Glücksbringer

Als Kind in der Weihnachtszeit gab es für mich eine ganz besondere Tradition mit meinen Brüdern: Wir verbrachten immer einen Tag bei unserer Tante und unserem Onkel, die eine Gaststätte mit Hotelzimmern hatten, und deren vier Kindern. Ein Höhepunkt war immer unser Besuch in der örtlichen Kirche, um die beeindruckende Weihnachtskrippe zu sehen.

Bei einem dieser Besuche kaufte unsere Oma für jeden von uns kleine Kreuze, die in einem Korb neben der Krippe lagen. Für mich wurde dieses Kreuz sofort mehr als nur ein Schmuckstück. Ich trug es an einer Kette um den Hals und es wurde zu einem treuen Begleiter in meiner weitern Kindheit und Jugend – auch als ich anfing, immer stärker an meinem Glauben zu zweifeln und schließlich nicht mehr religiös war.

Das Kreuz war für mich vor allem eine Erinnerung an meine Oma, zu der ich ein sehr inniges Verhältnis hatte, und an die gemeinsamen Besuche bei meiner Verwandtschaft in der Weihnachtszeit.

Ein besonders eindrückliches Erlebnis hatte ich im Alter von etwa 16 oder 17 Jahren: Eines Tages verlor ich das Kreuz in einer Weide. Ich war so eng mit ihm verbunden, dass ich den gesamten Bereich, in dem ich mich zuvor aufgehalten hatte, geduldig und mit großer Sorgfalt absuchte – Meter für Meter. Nach langem Suchen fand ich es tatsächlich wieder.

Heute, viele Jahre später, kann ich nicht mehr mit Gewissheit sagen, wann genau ich das Kreuz endgültig abgelegt habe. Es war einst ein bedeutender Teil meines Lebens, doch irgendwann ist es daraus verschwunden. Was bleibt, ist die Erinnerung – an das Kreuz, an meine Oma und an all das, was dieses kleine Kreuz einst für mich bedeutete.
 
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