Coruscant

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Tylaar, Noa -

Es gab noch etwas, das Tylaar auf dem Herzen lag. Ganz beendet war ihr Gespräch also noch nicht. Inzwischen hatten sie sich alle erhoben und Chesara hatte die Tür geöffnet, wartete aber noch ab, was der frisch ernannte Jedi-Ritter zu sagen hatte, bevor sie den Raum verließ. Tylaar sprach von einer Präsenz in der Macht, die er im Honey House gespürt hatte, was nicht weiter verwunderlich war, schließlich hielten sich hier mehrere Machtnutzer auf. Doch dies war es nicht, was Tylaar bemerkt zu haben schien, denn er war sich fast sicher, dass die Präsenz, die er berührt hatte, noch nicht in der Macht geschult war.

"Geht und seht Euch ruhig um."

Bot Chesara ihm an, die nichts dagegen hatte, dass er der Angelgenheit auf den Grund ging.

"Wenn Ihr Euch sicher seid, derartiges gespürt zu haben, ist es wichtig heraus zu finden, von wem dieses Leuchtfeuer, wie Ihr sagt, ausgeht."

Noch während sie sprach, wanderte ihr eigener Blick hinüber zu dem Kiffar. Eigenartiger weise spürte sie etwas in ihm, doch es war nicht das übliche Leuchten der Macht, sondern verschleiert von etwas Fremden. Sie nickte Tylaar zu und deutete in die Richtung der schweren Durastahltür, die als Verbindung zwischen dem Privatbereich im hinteren Teil des Gebäudes (in dem sie sich gerade befanden) und dem öffentlichen Bereich des "Geschäftes" diente. Bevor er ging, sagte Tylaar noch etwas zu Noa, doch Chesara hörte nicht wirklich zu. Sie war zu sehr mit ihren Gedanken um Derryn Vos beschäftigt. War es möglich, dass der Kiffar die Macht in sich trug? War vielleicht sogar er derjenige, den Tylaar gespürt hatte?! Doch dies kam Chesara seltsam vor, denn die beiden waren doch zuvor schon zusammen gewesen, oder nicht? Sie schürzte die Lippen und griff in die Macht hinaus, wobei sich nicht vermeiden ließ, dass sie Derryn nachdenklich und prüfend anschaute. Obwohl sie sich nicht auf die junge Frau konzentrierte, konnte sie Noa Cortinas innere Unruhe beinahe fassen. Die Widerstandskämpferin mit den langen, glänzenden Haaren trug eine starke Unausgeglichenheit in sich. Neben ihr wirkte der Kiffar mt den langen Dreadlocks beinahe wie ein unbeweglicher Stein, was er jedoch keinesfalls war, wie er vorhin wirkungsvoll unter Beweis gestellt hatte.

"Ich würde Euch gerne etwas fragen."

Sagte Chesara unvermittelt, an Derryn gewandt.

"Habt Ihr schon einmal Dinge getan, die sich nicht erkären ließen?"

Sie hob eine Schulter und suchte nach einem Beispiel.

"Die Handlungen anderer erahnt, bevor sie ausgeführt wurden? Gegenstände bewegt, ohne sie zu berühren?"

Chesara schüttelte sachte den Kopf.

"Ich kann etwas in Euch erahnen."

Überlegte sie laut.

"Eine Verbindung zur Macht. Allerdings ist sie... ungewohnt blass."

Chesara legte den Kopf leicht schräg, so als würde eine andere Perspektive helfen, Derryn besser zu erkennen, doch es veränderte natürlich nichts.

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Tylaar, Noa -
 

Coruscant - Untere Ebenen – Im Barbereich des „Honey House“- mit einer Gruppe zu verkaufender Sklaven, Wachpersonal des „Honey House“


Nylia fragte sich, wie groß das Bordell war. Der Wachmann des „Honey House“ war schon eine ganze Weile weg. Er wollte doch nur den Besitzer holen. Was konnte da so lange dauern? Vielleicht diskutieren die beiden ja, weil der Besitzer ebenfalls keine illegalen Geschäfte in seinem Etablissement abwickeln wollte. Nylias Nervosität und Verzweiflung wollten nicht abflauen, aber es gesellte sich noch eine Spur Langeweile dazu. Die junge Frau hatte jeden Zentimeter der Bar von ihrer Position in der Ecke aus betrachtet und auch die Gesichter der Gäste. Sie hätte von jedem ein perfektes Phantombild erstellen können. Leider hatten einige der Kerle bemerkt, dass Nylia sie immer wieder ansah und hatten es als Zeichen der Interesse aufgefasst. Bei dem zweideutigen Grinsen von einem der Männer verspürte sie einen akuten Brechreiz. Mit einer Gänsehaut vor Ekel wandte sie sich ab und sah herüber zu dem Klatooianer, der noch immer an der Theke saß. Er stürzte inzwischen den vierten Drink herunter. Die Bewegungen dieses Fleischbergs waren bereits leicht fahrig und was Nylia von ihrem Platz aus hören konnte, sprach er ein wenig undeutlich. Es hätte sie eigentlich freuen sollen, denn nie standen ihre Chancen zu entkommen besser, aber leider hatte der Klatooianer noch immer den Auslöser ihres Sklaventransmitters. Bis er den aus den Augen ließ und Nylia ihn stehlen könnte, müsste der Kerl einiges mehr intus haben. Bis es dazu kommen konnte, wäre aber sicherlich der Besitzer des „Honey House“ anwesend. Tatsächlich kam einige Minuten später der Wachmann zurück, jedoch noch ohne Begleitung. Er teilte dem Klatooianer mit, dass Shane Harley noch zu tun hatte und es noch dauern könnte, bis er Zeit fand. Nylias Bewacher grunzte genervt auf, da er sich aber an der Bar mit einem Glas Hochprozentigem in der Hand äußerst wohl fühlte, winkt er dann nur ab und wollte weiter warten.

Nylia seufzte und schreckte auf, als plötzlich jemand neben ihr war. Sie hatte mit einem ihrer Leidensgenossen gerechnet, es war jedoch einer der Gäste des „Honey House.“ Es zuckte verdächtig in ihrem Arm und sie war kurz davor, dem aufdringlichen Mistkerl eine Ohrfeige zu verpassen. Sie wollte aber nicht auffallen oder den Klatooianer dazu bringen, sich von seinem geliebten Getränk zu trennen. Nylia flüchtete daher lieber zu einem der leeren Tische. Den penetranten Geruch des Kerls, eine Mischung von Schweiß, gepaart mit einem schlechten Aftershave und kaltem Zigarettenqualm, bekam sie aber nicht so einfach aus der Nase. Hustend sah Nylia überall hin, nur nicht zurück zu ihrem neuen besten Freund. Auf einmal war da wieder dieses Gefühl, dass sie im Begriff war etwas Wichtiges zu verpassen. Es wurde so stark, dass Nylia den Drang verspürte aufzuspringen und den Raum abzusuchen. Sie ließ daher ihren Blick noch einmal umherschweifen. Schnell bemerkte sie jemanden an einem der Tische auf der anderen Seite des Raums, der sie beobachtete.

Nylia musste sich selbst in Gedanken korrigieren. Die hellen Augen des Fremden starrten sie regelrecht an. Er musste erst gerade hereingekommen sein, denn vorhin hatte sie ihn noch nicht bemerkt. Eigentlich hätte sie sich unwohl fühlen müssen, forschte jemand sie so offenkundig aus. Nylia erwiderte den Blick jedoch ebenso fest und obwohl sie sich bewusst war, dass sie sich in einem Bordell befand und dass ein Fremder sie von oben bis unten musterte, verspürte sie auf einmal ein Gefühl der Wärme und Sicherheit. Sie war darüber selbst so verwundert, dass sie verwirrt die Augen schloss und den Kopf schüttelte. Sie spürte danach aber noch immer den Blick des Mannes auf sich und sah noch einmal zu ihm herüber. Das Halbdunkel der Bar wurde für einen Moment erhellt, als eine Tür in seiner Nähe sich öffnete. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Nylia sein Gesicht besser erkennen und sie erschrak, als sie ihn erkannte. Sie wusste nicht sofort woher sie ihn kannte, aber schnell fiel ihr ein, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. In einem so eintönigen Leben wie dem einer Sklavin schnappte man alle interessanten Details seiner Umgebung auf, die wenigstens ein wenig Abwechslung boten. Der Mann dort war der Kerl, auf den ihr Halter auf Klatooine ein Kopfgeld ausgesetzt hatte. Sie hatte den fetten Wurm fluchen hören und hatte gesehen, wie er auf dein Hologrammbild des Mannes gezeigt hatte. Mehrere Tage war dieses Bild immer wieder im Palast aufgetaucht, begleitet von huttischen Verwünschungen und Todesdrohungen.

Nylia handelte, bevor sie wirklich wusste, was sie da tat. Sie blickte sich hektisch nach dem Klatooianer um. Der Koloss saß aber noch immer unbewegt auf seinem Hocker und schüttete genüsslich noch mehr Alkohol in sich hinein. Der Kerl dort drüben an dem Tisch musste den Hutten hassen, da war sich Nylia sich sicher. Vielleicht würde er ihr helfen, wenn sie ihm Informationen versprach. Das Ganze war eine waghalsige Idee, eigentlich sogar eine ziemlich dumme, aber er war ihre einzige Hoffnung, doch noch irgendwie aus der Sklaverei herauszukommen. Sie war als freier Mensch geboren worden und sie wollte wieder einer sein, koste es, was es wollte. Nylia hatte keine Ahnung, was sie sich von diesem Irrsinn versprach. Und wieso sollte der Mann dort einer Fremden helfen? In der Galaxie half man sich nicht, wenn man sich keine Gegenleistung versprach. Vielleicht sollte Nylia sich nach sechs Jahren endlich damit abfinden, dass sie nie wieder frei sein würde. Ihr Leben war mit Anfang zwanzig eigentlich schon zu Ende. Unter keinen Umständen wollte sie jedoch in den unteren Ebenen bleiben. Was hatte sie also zu verlieren? Wenn er nein sagte, würde sie anscheinend so oder so im „Honey House“ bleiben. Außerdem wusste sie einfach, dass der Mann sie nicht zurückweisen würde. Dieses Gefühl der Wärme und Gewissheit wurde mit jedem Moment nur noch stärker, in dem sie seinen Blick erwiderte. Nylia wartete daher, bis der Klatooianer wirklich nur mit seinem Drink beschäftigt war und nicht nach seiner Ware sah und sprang dann auf. Sie lief zu dem Fremden herüber und ließ sich ohne zu fragen auf den Stuhl neben seinem fallen.

„Ich weiß, wer du bist. Dich hat ein Hutte auf Klatooine vor nicht allzu langer Zeit gesucht.“

Sie hatte keine Zeit, um sich lange vorzustellen. Sein Gesichtsaudruck verhärtete sich bei der Nennung des Hutten und Nylia wurde panisch. Er durfte sie nicht an ihren Bewacher verraten oder sie wegschicken.

„Ich bin eine seiner Sklavinnen und er will mich wie die anderen dort drüben loswerden. Der Klatooianer soll mich verkaufen. Bitte, hilf mir! Wenn du dem fetten Wurm eins reinwürgen und dich rächen willst, kann ich dir helfen. Ich weiß, wie man ungesehen in den Palast kommt und wann der Mistkerl wo ist und mit wem. Bitte!"


Coruscant - Untere Ebenen – Im Barbereich des „Honey House“- mit Tylaar
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara, Tylaar, Noa –


Leider hatte Derryn mit seiner Rede genau das bewirkt, was er nicht wollte: er hatte Noa aus dem Takt gebracht, dabei war sie es, die reden sollte. Innerlich schalt er sich dafür, denn er war nur hier, um aufzupassen, auch wenn ihm das niemand explizit gesagt hatte. Offiziell war er genauso ein Abgesandter der Defender wie Noa, aber sie war diejenige mit dem starken Namen. Sie war eine Cortina, höher gestellt und aller Wahrscheinlichkeit weitaus besser zu solchen Verhandlungen geeignet als er. So wie er die Sache sah, hatte sie sogar studiert. Er selbst war nicht sonderlich gebildet – er las nicht viel, hatte keine wirklichen Hobbys, die ihn zu einem Intellektuellen machen würden. Er hielt sich selbst nicht einmal für sonderlich intelligent. Aber er war auch niemand, der viel unter Leute ging, sodass er viel Zeit zum Nachdenken hatte. Das war einer der Gründe, warum er zum Widerstand gegangen war. Wenn die Umstände der ihn umgebenden Gesellschaft unhaltbar waren, dann gab es nur eine logische Konsequenz: Widerstand. Das eigene Leben opfern, um das Leben vieler zu retten. Und da sprach man seine Gedanken mal aus, und gedankt wurde es mit verwirrten Blicken.

Einzig die Jedi reagierte anders. Er hörte das leise Kompliment, erwiderte jedoch nichts. Lediglich der Kopf wurde leicht geneigt. Wären die Dreadlocks nicht hinter dem Kopf zusammengebunden, würden sie ihm tief ins Gesicht – aber das konnte er nicht leiden. Chesara faszinierte ihn, obwohl er sie erst wenige Augenblicke kannte. Und er wurde nicht enttäuscht, als sie meinte, dass etwas an ihm wäre, was sie nicht fassen könnte. Ihm sackte beinahe das Herz in die Hose – was war, wenn der Gefangene außer der Tätowierung noch etwas an ihm hinterlassen hatte. ‚Wenn ich dich nicht kriege, wird es auch niemand anders.’ hatte er immer wieder gebrüllt … und dann diese schrecklichen Blitze entfesselt, die aus dem Nichts zu kommen schienen. Die Tätowierung hatte er ihm eingebrannt … vielleicht hing es damit zusammen.


„Ich bin praktizierender Teräs Käsi-Meister. Aber …“

Er stockte, dann warf er Tylaar und Noa einen Blick zu. Er mochte es nicht, seine Geheimnisse offen darzulegen. Auf der anderen Seite hatte ihm zumindest Noa Vertrauen entgegen gebracht. Und Tylaar war ein Jedi, was zwar kein Grund war, ihm vollends zu vertrauen, aber immerhin ein Anfang. Doch verließ er den Raum, sodass sich seine Sorgen zumindest teilweise in Luft auflösten.

„… ich stamme von Kiffex.“

Der Name würde wohl den meisten Anwesenden ein Begriff sein – immerhin war Kiffex das Gefängnis der Galaxis. Dorthin wurden nicht nur die verhassten Anzati gebracht, sondern jeder Schwerkriminelle, der nicht auf der Stelle hingerichtet wurde.

„Ich war ein Wächter, bis …“

Wieder ein Blick auf Noa. Er legte seine Stirn in Falten. Wenn er sie bat, mit der Meisterin einen Moment alleine zu bleiben, und ihr etwas zustieß … das würde er sich nicht verzeihen können.
Er hatte Kiffex aus mehr als einem Grund verlassen. Der eine war das traumatische Erlebnis des mehrtägigen Martyriums, der andere das Gefühl, dass er etwas verloren hatte. Als hätte ihm der Gefangene etwas eingeimpft, dunkel und niederträchtig, dass ihn auf eine undefinierbare Art und Weise behinderte. Er kämpfte trotz intensivem Training nicht mehr so gut wie früher, war nicht mehr so reaktionsschnell.
Er fasste einen Entschluss: er konnte und wollte Noa nicht alleine lassen, bis sie in vollkommener Sicherheit war, also würde sie es eben auch sehen.

Mit einer routinierten Bewegung löste er den Brustpanzer an mehreren gürtelähnlichen Schnallen und legte ihn ab. Den Ärmel des darunterliegenden Gewands rollte er bis zur Schulter hoch, doch schon vorher konnte man erahnen, was dort lag: blasse schwarze Adern zogen sich von der Sith-Tätowierung in alle Richtungen, doch je weiter sie sich entfernten von ihrem Ursprungsort entfernten, umso schwacher wurden. Die Tätowierung selbst schien vollkommen unheilvoll – die geschwungenen Buchstaben waren in keiner Art und Weise ästhetisch, sondern strahlten etwas aus, was einfach nur falsch schien.
Seine Miene versteinerte langsam. Es gab genau vier Menschen, die diese … Wunde je gesehen hatten. Zwei davon befanden sich in diesem Raum, und die anderen beiden waren seine Kollegen. Er hatte nie einen Arzt aufgesucht, weil er wusste, dass der ihm ohnehin nicht helfen konnte.


„Ich war ein Wächter.“

Begann er erneut.

„Bis mir das hier … eingeimpft wurde. Ich bin Schmerzen gewohnt, aber das war einfach …“

Sein Blick wanderte umher, schien unruhig. Im krassen Kontrast zu seiner Erscheinung.

„… nicht auszuhalten.“

Derryn sah zuerst Noa an, dann die Jedi-Meisterin. Er rechnete halb damit, dass diese Offenlegung eines seiner intimsten Geheimnisse – denn so empfand er es – mit Misstrauen bestraft wurde. Er kannte die Jedi nur als Beinahe-Heilige aus den Geschichten, die ihm seine Mutter erzählt hatte. Sie würden es kaum zulassen, dass ihre makellose Aura von etwas wie ihm beschmutzt wurde.


- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara & Noa –
 
- Coruscant – City – Gleiter -

Wie gegensätzlich die Planeten dieser Galaxis doch waren. Nach ihrem Aufenthalt auf Naboo, in der ruhigen Umgebung von Toulse und der allgegenwärtigen Natur, war Coruscant ein drastischer Szenenwechsel. Akemi verfolgte die an ihr vorbei sausenden Gleiter und Speederbikes mit den Augen, während sie selbst hinter verdunkelten Scheiben saß. Naboo hatte ihr gut getan, genauso schön war es jedoch, zurück auf Coruscant zu sein. Hier war Richard und ihn hatte sie in den letzten Tagen besonders vermisst. Nachdem ihr klar geworden war, dass zwischen ihnen mehr existierte als bloße sexuelle Anziehungskraft, konnte sie es gar nicht erwarten ihn wiederzusehen. Gesprochen hatte sie mit ihm nicht, aber sie hatten sich in ein paar wenigen schriftlichen Nachrichten ausgetauscht. Ihr war das ganz lieb gewesen, denn dies erhöhte die Spannung des Wiedersehens und würde dem Moment, wenn sie sich tatsächlich gegenüber standen, etwas Besonderes verleihen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war später Nachmittag. Ursprünglich hatte sie vor gehabt, direkt zu Richard zu fahren, doch dann hatte sie überlegt, dass sie noch etwas zu bereinigen hatte, bevor sie sich mit ihm traf und somit würde sie der Gleiter in ein paar Minuten bei Nathaniel absetzen.

Die Wohnung war leer, aber das machte Akemi nichts aus. Sie ließ ihr Gepäck im Flur stehen, denn es kam ihr nicht richtig vor, das Gästezimmer wie selbstverständlich weiter zu beanspruchen, obwohl sie im Streit auseinander gegangen waren und sie gar nicht wusste, ob er sie überhaupt noch als Mitbewohnerin haben wollte. Sie nutzte das Bad um sich frisch zu machen, aß von dem Obst, das ihre Mutter ihr von Naboo mit gegeben hatte, und wartete darauf, dass Nathaniel nach Hause kam. Während sie durch die Kanäle des Holo-TV zappte, ging ihr durch den Kopf, dass er möglicherweise bei Roxanne übernachtete und vor morgen Mittag womöglich gar nicht wieder kam, also setzte sie sich selbst eine Frist von zwei Stunden und falls er bis dahin nicht zurück war, würde sie zu Richard fahren. Sie konnte schließlich nicht ewig auf ihn warten.

Etwa eine halbe Stunde später öffnete sich die Wohnungstür. Akemi hörte unterdrücktes Kichern und mehrere Schritte. Wunderbar, Nathaniel war zurück, aber er war nicht alleine, soviel also zu ihrem Plan, in aller Ruhe mit ihm zu reden. Sie schaltete das Holo-Fernsehen ab, nahm den inzwischen leeren Teller, auf dem sie das Obst geschnitten hatte und im gleichen Moment öffnete sich die Tür zum Wohnraum. Es war Roxanne, die nun vor Akemi stand.


“Oh.“

Sagte sie überrascht. Akemi nickte und versuchte sich an einem Lächeln.

„Hi.“

Sagte sie automatisch. Roxanne kam näher.

“Hab mich schon über den Koffer im Flur gewundert.“

Aus dem Flur hörten sie Nathaniels Stimme.

“Hä... was ist denn...“

Auch er hatte den Koffer entdeckt. Akemi spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Das war ja ein toller Empfang, er hatte sogar vergessen, dass sie heute zurück kam. Oder hatte er einfach nur nicht damit gerechnet, dass sie wieder zu ihm kommen würde? Eine Sekunde später betrat er das Wohnzimmer, schaute Akemi aber längst nicht so erstaunt an, wie Roxanne noch wenige Sekunden zuvor.

“Hmm...hey.“

Er wirkte eher betreten als sauer und Akemi empfand zumindest das als gutes Zeichen.

„Hey Nathaniel.“

Erwiderte sie vorsichtig. Sie warf Roxanne einen Blick zu, doch diese rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Gut, dann eben in Gesellschaft.

„Ich wollte mich entschuldigen.“

Begann Akemi tapfer.

„Für alles, was ich während unserem Streit gesagt habe.“

Man sagte immer, es erforderte Mut und Selbsterkenntnis, eine Entschuldigung auszusprechen, Akemi fühlte sich jedoch nur eine winzige Sekunde lang klug und weise. Sie hatte geglaubt, sie würde sich bei Nathaniel entschuldigen, weil sie die Stärkere war und weil es albern von ihnen beiden gewesen war, sich zu zanken. Als sie ihm jetzt jedoch gegenüber stand, überkam sie Hilflosigkeit und sie sah ein, dass sie sich entschuldigte, weil ihr seine Freundschaft wichtig war, und weil sie ihn nicht verlieren wollte. Nathaniel selbst stand etwas unentschlossen herum. Er biss sich auf die Innenseite seiner Wange und schob die Schuhspitzen seltsam verhalten über den weichen Teppich. Es war Roxanne, die ihm einen genervten und zugleich auffordernden Blick zuwarf. Nathaniel reagierte auf seine Weise.

“Lust auf heiße Schokolade?“

Fragte er schüchtern. Roxanne neben ihm fasste sich an den Kopf, doch bei Akemi riefen seine Worte ein leichtes Lächeln hervor.

„Das ist wohl dein Allzweckheilmittel.“

Antwortete sie trocken. Nathaniel zuckte mit den Schultern.

“Meistens hilft's.“

Sagte er nur, bewegte sich in Richtung Küche und legte ihr im Vorbeigehen einen Arm um die Schultern.

“Du weißt, ich kann Chaos nicht leiden. Warum steht dein Koffer noch im Flur herum?“

Akemi grinste. Er wusste es genau und sie wusste, dass er es wusste, aber in diesem Moment tat sie so, als wären sie beide ahnungslos.

„Tut mir leid, ich räum' ihn sofort weg.“

Sagte sie, schlug in seine dargebotene offene Handfläche und verschwand im Flur. Roxanne warf sie vorher noch einen dankbaren Blick zu. Sie hatte das andere Mädchen noch nie so sympathisch gefunden.

- Coruscant – City – Nathaniels Appartment – Mit Nathaniel, Roxanne -
 
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~*~ Coruscant ~ unteren Ebenen ~ Honey House ~ Hinterer Bereich ~ "Trainingsraum" ~*~ Sinaan, Steven ~*~

Sinaan spürte Verwirrtheit und Unsicherheit in seinem Schüler. Es war ein heikles Thema, das er aber als beendet ansah. Jeder machte Fehler und auch er selbst war bei weitem nicht perfekt. Eher war er noch weiter davon entfernt, als durchwegs schlecht zu sein...

Cirrus also. Und auf Coruscant hatte er auch gelebt. Er mochte Coruscant einfach nicht; dieser riesige urbane Planet war einfach zu groß, zu schnell, zu viel.
Seine Machtsinne waren von der großen Menge an Leben recht abgestumpft worden, weswegen er die weiteren Machtnutzer im Honey House nur schwer erfühlen konnte.

Dennoch sagte ihm sein Gefühl, dass Veränderungen am Laufen waren. Etwas war im Gange. Veränderungen die gut oder schlecht sein konnten. Wenn alles läuft, sollte man ja bekanntlich nichts daran ändern, aber ohne der Bereitschaft und dem Willen, etwas zu ändern war kein Fortschritt möglich...

"Ob ich schonmal einen Sith gesehen hab?"
Sinaan schritt näher an seinen Schüler heran.
"Ja, hab ich. Glaub mir, es ist keine sehr schöne Erfahrung, aber in diesen Zeiten stehen die Chancen wohl besonders hoch, auf einen zu treffen. Manche wollen einfach nur alles zerstören und fallen in eine wilde Rage, andere spielen ein Spiel mit dir und wieder andere sind sehr präzise und direkt... und schnell.", sagte er, wobei ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterlief.

"Siehst du das?", er schob einen Ärmel zurück. "Ich bekomm eine Gänsehaut, wenn ich dran denke. Wenn du einem Sith begegnest, dann lauf, und zwar so schnell du kannst! Wenn du nicht mehr fliehen kannst, dann wirst du dich ihm mutig entgegenstellen müssen. In einem Kampf darfst du keine Angst vor ihm haben und nicht verzweifeln. Habe nur Respekt vor der Situation."

Er ging wieder zum Tisch weiter und stellte einen Stuhl auf ihn drauf.
"Wenn es soweit ist, wirst du wissen, wie du dich verteidigen kannst. Vergiss nicht, die Jedi setzen ihre Macht zur Verteidigung ein, niemals zum Angriff. Eine Möglichkeit wäre diese hier...", sagte er, während er wieder ein paar Schritte zurückging.

Kurz hielt er inne, tankte Kraft. Der Ritter ging in sich und staute die ihn durchfließende Macht in sich an. Sinaan stand seitlich zum Stuhl auf dem Tisch und bewegte nun langsam den Arm in seine Richtung. Er wollte einen sehr starken Stoß demonstrieren und nahm sich etwas mehr zeit, ließ allerdings das letzte Stück den Arm weiterschnellen und öffnete seine Hand, als ob er etwas wegstoßen wollte.
Ein Torpedo kanalisierte sich in der Macht und katapultierte den Stuhl horizontal durch den Raum, während sich der Tisch nicht einen Millimeter rührte. Kurz bevor der Stuhl an der Wand angelangt war, griff er jedoch erneut in die Macht hinaus und fing sein Trainingsobjekt wieder auf. Immerhin gehörte er ja nicht ihnen.
Als der Stuhl wieder zurücklevitiert war, ergriff er das Wort:

"Du weißt, dass du Dinge durch die Macht bewegen kannst. Es geht langsam und behutsam, aber es geht auch schnell. Die Möglichkeiten den Machtstoß einzusetzen sind nahezu unbegrenzt. Hindernisse, Glasscheiben, Geschosse, Gegner... alles kein Problem für dich!"

Er stand jetzt genau in einer Linie mit dem Stuhl auf dem Tisch und Steven.

"Beim Levitieren hast du etwas vorsichtig angefasst. Nun geht es darum, die Macht explosionsartig aus dir heraus zu schleudern. Um die Richtung einfacher zu finden, strecken die meisten den Arm aus. Glaub mir, es wird lange dauern, bis du einen Sith wegschleudern kannst, aber bei unbelebten Gegenständen wird das bald kein Problem mehr sein.
Hab keine Angst, dass etwas kaputt geht, ich werde den Stuhl dann auffangen, wenn es dann nötig ist. Und erinnere dich, was ich dir bei der Levitation gesagt habe: Größe und Gewicht existiert nicht in der Macht. Es ist nichts anderes, ob du einen Ball oder ein Raumschiff wegschleudern willst. Es ist alles nur Kopfsache."
, sagte er bedächtig.

"Fang an, ich bin bereit!"


~*~ Coruscant ~ unteren Ebenen ~ Honey House ~ Hinterer Bereich ~ "Trainingsraum" ~*~ Sinaan, Steven ~*~
 
Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn

Die Meisterin Chesara stimmte Tylaar zu, dieser Erscheinung in der Macht nachzugehen. Also nickte er ihr noch einmal zu, bevor er sich kurz zu Noa began, sich nahe an sie heranstellte und leise zu sprechen begann.
"Das lief doch schon einmal gut. Kehre mit Derryn zurück ins Hauptquartier. Ich komme nach, sobald ich weiß, wer diese Frau war."
Nach einem weiteren Blick zu ihr, drehte sich Tylaar um und verließ das Hinterzimmer, wie von Chesara darauf hingewiesen. Und sobald er sich wieder konzentrierte, war die Präsenz dieses Mädchens wieder da. Zaith tastete hinaus, versuchte herauszufinden, welche Stimmung dort herrschte ... Angst?

Wie er von außen bereits angenommen hatte, war dieses Bordell eines der teureren Art. Die Einrichtung war verhältnismäßig geschmackvoll und auch die Besucher sahen so aus, als seien sie eigentlich sehr viel weiter oben in der Gesellschaft angesiedelt. Nach einem prüfenden Blick umher, ließ sich Tylaar an einem Tisch nieder, von dem er aus genau beobachten konnte.
Da war sie.
Wie alt mochte sie sein? Achtzehn vielleicht? Ein hübsches Ding, aber, soweit er das von hier aus sehen konnte, mit einem abgeklärten, fast resignierten Blick. Tylaar gab sich für Momente ganz der Macht hin, wollte wissen, woher die Anspannung des Mädchens kam. Und es dauerte vielleicht einen Herzschlag, da wanderten seine Augen automatisch zu einem Klatooianer, der an der Bar stand und sich allmählich betrank. Also handelte es sich hier entweder um eine Prostituierte (dann aber eine ziemlich auffällig große Gruppe von Prostituierten) und ihren Zuhälter, oder aber um Sklaven. Letzteres schloss er eigentlich aus, denn noch immer war Sklaverei illegal. Und das Honey House sah nicht unbedingt danach aus, als würde es solche Machenschaften unterstützen.

Aufmerksam beobachtete er weiter. Es dauerte nicht lange, da wurden andere Gäste auf die Neuankömmlinge aufmerksam. Ein Kerl näherte sich dem Mädchen, stierte sie an, woraufhin sie sich blitzschnell zurückzog. Tylaar hatte sich einen Augenblick angespannt, bereit, sich einzuschalten, falls der Mistkerl irgendetwas versuchen sollte, das sie nicht wollte. Nach und nach entspannte sich die Situation aber immer mehr.
Und dann sah sie zu ihm. Lange. Zu lange. Wieder griff er mit der Macht hinaus, berührte kurz ihren Geist und war sich dann absolut sicher. Die Macht war mit ihr.

Noch ehe er reagieren konnte, stand die junge Frau auf und kam zu ihm herüber. Der fleischige Klatooianer registrierte das alles nicht, sondern soff weiter vor sich hin. Also musste es eine andere Art der Überwachung geben.
Tylaar folgte ihr mit den Augen, bis sie bei ihm angelangt war und sich neben ihn setzte. Er sagte vorerst rein gar nichts, denn sie sprach und das ließ ihn nicht minder überrascht die Klappe halten.
Sie hatten ihn also von Klatooine her erkannt. Wenn es stimmte, was sie erzählte, dann war ihr eigentlicher Besitzer dieser miese, stinkende Molch gewesen, mit dem sich der Jedi im Exil angelegt hatte. Verdammt kleine Galaxis.
Und sie war also tatsächlich eine Sklavin. Der Zwischenstop im Honey House war "geschäftlicher" Natur, denn sie sollte verkauft werden. Als sie ihm allerdings anbot, Informationen über den Hutten zu bieten, damit er sich an dem Wurm rächen konnte, vorausgesetzt, er befreite sie, ließ ihn eine Augenbraue hochziehen.


"Ich bin nicht auf Coruscant, um Sklaven zu befreien", sagte er schließlich, woraufhin die Kleine förmlich in sich zusammen zu sinken schien.
Was zum Teufel sollte er jetzt machen? Die Zeichen waren eindeutig: Sie war machtsensibel. Er spürte es in aller Deutlichkeit, konnte es nicht ignorieren. Aber sie war eine Sklavin und der Klatooianer würde sie bestimmt nicht aus Herzensgüte verschenken. Und Geld, um sie frei zu kaufen, hatte er schon dreimal nicht. Was also tun? Den Kerl einfach umbringen? Er war eben erst zum Jedi-Ritter ernannt worden, also verwarf er den Gedanken direkt wieder. So konnte das ja nicht ewig weitergehen. Außerdem wäre das zu auffällig gewesen. Zwar trug er noch seine C8 Blasterpistole unter der Jacke vor die linke Brust geschnallt, aber die würde ihn jetzt keinen Schritt weiterbringen. Ebenso wenig das versteckte Lichtschwert. Was auch immer er tat, er musste besonders vorsichtig sein. Ein unbedachter Schritt und die Defender, die Jedi würden auffliegen und damit eine der wenigen Chancen auf die Freiheit Coruscants verspielen.
Trotzdem, er musste sie befreien, daran gab es keine Zweifel. Die Macht hatte sie zusammengeführt. Zaith musste nur den Wächter rauslocken, wo keine Zeugen waren, die eventuelle Auffälligkeiten melden konnten. Dann würde er improvisieren.

"Gehe jetzt zurück zu den anderen." Er seufzte, richtete den Blick wieder auf den Klatooianer. "Ich hole dich heraus."

Nachdem das Mädchen wieder gegangen war, ließ sich Tylaar noch einen Moment Zeit. Die Wache hatte bisher von all dem noch nichts mitbekommen, sondern saß weiter mit dem Rücken zu ihm. Es gab letztlich nur eine Möglichkeit, die Kleine zu befreien ... mithilfe der Macht. Aber nicht hier.
Also stand er auf, ging mit festen, aber langsamen Schritten auf die Bar zu. Dabei fixierte er den Rücken des Außerirdischen, sammelte sich in der Macht. Bei dem Kerl angekommen, der ihn bestimmt um mehr als einen Kopf überragte, pflanzte er sich auf einen Hocker neben ihn.

"Bist du für die Mädels verantwortlich?", sprach er den Klatooianer von der Seite in einem munteren Tonfall an.
Der wendete sich mit trüben Augen zu Tylaar, wobei er ihm einen feindseligen Blick widmete. Und die Klappe hielt

"Gar nicht mal schlecht. Kommen wir ins Geschäft?" , grinste ihn Tylaar an.
Wieder stierte ihn der Fleischberg nur an. Tylaar berührte den Geist des anderen mit der Macht und fand, was er erwartet hatte: Er war betrunken und auch im nüchternen Zustand nicht besonders helle. Ein einfacher Geist in einem beeindruckenden Körper.
"Komm schon, ich bin nicht von der imperialen Sitte. Mir gefällt die kleine Blonde." Er schielte zu der Fremden herüber und nickte in ihre Richtung. "Ich habe ein kleines ... Geschäft, in das sie hervorragend passen würde. Hier wirst du eh keinen Erfolg haben, der Laden ist zu ... na ... zu moralisch. Die haben keine Ahnung vom Geschäft."
Noch immer keine Antwort.
"Ich kann gut zahlen, weißt du. Mein Schuppen wirft genug ab. Vielleicht kommen wir ins Geschäft."
"Wie viel?" bewies der Klatooianer jetzt endlich seine Fähigkeit zu sprechen, wenn auch leicht lallend.
Tylaar zuckte mit den Achseln.
"Darüber kann man verhandeln. Aber nicht hier. Draußen. Die rufen hier zu schnell die Bullen und ich habe keine Lust, einem imperialen Verhördroiden zu begegnen."

Er zwinkerte dem Klatooianer mit einem Grinsen zu, stand auf und machte sich wortlos auf den Weg zurück zum Ausgang. Der würde schon verstehen. Im Vorbeigehen sah er das Mädchen mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Durch die Macht schickte er ein kleines, aber für machtsensible Lebewesen deutlich zu bemerkendes Gefühl zu.
Er würde sie rausholen und dann überlegen, was mit ihr geschehen sollte.


Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Hintereingang - auf den Klatooianer wartend
 
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// Unterwelt // Hauptquartier der Defender // Sniper Wolf //

Schon komisch... Martin hatte sie hinter sich gelassen, hatte ihm gesagt sie sei nicht bereit sich einer Widerstandstruppe anzuschließen, weil sie noch gar nicht wusste wohin mit sich und ihrer neu gewonnenen Freiheit. Und jetzt hatte sie vor gerade mal zwanzig Minuten ein Quartier bezogen inmitten dem Gebäude das einer anderen Widerstandsgruppe als Zentrale diente. Matt flackerte ein Grinsen über ihre Züge. Sich in der kriminellen Unterwelt zu verdingen hatte nicht im mindesten den Reiz geboten, den sie sich zu Anfang noch darin vorgestellt hatte. Letztlich war es einfach absolut nicht ihre Welt gewesen. Die Mandalorianerin hatte keine Erfüllung darin gefunden sich mit Verbrechern und Banditen zu messen, die ihr allesamt kaum gewachsen waren. Alles was sie konnten war ihren Blaster halten und ungefähres zielen. Aber Kampf. Krieg. Ehre. Das war etwas was sie nicht im Ansatz verstanden. Sie selbst hatte es mittlerweile auch nicht mehr zu genau mit der Ehre, allerdings lagerte sich das mehr auf die Fairness in einem Kampf, als das sie nicht mehr vollauf zu dem stand was sie war. Bevor sie aufgehört hatte für die Gangsterbosse Jobs zu erledigen – was vielleicht eine Woche her war – hatte Ayanami ihr Geld beinahe vollständig ausgegeben. In einer der Basen eines Hutts hatte sich für einige Tage ein Händler befunden, der nicht gerade wenige Rüstungsteile feil geboten hatte. Teile, mit denen sie ihre Rüstung aufgewertet und abgeändert hatte. Das war irgendwie nötig gewesen. Und bevor diese Kostbarkeiten in die Hände eines Stümpers fielen, hatte sie im großen Stil zugeschlagen. Es war zwar nahezu nichts gleich geblieben, allerdings fühlte sie sich darin noch immer ziemlich wohl.

Und hier, in diesem Quartier, es war nichts besonderes, gehörte nicht mal ihr ganz allein, da ging es ihr dennoch ähnlich. Sie befand schon seit sie hier war die Atmosphäre für äußerst heimelig. Vielleicht lag das in ihrer Natur. Der Art und Weise wie man sie erzogen hatte. Krieg war nichts fremdes für sie. Die Tatsache das man gegen etwas, oder jemanden kämpfte begleitete sie, seit sie drei Jahre alt war. Und sie lernte seit beinahe diesem Alter auf dem Schlachtfeld, oder sei es nur eine Kneipenschlägerei, sich zurecht zu finden und zu wehren, aber auch anzugreifen. Ayanami war lange schon kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der Widerstand letzten Endes gab ihr das, was sie brauchte. Ein Ziel vor Augen, einen Feind. Etwas, das man überwinden musste. In der alltäglichen Welt des Verbrechens gab es so etwas nicht. Da gab es kein Ziel. Nur Jäger und ihre Beute. Allerdings solcherlei einfach zu fangende Beute, das es einem Jäger wie ihr sehr schnell den Appetit auf mehr verdarb. Und das Ergebnis dessen konnte man an ihrem Werdegang der letzten Tage sehen. Sie war einige Tage – zumindest glaubte sie das, da hier unten ja das Tageslicht gänzlich abwesend war - nachdem sie den Verbrecherlord hinter sich gelassen hatte, in ein Mitglied der
Defender reingeraten...

Weniger dramatisch als es sich anhörte, aber nachdem das übliche Geplänkel überwunden war, hatte sie sich – zwar an ihrer Entscheidung zweifelnd – dann doch dafür entschieden, das Angebot anzunehmen und sich dieser Widerstandstruppe anzuschließen. Und das war nun ihre neue Heimat. Eine Art zu Hause und zugleich Base of Operations. Sie war allein gewesen in diesem Schlafraum als sie ankam, jetzt aber waren noch drei andere Betten belegt. Die desertierte Soldatin griff nach dem Helm ihrer Rüstung setzte ihn wieder auf. Es dauerte nur wenige Sekunden bis die Verbindung zu den System ihrer Rüstung hergestellt und ein unsichtbarer Check-Up durchgeführt war. Alles war noch intakt, sehr gut. Unglücklicherweise besaß sie derzeit kein Scharfschützengewehr mehr, aber die Blasterpistole die an der linken Hüfte im Holster steckte, hatte es ebenso in sich. Und notfalls würde sie sich irgendwie wieder so ein Gewehr besorgen müssen...

Sie stand auf, steuerte auf den Ausgang des Zimmers zu und entschwand dem Blick eines ziemlich müde wirkenden Niktos. Der nahm nicht weiter Notiz von der Mandalorianerin, die sich nunmehr in Richtung essen aufgemacht hatte. Die Kochkunst war eine geheime Kunst ihres Volkes. Kaum einer rechnete damit, aber durch die Widrigkeiten in denen die Clans manchmal lebten, konnten sie mit einigen wahrhaftig bezaubernden Dingen aufwarten. Wie das hier wohl aussah?...


// Unterwelt // Hauptquartier der Defender // Gänge // Sniper Wolf //
 

Coruscant - Untere Ebenen – Im Barbereich des „Honey House“- mit Tylaar


Nylias Hoffnungen wurden durch ein paar einfache Worte vollkommen zerstört. Der Fremde sagte ihr in einem nüchternen Ton, dass er nicht auf dem Planeten sei, um Sklaven zu befreien. Das Gefühl der Sicherheit, das sie gerade unverständlicher Weise verspürt hatte, verwandelte sich in einen herben Stich der Enttäuschung. Sie hatte es doch eigentlich schon gewusst, bevor sie sich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte. So lief es eben in der Galaxie. Man brachte sich nicht in Gefahr, um anderen zu helfen, wenn die Gegenleistung nicht stimmte. Nylia hatte nichts, was sie ihm anbieten konnte außer den Informationen über ihre verhasste Heimat. Sie sank zusammen und lehnte sich von dem Fremden weg gegen die Stuhllehne. Tränen wollten ihr in die Augen steigen, aber sie verbiss sie sich eisern. Der Mann musterte sie noch immer mit seinem eindringlichen Blick und sie wollte sich nicht diese Blöße geben. Es konnte ihr egal sein, was jemand von ihr dachte, den sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Aus irgendeinem Grund heraus wollte Nylia aber nicht zulassen, dass er sie so sah. Er hatte ihr seine Hilfe verweigert, das war sein gutes Recht und wenn sie ehrlich war, auch das einzig Vernünftige, was er tun konnte. Was hätte er denn auch tun sollen? Mit einem Klatooianer legte man sich nicht so einfach an, wenn man keinen übermäßig starken Sterbewunsch hegte. Das Ganze war ein Versuch gewesen. Aussichtslos und verzweifelt und Nylia war wie erwartet gescheitert. Es sollte sie nicht so treffen und Nylia wollte nicht wie ein kleines Kind vor dem Mann sitzen und weinen. Sie hatte in den letzten Jahren so viel verloren: Einen Großteil ihres eigenen Willens und auch ihrer Würde. In den wenigen Bereiche in ihrem Leben, in denen sie selbst bestimmen konnte wie andere sie sahen, klammerte Nylia sich daher an jedes Bisschen Haltung, das sie noch bewahren konnte. Sie würde nicht betteln und diskutieren, da es keinen Sinn hatte. Nylia schluckte daher auch nur einmal schwer und versuchte ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen, um sich trotzdem für seine Aufmerksamkeit zu bedanken. Bevor sie sich aber in Bewegung setzen konnte, überraschte der Fremde sie vollkommen, als er ihr seine Hilfe zusicherte. Die wenigen Worte, die er dafür benutzte, klangen in Nylias Ohren vollkommen anders als sein erster an sie gerichteter Satz. Er seufzte und klang ein wenig resignierend, aber ihr fiel auf, wie sehr sie seine Stimme mochte. Perplex folgte Nylia seiner Anweisung und ging zurück zu dem Rest ihrer Gruppe. Beim Aufstehen berührte sie flüchtig in einer Geste des Dankes seine Hand.

Danke. Ich bin Nylia.“

Von dort beobachtete sie, wie er sich seinen Weg durch den Raum zum Tresen bahnte. Sie erwartete beinahe, dass der Klatooianer ihn einfach niederschlug, um sich weiter seinem Drink zu widmen. Für Nylias angespannte Nerven redeten die beiden viel zu lange miteinander, bevor sie sich endlich einig zu sein schienen. Kurz, bevor er mit dem Klatooianer durch die Tür nach draußen verschwand und eine ungläubig hinterher starrende Nylia zurückließ, spürte sie wieder das Gefühl der Wärme. Es war nur noch um ein Vielfaches intensiver als zuvor. Es wirkte beruhigend und war beinahe wie eine Berührung. Überfordert von dem fremden Gefühl war Nylia einen Augenblick wie erstarrt. Dann wurde ihr klar, dass der Mann und der Klatooianer sicherlich nicht vor dem Eingang des „Honey House“ verhandeln würden. Sie wollte sie nicht verlieren, denn sie machte sich Sorgen. Dem Klatooianer traute sie zu, ihren Helfer in einer dunklen Gasse zu erschlagen, damit er sich noch seine Brieftasche schnappen konnte, um einen kleinen Bonus bei der Reise herauszuschlagen. Nylia sprang daher auf, warf ihren Stuhl dabei um und rannte hinterher. Der Wachmann des Bordells musterte sie verwirrt und wollte ihr den Weg versperren, da er wohl ahnte, dass es draußen gleich gefährlich werden könnte. Sie duckte sich aber unter seinem Arm hindurch und war zur Tür heraus verschwunden, bevor er sie zu schnappen bekam.

Sie hatte ganz vergessen, wie laut es auf der Straße vor dem „Honey House“ war und die Neonlichter blendeten sie für einige Sekunden. Mit der Hand die Augen abgeschirmend suchte Nylia die Umgebung ab und sah den massigen Schatten des Klatooianers in einer Nebengasse verschwinden. Vorsichtig folgte sie den beiden und das Bild, das sich ihr in der verlassenen Straße bot, verwirrte Nylia noch mehr als die Szene gerade in der Bar. Wieso standen die beiden anscheinend nur herum und wieso fixierte der Fremde den Klatooianer so? Obwohl sie nichts Außergewöhnliches sah, wusste Nylia, dass etwas nicht stimmte. Es fühlte sich so an, als würde die Luft vibrieren. Es war fast so wie der kurze Moment, bevor der Donner bei einem Gewitter zu hören war und er einen bis tief ins Mark erschreckte.


Coruscant - Untere Ebenen – In einer Gasse beim „Honey House“- mit Tylaar und dem Klatooianer
 
Coruscant - Untere Ebenen - in einer Gasse am Honey House - mit Nylia & einem betrunkenen Klatooianer

Er drehte dem Klatooianer bewusst den Rücken zu. Das war keine Ungeschicklichkeit oder Dummheit. Pure Berechnung.
Tylaar wollte wissen, wie der Sklavenwächter tickte. Ob er überhaupt im Bewusstsein mit nach draußen gekommen war, seine Ware zu verkaufen.

"Sag mir einen Preis für die junge Blonde", sagte er tonlos, noch halb in der Drehung. Jetzt schloss er die Augen, ließ sich vollends von der Macht leiten.
"20.000. Sie ist unberührt, jung, schön."
Der Jedi-Ritter konnte jede Bewegung, jede Absicht in dem Sklavenhändler erkennen. Schon immer war Zaith ein Anhänger der Lebendigen Macht gewesen, fokussierte sich auf das Hier und Jetzt. Ihm entging kaum etwas in seiner Umgebung. Auch nicht in diesem Moment die aufflackernde Gier des Lebewesens hinter ihm nahe der Wand.
"Der Preis ist in Ordnung." Die Aufregung im Klatooianer stieg, Zaith konnte fömlich sehen, wie eine Hand des Außerirdischen an dessen Gürtel ging. Ein Vibromesser.
"Wie zahlst du?", fragte der Sklavenhändler knapp.
"Imperiale Credits, bar." Finger schlossen sich um den Messergriff. "Wir können den Handel sofort abschließen, ich habe die Cre ..."

Noch bevor der Klatooianer das Vibromesser auch nur zur Hälfte ziehen konnte, hatte Zaith es gesehen. Er wirbelte schneller als es ein Mensch eigentlich können sollte herum, stieß die linke Hand ruckartig in Richtung des Feiglings, der wie von Geisterhand den guten Meter bis zur Hauswand geschleudert wurde. Der Aufprall war so heftig, dass der sein Messer aus der Hand verlor und ungeschickt von der Wand auf alle viere stürzte. Von Überraschung und Wut gepackt, sprang der Klatooianer umständlich wieder auf die Beine, verharrte aber plötzlich in der Bewegung.
Eine weiß-blaue Energieklinge war fauchend zum Leben erwacht. Und die Spitze des Lichtschwertes stoppte nur eine Handbreit vor dem Gesicht des Außerirdischen in der Luft. Unbewegt, jeden Muskel angespannt, hielt Tylaar dem Sklavenhändler das Lichtschwert ausgestreckt entgegen.


"Ihr verfluchten Schweine seid in jedem Winkel der Galaxis gleich", spuckte der Jedi dem Klatooianer förmlich entgegen, die Gesichtszüge vor Abscheu verzerrt.

Für einen Moment, nur einen kleinen Moment, war Zaith bereit, diesen Menschenhändler an Ort und Stelle umzubringen. Aber als würde eine altbekannte Präsenz in der Macht nach ihm greifen, durchflutete ihn eine Ruhe, die ihn vor so einer solchen Tat bewahrte. Flüchtig spürte er die Nähe seiner alten Meisterin Tionne, ihre Lehren ... und er gab sich ihr hin. Gab sich der Macht hin, vertraute ihr ...
... und griff mit ihr in den Geist des Klatooianers. Nur diesmal heftiger, beinahe forschend. Er sah Bilder eines Hutten in seinem Unterschlupf, Flaschen corellianischen Ales, Prostituierte, die Sklaven im Honey House ... Nylia. Ihr Gesicht, ganz nahe, die Farbe ihrer Augen, der ängstliche Ausdruck in diesen ...


"Du wirst die Sklaven freilassen, Coruscant verlassen und zurück nach Klatooine gehen", flüsterte er beinahe, ohne einen zu packenden Ausdruck in seiner Stimme, während er mit der Macht tiefer und tiefer in den Geist des Aliens eindrang, diesen Befehl beinahe einpflanzte.
Aber da war Widerstand. Etwas stimmte nicht. Er wehrte sich nicht direkt dagegen, aber ein Umstand schien ihn daran zu hindern, die Anweisung auszuführen. Also griff er noch tiefer, forschte nach Anhaltspunkten ... und fand ihn. Der Sklavenhändler hatte seiner "Ware" Chips unter die Haut implantieren lassen, kleine Sprengsätze, die ferngezündet werden konnten. Sollte sich also jemand zu weit entfernen, einen Fluchtversuch unternehmen, Widerstand leisten ... dann gäbe es eine potentielle Ware weniger.

Tylaar schaltete das Lichtschwert ab, aber der Klatooianer brauchte gar keine Waffe mehr auf sein Gesicht gerichtet. Er stand dort, als hätte man ihn in Karbonit gefroren, die Augen stur auf Tylaar nach unten gerichtet.

"Du wirst die Transmitter der Sklaven deaktivieren, von Coruscant auf dem schnellsten Wege verschwinden und zu deinem Meister zurückkehren."
Wieder ein harsches Eindringen in den Geist .. wieder Widerstand, aber schwächer. Tylaar verstärkte den Druck, spürte, dass er sich der Grenze zur Dunklen Seite der Macht näherte ...
"Deaktiviere die Transmitter. Jetzt! Deaktiviere sie" , presste er zwischen den Zähnen heraus, seine Stimme vibrierte.

Langsam, wie unter einer Droge stehend, hob der Sklavenhändler sein Handgelenk leicht, sodass Tylaar ein Comlink sah, auf dem der Klatooianer nun begann einige kleine Knöpfe zu drücken.

"Ich deaktiviere die Transmitter", wiederholte der Außerirdische tonlos.
Tylaar wollte sicher gehen. "Gib mir das Comlink."
Ohne Widerrede zog der Grünhäutige das Gerät vom Handgelenk und reichte es Tylaar. Der sah sich das Teil kurz an, sah, dass keinerlei Dioden mehr leuchteten und entschied dann, dass der Klatooianer ihn nicht angelogen hatte - auch wenn er das kaum erwartet hatte. Der war nicht willensstark genug, um einem Jedi oder Sith auf Dauer zu widerstehen, geschweige denn anzulügen.
Das Comlink verschwand in Tylaars Tasche, ehe der noch ein letztes Mal den Geist des mitleidenswerten Klatooianers manipulierte.


"Und jetzt verlasse Coruscant auf dem schnellsten Weg."
Er sah dem bald wahrscheinlich arbeitslosen Sklavenhändler nicht einmal nach. Stattdessen drehte er den Kopf leicht zur Seite, wo er schemenhaft Nylia stehen sah. Und er wusste, konnte mit jeder Phaser seines Körpers spüren, dass sie seine Schülerin werden würde.
Die Macht irrte nie.


Coruscant - Untere Ebenen - in einer Gasse am Honey House - mit Nylia
 
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Coruscant - Untere Ebenen – Im Barbereich des „Honey House“- mit Tylaar


Nylia stand wie eine Statue am Eingang der Gasse und versuchte zu verstehen, was sie gerade gesehen hatte. Sie glaubte, den Verstand verloren zu haben. Getrunken hatte sie in dem Bordell nichts. Drogen konnte man ihr also nicht untergejubelt haben. Wie sollte sie es sich denn aber sonst erklären, dass sie Zeugin geworden war, wie solch ein Koloss wie der Klatooianer von einem Menschen durch die Luft geschleudert wurde? Bei dem dumpfen Knall, als der massige Körper gegen die Wand prallte, schrie sie leise auf ohne es selbst zu merken. Spätestens als sie dann auch noch das Lichtschwert sah, weiteten sich ihre Augen im Schock. Wer war der Mann? Natürlich hatte sie schon einmal von Jedirittern gehört, aber dieses irgendwo abgespeicherte Wissen drang in diesem Moment nicht zu ihrem Geist durch. Sie versuchte zu verstehen, was da nur wenige Meter entfernt von ihr geschah. Das leichte Gefühl des Unbehagens, das sie spürte seitdem sie die Gasse betreten hatte, wurde jedoch immer stärker und es entwickelte sich beinahe zu einem körperlichen Schmerz. Dabei standen sich Nylias Retter und der Klatooianer nun nur noch gegenüber und redeten. Es ging nichts Bedrohliches mehr von dem Sklavenhändler aus und trotz des verhärteten Gesichtsausdruck des Mannes konnte Nylia nicht akzeptieren, dass die Gefahr von ihm ausgehen sollte. Er half ihr. Sie verstand nicht, was er da tat und vor allem auch nicht, was er war. Zählte das denn überhaupt? Dieser Mensch half ihr, obwohl er sie nicht einmal kannte und riskierte sein Leben für sie, obwohl sie ihm nichts dafür geben konnte.

Nylia wollte sich den beiden nähern, aber ihr Körper wollte ihr noch immer nicht gehorchen und verharrte in seiner Starre. Sie bekam nicht wirklich mit, was der Fremde befahl. Zu sehr versuchte sie einzuordnen, was sie gesehen hatte und was sie immer deutlicher spürte. Durch den Schleier der nicht greifbaren Bedrohung kämpfte sich erneut die Wärme, die Nylia auf einmal so vertraut erschien. Wie in einer Trance beobachtete sie, wie der Klatooianer an seinem Comlink hantierte und es dann abgab. Er hatte sich noch nie von diesem Stück Elektronik getrennt. Was hatte der Mann ihm nur gesagt? Selbst als ihr Peiniger an ihr vorbeilief und sie beinahe anrempelte, rührte sie sich nicht. Ihr Blick haftete starr auf dem Mann, der das Comlink einsteckte. Sie sahen sich einen langen Augenblick an, bevor er langsam auf sie zukam.

Er hob beschwichtigend die Hände, da er zu fürchten schien, dass sie nach alledem Angst vor ihm hatte. Wahrscheinlich sollte sie das sogar, aber noch immer konnte Nylia in ihm einfach keine Bedrohung sehen. Sie wollte etwas sagen, aber dann wurde ihr auf einmal bewusst, was gerade geschehen war. Ihr Transmitter war deaktiviert worden. Der Klatooianer war verschwunden. Sie stand in einer dreckigen Gasse in einer der schlimmsten Gegenden Coruscants mit einem wildfremden Mann, der gerade ein Alien erpresst hatte, dass mehrere Köpfe größer war als er.

Aber sie war frei.

Frei.

Dieses Wort hallte in Nylias Geist wider und ihre Beine gaben nach. Sechs Jahre hatte sie sich nach diesem Tag gesehnt und jetzt konnte sie nicht fassen, dass es doch noch geschehen sein sollte. Tränen perlten ihre Wangen herab und sie konnte nicht aufhören zu weinen. Sie war nicht einmal fähig, ihrem Retter auf seine besorgte Nachfrage hin zu antworten, ob ihr etwas fehlte. Da sie auch nach einigen Minuten noch nicht dazu in der Lage war aufzustehen, hob er sie irgendwann auf seine Arme und trug sie kurzerhand zurück zum „Honey House“. Sie verschwanden im Schatten des Gebäudes und standen im nächsten Moment vorm Hintereingang. Der Wachmann erkannte zwar, wer hinein wollte, aber ein weinendes Mädchen bedeutete meistens Ärger und den wollte er nicht in seinem Aufgabengebiet haben. Nylia hörte, wie ihr Retter ihn anwies, dass sie zu ihm gehöre und dass es daher in Ordnung sei.

Bei diesen Worten regte sich etwas in ihr und eine Welle der Zuneigung durchflutete sie. Sie gehörte zu ihm. Es war das erste Mal seit Jahren, dass dies jemand sagte, ohne damit zu meinem, dass sie sein Eigentum war. Seit einer Ewigkeit sorgte sich wieder jemand um sie, wollte ihr helfen. Ihrem Retter war wahrscheinlich nicht einmal bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Nylia bedeutete dieser in Hektik schnell dahin gesagte Satz in diesem Moment aber mehr als alles andere.

Sie bedeutete ihm, dass er sie absetzen konnte. Er zögerte erst, da sie noch immer leicht zitterte, aber sie nickte mit einem Lächeln. Im hinteren Bereich des „Honey House“ fand er ein leeres Zimmer, in das er sie führte. Nylia schaffte es endlich ihre Tränen zu trocknen und sie fand ein wenig ihrer Fassung wieder. Unter seinem besorgten Blicken tastete sie ihr Handgelenk ab. Sie hatte herausgefunden, dass dort ihr Transmitter saß, indem sie den Kerl belauscht hatte, der allen Sklaven in ihrer Gruppe das Ding verpasst hatte. Es war komisch zu wissen, dass der Transmitter keine Gefahr mehr darstellte. Nylia strich sich die Haare aus dem Gesicht und erwiderte den Blick ihres Retters dann genauso fest wie vorhin in der Bar.

„Danke.“

Sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte. In Worte fassen, was sie gerade fühlte, konnte sie nicht. Da war nur noch das Gefühl der vollkommenen Sicherheit und Gewissheit.

Ja, sie gehörte zu ihm.



Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar
 
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¦¦ Coruscant ~ mittlere Ebenen ~ Med – Zentrum ~ Pflegestation ¦¦ Shana & Keno

Das sterile Grün umspannte das einstige Pärchen in stiller Umklammerung und schien jedwede Emotion und jedes Wort zu absorbieren, damit auch ja nichts in die Welt hinausgelangen konnte. Seit zwei Monaten war Shana nicht mehr hier gewesen. Unverändert war der Zustand ihres Freundes, der mittlerweile seit vier Jahren hier lag. Kurz fragte sich die Blondine wie oft seine Eltern noch vorbeikommen mochten, denn innerhalb des letzten Jahres war sie ihnen nicht begegnet. Sie kam nur noch selten, einmal alle zwei Monate vielleicht. In gewisser Weise war es sehr bitter, zum anderen hatte sie einfach keine Wahl. Sie musste ihr Leben weiterführen und ihre Liebe würde sofern nicht ein Wunder geschah allein ihre Erinnerung bleiben. Lange betrachtete die 21-Jährige das farblose Gesicht des jungen Mannes. Es wirkte so erschreckend fahl, die Schönheit von einst ließ sich höchstens noch erahnen. Sanft nahm Shana seine Hand.

"Hey, ich bin’s. Ich weiß, ich war lange nicht da. Nimm es mir nicht übel. Im Moment versuche ich jemanden zu finden, der genauso denkt wie ich. Du erinnerst Dich ja an mein Versprechen, alles in meiner Macht stehende zu tun, den Leuten die Augen zu öffnen oder zumindest alles daran zu setzen das Imperium zu schwächen. Es gab bereits Überfälle auf Garnisonen und auf mehr als einem Planeten hat sich das Volk gegen den Gouverneur gestellt. Es gibt also genug Leute, die sich die Augen nicht durch billige Polemik zukleistern lassen, so wie ich damals. Ich schieße immer noch regelmäßig und Du solltest mal sehen wie gut ich geworden bin. Damit könnte ich vor unseren Freunden richtig angeben. Leider habe ich mit der alten Clique kaum noch Kontakt. Stell Dir vor: Temiha hat geheiratet. Irgend so ein Bürohengst im mittleren Management. Echt ein totaler Langweiler, aber irgendwie passt es auch zu ihr, oder? Na ja und die anderen wären sicherlich nicht besonders angetan von meinem neuen Umfeld und mit dem was ich so tue."

Eine Pause entstand, als die junge Frau noch einmal über ihre Worte nachdachte. So ganz stimmte es wohl nicht, und irgendwie machte es wenig Sinn jemandem, der im Koma lag zu belügen. Wenn sie ehrlich war, fungierte Keno auch teilweise als ihr Kummerkasten. Jemand der einfach zuhörte ohne etwas zu sagen.

"Nun, eigentlich habe ich nicht das Gefühl noch in ihre Welt zu gehören. Vielleicht will ich auch nur von keinem von ihnen gesehen werden, um mich am Ende noch erklären zu müssen. Würden sie es verstehen? Meiner Meinung nach sind sie noch zu sehr in ihrer heilen Welt gefangen."

Ein kurzes Auflachen unterbrach sie.

"Ich höre mich an als würde ich mich für etwas Besseres halten, oder? Ja? Du weißt, dass ich es so nicht meine. Es ist nur … ach ich weiß auch nicht. Einem Fremden gewisse Fakten unter die Nase zu halten ist einfacher als sich mit Freunden und Bekannten auseinander zu setzen. Und um ehrlich zu sein, will ich dafür im Moment keine Energie verschwenden. Meine Konzentration bündelt sich im Moment darin Verbündete zu finden. In was für Spelunken ich mich deshalb schon gewagt habe. Noch vor vier Jahren hätten mich da keine zehn Banthas hinschleifen können. Aber nachdem ich da diesen Tipp von Quess bekommen habe … Quess kennst Du ja noch, dass ist der verrückte Nautolaner, der nur seine Elektromusik und sein Dauer - Hacking bei der lokalen Bank im Kopf hat. Jedenfalls der hat mir gesteckt, dass…"

Shana erzählte von ihren Unternehmungen im eher dunkelgrau angehauchten Milieu, von Plänen die sie sich gesetzt hatte in nächster Zukunft und dergleichen. Auch von ihrem Vater erzählte sie, der mal wieder am anderen Ende der Galaxis unterwegs war um Gagen für seine Leute auszuhandeln. Mittlerweile hatten sich ein paar seiner Musiker von ihm getrennt, und waren bei den ganz großen Bossen unter Vertrag gegangen. Tja, so war das eben, man brachte jemanden nach oben, und dann wurde man verlassen. Über Holonet - Verbindung hatte sich ihr Vater lange und breit darüber ausgelassen. Als "brave" Tochter hatte sie zugehört und ihm versichert das er einen Super-Job ablieferte und sich deshalb nichts daraus machen sollte. So ging es insgesamt zweieinhalb Stunden, bis Shana auffiel, das sie gleich zum Training musste.

"Tut mir leid, ich muss jetzt bedauerlicherweise gehen. Heute ist wieder Nahkampftraining. Mehr gibt's wieder beim nächsten Mal. Mach's gut Schatz, und ärgere nicht immer die Pflegerinnen."

Sie strich noch einmal durch seine Haare um diese zu ordnen, dann packte sie ihre Tasche und verließ das Krankenzimmer. Als sie zur Tür heraustrat, atmete sie erst einmal tief durch. Sie war froh wieder aus dem Center heraus zu sein, auch wenn sie sich für den Gedanken ein wenig schämte. Dennoch war ein Besuch hier nie wirklich angenehm. Nun ja, niemand konnte perfekt sein. Shana stülpte sich ihren Helm über und schwang sich auf ihr "Bike". Eigentlich hatte es die Bezeichnung gar nicht verdient und war mehr ein Repulsor - Roller, als alles andere. Sie hätte sich wohl auch den teuersten Gleiter kaufen können, den es so gab, ihr Vater verdiente mehr als genug, aber aus mehreren Gründen hatte sie sich für diese Stotterkiste entschieden. Musik - hörend tauchte sie in den Verkehr ein und machte sich auf zur Kampfschule. Mit dem lahmen Gefährt dauerte es eine Weile, aber das half ihr auch wieder auf andere Gedanken zu kommen. Bei dem Gebäude angelangt, schloss sie ihre Maschine an einer Laterne an und ging hinein. Sie musste sich beeilen, denn in fünf Minuten ging es schon los. Aber das Umziehen ging schnell und gerade als der Kursleiter die Tür vom Trainingsraum zumachen wollte, kam sie die Treppe nach oben.

"Shana, mal wieder auf den letzten Drücker, was?" Die Angesprochene nahm es locker.
"Du kennst mich doch. Spät, aber immer da wenn man mich braucht." Den anderen wurde noch ein schneller Gruß zugeworfen, dann ging es auch schon los und sie durfte sich aufstellen.

¦¦ Coruscant ~ Derryn’s Kampfsportschule ~ Trainingsraum ¦¦ Shana & Kampfbegeisterte
 
~~~ Com-Nachricht an Akemi Akanato ~~~
~~~ Verschlüsselter Kanal ~~~

Liebe Akemi!

Ich freue mich riesig über deine schnelle Antwort und dass es dir gut geht! Ich hatte mir schon sorgen gemacht! Erwartungsvoll sehe ich unserem Wiedersehen entgegen. Ich habe seitdem viel erlebt und gelernt. Es wird nie langweilig! Ches rockt!^^

Also bis dann auf Coruscant! Ich schreib dir nochmal wegen dem Treffen!

Liebste Grüße,

Deine Jibrielle

~~~ Nachricht Ende ~~~
 
Coruscant – Hauptquartier Gruppe WW – Walter, Criid, Caffran und Co.

„Du willst was?“

In Criids Blick zeigte sich die gleiche Verständnislosigkeit wie bei fast allen Mitgliedern der Gruppe. Nur mit Mühe hatte sie es auf ihrem Sitz gehalten, doch sie kannte Walter gut genug und wusste, dass er seine guten Gründe für seinen Entschluss haben würde. Dennoch – seine Entscheidung kam ziemlich überraschend – für alle. Es musste ein ziemlich einsamer Entschluss gewesen sein....

„Ganz recht, wir gehen!“

„Aber warum?“

Wieder war es Criid, die es als erste wagte zu sprechen, es sich herausnahm die Entscheidung ihres Führers anzuzweifeln.

„Ich habe meine Gründe – basta.“

So, Walter hatte also beschlossen den bärbeißigen Anführer zu spielen. Criid sackte in ihrem Stuhl zusammen. Ihre Gedanken waren jetzt plötzlich bei Cris, den sie die ganze Zeit gehofft hatte, wieder zu sehen – selbst wenn sie wusste, dass sein Herz längst vergeben war. Und obwohl er ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie in dieser Hinsicht keine Chance bei ihm hatte.
Dennoch war ein kleines bisschen Hoffnung für sie übrig geblieben. Die Hoffnung ihn zufällig wieder zu sehen und aus seinem Mund zu erfahren, dass er glücklich mit der Frau aus seinen Erzählungen war. Oder dass sie sich nach einer Aussprache endgültig getrennt hatten. Aber wenn die Gruppe entschied, Coruscant zu verlassen, dann würde auch dieses bisschen Hoffnung sterben – so unmöglich zu erfüllen sie auch sein mochte.


„Aber jetzt sind die Jedi doch da, auf die du so lange gewartet hast – ich verstehe dich auch nicht.“

Das war Rob, der sich jetzt ebenfalls einmischte. Criid wandte sich ihm zu und sah ihn interessiert an. Sie war gespannt, ob er mehr dazu sagen würde oder ob wenigstens sein Einwand ausreichend war, um Walter eine Erklärung abzuringen. Aber alles was er von ihrem Führer bekam, war ein vorwurfsvoller Blick in seine Richtung – zunächst.

Walter sah in die Runde. Er hatte im Grunde keine anderen Reaktionen erwartet und bereute seine scharfe Reaktion auf Criids Einwurf bereits sichtlich.

„Nun ich will es euch erklären.“

„Da sind wir aber gespannt.“

Das war Caff in einem spöttischen Unterton, der bereits ahnte, an was oder besser an wen Criid in jenem Moment dachte. Wenn sie bisher geglaubt hatte, das er die Veränderung in ihr seit ihrer Gefangenschaft mit diesem Sheldon nicht bemerkt hatte, dann hatte sie sich gründlich getäuscht. Tatsächlich hatte sie sogar in ihren Träumen seinen Namen gemurmelt, auch wenn sie tagsüber versuchte, sich gegenüber ihrem Freund nichts anmerken zu lassen. Doch Caff wusste längst, dass er sie an den republikanischen Geheimdienstler verloren hatte. Somit begrüßte er Walter Entschluss im Grunde – gab ihm das doch einmal mehr einen Anlass, bezüglich ihrer Beziehung neue Hoffnung zu schöpfen. Denn Caffran brauchte Criid mehr, als er früher vor sich hatte zugeben wollen.

„Die Jedi sind da – genau. Und deshalb wird es Zeit für uns, von hier zu verschwinden. Jetzt sind sie an der Reihe. Und außerdem gibt es eine weitere Gruppe, die sich ziemlich aktiv am Widerstand beteiligt.“

„Die Defender – pahh.“

Das war Martin, der sich jetzt einmischte und ziemlich säuerlich dreinschaute.
Criid schaute ihn belustigt an und kicherte leise. Er hatte ihr in einem stillem Moment von dieser Wolf erzählt, von der er ziemlich beeindruckt zu sein schien – und gestern hatte er erfahren (woher war ihr allerdings ziemlich schleierhaft geblieben), dass sie plötzlich den Defendern beigetreten war.
[nur foppen – nicht ärgern, ich hab allein schuld ;)]

„Ja, die.“

Walter nickte bestätigend, ohne weiter auf Martins schlechte Laune einzugehen.

„Für meinen Geschmack sind sie ein wenig zu aktiv – wagen sich ziemlich weit vor, aber das müssen sie schließlich selber wissen. Ich möchte wetten, das Imperium schaut ihnen nicht mehr lange dabei zu. Erst diese Entführung, jetzt dieser Überfall auf den Frachter, für den sie bestimmt ebenfalls verantwortlich waren…..“

Walters Blick ging in die Ferne und dann wieder zu den Anwesenden zurück. Er blieb weiterhin ernst, wirkte sogar noch ernster als eben.

„Ja, ich weiß, unser Überfall auf die Kaserne war auch nicht das Gelbe vom Ei – es hat dabei einfach zu viele unschuldige Opfer gegeben.“

Er seufzte.

„Doch zurück zu den Defendern. Soweit ich gehört habe, arbeiten sie mit den Jedi zusammen und ich glaube, dass es ihnen alleine gelingen wird, den Widerstand auch in die Bevölkerung zu tragen und wir sind hier …....nun, entbehrlich geworden und können uns getrost anderen Aufgaben widmen. ….Wir werden nach Corellia gehen – direkt ins ehemalige Herz der Republik.“

Stille kehrte nun ein, doch nicht allzu lange.

„Hast du dir da nicht ein bisschen viel vorgenommen? Ich meine ..hier hast du Verbindungen, die die nutzen kannst. Auf Corellia werden wir ganz von vorne anfangen müssen.“

„Du warst nicht dabei, als wir hier angefangen haben, Caff. Wir haben auf Coruscant genauso von vorne beginnen müssen. Nein, viel weiter vorne, als wir auf Corellia beginnen werden. Damals habe ich ganz alleine anfangen müssen – heute habe ich euch. Euch alle. Aber natürlich steht es jedem frei, mich zu begleiten.“

Walter machte eine Pause, um den Anwesenden Zeit zum Nachdenken zu geben. Er wollte sie nicht zwingen, mit ihm zu kommen – konnte er gar nicht, denn jeder der Gruppe hatte sich freiwillig verpflichtet und er hatte nicht vor, das zu ändern. Dennoch hoffte er natürlich, dass sie alle mitkommen würden.

„Also, ich bin dabei.“

Natürlich Forges. Criid verdrehte die Augen, denn sie mochte diesen schleimigen, übereifrigen Typen überhaupt nicht, der immerzu geifernd an Walters Lippen zu hängen schien, und alles tat, um diesem zu gefallen. Widerlich!

„Ich auch.“

Rob meldete sich, Martin ebenfalls, dann nach und nach die anderen.
Criids Blick ging zu Caff, der sich bisher zurückgehalten hatte und nun ebenfalls den ihren suchte, scheinbar hoffte, ein Einverständnis von ihr darin zu finden.


„Wir auch.“

Cris ….es tut mir leid …..aber du hattest dein Herz bereits einer anderen versprochen. In einem anderen Leben vielleicht …...

„Worauf warten wir dann noch? Ich geh' jetzt jedenfalls packen!“

Criid sprang entschlossen auf, warf Walter einen kurzen, aufmunternden Blick zu und verschwand - nach einem weiteren Blick in Caffrans Richtung - in den Räume der Unterkünfte der Truppe......

Coruscant – Hauptquartier Gruppe WW – Walter, Criid, Caffran und Co

[by Tinya Fox]
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Noa und Derryn -

Ihr Gegenüber reagierte nicht sofort. Chesara konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnrädchen in seinem Kopf bewegten, während er überlegte was er antworten sollte. Der Blick des Kiffar ging zu Miss Cortina hinüber, woraus Chesara las, dass ihm das Thema unangenehm war. Hätte sie ihn bei Seite nehmen sollen, bevor sie ihn darauf ansprach, dass sie etwas in ihm spürte, dieses jedoch nicht zuordnen konnte? Es wäre vielleicht taktvoller gewesen. Schließlich kam seine Antwort, zögernd und wohl überlegt. Bereits aus seinen ersten Worten vernahm Chesara, dass es ihm widerstrebte Auskunft über sich zu geben. Er schien misstrauisch, selbst (oder gerade?) gegenüber einer Jedi. Jemand, der Teil eines Widerstandes gegen das Imperium war, dachte Chesara bei sich, hatte vermutlich bereits Dinge erlebt, die man nicht mit jedem teilen konnte. Es war nicht anzunehmen, dass er ein ruhiges Leben am warmen Ofen geführt hatte, bevor er zu einem Defender geworden war. Chesara war bereits im Begriff ihm zu sagen, dass er nichts von sich zu erzählen bräuchte und dass sie nicht im Sinn gehabt hätte ihn auszufragen, als er schließlich ohne Erklärung seinen Brustpanzer abzulegen begann. Chesara und Noa schauten gleichermaßen überrascht drein, jedoch fiel es keiner von beiden ein ihn zu unterbrechen. Schließlich schob Derryn Vos den Ärmel seines rechten Arms nach oben, soweit bis seine Schulter frei lag und ein schwarzes, sich in alle Richtungen ausbreitendes Gebilde entblößte, das in seine Haut eingebrannt zu sein schien. Scharf zog Chesara die Luft ein. Dies war keine gewöhnliche Tätowierung und obwohl Derryn in seiner Beschreibung neutral blieb, lediglich erklärte, das ihm das Mal unter großen Schmerzen eingeimpft worden sein, wusste Chesara genau, worum es sich handelte.

"Ich habe etwas ähnliches schon einmal gesehen."

Sagte sie, ohne den Blick von der gezeichneten Schulter des Kiffars zu wenden und dachte an Ulic Katarn.

"Hier ist dunkle Macht im Spiel. Jemand hat Euch unfreiwillig gebrandmarkt."

Die Jedi riss ihren Blick los und versuchte aus Derryns Gesicht zu lesen.

"Bereitet es Euch Schmerzen?"

Wollte sie wissen. Bei Ulic war es so gewesen, aber sie konnte auch die feinen Unterschiede zu seinem "Machtgeschwür", wie er es nannte, und der dunklen Zeichnung auf der Haut des Kiffars, erkennen. Sie glaubte nicht, dass es wirklich das Gleiche war, aber eine Verwandtschaft war dennoch deutlich erkennbar. Während ihrem letzten Treffen mit Ulic hatte sie noch nicht viel Gelegenheit gehabt sich zu informieren. Sie besaß hier auf Coruscant nicht die geeignete Lektüre. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie Jibrielle hätte bitten können, ihr entsprechende Daten aus der Jedi-Bibliothek auf Lianna zu besorgen, aber dafür war es jetzt leider zu spät. Offen sah Chesara den Kiffar an.

"Ihr müsst mir nichts darüber erzählen, wenn Ihr nicht wollt, obwohl es sicherlich hilfreich wäre. Ich kenne einen Jedi-Meister, der von einem Sith in einer erstaunlich ähnlichen Weise übel zugerichtet wurde. Er trägt die Begegnung mit diesem dunklen Wesen für immer auf seinem Gesicht. Ich weiß, dass es ihn stark belastet. Es ist nicht eine bloße Narbe oder eine Tatowierung, sondern ein... ja, ein Geschwür. Bei ihm scheint es, als wäre es lebendig, als wäre es eine Brutstätte dunkler Macht, die nur darauf wartet, sich in ihm ausbreiten zu dürfen. Jeden Tag muss er auf's Neue dagegen ankämpfen."

Chesara überlegte. War es möglich, dass das eingeimpfte Zeichnen Derryns Präsenz in der Macht abschwächte? War sie der Grund, warum es für Chesara schwierig war ihn wahrzunehmen und zu erkennen, ob er für die Macht empfänglich war? Möglich war dies durchaus und es fiel ihr auch keine andere Erklärung dafür ein, warum sich seine Aura nur wie aus großer Distanz lesen ließ.

"Hmm."

Machte Chesara. Ihr kam ein Gedanke, aber sie fürchtete, dass es dem Kiffar unangenehm sein würde.

"Dürfte ich Euch für einen kurzen Moment berühren?"

Fragte sie vorsichtig und schob hastig hinterher:

"Keine Sorge, nicht dort."

Sie deutete auf seine Schulter.

"Nur an der Hand. Ich würde gerne wissen, ob die Macht in Euch fließt, doch das dunkle Mal erschwert mir dir Sicht."

Chesara warf dem Kiffar einen fragenden Blick zu. Sie hoffte sehr, dass er seine Zustimmung geben würde, denn sie hatte plötzlich das Gefühl, eine wichtige Entdeckung gemacht zu haben. Noch bevor er antwortete, fragte sie sich, was wohl geschehen würde, wenn sie tatsächlich die schwarze Tätowierung berühren würde, wenn die dunkle Macht auf die positive Energie der hellen Seite traf. Derryns Wohl zu Liebe wäre es wohl klüger, es nicht auszuprobieren.

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Noa und Derryn -
 
Coruscant - Untere Ebenen - eine Seitengasse am Honey House - mit Nylia

Es hatte geklappt. Tylaar sah dem Klatooianer kurz nach, der den Schauplatz dieser unfreiwilligen Befreiuungsaktion zügig, aber ohne Hast verließ. Ein Stück weit ging Zaith aus der Gasse heraus, sah, dass der Sklavenhändler den in der Nähe des Honey House geparkten Gleiter stehen ließ und stattdessen zu Fuß einen Weg von diesem Planeten suchte. 'Viel Spaß, du Idiot', dachte sich der Jedi, nahm sich aber vor, den Gleiter später etwas weiter abgelegen zu parken, die Türen offen zu lassen. Es würde keine Stunde dauern und irgendwer hätte das Ding geklaut. So verschwände ein Beweisstück, ohne dass sich Tylaar besonders darum kümmern müsste.

Jetzt aber musste er sich erst um Nylia kümmern, denn die stand immer noch geschockt an Ort und Stelle. Langsam ging er auf die junge Frau zu, hob beschwichtigend die Hände und versuchte es mit einem kleinen Lächeln.

"Es ist alles in Ordnung, du bist jetzt frei. Ich tue dir nichts."
Vielleicht war das alles etwas zu viel auf einen Schlag, denn die junge Frau sackte zusammen, begann heftig zu weinen. Tylaar ging weiter langsam auf sie zu, hockte sich dann schließlich neben sie.
"Schon gut, es ist alles gut. Du bist in Sicherheit."
Sie reagierte nicht. Völlig überfordert mit der Situation, kam sie nicht auf die Beine. Tylaar wollte ihr daraus keinen Vorwurf machen, denn er wusste nicht, wie lange sie eine Sklavin war. Wahrscheinlich machte das auch keinen Unterschied, denn dieses Dasein wünschte er niemandem auch nur für eine Woche. Da das Bild, welches die beiden hier aber abgaben, etwas zu auffällig war, entschloss er sich, Nylia ins innere des Honey House zu bringen. Dort wären sie sicher vor fremden Blicken und sie hätten Gelegenheit, sich in Ruhe zu unterhalten. Außerdem, so nahm er sich vor, musste er die junge Frau irgendwann Chesara vorstellen. Zwar spürte Zaith, dass Nylia seine Schülerin werden sollte, die Macht irrte nicht, aber er hatte keine Ahnung, welche "offiziellen" Wege man für so etwas gehen musste. Tionne war damals eine mächtige und geachtete Meisterin gewesen, sie musste niemanden um Erlaubnis fragen. Er aber war jetzt seit gut einer Stunde ein Jedi-Ritter. Da musste er zumindest zur Sicherheit nachfragen.

Die Wachen am Hintereingang des Honey House stellten sich zuerst quer, sodass Tylaar deutlicher werden musste. Schließlich ließen sie die beiden passieren, obwohl ihnen wahrscheinlich nicht sonderlich wohl bei dem Anblick eines Mannes war, der ein weinendes Mädchen in den Armen trug.
Schnell fand er im selben Gang, wo er eben noch mit Noa, Derryn und Chesara gesprochen hatte, einen leerstehenden Raum. Dort setzte er Nylia auf eine dunkle Couch. Ein kurzer Rundumblick im spartanisch eingerichteten Raum, ließ Tylaar ahnen, dass dieser Raum noch nicht gänzlich fertig sein musste. Egal. Für einen kleinen Moment musste es reichen.
Schließlich hockte er sich in leichter Entfernung vor Nylia, die sich allmählich die Tränen trocknete. Mit einem leichten Lächeln dankte sie ihm, was auch Zaiths Mundwinkel hoben ließ.

"Ich bin Tylaar Zaith", sagte er, da ihm ein "gern geschehen" doch recht albern vor kam. "Auch wenn es ein bisschen sonderbar klingt, aber im Honey House bist du vorerst sicher."
Ihm ließ der Gleiter vor der Tür keine Ruhe. Umso länger das Fahrzeug da stand, umso auffälliger wurde es. Er musste das Ding beseitigen, da er nicht absehen konnte, ob der Klatooianer tatsächlich so sehr beeinflusst worden war, dass er Coruscant verließ. Im schlimmsten Fall würde er zurückkommen, nicht genau sicher, was er vor dem Honey House eigentlich zu suchen hatte und dann sein Fahrzeug sehen. Vielleicht würde eines zum anderen führen, er begreifen, sich erinnern ...
"Warte hier auf mich. Ich bin gleich wieder zurück." Er stand auf, schenkte Nylia noch ein kleines Lächeln, dann verließ er den Raum und das Honey House zügigen Schrittes.

Er stellte den Gleiter schließlich vielleicht einen halben Kilometer vom Bordell entfernt in einer dunklen Seitengasse, unterhalb einer Brücke, die zwanzig, dreißig Meter über den Standort hinweg führte, ab. Hier drang kaum Licht vor, die Szenerie lag fast gänzlich im Dunkeln.
Tylaar schaltete die Maschine ab und öffnete bereits die Tür, da fiel ihm ein, dass er bei der Gelegenheit auch gleich nachschauen konnte, was es hier eventuell zu holen gab. Er musste gewisse Dinge einfach nüchtern betrachten: Tylaar war abgebrannt, so gut wie kein Geld, ein Shirt zum Wechseln, an Ausrüstung - bis auf das CDH-17 Blastergewehr - nur, was er am Leib trug. Eventuell fand sich ja in dem Gleiter etwas, das ihm weiterhelfen würde.
Eine erste Untersuchung des Cockpits brachte ihm allerdings nichts. In einem kleinen Fach neben der Steuerkonsole fand Zaith zwar eine handliche Blasterpistole, aber die sah so antiquiert aus, dass er sich nicht einmal trauen würde, das Teil zu benutzen. Also stieg er aus, umrundete den Gleiter und suchte in dieser Dunkelheit nach einem Frachtbehälter, was sich allerdings als nicht gerade einfach herausstellte. Nach einigem Suchen fand er letztlich am Heck des Gleiters eine knapp zwei Meter breite Klappe, die er mit wenigen Handgriffen geöffnet bekam. Er klappte den Verschluss nach oben und sofort wurde die düstere Szenerie von einem matten, blauen Licht im Inneren des Frachtbehälters erleuchtet. Und Tylaar grinste.
In einem dafür angepassten Behälter ruhte ein Gewehr, schwarz, eigenwillig im Design. Die feste Schulterstütze war direkt mit dem Griff verbunden, vor dem ein Magazinschacht zu sehen war. Oberhalb er recht klobigen Waffe war ein holografisches Visier installiert, ein Stück weiter vorne Entfernungsmesser und Laserzielvisierung. Zusätzlich gab es neben der eigentlichen Schusswaffe - von der Tylaar dachte, es handelte sich um eine Projektilwaffe - ein sekundäres Geschützt. Das musste eine Art Flechettewerfer sein, zumindest hatte er so etwas ähnliches schon einmal gesehen.
Tylaar löste die Waffe aus der Verankerung, nahm sie in die Hand und wunderte sich über das relativ leichte Gewicht. Das Gros des Gewehrs schien aus einer ultraleichten Legierung zu bestehen. Prüfend legte er das Gewehr an, zielte blind in eine dunkle Ecke links von ihm und sah durch das holografische Visier einen blauen Punkt, der von Entfernungs- und Windangaben flankert wurde. Als er mit der linken Hand, die die Waffe stützte, weiter nach oben tastete, entdeckte er einen Schalter für eine kleine Lampe, die links am Lauf montiert war. Ein deutlicher Lichtkegel strahlte die Wand an, ließ Tylaar eine Schmiererei in einer Sprache sehen, die er nicht kannte.
Das musste die Waffe eines Profis sein und er hatte nicht vor, die hier im Nirgendwo vergammeln zu lassen. Stattdessen leuchtete er mit der Lampe des Gewehrs in den Frachtraum hinein und fand dort acht passende Magazine, eine sauber zusammengelegten, schwarzen Parka mit Kapuze sowie eine Art enge, schwarze Sportjacke. Tylaar lehnte das Gewehr an den Gleiter und schaute sich neugierig die beiden Jacken an. Sie waren neu, höchstwahrscheinlich vor dem Besuch hier in Coruscant erst erworben und dürften ihm passen, was bei seiner durchschnittlichen Größe wohl eher darauf hindeutete, dass es einen zweiten Sklavenhändler, wohl einen professionelleren Wachmann geben musste. Das war weniger gut. Wer wusste schon, ob diese Nummer zwei nicht irgendwann im Honey House vorbeschneien würde.
Wie auch immer. Tylaar legte die beiden Kleidungsstücke zur Seite und fand so eine dunkle Schutzweste, die Vorrichtungen für Magazinhalter und einen Blasterhalfter links unter der Bruste aufwies. Praktisch. Umsonst. Seins.
Kurzentschlossen legte Zaith seine kaputte eigene Jacke ab, zog sich die Schutzweste über das Shirt. Er verstaute die Magazine, seine C-8 Blasterpistole sowie sein Lichtschwert an den Halterungen der Weste, zog sich die Sportjacke und den Parka drüber. Er dehnte sich ein wenig, streckte sich, sodass sich die sicherlich nicht gerade billigen Sachen automatisch anpassen konnten. Jetzt saß sein neues Gratisoutfit perfekt.
Als er das Gewehr, das bei näherer Betrachtung eine kleine Gravur mit den Kürzeln APR aufwies, mit einem der Magazine ludt, erwachten zwei kleine Displays an der Waffe, die mit schwach leuchtenden, blauen Ziffern eine 100 zeigten - wohl der Munitionsstand. Nette Spielerei. Schließlich befestigte er einen passenden Tragegurt, den er in einem kleinen Rucksack fand, der in der hintersten Ecke des Frachtraums lag, an dem APR, stopfte seine eigene Jacke und das nun nicht mehr gebrauchte Oberschenkelhalfter in den jetzt leeren Rucksack, bevor er sich diesen umhing. Zu guter letzt hängte er sich das Gewehr auf den Rücken, verschloss den Frachtraum wieder und verließ mit einem kleinen, triumphierenden Lachen diese finstere Unterführung.

Zurück im Honey House bemerkte er erst den irritierten Blick der Wachen und dann den Nylias. Der linke Mundwinkel hob sich zu einem einseitigen Grinsen, ehe er sich wieder in der Nähe niederließ.

"Ich glaube, das braucht der vorherige Besitzer jetzt nicht mehr", versuchte er die Stimmung etwas zu heben. "Geht es dir gut?"
Der Jedi schaute der jungen Frau kurz in die Augen und fuhr dann unvermittelt in einem beiläufigen Tonfall fort. "Was weißt du eigentlich von der Macht und von den Jedi, Nylia?"

Coruscant - Untere Ebenen - eine Seitengasse am Honey House - mit Nylia
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara & Noa –


Man konnte dem Kiffar ansehen, wie unangenehm ihm das Ganze war. Zwar hatte er nur seine Schulter entblößt, doch gleichzeitig hatte er Schwäche gezeigt, was ihm ganz und gar nicht behagte. Die Tätowierung trug er mit großer Schande, obwohl sie ihm keine Schmerzen mehr bereitete. Sie erinnerte ihn Tag um Tag an ein Erlebnis, das ihn so sehr geprägt hatte, dass er sogar seinen Heimatplaneten verlassen musste. Es war nicht nur die Geiselnahme, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte, sondern auch die Gesichter seiner sterbenden Brüder, allesamt Kiffar-Wächter, die beim Versuch, ihn zu befreien, starben. Die Leichtigkeit, mit der sein Peiniger die Angreifer zuerst überwältigte und dann tötete, hatte ihn ebenso fasziniert wie abgestoßen. Erst der nächste Angriff der Wächter hatte den Mann so überrumpelt, dass er binnen Sekunden wieder in seiner Stasiszelle lag. Eben jene wurde überladen, wodurch der Gefangene schnell und schmerzlos starb. Derryn hatte dies schon gar nicht mehr richtig wahrgenommen – er war ins Delirium gefallen und hatte von dunklen Dingen halluziniert.

Kein einziger Besucher war damals an sein Krankenbett gekommen. Er war vor Angst wie gelähmt gewesen, weswegen er schlussendlich die Verantwortung für den Tod von sechs Wächtern trug – seines Partners, den vieren, die ihn befreien wollten, und
Als er die Augen aufschlug, fühlte er, dass etwas anders war. Seine Glieder fühlten sich seltsam stumpf an und die helle, beinahe übersinnliche Aufmerksamkeit, mit der er seit Kindstagen gesegnet war, war verschwunden. Dafür pochte die Tätowierung wie ein übles Mal auf seiner Schulter. An schlimmen Tagen zogen sich die feinen Linien bis zu seinem Herzen und von dort aus in den ganzen Körper. Doch ging er nie zu einem Arzt, sogar dem Heiler der Klinik, in der er lag, versagte er jeden Kontakt. Und nun war er hier, sprach mit zwei Fremden über seine größte Wunde, seelisch wie körperlich.

Als Chesara meinte, dass sie so etwas schon einmal gesehen hatte, sah er auf. Wenn es diese Art von Wunden öfter gab, waren sie vielleicht heilbar – und er erlöst. Er war allerdings niemand, der seine Emotionen besonders offen zur Schau trug, weswegen er der Jedi auch nur mit seinem normalen, etwas unnahbaren Blick begegnete.


„Unfreiwillig.“

Wiederholte er leise. Sein Blick wanderte von Chesara zum Boden, rastlos.

„Ich war zu keinem Zeitpunkt gefesselt, aber … die Furcht lähmte mich. Der Mann war mir körperlich unterlegen, wie man mir später sagte, und daran zweifle ich nicht. Aber in diesem Moment hätte genauso gut ein Rancor vor mir stehen können, es wäre die gleiche Art von Machtlosigkeit gewesen. Ich war vollkommen paralysiert und er … er war in meinem Kopf.“

Er sah Noa an. Sein Blick verriet seine Pein – dieses Ereignis würde ihn wohl nie verlassen.

„Nein, keine Schmerzen. Nicht mehr.“

Antwortete er Chesara, ohne den Blick von Noa zu lassen. Was die junge Frau wohl von ihm denken mochte. Er war als ihr Leibwächter und nun musste sie von seiner erbärmlichsten Schmach erfahren – wie konnte sie ihn dann noch ernst nehmen?
Erst, als das Wort Sith fiel, sah er wieder zu der Meisterin. Es kam ihm bekannt vor und nach einigen Sekunden wusste er, woher er es kannte.


„Ich war ein Wächter auf Kiffex … wie bereits gesagt. Mein Partner und ich wurden zu einem akuten Notfall in den Ewigkeitstrakt gerufen … der Großteil der Insassen stammt noch aus republikanischen Zeiten – das Imperium bevorzugt die Hinrichtung und sperrt keine Gefangenen mehr auf diese Art und Weise ein. Wir patrouillierten also und fanden eines der älteren Felder deaktiviert vor. Eine Energiespule war ausgefallen und hatte einen Mann freigesetzt, der bereits so lange auf Kiffex eingesperrt war, dass es keine Daten mehr über ihn gab. Der Dialekt, in dem ein Warnschild geschrieben war, war so alt, dass ihn niemand mehr entziffern konnte.“

Er machte eine kleine Pause, ehe er wieder anfing zu reden. In solchen Momenten wünschte er sich eine Cigarra.

„Wir sahen den Mann, und er sah uns. Mein Partner wurde plötzlich von den Füßen gerissen und gegen eine Wand geschmettert … sein Rückgrat war an mehreren Stellen gebrochen. Aber ich konnte nichts tun. Ich wollte, aber ich konnte nicht. Er zwang mich auf die Knie und brachte mich dazu, mir meine eigene Waffe gegen den Kopf zu halten. Ein paar Minuten später wollte ich abdrücken, aber er hielt mich auf. Er überflutete meine Gedanken mit dunklen Bildern. Purer Bosheit. Und Schmerz.“

Wieder eine Pause.

„Drei Tage lang war ich in seiner Gewalt. Er brannte mir das Zeichen ein und nannte mich Sklave. Wenn mir der Gedanke an Flucht kam, zuckten Blitze aus seinen Händen und er fügte dem Zeichen ein paar weitere Rundungen hinzu. *******, er hat nicht einmal eine Nadel benutzt, mich nicht mal berührt!“

Ohne es zu merken, hatte er immer schneller gesprochen und war immer lauter geworden. Seine Zähne waren gefletscht und er spürte die Hilflosigkeit in sich hoch kochen, gegen die er so vehement gekämpft hatte.
Als sie ihn fragte, ob sie ihn berührten dürfte, schüttelte er energisch den Kopf, wobei sich einige Dreadlocks aus dem improvisierten Zopf lösten. Erst, als sie noch hinterher schob, dass sie seine Schulter nicht anfassen würde, willigte er ein. Den Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, sprach er aus.


„Mit Verlaub, aber ihr erscheint mir so … rein … dass ihr es besser nicht berühren solltet. Es ist dunkel und … böswillig.“

Er hielt ihr seine Hand hin, die Innenfläche nach oben und die Finger leicht gekrümmt. Jedoch sah er sie nicht an. Auch auf ihre Vermutung, dass die Macht in ihm fließe, erwiderte er nichts. Ihm ging dies alles hier schon etwas zu weit, auch er es nicht sagte.


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Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar

Nylia betrachtete noch einen Moment die Tür, durch die Tylaar gerade verschwunden war und atmete dann tief durch. Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die in wirren bahnen durch ihren Kopf schwirrten. So ganz konnte sie noch immer nicht glauben, was gerade passiert war. Es war nicht nur der Unglauben, dass der Albtraum doch noch ein Ende gefunden haben sollte. Zu viel für sie völlig Unverständliches war in den letzten Minuten geschehen. Nylia fühlte sich beinahe wie ein Kind, das versuchte zu verstehen, wie die hektische Welt der Erwachsenen funktionierte, aber nur mit vor Staunen offen stehendem Mund zusehen konnte.

Dass Tylaar gegangen war, war ihr nicht wirklich recht. Auch wenn er sagte, dass sie hier sicher war, die Erlebnisse des Tages hatten ihre Spuren hinterlassen und Nylia musste sich selbst sagen, dass es Tylaars Wunsch gewesen war, dass sie blieb wo sie war. Es war sicherlich nicht das Vernünftigste, einfach im Hinterzimmer eines Bordells darauf zu warten, was nun mit ihr geschehen sollte. Zaith könnte alles Mögliche tun, oder auch wer weiß wen holen. Er hatte ihr ja nicht gesagt, was er vorhatte. Sie wusste nicht, wieso er sich umentschieden und ihr doch geholfen hatte. Es war gut möglich, dass er eigene Ziele verfolgte, die Nylia ganz und gar nicht gefallen würden. Sie war aus irgendeinem Grund jedoch immer noch der felsenfesten Überzeugung, dass es das Richtige war zu warten und bei ihm zu bleiben.

Nylia sah sich daher trotz ihres Unbehangens in dem Raum um. Es handelte sich wohl um eine Garderobe, die umfunktioniert worden war. Ein alter Spiegel hing noch an der Wand über einem Waschbecken, beides von einer grauen Staubschicht überzogen. In einer Ecke waren mehrere kaputte Stühle übereinander gestapelt. Neben der Tür standen ein wenig verloren ein Kleiderständer und daneben ein alter Schrank. Nylia stand auf und ging zu dem Spiegel herüber. Sie wischte mit dem Ärmel ihres Oberteils einen Teil des Glases frei und erschrak selbst bei ihrem mitgenommenen Anblick. Sie sah aus, als wäre sie den Weg von den oberen Ebenen hier herunter mitgeschleift worden. Seufzend versuchte sie den verrosteten Wasserhahn aufzudrehen. Nach einiger Anstrengung öffnete er sich mit einem Ruck und nach zwei Minuten war das Wasser sogar durchsichtig und nicht mehr von einer ungesunden, bräunlichen Farbe. Nylia wusch sich das Gesicht und die Kälte half ihr ein wenig, noch mehr aus ihrer Starre herauszufinden. Sie hatte zwar unbeschreiblichen Durst, da sie seit Stunden nichts mehr Getrunken hatte, aber so sehr vertraute sie dann nun doch nicht auf die Reinheit des Wassers.

Verloren stand sie danach in der Mitte des Raumes und schaute die Tür an. Was machte Tylaar nur so lange? War der Klatooianer etwa doch zurückgekehrt und machte gerade deutlich, dass er seine Ware wieder haben wollte? Nylia war bereits kurz davor, das Zimmer zu verlassen und nach ihrem Retter zu suchen, aber sie zwang sich dazu die Arme vor der Brust zu verschränken und endlich nicht mehr wie ein hypnotisiertes Tier die Klinke anzustarren. Sie fror und durchsuchte daher den Schrank, fand aber nichts darin außer noch mehr Staub und einigen Insekten. Hustend ließ sie sich wieder auf die Couch fallen und zuckte dann doch erschrocken zusammen, als sich die Tür einige Momente später öffnete. Ihre Haltung entspannte sich sofort, als Tylaar grinsend eintrat. Eine ihrer Augenbrauen wanderte verwundert bis zum Ansatz herauf, als sie ihn in seiner neuen Kleidung erblickte. Er sah mit der schwarzen Schutzweste ein wenig so aus, als wollte er gleich in einen Kampf ziehen. Ihre Irritierung darüber überwand Nylia bei seinen nächsten Worten. Die Befürchtungen, dass er jemanden mitbrachte oder sich auf einmal doch nicht als der strahlende Held des Tages entpuppte, waren wirklich unangebracht gewesen. Nylia schob sie bei seiner Frage, ob es ihr gut ging, endgültig bei Seite.

„Wenn du auf Diebestour gewesen bist, hättest du mir auch gleich etwas Neues mitbringen können.“, scherzte sie und hob ihre Arme zu den Seiten, um ihm die vollkommene Herrlichkeit ihrer abgetragenen und alles andere als schönen Sachen zu zeigen. Und das waren schon die Festtagskleider, wie Nylia sie bitter bezeichnete. „Mir geht es gut. Besser als vorhin. Danke, für alles. Das auf der Straße tut mir leid. Es war zu viel auf einmal für mich, denke ich. Kennst du das? Da geht etwas in Erfüllung, was du dir Jahrelang von ganzem Herzen wünscht und dann ist es so… heftig, dass es dich trifft wie ein Blasterschuss? Da setzt das Denken dann schon mal aus. Sorry, dass du mich tragen musstet.“

Mit jeder Minute in Tylaars Nähe taute Nylia ein wenig mehr auf und traute sich mehr zu sagen. Als er sie nach der Macht fragte, stutzte sie und begann abwesend mit ihrem Ärmel zu spielen.

„Hast du mir deswegen geholfen? Du hattest keinen Grund es zu tun. Die Sache mit dem Hutten war ein verzweifelter Versuch von mir. Es war nicht wirklich etwas, was dich gereizt hätte, oder? Hast du es wegen… der Macht getan?“

Die Frage nach dem Grund ihrer Rettung stellte sie sich schon die ganze Zeit. Nylia hatte den wie zufällig aufgetauchten Plauderton in Tylaars Stimme gehört und es passte alles zusammen. Sie verstand die Zusammenhänge noch nicht, aber das musste es sein.

„Ja, als ich klein war habe ich von den Jedi gehört. Ich glaube, meine Mutter hat mir damals etwas von ihnen erzählt. Kämpfer für das Gute und solche Sachen. Es ist lange her. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.“

Nylia zögerte einen deutlichen Moment und bei dem Bild von ihrer Mutter und ihr als kleines Kind, wie sie zusammen im Garten gesessen waren und geredet hatten, zog sich etwas in ihrer Brust schmerzhaft zusammen. Sie hatte diesen Nachmittag bis zu Tylaars Frage vollkommen vergessen gehabt. Wie jede Erinnerung an ihre Eltern schmerzte sie unendlich. Nylia zog ihre Knie an den Körper und schlang ihre Arme um sie. Sie murmelte ihre nächsten Worte nur leise in Tylaars Richtung.

„Wenn ich ehrlich bin, will ich das auch gar nicht.“


Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar
 
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Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Nylia

"Tut mir leid, aber es gab nichts, was zu deiner Haarfarbe passte", erwiderte er auf den kleinen Scherz Nylias, dass er ihr doch etwas hätte mitbringen können.
Er grinste sie noch kurz an, dass stand er kurz wieder auf, hob einen der lädierten Stühle hoch und stellte ihn ein Stück von der Couch und der jungen Frau weg auf. Da ihn das APR, der Rucksack und der Parka auf Dauer etwas ungemütlich werden würde, zog er alle drei Dinge aus, breitete die Jacke neben dem Stuhl aus und legte Gewehr und Tasche dort drauf. Für einen kleinen Moment schielte er an sich hinab. Die Sportjacke war an den Ärmeln und am Verschluss grau abgesetzt und stand ihm - zumindest fand er das. Zaith ließ die Jacke auf, sodass Nylia die schwarze Weste aus leichten Plastverbundstoffen sehen konnte, an der neben den Magazinen und der kurzen Blasterpistole auch das silberne Lichtschwert hingen. So ausstaffiert, wirkte er wahrscheinlich wenig wie ein Jedi.

Mit einem kleinen Seufzen stellte er den Stuhl verkehrt herum auf, setzte sich und stützte die Hände auf die Rückenlehne.
"Es freut mich, dass es dir besser geht. Und für das, was auf der Straße geschah, musst du dich nicht entschuldigen. Es ist nur verständlich. Außerdem bist du leicht, das war also kein Problem für mich."
Auf ihre Frage, dass er sich schon einmal so sehr etwas gewünscht hat, dass es ihn umgehauen hatte, als es in Erfüllung ging, antwortete er nicht. Er hatte kein großes Interesse daran, die Laune der Kleinen zu dämpfen, indem er ihr sagte, dass sich bei ihm noch nie wirklich ein Wunsch erfüllt hatte. Oder vielleicht auch kein Wunsch, der ihm besonders wichtig gewesen war.

Interessiert legte er allerdings die Stirn in Falten, als sie ihn fragte, ob er sie nur wegen der Macht gerettet hatte. Sie hatte ihn durchschaut, als er nicht wirklich auf ihr Angebot eingegangen war, Informationen über den Hutten zu erlangen, was für ihre Auffassungsgabe sprach. Er schwieg aber noch und ließ Nylia weiter erzählen. Sie hatte also schon einmal von den Jedi und der Macht gehört - von ihrer Mutter. Diese Erinnerung bereitete ihr jedoch offensichtlich Unbehagen.

Tylaar nickte eine Weile.
"Leider sind nicht alle Erinnerungen an die Vergangenheit besonders .. angenehm", meinte er schließlich und verzog kurz das Gesicht. "Ich kenne das, glaub mir. Wir sind unterm Strich ein Produkt unserer Geschichte. Alles, was uns irgendwann einmal wiederfahren ist, spiegelt sich in dem wieder, wer und was wir heute sind. Mich hat das, was früher war zu einem Jedi-Ritter gemacht, auch wenn ich bestimmt keinen Preis für meine Vorbildfunktion bekommen werde. Ich frage mich allerdings, was es aus dir gemacht hat. Du bist weit mehr als nur eine Sklavin, das weiß ich. Ich spüre das. Spürst du dieses", für einen hauchdünnen Moment berührte er die junge Frau tief in ihrem Innersten mit der Macht, streifte das, was er in ihr zu sehen meinte, "Gefühl auch?"
Er blickte ihr unbewegt in die Augen ..

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Nylia verzog ihre vollen Lippen zu einem bitteren Lächeln bei Tylaars Sätzen über die Vergangenheit und wie sie einen prägte. Sie wollte eigentlich gar nicht wissen, was sie denn nach allem war, was sie durchgemacht hatte. Verwundert sah sie ihn an, als er fragte, ob sie etwas Bestimmtes fühlte. Sie wusste erst nicht, was er meinte, aber plötzlich spürte sie es. Sie zuckte erschrocken zusammen und musterte ihn ungläubig. Es hatte sich angefühlt, als hätte man etwas in ihrer Seele eingepflanzt, was sich nun festgesetzt hatte und dort wachsen wollte. Nylia hatte eine Berührung gespürt, nur dass sie nicht körperlich gewesen war, sondern dass man ihren Geist gestreift hatte. So ungewohnt es gewesen war, es war nicht unangenehm. Im Gegenteil verschwand ein Teil der Kälte aus ihrem Körper, die Nylia bis gerade noch gefühlt hatte. Sie lehnte sich daher auch vor uns musterte Tylaars Gesicht genauer. Antworten fand sie in seinen grünen Augen aber nicht.


„Was hast du da gerade…“

Sie bemerkte erst nach einem Augenblick, dass ihr Gesicht so nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war und sie lehnte sie noch verwirrter als zuvor zurück. Dann fiel ihr wieder ein, dass Tylaar wissen wollte, wie sie in ihre Lage geraten war. Nylia kämpfte mit sich, denn alles in ihre sträubte sich dagegen, von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Tylaar musste ihr Unbehagen bemerkt haben, denn er verfolgte noch immer jede ihrer Bewegungen genau. Mit einem kleinen Schaudern lehnte sich Nylia tief in die Couch zurück und lugte aus den Augenwinkeln zu dem Parker herüber. Sie fror auf einmal wieder erbärmlich.


„Darf ich mir die Jacke leihen?“

Er reichte sie ihr und Nylias zierliche Gestalt versank geradezu in dem warmen Stoff. Sie versteckte sich unter ihm wie unter einer Decke. Ihre Finger verkrampften sich um eine der Kordeln. Sie war es Tylaar schuldig, dass sie ihm die Wahrheit sagte. Er hatte sein Leben riskiert um ihr zu helfen und er verlangte keine Gegenleistung, nur die Wahrheit über sie.

„Du hast nicht nach meinem Nachnamen gefragt.“

Sein Blick wurde nur noch durchdringender.


„Zairee. Ich heiße Nylia Zairee.“

Sie konnte sehen, dass ihm der Name etwas sagte.

„Nein, nicht wie ‚Zairee.Corp’, sondern die von ‚Zairee.Corp.’ Ich wette, mindestens ein Teil deiner neuen Waffe da drüben ist aus der Firma meines Vaters. Jedenfalls gehörte sie ihm einmal.“

Wieder dieses bittere Lächeln auf ihren Lippen. Die Firma ihres Vaters war eine der erfolgreichsten auf ihrem Gebiet. Die Herstellung von qualitativ guten Waffen war eben immer gefragt. Vor allem in Zeiten des Imperiums.

„Mein Vater hat ‚Zairee.Corp' damals gegründet und zu einem erfolgreichen Unternehmen aufgebaut. Meinem Onkel hat er einen hohen Posten gegeben und alles lief großartig. Es gab nie Probleme und wir hatten keine Ahnung, dass etwas nicht stimmte. Vor sechs Jahren kam ich von einem Besuch bei einer Freundin nach Hause. Unsere Alarmanlage war ausgestellt. Ich wunderte mich darüber, aber alles war ruhig. Ich dachte an einen Defekt. Ich hätte auf das schlechte Gefühl hören sollen, das ich hatte…“

Nylia starrte nun regungslos nach vorne und blinzelte nicht einmal.

„Sie waren im Wohnzimmer. Sie waren zu dritt. Einer hielt meine Mutter fest, der zweite packte mich als er mich sah und der dritte hielt meinem Vater eine Waffe an den Kopf. Es war so unwirklich. Ich weiß noch, dass es mir wie ein schlechter Scherz vorkam, weil der Blaster aus unserer eigenen Produktion stammte. Ich glaube, ich habe geschrieen, denn man schlug mir ins Gesicht. Mein Vater brüllte den Kerl an, dass er seine Hände von mir lassen sollte. In dem Moment drückte der Dritte ab. Ich konnte es sehen… Ich… Meiner Mutter haben sie in die Brust geschossen, bevor sie mich bewusstlos geschlagen haben. Ich bin irgendwann aufgewacht, als wir bereits in ihrem Schiff waren. Sie wussten nicht, dass ich schon wach war. Ich habe gehört, wie sie irgendetwas von meinem Onkel erzählten und nach einigen Minuten wusste ich, dass sie nicht nur irgendwelche Verbrecher waren, die uns ausgeraubt hatten. Mein Onkel hatte sie angeheuert, damit sie meine Familie umbringen, weil er an ‚Zairee.Corp’ heran wollte. Ohne meine Mutter und ohne mich war er der einzige noch lebende Verwandte. Die Firma gehört nun ihm. Ich weiß nicht, wie die Typen es geschafft haben ihm weißzumachen, dass sie mich auch umgebracht haben. Sie witterten eine extra Belohnung und haben mich verkauft. So bin ich am Ende auf Klatooine gelandet, mit diesem verdammten Transmitter im Arm. Ich war damals sechzehn.“

Nylia blinzelte mit einem schmerzerfüllten Seufzen. Nach einem langen Moment des Schweigens sah sie Tylaar an. Dieses Mal war sie es, die den direkten Augenkontakt suchte und seinen Blick festhielt. Sie wollte jetzt doch die Antwort wissen auf die Frage, die sie gerade noch von sich gewiesen hatte.

„Wenn uns das, was wir erlebt haben, formt und zu dem macht, was wir sind… Was bin ich den dann jetzt?“

Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar
 
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Coruscant - Untere Ebenen - Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia

Sie hatte es also wahrgenommen. Dabei hatte Tylaar sie ganz bewusst dort berührt, wo etwas in ihr zu ruhen schien. Eine Ahnung der Macht, der Nachhall eines tieferen Seins, das schattenhaft, aber ganz deutlich da war. Es ließ ihn ganz kurz lächeln. Sein Entschluss stand fest. Auch, als sich Nylia ganz nah an seinem Gesicht befand, sie näher gerückt war. Dabei ließ er nicht den Blick von ihren blauen Augen, forschte darin nach etwas, das er längst entdeckt hatte.
Als sie sich aber wieder zurück in die Couch lehnte, spürte Tylaar ein Unbehagen, das von der jungen Frau förmlich körperlich fassbar ausging. Er achtete genau, wie sie sich verhielt, betrachtete sie eingehend, ohne sie direkt beobachten zu wollen.

Und dann begann sie zu erzählen. Zwischenzeitlich hatte er ihr den Parka gegeben, in dem sie zu versinken drohte, was ihn aber kurz grinsen ließ. Ein durchaus amüsierender Anblick. Dann aber verging ihm der Witz, als Nylia ihren Namen und die damit verbundene Geschichte erzählte. Er kannte diese Firma tatsächlich, auch wenn er kein direkter Waffennarr war. Sein Leben hatte es mit sich gebracht, dass er ein wenig von Blastern, Pistolen und Gewehren verstand, von daher war ihm die Zairee.Corp durchaus ein Begriff. Dass der jungen Frau diese Hintergrundgeschichte aber rein gar nichts, außer ein Dasein als Sklavin eingebracht hatte.
Tylaars erster Impuls an ihrer Stelle wäre Rache gewesen. Jetzt, in Freiheit, wäre er darauf aus, den Onkel zu finden und ihn dafür umzubringen. Aber das war nur die von Angst, Hass und Verbitterung ausgelöste Reaktion. Es würde nichts bringen, das wusste er mittlerweile. Trotzdem fühlte er Mitleid für Nylia. Mitleid, das niemandem etwas brachte, am wenigsten ihr.

Er lehnte sich ein Stück gegen den Stuhl, die Augen auf die ehemalige Sklavin gerichtet. Nach und nach endete ihr Bericht, aber Zaith hielt die Augen auf sie gerichtet. Und dann wollte sie wissen, wer sie war, wenn die Vergangenheit einen zu dem machte, was man heute war.
Was sollte er sagen? Was war er selbst?

"Es tut mir leid, was dir passiert ist, Nylia." Wieder schwieg er. Nach einigen Herzschlägen löste er das Lichtschwert von der Schutzweste und hielt es ihr nachdenklich entgegen, woraufhin die junge Frau die Jedi-Waffe an sich nahm.
"Damit habe ich mehr Leben beendet, als dass ich sie heute noch zählen könnte oder wollte. Ein paar haben es verdient, die meisten standen einfach nur zum falschen Zeitpunkt auf der falschen Seite. Aber einen Menschen tötete ich aus einem einzigen, puren und vernichtenden Gefühl heraus: Hass."

Sein Blick wanderte von Nylia zum dem Lichtschwert in ihrer Hand, ehe er wieder in ihren Augen endete. "Wenn du die Macht hättest, diese Waffe zu führen, würdest du damit deinen Onkel für das bezahlen lassen, was er dir angetan hat?"
Er ließ die Frage einen Moment im Raum stehen, ehe er den Kopf schüttelte. "Du bist jetzt ein freier Mensch, kein Sklave mehr und du hast wieder die Wahl, wohin dich dein Weg führen soll. Zumindest in Maßen, denn manche dieser Pfade sind vorherbestimmt. Wenn einer deinen Wunsch nach Rache und Genugtuung verstehen kann, dann ich. Aber glaube mir - es wird dich nicht befreien. Bringst du ihn um, nimmst du dieses Gefühl, nämlich Hilflosigkeit, mit dir, wohin auch immer du gehen wirst. Immer. Du wirst es nicht mehr los. Noch heute sehe ich sein Gesicht vor mir, bevor ihn die Energieklinge beinahe in der Mitte teilte. Es hat mir nichts gebracht, überhaupt nichts ..."
Die Wand links von ihm brachte keine weiteren Weisheiten, aber er hielt vorerst die Klappe. Als er Nylia wieder ansah, schüttelte er kurz den Kopf.
"Du fragst mich, wer du bist. Ich sage dir, du bist eine Suchende. Nylia, du hast eine Gabe, die in dieser Galaxis sehr, sehr selten ist, die eine Gabe als auch Bürde ist. Ich weiß, dass es dir noch nicht bewusst ist, aber ich weiß auch, dass dich Zeit deines Lebens eine Unbestimmtheit begleitete, die du nicht fassen konntest. Du wusstest Dinge, bevor sie geschahen, hast vielleicht andere Menschen beeinflusst, dir das Leben etwas angenehmer gestaltet, soweit es möglich war. Und immer dachtest du, du hättest Glück. Aber es ist etwas ganz anderes, Glück existiert nicht."
Tylaar nickte, als könnte er ihre Gedanken erraten. "Ja, Nylia, die Macht ist mit dir. Und ich weiß, dass du eines Tages eine mächtige Jedi sein könntest. Du bist eine Suchende, genau wie ich. Ein bisschen mehr von dem, was uns beide verbindet, woran wir zu scheitern drohen, habe ich bereits bewältigt. Und ich bin in der Lage, dir weitere Wege zu zeigen, die du jetzt vielleicht noch nicht siehst. Was ich dir biete, ist kein angenehmes oder leichtes Leben. Ich biete dir die Möglichkeit, Antworten auf das zu finden, was in dir ist, was dich daran denken lässt, deinen Onkel zu töten und damit ein Stück weit Gerechtigkeit zu erfahren. Ich kann dich ausbilden und dich als meine Padawan-Schülerin in den Wegen der Macht unterweisen, damit du dieses "Glück", was dich immer begleitete, kontrollieren, es bewusst wahrnehmen kannst. Aber diese Entscheidung liegt alleine bei dir. Ich kann dir nur die Hand reichen."

Coruscant - Untere Ebenen - Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia
 
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