- Corellia - Jedi-Basis - Kantine - Mit Aydin -
Hätte Chesara die Zeit zurück drehen können, hätte sie sicherlich einige Dinge anders gemacht. Damals, als sie den Orden verlassen hatte, hatte sie sich nicht von Aydin verabschiedet. Sie hatte niemandem Auf Wiedersehen gesagt, weil sie es einfach nicht gekonnt hatte. Ihr Entschluss fort zu gehen war mit einem mal so unerwartet greifbar und realistisch gewesen, dass sie sich nicht die Zeit genommen hatte, auf ihre Freunde einzugehen. Sie hatte damals an Mirja gedacht und daran, ihr so schnell wie möglich ein normales Leben zu ermöglichen. Außerdem hatte die Vorstellung sich verabschieden zu müssen weh getan. Chesara hatte Angst gehabt, sich nicht los reißen zu können oder nach einer anderen Lösung zu suchen, obwohl sie genau wusste, dass es die nicht gab. Doch sie hätte die persönlichen Gespräche mit ihren engsten Freunden suchen sollen, anstatt einfach aufzubrechen. Das hätte vieles in klarerem Licht erscheinen lassen.
Es tut mir leid.
Sprach Chesara und lehnte sich erschöpft zurück.
Ich bin damals einfach gegangen und habe dir nur eine Nachricht hinterlassen. Das war nicht richtig. Ich hätte mit dir reden müssen... aber ich war einfach nicht dazu in der Lage. Weißt du, es war unglaublich schwer für mich zu wissen, dass ich die Jedi verlassen würde. Aber ich wusste auch, dass ich es tun musste - für meine Tochter. Ich hatte mich den Jedi immer verpflichtet gefühlt, aber ein Kind zu haben ist eine größere Verpflichtung als alles andere.
Einer der Kellnerdroiden rollte lautlos an ihren Tisch heran und Aydin und Chesara gaben ihre Bestellung auf. Danach fuhr Chesara fort.
Als Jedi-Rätin hatte ich nicht genug Zeit, mich um Mirja zu kümmern. Ich war hin und hergerissen zwischen ihr und meinen Tätigkeiten im Orden.
Nach den richtigen Worten suchend befeuchtete Chesara ihre Lippen.
Selbst für ein Kind, das unter normalen Verhältnissen groß geworden war, wäre das kein Leben gewesen. Aber Mirja brauchte noch mehr Aufmerksamkeit als... andere Kinder, verstehst du? Sie hat viel durchmachen müssen als sie noch bei ihrem Vater gelebt hat. Als ich sie zu mir nahm, war sie ernst und verschlossen und damit sie aufblühte, musste ich mich besonders intensiv um sie kümmern.
Ein Lächeln huschte über Chesaras Lippen, das eine Spur von Mutterstolz verriet.
Und sie ist aufgeblüht, Aydin. Zu sehen, wie aus meiner mitgenommenen jungen Tochter, die... wie aus ihr eine so lebensfrohe junge Frau wurde, hat mir gezeigt, wie richtig es war, dass ich den Orden für sie verließ. Ich würde es jederzeit wieder tun.
Schuldbewusst lächelnd neigte Chesara den Kopf leicht zur Seite.
Aber diesmal würde ich mir die Zeit nehmen, mich von meinen Freunden zu verabschieden. Ich hoffe, du kannst mir diesen Fehler verzeihen. Es war wirklich unbedacht von mir.
Gerade als sie diese Worte ausgesprochen hatte, kam der Droide mit ihrer Bestellung wieder. Hungrig griff Chesara nach Messer und Gabel.
Wie es für mich war, als ich zum Orden zurück kehrte?
Griff sie nun Aydins Frage auf und nahm einen ersten Bissen.
Nunja...es war eine schöne Wiederkehr, glaube ich. Ich hatte von den Unruhen in der Galaxis gehört und davon, dass Coruscant gefallen war. Seit uns diese Nachrichten erreicht hatten, wusste ich tief in mir drin, dass die Zeit der Rückkehr gekommen war, aber ich konnte auch nicht meine Familie alleine lassen - jedenfalls dachte ich.
Der warme Ausdruck in Chesaras Augen sprach Bände. Als wäre es gestern gewesen erinnerte sie sich an die Nacht vor ihrer Hütte, jene Nacht, in der Mirja ihr versichert hatte, dass sie auch ohne sie zurecht kommen würden. Mirja hatte ihr damals die Entscheidung abgenommen, wieder zu den Jedi zu gehen. Sie hatte sie für ihre Mutter getroffen, weil sie gewusst hatte, dass Chesara sie nicht alleine treffen konnte und es auch nicht würde. Zu sehr war sie mit ihrer Familie verwurzelt und zu stark ihre Sorge um sie. Aber Mirja hatte auch gewusst, wie sehr es Chesaras Bestimmung war, für die Republik zu kämpfen - als Jedi. Und dass es wichtig für sie war, ihrem Schicksal zu folgen.
Mirja hatte Verständnis für das, was ich tun musste, weißt du. Sie ist ein sehr gespaltener Charakter, auf der einen Seite sehr kindlich und übermütig, auf der anderen sehr weise und reif. Sie blieb also mit Ard und den anderen zurück...
Chesara hielt inne, sah auf, lächelte und verdrehte die Augen. Besser wäre es gewesen, wenn sie von Anfang an erzählt hätte.
Erinnerst du dich an Ard? Du hast ihn natürlich nie kennen gelernt... er war schon damals ein enger Freund von mir, eigentlich mehr noch, sogar. Er war wie ein Vater für mich. Immer. Jedenfalls ist er damals mit Mirja und mir mitgekommen, damit wir gemeinsam irgendwo neu anfangen konnten. Wir wussten nicht, wohin... wir haben uns treiben lassen. Und dann hatte ich einen Traum, von dem ich besessen war ihn zu verwirklichen. Wir sind in die Unbekannten Regionen gezogen und haben uns einen abgeschiedenen Planeten gesucht auf dem wir leben konnten.
Vor ihrem inneren Auge sah Chesara ihr Zuhause auftauchen, die weiten Wälder, die grünen Wiesen und ihre in den Augen der Zivilisation primitiv erscheinende Hütte, die für einige Jahre lang mehr ihr Zuhause gewesen war als irgendein anderer Ort in der Galaxis es jemals sein konnte. Ein leuchtender Ausdruck stand in ihrem Gesicht.
Wir haben es uns schön gemacht, uns eine Hütte gebaut... Lebensmittel angebaut, geerntet... und wir haben dafür gesorgt, dass wir nicht alleine blieben. Wir haben ein Dorf gegründet, ein Dorf für junge Mädchen und Frauen, mittellos, auf der Flucht, ohne Familie und Verwandte... Mütter mit ihren Kindern. Es gibt so viele von ihnen, die nicht wissen was sie tun sollen oder wo sie hin können. Einigen von ihnen konnten wir helfen. Zuerst waren wir natürlich wenige, aber wir wurden immer mehr und unser Zusammenhalt wuchs. Und irgendwann....waren wir wirklich ein richtiges Dorf. Naja ich... was wollte ich eigentlich sagen? Achja!
Lachend schüttelte Chesara den Kopf, trank einen Schluck aus ihrer Tasche und lud sich ein wenig Gemüse auf die Gabel.
Als ich dann zurück zu den Jedi ging, blieb Mirja zusammen mit Ard im Dorf. Und da ist sie auch jetzt noch. Ard unterrichtet die vielen Kinder, die mittlerweile bei uns leben und Mirja unterstützt ihn dabei, so gut sie kann. Bei ihm ist sie gut aufgehoben und weil ich das weiß, hatte ich den Mut, überhaupt wieder zu den Jedi zu gehen. Und wie schon zu Anfang gesagt... es war eine schöne Wiederkehr. Aber auch eine wirklich schwere. Obwohl ich es nicht vor hatte, habe ich all die Jahre über der Macht entsagt. Die ganze Zeit über habe ich nicht einmal mein Lichtschwert in die Hand genommen oder ...tja. Ich wollte es alleine schaffen, verstehst du? Ich wollte meinen Traum von diesem Dorf nicht als Jedi ins Leben rufen, sondern als ganz normale Frau. Ich wollte dass die Frauen in unserem Dorf sehen, dass ich genauso bin wie sie... und dass sie mit genügend Mut und Selbstvertrauen ihr Leben in den Griff bekommen können. Wäre ich als Jedi vor sie getreten, mit der Macht als Verbündetem...nein, dann hätten sie mir niemals geglaubt.
Und dann war sie wieder bei den Jedi gewesen, ohne in der gesamten Zeit ihrer Abwesenheit auch nur ein einziges Mal ihr Lichtschwert berührt zu haben...
Ich habe mich unsicher gefühlt, als ich mich der Macht wieder öffnete. Das einzige, was ich die Jahre über getan hatte, war tägliche Meditation. Das war die Art und Weise, wie ich meinen Frieden mit mir und der Vergangenheit schloss. Aber ansonsten glaubte ich alles verlernt zu haben.
Lachend leerte Chesara ihren Teller und schob ihn ein Stück bei Seite.
Aber so war es natürlich nicht. Ich fand mich recht schnell wieder zurecht, schneller als ich geglaubt hatte. Und ich nahm sofort wieder zwei Padawane, was mir auch half, wieder in das Leben der Jedi einzusteigen. Es war sogar ganz praktisch, da ich durch die Übungen meiner Schüler auch selbst wieder ein sicheres Gefühl für die Macht bekam. Und so wird es auch dir ergehen, Aydin. Glaub mir, es scheint viel schwerer zu sein, als es ist. Du bist eine Jedi, egal, wie lange du die Macht nicht mehr an dich heran gelassen hast, egal, wie lange du dich vor ihr verschlossen hast. Sie wird dich wieder annehmen. Das verspreche ich dir.
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