Kelada (Kelada-System)

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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen und von Alphakiller gesteuerter Ultrakampfdroide

Arlen erzeugte das mentale Bild in ihrem Kopf ohne Vorwarnung. Kein Wort der Erklärung - nur eine klare Vision: Alphakillers massiver Körper, zerschmettert von den tonnenschweren Trümmern der Brücke. Ein einfacher Plan. In der Realität allerdings weitaus komplizierter, als es die Vorstellung vermuten ließ.

“Witzig …”, kommentiere Faith mit Anspannung in ihrer Stimme, als ihre Augenlider mehrmals zuckten, um das Bild innerlich zu verarbeiten. Der Geruch von verbranntem Metall brannte in ihrer Nase, während sie weiter hinter dem dünnen Rohr Deckung suchte. Jeder Bolzen-Einschlag aus der Hüftkanone des Droiden ließ den Boden unter ihr vibrieren, kleine Splitter von der Brücke abbrechen und in die Tiefe riesen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Kreischender Durastahl, heulende Droidenmotoren und dumpfe Explosionen hallten in der Schlucht wider.

Sie presste den Rücken flach gegen das Rohr und riskierte einen erneuten Blick auf das mechanische Monstrum. Der Kampfdroide stand stabiler als jede Maschine dieser Größe und Gewichtsverteilung stehen sollte - tief verankert im Staub, Geröll sowie Rissen und Schlitzen der Brückenoberfläche.

Die Padawan sog scharf die Luft ein, schob jeden Zweifel an den Erfolg dieses Unterfangens beiseite und ließ den Blick die Brücke entlanggleiten. Mehrere Meter vor Alphakiller, dort, wo die Konstruktion sich am Übergang etwas verjüngte, schien die letzte Raketenexplosion eine mögliche Schwachstelle aufgerissen zu haben. Mehrere oberflächliche Durastahlplatten waren aufgebogen und einer der Träger darunter frei sichtbar. Von ihrer Position aus war der Abschnitt unmöglich zu erreichen - solange sie kein Lichtschwert trug, mit dem sie sich zumindest potentiell vor dem Beschuss des Droiden schützen konnte.


“Tha’klen!” Ihre Stimme war fest, trotz oder gerade ob des Kampflärms. Mit ausgestrecktem Finger versuchte sie dier Verpine zu signalisieren, was sie entdeckt hatte. “Träger!”

Sie hoffte, dass dies genügte, um Arlens Padawan den Plan zu verdeutlichen. Also rollte sie sich sofort zur Seite, um aus der (ohnehin miserablen) Deckung zu kommen. Blasterfeuer fraß sich in die Stelle, wo sie eben noch gekauert hatte. Innerlich dankte sie inständig der Macht, sie allzeit sicher zu führen. Die junge Frau sprang sogleich vor, hielt das E-10R fest im Griff und ließ eine kurze, halbwegs präzise Salve auf den linken Knöchel des Droiden los. Nicht, dass es einen Schaden angerichtet hätte, aber es genügte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Alphakillers Torso/Kopf drehte sich in ihre Richtung. Ein erneutes Surren war vernehmbar und der Droide versuchte einen Schritt nach vorn zu gehen. Aus irgendeinem Grund gelang es ihm jedoch nicht. Sein eigenes Gewicht hielt ihn am Boden. Das mechanische Bein, nur Zentimeter angehoben, schlug mit einem Donnern direkt dort wieder auf, wo es sich zuvor befand. Durch ihre Stiefel spürte sie das vibrierende Pochen der Erschütterung.

Faith atmete abermals durch, als Alphakiller seine Geschütze auf sie richtete und spürte die Kraft der Macht um sich herum. Die Padawan nutzte sie, leitete diese Energie in ihre Beine um und katapultierte sich mit einem Satz an die gegenüberliegende Brückenkante, außerhalb des Blickfeldes der Schwachstelle, zu der Tha’klen hoffentlich bereits unterwegs war. Als eine weitere Rakete auf sie zuschuss, blieb ihr keine Zeit - und vor allem keine Distanz - um sie abzulenken, oder erneut zwischen sich und dem Droiden zur Explosion zu bringen. Stattdessen warf sie sich rücklings von der Brücke und dehnte und drehte ihren Körper im Sprung. Sie erreichte mit ihren Fingerspitzen noch gerade so die Kante, krallte sich fest und ließ sich einige Wimpernschläge von der Brücke baumeln, ehe sie ein lautes Knacken und Knarzen vernahm.

Ob es Tha’klen, Arlen oder am Ende Alphakiller selbst war, wusste sie nicht. Irgendjemand brachte die Brücke jedoch zum Einsturz. Sie hätte vor Freude laut jubelnd aufgeschrien, wenn sie nicht selbst noch daran hing und abermals drohte, mit herabfallenden Trümmern in die Tiefe zu stürzen.


“AAAARLEEEEN!?”, schrie sie in verzweifelter Aufforderung an den Jedi-Ritter, sie doch bitte abermals zu retten, während sie sich mit der kombinierten Kraft ihrer Arme und der Macht von der herabstürzenden Brücke löste und in hohem Bogen nach oben katapultierte.


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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen und von Alphakiller gesteuerter Ultrakampfdroide
 
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Als die Lenkrakete wieder umdrehte, versuchte Arlen sie mit dem gleichen Manöver auszuschalten wie Faith eben auch. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete er seine Blasterpistole auf das fliegende Stück Tod und setzte gleich eine Handvoll präzise abgefeuerter Schüsse ab – doch ohne Erfolg. Vermutlich hatte Faiths Gewehr einfach eine höhere Durchschlagskraft. Verdammt noch eins! Im letzten Moment besann Arlen sich eines Besseren und warf sich von der Macht verschnellert zur Seite. Ein weiteres Mal versengte glühende Hitze seine Kleindung, doch er schaffte es in einem Stück aus dem Explosionsradius hinaus.

Ein pochender Kopfschmerz machte sich langsam, aber sicher in Arlens Schädel breit, während er immer neuen Salven des unerbittlichen Droiden auswich. Die Maschine schien noch ewig weitermachen zu können, doch spürte Arlen seine Reserven schwinden. Immerhin hatte Faith genug geistige Kapazitäten übrig, um Tha’klen erst dazu abzustellen Arlens Idee in die Tat umzusetzen und ihm dann auch noch einen kurzen Moment der Atempause zu verschaffen. Kurz entschlossen blieb der Sith stehen und streckte seinen Geist ein weiteres Mal nach Alphakillers Avatar aus. Faith hatte ihn auf die Idee gebracht und nun, wo Tha’klen unter ihnen einen Träger nach dem anderen zersäbelte, versprach sie auch Erfolg.

Mit aller Kraft packte Arlen den Ultrakampfdroiden mit der Macht und zog. Wie eben auch reagierte die Maschine darauf, indem sie Energie auf ihre Schwerkraftprojektoren leitete und so noch unverrückbar vor ihnen aufragte. Stählerne Füße gruben sich immer tiefer in die Brücke und ein Dröhnen von gequältem Metall machte sich in der Schlucht breit. Warmes Blut benetzte Arlens Oberlippe und pappte an seiner Atemmaske fest, während er all seine Reserven auf diesen einen Angriff verbrannte. Und hoffte, dass es genug sein würde.

Es war genug. Mit einem Ohrenbetäubenden Knall gab die Brücke nach und der Ultrakampfdroide sackte in die Tiefe. Von seiner eigenen Schwerkraft wie von einem Anker nach unten gezogen, krachte die riesige Maschine zunächst durch die Metallplatten, mit der die Brücke ausgelegt worden war und dann durch die Strebenkonstruktion, die sie aufrechterhalten hatte. Schneller als der Droide gegensteuern konnte, stürzte er mit einem weiteren Knall in den violetten Fluss tief unter ihnen. Dann folgte ihm der Rest der Brücke nach. Im letzten Moment stieß Arlen sich mit den Füßen ab und schnellte in die Höhe, sich panisch nach einem möglichen Ziel für die Landung umsehend. Unter ihm fiel die Brücke nun gänzlich in sich zusammen und mit Schrecken erblickte er Faith und Tha’klen die es ihm gleichgetan hatten und nun drohten binnen weniger Sekunden ebenfalls in die violetten Fluten unter ihnen zu stürzen.

Arlens Schädel pochte. Guter Rat war teuer. Und vor allem musste es nun schnell gehen. Während die drei Jedi bereits den Zenit ihres Sprunges überschritten hatten, zog Arlen kurz entschlossen ein dort festgemachtes, zusammengerolltes Seil von seinem Gürtel und hakte es an eine Schlaufe am Griff seines frisch-defekten Lichtschwertes. Dann holte er aus und warf den Griff, als wäre mit der Waffe noch alles in Ordnung. Zu seinem Glück wogen Plasmaklingen nichts und veränderten auch nicht die aerodynamischen Eigenschaften der geworfenen Waffe. Also zischte der Griff sauber durch die Luft, formte zwei Ringe um die fallenden Padawane und wickelte sich dann mit dem dritten Ring um eine freihängende Metallstrebe, die von der zerstörten Brücke übriggeblieben war. Mit einem Geräusch wie ein Peitschenhieb zog sich das Seil straff, die umwickelten Jedi wie in einer Perlenkette fixierend. Mit einem schmerzhaften Ruck fing Arlens Gürtel den Fall ab. Und keine Sekunde zu früh, denn vielleicht einen halben Meter unter ihm rauschte das violette Gift. Mit einem ausgelaugten Seufzen atmete Arlen auf und warf einen Blick zu der Stelle, an dem die Überreste der Brücke den Ultrakampfdroiden aufgespießt und unter sich begraben hatten.


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Irgendwie hatte Arlen sie alle drei gerettet. Nachdem sie es unter Anstrengungen und Schmerzen in der Rumpfgegend auf den verbliebenen Stahlträger zurück geschafft hatten, lag der Eingang des Tempels vor ihnen. Ärgerlich war dabei zudem, dass ihr Blastergewähr während der ganzen Aktion vom Rücken gerutscht und unter Alphakiller zerschellt war. Damit war sie nun vollends unbewaffnet - wenn man die Macht außer Acht ließ.

“Gut gezielt”, brachte Faith hervor, ein knappes Lächeln auf den Lippen, auch wenn die Stimme durch die Schmerzen des ruckartigen Abfangens und die Anstrengungen rau geworden war.

Der schmale Steg unter ihren Stiefeln bestand aus rostigem Durastahl, überzogen mit einer Kruste aus jahrzehntelang angesammelten Ablagerungen, deren Schichten sich wie tote Haut über die ursprüngliche Oberfläche gelegt hatten. Unter jedem ihrer Schritte knackte es mehr oder weniger leise, als würde das Metall selbst vor Erleichterung stöhnen, endlich wieder Leben tragen zu dürfen. Aus der Tiefe wehte feuchter Dunst herauf, durchsetzt mit dem säuerlichen Geruch des wahrscheinlich giftigen Flusses. Faith warf einen Blick auf den Avatar von Alphakiller, der nun zerschmettert und aufgespießt dort unten weilte. Irgendetwas sagte ihr, dass das nicht sein letzter Versuch gewesen sein würde, Arlen zu erledigen.


“Je schneller wir von diesem verdammten Planeten kommen, desto besser”, kommentierte sie das neuerliche Aufeinandertreffen mit dem mehr als unangenehmen Droiden. “Alphakiller ist nachtragend.”

Zweibein, der sich nach wie vor an ihrem Rücken befand und sich während des Kampfes auffällig unauffällig verhalten hatte, piepste nun irgendeinen Kommentar davon, dass manche Droiden eine Schraube locker hatten.

“Kein Kommentar”, erwiderte Faith über den Rücken gewandt.

Als sie sich die abermals schweißnassen Haarsträhnen, von denen sich einige in ihrer Atemmaske verfangen hatten, aus dem Gesicht strich, zogen sich ihre buschigen Augenbrauen zusammen, als sie den Blick an der Tempelfront hinaufwandern ließ. Die alten Mauern aus Sandstein ragten vor ihnen auf wie ein sandfarbener Zahn. Die Kuppel jedoch, einst vermutlich hell und Zuversicht ausstrahlend, war matt und stumpf geworden, bedeckt von einer Mischung aus Staub, Ruß und einem violetten Film, der aus der Luft auf sie herabregnete. Die Macht hier war … müde. Anders konnte Faith das Gefühl nicht beschreiben. Nicht verschwunden, aber wie eine Stimme, die schrie und schrie, aber einfach nicht durch den Lärm der Jahrzehnte andringen konnte.

Die Besatzer hatten keinerlei Respekt. Weder vor den Jedi - das hatte sie auch nicht erwartet. Aber auch nicht vor Geschichte. Und am allerschlimmsten - auch nicht vor der Macht.

Gemeinsam näherten sie sich dem Tor. Als sie das rostige Trägerwerk hinter sich gelassen und ihre Füße auf die feste Felsspitze gesetzt hatten, ragte es vor ihnen auf. Natürlich war auch jenes übersät von Staub, Ruß und violettem Gift. Mit einem Wischen der Handfläche und dazugehörigem leichten Machtstoß, fegte die Padawan einiges davon fort. Zum Vorschein kam auch hier der einst helle Sandstein. Das Tor hatte allerdings weder Riegel, noch Griff, nach schien es in irgendeiner sichtbaren Verankerung zu hängen. Der Übergang zwischen Tor und Mauer war nur durch eine unscheinbare Erhebung gekennzeichnet, die nun, befreit von den Zeichen der Zeit und Entweihung, eine Inschrift zu Erkennen gab.


“Nur ein Lehrer der Macht vermag das heilige Wissen dieses Ortes zu vermitteln”, las sie die Worte vor.

Irgendetwas sagte ihr, dass die Inschrift, Aurabesh in den Stein eingemeißelt, nicht einfach nur so ein Spruch war.


“Na dann Lehrer der Macht: Verschaff’ uns Zutritt und vermittle uns heiliges Wissen.” Fast hätte sie Arlen feixend in die Seite geknufft, ehe ihr einfiel, dass sie vorsichtig mit Körperkontakt sein wollte. Das Dunkle wartete nur darauf, erneut von ihm Besitz ergreifen zu können.

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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen
 
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Mit schmerzenden Armen zog Arlen sich als letzter das Seil hinauf, bis er schließlich bei den anderen beiden auf dem Stahlträger stand. Das Material schien stabil genug zu sein, sie für den Moment alle auszuhalten und so nahm er sich die Zeit das Seil wieder aufzuwickeln und wieder an seinen Gürtel zu hängen. Als er zu dem Griff seines Lichtschwertes kam, den er als improvisierten Enterhaken missbraucht hatte, verzog er schuldbewusst das Gesicht. Das Manöver hatte funktioniert, jedoch auf Kosten des komplexen kleinen technischen Gerätes.

Das Gewicht von gleich drei Jedi konzentriert auf eine kleine Stelle in der Mitte, um die sich das Seil festgezogen hatte, hatte dem Schwert wohl endgültig den Rest gegeben. Hatte Arlen gehofft den durch die Droidenpanzerung verursachten Schaden mit ein bisschen Schraubarbeit reparieren zu können, wagte er gar nicht daran zu denken, was in dem in der Mitte geknickten Griff nun alles Kaputt sein mochte. Ein Gewirr dünner Drähte ragte aus der Seite, aus der normalerweise die Klinge kam und ein vernehmliches Klackern ertönte, wenn er den Griff schüttelte. An sich hätte er gar nicht erst gewagt noch einmal zu versuchen das Schwert zu aktivieren, doch hatte das Seil den Schalter permanent eingedrückt, sodass dies ohnehin nicht mehr möglich war. Damit hatte sich die Anzahl verfügbarer Waffen also um eine weitere reduziert. Und dabei hatten sie vor nicht ganz so langer Zeit noch mehr Lichtschwerter als Jedi gehabt!


„So einen nachtragenden Droiden habe ich auch noch nicht gesehen.“

, antwortete Arlen auf Faiths Feststellung.

„Und einen mit derlei Ressourcen zum Verbrennen schon gar nicht. Das beantwortet aber dann vermutlich auch die Frage, warum das erste Mal nicht gefruchtet hat.“

Arlen tauschte einen vielsagenden Blick mit Tha’klen.

„Wenn Alphakiller irgendwo eine Sicherheitskopie seines Bewusstseins und weitere Droidenkörper hat, können wir ihn so oft überfahren oder aufspießen, wie wir wollen…“

Nachdenklich brummte er.

„Aber du hast Recht, Faith. Wir sollten unseren Besuch hier so kurz wie möglich gestalten. Idealerweise machen wir uns morgen früh zum Treffpunkt auf und warten da auf Gold-7. Wenn wir Glück haben, war die Fake-Motte, die ich erschossen habe, sein einziger Spion und wir sind erstmal aus seinem Blickfeld, wenn wir von hier abfahren.“

Während sie geredet hatten, hatten das Eingangstor des Tempels erreicht. Wenn man das denn so nennen wollte. Schweigend schaute Arlen zu, während Faith das Portal händisch und mit der Macht etwas freilegte und musste Schmunzeln, als er den freigewordenen Aurebesh-Schriftzug las. Ein Lehrer der Macht also. Humor hatten sie ja, diese verblichenen Tempelbauer. Auch wenn er absolut verstand, warum solch eine Sicherheitsmaßnahme nötig gewesen war. Doch was war die Lösung des Rätsels?

„Ich glaube ganz so einfach ist das nicht.“

, gab Arlen mit einem schiefen Lächeln unter seiner Maske auf Faiths schelmische Forderung zurück.

„Jeder Hans-Jedi kann sich Lehrer nennen. Aber was einen Lehrer definiert sind ihre oder seine Padawane. Klingt für mich nach einer guten Entschuldigung euch beiden noch etwas beizubringen.“

Mit einem halb verborgenen Grinsen schaute er von einer zur anderen.

„Warum kommen wir nicht nach dem Kampf erstmal ein bisschen runter und erholen uns. Formen wir einen Kreis und meditieren erstmal eine Runde. Geduld ist das halbe Leben als Jedi.“

Gesagt, getan und im nächsten Moment saßen die drei sich kniend gegenüber und reichten sich die Hände. Arlen leitete die Übung an und ließ sie als Gruppe in die Tiefschlaftrance gleiten. Der Kampf gegen Alphakiller war hart gewesen. Auch wenn ihr Quadrell gegen Angelus brutaler gewesen war und in ihrer Niederlage gemündet war, so hatte der Sieg gegen die Maschine doch deutlich mehr an ihrer Substanz gezehrt. So war es gut sich erst einmal ein bisschen Zeit für sich selbst zu nehmen, bevor es weiterging. Nach vielleicht einer Stunde unterbrach Arlen die Verbindung wieder und erhob sich mit einem Blick auf das noch immer geschlossene Portal.

„Scheint, als war es das noch nicht ganz.“

, sagte er und grinste. Tatsächlich hatte er damit gerechnet und es war ja auch gar nicht Sinn der Übung gewesen. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel und doch fühlte er sich nach den zurückliegenden Strapazen des Tages schon deutlich erfrischt.

„Faith, wenn ich mich richtig erinnere, steht von den Grundfähigkeiten nur noch das Abwehren von Machtangriffen für dich auf dem Programm. Bis die Tür meint, dass ich tatsächlich ein Lehrer bin, will ich also die Gelegenheit nutzen euch das ein bisschen näherzubringen. Kommt, stellt euch nochmal mit mir im Kreis auf.“

Kurz wartete er, bis die Padawane der Anweisung nachgekommen waren und streckte dann seinen Geist aus. Sanft übte er mit unsichtbaren Fingern Druck auf Faiths Schulter aus.

„Tha’klen, ich benutze grade den Machtgriff, um Faith sozusagen eine Hand auf die Schulter zu legen. Mach das bei mir bitte. Und Faith bei Tha’klen.“

Ermutigend nickte er den Padawanen zu und fuhr fort, als er Tha’klens ‚Hand‘ auf seiner Schulter spürte.

„Jetzt möchte ich, dass ihr eure Sinne ausstreckt. Spürt euch selbst, spürt uns andere. Spürt unsere geistige Verbindung zueinander und wie wir die Macht benutzen, um uns gegenseitig zu berühren.“

Ein paar Minuten verbrachten sie schweigend, während Arlen den Padawanen Zeit gab das Gesagte zu verstehen und ihre Verbindungen zueinander zu erforschen. Schließlich fuhr er fort:

„Ich werde jetzt die Macht benutzen, um Tha’klens Machtgriff abzustreifen. Verfolgt mit euren Sinnen wie ich das tue. Ich greife nicht frontal an, das wäre wie Feuer mit Feuer bekämpfen. Ich greife stattdessen in seine Verbindung ein. Stellt es euch vor wie ihr einen Faustschlag pariert. Ihr pariert nicht die Faust selbst, sondern ihr lenkt den Arm, sodass die Faust abgleitet. Verstanden? Ich demonstriere.“

Wie erklärt, strecke Arlen seinen Geist aus und unterbrach Tha’klens Griff. Der Druck auf seiner Schulter ließ nach. Doch bevor er es die Padawane versuchen ließ, hob er nochmal zu einer weiteren Erklärung an:

„Der Sinn der Übung ist nicht euch weiß zu machen, dass jeder Machtangriff auf genau diese Weise abgewendet wird. Ich möchte stattdessen, dass ihr lernt den Machteinsatz mit euren Machtsinnen zu erkennen und so Wege zu finden ihn zu neutralisieren, oder abzuwehren. Ein Machtstoß ist anders zu unterbrechen als ein Machtgriff, aber das lernt ihr dann, wenn ihr besser in dieser Technik werdet. Soweit klar? Dann versucht es doch einmal selbst.“


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Die Deckenlampe in Mariams Büro summte unangenehm laut und warf ihr hartes, gelbes Licht auf das Operative, die auch in diesen späten Abendstunden noch in ihrem Büro saß. Das Fenster ins Freie stand einen Spalt offen, um gleichzeitig für wenigstens ein bisschen frischer Luft zu sorgen, aber auch die aufdringliche Insektenwelt Keladas nicht hineinzulassen. Beides funktionierte nur so mäßig und so war die Luft in dem kleinen Raum gleichzeitig äußerst schlecht, aber auch erfüllt von einigen winzigen Cousins der auch hier allgemein weit verbreiteten Mondmotten. In der Ecke zeugte ein Haufen durchwühltes Bettzeug davon, dass Mariam schon ein paar Tage nicht mehr zuhause gewesen war.

Grade schlürfte sie eine ausgiebige Portion
Glowblue-Nudeln aus einer Takeawaybox, während über einen ihrer Bildschirme ein Holonetfeed flimmerte. Mit einem Ohr hörte sie zu, doch es bedurfte ihrer gesamten Willensstärke nach dreizehn Stunden in ihrem unbequemen Stuhl nicht gedanklich abzudriften. Kerbal und Navalon waren nicht erst seit gestern eine Obsession, doch hatte sie entschieden, dass nun Ergebnisse geliefert werden musste. Bereits jetzt hielten die flüchtigen Terroristen sie von ihren eigentlichen Aufgaben ab und dass Mariam sich entschieden hatte den Gouverneur nicht darüber in Kenntnis zu setzen, half nicht dabei ihre Aktivitäten zu rechtfertigen. Die Operative wusste, dass sie nun entweder etwas finden oder etwas an ihrem Vorgehen ändern musste. Und auch, dass Kerbal erneut zuschlagen würde, ließe sie das zu.

Doch fast alle Spuren, die sie gehabt hatte, hatten sich bereits vor zwei Tagen in Wohlgefallen aufgelöst. Wie sie vermutet hatte, brachten Holoaufnamen aus Colina den Kerbal zugeteilten 93-B in Zusammenhang mit der Entführung von Sellon Jittek. Auch war das Hovercraft dabei gefilmt worden, wie es die Stadt in einer ganz bestimmten Richtung verlassen hatte. Doch dann war Kerbal ein weiteres Mal in der verdammten Wildnis verschwunden und alles, was sie tun konnte, war auf seine nächste Sabotageaktion zu warten. Sie war jeder einzelnen Spur, die sie gehabt hatte, nachgegangen. Doch was hatte sie vorzuweisen? Nichts. Nichts weiter! Sicher, genug für einen neuen Haftbefehl von Gouverneur Antares, doch nichts, was verhindern würde, dass Kerbal ihr genauso durch die Finger glitt wie Angelus zuvor!

Und so war sie dazu übergegangen zu improvisieren. Manch einer hätte ihr vorgeworfen, dass sie nach Strohhalmen griff. Und manch einem hätte sie zähneknirschend zustimmen müssen. Doch noch war ihre Gnadenfrist von Antares‘ Geduldsfaden nicht ausgelaufen und so war dies alles, was sie tun konnte. In einem Anflug von Verzweiflung hatte sie damit begonnen der einzigen Spur nachzugehen, die sie noch nicht erschöpft hatte.

Dass Navalon eine Jedi war, wusste sie sicher. Also hatte sie damit begonnen das Holonet nach allem Videomaterial zu durchforsten, das Jedi zeigte. In der Hoffnung etwas zu finden, das sie gegen Navalon in die Hände bekommen konnte. Freunde, Familie, Kollaborateure, Leute mit denen sie gesehen worden war… Doch bisher ohne Erfolg. Und so langsam ging ihr auch das Material aus! Irgendwann am gestrigen Tag hatte Mariam in der Gegenwart begonnen und sich seitdem in die Vergangenheit vorgearbeitet. Navalon war noch jung und so sah die Operative wenig Nutzen darin länger als einige Jahre zurückzugehen. Doch auch so war es genug. Aufnahmen von Jedi die im Senat sprachen, Veranstaltungen besuchten, Babys küssten… So viele Gesichter und abartige Spezies. Doch keine einzige hellhäutige Menschenfrau mit buschigen Brauen.

Grade lief eine
Live-Reportage zum Siegesball zu Corellia auf Mon Calamari in doppelter Geschwindigkeit über Mariams Bildschirm. Es war eine der letzten Quellen, die sie für sich herausgesucht hatte. Möglicherweise vielversprechend, da viele Jedi zu Ende des großen Krieges über den roten Teppich marschiert waren... Doch auch so ziemlich ihre letzte Hoffnung. Navalon hatte wohl kaum im Krieg selbst gekämpft. Dafür war sie schlicht zu jung. Wenn sie also hier nichts fand… Müde nahm Mariam einen der letzten Bissen Nudeln und überlegte es für heute Abend sein zu lassen. Grade wollte sie den Feed stoppen, als ein bekannter Name fiel.

Eowyn El’mireth. Mit Gift in den Augen sah Mariam auf. Das war sie also. Die Königsmörderin. Grade kommentierte die Moderatorin das blaue Korsagekleid der Jedi, was der Operative ein angewidertes Würgen entlockte. Natürlich wurde sie von dreckigen Xeno-Padawanen begleitet. Ein Kaminoaner und ein Miraluka, klassische Beispiele republikanischer Korruption. Wenn nur endlich das Imperium die verlorenen Gebiete zurückeroberte, würde es diesen Abschaum endlich aus der Galaxis tilgen…


„Und direkt dahinter folgt Arlen Merillion, ebenfalls ein Padawan. Er schreitet äußerst souverän über den roten Teppich. Ich muß schon sagen, daß sich der Orden hier durchwegs hervorragend präsentiert, Straccia Tella.“

, fuhr der männliche Moderator fort und mit einem belustigten Kopfschütteln blickte Mariam auf, um zu sehen, was für eine Xeno-Kreatur diesmal als Creme de la Creme des Jediordens präsentiert werden würde. Und erstarrte. Der Moment war vorüber, ehe sie sie sich daran erinnerte den Mund voller blauer Nudeln wieder schließen. Hastig spulte sie zurück.

„Und direkt dahinter folgt Arlen Merillion, ebenfalls ein Padawan.“


, wiederholte sich die Aufzeichnung und wieder sah sie das vertraute Gesicht über den roten Teppich schreiten. Das rote Sith-Gesicht das sich mit dem Teppich mehr als Biss. Darth Kerbal, merklich um Jahre jünger – aber das war er! Ein unbeholfener Teenager, der hastig, ohne die Kameras anzusehen durchs Bild ging, als wolle er gar nicht wirklich gesehen werden! Kaum ein vergleich zu dem selbstbewussten Sith-Krieger, dem sie erst neulich im Nordpolarkreis gegenübergestanden hatte. Darth Kerbal, oder wie ihn der Moderator nannte: Arlen Merillion. Padawan. JEDI-Padawan. Ein fast schon hysterisches Lachen entrang sich Mariams Brust, während sie die Aufzeichnung ein drittes Mal abspielte.

„Jetzt habe ich dich…“

, murmelte sie, die Takeawaybox auf ihrer Tischplatte, umgeworfen und vergessen. Die Arme in die Höhe gereckt.

„Jetzt habe ich dich, du terroristisches Stück Aliendreck. Wart‘ ab, bis ich dich in die Finger kriege… Sith am ARSCH!“


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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen


Sie hatte die Worte mit einer Stimme vorgelesen, die zwischen Ernst und Routine schwankte. Ein Teil von ihr wollte lachen. Natürlich ließ man sie nicht einfach so eintreten. Alles war wieder eine Prüfung, wieder eine Bedingung, eine Grenze, die überwunden werden musste. Als hätte der Kampf gegen Alphakiller allein nicht dazu gereicht. Typisch Jedi.

Als sie das unter der Maske angedeutete Grinsen Arlens sah, ließ Faith die Ironie mit einem schwachen Atemzug entweichen.


“Geduld ist das halbe Leben der Jedi”, wiederholte sie, wobei es ihr schwer fiel, ihre Worte nicht wie Spott klingen zu lassen. Jedenfalls folgte sie seiner Aufforderung, kniete sich nieder und legte ihre Hände in die der anderen.

Die Tiefschlaftrance setzte nicht sofort ein. Dieses Mal hatte sie ihre Schwierigkeiten. Zu sehr hallte der Kampf noch in ihren Knochen und brennenden Muskeln nach. Erst nach vielen Herzschlägen ließ der Gedanke an die Anstrengungen in ihrem Kopf nach und die Schwere löste sich von ihren Gliedern. Die Macht umarmte sie wie lauwarmes Wasser, das jeden Muskel entspannte.

Und im nächsten Augenblick war da eine neuerliche Vision. Erneut war sie weder klar noch deutlich, lediglich ein Flackern: Arlen, umgeben von Schatten, die wie Finger nach ihm griffen. Doch dazwischen, zart, aber unerschütterlich, eine Linie aus Licht, in der sie sich selbst sah. Für einen Moment war sie versucht, sich tiefer hinein zu lehnen, doch die Trance trug ihr Bewusstsein davon und verwischte die Bilder wie im Wasser verlaufende Tinte.

Als sie die Augen wieder öffnete, fühlte sie sich leichter. Die Bilder der Vision blieben nur noch ein flüchtiger Eindruck, nicht mehr als die ungreifbare Erinnerung an einen Traum. Der Himmel über ihnen hatte sich kaum verändert, doch es war Zeit vergangen. Es gab eine klare Trennung von Vorher und Nachher, spürbar besonders in ihren eigenen Gliedern, die ihr die heilsame Erholung dankten.

Arlen erhob sich derweil, redete von Machtgriffen und dem Abwehren selbiger. Faith folgte seiner neuen Aufforderung beinahe mechanisch. Sie spürte, wie sich ein sanfter Druck auf ihre Schulter legte - unsichtbar, aber unmissverständlich wie die Macht selbst. Faith machte es nach, erwiderte den Griff auf Tha’klen. Es war nicht gleich zu verstehen, was Arlen meinte. Natürlich spürte die Padawan dien Verpine. Gegenseitige Verbindung? Es dauerte eine kleine Weile, ehe sie den Unterschied bemerkte. Es fühlte sich an, als würden sie die Präsenz des jeweils anderen fixieren und ging über eine körperliche Verbindung hinaus.
Als der Jedi-Ritter die Verbindung kappte, verstand Faith, was er meinte.

Aus dem Überschwang einer neuerlichen Selbstüberzeugung, die sie aus dem Erlebnissen zog, die sich seit der Trennung von Chesara als ihre Meisterin ereignet hatten, versuchte sie es zunächst zu hastig. Sie riss an der Verbindung, als würde sie ein Seil zertrennen wollen, roh und ungestüm. Als Antwort spürte sie nur, wie der Widerstand zurückschellte und ihre eigene Konzentration verwirbelte.

Also atmete sie tief durch, zwang sich zu etwas mehr Ruhe und tastete noch einmal vorsichtiger. Diesmal nicht mit zwanghaftem Erfolgsdruck, der in Gewalt mündete, sonder mit Gefühl. Es war, als würde sie mit ihren Machtsinnen die Oberfläche eines Sees berühren, und den seichten Strom umlenken, sodass die kleinen Wellen nicht mehr gegen sie, sondern um sie herum flossen. Und tatsächlich - Tha’klens Griff löste sich von ihr ab, wie die besagte Welle, die um einen Stein herum floss.

Faiths Lippen verzogen sich zu einem kurzen, zufriedenen Lächeln. Nicht, weil sie so stolz auf sich selbst war, sondern weil sie einen Blick auf die Inschrift der Tür warf. Arlen konnte ein liebenswerter Idiot sein, eingefahren in seiner Sichtweise auf die Natur der Welt. Aber mit Sicherheit war er kein schlechter Lehrer. Tha’klen hatte Glück.

Das Tor verharrte jedoch unbewegt. Die Padawan hob leicht die Augenbrauen.


“Nicht genug? Was sollen wir denn noch tun?”, blaffte sie den Tempel an, als wäre er es, der sich ihnen gegenüber für die Anstrengungen der letzten Wochen als Verantwortlicher entschuldigen musste und hob herausfordernd die Arme.

“Das ist so typisch. Und komm mir jetzt nicht mit Geduld.” Sie sah Arlen an, bevor er auch nur das Wort ergreifen konnte.
“Kann es nicht ein einziges Mal einfach sein? Ich bin müde. Ich will nach hause.”

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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen
 
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Zufrieden verfolgte Arlen wie schnell Faith die Übung begriff und korrekt umsetzte. Die Padawan hätte es vermutlich nicht hören wollen, doch bemerkte und schätzte er wie weit sie in den letzten Wochen gekommen war. Noch zu gut hatte er ihre Stimme im Ohr, wie sie geklungen hatte, nachdem er sie aus dem Gefängnis gerettet hatte. Dieselbe junge Frau die sich damals so gar nichts zugetraut hatte, kämpfte nun ohne mit der Wimper zu zucken gegen Sith-Krieger und technologisch überzüchtete Kampfdroiden. Und meisterte eine neue Machtfähigkeit in unter einer halben Stunde.

Sein stolzer Ausdruck verschwand auch nicht, als sie sich ob des mangelnden Erfolges beim Öffnen des Tempelportals frustriert zeigte. Anders als Arlen gehofft hatte, hatte den Padawanen etwas beizubringen keinen Erfolg gebracht, doch noch waren seine Ideen nicht erschöpft. Trotzdem hatte er Verständnis für Faiths Frust. Sie alle hatten in der letzten Zeit viel zu viel mitgemacht und es grenzte vermutlich an ein Wunder, dass sie nicht alle als Nervenbündel in Fötalstellung in irgendeiner Ecke lagen. Geduldig warf er also Faith unter seiner Maske hervor ein ermutigendes Lächeln zu.


„Erinner‘ dich, was ich was ich euch über Machtmut beigebracht habe. Lass uns doch nochmal für einen Moment die Augen schließen.“

Mit einer Handbewegung bedeutete er Tha’klen Faiths Hand zu nehmen und ergriff dann selbst die andere Hand ders Verpine.

„Erforschen wir unsere Gefühle – und lassen sie zu. Es ist okay frustriert zu sein, wütend auf diesen Planeten. Wer wäre das nicht. Lasst uns einmal gemeinsam diesen Frust spüren.“

Einen Moment lang gab er ihnen allen Zeit, dann sprach er weiter:

„Und nun lasst uns die Macht spüren. Das Universum. Diesen Tempel. Schaut wie wir ein Teil des großen Ganzen sind – und unsere Gefühle ein Teil von uns. Spürt den Frieden dieses Ortes, der Macht, unserer Herzen…und lasst die Gefühle verstreichen.“

Erneut wartete er einen Moment ab – vielleicht auch ein paar Minuten – bevor er wieder die Augen öffnete.

„Besser?“

, fragte er in Faiths Richtung, bevor er seine Aufmerksamkeit endlich wieder auf das Portal richtete. Zielstrebig trat er auf den geschlossenen Durchgang zu und legte die Hände auf den freigelegten Sandstein. Dann schloss er ein weiteres Mal die Augen. Schon eben hatte er diesen Ort in der Macht gespürt, doch nun ließ er seine Energie durch sich hindurchströmen, mit allem, was dazugehörte. Die Macht hier war müde mit der Einsamkeit und Verachtung, der sie zu lange ausgesetzt gewesen war. Und doch spürte er fast schon ein freudiges Erkennen, als seine Aura, die des Gebäudes berührte. Gespannt öffnete er die Augen, doch noch immer war das Portal geschlossen. Für einen Moment verwirrt starrte er den widerspenstigen Sandstein an, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

„Tha’klen, Faith, kommt zu mir. Legt eure Hände auch an den Stein. Streckt eure Sinne nach dem Tempel aus.“

Gesagt, getan. Zu dritt spürten sie noch einmal der Aura des Tempels nach und diesmal war die Reaktion des Ortes stärker. Für einen Moment geschah nichts, doch dann ertönte das Geräusch von Stein, der über Stein schabte. Endlich – endlich! – standen sie vor einer geöffneten Tür.

„Seht ihr, das ging doch schon fast ohne Probleme!“

, sagte er lachend und wollte grade einen Schritt hineintun, als sein Comlink ein eindringliches Piepen von sich gab. Mit gerunzelter Stirn zog Arlen das kleine Gerät aus der Tasche und überflog die Nachricht mit hoher Priorität, die es allen Widrigkeiten zum Trotz aus der Neuen Republik hinaus und auf diesen entlegenen Winkel Keladas geschafft hatte. Nach kurzem Zögern las er sie laut vor:

„Der Rat ordnet alle Jedi auf imperialen Planeten an, je nach Lage Missionen unverzüglich abzuschließen, unterzutauchen oder, falls nicht anders vertretbar, mit äußerster Vorsicht weiterzuführen. Es besteht der dringende und begründete Verdacht, dass sich die Situation zwischen der Republik und dem Imperium in den nächsten Stunden bis Tagen zusehends verschärfen oder sogar eskalieren könnte.
Gebt auf euch und eure Nächsten Acht und möge die Macht stets mit euch sein!“


Mit zusammengebissenen Zähnen sah er auf und warf den Padawanen einen Blick zu.

„Ach wie gut, dass wir uns ohnehin so schnell wie möglich auf die Socken machen wollten.“

Der Moment der Freude, den er grade noch ob des Erfolges mit der Tempeltür gespürt hatte, war schon wieder erloschen. Für wenige Minuten hatte er sich fast so etwas wie wohl in der giftdurchseuchten Schlucht gefühlt, doch die Nachricht war die nötige Erinnerung, dass ihre Tage hier zwangsweise gezählt waren.

„Nun, wir wollten morgen früh ohnehin weiterziehen. Ich schlage also folgendes Vorgehen vor. Wir schauen uns jetzt im Tempel um, mit zwei Zielen. Zum einen wollen wir einen guten Raum zum Lagern finden, zum anderen sollten wir alle Artefakte sichern, die wir finden können. Ich denke wir müssen davon ausgehen, dass wir die letzten Jedi sein werden, die für eine ganze Weile – vielleicht sogar bis zum Ende dieses Ortes – hier sein werden. Was wir zurücklassen, wird in Vergessenheit, oder vielleicht sogar Sith in die Hände fallen. Bedenkt trotzdem, wir haben nur begrenzte Transportkapazität, also werden wir vermutlich priorisieren müssen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, steckt es erstmal ein und dann sortieren wir im Lager aus, wenn es sein muss.“

Leise seufzte er und versuchte etwas in der Dunkelheit des Eingangs zu erkennen. So ausgesprochen fühlte sich die ganze Sache ein bisschen wie Plünderung an, doch es ging ja nicht anders. Und immerhin gehörte das Gebäude zu ihrem eigenen Orden, der die Mission – und den Abtransport wichtiger Artefakte – sanktioniert hatte.

„Soweit klar? Ich denke wir können uns aufteilen, solange wir mit der Macht in Kontakt bleiben…“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Industriebrache / Tempelschlucht / Vor dem Tempel ] Arlen, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada System | Kelada | Weit südlich von Colina | Industriewüste | Vor dem Tempeleingang ]
Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen

Staub rieselte aus den Ritzen des Tores, als es sich aufschob. Es rieselte durch die Luft und legte sich auf Faiths Haare, sodass die ohnehin feuchten, an der Maske klebenden Strähnen eine graue Farbe annahmen. Zunächst stand sie nur da und starrte in die Dunkelheit.
Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch.

Das schrille Piepsen von Arlens Comlink störte den Augenblick jedoch gnadenlos. Faith sah zum Jedi-Ritter, und lauschte ihm, als er vorlas. Ihre dicken Augenbrauen zogen sich zusehends zusammen. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Der Rat der Jedi warnte vor einer Eskalation. Krieg? Ausgerechnet jetzt?

Ihre Gedanken schwebten zurück zu ihrer Einheit. Ob sie sich gerade auf einen kommenden Krieg vorbereiteten, unter einem anderen Lieutenant? Männer und Frauen, ihre Kammeraden, die heute bereits vielleicht marschierten. Heute vielleicht schon starben. Ohne sie. Faith fühlte, wie ihr Herzschlag schneller wurde. Während sie hier in der vergifteten Luft nach Relikten suchten, konnten sie für die Sicherheit der Galaxie bereits mit ihren Leben bezahlen.

Ein leiser Ton entwich ihr, kein Wort, kein Seufzen. Kaum mehr als ein angestrengtes Ausatmen. Sie sollte bei ihnen sein.

Dennoch hatte sie hier eine Aufgabe. Pflicht war Pflicht. Sie war nicht nur Soldatin, sie war auch Jedi-Padawan. Ihre Zeit in der Armee hatte sie gelehrt, das zu akzeptieren.

Sie sah erneut zu Arlen. Er scherzte noch halb, in den Versuch, die Stimmung nicht kippen zu lassen. Allerdings bemerkte sie den Schatten in seinen Augen. Der Moment der Freude, als sich das Tor geöffnet hatte, war verflogen. Von den Mauern des Tempels kam nun Stille.


“Auf geht’s.” Die Stimme der Padawan klang rauer als sie beabsichtigt hatte.Plündern wir unser eigenes Erbe, bevor es Darth Angelus oder jemand anderes tut.”

Sie zog sich die Maske vom Gesicht, rieb sich mit der Rückhand den Schweiß und Staub aus den Augen und trat über die Schwelle.

Die Luft im Tempel war kühl und klamm. Ihre Stiefel hallten dumpf vom steinernen Boden auf. Wie viele Jahre war hier niemand mehr gewesen? Dunkle Schatten lungerten in den Ecken, wo Reliefs von Jedi einst Szenen des Lernens und der Prüfung festgehalten hatten. Vieles war verfallen.

Die Macht hier fühlte sich anders an als draußen. Immer noch schwach, fast müde. Aber in der Dunkelheit vibrierte sie beharrlicher. Wie das Herz eines Verletzten, das weiterschlug. Faith hielt kurz inne, schloss für einen Moment die Augen und ließ sich von der Vibration durchdringen. Das schwache Pochen wirkte tröstlich.


“Die Macht heißt uns willkommen”, kommentierte sie, was sie fühlte.

Faith ließ den Blick die Gänge entlang wandern, die sich von der Eingangshalle in verschiedene Richtungen abzweigten. Auf Arlens Vorschlag hin nickte sie bestätigend. Dann suchte sie sich einen Gang aus, bei dem sie ein gutes Gefühl hatte, und betrat ihn.

Kurz fühlte sie sich, als würden die Schatten sie verschlucken, als sie den ersten Fuß hinein setzte. Der Staub, der hier lag, wirkte älter als sie selbst, vielleicht älter als jeder Jedi, den sie kannte. Die Wände zu beiden Seiten waren jedoch mit altertümlichen Lichtern gespickt, die genau dann sanft aufleuchteten, wenn Faith in ihre Nähe trat und hinter ihr wieder erloschen. Spinennetze hingen von den Decken und spannten sich in alle Richtungen.

Von dem Alter des Ortes ergriffen fuhr Faith mit einer Hand über die Wand. Kalter Stein, uneben gehauen, doch beständig. Unter der Fingerspitze glaube sie zudem schwache Gravuren zu spüren, die jedoch mit dem einfachen Auge nicht mehr erkennbar waren. Jedenfalls gab es hier Spuren von Leben, von Lernen - von einem Alltag, der lang vergangen war.

Nach einigen Schritten öffnete sich der Gang in eine kleine Kammer. Es handelte sich um ein Schlafquartier, soviel schien sicher. Ein schmales Bettgestell aus Holz, dessen Matratze längst verfallen war. An der Wand lehnte ein Regal, dessen Bretter morsch und schief hingen. Ein Schrank, dessen türen halb geöffnet in den Angeln baumelten. In der Luft hing ein Geruch zwischen Moder und abgestandenen Wasser.

Vorsichtig trat sie ein. Die Augenbrauen zogen sich erneut zusammen, als ihr Blick auf ein längliches Objekt am Fußende des Bettgestells fiel. Zwischen den eingestürzten Resten einer Wandhalterung lag eine Waffe - kein Lichtschwert, wie sie zunächst enttäuscht feststellte, sondern etwas roheres. Eine Vibroklinge. Der silberne Griff war angelaufen, die Klinge sah stumpf aus, doch noch relativ intakt. Faith bückte sich hinab, hob die Waffe an und wog sie in der Hand. Es war anders als ein Lichtschwert, aber besser als gar nichts. Ihres war verloren und das E-10R lag am Fuß der Schlucht, zerschmettert unter Alphakiller.

Als sie den Raum wieder verließ, bemerkte sie am Ende des Ganges eine Tür. Anders als die offene Kammer war sie verschlossen. Daneben befand sich ein uraltes Terminal, das - zu Faiths abermaliger Überraschung - blinkte. Hatte der Tempel noch Energie? Faith verzog die Lippen.


“Schau mal, was du tun kannst, Zweibein.”

Der Droide erwachte und piepste empört von ihrem Rücken, als hätte sie ihn geweckt. Mit einem ungehobelten Kommentar hüpfte er von ihr herab, schwebte auf das Terminal zu und steckte einen seiner Datenarme in die Buchse. Faith verschränkte die Arme und lauschte den hektischen, teils frustriertklingenden Binärsequenzen, die er dabei von sich gab. Es dauerte ein wenig, aber schließlich klickte es und die Tür glitt knirschend auf, so als erinnerte sie sich nicht mehr daran, beweglich zu sein.

Hinter der Schwelle lag eine Werkstatt. Der Raum war größer, erfüllt von den Resten der Arbeiten, die hier erledigt wurden. Von Staub bedeckte Werkbänke, auf denen halbfertige Gerätschaften lagen. In der Ecke lag ein zusammengebrochener Droidenkörper, aus dem ein ganzer Kabelbaum ragte und sich wie Adern über den Boden erstreckte. Auf einer der Werkbänke lag jedoch etwas, das nicht völlig zerfallen war.

Faith trat näher. Es sah aus wie ein Visor, rechteckig, mit einem breiten, dunkel getönten Glas. An der Seite befanden sich Anschlüsse, die in den Helm eines Piloten oder eines Technikers integriert werden konnten. Sie hob ihn vorsichtig auf und wischte mit der Handfläche den Staub davon.
Ein Interface Visor. Die Oberfläche war stumpf, aber er wirkte … möglicherweise funktional. Vielleicht enthielt er noch Daten aus einer längst vergangenen Zeit. In einem früheren Leben hätte dieses Ding sowas wie ein Hilfsmittel für Mechaniker sein können. Hier, inmitten der Tempelruine, fühlte es sich wie ein Artefakt an. Sie stopfte ihn in einen kleinen Beutel.

“Besser als nichts.”

Dann wandte sie sich zurück in den Gang - vielleicht gab es in der Tiefe des Tempels noch wertvolleres. Vorher ließ sie noch ihre Jedi-Sinne ausschweifen, um zu spüren, ob die anderen beiden noch da waren.

[ Kelada System | Kelada | Weit südlich von Colina | Industriewüste | im alten Jedi-Tempel ]
Faith & Zweibein
 
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