Coruscant

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Tara beobachtete Aleron genau, als er zurück über die Brüstung sprang und sich respektvoll vor ihr verbeugte. Innerlich spürte sie einen Hauch von Besorgnis, die sie jedoch nicht offen zeigte. Sein Verhalten an der Brüstung war leichtsinnig gewesen, und obwohl sie es nicht offen kritisierte, hoffte sie, dass er sich seiner Umgebung und den potenziellen Gefahren bewusst blieb.

Guten Tag, Aleron,“

Begrüßte sie ihn sanft und nickte ihm zu.

Ich bin froh zu hören, dass dir das Labyrinth gefällt und du Fortschritte machst.“

Als er den Helm aufsetzte und sich auf die Übung vorbereitete, richtete Tara ihre Gedanken auf die bevorstehende Herausforderung. Sie wusste, wie schwierig es sein konnte, sich ausschließlich auf die Macht zu verlassen und die gewohnte visuelle Wahrnehmung auszuschalten. Dennoch war sie überzeugt, dass diese Übung entscheidend für Alerons Fortschritt war.

Während der Telemat zu feuern begann, konzentrierte Tara sich auf die Bewegungen ihres Padawans. Sie konnte sehen, wie er anfangs Mühe hatte, die Blasterbolzen rechtzeitig abzuwehren. Doch sie bemerkte auch seinen unermüdlichen Einsatz und seine Entschlossenheit. Aleron ließ sich nicht entmutigen, selbst als er mehrmals getroffen wurde. Stattdessen schien er jede Fehlentscheidung als Lernchance zu sehen.


„Gut gemacht, Aleron,“

Rief sie ihm zu, als er einen besonders schwierigen Schuss abwehrte.

Bleibe fokussiert und vertraue auf die Macht. Sie wird dich führen.“

Sie konnte sehen, wie er begann, die Lektion zu verinnerlichen, und seine Reaktionen wurden zunehmend präziser. Tara spürte seine Entschlossenheit und seinen Wunsch, seine Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Doch sie bemerkte auch seine Versuche, die Energie der Blasterbolzen zu absorbieren – ein anspruchsvolles Unterfangen, das zusätzliche Konzentration erforderte.

Nachdem sie eine Weile zugesehen hatte, beschloss Tara, diese Übung für heute zu beenden. Sie trat vor und deaktivierte den Telemat, bevor sie zu Aleron sprach.


Das reicht für heute, Aleron. Du hast dich sehr gut geschlagen, auch wenn du dich erstmal auf eine Aufgabe konzentrieren solltest, ehe du dich überforderst.“

Sagte sie mit einem warmen Lächeln.

Ich bin beeindruckt von deinem Fleiß und deiner Entschlossenheit, selbst vor unserem Treffen schon zu trainiereren. Doch übertreibe es nicht, mein Padawan. Halte Körper und Geist in Balance. Ebenso Aktivität und Entspannung.“

Sie nahm ihm den Helm ab und blickte ihm in die Augen.

„Ich möchte jedoch, dass du in Zukunft vorsichtiger bist, wenn du solche riskanten Manöver wie an der Brüstung durchführst. Ich weiß, dass du große Höhen gewohnt bist, aber deine Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen und niemanden anderen durch Sorge ebenso in Gefahr bringen.“

Tara hoffte, dass er ihre Sorge verstand, ohne sich belehrt zu fühlen. Sie wusste, dass Aleron ein erfahrener und fähiger Kämpfer war, doch sie wollte nicht, dass sein Selbstvertrauen in Leichtsinn umschlug.

Mit einem Lächeln bat sie ihn, sich auf der Terrasse zu setzen.


„Setz dich, Aleron. Wir haben noch eine weitere Übung für heute,“

Sagte sie und deutete auf den Boden. Beide setzten sich im Schneidersitz hin, die angenehme Luft und der atemberaubende Blick auf die Skyline von Coruscant umgaben sie.

Tara griff in ihre Tasche und holte einen durchsichtigen Kasten hervor. Im Inneren befanden sich verschiedene Formen und Flüssigkeiten in unterschiedlichen Farben. Das Licht der Sonne brach sich in den Flüssigkeiten und erzeugte ein schimmerndes Farbenspiel.


Dies ist ein weiteres Spielzeug, entwickelt von Jedi-Meisterin Kestrel Skyfly,

Erklärte Tara und hielt den Kasten vor Aleron.

„Es soll dir helfen, ein tieferes Verständnis für die Heilung und die Macht zu entwickeln. Deine heutige Aufgabe besteht darin, die Flüssigkeiten mit der Macht umzufärben.“

Sie stellte den Kasten vor ihm auf den Boden und blickte ihm in die Augen.

Konzentriere dich auf die Flüssigkeiten. Fühle ihre Essenz und verbinde dich mit der Macht. Lass die Macht durch dich fließen und die Farben ändern. Dies wird dir helfen, deine Fähigkeiten im Umgang mit der Macht weiter zu verfeinern und ist eine wichtige Vorstufe zur Heilung.“

Tara lächelte ermutigend.

Du kannst diese Aufgabe auch als Hausaufgabe betrachten. Übe so oft wie möglich, bis du die Flüssigkeiten nach Belieben umfärben kannst. Dies wird dir helfen, ein besseres Verständnis für die Feinheiten der Macht zu entwickeln.“

Sie lehnte sich leicht zurück und beobachtete Aleron, während er sich auf die Flüssigkeiten konzentrierte. Sie war gespannt, wie er diese neue Herausforderung angehen würde und freute sich darauf, seine Fortschritte zu sehen.

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Die Übung endete und auch wenn seine Meisterin ihn wieder lobte, so brachte sie auch Worte des Tadels auf. Einen Moment dachte er über ihre Worte nach. Seitdem er dem Orden beigetreten war, hatte er mehr Freizeit und Gelegenheit zu schlafen als dass er damit irgend etwas anzufangen wusste. Sich in die Arbeit, also die theoretischen wie praktischen Lektionen zu stürzen und seine Grenzen auszutesten und immer weiter voranzutreiben, war ihm daher als die natürliche Lösung des Zeitvakuums erschienen. Was seinen kleinen Spaziergang hinter der Brüstung anging. Nun, Aleron war nicht so abgehoben, nicht zu verstehen, woher Taras Sorge kam, selbst wenn er die Lage ganz anders einschätzte und insbesondere damit nicht übereinging, dass seine eigene Sicherheit immer an erster Stelle stehen wollte. Sein ganzes Erwachsenenleben lang (also nach Republikrecht, seine Mutter hätte da eine ganz andere Meinung beizutragen) hatte er es genau anders gehalten und die Sicherheit anderer stets über die eigene Unversehrtheit gestellt. Das war nun einmal das los eines Soldaten. Dennoch verneigte sich der Morellianer schlicht respektvoll und gab der Zurechtweisung der Togruta nach.

„Wie Ihr wünscht, Meisterin Li.“

Als nächstes zauberte seine Meisterin einen weiteren Kasten hervor. Dieser hier war transparent und sein Innenkörper wies verschiedene Hohlräume auf, in denen sich jeweils eine Flüssigkeit mit unterschiedlichen befand und er sollte sie...“mit der Macht umfärben“? Was sollte das überhaupt bedeuten? Aleron war kein Chemiker, er glaubte also nicht, das nötige Verständnis aufbringen zu können, um die Farben der Flüssigkeiten irgendwie zielgerichtet direkt beeinflussen zu können. Und das sollte ihm beim Erlernen der Machtheilung irgendwie helfen? Die Anweisungen der Togruta hatten im Morellianer mehr Fragen aufgerufen als alles andere.

„Eine wundersame Aufgabe stellt Ihr mir da, Meisterin Li.“

Aleron atmete tief durch und legte seine Hände auf den Knien ab, bevor er die Augen schloss und sich der Macht öffnete, um nach dem Kasten zu greifen und ihn zu ergründen. Dazu ließ der Morellianer ihn etwa auf seiner Brusthöhe schweben und sich um alle Achsen langsam drehen, während er die verschiedenen Flüssigkeiten mit der Macht ertastete und über eine Lösung des Problems nachdachte. Flüssigkeiten umfärben...was waren nochmal die Grundfarben der Farbenlehre? Alerons Schulabschluss war nun schon über 20 Jahre her und er hatte sich nie wirklich für den Kunstunterricht begeistern können...es waren Rot, Grün und Blau gewesen oder nicht? Daraus sollte man doch alle anderen Farben mischen können...irgendwie so war es doch gewesen. Wie konnte ihm das hier denn weiterhelfen? Es war ja nicht so, dass er die Zusammensetzung der jeweiligen Flüssigkeit in den Hohlräumen würde verändern können...oder etwa doch? Es gab doch auch noch andere Faktoren, die die Farbe beeinflussen konnten. Welche waren das nochmal? Achja, die Temperatur zum Beispiel. Wasser etwa war farblos über dem Gefrierpunkt, darunter jedoch nahm es in der Regel eine weiße Farbe an. Und so vergingen nicht wenige Minuten, in denen Aleron still über der Aufgabenstellung brütete, während der Kasten vor ihm schwebte und sich drehte als wäre das das normalste der Welt. Nach vielleicht einer halben Stunde konnte die Togruta die ersten Anzeichen der Mühen des Morellianers beobachten.

In einem der Hohlräume begann sich eine Art Strudel zu bilden. Die Flüssigkeit wurde von Aleron telekinetisch beeinflusst und begann sich schneller und schneller zu drehen, bis sie einen Ring bildete und sich in rasender Geschwindigkeit um sich selbst drehte. Die so erzeugte Zentrifugalkraft sorgte dafür, dass die Farbpartikel aus der Flüssigkeit herausgeschleudert wurden und sich am Boden des Hohlraumes nach und nach sammelten. Die Flüssigkeit selbst verlor so mehr und mehr an Farbe.

Kurz darauf begann sich auch etwas in einem anderen Hohlkörper zu regen. Dort hatte er ein Gemisch aus zwei unterschiedlichen Flüssigkeiten erfühlen können und so griff Aleron telekinetisch nach den jeweiligen Molekülen und trieb sie auseinander, sodass sich an den gegenüberliegenden Seitenwänden des Hohlraumes sammelten, bis sich in diesem keine gelbe Flüssigkeit mehr befand, sondern ein roter und ein grüner Tropfen gebildet hatten, die sich zumindest erst einmal nicht mehr vermischen wollten.

Ein wenig später passierte auch etwas in dem dritten Hohlraum. Telekinetisch griff Aleron auch hier nach den Molekülen der darin verborgenen Flüssigkeit, die er dazu zwang, sich weniger zu bewegen, bis die Flüssigkeit nach und nach an Viskosität gewann. Letztlich wurde sie sogar fest und änderte so durch den Wechsel des Aggregatszustandes tatsächlich in einem gewissen Rahmen ihre Farbe. Die dadurch freigesetzte Energie verstand der Morellianer noch nicht, abzuleiten und so wurde dieser Zustand mit purer Willensanstrengung gegen die Gesetze der Physik aufrecht erhalten, was Aleron den Schweiß auf die Stirn trieb, obwohl es hier um die Manipulation von kaum 20 Millilitern ging.

Als nächstes versuchte sich der Morellianer am gegenteiligen Experiment. Statt die Moleküle zu verlangsamen und so die Flüssigkeit im vierten Hohlraum in einen Feststoff zu versammeln, beschleunigte er die Moleküle, bis die Flüssigkeit mehr und mehr Viskosität verlor und kurz bevor sie begann, sich in ein Gas zu verwandeln, änderte sich auch hier die Farbe der Flüssigkeit. Doch auch hier gelang es Aleron nicht, den Energiefluss der Flüssigkeit in dem Hohlkörper direkt zu beeinflussen, sodass er seine Manipulation auch hier mit purer Willensanstrengung aufrechterhalten musste.

Für den fünften Hohlraum griff er auf die Technik zurück, die er beim zweiten Hohlraum angewendet hatte. Doch statt die Flüssigkeitsbestandteile hier zu trennen, zwang er sie dichter zusammen. Das Ergebnis war ein einziger Tropfen, der kleiner wirkte als noch vor einem Moment, dafür aber aufgrund der hohen Konzentration seiner Bestandteile nun einen tieferen, kräftigeren Farbton aufwies.

Doch damit hatte Aleron auch genug und öffnete seine Augen, um über den Kasten hinweg zu Tara zu sehen und ihr Urteil abzuwarten. Da war zwar noch ein Hohlraum, aber mit den Fünfen hatte er nun wirklich sein momentanes Limit erreicht, eher ein Stück weit überschritten. Nach einem langen Moment ließ er seine telekinetischen Griffe auf die Flüssigkeiten fallen und atmete tief und hörbar ein und aus, um die Anstrengung und Erschöpfung aus seinem Körper auszuleiten. Den kleinen Kasten ließ er kontrolliert zu Boden sinken, bevor er ein Taschentuch herausholte und sich den Schweiß von der Stirn wischte.

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
[Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, Untersuchungsraum 13] Arkadi, Fabienne, Leela und Alvaba (NPC)

Als Leela mit
Fabienne und Arkadi an ihrer Seite durch die hell ausgeleuchteten Gänge zu ihrem Labor eilte, erwartete Meisterin Thropp sie schon vor der Schleuse. Die Mirialanerin und seit ein paar Tagen auch ihre Kollegin bei diesem Projekt, hier zu sehen, erleichterte die Ärztin eher, als dass es sie überraschte - natürlich hatte ihre Mitjedi es auch gespürt. Die sich ausbreitende Dunkelheit, die wie ein klammes, kaltes Tuch über allem lag… Noch nie hatte die junge Ritterin soviel Mühe dabei gehabt, ihre mentalen Barrieren aufrecht zu halten. Die Fähigkeit, ihren Geist abzuschirmen war eines der ersten Dinge, die sie von ihrem Meister Arkon gelernt hatte. Eine, die sie oft und mittlerweile fast unwillkürlich einsetzte, wenn sie nicht allein war. Aber es war das erste Mal, dass sie spürte, wie etwas versuchte, sie niederzureißen. Das erste Mal, dass sie aktiv Widerstand leisten musste gegen ein fremdes, mächtiges Bewusstsein. Es flüsterte, nagte und schabte… Leela wagte nicht, ihre Konzentration zu gefährden, mit der sie dieses Ding draussen hielt, wagte nicht, die Macht einzusetzen, um festzustellen, wie es Arkadi und Fabienne ging. So konnte sie sich nur auf ihre profanen Sinne verlassen, um deren Zustand einzuschätzen: Ihr Partner war zwar offensichtlich angespannt, aber wie immer schien er mit jener stoischen Professionalität zu reagieren, die sie so an ihm schätzte. Ihr Fels, ihr Anker…

Nicht beruhigt, aber in dem Vertrauen, dass sie sich auch dieser Situation wieder gemeinsam stellen würden – stellen konnten – hörte Dr. Kaveri
Meisterin Alvaba Thropps Bericht und nickte zustimmend.

„Auch ich habe es gespürt… das Beben, die Erschütterung in der Macht… das Virus hat darauf reagiert. Schon als wir die Probe von Bastion geteilt und vermehrt hatten, war diese Präsenz da, aber seit diesem Ereignis ist sie um ein Vielfaches stärker geworden, gewachs...“

Dr. Kaveri unterbrach sich alarmiert und blickte zu der hermetischen Schleuse, hinter der ihr Labor lag.

"Ja. Etwas ist passiert..." wiederholte Leela flüsternd Alvabas Worte und stemmte sich gegen das, was jetzt mit Macht gegen ihren Geist hämmerte: Eine Kakophonie von dissonant kreischenden Stimmen, von so fremdartiger Boshaftigkeit und Hass auf alles Leben, dass Leela blass wurde und zurückzuckte, als eine Welle Übelkeit in ihr aufstieg und... noch etwas anderes, etwas, das sich träge in ihr selbst regte, wie eine Schlange, die aus dem Winterschlaf erwacht.

Meisterin Thropp hatte Recht: Sowohl Arkadi als auch Fabienne würden Schwierigkeiten haben, sich diesem Bewußtsein... nein: Es waren mehrere... wie hatte sie das nur übersehen können...

Während sich Dr. Kaveri schon in die Schutzkleidung zwängte, beharrten die beiden Nichtmachtnutzer - Wann hatte sie begonnen, in solchen Kategorien zu denken? - darauf, Zutritt zum Labor zu erhalten. Dabei verursachte Arkadis Stimme der Liannerin eine unangenehme Gänsehaut. Nur einmal hatte sie bisher erlebt, dass solche Schärfe und Kälte in seiner Stimme lagen: Als dieser Imperiale auf Ilum sie an Bord von Sahras Schiff bedroht hatte. Dr. Kaveri sah das Innere des Tresors und die Scherben, unternahm einen letzten Versuch, die beiden umzustimmen und streckte eine Hand in ihre Richtung aus:


"Dieses Virus... diese Sith-Teufelei... das ist ein Feind, gegen den ihr nichts ausrichten könnt. Kehrt um. Bringt euch in Sicherheit!"

Als hätte er sie nicht gehört - ihre Anweisungen überhört - war Duval ein paar Schritte von ihnen weggetreten, hatte den Blaster in ihre Richtung erhoben. Sein Verrat riss den Schorf von einer alten, schlecht verheilten Wunde. Aber Kaveri hieß den Schmerz willkommen, ließ sich von dem Zorn wärmen, den er auslöste: Endlich hatte er sein wahres Gesicht gezeigt. Sie hätte ihm nie vertrauen dürfen. Ohne sich dessen bewußt zu sein, waren die Hände der Liannerin an die Seiten ihrer Oberschenkel gefallen - direkt neben die Holster mit ihren Blastern.


"So ist das also...", knurrte Kaveri zwischen zusammengebissenen Zähnen, "Du willst das Projekt stilllegen... wie das vor fünf Jahren?"

Sie brannte vor Wut. Brannte. Die Narben aus jener Nacht. Brannten.

"Ah, nein. Das hat ja nicht vollständig funktioniert. Willst du das jetzt nachholen?"


Kaveris Stimme war laut geworden. Sie schrie gegen den Schmerz an, den Duval - Leela versuchte, den roten Nebel aus ihrem Kopf zu schütteln - an dem Arkadi Schuld...

"Verdammt!"


Ohne Ankündigung riss sie beide Blaster nach oben und schoß in die Richtung des Agenten. Hinter Arkadi zischte und fauchte die schwarze Virus-Entität, die eben noch einen ölig triefenden Ausläufer in dessen Richtung ausgestreckt hatte, bäumte sich und schien zu brodeln, wo Leela getroffen hatte. Die Virus-Masse floß auseinander, wurde dünner und

- teilte sich.


[Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, Untersuchungsraum 13] Arkadi, Fabienne, Leela und Alvaba (NPC)
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Tara beobachtete Alerons Bemühungen aufmerksam, wie er sich intensiv auf den Kasten konzentrierte und die verschiedenen Flüssigkeiten zu beeinflussen versuchte. Sie konnte seine Anstrengungen und den Schweiß auf seiner Stirn sehen, während er sich bemüht, die Aufgabe zu meistern. Es war offensichtlich, dass ihm diese Übung schwerfiel, aber auch, dass er nicht aufgab und seine Fähigkeiten weiterentwickeln wollte.

Als er schließlich aufhörte und die Flüssigkeiten wieder ihre ursprüngliche Form annahmen, nickte sie anerkennend. Sie spürte seinen Fortschritt und seine Bemühungen, auch wenn die Ergebnisse noch nicht perfekt waren.


„Sehr gut gemacht, Aleron,“


Sagte sie sanft und lächelte ihm zu.

„Ich kann sehen, dass du hart gearbeitet hast und deine Fähigkeiten weiterentwickelst. Die Techniken, die du hier anwendest, sind komplex und erfordern viel Übung und Geduld. Ich habe nicht von dir erwartet, dass du es hier und jetzt sofort beherrschst. Der Kasten gehört absofort zu der Reihe deiner Hausaufgaben. Vielleicht…probieren wir jedoch erstmal etwas…praxis näheres. Etwas, was nicht so abstrakt ist und du dir vielleicht besser vorstellen kannst.“

Sie lehnte sich leicht zurück und holte eine kleine, schlaffe Blume aus ihrer Tasche. Die Blume war welk und ihre Blütenblätter hingen kraftlos herab. Der Stengel hatte bereits bessere Tage gesehen.

„Lass mich dir die Technik des Heilens genauer erklären,“

Begann sie und hielt die Blume in ihrer Hand.

„Die Macht ist in allem um uns herum und durchdringt alles. Wenn wir heilen, verbinden wir uns mit dieser Macht und leiten ihre Energie in das, was wir heilen möchten.“

Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Blume. Tara ließ die Macht durch sich fließen und in die Pflanze eindringen. Langsam begann die Blume, sich zu verändern. Die Blütenblätter hoben sich und der Stängel richtete sich auf, bis die Blume wieder frisch und lebendig vor ihnen stand.

„Siehst du, wie die Macht der Blume ihre Lebenskraft zurückgegeben hat?“

Fragte sie sanft und öffnete die Augen wieder.

„Es ist nicht nur eine Frage der körperlichen Heilung, sondern auch des Verstehens und Fühlens der Essenz dessen, was du heilen möchtest.“

Sie reichte ihm einen weiteren schlaffen Blumenstengel.

„Versuche es selbst. Konzentriere dich auf die Blume, verbinde dich mit der Macht und lasse sie durch dich fließen, um der Pflanze ihre Kraft zurückzugeben.“

Tara beobachtete ihn geduldig, bereit, ihm weiter zu helfen und ihn zu ermutigen, während er diese neue Technik ausprobierte.
Die Togruta nahm sich einen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln, bevor sie fortfuhr:


„Heilen erfordert Geduld und eine tiefe Verbindung zur Macht. Stelle dir vor, wie die Energie der Macht durch dich fließt, wie ein sanfter Fluss, der alles umspült und mit Leben erfüllt. Du musst die Lebenskraft der Pflanze spüren, ihre Bedürfnisse verstehen und dann die Energie dorthin lenken, wo sie am meisten gebraucht wird.“

Sie deutete auf die Blume in Alerons Händen.

„Schließe deine Augen und fokussiere dich auf die Pflanze. Stelle dir vor, wie du ihre Lebenskraft erneuerst, wie die Energie der Macht ihre Zellen belebt und sie wieder stärkt. Es ist, als würdest du der Pflanze neue Lebenskraft schenken.“

Während Aleron sich auf die Blume konzentrierte, schaute Tara in die Ferne und nahm die ruhige Atmosphäre auf der Terrasse in sich auf. Der warme, leichte Wind wehte sanft und trug die Geräusche der Stadt unter ihnen herauf. Die Skyline von Coruscant erstreckte sich majestätisch in alle Richtungen, mit ihren unzähligen Gebäuden und leuchtenden Lichtern, die in der Mittagssonne glitzerten. Die Höhe der Terrasse verlieh dem Ort eine friedliche Abgeschiedenheit, weit weg vom geschäftigen Treiben der Metropole und anderen Jedi Anwärtern.
Die frische Luft und die atemberaubende Aussicht boten den perfekten Rahmen für ihre Übungen und halfen dabei, den Geist zu beruhigen und sich auf die Macht zu konzentrieren.


Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
Coruscant- Jedi-Tempel-Ebene 5- vor der Sicherheitsschleuse- mit Leela, Arkadi und Meisterin Alvaba

Fabienne war immer mehr oder weniger Aussenseiterin gewesen. Ja, ein paar wenige Freunde hatte sie. Auch Dr. Kaveri hätte sie dazu gezählt. Aber leicht war es nie gewesen. Auf einer imperialen Welt geboren und die ersten Jahre aufgewachsen, war der erste Kampf bereits das ankommen und integrieren in der Republik gewesen. Ihr Eintritt in die Militär-Akademie war auch mit einem andauernden «Sich-beweisen-müssen» verbunden gewesen, aber das hatte sie geschafft. Oder? Und jetzt hatte man sie in eine Welt geworfen, die noch viel mehr verlangte, dass sie zeigte, was sie drauf hatte. Und noch nie war sie so voller Zweifel gewesen, ob sie das schaffen würde. Sie würde ihr Bestes geben, natürlich. Aber ob das reichen würde, war ungewiss. Sie war mit Abstand die jüngste Rangerin. Die meisten anderen waren doppelt so alt wie sie und sahen sie dem entsprechend skeptisch an. Man fragte sich, ob sie genug Erfahrung hatte. Wenn man nicht sogar- so wie Taiin Parr- alles daran setzte, um ihr zu zeigen, dass sie am falschen Ort war. Aber nicht mit ihr! Dem entsprechend bemühte sie sich auch um ein selbstsicheres Auftreten. Auch in einer Situation, in der sie alles war, nur nicht selbstsicher. Zusammen mit Dr. Kaveri und dem Blonden verliess sie den Turbolift und marschierte auf eine Schleuse zu, vor der eine Jedi nervös hin und her lief. Fabienne konnte sich nicht verkneifen, eine Augenbraue zu heben. Was war hier passiert, dass eine Jedi so reagieren musste? Man stiess sie hier im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser. Aber so langsam war sie das ja gewohnt.

Die Frau stellte sich als Jedi-Meisterin Alvaba Thropp vor und fragte sie nach ihrem Namen und ihrer Berechtigung. Fabienne zeigte ihren Marschbefehl und die Zutrittsberechtigung vor, bevor sie noch einmal bestätigend nickte. Sie durfte hier sein.

"Fabienne Bertheau. Ossus Ranger. Man hat mich dieser Einheit als Schutz und Unterstützung zugeteilt."

erklärte sie nur kurz und schielte schonmal durch die Schleuse, ob sie irgendwas sah. Aber zu sehen gab es da nichts. Dennoch fühlte sie einen Klumpen der Angst in ihrem Bauch. Doch Angst war nicht schlecht. Machte einen Vorsichtiger und Aufmerksamer. Genau das, was sie hier wahrscheinlich brauchte.
Dann erhob die Jedi-Meisterin das Wort, aber Fabienne bekam immernoch keine wirklich Information. Super. Nur, dass es gefährlich werden könnte. Fabienne schnaufte.

"Es ist noch nicht lange her, da sass ich in ner gekaperten imperialen Fähre und hatte auf der Flucht nen Interdictor im Nacken. Immer knapp ausser Reichweite seiner Turbolaser. Bin Gefahr gewohnt, kann man sagen."

Sie fluchte immer noch über die träge Fähre, die bei jeder Richtungsänderung erstmal ne gefühlte viertel Stunde Bedenkzeit benötigt hatte. Nochmal würde sie so ein Ding nicht benutzen. Nicht mal zum Brötchen holen.
Der Blonde hatte ne ganz andere Art, seine Anwesenheit zu rechtfertigen. Er gab Anweisungen, als würde ihm die Anlage gehören. Wofür er von Fabienne einen abschätzenden Blick bekam. Was war das für ein Vogel?

Anschliessend führte die Meisterin sie aber in die Schleuse und sie schlüpfte in einen Schutzanzug. Das gab ihr schonmal einen Hinweis, womit sie es hier zu tun bekam. Das C-Virus. Fabienne wandte viel Sorgfalt an, als sie sich bereit machte. Sie hatte keine Lust, an dem Zeug zu erkranken. Dafür war sie nicht her gekommen und Krankenstationen hatte sie auch genug gesehen in den letzten Wochen. Als die Jedi-Meisterin den Gefahrenbereich öffnete und meinte, dass sich etwas «lebendig und böse» angefühlt hatte, wuchs der Klumpen Angst in ihrem Bauch. Sie war so machtsensitiv wie ein Durastahl-Pfosten, aber auch sie fühlte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Die Jedi-Meisterin führte das Trio zu einem Tresor und öffnete ihn, als ihr Glasscherben entgegen fielen.

Fabiennes Herz begann sofort laut zu klopfen und ebenso wie der Blonde wich sie zurück. Was machte sie nur hier? Vielleicht hatten die anderen recht? Vielleicht gehörte sie wirklich nicht hier her! Vielleicht hatte sie sich die ganze Zeit nur was vor gemacht. Vielleicht war sie ja immer noch nur das verängstigte kleine Mädchen, das damals von ihrem grossen Bruder aus dem Elternhaus gerettet worden war, bevor jenes in die Luft flog. Nur war jetzt niemand hier, der sie retten würde. Das Gebrüll von Dr. Kaveri bekam Fabienne kaum mit. Erst ihr Schuss riss sie aus dem Strudel an Gedanken und auch Fabienne riss ihr Gewehr hoch, dessen Mündung zwischen Dr. Kaveri, Meisterin Thropp und dem Blonden hin und her wanderte, als könne jeder von ihnen sie jederzeit angreifen. Wer war der wahre Feind hier? Die Jedi? Der Blonde? War Dr. Kaveri nicht die, die sie kennengelernt hatte? Immerhin war sie jetzt scheinbar auch eine Jedi irgendwie. Auch wenn sie gerade ihren Blaster in der Hand hatte und nicht das Lichtschwert. Wenn das hier vorbei war, würde sie sofort ihre Sachen packen und ihren Austritt einreichen. Sie konnte das hier nicht. Fertig. Ende.

Coruscant- Jedi-Tempel-Ebene 5- Im Sicherheitslabor- mit Leela, Arkadi und Meisterin Alvaba
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Der Morellianer brauchte einen langen Moment, um sich von der Anstrengung der letzten Übung zu erholen und die Erklärungen der Togruta vor ihm gaben ihm zum Glück die Gelegenheit dazu. Den transparenten Kasten mit den Flüssigkeiten verstaute er ihren Anweisungen gemäß in seiner Robe. Die Flüssigkeiten darin hatten bereits begonnen, ihre ursprünglichen Zustände anzunehmen.

Aufmerksam folgte Aleron anschließend den Ausführungen von Tara zum Thema Machtheilung. Rein theoretisch konnte er ihren Worten folgen. Der Unterricht vor seinem Antritt seiner neuen Rolle als Padawan hatte ausgiebig darüber gelehrt, wie die Macht alle Lebewesen und selbst nicht lebendes Gewebe miteinander verband. Dieses akademische Wissen hatte er unter Taras Anweisungen auch schon in die Praxis umsetzen können, doch waren die Telekinese und selbst die Machtgeschwindigkeit erheblich...anschaulichere Techniken. Allein schon, weil man ihre Auswirkungen sehen konnte und sie im Bereich des vorstellbar waren. Jeder konnte sich bewegen und sich mit der Macht nur schneller zu bewegen oder höher zu springen, ja selbst etwas mit der Macht zu bewegen statt einen Traktorstrahl zu benutzen...das alles war intuitiv weitaus nachvollziehbarer als die nächste Übung.

Die Machtheilung klang erheblich...abstrakter. Aleron sollte der Pflanze ihre Lebenskraft...zurückgeben? So wie Tara es erklärt hatte, klang es beinahe als sollte er eine Energiezelle aufladen oder einen Treibstofftank auffüllen und das klang so simpel wie auch fantastisch. Ein Lebewesen, selbst ein vergleichbar simples Exemplar wie die Blume, die Tara ihm in die Hand gedrückt hatte, war doch aber keine Maschine. Die Togruta sprach davon, auf die Bedürfnisse des Patienten einzugehen und seine Zweifel standen dem Morellianer ins Gesicht geschrieben. Waren die Bedürfnisse der Pflanze nicht offensichtlich? Könnte sie sprechen, hätte sie ganz sicher dagegen protestiert, abgeschnitten zu werden. Davon abgesehen brauchte sie furchtbare Erde, Wasser und Sonnenlicht. Selbst ein im Weltraum auf Raumschiffen aufgewachsener Mann wie Aleron wusste wenigstens so viel über Pflanzen.

„Ich will es versuchen, Meisterin Li. Allerdings bin ich kein Gärtner oder Bauer. Weder beruflich noch anderweitig.“

Und mit diesen Worten schloss er die Augen und öffnete sich der Macht, um seine Umgebung wahrzunehmen, zu erkunden und sich schließlich auf die welkende Blume in seinen Händen zu konzentrieren. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung mit der Blume, so viel war offensichtlich. Aleron wusste zwar ziemlich genau, was, es aber auch in der Macht genau zu verstehen war schon eine ganz andere Sache. Und so meditierte er nicht wenige Minuten über der Blume, um auch mit seinen Machtsinnen zu ergründen, was mit der Pflanze nicht stimmte. Die Aufgabe fiel ihm alles andere als leicht, aber davon ließ er sich auch nicht aus der Ruhe bringen. Würde er es heute nicht schaffen, so gab es auch noch andere Tage. Er glaubte ohnehin nicht, dass er so schnell im Alltag einer Pflanze würde irgendwie helfen müssen, ohne einen Experten zu Rate ziehen zu können und so machte er sich auch gar keinen Druck bei der neuen Aufgabe von Tara.

Schließlich hatte er sich so weit mit der Pflanze verbunden, wie er es derzeit konnte und versuchte, den Schaden zu beheben. Tatsächlich passierte auch etwas mit der Blume in seinen Händen. Sie wirkte mit der Zeit weniger schlaff, doch wurden die welken Stellen nicht geheilt wie Tara es vorgeführt hatte. Aleron war es lediglich gelungen, den Zustand der Pflanze zu stabilisieren. Zumindest ein klein wenig. Doch das würde nicht lange anhalten, so viel war mehr als klar. Um das zu erkennen, brauchte der Morellianer nicht einmal die Augen zu öffnen und sich das Ergebnis seiner Arbeit anschauen. Dennoch öffnete Aleron eben jene, um sein Werk zu bestaunen und dann zu Tara herüberzusehen.

„Der Pflanze fehlt es an Nährstoffen und ihrem Wurzelwerk. Das kann ich nicht nachwachsen lassen. Ich fürchte, so ist sie zum Sterben verdammt.“

Sein Blick war voll und ganz auf die Togruta fokussiert. Das atemberaubende Ambiente schien ihn nicht im geringsten zu berühren. Genau genommen schien er es nicht einmal wahrzunehmen. Einen kurzen Moment blieb er still, bevor er das Wort wieder ergriff.

Meisterin Li, ich hoffe, meine Bitte ist nicht anmaßend, doch wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich als nächstes gerne den Lichtschwertkampf mit Euch üben.“

Aleron atmete tief durch und seufzte leicht, um seinem Unbehagen Raum zu geben.

„Ein Sturm zieht auf und ich bin nicht darauf vorbereitet.“

Ein Blick in den Himmel verriet, dass der Morellianer damit nicht das Wetter meinte.

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
(Jedi-Meisterin Alvaba Thropp)

Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, vor der Tür zum Untersuchungsraum 13 – Leela, Arkadi, Fabienne und Alvaba (NPC)

Die menschliche Rangerin stellte sich als Fabienne Bartheau vor und zeigte auch ihre Befehle, die bestätigten, dass sie ihnen zum Schutz zugeteilt worden war. Normalerweise war das eine gute Sache – Alvaba hatte gerne Mitglieder der Ossus Rangers in ihrer Nähe – aber heute ärgerte sie sich darüber. Der Marschbefehl kam von weiter oben, wahrscheinlich von Murrrar. Wie konnte es sein, dass hier ständig über ihren Kopf hinweg entschieden wurde?! Ihr war klar, dass die Uniformierte rein gar nichts dafür konnte, aber wieso verweigerte man ihr zusätzliche Heiler und gab ihnen stattdessen eine Soldatin?

Alvaba versuchte, sich zu beruhigen. Diese Seite von ihr kannte sie gar nicht und sie wollte auch nicht, dass jemand anderes sie zu sehen bekam.


»In Ordnung,«

Quittierte sie die Vorstellung knapp mit einem Kopfnicken. Ob sie oder Agent Duval ihnen irgendeine Hilfe sein konnten, stand in den Sternen. Zumindest war mit Dr. Kaveri eine zweite Machtnutzerin zugegen, die ihre Beobachtungen bestätigte. Es wäre leicht gewesen, die seltsamen Beobachtungen als bloße Einbildungen abzutun, aber wenn es einer anderen Jedi genauso ergangen war, konnte das nicht zutreffen. Sie wollte der gelernten Ärztin antworten, laut darüber nachdenken, was es mit der immer stärker werdenden Präsenz des Viruses auf sich hatte, als sie beide innehielten, weil sie spürten, dass sich ein erneutes Mal etwas Bedeutsames ereignet hatte.

Von der Warnung, dass es im Labor zu gefährlich für Nichtmachtnutzer sein konnte, wollte Duval nichts wissen. Im Gegenteil machte er Anstalten, hier das Kommando zu übernehmen. Wann sie was hier abriegelte, würden immer noch die Fachfrauen entscheiden und nicht ein Spion, dachte sie grimmig. Unterkühlt entgegnete sie ihm:


»Ich werde über Ihre Anregung nachdenken, Agent Duval

Wenn sie den Mann schon nicht loswurde, war es ihr in einem eigennützigen Sinne sogar recht, dass Fabienne sich ebenfalls in Gefahr begab. Deren Erfahrungen im Raumkampf würden ihr zwar nicht helfen, aber wenn sie im Zweifelsfall wen hatten, der den Agenten zurückhalten konnte, sollte ihr das recht sein. Alvaba war schließlich keine Kämpferin.

»Ich fürchte, dort drinnen erwartet uns eine völlig andere Art von Gefahr, aber gut. Seid einfach extra vorsichtig.«

Während der Schleusenprozedur hatte die Mirialan ein ganz mieses Gefühl, welches sich durch den so empfundenen ›Ballast‹ noch verstärkte. Hätten der NRGD, die Rangers nicht Wookiees, Devaronianer oder irgendwas anderes schicken können? Warum noch mehr Menschen, die C-Virus-anfälligste Spezies überhaupt? Wenn Leela und sie schon den Einfluss des Viruses auf ihren Geist spüren konnten, was würde es erst bei den beiden Bewaffneten ausrichten?

Es folgte die Öffnung des Probenschrankes und ihre schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen. Leela reagierte als erstes und warnte die beiden Nicht-Machtsensitiven ein letztes Mal vor der Gefahr, leider vergebens. Duval schien sie zu ignorieren und forderte stattdessen die Stilllegung des Projektes. Als ob! Alvaba würde ganz sicher nicht beim ersten Rückschlag die Chance wegwerfen, die Galaxis von der schlimmsten Seuche mindestens seit der Rakghoul-Krankheit zu befreien! Das ließ sie sich nicht nehmen, schon gar nicht von jemanden, der weder Jedi noch Heiler war! Die Jedi-Meisterin realisierte nicht wirklich, wie unbesonnen und anormal sie sich gerade verhielt. Bei der dunkelhaarigen Liannerin fiel es ihr aber auf, und sie versuchte, gereizt wie sie war, deren Befürchtungen zu zerstreuen.


»Keine Sorge, Dr. Kaveri. Agent Duval hat keinerlei Jurisdiktion hier.«

Hörte ihr überhaupt irgendwer zu? Die beiden zückten ihre Blaster, Leela schoss sogar –

»Auf meiner Krankenstation wird nicht geschossen!!!«

Schrie Alvaba, wandte sich hilfesuchend um zu Fabienne und stellte fest, dass sie geradewegs in deren Gewehrmündung starrte. So stand es also? Der Nahmenschin blieb gar nichts anderes übrig, als ihr eigenes Lichtschwert zu ziehen, dessen grünes Schein nicht seine normale beruhigende Wirkung erzielte. Gegen alle drei würde es ihr ohnehin nicht viel helfen. Vorsichtig, ohne die anderen aus den Augen zu lassen, tastete sich rückwärts bis zu einem Wandpaneel. Sie authentifizierte sich und gab nacheinander die Codes sowohl für Sicherheitsvorfall als auch Kontamination ein. Sofort schlossen sich zusätzliche Druckschotts und ein Alarm ging los, der Alvaba augenblicklich auf die Nerven zu gehen begann. Außerdem würde niemand von ihnen der Raum mehr verlassen können, aber eine Krise nach der anderen.

Der Blasterschuss hatte die Virusmasse getroffen, auf dem Brandfleck am Boden waren Spuren davon zu sehen. Die schlimmsten Befürchtungen der Heilerin waren aber nicht eingetroffen, es war noch genug von der Probe vorhanden. Eher im Gegenteil, es waren nun zwei ölig-schwarze Blobs, die beide jeweils nicht mehr viel kleiner zu sein schienen als das ursprüngliche Ding und es schien zu wachsen, außerdem immer unruhiger zu werden. Alvaba stellte sich vor es als wollte sie es, immerhin der Schlüssel zur Rettung Coruscants, mit ihrem Leben verteidigen und würde das im Notfall auch tun.


»Runter mit den Waffen, alle

Drohte sie den anderen, das Lichtschwert so fest mit beiden Armen umklammert, dass sie fast verkrampfte. Wenn die Verstärkung nicht bald eintraf, hatte sie freilich nicht den Hauch einer Chance – und wegen der Auslösung des Kontaminationsvorfall kamen die auch gar nicht in das Labor hinein, um ihr beizustehen.

Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, im abgeriegelten Untersuchungsraum 13 – Leela, Arkadi, Fabienne und Alvaba (NPC)
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, Untersuchungsraum 13 – Leela, Arkadi, Fabienne und Alvaba (NPC)

Es war Zeit, die Dinge in die Hand zu nehmen. Zu offensichtlich war das Versagen des Jedi-Ordens, die Virusprobe angemessen zu untersuchen und vor unbefugtem Zugriff zu beschützen. Diese weltfremden Personen in ihrem entrückten Dasein in diesem Tempel hatten nicht einmal ansatzweise eine Ahnung davon, was in einer solchen Situation getan werden musste und wie mit einer solchen Bedrohung zu verfahren war. Ihr Versagen war nur eine Frage der Zeit gewesen, und jetzt stand die für das Überleben der Neuen Republik unerlässliche Arbeit vor einem massiven Problem. Arkadi spürte, wie eine Mischung aus Ärger und blanker Verachtung in ihm hoch kroch, und er schenkte der arroganten Meisterin Alvaba einen Blick, der so eisig war wie seine Stimme, als sie seinen Rat und seine Warnungen in den Wind schlug und ihren zum Scheitern verurteilten Kurs unbeirrt fortsetzte. Die Tatsache, dass eine so unfähige Person einen derart hohen Rang im Jedi-Orden bekleidete, war Urteil genug über dessen Kompetenz.

„Tun Sie das. Und vergessen Sie nicht, dass ich jede Jurisdiktion habe, die ich brauche.“

Dies hier mochte der Jedi-Tempel sein, aber Sektion Null hatte schon in ganz anderen Gebieten operiert, unter weitaus schwierigeren Bedingungen. Wenn die Jedi nicht in der Lage waren, die Virusproben ordentlich zu bewahren, würde man sie ihnen eben entreißen müssen. Der Blick des blonden Geheimdienstoffiziers lag dem entsprechend wachsam und misstrauisch in erster Linie auf der Mirialanerin, die dieses Debakel zu verantworten hatte und keine Anstalten machte, ihre Fehler zu korrigieren. Damit war zu rechnen gewesen und es ließ den ehemaligen Soldaten emotional kalt. Aber als Leela sich demonstrativ auf die Seite der Robenträger stellte und ihm Vorwürfe und Vorhaltungen machte, gepaart mit giftigen Anspielungen auf die Vergangenheit, wurden die blauen Augen des Mannes schmal und er funkelte die dunkelhaarige Forscherin an, ein zorniges, verletztes Grollen in seiner sich beinah überschlagenen Antwort.

„Weil es NOTWENDIG war!“

Arkadi zitterte am ganzen Körper, vor Wut, Aufregung und anderen, nicht so leicht in einfache Worte zu fassende Emotionen. Die Ereignisse überschlugen sich, Blaster wurden gezogen, Lichtschwerter erwachten zischend zum Leben. Antrainierte, geschulte Reflexe übernahmen die Kontrolle, als der Geheimdienstoffizier seinerseits in einer flinken, fließenden Bewegung seine Blasterpistole zog. Die Ereignisse überschlugen sich und mit einem Mal fielen Schüsse – es war Leela, die das Feuer eröffnete. Arkadi hastete in Deckung, suchte Schutz hinter einem Arbeitstisch, als die Verriegelung des Labors aktiviert wurde und sich massive Schutztüren schlossen. Es gab kein heraus und kein herein. Nun waren sie gefangen, sie alle.

Arkadi versuchte, sein emotionales Chaos in den Griff zu bekommen, sich zu orientieren. Einatmen. Bis vier zählen. Ausatmen. Konzentration. Fokus. Da – Leelas Schuss hatte etwas getroffen, eine schwarze, ölige Masse auf dem Boden, die sich wie ein verwundetes Tier wand und teilte. Der Agent konnte nicht sagen, woher es wusste, aber sein Bauchgefühl, sein Instinkt, alles in ihm schrie danach, diese Substanz, deren bloßer Anblick ihn würgen ließ, zu vernichten. Meisterin Alvaba war anderer Ansicht, schützend hatte sich die Jedi vor der Probe in Stellung gebracht, ihr Lichtschwert erhoben, als würde sie ihr erstgeborenes Kind verteidigen. Nein, nein, nein. Es war falsch. Es musste aufhören. Es musste vernichtet werden. Dieses ganze Labor, es war kontaminiert, verseucht. Arkadi legte aus der Deckung an, zielte sorgfältig, versuchte, seiner Stimme befehlsgewohnte Autorität zu verleihen.


„Zur Seite – sofort! Die Virusprobe, wir müssen sie zerstören, sie ist dafür verantwortlich!


Die Chance, aus der Schussbahn zu treten, wollte er die Forscherin lassen. Eine Chance. Dann würde er tun, was notwendig war. Das hatte er immer getan, das würde er immer tun. Der Geheimdienstoffizier blendete seine Umgebung so weit wie möglich aus, konzentrierte sich ganz darauf, die Virusrproben ins Visier zu bekommen, ohne die Jedi zu erwischen. Langsam krümmte sich sein Finger am Abzug...

Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, Untersuchungsraum 13 – Leela, Arkadi, Fabienne und Alvaba (NPC)
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Tara Li beobachtete ihren Padawan mit einer Mischung aus Geduld und leiser Sorge. Aleron hatte zweifellos ein großes Potenzial, das sich in seinen bisherigen Leistungen bereits gezeigt hatte. Dennoch bemerkte sie bei ihm eine gewisse Zurückhaltung und eine Neigung, sich zu sehr auf das Offensichtliche zu konzentrieren. Diese Einschränkung war besonders in den subtileren Aspekten der Macht, wie der Heilung, offensichtlich. Während er sich bemühte, die Pflanze zu heilen, erkannte sie die Anstrengung, die er aufwandte, um die richtigen Schritte zu unternehmen, aber sie spürte auch, dass ihm das tiefere Verständnis der Lebenskraft fehlte, das für die Machtheilung unerlässlich war.

Tara dachte darüber nach, wie sie am besten darauf reagieren sollte. Es wäre einfach gewesen, seine Bemühungen zu loben, aber sie wusste, dass dies nicht der richtige Weg war, um ihm zu helfen, sein volles Potenzial zu entfalten. Stattdessen entschied sie sich dafür, ihm eine ehrlichere Rückmeldung zu geben, die ihm helfen würde, seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.


Aleron,“

Begann sie mit sanfter Stimme, während sie auf die Pflanze in seinen Händen deutete.

„Du hast den Zustand der Pflanze stabilisiert, und das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber ich spüre, dass du noch immer die Macht wie ein Werkzeug siehst, wie etwas, das man benutzt, um ein Ziel zu erreichen. Du hast dich auf das konzentriert, was der Pflanze äußerlich fehlt – Nährstoffe, Wurzeln. Aber Machtheilung ist nicht nur das Wiederherstellen des Offensichtlichen. Es geht darum, die Lebenskraft direkt zu beeinflussen, sie zu nähren und zu lenken, ohne dass physische Mittel notwendig sind.“

Tara machte eine kurze Pause, um sicherzustellen, dass ihre Worte sanken, bevor sie fortfuhr.

Die Macht verbindet alles Leben, Aleron. Um zu heilen, musst du dich tiefer mit der Pflanze verbinden, über das hinaus, was deine Sinne dir sagen. Du musst ihre Lebenskraft spüren und verstehen, wie sie im Gleichgewicht mit der Umgebung steht. Wenn du nur versuchst, den physischen Schaden zu reparieren, ohne dieses Verständnis, wirst du immer auf Hindernisse stoßen. Die Macht ist mehr als nur ein Mittel, sie ist ein Weg, das Leben in all seinen Facetten zu begreifen.

Während sie sprach, bemerkte Tara die wachsende Unruhe in Alerons Augen. Sie wusste, dass er sich nach der körperlichen Herausforderung des Lichtschwertkampfes sehnte, etwas, das er leichter begreifen und kontrollieren konnte. Seine Bemerkung über den Sturm, der aufzieht, ließ sie kurz innehalten. Sie verstand, dass er nicht das Wetter meinte, sondern eine tiefer liegende Vorahnung, eine Erschütterung in der Macht, die auch sie gespürt hatte. Dennoch wollte sie nicht, dass diese Angst sein Handeln bestimmte.

„Ich verstehe deine Sorge, Aleron,“

Sagte sie schließlich, ihre Stimme blieb ruhig, aber fest.

Die Macht kann uns manchmal einen flüchtigen Blick auf das gewähren, was kommen könnte, aber sie zeigt uns auch, dass es wichtig ist, im Hier und Jetzt zu leben. Der Sturm, den du spürst, mag real sein, aber er ist nicht das Einzige, was zählt.”

Meinte Tara und machte eine längere Pause.

„Es ist ein tieferer Aspekt unseres Seins, der uns mit allem Leben verbindet,“

Fuhr Tara fort, ihre Worte nun getragen von einem sanften, aber bestimmten Ernst. Sie sah in Alerons Augen, dass er ihre Worte hörte, auch wenn sie vielleicht nicht sofort verstanden wurden. Die Macht war für viele Schüler zunächst eine abstrakte Kraft, und es brauchte Zeit, um ihre wahre Tiefe zu begreifen.

Im Lichtschwertkampf werden wir die Prinzipien der Macht anwenden, aber vergiss nicht, dass es nicht nur um die Beherrschung der Klinge geht. Es geht auch um die Verbindung mit der Macht, um das Verstehen der Bewegungen deines Gegners, noch bevor sie ausgeführt werden. Es geht darum, die Balance zu finden – zwischen Angriff und Verteidigung, zwischen Entschlossenheit und Ruhe. Der Sturm, den du spürst, wird dich herausfordern, aber er wird dir auch helfen, stärker zu werden, wenn du lernst, die Macht als deinen Verbündeten zu betrachten und nicht nur als Werkzeug.“

Sie machte eine kurze Pause, um sicherzustellen, dass Aleron den Übergang in ein neues Thema wirklich verinnerlichte, bevor sie sich erhob. Ihre Bewegungen waren fließend und kontrolliert, ein Ausdruck ihrer tiefen Verbindung zur Macht.

Aleron, die Erschütterung die du spürst, darf dich nicht lähmen. Sie ist eine Warnung, ja, aber auch eine Gelegenheit. Die Zukunft ist immer in Bewegung, und was du jetzt tust, wie du dich jetzt vorbereitest, wird das beeinflussen, was kommt. Der beste Weg, sich auf das Kommende vorzubereiten, ist, in der Gegenwart zu leben und jede Gelegenheit zu nutzen, um zu wachsen.“

Tara positionierte sich auf der Plattform und holte ihr Lichtschwert vom Gürtel und ließ die Waffe ein paar Mal in ihrer Hand kreisen, ohne die Klinge zu zünden.

Bevor wir beginnen, Aleron, möchte ich, dass du dich entspannst und die Macht um dich herum spürst. Lass sie durch dich fließen, ohne sie zu zwingen oder zu kontrollieren. Der Kampf mit dem Lichtschwert erfordert mehr als nur Technik – er erfordert, dass du eins wirst mit der Macht, dass du ihr vertraust und dich von ihr führen lässt.“

Tara kreiste weiter ihr Lichtschwert der Hand und schloss kurz die Augen und ließ ihren Geist in die Ruhe der Macht eintauchen. Dann öffnete sie die Augen wieder und sah Aleron an, ihre Stimme ruhig und leise, aber von einer tiefen inneren Überzeugung getragen.

Der Sturm mag kommen, aber du bist nicht allein. Die Macht ist mit dir, Aleron, und sie wird dich leiten, wenn du es zulässt. Sei im Hier und Jetzt, lass alle anderen Gedanken los, und lass uns beginnen.“

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Er hörte den Worten seiner Meisterin aufmerksam zu und neigte sein Haupt, als sie fertig war.

„Ich höre Eure Anweisungen, Meisterin Li. Ihr lasst das alles so selbstverständlich und simpel klingen, doch fürchte ich, dass es für mich nicht selbstverständlich ist und mir auch nicht leicht fällt. Ich werde Eure Worte beherzigen und darüber meditieren.“

Er senkte seinen Blick auf die rechte Handfläche. Mehrmals ballte er die Hand zur Faust und öffnete sie wieder mit gespreizten Fingern. Die Macht sollte er also nicht als Werkzeug betrachten sondern als Teil der natürlichen Ordnung, also quasi als Teil seines selbst? Die Togruta hatte das so selbstverständlich gesagt und doch blieb die Frage in dem Morellianer zurück, wie er das anstellen sollte. Wenn man Arme und Beine, dann übernahm das Gehirn einfach die dafür nötigen Prozesse. Nichts davon erforderte eine bewusste Willensanstrengung und auch wenn es möglich war, dergleichen mit für den Körper nicht natürlichen Prozessen zu erreichen, so brauchte das doch einige Zeit der Übung voller endloser Wiederholungen, wenngleich nichts davon so abstrakt war, wie die Anwendung von Machttechniken.

Aleron ging mit Tara überein, dass ihm bisher das nötige Verständnis der Macht fehlte, um ihren Anweisungen in dem Tempo zu folgen, das sie sich wünschte. Aber das war in Ordnung für den Morellianer. Er hatte es nicht eilig, alle Aspekte der Macht zu begreifen und jede Technik zu lernen. In den kommenden zehn, zwanzig, vielleicht dreißig Jahren würde er schon das nötige Verständnis erlangen, um allen Anweisungen der seiner Meisterin zu folgen. Für den Moment war es ihm wichtiger, die Grundlagen des Lichtschwertkampfes und seine Formen zu erlernen. Das Erlebnis der Erschütterung hatte in ihm eine nachhaltige Unruhe geweckt, die er einfach nicht einordnen konnte. Etwas war in der Galaxie aus den Fugen geraten und die Auswirkungen dessen würden über sie wie eine unbarmherzige Flutwelle hereinbrechen, davon war er felsenfest überzeugt. Er konnte nicht einmal sagen warum und das machte das Gefühl des Unbehagens nur schlimmer.

„Ihr habt recht, Meisterin Li. Aber das alles ist noch so neu für mich, dass ich damit noch nicht umzugehen weiß. “

Er stand auf und positionierte sich gegenüber von Tara. Anschließend schloss Aleron die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung, um Körper und Geist zur Ruhe zu bringen. Nachdem er das geschafft hatte, öffnete er sich der Macht und ließ die über die Macht auf ihn einprasselnden Eindrücke auf sich wirken. Da waren nicht nur er und Tara sondern auch die unzähligen Lebensformen unter und selbst über ihnen. Sie alle waren durch die Macht verbunden und Teil eines großen Ganzen. Dabei war dieses große Ganze keine monolithische Säule. Es gab keine Hierarchien und niemand war vollkommen unabhängig von den anderen. Das kleinste, unscheinbarste Wesen konnte so viel Einfluss auf die anderen haben, wie der strahlendste Stern. So überwältigend dies alles auch war, so brachte es ihm doch...Frieden...für den Moment.

„Ich bin bereit, Meisterin Li.“

Mit diesen Worten öffnete er die Augen und nahm das Lichtschwert vom Gürtel, um die Grundstellung von Form I einzunehmen. Geduldig wartete er ab und konzentrierte sich auf Taras Machtaura, um für den ersten Angriff der Togruta gewappnet zu sein.

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Tara beobachtete Aleron genau, als er ihre Worte in sich aufnahm. Sein Ausdruck blieb nachdenklich und sie spürte seine Verwirrung, sein inneres Ringen mit dem Konzept, das sie zu vermitteln versuchte. Sie konnte die Unruhe in ihm spüren, wie eine Welle, die von einem fernen Sturm aufgeworfen wurde und immer stärker in ihm heranwuchs. Es war eine Unruhe, die viele ihrer Schüler zu Beginn ihrer Reise empfanden, besonders jene, die auf eine klarere, greifbarere Anleitung hofften. Ribanna war ebenso gewesen. Die Macht war keine starre Formel, kein Werkzeug, das man nur richtig anzuwenden brauchte. Sie war etwas Lebendiges, Fließendes, das man erleben, fühlen, und verstehen musste.
Als Aleron sich bewegte und seine Hand zu einer Faust ballte, sah sie die Zerrissenheit in seinem Gesicht. Sie verstand seinen Wunsch, die Dinge auf eine rationale Weise zu begreifen, zu analysieren und zu kategorisieren, aber die Macht entzieht sich oft solchen Versuchen. Sie schenkte ihm ein sanftes, aber bestimmtes Lächeln.


"Es ist gut, dass du bereit bist, zu lernen, Aleron. Dass du zuhörst und reflektierst. Die Zeit wird dir helfen, aber sei dir bewusst, dass du die Macht nicht zwingen kannst. Lass sie sich durch dich entfalten, auf ihre eigene Weise."

Als er die Grundstellung von Form I einnahm, nickte Tara zustimmend. Sie erkannte seine Bereitschaft, zu lernen, und seinen festen Willen, stärker zu werden. Das war wichtig, besonders in Zeiten wie diesen, wo die Galaxie in Unruhe war und selbst sie nicht genau wusste, was die Zukunft bringen würde. Die Erschütterung in der Macht, die auch sie gespürt hatte, war ein Vorbote von etwas Größerem, Dunklerem, das am Horizont lauerte. Aber jetzt war nicht die Zeit, darüber zu sprechen. Aleron brauchte Führung, Klarheit und Übung.

„Form I, Shii-Cho,“

Begann sie ruhig und schritt langsam um ihn herum, ihre Augen nie von ihm abwendend.

„Die älteste der Lichtschwertformen, oft auch die Grundform genannt. Ihr Ziel ist Einfachheit und Effektivität, besonders gegen mehrere Gegner. Sie lehrt uns, die Grundlagen des Lichtschwertkampfes zu beherrschen – die Balance, die Kontrolle über die Waffe und die präzise Bewegung.“

Tara hob ihr eigenes Lichtschwert und aktivierte es mit einem sanften, vertrauten Summen. Die leuchtend blaue Klinge erwachte zum Leben, strahlend und klar in der Luft.

„Beobachte, wie ich die Angriffe führe und folge mir dann. Form I basiert auf einfachen, direkten Hieben – nichts Kompliziertes, nichts Verschwenderisches. Es ist eine Form, die uns lehrt, unsere Energie zu sparen und uns auf den Kern der Bewegung zu konzentrieren.“

Sie bewegte sich fließend, mit einer natürlichen Anmut, die von ihrer jahrzehntelangen Übung zeugte. Ihr erster Hieb war gerade, direkt, wie ein leichter Schlag gegen einen unsichtbaren Gegner. Ihre Bewegung war präzise, die Klinge folgte einer klaren Linie, ihr Körper in perfekter Balance. Dann führte sie eine Reihe von Hieben aus, die langsam schneller wurden, eine Kombination aus Schlägen von oben-unten, diagonal und zur Seite, die die Grundangriffe der Form I darstellten.

„Sieh genau hin.“

Sagte sie, während sie sich bewegte.

„Jeder Hieb ist ein Ausdruck deines Willens, aber er ist auch eine Frage der Balance. Deine Füße, deine Hüften, deine Schultern – sie alle müssen in Harmonie sein, wenn du zuschlägst. Nichts an Form I sollte sich erzwungen anfühlen. Lass die Bewegung natürlich fließen, so wie die Macht durch dich fließt.“

Sie stoppte und drehte sich dann mit einer sanften Drehung, die ihren Mantel um ihre Beine wirbeln ließ, zu ihm.

„Versuche es jetzt, Aleron. Beginne mit einem einfachen Hieb von oben und arbeite dich dann durch die Grundbewegungen hindurch. Fühle die Verbindung zwischen deinem Körper und der Klinge, zwischen der Klinge und der Macht. Danach beginnen wir mit dem freien Kampf.“

Tara blieb in defensiver Haltung stehen, ihre Klinge leicht angehoben, um bereit zu sein, jeden seiner Angriffe zu parieren. Sie wollte sehen, wie er sich bewegte, wie er die Prinzipien der Form I umsetzte, die sie gerade erklärt hatte.

„Denke daran, die Macht ist nicht nur etwas, das du anwendest. Sie ist in jedem Schritt, in jeder Bewegung. Sei dir ihrer bewusst, aber versuche nicht, sie zu kontrollieren. Lass sie dich leiten.“

Aleron setzte seine Angriffe, und Tara begann, jeden seiner Schläge abzuwehren. Seine Schläge waren präzise, aber manchmal zu steif, zu mechanisch.

„Locker dich,“

Rief sie ihm zu, während sie einen seiner Hiebe elegant zur Seite lenkte.

„Sei wie ein Blatt im Wind, Aleron. Die Macht wird dich tragen, wenn du ihr erlaubst, dich zu tragen.“

Sie merkte, dass er sich bemühte, und sie fühlte, wie sich seine Energie langsam änderte, wie er versuchte, die Balance zu finden, von der sie gesprochen hatte. Aber da war noch viel Arbeit zu tun. Sie führte ihn weiter, gab ihm Raum, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, während sie mit ruhigen, kontrollierten Bewegungen seinen nächsten Angriff abwehrte.

“Gut und nun verbinde alles, was ich dich gelehrt habe im freien Kampf. Verbinde Form I mit Machtstößen, Machtgeschwindigkeit…alles was dir einfällt. Levitation... Sei kreativ!”

Forderte sie ihn heraus.

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
[Kernwelten | Coruscasektor | Coruscant-System | Coruscant-Orbitalstation „Aurek 19 | nahe einer Imbissbude] Calen Rynn, Bailee Troisi, andere Passanten (NPC)

Man hatte sie aussortiert? Warum sollten die Jedi jemanden mit Potential aussortieren? Hatte sie sich vielleicht etwas zu schulden kommen lassen? Oder waren die Jedi so streng, dass ein kleiner Fehler für ihren Ausschluss gesorgt hatte? So richtig ausgeschlossen wirkte sie garnicht. Aber da Calen bisher kaum Jedi getroffen hatte wusste er auch nicht genau, was sie ausmachte. Er überlegte eine Weile, ob er Frage sollte wieso man sie Aussortiert hatte. Konnte er soetwas einfach so fragen?

„Sie sortieren Anwärter aus? Warum das denn? Nach ein paar Wochen schon? Ich meine ich weiß gar nicht was man so können muss aber ein Padawan ist doch jemand der bereits einen Meister oder eine Meisterin gefunden hat? Hast du deine Lehrer verärgert? Bist du deshalb wütend? Weil sie dich ausgeschlossen haben? Ich möchte nicht ausgeschlossen werden. Ich war so stolz zu hören das ich ein Jedi werden kann. Da möchte ich das auch schaffen!“

Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus und er wirkte nun noch aufgeregter als zuvor. Außerdem auch noch ein klein wenig Verunsicherter. Wie sollte er denn Beweisen, dass er ein guter Jedi sein wollte. Konnte er überhaupt einer werden? Was wenn sie ihn auch ausschließen würden? Käme er dann wieder nach Hause? Er konnte doch keine Schiffe reparieren oder sowas. Ein ganz klein wenig Panik flackerte in ihm auf als seine Gedanken sich jagten und ein furchtbares Szenario dem anderen folgte.

[Kernwelten | Coruscasektor | Coruscant-System | Coruscant-Orbitalstation „Aurek 19 | nahe einer Imbissbude] Calen Rynn, Bailee Troisi, andere Passanten (NPC)
 
Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li

Tara ging mit ihm noch einmal die Grundlagen von Form I durch und Aleron schaffte es mittlerweile, die Grundübungen zur Form ohne größere Korrekturen zu durchlaufen. Anschließend ging es daran, ritualisiert Angriffs- und Verteidigungsbewegungen miteinander zu üben. Wiederholung war stets ein guter Lehrer und diese Übung hatte auch den Vorteil, dass er sich bereits an die Körpergröße und Reichweite seiner Kontrahentin einprägen konnte. Bevor das echte Übungsduell begann, konnte er einen Moment durchatmen und sich mit einer kurzen Atemübung neu zentrieren. Die Anweisung der Togruta, sich nicht nur auf die Schwertkunst zu verlassen, überrumpelte den Morellianer etwas. Nicht, weil Aleron diese Idee noch nicht selbst gekommen war, sondern weil er nicht gedacht hatte, schon so weit zu sein.

„Sehr wohl, Meisterin Li.“

Aleron begann mit einer reihe von hohen Hieben gegen Taras Kopf, die sie dazu zwangen, seine Angriffe zu parieren, wenn sie denn nicht geköpft werden wollte. Diese Paraden vorhersehend, ließ er seine Klinge stets in einer fließenden Bewegung direkt zum nächsten Angriff schnellen. Die Angriffe selbst stellten keine allzu große Gefahr für Tara da, so lange sie sie auch parierte, doch die Verteidigung seiner Kontrahentin zu durchbrechen, war gar nicht Alerons Ziel. Vielmehr wurde er, auch durch die Macht unterstützt, immer schneller, um seine und ihre Grenzen auszutesten und so ein Gefühl dafür zu bekommen, wer von den beiden mehr Geschwindigkeit erreichen konnte, ohne einen Kontroll- oder zumindest Präzisionsverlust in Kauf zu nehmen.

Sobald er zufrieden mit seinen Erkenntnissen war, wechselte er unvermittelt seine Strategie. Die letzte Parade Taras nutzte er aus, um mit der Ablenkung seiner Klinge mitzuspringen und so zur Seite von Tara zu kommen. Ein Fintenstoß direkt auf ihre Schwerthand, bereitete dann nur einen Satz in Taras Rücken vor, was sie dazu zwang, sich umzuwenden und ihren festen Stand zu verlassen, wenn sie nicht riskieren wollte, tatsächlich von hinten angegriffen zu werden. Aleron wusste genau um die noch angeschlagene Gesundheit seiner Meisterin, doch genau deswegen setzte er alles daran, Tara mit Geschwindigkeit schnell zu überwältigen. Es ging bei dieser Übung schließlich nicht darum, seine Kontrahentin zu besiegen, was er dadurch erreichen konnte, einfach defensiv vorzugehen, bis sie ermüdete und sie dann mit roher Gewalt zu überwältigen, sondern selbst Kampferfahrung zu sammeln.

Also behielt er das hohe Tempo aufrecht und ließ sich dabei von der Macht leiten. Die Vorahnungen, die so auf ihn einprasselten waren immer noch eine ungewohnte Realität, doch sie halfen dem Morellianer dennoch dabei, die gröbsten Fehler zu vermeiden. Sie glichen zumindest ansatzweise den Fähigkeitsunterschied zwischen Tara und ihm aus, wenn es um die Beherrschung von Form I ging. Aleron blieb ständig in Bewegung, was Form I, die für den Kampf gegen mehrere Gegner ausgelegt war, auch begünstigte. Dabei drängte er Tara nicht in eine bestimmte Richtung, sondern konzentrierte sich darauf, so chaotisch wie möglich vorzugehen. Sein Hintergedanke war, je weniger bewusst er vorging, umso unvorhersehbarer würde er für seine Kontrahentin werden.

Ihre komplette Umgebung, seine Sorgen, die Sorgen und Nöte aller um sich herum, selbst seiner Familie oder Fabienne ausblenden zu können und sich einzig und allein auf das Duell zu konzentrieren, hatte wahrlich etwas befreiendes. Der Morellianer fühlte sich, als wäre eine enorme Last von seinen Schultern abgefallen und dieses Gefühl hob nicht nur Alerons Stimmung, sie sorgte auch für einen besseren Einklang seiner selbst mit seiner Machtbegabung. Und schließlich fand er einen Fehltritt in Taras Verteidigung oder glaubte zumindest, ihn erkannt zu haben. Statt mit einem für Form I typischen Angriff auf ihren Schwertgriff darauf zu reagieren, sendete er einen Machtstoß auf ihr vermeintlich instabiles Knie aus, um sie vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen und erst dann mit dem Lichtschwert nachzusetzen.

Coruscant | Jeditempel - Terrasse eines Turms | Aleron Blackthorne und Tara Li
 
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