Statisten, Statisten: Ros Breden
31. Januar 2002
Wenn das Drehbuch nach einem wogenden Meer menschlicher (oder fast menschlicher) Naturen verlangt, oder nach einem halben Dutzend Unzufriedenen, die in einer Szene herumlungern, ist es Ros Bredens Aufgabe, diese Körper bereitzustellen. Sie diente für Star Wars Episode II als Chefcasterin für Statisten, und es war ihre Aufgabe, Hintergrundfiguren ohne Dialog im Film zu casten. Diese Hintergrundfiguren können von den wirklich Unbedeutenden ? einem vorbeigehenden Fußgänger in Coruscants Untergrund ? bis zu jemandem reichem, der weiter vorn und im Mittelpunkt steht ? Jedi Krieger wie Luminara Unduli oder Bultar Swan.
?Für meine Bedürfnisse brauchen wir keine echten schauspielerischen Fähigkeiten?, sagt Breden. ?Was wir brauchen ist das Aussehen, und viel davon können wir aus den Photos ersehen.? Anstatt lange Vorsprechen abzuhalten, stammt der Großteil von Bredens Auswahl von Paßphotos, die ihr von örtlichen Casting-Agenturen geschickt werden (örtlich heißt in diesem Fall Australien). ?Ich hatte tausende und abertausende von Photos, die mir von Agenten zugesandt worden waren.?
Diese Tausende wurden in einem drei Monate dauernden Prozeß auf die ungefähr 800 Statisten reduziert, die schließlich ausgewählt wurden.
?Es war ein organischer Prozeß.?, erklärt Breden. Sie arbeitet allgemein aus dem Drehbuch, oder aus einer detailierteren Kurzfassung, wenn sie nach den richtigen Statisten fahndet. ?Manchmal rede ich mit (dem Autor und Regisseur) George Lucas und finde Dinge über besonders benannte Statisten heraus. Ich stelle Photos zusammen und wir wählen aus diesen aus.? Für große Menschenmengen, bekommt Breden eine Kurzinformation über den Schauplatz, und bestimmt dann die Art Mensch, die dort herumhängen könnte. ?Nach Entsprechungen von der Erde bestimmen wir, wie die Leute sein könnten.?, sagt sie. ?Für die Nachtclub-Szene bedeutet das, es ist faszinierend, exotisch, voller schöner Frauen und Männer und voll von Unterschiedlichkeit und Individualität im Aussehen. Für etwas wie eine Fernfahrer-Bleibe ist es etwas rauher und borstiger.?
Das Vermächtnis der Star Wars Saga machte Bredens Arbeit einfacher, sagt sie. ?Die Reaktion der Gesellschaft auf Star Wars war anders, als bei jeder Produktion, an der ich mitgearbeitet habe. Die Leute kennen es und lieben es und engagieren sich dafür, und sie sind Fans. Ich habe Schachteln voll mit Photos, die die Leute mir geschickt haben. Normalerweise würde ich keine bekommen. Es war unglaublich.?, bemerkt sie.
?Sie seltsamsten Anrufe, die ich bekommen habe, sind Leute, die von überall auf der Welt kommen wollen, um für einen Tag Statist zu sein. Aus den Staaten, aus England, von überall her ? auf eigene Kosten. Aber schon allein Leute nur aus Melbourne zu koordinieren ist schwierig, also ist es noch schwieriger, wenn Leute vom anderen Ende der Welt kommen wollen, um Statist zu sein.?
Einmal am Set, nimmt der Enthusiasmus natürlich nicht ab. ?Die, die für einen Tag kommen, kommen zu mir und sagen ?kann ich wiederkommen??. Es ist unglaublich!?, sagt sie lachend. ?Es gibt so viele Leute und einfach nicht genug Rollen für alle. Es kamen tatsächlich 100 Prozent der Leute zur Kostümprobe. Von den 800, kamen vielleicht 8 Leute zu spät und zwei überhaupt nicht, was sehr ungewöhnlich für einen Film ist.?
Während Fotos beim großen Teil des Statistencasting ausrechend waren, gab es eine Rolle, die ein volles, persönliches Vorsprechen erforderte. ?Das Casting der jungen Jedi war die wahrscheinlich größte Casting-Sitzung, die ich abgehalten habe.?, erinnert sich Breden. ?Der Grund dafür war ihr Alter. Wir mußte Kinder finden, die genau gleich aussahen ? eineiige Zwillinge, wenn wir welche finden könnten ? damit wir die Hälfte von ihnen am Morgen, die andere am Nachmittag einsetzen konnten.?
In Episode II wird enthüllt, daß junge Jedi-Kandidaten in Klassen ausgebildet werden, die Yoda beaufsichtigt, bevor sie sich mit einem älteren Jedi als Padawan Schüler zusammentun. Diese Kinder wird man dabei beobachten können, wie der weise Jedi Meister sie mit dem Lichtschwert unterweist. ?Die erste Runde, die ich durchgeführt habe, beinhaltete 60 Kinder. Mit Ältern, und Wächtern, müssen 100 Leute dagewesen sein. Wir holten sie her, um den Papierkram zu erledigen, und gaben sie dann ganz schnell an Nick Gillard, den Stunt Koordinator, weiter.
Er zeigte ihnen ein paar grundsätzliche Jedibewegungen. Es waren viele Leute und viele Kinder, aus denen wir ungefähr 20 Kinder auswählten?, erzählt Breden.
?Der schwierigste Teil war der, alle Kinder glücklich zu halten, und die Eltern ebenso.?, fährt sie fort. ?Die Kinder sind gerade einmal vier, und die Eltern sie wirklich mehr begeistert, als die Kilder. Mit vier glaube ich nicht, daß sie wissen, was abläuft. Ich glaube, es wäre faszinierend, in zehn Jahren mit diesen Kindern zu sprechen, nachdem der Rest der Star Wars Filme veröffentlicht wurde, und mit ihnen darüber zu reden.?
Bredens Arbeit war nicht damit beendet, daß die Kameras rollten. Während die vor Ort Verwaltung der Statisten von den Third Assistant Directors übernommen wurde, war sie dabei, um zu assistieren. Breden trug die Statisten auch ein und aus, und kümmerte sich um den nötigen Papierkram, um sicherzustellen, daß sie bezahlt wurden. ?Die Regieassistenten kümmern sich darum, wo die Statisten plaziert werden, sie managen sie, sorgen dafür, daß sie das Richtige tun und nicht zuviel Krach machen, und daß sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Die größte Tag war der mit der Nachtclubszene, weil wir 150 Statisten hatten, und alle diese Leute für ihr Haar und ihr Make-up durch die Maske mußten. Wir hatten 60 Mädchen, die alle volles Haarstylen und Make-up brauchten, und das nimmt viel Zeit in Anspruch. Selbst wenn man viele zusätzliche Hände zur Verfügung hat, die sich darum kümmern, muß man sehr früh anfangen.
Denen, die Statisten werden wollen, gibt Breden ein paar Ratschläge. ?Du schickst Dein Photo an eine Agentur. Sie schicken es zu uns, damit wir uns ansehen können, wie Du aussiehst. Und dann mußt Du auf den Anruf warten. Es ist ein ?ruf uns nicht an, wir rufen Dich an?-Szenario. Je unterschiedlicher Du bist, desto besser sind Deine Chancen. Es ist ein Wartespiel. Im Film und im Fernsehen gibt es keine Garantien, aber jeder bekommt eine Chance. Das ist das gute daran. Ich sehe mir alle Photos an, die hereinkommen, und jeder, der sein Zeug eingeschickt hat, hat eine Chance.?
Einmal ausgewählt, mußt man die Statisten-Regeln kennen. Es ist einfach, sagt Breden:
Erst einmal mußt Du rechtzeitig erscheinen. Das ist das erste, weil Zeit beim Film ein so wichtiger Faktor ist.
Du mußt Geduld haben. Weil wenn Du hier früh am Morgen auftauchst, könnte es sein, daß Du noch stundenlang nicht zu Set kommst, also mußt Du fähig sein, Dich selbst zu unterhalten.
Du kannst zu keinem der Hauptdarsteller gehen.
Du mußt gesehen, nicht gehört werden.
Du mußt Dich, jedesmal wenn Du am Set bist, daran erinnern, wohin Du gehst, weil Du Dich an Deine eigenen Markierungen erinnern mußt.
Du kannst niemals irgendwo hingehen, ohne es den Regieassistenten zu sagen, damit Du immer eingesetzt werden kannst.
Gib gut auf Dein Kostüm acht.
Nimm nie etwas vom Set mit.
Du ißt nicht, bis nicht die Hauptdarsteller und die Crew gegessen haben.