die Macht nicht die gute Stange Glück gewährt hätte, um einen verfrühten Angriff durchzuziehen. Und wie in diesem Moment am Lager komme ich zu dem Schluss, dass ich es nicht riskieren konnte. Vielleicht hätte ich doppelt so viele Leben retten können, vielleicht wären am Ende alle in einem Blutbad ums Leben gekommen und du im Gefängnis zu Tode gefoltert worden.”


Bei diesen letzten Worten war sein Tonfall bitter geworden. Mit steinernem Gesicht sah er Faith an.

“Ich hasse diesen Drecksplaneten und alles, was er mir abverlangt hat. Aber ich habe zu jedem Zeitpunkt das getan, was ich für das Beste hielt und halte. Und würdest du mir die Möglichkeit geben zurückzugehen und alles nochmal neu zu entscheiden, dann würde ich ein weiteres Mal hier mit kaputten Antrieb auf der Jedihammer landen. Mit Tha’klen und mit dir.”


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Faith fiel es schwer, Arlen anzusehen. Also tat sie es nicht und starrte aus dem Cockpit in das Weltall. Nicht, weil sie seinen Worten nicht glaubte, sondern weil sie es tat. Während er seine Sätze aller mit dieser nüchternen Klarheit aussprach, spürte sie, wie sich etwas in ihr zusammenzog. Es war eine mathematisch präzise, sachlich unbestreitbare Logik - die kalte, perverse Wahrheit. Zweihundertfünfzig Quarren. In Transportern nach Truuine, einem Planeten, von dem sie noch nie gehört hatte. Jedes einzelne Leben eine unschätzbare Kostbarkeit und nun einer ungewissen, doch potentiell schrecklichen Zukunft ausgesetzt.

Die Padawan atmete langsam aus und stützte sich mit beiden Händen auf die Lehnen des Sitzes, als würde sie Halt suchen. Ihr Magen brannte. Nur mit Mühe hielt sie die Galle in sich, als sie das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. Ihre Finger waren noch immer verschmiert von Blut und Staub. Der Stoff ihrer Kleidung klebte an ihrer Haut, nass und stinkend von Schweiß, Rauch und Müdigkeit. Ihr Gesicht war von der Begegnung mit Angelus gezeichnet - eine flache Brandwunde am Hals, Kratzer und Spuren von Dreck auf den Wangen, gerötete Augen und dunkle Ringe darunter von Schlafmangel. Und doch hielt sie sich aufrecht. Nur umdrehen und Arlen ansehen, das konnte sie nicht.

Während er sprach, stellte sie sich diese armen Wesen vor. Ganz konkret. Mit Gesichtern, Körpern, der Angst und der Hoffnung, die sie empfunden haben müssen. Zitternde Hände, traurige Augen. Sie dachte an die Enge von Frachträumen und Gitterstäbe, in die man Sklaven pferchte. Die Dunkelheit und dieser Moment, in dem man das wichtigste verlor - seine Freiheit.

Und dann dachte sie an sich selbst. Daran, wie Arlen sie gerettet hatte, mit aller Gewalt, als sie halb verhungert, halb zerbrochen in dieser Zelle gesessen hatte. Natürlich hatte sie das nicht vergessen. Ganz im Gegenteil. Die Erinnerung daran brannte umso mehr in ihr, jetzt da ihr das volle Ausmaß der Kosten ihrer Befreiung klar wurde.

Einen Moment lang herrschte Stille im Cockpit, nachdem Arlen fertig gesprochen hatte. Nur das gelegentliche Piepsen der Systeme, das traurig klingende, leise Jaulen von Zweibein, der mit dem Schiffscomputer kommunizierte und das leise Brummen der Sublichttiebwerke im Hintergrund. Draußen war nichts als Schwärze und die entfernten Lichtpunkte anderer Systeme.

Dann fand Faith ihre Stimme. Leise, fast flüsternd, nicht mehr als ein Hauchen.


“Du hast mir das Leben gerettet. Vielleicht war es auch das Richtige. Vielleicht war es das einzige, das funktionieren konnte. Aber … nenn mich naiv. Ich akzeptiere das nicht.”

Ein Flackern ging durch das Cockpit als Faith das Steuer in die Hand nahm und eine leichte Kurskorrektur vornahm. Der Stern des Systems erhellte nun das Sichtfeld. Etwas abseits lag der dunkle Schatten des Hauptplaneten, wie ein vergifteter Tropfen im schwarzen Ozean des Vakuums.

“Noch vierundzwanzig Standardstunden bis Kelada”, schloss sie trocken, als sie Schub auf die Triebwerke gab und die Jedihammer ruckelnd beschleunigte.

“Ich übernehme die ersten acht Stunden. Legt euch schlafen.”

Sie sah nach hinten. Nur so weit, dass die beiden anderen ihr Gesicht im Profil sehen konnten.

“Ich brauch’ ein bisschen Zeit für mich.”

Erstaunlicherweise fiel es Faith, trotz ihrer Müdigkeit, nicht schwer, die 8 Stunden ihrer Schicht halbwegs konzentriert zu bleiben. Die Gedanken, in denen sie weilte, ließen sie nicht entkommen. Zwischendurch brachte Tha’klen ihr etwas zu essen, was sie dankbar entgegennahm und dann hungrig verzehrte. Auch den Nachschlag, den er ihr nach vorn brachte, als der Schichtwechsel anstand, schlang sie förmlich herunter, bevor sie mit ihm den Platz wechselte und sich selbst nach hinten ins Passagierabteil begab. Faith warf Arlen, der sich an einem Terminal offenbar in Datensätze gestürzt hatte, einen Blick zu. Als sich ihre Blicke trafen, hielten sie den Kontakt für ein paar Sekunden. Eigentlich hatte sie vor, wortlos schlafen zu gehen. Sie entschied sich jedoch anders und schritt zum Jedi-Ritter herüber, um zu sehen, was er tat. Die letzten acht Stunden hatte auch er nicht untätig verbracht, denn er konnte in einem kurzen Briefing mit einem Plan aufwarten, wo sie Jittek einsacken könnten, außer bei sich zuhause. Faith lauschte, die Arme ineinander verschränkt, und antwortete mit zustimmendem Nicken. Sie empfand eine gewisse Befriedigung bei dem Gedanken, Jittek trotz allem weiterhin den Gar ausmachen zu können. Nachdem sie sowas wie einen Plan abgestimmt hatten - im Prinzip hatte Faith Arlen in allen Punkten einfach nur Recht gegeben - wünschte sie ihm eine gute Nacht, verbunden mit dem liebevollen Rat, sich auch noch ein paar Stunden Ruhe zu gönnen - und legte sich schlafen.

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Faith nahm Arlens Erklärung deutlich besser auf, als er es erwartet hatte. Vielleicht war es die emotionale Erschöpfung des Tages, vielleicht trug sie ihre Gefühle einfach nicht offen zur Schau. Wahrscheinlich war es egoistisch, doch war Arlen froh darüber, diese Sache bis auf seine Erklärung nicht weiter diskutieren zu müssen. Er selbst fühlte sich körperlich und emotional mindestens genauso ausgelaugt, wie Faith aussah und nickte auf ihren Wunsch danach allein zu sein nur. Mit einem Stöhnen richtete Arlen sich auf und humpelte in Richtung der Nasszelle davon.

Nach einer ausgiebigen Dusche, bei der er seinen Körper gründlich auf Verletzungen geprüft hatte, nahm er sich noch eine Fertigration Nahrung und begab sich schließlich in sein Quartier. Um sich aktiv zu heilen war er zu erschöpft, weshalb er wieder auf die Tiefschlaftrance zurückgriff. Bis er wieder einigermaßen klar denken konnte brauchte es etwa zwei Drittel von Faiths Schicht, anschließend fühlte er sich jedoch wieder deutlich besser.

Nach einem kurzen ‚Frühstück‘ machte er sich erst einmal über die Datenkonsole der Jedihammer her. Sie brauchten einen neuen Plan, denn wenn sie später wieder gelandet waren, würden sie vermutlich nicht sonderlich viel Zeit zum Trödeln haben. Zunächst zog er also noch einmal alle Informationen zu Rate, die er über Sellon Jittek im System finden konnte. Die ursprüngliche Idee ihn bei sich zuhause einzusacken, war nach dem Kampf gegen Angelus vermutlich nicht mehr praktikabel. Doch zum Glück ging der Mann ja auch noch einer Arbeit nach. Und tatsächlich, Jittek verbrachte seine Tage im Präfektensitz in Colina, wo sie ihm womöglich entweder auf dem Weg rein oder raus schnappen konnten. Nach diesem ersten Erfolg schnappte Arlen sich dann auch direkt einen Notizblock, um seine Gedanken zu Papier zu bringen.

Er wusste nicht, wie lang er so vertieft dagesessen hatte, doch schließlich erschien Faith, die wohl ihre Schicht erfolgreich an Tha’klen abgetreten hatte. Fast fürchtete er sich ihr in die Augen zu blicken, doch wollte die Padawan sich nur erkundigen, womit er sich grade beschäftigte.


„Jittek.“

, sagte Arlen und lächelte müde.

„Ihn zuhause einzusammeln, kriegen wir wohl nicht mehr hin, also habe ich uns eine Alternative herausgesucht. Schau, ich halte es am sinnvollsten, wenn wir die Jedihammer an unserem Hovercraft landen. Wir packen alles ein was nützlich ist und jagen sie dann hoch. Ohne Hyperraumantrieb können wir mit dem Schiff nichts mehr anfangen und hier ist zu viel drin, das die Imps unter keinen Umständen in die Finger bekommen sollten.“

Das Raumschiff zu opfern sagte Arlen eigentlich gar nicht zu, doch sah er keine andere Möglichkeit. Das Svelte-Shuttle durch die Gegend zu fliegen, würde die Flugkontrolle früher oder später aufschalten und er wusste auch nicht, wie sie ein Schiff dieser Größe verstecken sollten.

„Wenn wir ankommen, ist es nachts. Wir sollten also hoffentlich das Hovercraft nach Colina fahren können, ohne dass wir Probleme bekommen. Wir fahren zum Präfektensitz und schnappen uns dann Jittek, wenn er morgens zur Arbeit kommt. Solange wir bei Tag durch die Stadt fahren setzen wir ihn mit einem Blaster im Nacken ans Steuer, dann fallen wir hoffentlich auch nicht weiter auf. Auf dem Weg raus checken wir noch Tempel-Koordinatensatz-2 und dann fahren wir zum Rendezvouspunkt mit dem NRGD. Und von da aus…finden wir hoffentlich einen alternativen Weg vom Planeten runter.“

Der Plan war simpel und Faith hatte keine wirklichen Anmerkungen. Verständlich, denn sie kam ja auch grade erst von ihrer Schicht. Die Gelegenheit zum Schlafen hatte sie noch nicht gehabt. Immerhin hatten sie noch ein paar Stunden, um über die Idee nachzudenken.

„Schlaf gut, Faith.“

, sagte Arlen schließlich, als die Padawan sich zum Gehen wandte. Auf ihren Kommentar hin, dass er sich auch noch ein paar Stunden Ruhe gönnen sollte, lachte er.

„Da bin ich dir durchaus etwas voraus…“

, rief er ihr nach, musste jedoch ein Gähnen unterdrücken. Vermutlich war das doch keine so schlechte Idee. Nach einem kurzen Besuch im Cockpit, um auch Tha’klen einzuweihen, begab er sich also wieder in sein Quartier. Dort verwendete er nun doch noch ein bisschen Zeit auf Heilung und verbrachte die restliche Zeit bis zum Beginn seiner Schicht in Trance. Seine eigene Zeit am Steuer dann gestaltete sich als äußerst ereignislos – zumindest bis zu dem Punkt, an dem sie wieder auf dem Planeten landen sollten. Mit klopfendem Herzen steuerte Arlen das Shuttle in die Atmosphäre und war sich den Blicken der Padawane bewusst, die sich inzwischen wieder zu ihm ins Cockpit gesellt hatten. Jeden Moment rechnete er damit von TIE-Fightern angegriffen, oder wenigstens angefunkt zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Mit einem mechanischen Knirschen setzte die Jedihammer schließlich wieder auf der Steppe Keladas auf. Mit einem halb erschreckten, halb belustigten Gedanken wurde er sich gewahr, dass er das Gespräch mit Faith über ihre Gefühle erfolgreich prokrastiniert hatte…


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Faith hatte ihre Rückkehr nach Kelada nicht weiter kommentiert. Sie hatte sich nicht geregt, als das Shuttle die Atmosphäre des Planeten durchbrach, nicht gesprochen, als die ersten Anzeichen der Steppe unter ihnen auftauchten und nicht geblinzelt, als sie die vertraute Savanne bei Nacht wiedererkannt hatte und ihnen allen bei angespannter Stille klar wurde, dass sie es - aus unerfindlichen Gründen - zurück nach Kelada geschafft hatten. Niemand hatte sie aufgehalten.

Als das Schiff mit einem seichten Ruck aufsetzte, war ihr Blick leer. Sie hatte die letzten sechzehn Stunden zur Erholung, in Form einer Kombination aus echtem Schlaf, Tiefschlaftrance und Selbstheilungsmeditation genutzt. Ihre Hüfte pochte nur noch leicht. Es war nunmehr die Erinnerung an den Schmerz, die zurückblieb. Ihre zuvor tauben Finger fühlten sich nun wieder brauchbar an. Und sie stand auf eigenen Beinen. Mehr verlangte sie für den Moment nicht. Sie trat ans Cockpitfenster und legte die Fingerspitzen auf das Duraglas, das begann leicht zu beschlagen, als weiter hinten die Rampe heruntergelassen wurde. Dort draußen war der Ort, an dem sie gefoltert worden war. Das war der Planet, der kurz davor war, Arlen zu brechen. Die Welt, auf der hunderte Wesen in Transporter gezwungen worden waren, um ihn für immer zu verlassen.


“Sprengen wir das Schiff”, sagte sie, um der Situation seine Endgültigkeit zu verleihen.

Zweibein reagierte mit einem hohen, elektronischen Summen. Fast wie ein Seufzer. Wahrscheinlich hatte er sich in den letzten Stunden mit dem Schiffscomputer angefreundet. Aber es musste getan werden, das verstand auch der Droide.


“Komm her.” Es war kein Befehl, den sie aussprach. Viel mehr eine aufmunternde Aufforderung. Der kleine, schwebende Droide flog auf ihren ausgestreckten Arm zu, krabbelte daran entlang und befestigte sich an einer Aufhängung an ihrem Rücken, die Tha’klen aus einem Teil der alten Sturmtruppenrüstung für sie fachmännisch und kreativ zusammengebastelt hatte.

Während Arlen sich zusammen mit Tha’klen um die Vorbereitung zur Sprengung kümmerte, buchsierte Faith die Ausrüstung und Vorräte, die sie zumindest kurzfristig behalten wollten, in den Gleiter, der sich noch immer genau dort befand, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Da sie ihr eigenes Lichtschwert, sowie Mu’tabars Lichtlanze im Kampf gegen Darth Angelus verloren hatte, versorgte sie sich mit einem Bestand, den sie in einer Waffenkiste an Bord entdeckt hatte. Sie hatte nicht vor, unbewaffnet auf den Planeten zurückzukehren. Die Wahl fiel auf ein recht altes
E-10R Blastergewehr. Es hätte sicherlich noch die ein oder andere modernere Alternative an Bord gegeben, aber das E-10R war unglaublich robust und widerstand allen möglichen äußeren Umständen. Nachdem Faith sich selbst auf Kelada bereits unter Wasser, auf Gletschern, in Wäldern, Savannen, Steppen und Städten wiedergefunden hatte, war eine Waffe, die immer funktionieren würde, ihre logische Wahl. Außerdem kannte sie das Gewehr in und auswendig. Sie hatte mit einem solchen Modell während ihrer Grundausbildung im Militär der Neuen Republik trainiert und konnte einer Womp-Ratte damit auf einer Entfernung von 400 Metern die Haare von den Zähnen schießen, wenn es darauf ankam. Als Sekundärwaffe nahm sie einen SE-14r a sich. Er war klein, hatte aber eine ansehnliche Feuerrate und war im Notfall auch einhändig zu führen.

Als die Padawan den letzten kleinen Sack mit Vorräten in das Passagierabteil des Gleiters gehievt hatte, wartete sie, bis der Jedi-Ritter mitsamt seinem Schüler das Shuttle verlassen hatte. Sie nickten sich gegenseitig zu, was die Bestätigung war, dass der Plan feststand.

Als sie in den Gleiter stiegen und davonfuhren, drehte Faith sich ein letztes Mal um. Der Rumpf der Jedihammer war schwarz und matt, überzogen von grobem Staub. Von Außen waren die Beschädigungen am Triebwerk nun deutlich sichtbar. An der ein oder anderen Stelle außerdem runde Brandlöcher, dort, wo die Uglies sie mit dem Blasterfeuer eingedeckt hatten.

Sie ließ sich hinten, eingeklemmt zwischen zwei Notrationskisten und einem Kleidungssack nieder. Mit einem leisen Grollen setzte sich der Gleiter in Bewegung. Sand stob hinter ihnen auf, als sie Abstand zwischen sich und die Jedihammer brachten. Als es nur noch ein dunkler Umriss, verdeckt von dem noch dunkleren Eindruck der Nacht war, drückte jemand den Auslöser. Der Umriss verwandelte sich in einen Feuerball. Das Schiff fand sein einsames Ende auf diesem Planeten. Sie hoffte sehr, dass das nicht sowas wie ein Symbol für ihre eigene Zukunft werden würde.

Dann fuhren sie. Niemand sprach. In ihren Gedanken versunken, beobachtete sie den ersten Felsenkamm des südlichen Ausläufers eines Plateaus, der sich wie ein dunkler Grat am Horizont abzeichnete.


“Wie lange noch bis Colina?”, fragte sie schließlich nach einer ganzen Weile und durchbrach damit die konzentrierte Stille.

Nach der Feststellung, dass es nicht mehr lang sein würde und die Umgebung sich wandelte, hin zu einem urbanen Gebiet, kontrollierte sie ein letztes Mal ihre Waffe, ging sicher, dass das Magazin richtig saß und kramte die Energie-Handschellen hervor, die sie Jittek anlegen, sobald er Schwierigkeiten machen und gegen ihren Plan, ihn ans Steuer zu setzen, handeln würde.


[ Kelada System | Kelada | Colina | im Gleiter ]
Faith, Arlen, Tha'klen & Zweibein
 
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