Bei mir Daheim

colonelveers

Member of the Tattooine Metal Bikini Fetishist Ass
Fahl und klotzig liegt es in der Umwelt, mein Zuhause.
Hort des Schreckens oder konkrete Utopie?
Es ist ganz schön schlimm: Schaut man bei mir aus dem zerschmetterten Küchenfenster, bestreichen die Blicke das örtliche Atomkraftwerk und seine ungelösten Entsorgungsprobleme. Hinter einer Palette mit lecken Plutoniumkanistern verscherbeln ein paar arbeitslose kroatische Butler gestreckte Designerdrogen an sitzengebliebene palästinesische Schlüsselkinder. Die Halbwertzeit von Plutonium beträgt 25.000 Jahre. Die Lagerkapazität ist längst erschöpft. Erschöpft ist auch der karzionomdurchwucherte Betriebsrat, der soeben eine vom Aussterben bedrohte Galapagos-Schildkröte über den Hof zerrt und sie zwischen zwei demolierten Brennstäben lustlos zum O...verkehr zwingt. Lange noch hallen die Angstschreie der Schildkröte durch die Dämmerung.
Die geplante Konferenz der "Initiative alleinerziehender leprakranker Mütter und Väter gegen Apollinaris und Atomkraft" ist wieder abgesagt worden.
Schräg gegenüber befindet sich eine wilde Giftmülldeponie, auf welcher hier und da wimmernde Versuchstiere zu bemerken sind. Sie wurden aus den Schießscharten des angrenzenden Tierlabors geworfen, von dem es heißt, daß dort gebehinderte Zicklein spaßeshalber erst mit Diesel gestillt und dann mit Kotzgeräuschen beschallt werden, und rabiate Crashtests mit Nacktschneckenwelpen in Matchboxautos zelebriert werden.
Leise knattert das Becquerel-Thermometer an der Küchenwand, und mit Beroffenheit registriere ich, daß die fette algerische Kurdin, die sich schon die ganze Zeit unter dem Fußabtreter unruhig auf dem Linoleum wälzt, im Schlaf ganz grausam mit den Kniescheiben knirscht. Die medizinisch dringend erfordrlichen Knieschützer kann sie sich, wie ich später erfahre, beim besten Willen nicht leisten.
Das Überbrückungsgeld reicht gerade für die Bezahlung der querschnittgelähmten babylonischen Toilettenfrau im Kellergeschoß. Das Elend ist hier ganz groß.

Draußen geht ein mausgrauer Regenschauer nieder, und die Dioxinpfützen auf den Garagendaächern stoßen sauer auf.

Dann wird die Stille von einer schrillen Stimme zerschnitten. Sie kommt aus dem Korridor. "Innerhalb des pornographischen Gesamtzusammenhangs", höre ich, " können wir bandscheibengeschädigten Mädchen und Frauen unser Recht auf Würde und Selbstbestimmung ja gar nicht so nachhaltig einbringen, daß die Herabsetzung und Entwürdigung banscheibengeschädigter Mädchen und Frauen von vornherein verunmöglicht werden könnte!" Die Stahltür fliegt auf. "Verpiß dich!" schreit mir die mit der Stimme entgegen. Eine wie mit dem Komposthäcksler frisierte Corona grimmiger Frauen in altrosa-violett-karierten Pump- und Radlerhosen strömt in den Gemeinschaftsraum. Die Kurdin schmatzt entsetzt im Traum. Ich möchte mich schleichen, aber im Korridor ist ein Tumult entstanden. Mehrere vermummte Assyrer un Phönizier dreschen dort auf die verhaltensgestörte serbische Hausmeisterin ein, deren Stiefsohn sich vergangenen Freitagnachmittag aus Verzweiflung über den abschlägigen Bescheid seines Wohngeldantrags das eigene und das Leben seiner kastrierten und verstrahlten Adoptivrobbe geraubt hat, indem er sie mit in die Gemeischaftstiefkühltruhe hinabnahm,die tags darauf vom Finazamt gefändet wurde. Vorsichtige Recherchen ergeben, daß der Tumult auf dem Korridor auf ein Mißverständnis zurückzuführen ist. Die Assyrer und Phönizier haben angenommen, es sei bereits Donnerstag. Donnerstags steht der Gemeinschaftsraum von 16 bis 18 Uhr dem "Initiativkreis bisexueller Assyrer und Phönizier in der IG Aluminium" zur Verfügung, damit auch sie gelegentlich einen Freiraum zur Entfaltung ihrer unvorstellbar deformierten Persönlickeitsmerkmale besetzt halten können.
Es ist aber erst Mittwoch, und mittwochs gehört der Gemeinschaftsraum von 16 bis 18 Uhr traditionell der "Bewegung lesbischer und nichtlesbischer Alkoholikerinnen mit Hasenscharte und Bandscheibenschäden".
"Ich nix verstehen, ich Außengeländer", röchelt die Hausmeisterin, als ihr einer der Phönizier mit zwei geschickten Handriffen das Jochbein aushakt. Oft erfährt man hier erst im individuellen Gesspräch mit den Betroffenen die volle Wahrheit über die Gravierenden Mißstände in diesem Wohnblock und die Leichtfertigkeit, mit welcher die brennenden sozialen Schwierikeiten in der Öffentlichkeit hartnäckig unter den Orientteppich der Verdrängung und des Totschweigens gefeudelt werden.

mfg
colonelveers
 
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Als einige der bandscheibengeschädigten Mädchen und Frauen dazu übergehen, den Assyrern und Phöniziern im Nahkampf mit Karatehieben den Hirnschalen zu zertürmmern, versuche ich , schlichtend einzugreifen, stolpere aber über den Spitzbauch der hochschwangeren Kurdin, kollidiere mit einer geleasten Getreidemühle, ziehe mir eine Platzwunde an der Nasenwurzel zu und bekomme gerade noch mit, daß nun in Gestalt eines amorphen Knäuels aus Nönnchen und Greisen auch das "Forum zweieiiger Zwillingsgeschwister arschamputierter SS-Veteranen" Einlaß in den Gemeinschaftsraum begehrt, um einen neuen "Singekreis zur Pflege des sudetendeutschen Liedguts" zu konstituieren. Multikulturelle Eigeninitiative wird großgeschrieben in unserem Wohnblock, aber immer wiederzerbrechen die posiven Ansätze an der Realität. Um die nötige Zuwendung zu erhaschen, simuliert der eine oder andere Mitbewohner biswielen einen Hörsturz oder eine Herzattacke und windet sich in spastischen Krämpfen ind den Urinlachen vor der verstopften Gemeinschaftstoilette - ein tragisches Schauspiel. Betäubungsmittel wie Valium, Granini, Menthol, Vivil, Maggi sind alles andere als eine Randerscheinung. Bei Fällen dieser Kategorie, bei chronischer Suizidalität oder auch nur bei der Gefahr einer Erektion überwiegt und greift sofort die von der Wohnungsleitung ersonnen Praxis , die Delinqunten mit Stacheldraht auszupeitschen und mit Heftklammerpistolen kopfüber an den Außenmauern zu fixieren.
Die Schlacht umd den Gemeischaftsraum ist abgeklungen. Mürrisch fegt die Hausmeisterin das Hirn und die Blutballen auf ihr rostiges Kehrblech. Auch die epileptische Kurdin ist inzwischen verstorben.
Arbeiten zu allen diesen Gesellschaftsfragen harren en masse der vorteilsfreien Wiederaufbereitung, aber die Zuschüsse reichen weder vorne noch hinten nicht aus. Das auf Eis gelegte Projekt einer zusätzlichen ABM-Stelle durch den Landkreis ergab somit ebenfalls keine günstige Perspektive im Hinblick auf Aktivitäten im Vorfeld einer längerfristigen therapeutischen Reorganisation der beruflichen und außerschulischen Weiterbildung der nationalchinesischen Prostituierten, die sich im Treppenhaus um einen brennenden Aschenbecher geschart haben und mißtrauisch mustern, als ich an ihnen vorüber in meinen Wohnblockflügel krieche. Wiederholt und fortgesetzt als postindustrielle Reservearmee fungieren zu sollen und in einer von männern dominierten Gruppe sozialisiert und zusammerngejocht zu werden, das hat diese Frauen bitter gemacht, und das schlaff und schief aus ihren abgestumpften, fauligen Augäpfeln rinnende Aroma der Verletzlichkeit und des Untergegangenseins spricht lautlose Bände der Resignation und der fehlenden Umsetzungsmöglichkeit feministischer Gegenkultur. Ist es wirklich so, daß die weibliche Asthetik autonomer Mädchen und Frauen erst dann zur vollen Blüte eilen kann, wenn sie die Befähigung erwerben, die strukturelle Angst der direkten Inangriffnahme geeigneter Schritte zur Überwindung der Psychologischen Hürde der patriarchalischen Unterwerfung mittels einer spezifisch femininen Politik des offensiven Diaphragma- und Paradigmawechsels radikal vergegenstandslosen möchten?
Ich krieche weiter.
In meimem Hausflügel wird gerade ein Lämmchen geschächtet. Doch die Freude ist gerübt, seit sich erwiesen hat, daß die Kommunalververwaltung dem alternativen Sanierungskonzept prizipiell ablehnend gegenübersteht.
Ein Wasserhan tropft, ein Ghettoblaster expodiert, ein Haftrichter streicht sich satt und selbstzufrieden über sein Magengeschwür. Was hier passiert, ist wahrlich kein akzeptable Abwicklung sozialer Gegebenheiten mehr. Was sich hier vollzieht, ist Kryptofaschismus - der blanke, von Spekulanten und Negern über die entsprechenden Schaltstellen wie die Geheimdienste, den Mittelstand, die Kapitalverdichtung und die Telekom ferngesteuerte pseudoregenarativ manipulierte Faschismus der herrschenden Klasse aus eindimensional in den gedanklichen Bahnen der Marktwirtschaft und der Apoklypse verankerten Industriekapitänen und Negern und zionistisch-muslimischen Beigeordneten und Saboteuren, die die eingenverantwortlich aufgerollte Struckturreform der Wohnblöcke immer wieder psychophysisch und immateriell zu hintertreiben und für ihre eigenen regroid-militaristisch aufbereiteten Kampagnen einzuspannen und ausschlachten versuchen. Die Bewohner schweigen dazu. Das Urböse, das ist nun ja wohl deutlich geworden, hat gewonnen.
Hier ist meines Bleibens nicht länger, denke ich, als mir urplötzlich eine Gruppe einschlägig vorbestrafter birmesischer Quacksalber laut kreischend das Rückgrat aufschlitzt und das Knochenmark abzusaugen beginnt. Für eine Schüssel Knochenmark ist auf dem hiesigen Schwarzmarkt bereits die eine oder andere spermizidbeschichtete Eskimojungfrau zu haben.
Was bleibt, ist Bestürzung. Und Sehnsucht vielleicht - Sehnsucht und eine diffuse Mischung aus Unwohlsein und Durst - Durst nach einem frisch gezapften Bier.
Da kommt es ja endlich.
Das ist schön.


mfg
colonelveers
 
Zuletzt bearbeitet:
wenn der Text strukturierter wäre würd ich vielleicht auch den 2. Teil lesen.


eine Frage hab ich dazu aber noch: "Was will uns der Autor damit sagen?" Stellt eine Arbeitsthese auf und diskutiert diese mit eurem Nachbarn.
 
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