Durchbreche ich mal meine nicht selbstverschuldete PSW-Absenz (blöder Rechner), um meine Gedanken den vorliegenden Roman betreffend der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Der Eindruck, den Karen Traviss' erster SW-Roman auf mich gemacht hat, ist durchweg positiv. Von der neunteiligen NJO-Reihe freue ich mich auf ihre Bücher jetzt am meisten.
Anfangs war ich da nicht so sicher. An ihren Stil musste ich mich erst gewöhnen, das dauerte ein paar Kapitel. Außerdem war ich enttäuscht, dass nur der Prolog in der ersten Person gehalten war; es wäre sicher interessant gewesen, direkt in den Kopf zumindest eines Klon-Charakters zu schauen. Im Nachhinein hat aber natürlich auch die traditionelle Erzählweise funktioniert. Erwähnenswert noch, dass 'Hard Contact' haufenweise militärische Fachbegriffe enthält (ähnlich wie 'Medstar' medizinische), woran man sich aber auch gewöhnt; obwohl ich so nicht jede Vorgehensweise hundertprozentig verstanden habe, passt es doch zu den Klonen und ich kann der Autorin insofern keinen Punkt abziehen.
RC:HC wird als "Buch zum Spiel" beworben. Ganz falsch ist die Bezeichnung nicht. Traviss bezieht sich desöfteren auf das Spiel (nehme ich jetzt mal so an, ohne es gespielt zu haben; einige der Aktionen der Klone sowie die Beschreibung ihrer Waffen, der Rüstung und der Helm-Elektronik klingen so wie das, was mir von 'Republic Commando' bekannt ist) und man könnte sich durchaus vorstellen, dass die Romanhandlung der des Spiels folgt (was nicht zutrifft; das Spiel besteht meinen Informationen zufolge aus mehreren aneinandergehängten und unzusammenhängenden Missionen, die über den ganzen Klonkrieg verteilt sind, während das Buch eine bestimmte Mission schildert, die so im Spiel nicht vorkommt). Das ist nicht negativ gemeint; aber viele unerwartete Wendungen oder nonlineare Action sollte man nicht erwarten und, wie gesagt, jemandem, den das Spiel nicht interessiert, könnte die genaue Beschreibung der "Features" langweilig und unwichtig erscheinen.
Was dagegen spricht, 'Hard Contact' in die gleiche Liga abzuschieben wie vergleichbare Titel, sind die Charaktere. Klar kann man v.a. den Klonen eine gewisse Klischeehaftigkeit nicht absprechen. Aber so früh im Verlauf des Krieges gibt es für Autoren einfach nicht so viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Mit dem Material, das Traviss hat, leistet sie mehr als so manch anderer Autor mit besseren Chancen. Sie schafft es auch wie bisher niemand (Blackman, Ostrander, Barnes, selbst Perry und Reaves), die Klone menschlich zu machen. Klar ist den Genannten das im kleinen Rahmen teilweise auch gelungen (
. Ein paar markige Sprüche der Soldaten waren mir aber dennoch zu normal für Klone (z.B. der, dass aufgeräumt werden soll, weil ein Gast mitgebracht wird); dergleich "Entgleisungen" hielten sich aber in Grenzen und haben so kaum Einfluss auf meine Gesamtwertung.
Ganz ohne seine Einmischung hat Darth Nuke (bekannt aus dem DHC-Forum) jetzt doch noch seine Mandalorianer bekommen. Gut, es ist bloß einer, noch dazu einer, der aus der Truppe rausgeschmissen wurde. Aber immerhin. Hokan ist der Bösewicht und auch für ein paar abscheuliche Gräueltaten verantwortlich, aber trotzdem muss man ihn ein bisschen bewundern, wenn auch nur dafür, dass er den Respekt gegenüber anderen Kriegern (und gegenüber Jango) nicht verloren hat. Ein erneutes Zeugnis von Traviss' Talent.
Etain ist mal eine ganz andere Jedi, als man sie sonst so kennt aus Literatur und Film. Nicht gerade eben begabt, blockiert, von Selbstzweifeln zerfressen, und nicht mal sonderlich hübsch. Hat mir gefallen, obwohl sie mir am Schluss schon fast wieder zu stark war, verglichen mit der Inkompetenz, die sie am Anfang des Romans zeigt. Wurde eigentlich ihr Alter erwähnt? Interessant übrigens die Parallelen, die Traviss zwischen Jedi und Klonen sieht; es verwundert, dass da vorher noch keiner drauf gekommen ist.
Das Buch ist recht dunkel und "erwachsen". Nicht in dem Maße wie 'Shatterpoint', aber immerhin werden Dinge wie Verkehr (erzwungener wie freiwilliger), mindestens sehr stark angedeutet, auch wenn man sie nicht direkt sieht. Geflucht wird in einer Tour. Sonderlich zimperlich geht die Autorin mit intelligentem Leben nicht um; ich habe nicht gezählt, aber im Schnitt sterben sicher mehr Personen "on screen" als in den meisten anderen SW-Romanen (aus der Bantam-Ära sowieso). Komisch also, dass gar nicht erwähnt wird, was mit Atin geschieht.
Karen Traviss hat eine gewisse Erfahrung, was das Militär betrifft, und das merkt man, nicht nur im Gebrauch der Fachbegriffe. Obwohl nur vier Klone gegen ca. 100 Droiden und etwa die Hälfte organische Soldaten antreten, hat man nie das Gefühl, als seien ihre Siege unrealistisch. Dadurch, dass die Autorin sie sich immer nur in kleineren Scharmützeln beweisen lässt, fällt nicht so auf, wie die Reihen der Gegner langsam dezimiert werden (nicht ohne dass die Klone selbst Verletzungen davon tragen).
Zum Abschluss ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:
- Dass der Planet 50% der Luxusgenussmittel produziert, die in der Galaxis so zirkulieren, halte ich bei einer so riesigen Galaxis für eine gewagte Behauptung. Wenn das nämlich so wäre, hätten bestimmt mehr als nur die Neimoidianer dort Fuß gefasst (und die nicht so schlampert).
- Dass mal wieder eine neue Art Gestaltwandler eingeführt wurde, hat mir nicht so gepasst. Mir waren schon die Shii'do zu viel und die Clawdites erst recht. Außerdem sind mir die am Schluss zu gut weg gekommen: ich hatte erwartet, dass die Republik sie tatsächlich im Stich lassen würde, wäre ja nichts neues.
- "Wir wollen die Zivilisten doch befreien, warum freuen die sich nicht?" Hallo, Irak.
- Wieso weiß Etain nichts von der Armee der Republik? Dass die Klonkriege ausgebrochen sind, scheint sie ja wohl mitbekommen haben müssen (sonst hätte ihr Meister keinen Grund, eine Anlage der Separatisten zu infiltrieren). Das fand ich schon... seltsam.
Alles in allem: Leute, lasst euch nicht davon irritieren, dass der Roman aktiv mit einem Computerspiel in Verbindung gebracht wird, dass er nicht den Schriftzug "Ein Klonkriegsroman" führt, dass die Autorin eine Unbekannte ist. Kauft ihn. 'Shatterpoint' ist er nicht, aber mit 'Medstar' kann er sich messen, und mit 'The Cestus Deception' und den 'Boba Fett'-Büchern sowieso.
Der Eindruck, den Karen Traviss' erster SW-Roman auf mich gemacht hat, ist durchweg positiv. Von der neunteiligen NJO-Reihe freue ich mich auf ihre Bücher jetzt am meisten.
Anfangs war ich da nicht so sicher. An ihren Stil musste ich mich erst gewöhnen, das dauerte ein paar Kapitel. Außerdem war ich enttäuscht, dass nur der Prolog in der ersten Person gehalten war; es wäre sicher interessant gewesen, direkt in den Kopf zumindest eines Klon-Charakters zu schauen. Im Nachhinein hat aber natürlich auch die traditionelle Erzählweise funktioniert. Erwähnenswert noch, dass 'Hard Contact' haufenweise militärische Fachbegriffe enthält (ähnlich wie 'Medstar' medizinische), woran man sich aber auch gewöhnt; obwohl ich so nicht jede Vorgehensweise hundertprozentig verstanden habe, passt es doch zu den Klonen und ich kann der Autorin insofern keinen Punkt abziehen.
RC:HC wird als "Buch zum Spiel" beworben. Ganz falsch ist die Bezeichnung nicht. Traviss bezieht sich desöfteren auf das Spiel (nehme ich jetzt mal so an, ohne es gespielt zu haben; einige der Aktionen der Klone sowie die Beschreibung ihrer Waffen, der Rüstung und der Helm-Elektronik klingen so wie das, was mir von 'Republic Commando' bekannt ist) und man könnte sich durchaus vorstellen, dass die Romanhandlung der des Spiels folgt (was nicht zutrifft; das Spiel besteht meinen Informationen zufolge aus mehreren aneinandergehängten und unzusammenhängenden Missionen, die über den ganzen Klonkrieg verteilt sind, während das Buch eine bestimmte Mission schildert, die so im Spiel nicht vorkommt). Das ist nicht negativ gemeint; aber viele unerwartete Wendungen oder nonlineare Action sollte man nicht erwarten und, wie gesagt, jemandem, den das Spiel nicht interessiert, könnte die genaue Beschreibung der "Features" langweilig und unwichtig erscheinen.
Was dagegen spricht, 'Hard Contact' in die gleiche Liga abzuschieben wie vergleichbare Titel, sind die Charaktere. Klar kann man v.a. den Klonen eine gewisse Klischeehaftigkeit nicht absprechen. Aber so früh im Verlauf des Krieges gibt es für Autoren einfach nicht so viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Mit dem Material, das Traviss hat, leistet sie mehr als so manch anderer Autor mit besseren Chancen. Sie schafft es auch wie bisher niemand (Blackman, Ostrander, Barnes, selbst Perry und Reaves), die Klone menschlich zu machen. Klar ist den Genannten das im kleinen Rahmen teilweise auch gelungen (
Jangotat z.B.
), aber Traviss bewirkt zum ersten Mal, dass man die Eindrücke, die man von den Protagonisten gewinnt, auf ihre Brüder übertragen kann. Freilich mag das daran liegen, dass man als Leser gar keine andere Wahl hat als sich mit den Klonen zu identifizieren, immerhin sind vier der sechs Hauptcharaktere im Gentank entstanden 
Ganz ohne seine Einmischung hat Darth Nuke (bekannt aus dem DHC-Forum) jetzt doch noch seine Mandalorianer bekommen. Gut, es ist bloß einer, noch dazu einer, der aus der Truppe rausgeschmissen wurde. Aber immerhin. Hokan ist der Bösewicht und auch für ein paar abscheuliche Gräueltaten verantwortlich, aber trotzdem muss man ihn ein bisschen bewundern, wenn auch nur dafür, dass er den Respekt gegenüber anderen Kriegern (und gegenüber Jango) nicht verloren hat. Ein erneutes Zeugnis von Traviss' Talent.
Etain ist mal eine ganz andere Jedi, als man sie sonst so kennt aus Literatur und Film. Nicht gerade eben begabt, blockiert, von Selbstzweifeln zerfressen, und nicht mal sonderlich hübsch. Hat mir gefallen, obwohl sie mir am Schluss schon fast wieder zu stark war, verglichen mit der Inkompetenz, die sie am Anfang des Romans zeigt. Wurde eigentlich ihr Alter erwähnt? Interessant übrigens die Parallelen, die Traviss zwischen Jedi und Klonen sieht; es verwundert, dass da vorher noch keiner drauf gekommen ist.
Das Buch ist recht dunkel und "erwachsen". Nicht in dem Maße wie 'Shatterpoint', aber immerhin werden Dinge wie Verkehr (erzwungener wie freiwilliger), mindestens sehr stark angedeutet, auch wenn man sie nicht direkt sieht. Geflucht wird in einer Tour. Sonderlich zimperlich geht die Autorin mit intelligentem Leben nicht um; ich habe nicht gezählt, aber im Schnitt sterben sicher mehr Personen "on screen" als in den meisten anderen SW-Romanen (aus der Bantam-Ära sowieso). Komisch also, dass gar nicht erwähnt wird, was mit Atin geschieht.
Karen Traviss hat eine gewisse Erfahrung, was das Militär betrifft, und das merkt man, nicht nur im Gebrauch der Fachbegriffe. Obwohl nur vier Klone gegen ca. 100 Droiden und etwa die Hälfte organische Soldaten antreten, hat man nie das Gefühl, als seien ihre Siege unrealistisch. Dadurch, dass die Autorin sie sich immer nur in kleineren Scharmützeln beweisen lässt, fällt nicht so auf, wie die Reihen der Gegner langsam dezimiert werden (nicht ohne dass die Klone selbst Verletzungen davon tragen).
Zum Abschluss ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:
- Dass der Planet 50% der Luxusgenussmittel produziert, die in der Galaxis so zirkulieren, halte ich bei einer so riesigen Galaxis für eine gewagte Behauptung. Wenn das nämlich so wäre, hätten bestimmt mehr als nur die Neimoidianer dort Fuß gefasst (und die nicht so schlampert).
- Dass mal wieder eine neue Art Gestaltwandler eingeführt wurde, hat mir nicht so gepasst. Mir waren schon die Shii'do zu viel und die Clawdites erst recht. Außerdem sind mir die am Schluss zu gut weg gekommen: ich hatte erwartet, dass die Republik sie tatsächlich im Stich lassen würde, wäre ja nichts neues.
- "Wir wollen die Zivilisten doch befreien, warum freuen die sich nicht?" Hallo, Irak.
- Wieso weiß Etain nichts von der Armee der Republik? Dass die Klonkriege ausgebrochen sind, scheint sie ja wohl mitbekommen haben müssen (sonst hätte ihr Meister keinen Grund, eine Anlage der Separatisten zu infiltrieren). Das fand ich schon... seltsam.
Alles in allem: Leute, lasst euch nicht davon irritieren, dass der Roman aktiv mit einem Computerspiel in Verbindung gebracht wird, dass er nicht den Schriftzug "Ein Klonkriegsroman" führt, dass die Autorin eine Unbekannte ist. Kauft ihn. 'Shatterpoint' ist er nicht, aber mit 'Medstar' kann er sich messen, und mit 'The Cestus Deception' und den 'Boba Fett'-Büchern sowieso.