[Buch-Review] John Christopher: The Tripods (dt.: Die dreibeinigen Herrscher)

Wraith Five

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Teammitglied
Der PISA-Test sagt, dass deutsche Schüler nicht lesen können (ich schließe Besucher des EU-Forums mal aus ;)). Wer ist schuld? Die Lehrer, weil sie den Schülern die Literatur wohl nicht nahebringen können.
Nun, das ist natürlich ein unhaltbarer Zustand, und dagegen muss was getan werden. Darum werde ich jetzt immer, wenn ich ein interessantes Buch (bzw., wie in dem Fall, eine Reihe) gelesen habe, eine kleine Wertung abgeben. Und wer weiß, vielleicht erwecke ich ja Interesse in dem einen oder anderen.
Ich ermutige übrigens jeden, insbesondere natürlich Schüler, das genauso zu machen: es schafft nicht nur evtl. Leute, mit denen ihr über Bücher diskutieren könnt, es fördert auch eure Ausdrucksfähigkeit...

In diesem ?Review? (ich verwende hier den gebräuchlicheren Begriff aus dem angelsächsischen Raum (wenn das Wort natürlich ursprünglich aus dem Lateinischen abzuleiten ist)) Nr. 1 geht es um einen Vierteiler. Besser gesagt, um eine Trilogie plus später geschriebenes Sequel (nicht unähnlich SW, wie ihr seht):

Episode I: When The Tripods Came
Episode II: The White Mountains
Episode III: The City Of Gold And Lead
Episode IV: The Pool Of Fire
(auch als etwas günstigere Box mit besseren Covern erhältlich; auf deutsch leider gar nicht mehr, wie fast alle Werke das Autors)

Die Trilogie (also 2-4) handelt von einer Welt (unserer), in der alle Menschen älter als 14 Sklaven der bösartigen ?Dreibeiner? ? gigantische laufende Maschinen ? sind, was sie jedoch nicht erkennen, weil sie im angesprochenen Alter gewissermaßen indoktriniert werden, ihren ?Meistern? in Allem zu folgen. Nur Kinder sind frei davon, doch da sie von Erwachsenen umgeben sind, werden sie so erzogen, dass sie freudig den Tag erwarten, an dem sie die ?Kappe? erhalten ? einen metallischen Halbkreis, der an ihren Schädel ?geschweißt? wird ? und den ?Meistern? fortan mit umso größerer Hingabe dienen können.
Also ist die Lage ziemlich hoffnungslos, oder, die ganze Welt ist besetzt... tatsächlich die ganze? Nein, denn eine kleine Gruppe von Menschen leistet in der Schweiz noch immer erbitterten Widerstand (scnr :D ) und baut eine Untergrundbewegung auf ? sie stehlen Kinder, die kurz vor der ?Zeremonie? stehen, unterrichten sie von der Wahrheit und schicken sie in die Welt hinaus, um weitere zu rekrutieren (nach angemessenem Training).
So kommt es also, dass eines Tages ein 13-jähriger namens Will (aus dessen Perspektive auch die Geschichte erzählt wird) aus dem Alltag seines kleinen Dorfes herausgerissen wird und in eine Welt, in der ihm jeder feindlich gesinnt ist...
Die generelle Story mag heute nicht mehr sehr originell wirken, vor dreißig Jahren aber war sie das. A propos, das über 10 Jahre später geschriebene Buch (ich kannte es nicht, im Ggs. zu den anderen, die ich vor seehr langer Zeit mal gelesen hatte) schildert, wie genau die Dreibeiner ?Besitz? von der Erde ergreifen konnten (spielt ungefähr inden 80ern) und ist ganz interessant, aber lange kein Vergleich zur Trilogie selbst.
Zur eigentlichen Bewertung: Christopher schafft es (immer bezogen auf das Original natürlich; an die dt. Fassung kann ich mich zwar fast gar nicht mehr erinnern, aber da war?s in dem Fall wohl auch so ? und da?s die nicht mehr gibt, müsstet ihr auch ohnehin mit der engl. Version begnügen ;)), den Leser in seinen Bann zu reißen, wie ich es bei Kinderbüchern (sind sie offiziell) selten erlebt habe. Die Atmosphäre ist eine völlig andere als bei meiner normalen Literatur (Fantasy nämlich), aber sehr dicht nichtsdestotrotz.
Christophers Schreibe ist leicht zu verstehen (bis auf einige Pflanzennamen, die ich selbst nicht kannte; im Ggs. zu Tolkien ist er aber glücklicherweise kein ganzes Herbarium und man muss nur selten Gebrauch vom Wörterbuch machen) und mitreißend (ich weiß, Standard-Spruch für Buchrezensionen ;)).
Die Story bleibt bis zum Schluss äußerst spannend, und der Schluss (der echte) ist brillant und ein düsterer Ausblick auf die Zukunft der Menschheit.

Wurde übrigens mal als britische TV-Serie verfilmt, vielleicht kennen die älteren von euch es daher.

Wer interessiert ist, sich aber nicht so ganz überzeugen lassen konnte, dem empfehle ich erst mal die Lektüre des 2. Bandes (Weiße Berge), der ist nicht teuer, und dann kann er ja immer noch schauen...

P.S.: Oh, und falls es doch schon Leute kennen sollten... warum schreibt ihr hier nicht selbst was dazu? Für Diskussionen bin ich bestens gerüstet (habe Band 4 ja erst heute Mittag fertig bekommen)...
P.P.S.: Jaina wird sich freuen... Bayern wird als Land mit unfreundlichen Bauern, die unschuldigen Bauern Hunde hinterherhetzen, beschrieben ;)...
Q.P.S.: Die Schweizer haben hier einen kleinen Vorteil: Da ein großer Teil besonders des ersten und zweiten Bandes in Frankreich, Deutschland und eben der Schweiz spielt, und sie diese Sprachen sprechen (mehr oder weniger gut bei ersterer ;)), werden sie mit den ab- und zu auftauchenden Ausdrücken und teilweise ganzen Sätzen darin keine Probleme haben...
Außerdem ist ihnen ihre eigene Geographie und die der Gebiete ringsrum geläufig, was einen Atlas für sie unnötig macht ;).
P.Q.P.S.: Das Werk ist einer der großen Klassiker nicht nur des Jugendbuch-, sondern auch des SF-Genres, und deshalb eigentlich ein Muss für Fans (nur so ;))...
 
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Jippi Uiuiuiuiuiui! Dreibeiner! :cool: :cool: :cool:

Die Bücher habe ich früher geradezu verschlungen. Die gabs damals bei uns in der Bücherei und ich hab die Bücher geliebt. Das muß wohl irgendwann in der Grundschule gewesen sein. Leider sind die Bände dann damals beim Jahrhunderthochwasser vernichtet worden...:(

Aber ich kann mich noch erinnern, wie fasziniert ich damals von der Geschichte war. Vor allem dann später, als er dann in der Stadt der Dreibeiner lebte, das war damals echt fesselnd. Nur kann ich mich jetzt nur noch bruchstückhaft an den Rest erinnern. Und an einige Szenen aus der Serie (gabs da nicht Pläne für eine Neuverfilmung?).

Auf jeden Fall danke für den Lesetipp!


Craven
 
Tripods

Hallöchen!
Yeah, die Tripods!! Was waren das immer für gruselige Nachmittage, als die dazugehörige TV-Serie noch lief. Zugegeben, für heutige Verhältnisse ist die wirklich recht billig umgesetzt (wie mit ner Videokamera abgefilmt), aber als Kind fand ich's einfach nur spannend und mitreißend *schauder*. Leider ging der Produktionsfirma dann das Geld aus und die letzte Staffel wurde nicht gedreht.
Die Bücher hab ich auch gelesen (war ein Sammelband vom Arena-Verlag), leider sind sie heute (auf deutsch) längst vergriffen und bei Ebay etc. erzielt das gute Stück immer sofort schwindelerregende Preise. Wär mal Zeit für eine Neuauflage!
Ich hab auch mal die Gerüchte von einer Neuverfilmung fürs Kino gelesen, aber ob was dran ist... keine Ahnung. Wär mal interessant.
Lesenswert ist der Stoff auf alle Fälle (zumindest, soweit ich das noch in Erinnerung hab) - nur den Schluss fand ich damals bisschen wenig ermutigend. *Achtung Spoiler*
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Nachdem sich die Menschheit der fiesen Aliens endgültig entledigt hat, gehen - wie sollte es anders sein - die Scharmützelchen untereinander wieder los. Naja, zumindest sieht's dann auf der Erde wieder genauso aus, wie vor der Invasion der Viecher:D

Gruß,
Shmi :cool:
 
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Re: Tripods

Sowas, hat also doch jemand gelesen...

Original geschrieben von ShmiSkywalker
Die Bücher hab ich auch gelesen (war ein Sammelband vom Arena-Verlag),

Ich nehme an, ich hatte die gleiche Ausgabe wie du gehabt...
Denn ich bin mir ganz sicher, dass es nicht verschiedene Bücher waren (allerdings, vielleicht spielt mir mein Gedächtnis auch einen Streich, denn an Szenen aus Teil 4 konnte ich mich eigentlich überhaupt nicht erinnern, als ob ich das nie gelesen hätte)...
Kurz darauf (evtl. war's auch davor) hatte ich dann ein weiteres gelesen, wo ich aber noch weniger weiß; der engl. Titel ist, wie ich vor ein paar Wochen herausbringen konnte, The Lotus Caves, und es spielt auf der Oberfläche des Mondes...
Ich werde meiner Bücherei mal wieder einen Besuch abstatten (gibt's nämlich auf Englisch auch nicht mehr :( ) ;)...

leider sind sie heute (auf deutsch) längst vergriffen und bei Ebay etc. erzielt das gute Stück immer sofort schwindelerregende Preise. Wär mal Zeit für eine Neuauflage!
Drum sollst du's auch auf Englisch lesen ;)...

Ich hab auch mal die Gerüchte von einer Neuverfilmung fürs Kino gelesen, aber ob was dran ist... keine Ahnung. Wär mal interessant.
Das ist so ein Stoff, den man imho nicht für's Kino konvertieren kann. Dafür steckt zuviel drin, was man nicht rauslassen kann. Aber gegen eine neue Serie (wobei ich die alte leider nie gesehen habe) mit zeitgemäßen Spezial-Effekten (nicht, dass man viel bräuchte; einzig die Tripoden und die Stadt der Meister haben SF-Charakter und letztes kann man mit ein paar guten Kulissen machen) hätte ich nichts.

Lesenswert ist der Stoff auf alle Fälle (zumindest, soweit ich das noch in Erinnerung hab) - nur den Schluss fand ich damals bisschen wenig ermutigend.
Den fand ich grad so genial. Da merkt man schon, dass die Reihe eben nicht nur an Kinder gerichtet ist.
 
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Re: Re: Tripods

Sowas, hat also doch jemand gelesen...

Original geschrieben von ShmiSkywalker
Die Bücher hab ich auch gelesen (war ein Sammelband vom Arena-Verlag),

Ich nehme an, ich hatte die gleiche Ausgabe wie du gehabt...
Denn ich bin mir ganz sicher, dass es nicht verschiedene Bücher waren (allerdings, vielleicht spielt mir mein Gedächtnis auch einen Streich, denn an Szenen aus Teil 4 konnte ich mich eigentlich überhaupt nicht erinnern, als ob ich das nie gelesen hätte)...
Kurz darauf (evtl. war's auch davor) hatte ich dann ein weiteres gelesen, wo ich aber noch weniger weiß; der engl. Titel ist, wie ich vor ein paar Wochen herausbringen konnte, The Lotus Caves, und es spielt auf der Oberfläche des Mondes...
Ich werde meiner Bücherei mal wieder einen Besuch abstatten (gibt's nämlich auf Englisch auch nicht mehr :( ) ;)...

leider sind sie heute (auf deutsch) längst vergriffen und bei Ebay etc. erzielt das gute Stück immer sofort schwindelerregende Preise. Wär mal Zeit für eine Neuauflage!
Drum sollst du's auch auf Englisch lesen ;)...

Ich hab auch mal die Gerüchte von einer Neuverfilmung fürs Kino gelesen, aber ob was dran ist... keine Ahnung. Wär mal interessant.
Das ist so ein Stoff, den man imho nicht für's Kino konvertieren kann. Dafür steckt zuviel drin, was man nicht rauslassen kann. Aber gegen eine neue Serie (wobei ich die alte leider nie gesehen habe) mit zeitgemäßen Spezial-Effekten (nicht, dass man viel bräuchte; einzig die Tripoden und die Stadt der Meister haben SF-Charakter und letztes kann man mit ein paar guten Kulissen machen) hätte ich nichts.

Lesenswert ist der Stoff auf alle Fälle (zumindest, soweit ich das noch in Erinnerung hab) - nur den Schluss fand ich damals bisschen wenig ermutigend.
Den fand ich grad so genial. Da merkt man schon, dass die Reihe eben nicht nur an Kinder gerichtet ist.
 
Sorry, jetzt muß ich mich mal als Archäologe betätigen.
Ich habe das Buch als Hörbuch jetzt schon mehrfach gehört.Sprecher ist übrigens Torsten Michaelis, der auch Roan Shryne bein Dark Lord spricht.
Die Geschichte ist ungemein interssant. Ich habe das Hörbuch verschlungen.
Auch die Fernseh-Serie habe ich auf DVD erworben.
Leider endet sie ohne Fortführung.
 
Ich bin gerade auf diesen Thread gestoßen, da er von einem Mitglied betrachtet wurde.

Als Jugendlicher habe ich sowohl die Bücher wie auch die englische Serie geliebt.

Im Thread klang bereits an, dass vor 15 Jahren die deutschsprachige Ausgabe vergriffen war. Mitte des ersten Jahrzehnts wurden die Bände für je 150 € auf Amazon angeboten. 2006 kam eine deutschsprachige Neuauflage aller Bände heraus, die mittlerweile auch schon wieder fast vergriffen ist.

Von John Christopher stammen u. a. auch "Die Wächter" und "Leere Welt", zwei Romane, zwei Dystopien, die mir auch nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind.

"Leere Welt" ist gerade wieder sehr aktuell:

"Bei einem Autounfall verliert der 15-jährige Neil Miller (Filmname „Tom“) seine Eltern und lebt bei seinen Großeltern in einem Küstendorf. Über internationale Flughäfen kommt die sogenannte Kalkuttapest nach England. Zunächst werden nur ältere Menschen von dieser Krankheit getötet, aber mit der Zeit werden die Opfer immer jünger.

Nachdem seine Großeltern und die meisten Menschen im Dorf gestorben sind, begibt sich Neil ins menschenleere London, um dort nach Überlebenden zu suchen. Er trifft auf Lucy und Billie (Helen und Kiki) und zieht mit den zwei Mädchen umher. Am Ende verliebt sich Neil in Lucy, und Billie (die extrem eifersüchtig wird) versucht diese beginnende Liebe zu beenden. Schließlich steht Neil vor einer wichtigen Entscheidung und stellt fest, dass er ziemlich viel über das Leben gelernt hat."

Quelle: Wikipedia
 
Ich hab seinerzeit die Buchtrilogie gelesen und fand das schon ziemlich abgefahren. Am meisten hat mir der Aspekt des Wiederentdeckens der untergegangenen Zivilisation gefallen und mit welcher Naivität man da dran gegangen ist. Da können sich unscheinbare "Stahleier" halt schon mal als dasjenige Werkzeug herausstellen, das die Atmosphärenkuppel über der Tripodenstadt zum Einsturz bringt.

Die Serie selbst leidet am meisten unter der Substitution der Tripoden durch die menschliche schwarze Garde. Klar, ist ne Budgetsache, aber doof ist es trotzdem, wenn die namensgebenden "Herrscher" 3/4 der Zeit gar nicht zu sehen sind. Allerdings fand ich das Closing-Theme schon immer gut und es hat mich auch nachhaltig beeinflusst:


Vor zehn Jahren konnte ich auch das Prequel "Als die Dreibeiner Herrscher kamen" dank einer Fanübersetzung lesen. Ebenfalls ziemlich eindrücklich.
 
Als Jugendlicher besaß ich von John Christopher "Die Wächter" und "Leere Welt". Beides Geschenke von einer lieben Tante. Die Bände der "Dreibeinigen Herrscher" habe ich mir dagegen mehrmals aus einer Stadtbücherei ausgeliehen.

2006 habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt, aus nostalgischen Gründen, die Romane "Die dreibeinigen Herrscher" bzw. dreibeinigen Herrscher zu kaufen Ich habe aber letztendlich darauf verzichtet.


Warum?

Jahre vor den "Dreibeinigen Herrschern" habe ich mehrmals Rolf Ulricis Erdschiff Giganto-Reihe verschlungen. Ich hatte die Bücher von einem wesentlich älteren Cousin geerbt.

Ich kannte:
  • Giganto meldet: Vorstoß in die Erde, 1975
  • Giganto meldet: Über uns ein Vulkan!, 1975
  • Giganto meldet: Schiffbruch in der Erde, 1976
  • Giganto meldet: Alarm im Erdball,1976
  • Giganto meldet: Erdschiff verloren, 1977

Was mir fehlte, war der letzte Band:
  • Giganto meldet: Ziel erreicht, 1977

Auch dieser Band war bereits in den 1980ern vergriffen. Anders als heute, wo man über das Internet fast alles aus der Vergangenheit ordern kann, blieben mir nur die Flohmärkte. Und so suchte ich über mehre Jahre auf ihnen nach der Reihe. Und dann, ich befand mich bereits im Studium, stolperte ich auf einem Flohmarkt in Osnabrück über das lang gesuchte Buch. Und nicht nur das, obendrein gab es auch die komplette Reihe von "Raumschiff Monitor", die ich mir auch immer gewünscht hatte. Ich konnte mein Glück nicht fassen.

Aber wie es so ist, man war älter geworden und aus dem Schneider-Büchern natürlich längst herausgewachsen. Das Leselebnis war natürlich nicht vergleichbar. Die Monitor-Reihe habe ich dann auch schon nicht mehr gelesen.


Genau diesen Effekt befürchtete ich letztlich auch bei den "Dreibeinigen Herrschern" und habe es bis heute bei meinen Erinnerungen aus den 1980ern belassen.
 
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