Coruscant - oberste Ebene - Mit Yerodin
Beide lagen auf dem Boden. Gezeichnet durch Narben und offene Wunden dieser Auseinandersetzung, ruhten sie sich mitten im Kampf aus. Ein Meister und sein Schüler, beide schwer verwundet, verwickelt in einen Kampf und untschlossen diesen zuende bringen, aber trotzdem bereits am Ende ihrer Kräfte wussten nicht, ob es dieser Kampf wert war, noch ein letztes Mal aufzustehen und ihre Schwerter zu schwingen. Einige Meter verliefen zwischen ihnen und die Zeit schien still zu stehen. Das einzige, was in dieser bitteren Situation blieb, war der Schmerz. Nicht der Schmerz, den die Wunden bei beiden verursachten, sondern viel mehr das Gefühl, unfähig zu sein. Gefangen in einem von Hass zerfressenen und von Schnitten und blauen Flecken übersehrten Körper, der nur darauf wartete zu verwesen. Kans Finger krümmten sich zusammen und schabten mit den Nägeln über die raue, metallische Oberfläche des Daches. Selten war er so schwach.
Kein Kampf hatte ihn so aufgezehrt wie dieser, doch obwohl er ähnliche Situationen bereits gesehen und aus Geschichten gehört hatte, wusste er trotz der Tatsache, dass er wissen müsste, was er zu tun hatte, nicht weiter. Eigentlich wäre es recht, den Kampf zu beenden und mit seinem Schüler zum Tempel zurückzukehren, doch dafür war es zu früh. Wenn er jetzt aufhören würde, würden er und Yerodin das letzte bisschen Ehre, das noch in ihnen steckte, verlieren und das war es in keinem Fall wert. Beide würden lieber hier liegen bleiben und warten, was passiert, als jetzt aufzustehen und zu verschwinden. Die letzte Kraft, die noch in ihnen steckte, war es wert für einen letzten Angriff verschwendet zu werden und das war beiden absolut bewusst. Es gab keinen Ausweg aus dieser misslichen Lage, es sei denn sie würden einen finalen Schlag ausführen, um mit einem möglichen Treffer den Gewinner dieses Kampfes zu bestimmen. Das war die einzige Option und man konnte ihnen ansehen, dass sie mit jeder Sekunde, die sie auf diesem von Blut bedeckten Boden lagen, mehr kraft ansammelten.
Der Moment der Entscheidung stand bevor und es war nur eine Frage der Zeit. Würde sich der eine aufrappeln, würde der andere automatisch mitziehen und ihm mit aller Kraft entgegentreten. Ihre Machtreserven hatte sie bei Weitem überschritten und es war nur noch ein letzter Rest an purer körperlicher Energie da, jedoch nicht einmal ausreichend, um den Weg zurück zum Tempel zu laufen. Kan hatte seine Finger mittlerweile so weit zusammengekrümmt, dass es ihm wieder möglich war, eine Faust zu bilden. Er hob seinen Kopf an und starrte auf seine Hand. Ein allerletztes Mal würde er seinen Körper mobilisieren müssen, um seinem "Gegner" einen Gefallen zu tun. Er zog seine Beine nach oben und kniete sich langsam hin. Sein Lichtschwert lag neben seinem Füß. Die aufgehende Sonne spiegelte sich darin und Kan kniff die Augen zu, da ihn das helle Licht stach. Vorsichtig und ohne ein Geräusch zu machen, griff Kan nach seinem Schwert und seine Hand umfasste es. Mit dem Zeigefinger strich er leicht über den Auslöser, das würde reichen, um die Waffe zu aktivieren.
Yerodin hatte bis jetzte nur einige Meter entfernt rumgelegen, sodass man denken konnte, er schlief, doch das tat er nicht. Er hielt sein Lichtschwert in der Hand und gerade als Kans Klinge einen surrenden Ton von sich gab, stieß er sich vom Boden hoch, zündete sein Schwert und rannte auf Kan zu. Beide in völliger Rage, losgelöst von ihrem körperlichen Schmerz, rannten aufeinander zu und sahen sich dabei in die Augen. Endlich würden sie ausholen können, um ihren Kontrahenten zu attackieren. Hell schimmernd zuckten die Laserklingen durch die nebelige Luft, berührten sich kurz, trafen jedoch nicht mit voller Wucht aufeinander, sondern rutschten gegenseitig von sich ab und bohrten sich ohne Umwege durch die Schulter des jeweils anderen. Kan und Yerodin standen sich gegenüber, das Schwert ihres Gegners, suchte sich seinen Weg durch ihre Körper und beide standen nur da und sahen vom Boden aus aufwärts. Ihre Blicke trafen sich, kurz bevor beide erneut auf den Boden fielen. Dieser Kampf hatte endlich sein Ende gefunden. Kein Sieg und keine Niederlage. Beide Kämpfer waren unfähig, noch ein letztes Mal aufzustehen. Yerodin hatte nicht damit gerechnet, in dieser Auseinandersetzung so gut da zu stehen. Er war überrascht, so weit gekommen zu sein, ohne drauf zu gehen und er sah noch einmal zu Kan und leise vernahm man, was er sagte, bevor sie ihre Lichtschwerter deaktivierten und von sich weg warfen.
"Nicht schlecht für einen einfachen Schüler..."
Er grinste Kan zu, während letzte Tropfen Blut aus seinem Mund quollen. Kan sah Yerodin ernst an. Er erzeugte selbst in dieser Lage noch den gewohnten Respekt, den man ihm wie sonst auch zu erweisen hatte. Er hatte lange mit dem Gedanken einer ähnlichen Situation gespielt. Er wusste, was seine Pflicht war und er wusste, was er zu tun und zu sagen hatte. Er hob den Kopf noch ein Stück und gab Yerodin eine Antwort auf seine Aussage.
"Nein. Nicht schlecht für einen dunklen Jedi, mein früherer Schüler..."
Endlich hatte er seine Pflicht getan. Er hatte seinen Schüler in den Rang eines dunklen Jedi erhoben. Bei standen nun auf dem gleichen Platz in der Rangordnung der Sith. Man konnte Yerodin seine Verwunderung ansehen, da er von Kan bis zu diesem Zeitpunkt ja nicht erfahren hatte, weshalb und zu welchen Anlass dieser Kampf statt gefunden hatte. Nun lagen sie wieder beide kraftlos und erschöpft auf dem Boden, doch Yerodin fühlte sich trotz seiner erschreckenden Schwäche besser, als er es die letzten Monate getan hat...
Coruscant - oberste Ebene - Mit Yerodin