Cygnus B (Cygnus-System)

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Kevana-System | nahe einem platziertem Asteroiden || CR70 „Confidence“ | Luftschleuse || Lieutenant Noak Fremyn, Konsularagentin Tebelon und zwei Wachsoldaten]

Ein Schwall warmer, abgestandener Luft begrüßte sie sogleich als sich endlich die Luftschleuse zur „Confidence“ – mit scheinbarem Widerwillen – öffnete. Um zu erkennen, dass das Schiff längst im „Sterben“ lag, musste man niemand sein, der mit der allgegenwärtigen Raumfahrt irgendwie viel zu tun hatte. Der eigene Instinkt sagte es einem ganz automatisch. Just in dem Moment als der Gestank ungehindert in seine Nase kroch, musste Noak unwillkürlich würgen. Zum Glück ging der schlechte Zustand der corellianischen Korvette Hand in Hand mit miserablen Lichtverhältnissen. Es liefen nur noch die lebenserhaltenden Systeme. Sich zu seiner üblichen Pflichterfüllung zwingend, überwand der schwarzhaarige Bakuraner zögerlich seine Zweifel und folgte der Konsularagentin letztendlich ins Schiffsinnere, nachdem sie eine silberne, menschliche Gestalt am der Schleuse begrüßt hatte.

Schweigend folgte der junge Lieutenant nicht nur Jahanna Tebelon und der Person, die sie in einem recht offiziellen Ton begrüßt hatte, sondern ebenso zwei bewaffneten Gardisten. Dabei spürte er das Pochen hinter seinen Schläfen mit jedem Schritt ein bisschen stärker. Im selben Augenblick nagten zudem Zweifel an ihm. Hatte er überhaupt eine Ahnung davon wie hoch das Risiko war, dem er sich hier aussetzte? Sah Commander Selgorias tatsächlich mehr als nur „Kanonenfutter“ in ihm? Bedingt durch diese Gedanken sowie die vorherrschende Schwüle war der Bakuraner mit einem Mal in der Tat froh darüber, dass die Galauniform der Imperialen dunkelgrau beinah schwarz war. Denn gerade transpirierte er ordentlich! Doch selbst diese ungewöhnlichen Umstände ließen ihn seine fundierte Militärausbildung nicht vergessen. Mit strenger Miene schritt er gemeinsam mit den anderen weiter auf eine umfunktionierte Messe, die wohl als eine Art Audienzsaal diente, zu.

Der Prunk, der anscheinend stets in Verbindung mit Jahrhunderte alter Aristokratie stand, war Noak fremd, vollkommen fremd. Er kam aus einfachen, bakuranischen Verhältnissen, weshalb das knappe „Kennenlernen“ von Vice Admiral Nerethin schon zu seinen raren Höhepunkten im Kontakt mit der elitären Obrigkeit des Galaktischen Imperiums galt. Warum hatte man bei der großzügigen Auswahl an Offizieren innerhalb Selgorias' Einheit ausgerechnet ihn auf die „Confidence“ entsandt? War der Lieutenant allen anderen möglichen Kandidaten tatsächlich überlegen gewesen? Insbesondere diese Antwort, die sich ihm förmlich aufdrängte und sein Ego streichelte, zweifelte er an. Leider gehörte der schwarzhaarige Offizier nicht zu den Menschen, die sich in andere Personen problemlos hinein versetzen und so richtige Schlüsse ziehen konnten. So musste er mit dieser Unwissenheit leben.

Obwohl er sich noch nicht lange im Inneren der sterbenden Korvette aufhielt, funkelten mittlerweile schon die ersten Schweißperlen unter der obligatorischen Schirmmütze. Jedoch sah der Stab um die Prinzessin – sowie die Hochwohlgeborene selbst – nicht besser aus. Um ein unhöfliches Starren auf die junge Aristokratin zu vermeiden, hatte er den Blick nur flüchtig zu ihr wandern lassen und dann unverzüglich einen der Wandteppiche bestaunt. Weil Inryi Samantha Harte noch immer unverfroren oft in seinen Träumen vorkam – und weil die Zahl weiblicher Besatzungsmitglieder auf der „Silver Bullet“ gleich Null war –, war das alles andere als einfache Sache für ihn. Insgeheim musste er sich also förmlich zu diesem anständigen Verhalten zwingen, wollte er nicht das eigene Ansehen unnötig aufs Spiel setzen, sondern ebenso die makellose Reputation seiner Vorgesetzten sowie des gesamten Galaktischen Imperiums. Jedoch wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht was für eine Prüfung auf ihn warten sollte...

Denn kaum hatte der Stab der Prinzessin wenige Worte an die imperialen Konsularagentin gerichtet, da verließen sie schon den geschmückten Audienzsaal und ließen Noak mit der blonden Aristokratin allein. Nervös schluckte der Bakuraner, vermied das Tätscheln seiner mitgeführten Handfeuerwaffe und folgte mit einem vorausgeschickten Nicken dem Angebot sich zu setzen. Inzwischen fühlte sich das Tragen der Galauniform für ihn unangenehm an, weil sie durch den Schweiß an seinem Körper klebte. Wieso musste man an dieser Stelle bloß irgendwelche Förmlichkeiten einhalten? Reichte die Notsituation nicht aus, um einfach sofort auf die sicheren Schiffe der Imperialen zu wechseln? Kurz lächelte er der fremden Person, die ihm in ausreichender Distanz gegenüber saß, zu. In diesem Fall musste man kein Menschenkenner sein, um zu erkennen, dass er vollkommen verlegen war. Jedoch schien ihm Schweigen ebenfalls nicht richtig zu sein. Sollte er also die Prinzessin ansprechen? Sein Herz klopfte wild bei diesem Gedanken.


„Eure wohlgeborene Prinzessinhaftigkeit, Sie können unbesorgt sein...“, ließ sich Noak letztendlich hinreißen zu sagen, wobei man höchstwahrscheinlich seine einfache Abstammung von einer fernen Outer Rim-Welt deutlich hören konnte. „Die 'Confidence' schlägt sich wacker … und bestimmt sind sich Ihr Stab sowie Ms Tebelon bewusst, dass wir nicht ewig hier verweilen dürfen.“

Scheinbar um seiner Worte Lüge zu strafen, krächzte in diesem Moment das Metall unheilvoll. Das ramponierte Schiff des „Cygnus Sternenimperiums“ scherte sich nicht um irgendwelche Traditionen oder diplomatischen Konventionen. Es war am Ende seiner Kräfte. Noak ging sogar davon aus, dass manche Sektionen schon seit einer ganzen Weile „tot“ waren und sich im Endeffekt nur noch dieser Bereiche hielt. Jedoch konnte er solche Sachen nicht irgendeiner Aristokratin erzählen, die sich auf ihre Untergebenen zu verlassen hatte. Schließlich würde man ihm später jedes negative Wort, das er zu ihr im Privaten sagte, als Beleidigung auslegen. Mit Bedacht musste der unerfahrene Lieutenant also vorgehen, wollte er weder Commander Selgorias, noch Vice Admiral Nerethin unwissentlich in die Suppe spucken. Doch sobald sich diese Erkenntnis in seinem Bewusstsein geformt hatte, schien der Druck, der auf seinen schmalen Schultern momentan lastete, noch zuzunehmen. Nein, in diesem scheinbar endlos anmutenden Augenblick wäre er weitaus lieber auf der Brücke der „Silver Bullet“ und würde das corellianische Kanonenboot in ein hoffnungsloses Gefecht führen.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Kevana-System | nahe einem platziertem Asteroiden || CR70 „Confidence“ | Audienzsaal || Lieutenant Noak Fremyn, Kronprinzessin Illriana Anara II. Samick sowie Wachpersonal]​


[OP @ Letos: Du kannst die Sache gerne zu einem unpersönlichen Ende führen. Ich greife dann das weitere Gespräch zwischen Kronprinzessin und Noak in der Revue kurz (und knapp) auf.]
 
Abschlussphase der Evakuierung beginnt

:: Esaga-Sektor :: Kevana-System :: Asteroid im Realraum nahe Hyperraumroute :: 417. Korvettendivision :: Imperiale CRV Gladius :: Brücke :: CDR Manius Selgorias - Brückenmannschaft ::

„Sir, es ist eine kodierte Funkübertragung von Shuttle 'Besh' angefragt. Die konsularische Vertretung ist wieder an Bord.“

Der Kommunikationsoffizier der Gladius wendete sich Commander Selgorias zu und verrenkte den Hals um aus seinem Schalensitz einen Blickkontakt herstellen zu können. Der Kommandant begutachtete grade die voranschreitenden Bergungsbemühungen der Claw of Justice. Doch die Neuigkeit ließ ihn sich abwenden.

„Sehr gut. Stellen Sie frei, Chief Skalund.“

Der Chief zögerte unwillkürlich. Commander Selgorias kehrte zum zentralen Kommandostand zurück, wo er sich auf der Rehling des runden Standpults abstützte um auf den Audiokanal zu warten.

„Em, Sir. Der Kanal gilt als Prioritätskanal. Soll ich wirklich frei schalten?“

Commander Selgorias brummte. Natürlich, potentiell vertrauliche Informationen. So ein Unsinn, dachte er ungeduldig für sich. Als würde die Brücke nicht ohnehin erfahren, was die nächsten Stunden brächten.

„Ja, sie haben ja recht, Chief. Geben sie die Sprecheinheit her...“

Der Commander ging hinüber zum Kommunikationsstand und nahm seinem Kommunikationsoffizier den Kopfhörersatz unkompliziert aus der Hand.

„Als wenn wir hier gemütlich Zeit zum kreuzen hätten...“, murrte er erneut, während er den Bügel des Headsets auf das störrische Haar und über die Mütze friemelte.​

„Commander Selgorias - acht sieben zwo sechs sechs zwo neun. Identifizieren sie sich und sprechen Sie.“

So klang die Stimme des Commander gut hörbar aber krächzend in das kleine Shuttle, in dem Jahanna Tebelon wieder gegenüber Lieutenant Noak Fremyn Platz genommen hatte. Die Konsularagentin benutzte eine portable Funkeinheit und hielt die Sprecheinheit nah vor die roten Lippen, um nicht lauter als nötig sprechen zu müssen. Bevor sie antwortete, regelte sie die Lautstärke von Commander Selgorias' Stimme herunter. Während dem Sprechen musterte sie unetwegt den Lieutenant in verschwitzter Galauniform vor sich mit einem forschenden Blick.

„Es spricht Feldvertretung Vierhundertsechs, Konsularischer Dienst der dritten Flotte. Lieutenant Fremyn ist anwesend und hört mit. – Commander, die Unterhandlung ist beendet. Ihre königliche Hoheit Kronprinzessin Illriana Anara die Zweite von Samick bedankt sich für die Unterstützung in dieser Notlage und begrüßt es durch unser Geleit nach Cygnus Prime gebracht zu werden. Der Attachee des Auswärtigen hat zugestimmt, unter Berufung auf den Allianzvertrag zwischen dem Sternenimperium und dem Galaktischen Imperium, dass wir die Besatzungen der Confidence und Redoubt aufnehmen und deren Schiffe zurücklassen. Ich habe den Havarierten volle Selbstbestimmung und Wahrung ihrer hoheitlichen Rechte zugesichert.“

Commander Selgorias lauschte dem korrekten und wohlüberlegten Bericht. Mittlerweile hatte er gelernt, dass man sie Worte der Frau auf die Goldwaage legen musste.

„Sehr gut. Dann verfahren Sie wie besprochen. Die Prinzessin soll an die Claw of Justice überstellt werden. - Lieutenant Fremyn, sie werden als Verbindungsoffizier den Stab der Prinzessin an Commander Vest überstellen und sich vergewissern, dass das alles seine Ordnung hat. Danach können Sie bei nächster Gelegenheit auf die Silver Bullet zurückkehren.“

Ein kurzes Zögern.

„Sagen Sie, Vierhunsertsechs, warum „königliche Hoheit“? War die Anrede nicht „prinzliche Hoheit“?“

Innerlich lobte die Konsularagentin den Commander kurz, aber freudlos. Sie sprach weiterhin mit eindringlichem Blick auf Noak.

„Ja, Sir. Aber ich wurde darüber informiert, dass ihre Hoheit als erste weibliche Thronfolgerin in der Geschichte des Sternenimperiums berufen wurde. Erst kürzlich wurde mit dieser uralten Tradition des patriachalen Erbrechts gebrochen.... Lieutenant Fremyn wurde die Ehre zuteil der Infantin … Aufwartung zu machen.“

Die letzte Bemerkung war freilich nicht nötig gewesen. Aber sie brachte zum Ausdruck, dass das Gespräch zwischen Noak Fremyn und der Prinzessin die Konsularagentin doch sehr beschäftigte.Was genau war da gesprochen worden? Warum schwieg sich Noak Fremyn aus? Warum konnte die Konsularagentin derzeit einfach nicht klar deuten, was in dem Mann vor ging? Und vor allem: welchen Eindruck hatte er auf die Prinzessin hinterlassen? Wie die Antworten auch ausfallen würden, die Prinzessin hatte die Entscheidung der Evakuierung fast etwas uninteressiert abgenickt. Kein Wort hatte sie gesagt. Hatte sie überhaupt mit Noak Fremyn gesprochen?

„Konsularagentin!?“

Die barsche Nachfrage von Commander Selgorias riss sie aus den Gedanken auf.

„Em, ja, Verzeihung Commander, was haben sie gesagt?“

„Ich sagte: K-e-i-n-e Nachlässigkeiten! Wenn dieses Kind wirklich die Thronfolgerin ist, hat das Ausmaße die unsere Kragenweite außerordentlich überschreiten! Admiral Nerethin muss das so bald wie möglich erfahren, sobald wir ein Eindruck von der Gesamtlage haben. - Führen Sie also aus, damit wir hier wegkommen! Die anderen Shuttle werden in Bewegung gesetzt. Bringen wir alle auf die Claw of Justice. Und: Lieutenant Fremyn, gute Arbeit. - Commander Selgorias Ende und Aus.“

Die Verbindung endete und die Konsularagentin hängte die Sprecheinheit wieder in die Halterung am Mobilgerät. Die Sache lief sehr gut. Und auch die Wahl von Noak Fremyn war genau das Richtige gewesen. Es konnte nicht schaden, auf jedem Schiff der Kampfgruppe eine direkte, persönliche Verbindung unterhalb der Kommandoebene aufzubauen. Aus psychologischer und soziologischer Perspektive würde solch ein Kontakt Noak Fremyn als externe Machtressource auf seinem eigenen Schiff stützen. Gleichzeitig würde es ihn aber auch in gewisser Weise an die Konsularagentin und Commander Selgorias binden. Man konnte ja nie wissen, was die Zukunft brachte. Auf einem Kanal hörte man nur mono, auf zweien aber stereo. Und Commander Selgorias war für manipulative Weitsicht dieser Art viel zu unbeholfen.

Lieutenant Fremyn, ich weiß zwar nicht was sie gemacht haben, aber es war wohl genau das Richtige.“

Ein freundliches, wenn auch verschwitztes und ausgelaugtes Lächeln.

„Sie sollten die Gala-Uniform öfter anlegen.“

Auf der Gladius wurde indes alles notwendige in die Wege geleitet. Commander Selgorias wendete sich an die Schiffskommandanten seiner Korvettendivision via Bildprojektion:

Commander Vest, meine Herren, wir haben Ergebnisse. Bei der Prinzessin handelt es sich um die Thronfolgerin. Keine Ahnung wieso und warum, aber es scheint als habe das Königshaus seine Erbfolgeregelung umgeworfen. Das kann uns aber ersteinmal egal sein. Wichtig ist, dass wir die Prinzessin samt Stab nach Cygnus Prime geleiten. - Commander Vest, hierzu wird der Stab samt Ihrer Königlichen Hoheit auf die Claw of Justice überstellt. Weitere Überlebende nimmt die Gladius auf. Das Handelsschiff wird ebenfalls evakuiert. Alle drei neutralen Schiffe werden vor unserem Abzug vernichtet. Commander Vest, sie habeen ausdrücklich die Erlaubnis Ihre Hoheit und den Stab um Auskunft zu den Vorkommnissen im Cygnus-System zu bitten. Aber bedenken Sie den Status unserer Gäste. - Sobald die Evakuierung abgewickelt wurde, die Bergungen abgeschlossen und die drei Neutralschiffe vernichtet sind, geht es direkt nach Cygnus Prime.“

:: Esaga-Sektor :: Kevana-System :: Asteroid im Realraum nahe Hyperraumroute :: 417. Korvettendivision :: Imperiale CRV Gladius :: Brücke :: CDR Manius Selgorias - Brückenmannschaft ::
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Kevana-System | nahe einem platziertem Asteroiden || 417. Korvettendivision | Shuttle || Lieutenant Noak Fremyn, Konsularagentin Tebelon, mehrere Gerettete und zwei Wachsoldaten]

Trotz der wohlgemeinten, fast schon freundlichen Worte, die Commander Selgorias ihm gegenüber gefunden hatte, konnte sich der junge Bakuraner nur bedingt über den Erfolg freuen. Denn sein Tun hatte in Wahrheit gar keinen Anteil an der getroffenen Entscheidung der anderen Seite gehabt. Mehr als eine recht tollpatschige Unterhaltung für die schweigsame Prinzessin war er nicht gewesen. Ihm gegenüber hatte sie die ganze Zeit kein einziges Wort – nicht einmal eine Silbe – geäußert. Nein, die Entscheidung, das Hilfsangebot der Imperialen anzunehmen, war ausschließlich aufgrund der Lage der „Confidence“ gefallen. Just in diesem Augenblick, als Mannschaft und Passagiere auf mehreren Shuttles in Sicherheit gebracht worden waren, starb die ramponierte Diplomatenschiff des Cygnus-Sternenimperiums nämlich endgültig. Wären die Piraten zu diesem Zeitpunkt noch gewesen, hätten sie diese Tatsache wohl als kleinen, aber nutzlosen Erfolg gefeiert – insofern das überhaupt ihr Ziel gewesen sein sollte.

Mit den eigenen Gedanken in weiter, sehr weiter Entfernung blickte Noak aus einen kleinen Fenster des Shuttles. Durch das aktivierte Belüftungssystem akklimatisierte sein Körper langsam wieder. So ließ erst die Produktion von Schweiß nach, dann wurde auch die Galauniform allmählich wieder ein bisschen „luftiger“. Seine Gedanken kreisten um die Prinzessin. Illriana Anara II. Samick war eine echte Schönheit – nicht nur in den Augen eines imperialen Flottenoffiziers, der schon seit Monaten keinen realen Kontakt zum anderen Geschlecht mehr gehabt hatte. Sie war jung, blond und hübsch, aber aufgrund ihrer Geburt jenseits aller Möglichkeiten für den Lieutenant, der aus einer einfachen Namana-Farmerfamilie von Bakura stammte. Somit schrieb er fast alle Vorstellungen, die er nun im Zusammenhang mit ihr hat, schon im Vorfeld ab. Dennoch fragte er sich für einen kurzen Moment, ob er nicht vielleicht seiner Mutter darüber schreiben sollte.

'Sie würde sich bestimmt freuen', dachte der Bakuraner. Ein breites Lächeln huschte kurzzeitig über seine Lippen. Jedoch durfte er sich an dieser Stelle nicht zu viele Hoffnungen machen. Mehr als ein uniformierter Unterhalter war er nicht gewesen. Commander Selgorias mochte ihn gemeinsam mit der Konsularagentin zu dem Schiff geschickt haben, aber Jahanna Tebelon, als Fachfrau, hatte das Gespräch mit dem diplomatischen Gefolge der Thronfolgerin geführt. Kleine Zweifel kamen in ihm auf. Nüchtern betrachtet war er demnach nicht mehr als schmückendes Beiwerk gewesen. Ein leiser Seufzer löste sich aus seiner Kehle, überwand seine „versiegelten“ Lippen und drang anschließend nach draußen. Jedoch schien niemand auf ihn zu achten. Noak lehnte den Kopf zurück, während das Shuttle sich langsam der einen Marauder-Korvette näherte, die den recht klangvollen Namen „Claw of Justice“ trug. Dort sollten der Großteil der Geretteten bis zur raschen Ankunft im Cygnus-System unterkommen.

Nachdem das Shuttle angedockt und Konsularagentin Tebelon im feierlich Ton die Geretteten an die Kommandantin der Marauder, Commander Vest, übergeben hatte, löste sich das Vehikel wieder, um den Lieutenant endlich wieder zurück zu seinem Kanonenboot zu bringen. Seine Aufgabe – woraus sie auch immer bestand – hatte er schließlich erfüllt. Beiläufig zupfte er an der Uniform. Irgendwie fühlte er sich in der dienstlichen Uniform wohler; viel wohler. Nach einer knappen Selbstreflexion konnte der schwarzhaarige Jungspund inzwischen sagen, dass er lieber während einer Schlacht auf der Brücke stand, Befehle gab und dem Tod dabei ins Angesicht starrte als sich noch einmal einfach so auf diplomatischen Parkett zu bewegen. Dafür fühlte er sich – trotz dieser eher trivialen und dazu recht harmlosen Erfahrung – nicht geschaffen. Nein, das Diplomatenkorps musste auch weiterhin ohne seine Wenigkeit auskommen!

Innerlich atmete Noak ein bisschen auf, nachdem er das Shuttle verlassen und nun mit beiden Füßen wieder auf dem Boden der „Silver Bullet“ stand. Ohne große Eile schritt er durch die Korridore des corellianischen Kanonenbootes. Er wollte sich erst der verschwitzten Galauniform entledigen, bevor er Meldung bei seinem Kommandanten, Lieutenant Commander Scott, machte. Deshalb steuerte er direkt sein Quartier an. Die Zeit für eine zweite Dusche glaubte er nicht zu haben, weshalb er bloß den dunkelgrauen Stoff gegen die grün-graue Variante tauschte, die zudem etwas schmuckloser war und damit eher für den alltäglichen Dienst taugte. Danach erstattete er mündlich Bericht und suchte anschließend die Offiziersmesse auf, wo schon eine Tasse Caf, ein Sandwich und eine Zigarette auf ihn warteten. Während er sich in aller Einsamkeit genüsslich stärkte, zerschoss die „Silver Bullet“ derweil voll Eifer die „Redoubt“ zu einem endgültigen Wrack, nachdem man die Anweisung von Commander Selgorias erhalten hatte. Danach hielten sich die Imperialen nicht viel länger in diesem System auf, sondern sprangen direkt nach Cygnus B.

[Hyperraum | nach Cygnus B || 417. Korvettendivision | CRK „Silver Bullet“ | Offiziersmesse || Lieutenant Noak Fremyn allein]

[OP: Entschuldigung für die lange Wartezeit. Ich habe uns mal nach Cygnus geschickt, damit endlich Elysa auf den Plan treten kann. :D]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Cygnus B || 417. Korvettendivision | CRK „Silver Bullet“ | Offiziersmesse || Lieutenant Noak Fremyn samt seiner Kollegen]

Obwohl die Einheit um Commander Selgorias den Versuch einer Piratenbande, Cygnus' Thronerbin gefangenzunehmen, erfolgreich vereitelt hatte, schien nur eine Minderheit im Sternenimperium die Anwesenheit der Imperialen wirklich gutzuheißen. So bewachten beispielsweise seit deren Ankunft im Hauptsystem mehrere bullige Kriegsschiffe die drei Korvetten und das Kanonenboot, während diese regungslos in einem geostationären Orbit um deren Thronwelt kreisten. Die Ablehnung zeigte sich darüber aber auch auf andere Weise. Zum Beispiel mussten die Imperialen ihre Landgänge erst beim cygnischen Ministerium für Äußere Angelegenheiten beantragen. Hohe Auflagen hatten dann die „Glücklichen“ zu erwarten, die höchstens für ein paar Stunden dem trögen Bordalltag entfliehen wollten. Es war reinste Schikane – und auf den Schiffen, die unter dem Befehl des Anaxsi standen, interpretierte man die Situation auch genau so!

Seit zwei, drei Tagen hatte sich auf der „Silver Bullet“ eine schlechte Laune eingenistet. Zum einen schien die Tatenlosigkeit die Atmosphäre zu vergiften, zum anderen fühlte man sich durch all diese Schikanen in seiner Ehre verletzt. Als Imperiale war man bislang von „Handelspartnern“ irgendwie eine andere, freundlichere Art der Behandlung gewöhnt. Deshalb hatten inzwischen auf dem agilen Kanonenboot verschiedene Schmähgesänge – quasi als kleine Trotzreaktion – Einzug gehalten und erfreuten sich großer Beliebtheit. Sowohl in der Mannschaftsmesse als auch in der Offiziersmesse stimmte immer mal wieder ein Anwesender eines dieser Liedchen an – und kurz darauf schloss sich die gesamte Gesellschaft mit Leidenschaft dem Gesang an. Manchmal mündete das Singen dann in einen kühnen Trinkspruch, wobei aber trotz allem gewisse Grenzen herrschten. So trank man zum Beispiel nicht auf den Untergang des hiesigen Königshauses.

Zann Odyssey, dessen Wangen eine leichte Röte aufwiesen, sagte mürrisch:
„Höchstwahrscheinlich müssen wir nicht nur mehrere Kontingente von deren grässlichen Maschinen kaufen, sondern auch noch die Prinzessin mit dem Imperator vermählen, um eine bessere Behandlung zu erhalten...“

„Ich, an der Stelle des Commanders, hätte diese blonde Schnepfe sofort wieder an Bord geholt und anschließend in diesem System wieder ausgesetzt!“
, warf Bobey Hedges ein, genehmigte sich dann noch ein Stück vom Dessert und sagte: „Jawoll! Einfach zurück auf dieses Wrack. Soll sich Cygnus selbst darum kümmern... Dafür hat man uns nicht hierher geschickt.“

Kurz war allgemeine Zustimmung an der Tafel zu vernehmen. Die Männer, teilweise „Urgesteine“ auf dem Kanonenboot, hatten nach dem Gefecht mit den Piraten tatsächlich eine andere Behandlung erwartete. Immerhin verdankte das Cygnus Sternenimperium die Unversehrtheit der Prinzessin ganz allein dem beherzten Eingreifen der Imperialen. Hätte Commander Selgorias nicht auf Anhieb den Schulterschluss mit den Angegriffenen gesucht, hätte das Königshaus nun horrende Summen an die Kriminellen zahlen müssen. Kollektiv erhoben die Anwesenden ihre Gläser und Lieutenant Bayes, der Erste, sprach einen ordentlichen Toast auf den ehrbaren Anaxsi aus. Wieder war an allen Ecken Zustimmung zu hören. Borlaine meinte zu seinem Tischnachbar sogar, dass Selgorias mit Sicherheit Commander Aaronson das Wasser reichen könne. Hier trennten sich dann aber die Meinungen. Für den Großteil der Offiziersmesse war der letzte Kommandant der „Silver Bullet“ dann doch eine Art lebende Ikone.

Bei all den Gesprächen hielt sich Noak zurück. Da er gemeinsam mit Konsularagentin Tebelon auf der „Confidence“ gewesen war – und dementsprechend die Prinzessin von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte –, schien seine Beteiligung nur bei Fragen zum genauen Aussehen und Verhalten der hochnäsigen Adligen von Belang zu sein. Vor allem sein Freund Isaac Johnson spielte ihm dann den Ball zu. Jedoch nutzte sich dieser Effekt allmählich ab, weshalb der Bakuraner mehr und mehr zum stillen Beiwerk verkam. Doch momentan konnte er damit leben. Hauptsächlich war das Gros seiner Gedanken nämlich bei Illriana Anara II. Samick, Cygnus blonder Kronprinzessin. Denn obwohl sie keine einzige Silbe mit ihm gesprochen hatte, schien er nun ein bisschen für sie zu schwärmen. Zum Glück bekam das aber keiner an Bord mit. Es war ein Geheimnis.

Parmer, der einen wohlklingenden Bass besaß, brummte kurz darauf:
„Kaum haben wir Frieden mit den Rebellen geschlossen, da tanzen uns schon irgendwelche Zwerge auf der Nase herum. Ich will ja kein Griesgram sein, aber mich beschleicht da eine schlimme Vorahnung...“

Ein weiteres Mal war murrende Zustimmung zu hören. Nach der erlittenen Niederlage bei Corellia hatte man zwar damit gerechnet, dass damit für das Galaktische Imperium dunkle Zeiten anbrechen würden, aber mit einem Friedensschluss hatte niemand gerechnet! Jeder an Bord der „Silver Bullet“ war bei dieser Nachricht aus allen Wolken gefallen. Etliche Tage lang hatte allein dieses Thema die Gespräche in den Messen dominiert. Schließlich sah das imperiale Militär durch dieses Ereignis nun zwangsläufig einer ungewissen Zukunft entgegen. Wie groß war wohl das Risiko als junger Offizier auf Halbsold an Land zu stranden? Nach Parmers Worten blickte der eine oder andere finster drein, murmelte etwas zu seinem Nachbar und stürzte dann den restlichen Port mit einem raschen Schluck hinunter. Nein, niemand brauchte es aussprechen, aber Cygnus fühlte sich mehr und mehr wie eine Sackgasse an.

Nachdem der Messesteward, ein ehemaliger Kellnerdroide, das Geschirr abgeräumt hatte, griff der Bakuraner zu seinen geliebten Zigaretten. Mit routinierten Handgriffen löste er einen Glimmstängel aus der Verpackung, steckte ihn in seinen Mund und zündete es anschließend an. Danach reichte er dem Schiffsarzt – auf dessen Bitte hin – eine zweite. Schweigend sog Noak daran und blies wenige Sekunden später blauen Dunst in die abgestandene Luft. Irgendwie hatte er sich mit den Jahren ein Laster angeeignet. Noch wusste seine Mutter nichts davon, aber höchstwahrscheinlich würde sie es beim nächsten Heimaturlaub herausfinden. Während die Offiziere den Frieden verfluchten, ließ der Lieutenant seine Gedanken allmählich wandern. So stellte er sich die Farm, die die Verwandtschaft mütterlicherseits betrieb, vor und platzierte dort eine Frau, die eine Mischung aus Prinzessin Illriana und Flag Lieutenant Harte war, samt Kinder neben sich. Hach, was würde er dafür geben, wenn er sich durch ausreichend Prisengeld auf Bakura ein anständiges Leben als Zivilist aufbauen könnte?

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Cygnus B || 417. Korvettendivision | CRK „Silver Bullet“ | Offiziersmesse || Lieutenant Noak Fremyn samt seiner Kollegen]
 
Invitation only

[Esaga-Sektor – Cygnus-System – Imperiale Botschaft]

Die persönliche Assistentin des imperialen Botschafters stellte eine Verbindung zur CRV Gladius her, erstmals seit die imperialen Kriegsschiffe vor ein paar Tagen bei Cygnus eingetroffen waren.

„Seine wohlgeborene Exzellenz Caspar van Milaris, Baron zu Vitarien und Botschafter des galaktischen Imperiums zum Cygnus Sternenimperium, wünscht per Holoverbindung mit Commander Selgorias zu konferieren.“


Natürlich stellte man auf der anderen Seite die Verbindung her.


„Ich grüße Sie Commander Selgorias. Ich bedauere, dass wir unter diesen Umständen vorstellig werden, statt einem persönlichen Treffen, doch seit ihrer Ankunft im System war ich sehr darum bemüht die Lage nicht nur im Auge zu behalten, sondern uns auch in eine günstige Position zu manövrieren.“

Der Botschafter war wohl als um die Vierzig einzuschätzen, er verfügte über aristokratische Züge und trug eine Zieruniform, dennoch ohne dass diese überladen wirkte.

„Mir wurde zugetragen, sie haben eine Agentin des Konsulardienstes an Bord. Ein wahrer Glücksfall, denn ich fürchte ihre Involvierung wird politischer werden als zunächst angenommen. Aber mehr dazu später, ich will ihnen erst einmal von der politischen Lage berichten, es ist sicherlich ratsam, wenn sie die Konsularagentin dem Gespräch hinzufügen.“

Caspar van Milaris wartete, bis Commander Selgorias ihm bedeutete, dass die Konsularagentin nun dem Gespräch beiwohnte und fuhr erst dann fort.

„Seit neun Monaten herrschen starke Spannungen zwischen dem Königshaus und dem hohen Haus Farinwen als auch deren Verbündeten, seit seine Majestät Aguro Quan der vierte seines Namens vom Hause Samick, seine Tochter zur Kronprinzessn ernannte und somit bestehende Tradition brach. Die Isolationisten schreiben dies äußeren Einflüssen zu und wehren sich vehement. Im Haus der Lords haben Kronloyalisten und Liberale gegenüber den Traditionalisten und Isolationisten eine Mehrheit und stellen derzeit auch die Regierung. Aufgrund der ineffizienten militärischen Verteidigung der Souveränität des Cygnus Sternenimperiums steht die Regierung jedoch in scharfer Kritik und die öffentliche Meinung ist im Begriff zu kippen. Die Lage ist äußerst brisant, unidentifizierte Angreifer stellen seit Monaten die Verteidigung des Sternenimperiums auf die Probe und reiben die Verteidiger auf. Vielerorts vermutet man einen huttischen Einfluss, Beweise dafür gibt es jedoch nicht. Es ist zu erwarten, dass die Kronloyalisten bei den bevorstehenden Wahlen im Unterhaus herbe Verluste hinnehmen müssen.“

Die Lage war gelinde gesagt verzwickt. Es existierten genug Fallstricke welche die Handelsbeziehungen zum Imperium zum Erliegen bringen konnten. Auf der anderen Seite offenbarte die Situation auch neue Möglichkeiten.

„Des Weiteren war es der Öffentlichkeit und bis auf wenigen Vertraute des Königs, darunter dem Premier, nicht bekannt, dass Kronprinzessin Illriana ein militärisches Hilfegesuch an das Imperium stellen sollte. Mir selbst war dieser Umstand auch unbekannt und empfinde es als ungeschickten Zug durch das Königshaus.
Die Farinwentreuen Medien stürzen sich aber nun natürlich auf diese Sensation und schlachten sie aus. Die Nachrichtenagenturen machen so einen 'Lärm', dass die königstreuen Medienunternehmen nicht dagegen ankommen.“


Die Imperialen im Orbit dürften die Nachrichtensendungen ebenfalls verfolgt haben, dennoch war es wichtig auch diesen Aspekt nochmals zu erwähnen.

„Das Erscheinen ihrer Division wird im Haus der Lords, im Unterhaus und in den Medien heftig diskutiert, und die Mehrheit scheint ihr Eingreifen als Einmischung des Imperiums zu empfinden. Dieser Aspekt überwiegt und die Dankbarkeit die das Königshaus ihnen und ihren Untergebenen gerne zum Ausdruck bringen würde steht hinter dem öffentlichen Druck zurück.“

Bewahrheitete sich hier wieder ein altes Sprichwort? War Undank wirklich der Welt Lohn?

„Verstehen sie das jedoch nicht falsch. Es war ausgezeichnet, dass sie die Kronprinzessin retten könnten, das hat uns bei der Regierung und dem König einiges an Wohlwollen eingebracht, jedoch verhindert die öffentliche Debatte das Zeigen von Dankbarkeit. Ich vermute dahinter ebenso, dass man sich eine bessere Ausgangslage für zukünftige Verhandlungen erhofft und das Imperium nicht anbringen kann, dass Haus Samick in der Schuld des galaktischen Imperiums steht.“

Dennoch bedeutete es politisches Kapital, auch ohne den Punkt konkret anzusprechen.

„Zudem man mich nun offiziell um ein Eingreifen des Imperiums bat, um die Souveränität des Cygnus Sternenimperiums zu wahren und vor äußeren Feinden zu schützen. Bedauerlicherweise ist es mir nicht möglich dieses Gesuch weiterzuleiten, da das Holonetz im Sternenimperium Ziel von Aggressoren war und die Kommunikation nach Bastion oder andere Teile des galaktischen Imperiums nicht mehr besteht. Zu diesem Zweck werde ich ihnen eine Depesche überbringen lassen und möchte sie bitten dieses Gesuch an offizielle Stelle zu tragen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass diese Tätigkeit nicht unbedingt dem Protokoll entspricht, doch wurden die beiden Kurierschiffe die mir einst zur Verfügung standen wohl abgefangen und zerstört.“

Ein Umstand der zutiefst beklagenswert war und noch dazu die Frage aufwarf wie frei die genannten Aggressoren im Sternenimperium operierten und mit welchem Ausmaß?

„Um ihnen ein Mindestmaß an Anerkennung zukommen und sie wissen zu lassen, dass das Königshaus sehr wohl für ihre Bemühungen dankbar ist, bat man mich eine Einladung, an sie und die Offiziere ihrer Division auszustellen, für einen Empfang zu Ehren der Prinzessin. In einem kleinen Rahmen, es dürften somit nicht mehr als zweihundert Personen geladen sein, unter den Gästen darf man vornehmlich mit Kronloyalisten rechnen. Es wäre somit auch eine gute Möglichkeit für sie das politische Gefüge und ihre persönliche Wirkung darauf auszuloten. Bringen sie Konsularagentin Tebelon ruhig als Begleitung mit. Galauniform und alle Auszeichnungen sind dem Rahmen durchaus angemessen.“

Eine Einladung des Königshauses konnte man nicht ausschlagen und so musste man der Einladung folgen.

„Bevor ich es vergesse. Es ist nicht hundertprozentig auszuschließen, dass jemand versuchen wird ein Ehrenduell zu provozieren. Ich vertraue darauf, dass sie sich nicht auf Blaster oder Schwerter im Morgengrauen einlassen.“

Die ernste Mimik des Botschafters machten deutlich, dass es sich bei den Worten keinesfalls um einen Scherz handelte.

„Eine große Frage stellt sich mir jedoch noch. Wie kommt es, dass sie in diesem Gebiet operieren, mir lagen keine Informationen diesbezüglich vor?“

[Esaga-Sektor – Cygnus-System – Imperiale Botschaft] Holoverbindung zwischen CDR Selgorias, Miss Tebelon und Botschafter van Milaris
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Orbit über Cygnus B :: 417. Korvettendivision :: Imperiale CRV Gladius :: Brücke :: CDR Manius Selgorias - Brückenmannschaft - Konsularagentin Jahanna Tebelon ::

Mit eiserner und regungsloser Miene hatte Manius Selgorias den Ausführungen des Botschafters und Barons Caspar von Milaris gelauscht. Der Mann hatte ein langes, unfraglich gut vorbereitetes, Statement abgegeben. Eine Erklärung, wenn man so wollte. Nicht etwa an Manius oder die 417. Korvettendivision, sondern, indem er die Konsularagentin adressierte und die gescheiterten Versuche einer Kontaktaufnahme klargestellt hatte, an das Galaktische Imperium.

Manius stand im runden Kommandostand der Brücke, die Konsularagentin hinter ihm. Er blickte von dem Deckenbildschirm fort zu seinem Kommunikationsoffizier. Er war Manius zugewandt. Auf der Konsole des Kommunikationsstandes stand eine Kaffeetasse. Eine Werbetasse. Irgendwie nahm Manius Anstoß daran. Eine Unaufmerksamkeit, aber er würde es dem Kommunikationsoffizier durchgehen lassen. Auf der Tasse stand in gelben Kapitalen "Optimization by optimum means".

Manius sah sich daran fest. Der Botschafter wartete. Manius stockte. Er musste etwas tun. Das soeben Gehörte war komplex, es war weitreichend, es war relevant. Er spürte eine seltsame Beklemmung. Den Drang zu antworten, die Furcht zu antworten. Die Konsularagentin bemerkte es, sah seinen Hinterkopf an. Sie spekulierte, ahnte, traf den Gedanken. Und grade als sie ihre roten Lippen öffnen wollte, traf Manius die Entscheidung selbst. Er richtete sich an den Botschafter und sprach entschlossen:

"Bleiben Sie in der Leitung, Euer Exzellenz."

Ein Wink und die Verbindung wurde auf Halten gesetzt. Nicht grade höflich, aber sah man der Sache ins Auge, dann musste man auch sagen:

"Das geht mir zu rasch. Wollen die uns hier in was reinmanövrieren?"

Manius sah sich um. Er war auf Entscheidungen dieser Tragweite nicht vorbereitet. Seine Crew, auch der Erste Offizier, wirkten nicht so, als wollten Sie auch nur ein Wort dazu sagen. Commander Vest war nicht eingeschaltet, also blieb nur die Konsularagentin. Manius sah über die Schulter zu ihr. Sie gab was er wollte: ein knappes Statement.

"Bisher hat er mehr gesagt als erfahren. Schwer zu sagen was er wirklich beabsichtigt. Wir können seine Wünsche nicht ablehnen, aber wir sind nicht befugt Zugeständnisse zu machen. Bleiben Sie bei der militärischen Doktrin, Commander."

Mehr sagte sie nicht, aber es half Manius. Er nickte dankbar und gab der Kommunikation erneut einen Wink. Die Verbindung blitzte wieder auf und das uniformierte und etwas irritierte Antlitz seiner Exzellenz erschien erneut auf dem Bildschirm. Es waren vielleicht 10 Sekunden vergangen.

"Baron Milaris, wir sind bereit die Nachricht zu überbringen. Wir betrachten die Lage des Sternenimperiums als sehr ernst und bestätigen die vereinbarte Bündnislage mit dem Galaktischen Imperium. Wir bieten Ihnen an, eine digitale Depesche über militärische Übertragungskanäle an das Flottenkommando der 3. Gefechtsflotte zu übertragen. Persönlich adressiert an Admiral Elysa Nerethin, Imperiales Oberkommando."

Eine kurze Pause. Der direkte Ton machte deutlich, dass Manius auch keine Unterbrechung wünschte, obgleich es natürlich schwer war einem schwergewichtigen Politiker Einhalt zu gebieten, wenn er unterbrechen wollte.

"Ihre Einladung nehmen wir gerne an, über unseren Auftrag kann ich Ihnen jedoch leider keine Auskunft zu dieser Zeit erteilen. Für weiteren Austausch bietet sich das persönliche Gespräch an. Selgorias Ende."

Manius wartete bis der Botschafter die Verbindung förmlich beendet hatte und wendete sich dann an die Crew.

"Nun denn, meine Herren. Nun ist die Katze aus dem Sack. Setzen Sie alle Offiziere unserer Division in Kennntis über die politische Lage die uns eben geschildert wurde. Commander Vest soll gemeinsam mit Lieutenant Petrov eine Abreise aus dem System vorbereiten, um die Depesche und eine persönliche Botschaft meinerseits an Admiral Nerethin alsbald zu übertragen. Zu diesem Empfang werde ich selbst gehen. Miss Tebelon sowie drei Soldaten werden uns begleiten. - Vorerst werden keine Landgänge genehmigt. Auf allen Schiffen wird Bereitschaftsdienst angeordnet. Mir gefällt die Lage nicht."

Die Brückencrew begann mit stillem Ernst die entsprechenden Order umzusetzen.

"Lietenant Naleno, sie erhalten das Kommando wenn ich das Schiff verlasse. Ich hinterlege ihnen Einsatzbefehle für eventuelle Notlagen."

Der erste Offizier nickte und machte sich daran die Vorbereitungen zu treffen. Manius ergänzte:

"Und noch etwas, teilen Sie unseren Schiffen mit, dass die neuen Informationen zur politischen Lage als gefechtsrelevante Auflärung einer befreundeten Partei an die Mannschaftsgrade weitergegeben werden. Ich stufe die ganzen Medienberichte und auch die bisherige Ignoranz und den Undank uns gegenüber als potentiell feindliche Propaganda ein. Machen sie den Mannschaften klar, dass wir hier in einem Schwelkonflikt sind. Ich will Wachsamkeit. Lieutenant Naleno, sie übersehen diese Sache persönlich und betreiben hier in diesem Sinne Konteraufklärung."

Der erste Offizier nickte erneut etwas überrascht über den förmlichen und militärischen Umgang mit den diplomatischen Informationen, vollzog den Befehl jedoch.

~~~~//~~~~​

Jahanna Tebelon war in ihrer kleinen Kabine an Bord der Gladius zurückgekehrt. Sie war grade im Begriff mit einem Lichtstab die Winkel der Hygiene-Nische auszuleuchten. Seit diesem erschütternden Vorfall mit einem spionierenden Petitite in ihrer Kabine konnte sie sich nicht mehr in dieser Kabine entspannen, ohne sich vorher doppelt vergewissert zu haben alleine zu sein.

Sie legte das graue Dienstjackett ab und lockerte die Damenkrawatte samt ersten Knopf am Kragen. Es war warm hier. Immer noch. Sie hatte einfach keine Zeit gehabt das Temperaturproblem zu melden, das seit dem Vorfall mit den Piraten in ihrer Kabine herrschte. Aber es war ihr egal. Ein Becher mit klarem Wasser fand den Weg an den Mund, dann setzte sie sich schrecklich unformell auf das schmale Bett und begann an einem tragbaren Terminal eine verschlüsselte Nachricht für Lieutenant Noak Fremyn, den zweiten Offizier der Silver Bullet, aufzusetzen:

An: LT Fremyn, Noak

Sehr geehrter Lieutenant Fremyn,

die aktuelle Lage unserer Korvettendivision wird Ihnen sicherlich bereits mitgeteilt worden sein. Ich möchte Sie höflichst fragen ob Sie geneigt sind als meine Begleitung auf dem angekündigten Empfang des Königshauses teilzunehmen. Commander Selgorias wird nur mit meiner Person und drei Soldaten dort angekündigt. Er stellt es Ihnen gerne frei, ob Sie meiner Einladung folgen möchten sofern die Silver Bullet sie erneut für eine kurze Weile entbehren kann.

Mit herzlichen Grüßen,

DiplSer B12.739

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Orbit über Cygnus B :: 417. Korvettendivision :: Imperiale CRV Gladius :: Kabine der Konsularagentin Jahanna Tebelon ::
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Cygnus B || 417. Korvettendivision | CRK „Silver Bullet“ | Kajüte || Lieutenant Noak Fremyn und Lieutenant Commander Scott]

Spannung lag in der Luft; unsichtbar, aber sogleich paralysierend. Schon beim Betreten der Kajüte, der geräumigen Kabine des Kommandanten, hatte Noak irgendwie den Eindruck, dass er sich dieses Mal nicht zu seinem Vorgesetzten auf dem corellianischen Kanonenboot, sondern zu einem wilden, ausgehungerten Rancor in die Grube begeben hätte. Diese Vermutung wurde dann noch durch den Blick des Lieutenant Commander – eiskalt und doch giftig – sowie dessen sichtliche Reserviertheit zusätzlich gefüttert. Nein, seine geäußerten Widerworte beim Gefecht mit den Piraten kürzlich hatte ihm Lysander Scott noch nicht verziehen. Jedoch hatte der schwarzhaarige Bakuraner in diesem Fall das Gefühl, dass da noch etwas zwischen ihnen stand. Grundlos hatte der Kommandant der „Silver Bullet“ den Lieutenant schließlich nicht zu sich rufen lassen.

Nachdem der kahlköpfige Mensch den Untergebenen mehr als eine geschlagene Minute hat warten lassen, sagte er:
„Mr Fremyn, mich erreichte so eben eine Nachricht von der 'Gladius'. Man wünscht Ihre Anwesenheit für einen Empfang des Königshauses auf Cygnus B.“ Schlagartig schien der Blick des Lieutenant Commander noch kälter zu werden. „Sie – als einziger Repräsentant der 'Bullet'!“

Das empörte Schnauben, das folgte, war kaum zu überhören – und drängte Noak noch ein bisschen mehr in die Defensive. Was ging hier vor? Erst entsandte man ihn an der Seite von Jahanna Tebelon zur „Confidence“, um die Thronerbin des Cygnus Sternenimperiums samt ihrem winzigen Hofstaat sicher zur „Claw of Justice“ zu begleiten, und nun sollte er wirklich an einem königlichen Empfang teilnehmen? Irgendwie war ihm diese Sache (mindestens!) eine Nummer zu groß. Jedoch bemerkte Scott die aufkeimende Unsicherheit, die mit Verwunderung gepaart war, bei seinem Zweiten nicht, da mit dieser Nachricht allem Anschein nach das eigene Ego angekratzt war. Commander Selgorias setzte mehr Vertrauen in einen Lieutenant als in ihn. Für den Imperialen kam das demzufolge einem kleinen Affront gleich.

Mit einem sichtlichen Hauch Widerwillen schob der Kommandant ein aktiviertes Datapad über den Schreibtisch in Richtung des Bakuraners.
„Die Konsularagentin hat Ihnen persönlich geschrieben – sogar verschlüsselt!“ Erneut schnaubte Lysander Scott. „Über Ihre verbrieften Rechte als imperialer Bürger habe ich mich nur äußerst ungern hinweggesetzt, aber Sie wissen ja selbst: Wir befinden uns hier auf einem Kriegsschiff Seiner Majestät, das zu allem Überfluss auch noch auf fremden Gebiet operiert. Der Kommandant muss in diesem Fall einfach über jede Kleinigkeit informiert sein.“

Las der Lieutenant Commander tatsächlich die Post seiner Untergebenen? Trotz all dem grimmigen Zorn, den Scott in dieser Sekunde an den Tag legte, glaubte Noak zu erkennen, dass der Vorgesetzte tatsächlich peinlich berührt war. Denn Tebelon hätte in dieser privaten Nachricht genauso gut auch andere, privatere Dinge schreiben können. Beinah unüberwindbar schien der Spalt zu sein, der sich zwischen den beiden Offizieren jäh aufgetan hatte. Missgunst schien den Kommandanten regelrecht zu zerfressen. Irgendetwas musste der junge Lieutenant also tun. Wollte er wirklich in der Flotte des Galaktischen Imperiums Karriere machen, dann war er – insbesondere – auf das Wohlwollen seiner direkten Vorgesetzten angewiesen. Sie fütterten die Personalakte mit Zusatzbemerkungen. Demnach hatte der Bakuraner in diesem Fall keine großartige Wahl. Er musste den Schiffskommandanten der „Silver Bullet“ irgendwie wieder milde stimmen.

„Sir, ich hatte ja keine Ahnung!“, entgegnete er als sich ein günstiger Moment bot. Dabei klang seine Stimme ein bisschen unbeholfen. „Selbstverständlich gebührt in diesem Fall Ihnen – oder höchstens noch Lieutenant Bayes – der Vortritt. Ich bin auf der Stelle bereit eine entsprechende Erklärung zu schreiben. … Da können Sie sich sicher sein!“

Scott, anscheinend etwas überrascht, schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Fremyn. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass Selgorias nicht hinter dieser Entscheidung steht. Wahrscheinlich gibt er Tebelon bloß den Vortritt, weil ihr Urteil als Ergebnis ihrer Expertise ausgegeben wird.“ Der Blick ruhte noch immer auf dem schlanken Menschen, der aus einer einfachen, bakuranischen Familie stammte. „Nein, Sie werden sich wieder Ihre Galauniform anziehen, eine Blasterpistole in die Hand gedrückt bekommen und unserem glorreichen Imperium sowie Seiner Majestät keine Schande bereiten. Das Shuttle holt Sie in zwei Stunden ab. Blamieren Sie uns also nicht, Lieutenant...“

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Cygnus B || 417. Korvettendivision | CRK „Silver Bullet“ | Kajüte || Lieutenant Noak Fremyn und Lieutenant Commander Scott]
 
Förmliche und private Botschaften

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Orbit über Cygnus B :: 417. Korvettendivision :: Imperiale CRV Gladius :: Offizierskabine :: CDR Manius Selgorias - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Klasse 2 Droideneinheit ::

Die Kabine des Kommandanter der Gladius war in mattem Blau gehalten, erhellt durch das Panorama des nahen Planeten Cygnus B. Eine Droideneinheit zur Aufzeichnung einer Holo-Nachricht hatte sich direkt an einem Ende des ovalen Gruppentisches platziert. Am anderen Ende, in der Nähe des Schreibtisches, saß Commander Selgorias dem Droiden gegenüber. Selgorias studierte ein kurzes Schriftwerk vor sich, wärend die Konsularagentin in schwarzem Rock und grauer Dienstjacke den Droiden über ein Datenfeld vorbereitete.

"Hm... ist es nicht etwas förmlich?"

"Sie ist Admiral, Du kannst einfach nicht wissen, ob sie die Botschaft zuerst und alleine erhalten wird. Und selbst dann, wird sie die Nachricht kaum in die Schublade legen."

"Hm, ja, Du hast wohl recht. Mit dem Bürgerrecht auf Datenschutz ist es wahrscheinlich auch grade im militärischen Konsularverkehr nicht weit her..."

Der trockene Scherz veranlasste die Konsularagentin aufzusehen. Ihr ganzes Wesen war auf gewisse Doktrin gebaut. Und ihr inneres psychologisches Profil von Manius Selgorias kannte keine Schublade für solch eine seltsame Bemerkung.

"Du zweifelst an der Vertraulichkeit? ... Ich mein... Ich wollte nur anmerken, dass sie sich darauf verlassen wird, dass die Nachricht der Form entspricht."

"Jaja, schon gut. Ich will jetzt nicht über Kameras in Deiner Nasszelle debattieren. - Können wir beginnen?"

Ein Augenwinkel der Konsularagentin nickte nach dieser unbeabsichtigt scharfen Spitze des Commander. Sie quittierte den Verschlüsselungsalghorithmus.

"Aufnahme beginnt jetzt. - Hologrammaufzeichnung Sicherheitsstufe 1, Centax viertausend null dreiundsechzig; Anwesend sind Diplomatischer Dienst B Zwölf Siebenhundertneununddreißig und Commander Manius Selgorias, 417. Korvettendivision der 3. Gefechtsflotte an Bord der Correlianischen Korvette Gladius."

Manius sah in das Okular der Aufzeichnungseinheit und sprach frei:

"Admiral Nerethin, ich grüße Sie. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung befindet sich die 417. Korvettendivision über Cygnus B im Esaga-Sektor. Diese Botschaft ist dazu bestimmt von der Claw of Justice unter Nomi Vest an die Kommunikationsbojen des imperialen Militärnetzwerks übertragen zu werden. Die Nachricht ist als persönlich und geheim eingestuft."

Ein kurzer Blick auf den Zettel, dann sprach er weiter.

"Wir sind im Cygnus-System vor überraschende Zustände gestellt worden. Alles deutet darauf hin, dass das Sternenimperium eine schwere, innenpolitische Krise erleidet; Traditionalisten und Isolationisten setzen sich auf politischem, aber sehr wahrscheinlich auch auf gewaltsamem Wege gegen die neuere Politik des Königshauses durch. Der Monarch von Cygnus hat entgegen der bisherigen Traditionen seine Tochter als Nachfolgerin auf dem Thron benannt. Wir... Die Umstände haben es gefügt, dass wir ihre königliche Hoheit Illriana die Zweite aus einer versuchten Geiselnahme befreien konnten. Sozusagen nebenbei haben wir damit auch die Primärziele erfüllt."

Jahanna Tebelon achtete akribisch auf jedes Wort. Leise bewegten sich die Lippen, als spreche sie für sich mit und nach. Sie nickte sachte, aber Manius bemerkte es nicht. Er räusperte sich und schüttelte innerlich den förmlichen Ton etwas zu Gunsten der Pragmatik ab:

"Das Königshaus war im Begriff offiziell das Galaktische Imperium um militärische Hilfe zu ersuchen. Das haben wir jetzt mal so hingenommen. Die interstellare Kommunikation wird hier gezielt gestört. Deshalb leite ich diese Anfrage hiermit offiziell weiter. Ich habe dem Botschafter, Baron von Milaris, mitgeteilt, dass für unsere Einheit das bestehende Bündnis gilt und wir freilich Cygnus als Freunde sehen. Aber alles weitere übersteigt derzeit unsere Möglichkeiten, Admiral. Irgendjemand nutzt Söldner und Piraten um das Königshaus innenpolitisch und wohl auch militärisch zu schwächen. Meine Korvettendivision kann hier im Moment wenig ausrichten. Die Sache ist groß. Was wir an Informationen bisher sammeln konnten, verläuft sich etwas in der medialen Propaganda und den politischen Weichspülern hier im System..."

Die Konsularagentin griff sich an die Stirn, unterbrach aber natürlich nicht.

"Wir haben allerdings technisches Gerät der Piraten bergen können, das uns hoffentlich einige Hintergründe offenbart. Das können wir jedoch auch nicht alleine auswerten. Wir brauchen hier Unterstützung des Wissenschaftlichen Dienstes und der Materialdivision. - Die 417. Korvettendivision wird bis auf Weiteres über Cygnus B oder Cygnus Prime verbleiben. Ich erbitte hiermit neue Befehle. Meine Empfehlung wäre die diskrete Entsendung mindestens einer Angriffslinie mit wissenschaftlicher Abteilung und die Aufnahme von Verhandlung auf höherer Ebene. Konsularagentin Tebelon und meine Person sind derzeit als Unterhändler provisorisch akzeptiert. Aber... die Lage ist unüberschaubar. Es ist nicht auszuschließen, dass die 417. Ziel von Angriffen wird. Details zu den Vorgängen hier im Cygnus-System finden Sie in den beigefügten Daten. - Selgorias Ende und Aus."

Jahanna Tebelon beendete die Aufnahme.

"Weichspüler?"

Manius erhob sich und winkte ab.

"Egal, das bleibt so. Ich habe keine Zeit für so ein Rumgestelze."

"Ist schon in Ordnung. Du hast authentisch gewirkt."

Die Agentin lächelte etwas bissig und überprüfte die Güte und Vollständigkeit der Aufzeichnung. Manius schmunzelte und legte seine Dienstmütze auf den Schreibtisch ab.

"Ich habe kein gutes Gefühl wegen diesem Empfang. Die Claw of Justice und die Dilligence werden auf jeden Fall springen bevor wir da hingehen."

Die Konsularagentin nickte ernst als sie dem Droiden die Tür in den weissen Flur öffnete. Sie schloss die Tür und blieb im Büro.

"Ja, ich weiß. Ich habe auch Bedenken. Aber ich kann es nicht ablehnen. Du vielleicht schon."

Manius schüttelte den Kopf.

"Ich werde gehen. Das ist kein Dienstgang. Du brauchst ohnehin Begleitung. Wie sieht das denn sonst aus?"

"Ich habe...mir gedacht, dass es Sinn machen könnte den Zweiten Offizier von der Silver Bullet um Begleitung zu bitten... Weil er ja bei der Evakuierung dabei war..."

Manius war etwas überrascht.

"Lieutanant... "

"Fremyn, Noak Fremyn."

"Das...ist aber ungewöhnlich. Ich wollte eigentlich die Sache auch eher so klein wie möglich halten..."

"Das ist verständlich. Aber er ist zurückhaltend, leise, höflich und hat zu wenig Ahnung um was falsch zu machen," scherzte die Konsularagentin heiter. "Und immerhin gibt es ein halbes Dutzend hochrangige Beamte und Angehörige des Königshauses, die ihn bereits kennen. Bekanntheit und Stabilität stiftet Vertrauen."

Irgendetwas missfiel Manius an dem Vorschlag, aber er wusste nicht genau was.

"Nun... klingt plausibel... Ich werde eine Anfrage stellen."

Die Konsularagentin nickte beiläufig und war bereits beim nächsten Thema. So hatte der Kommandant wenig Chancen überhaupt zu erahnen, dass die persönliche Nachricht an Noak Fremyn schon bereits lange vor der Aufzeichnung gesendet worden war. Dieser folgte so dann auch die förmliche Abkommandierung nach...

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Dress to Kill

[Esaga-Sektor – Cygnus-System – Cygnus – Kaprala – Raumhafen – Landefeld] imperiale Gardesoldaten und Botschafter Caspar von Milaris

Auf dem Landefeld für die imperiale Fähre stand bereits ein Limousinengleiter bereit, an zwei kleinen Wimpeln wehte das Hoheitszeichen des Galaktischen Imperiums in der frischen, angenehmen Abendluft. Etwas Abseits des offiziellen Gefährts stand noch ein größerer Transporter, wohl den Gardesoldaten der Botschaft zugehörig, die das Landefeld sicherten. Scharfe Augen vermochten zu bemerken, dass die Uniformen der Soldaten etwas verschlissenes an sich hatten und den repräsentativen Flair vermissen ließ, den die Limousine sehr wohl verbreitete. Von den sechs Personen die das Shuttle verließen wurden drei davon zum Transportgleiter geführt, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn und Konsularagentin Jahanna Tebelon hingegen sollten in der Limousine, beim imperialen Botschafter, Caspar von Milaris, Platz nehmen.

„Commander Selgorias, es freut mich ihre Bekanntschaft in Persona machen zu können.“
, begrüßte der Baron den Kommandanten der 417.ten Korvettendivision freundlich und unförmlich, wobei er ihm auch einen Handschlag anbot. Der Botschafter trug eine reich verzierte königsblaue Uniform, welche im Gegensatz zu der Galauniform der beiden Offiziere imperiale Hoheitszeichen schmerzlich vermissen ließ.

„Ich war zunächst betrübt, zu erfahren, dass sie die Einladung der Königsfamilie nicht allen Offiziere ihrer Division zu Gute kommen ließen. Man sagte mir aber, dass dies ich damit rechnen sollte. Die operative Sicherheit ihrer Einheit erlaubt es wohl kaum, dass die wichtigsten Köpfe zeitgleich nicht auf ihrem Posten sind.“, während der Botschafter sprach musterte er gekonnt unauffällig seine drei Begleiter.

„Aber wo sind meine Manieren!“, beklagte er sich jovial. „Madame Tebelon und Lieutenant Fremyn, es ist mir nicht minder eine Ehre ihre Bekanntschaft zu machen. Ich habe schon Einiges über sie gehört.“ Während der Gleiter anfuhr küsste der Botschafter der Konsularagentin die Hand, Noak durfte sich über einen Handschlag freuen.

„Ich kann mir nicht sicher sein, wie viel Erfahrung sie im Umgang mit solchen Anlässen und der Interaktion mit dem Adel allgemein haben, daher werde ich einige Punkte gerne erläutern, bevor wir den Sommerpalast erreichen.“

Caspar von Milaris war ein Mann vieler Gesten und so waren seine Hände viel in Bewegung, um seine Worte zu unterstreichen oder hervorzuheben.


„Man wird versuchen sie mit Prunk zu beeindrucken, das wird beim roten Teppich, Ehrenwachen des königlichen Garderegiments, strahlende Kronleuchter, Juwelen noch und nöcher anfangen und kaum ein Ende finden. Verzeihen sie mir den folgenden Ausdruck bitte, Madame Tebelon.“ Der bedauernde Ausdruck auf dem Gesicht des Botschafters schien aufrichtig, währte aber nur kurz. „Aber bedenken sie, dass auch ein prunkhaftes Bordell, trotzdem nur ein Bordell ist. Der Unterschied liegt nur darin, dass der Alkohol besser und die Frauen hübscher sind.“ Ein gewinnendes Lächeln stahl sich über die Lippen des Adligen. „Je weniger sie beeindruckt sind, desto interessanter sind sie für die Abendgesellschaft. Lassen sie sich mit einem offenen Staunen erwischen, sind sie der ungebildete Nerfherder von Dantooine. Wenn sie in einem Gespräch gefangen sind, geben sie mir einen unauffälligen Wink, ich werde sie dann daraus befreien. Ansonsten ist es Offizieren immer ein einfaches den Adel durch Geschichten aus dem Krieg zu beeindrucken, desto blutiger, desto besser. Insbesondere Orden ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Sensationsgier herrscht in gehobenen Kreisen nicht weniger als beim einfachen Volke. Sie müssen sich also nicht verstecken. Seien sie einfach respektvoll aber firm.“

Ein guter Ratschlag in allen Lebenslagen.

„Es ist sehr gut, dass sie ihre Waffen bei sich tragen. Die wird man ihnen auch beim Ball gestatten, sie sind ein Statussymbol unter dem Adel, erwarten sie also viele Waffenträger.“

Der Botschafter schürzte nachdenklich die Lippen, auf der Suche nach weiteren Informationen. Bevor er mit dem Zeigefinger aufzeigte und lächelte.


„Der Hoftanz ist diese Saison der alderaanische Walzer. Normalerweise ist es mir auch möglich im Voraus eine Liste der dargebotenen Speisen und Getränke zu ergattern, um einen möglichen Fauxpas zu vermeiden, doch der Empfang wurde so kurzfristig bekanntgegeben, dass meine üblichen Quellen leider nicht dienlich sein konnten. Meiden sie aber den Port, er ist das am wenigsten exklusive Getränk, man kann sich damit leicht zum Gespött des Abends machen.“

Der Ausdruck des imperialen Gesandten wurde wieder ernster und seine Rechte fuhr einmal über den Kinnbart.


„Ich bin mir sicher, das zentrale Gesprächsthema ihnen gegenüber wird die Rettung der Prinzessin sein und der eigentliche Grund ihrer Anwesenheit. Da Commander Selgorias dies mir gegenüber nicht erläutern konnte, sollten sie sich nun auch noch auf eine Variante die sie präsentieren können, festlegen.“


Erst jetzt erlaubte es sich der Adelige, sich zurückzulehnen. Seine Körpersprache war weiterhin offen und sein Blick an den Gästen interessiert.

„Das wäre es soweit von meiner Seite, ein paar Minuten Fahrtweg haben wir noch vor uns, bevor es Zeit wird den Abend zu zelebrieren. Wenn sie noch Fragen haben, stehe ich ihnen natürlich zur Verfügung.“

[Esaga-Sektor – Cygnus-System – Cygnus – Straßen von Kaprala – Limousine] Konsularagentin Jahanna Tebelon, CDR Manius Selgorias, LT Noak Fremyn und Botschafter Caspar von Milaris
 
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[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Raumhafen | Landefeld || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris]

Obwohl sich Cygnus' Schwerkraft höchstens um klitzekleine Nuancen von der unterschied, die seit dem Stapellauf auf der „Silver Bullet“ herrschte, glaubte Noak diese Abweichung zu spüren. Gleich nachdem er das weiße Lambda-Shuttle gemeinsam mit Commander Selgorias und Konsularagentin Tebelon verlassen hatte, hatte sich ihm dieser Eindruck unwillkürlich aufgedrängt. Seit knapp einem Monat hatte er nicht mehr die planetare Oberfläche irgendeiner Welt betreten – und offenbar machte sich das nun bemerkbar. Denn auch Cygnus' Luft sog er begierig ein, nachdem er einen Fuß auf die ausgefahrene Rampe gesetzt hatte. Irgendwie kam sie ihm frischer vor als auf dem kampferprobten Kanonenboot, das seit etwa sieben Standardwochen sein zu Hause war. Erst nachdem er die Flut an ersten Eindrücken verarbeitet hatte, bemerkte er die überaus extravagant gekleidete Gestalt, die vor dem Shuttle auf sie zu warten schien.

Im Gefüge der Gesandtschaft war der schwarzhaarige Bakuraner offensichtlich etwas zu unwichtig, um mit irgendwelchen Namen, Rängen und Titeln im Vorfeld „belastet“ zu werden. Denn während der Commander und die Konsularagentin allem Anschein nach den Mann kannten, war er für Noak ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Doch hatte sein Vorgesetzter bei dem letzten Briefing nicht irgendeinen Namen erwähnt? Baron von Moralis – oder so? Beinah im letzten Moment widerstand der Lieutenant dem instinktiven Drang sich grübelnd am Hinterkopf zu kratzen oder sich stattdessen auf die Unterlippe zu beißen. Er wollte lieber nicht derjenige sein, der am Ende auf Cygnus seinen gesamten Berufsstand in Verruf brachte. Deshalb versuchte der Imperiale der Rolle zu entsprechen, die Selgorias – oder doch Tebelon? – für ihn vorgesehen hat, indem er gut einen, zwei Meter hinter den beiden anderen stand.

Mit Ratschlägen, wie Cygnus' höhere Gesellschaft tatsächlich funktionierte und wie man sich darin zu bewegen hatte, sparte der Fremde nicht. Untermalt von zahlreichen Handbewegungen und einem recht arroganten Tonfall sprach er verschiedene Punkte kurz und knapp an. Natürlich versuchte der Repräsentant der „Silver Bullet“ ganz genau hinzuhören, aber gerade durch seine einfache Herkunft sah er irgendwie nur Beschränkungen. Irgendwo tief in ihm nagte nun die Unsicherheit. Hier und da nisteten sich Zweifel ein, flüsterten ihm ins Ohr und nährten damit seine Scheu. War er wirklich der richtige Mann für solch einen Anlass? Etwas nervös ließ Noak seinen Blick zu der Konsularagentin schnellen. Hatte sie ihm die ganze Sache eingebrockt? Jäh kam ihm die Vermutung in den Sinn, die sein Vorgesetzter, Lieutenant Commander Lysander Scott, bei der Unterredung geäußert hatte. Zog sie tatsächlich die Fäden im Hintergrund? Dieses Mal widerstand er nicht dem Drang, sondern gab ihm nach. Seine Stirn legte sich beim Grübeln in Falten.

Nachdem der Commander, die Konsularagentin und der Botschafter alle Details geklärt hatten, ließ man das Landefeld hinter sich, ging zu einer wartenden Limousine mit exotischem Design und fuhr dann gemeinsam zum Empfang. Je kürzer die Distanz dabei wurde, desto schneller schlug das Herz in Noaks Brust. Unter der dunkelgrauen Galauniform, die von keinem Orden oder wenigstens einer Bandschnalle geziert wurde, machte sich die Anspannung bemerkbar. Noch einmal ging er in seinen Gedanken durch, was er durfte und was nicht. War das Trinken von Port auf Cygnus ein Zeichen für erlesenen Geschmack? Was tanzte man? Ein Blackout schien Noak zu drohen. Immerhin konnte der Imperiale nicht einmal tanzen! Er spürte wie seine Mundhöhle trocken wurde, während gleichzeitig das Verlangen nach einer Zigarette zunahm. Hatte er überhaupt welche eingepackt? Nervös ließ der bakuranische Lieutenant den Blick zum Fenster gleiten. Nein, dieser Abend dürfte für ihn nicht sehr leicht werden!

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Straßen || Limousine || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris]
 
Auf dem Weg zum Empfang

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Botschafter Caspar von Milaris ::

Die Angelegenheit mit dem höfischen Empfang war für den Anaxsi Manius Selgorias ein schwieriges Unterfangen. Zwar war Manius selbst Sohn einer etablierten Aristokratie auf Anaxes, ein Sprößling der Selgorias, die ihres Zeichens einen Stamnmbaum besaßen, den man kaum noch überblicken konnte. Und Manius war nah am Stamm dieses Baumes, kein Blatt im Wind. So konnte man also sagen, dass ihm die Bühne des aristokratischen Selbstverständnisses durchaus geläufig war. Er sorgte sich nicht ernsthaft darum, ob er die Etikette und Form bestehen würde. Denn er war als Offizier des Imperiums geladen, nicht als Vertreter seiner Familie. Und das war das Problem. Manius Selgorias hatte den Besuch aufmerksam mit der Konsularagentin Tebelon durchgesprochen. Es fiehl ihm unglaublich schwer einen sicheren Weg zwischen Soldat und Aristokrat zu finden. Er konnte nicht einfach in die Rolle des "von Selgorias" verfallen. Er würde der Uniform nicht gerecht werden. Und wenn er sich nach der Uniform richten würde, wäre ein Eklat wohl vorprogrammiert. Zumindest eine Beschähmung. Auch Jahanna Tebelon konnte das Problem nicht aus der Welt schaffen, wie sie erstaunt feststellte. Das Imperium nahm für gewöhnlich keine Rücksicht auf fremde Sitten. (Wann hatte sich das eigentlich geändert?) Deshalb hatte die Agentin eine Arbeitsteilung vorgeschlagen. Sie selbst würde die imperiale Diplomatie bedienen. Jahanna Tebelon würde sich "irgendwie durch diesen verfluchten Ball durchschlagen", wie Manius es genannt hatte. Und Noak Fremyn, der ohnehin ein Beiwerk dieser Einladung schiehn, sollte sich als Offizier geben. Und Manius... Manius sollte sich zurückhalten und möglichst keine Angriffsfläche liefern. Leicht gesagt. Denn Zurückhaltung war eines der schwersten Herausforderungen für den kräftigen, kontrollgewohnten Anaxsi. Doch Jahanna Tebelon hatte ihm seine Zustimmung abgerungen.

Die erste Begegnung mit Noak Fremyn war sachlich und korrekt verlaufen. Manius Selgorias hatte den Salut abgenommen als man in das Shuttle gestiegen war und sich nur sehr knapp mit dem Mann unterhalten. Immerhin hatte Tebelon ihn sich "nach Aktenlage" für den Entereinsatz ausgewählt. Also war er ihr Kavalier. Alles ein sehr seltsamer Umstand, nach dem Manius unbedingt fragen wollte, sobald er Gelegenheit dazu hatte. Denn der Bakuraner machte keinen hervorstechenden Eindruck. Außer vielleicht ein gewisser Charme... Doch es war weder Zeit noch Ort um den Lieutenant näher kennenzulernen oder die Agentin nach einem Grund für seine Bevorzugung zu fragen. Es musste also beim Förmlichen bleiben. Doch möglicherweise war dieses Zusammentreffen auch für Noak Fremyn mit Fragezeichen gezeichnet, als der Commander mit aufgeschlossenem Lächeln und einer Hand am Familiensäbel mit Portepee sagte :

"Ah, Lieutenant Fremyn. Es freut mich sie zu treffen. Kapitän Scott hat einen mutigen Mann mit ihnen, scheint mir. Ich weiß nur noch nicht, was Sie mehr Mut kosten wird, das Enteranöver oder dieser unsägliche Ball. Wie dem auch sei, die Konsularagentin hat in sie vollstes Vertrauen und sie deshalb auch als Geleit angefordert. Also machen sie uns keine Schande."

Also war es die Konsularagentin gewesen, die Noak angefordert hatte? Oder täuschte dieser Commander Selgorias ihn etwa absichtlich direkt ins Gesicht?

Es war gewiss nicht der beste Ort dieses Thema direkt zu erörtern, und so flog man zur Landeplattform Kaprala-IV. Auf dem Weg war es die Konsularagentin, die Noak Fremyns Unsicherheiten bemerkte und ihn in ein leises, freundliches Gespräch verwickelte.

"Lieutenant Fremyn, seien Sie unbesorgt. Bleiben Sie einfach bei mir, ich werde mich bei Ihnen vielleicht ab und an einhaken. Ich hoffe das ist für Sie in Ordnung und Sie sehen mir das nach? Es ist natürlich nur zum dienstlichen Zweck. Wir halten uns sozusagen den Rücken etwas frei, ja?"

Das aufmunternde Lächeln, da war es wieder.

"Ansonsten seien Sie ganz sie selbst...aber höflich. Sie repräsentieren die Silver Bullet, sind Soldat. Sie bekommen das hin. Ich fühle mich wirklich sicherer mit ihnen an der Seite. Commander Selgorias wird vielleicht nicht immer bei uns sein können. Aber wir beide sollten aufeinander aufpassen, denke ich..."

Die Konsularagentin sah zu seiner Dienstwaffe.

"Sie auf meine Sicherheit und ich auf ... die Unsicherheiten."

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Manius Selgorias tat sich schwer den Schilderungen des Botschafters zu folgen, denn seine Gedanken kreisten innerlich in einer Endlosschleife über das was am klügsten sein würde um diesen Ball zu bestehen. Dennoch entgingen ihm einige Schlüsselwörter nicht. Er hatte sich intensiv mit der Konsularagentin vorbesprochen. Formlos natürlich, denn es war seit dem verfluchten Fehltritt den beiden nicht mehr möglich, sich unter vier Augen als bloße Kameraden zu begegnen. Dementsprechend schonungslos war der Austausch gewesen. Und Manius Selgorias hatte das als Augenöffner empfunden, er war dankbar darüber. Denn in den Worten des Barons las er einige Dinge, die er ohne die Vorbesprechung gewiss überhört hätte.

"Baron von Milaris, seien Sie bitte unbesorgt. Es waren weder Missachtung noch Bedenken der Sicherheit die mich bewogen haben der Einladung nur mit sechs Personen zu folgen. Wir sind hier gewiss schwierige Gäste in einer schwierigen Zeit und ich möchte keinen Anlass für mehr Unruhe geben."

Der Gleiter hatte seinen Weg durch die Straßen von Kaprala aufgenommen. Die schillernden Bauwerke der Oberschicht- und Geschäftsviertel glitzernden rasant hinter den getönten Scheiben vorbei.

"Der offizielle und auch wahrhaftige Grund für unsere zufällige Anwesenheit ist eine Manöverbewegung die ursprünglich gar nicht auf die Hyperlichtrouten nach Cygnus hinein führen sollten. Die Unterbrechung der Kommunikationswege hat uns diesen Weg dann doch nehmen lassen. Unser Auftrag ist es zu erkunden, welchen Ursprung der Kommunikationseinbruch hat."

Die Antwort war glatt und doch kantig zugleich. Die Diplomatie der Tebelon mit der pragmatischen Direktheit des Selgorias. Manius Selgorias misstraute dem Baron, das war offenkundig. Bestenfalls würde der Baron es so auffassen, dass der Commander seine Befehle nicht umfänglich offenlegen wollte. Das war auch richtig, aber nur ein Teil der Wahrheit hinter dem Misstrauen. - Manius' Augen besahen sich zum vierten Mal die Uniform des Botschafters. Keine Hoheitsabzeichen. Kapras raste weiter in wahnwitziger Geschwindigkeit am Fenster vorbei. Die Straße weitete sich, Gebäude sprangen zurück, es wurde dunkel, dann die Helligkeit eines weiten, erleuchteten Platzes unter zwei seltsam gefärbten Monden. Es wurde Zeit für die Offensive.

"Was unser Auftreten auf dem Fest anbelangt, seien sie unbesorgt. Wir werden uns den Gepflogenheiten gerne anpassen und nehmen uns die Freiheit als unerwartete Gäste heraus, uns zu entschuldigen wo wir Kopf und Kragen riskieren könnten. Allerdings ist es mein Wunsch gerne das Wort an die Gastgeberschaft als Privatperson zu richten, sollte die königliche Familie uns durch die Gunst ehren wollen, uns direkt anzusprechen."

Man sah dem Baron schon an, wie er bei dieser Bemerkung stockte. Jahanna Tebelon fixierte den Mann aus dem Augenwinkel und sog jede Reaktion des Barons aufmerksam ein. Innerlich applaudierte sie Manius. Sie hätte nicht gedacht, dass er sich so überzeugend der disziplinären Enge der Uniform entledigen würde. Sie war überrascht. Und der Baron war seiner Initiative etwas beraubt: Manius rechnete damit persönlich zur königlichen Familie sprechen zu können? Woher nahm er diese Selbstverständlichkeit im Tonfall? Was würde er dann sagen, und über wen? Und in wessen Namen? Und was genau war mit "Kopf und Kragen riskieren" gemeint? Solche Fragen dachte die Konsularagentin hinter der Stirn des Barons zu sehen. Und Manius beendete das verabredete Manöver mit dem eigentlichen, geschliffenen Schwert:

"Mich würde aber vorher noch etwas anderes interessieren, Euer Hochwohlgeboren. Als wir in diesen Sektor aufbrachen wurden uns die konsularischen Verhältnisse und imperialen Präsenzen übermittelt. Wo ist der Imperiale Botschafter Gavin Aard?"

Manius hatte seine Augen auf den Botschafter gerichtet, die Konsularagentin sah in diesem Augenblick aber ganz bewusst zu Noak Frenmyn, der ihr gegenüber saß, und lächelte ihn an. Der Botschafter sollte sich nicht zu sehr bedrängt fühlen. Leise sprach sie und lenkte von der Antwort des Botschafters ab:

"Lieutenant Fremyn, hinter Ihnen sieht man bereits den königlichen Festbau. Wir sind gleich da."

Sie beugte sich noch etwas vor.

"Der Herr führt die Dame immer zu seiner Rechten, es sei denn, ein guter Grund gebietet es anders..."

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Öffentlicher Prunkplatz :: Limousine auf dem Weg zum Empfang CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Botschafter Caspar von Milaris ::
 
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[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit um Cygnus B | MAR Claw of Justice, Brücke | Tej Daran und Brückenbesatzung]

Tej hatte gerade eben die neuen Befehle der Claw von Commander Selgorias entgegen genommen, als er die letzten Tage noch einmal Revue passieren ließ. Nachdem Commander Vest überraschend krank geworden war und ihr Kommando nicht mehr hatte ausführen können, war Tej nun fürs erste der Kommandant der Claw, was ihn vor eine neue Herausforderung stellte, die er aber, bis jetzt ganz gut gemeistert hatte.

Auch wenn quasi eine seiner ersten Amtshandlungen als Interimskommandant das sichere Geleit von Kronprinzessin Illriana Anara die Zweite aus dem Hause Samick gewesen war und es sich dabei um eine politisch doch recht brisante Aufgabe gehandelt hatte, hatte Tej sie doch zur Zufriedenheit aller gemeistert.

Jetzt galt es fürs erste die Codierte Nachricht für Admiral Elysa Nerethin zu überbringen, wofür die Claw und die Dilligence An den Rand des System springen würden, um eine imperiale Kommunikationsbarke anzufunken. Die Mission schien aufs erste nicht besonders gefährlich, dennoch mussten sie äußerste Vorsicht walten lassen, da bereits zwei Botenschiffe des imperialen Botschafters von den Piraten abgefangen worden waren und es galt, diese Nachricht unbedingt zu überbringen.

"Lieutenant Therston, berechnen sie einen Hyperraumkurs, der uns so nah wie möglich an die imperiale Kommunikationsbarke 3708-7 heranführt und gleichen sie ihre Berechnungen dann mit der Dilligence ab", wandte sich Tej nun vom Holotisch in der Mitte der Brücke ab und der jungen Offizierin an der Navigationsbarke zu.

"Sofort, Sir", antwortete sie ihm und machte sich an ihrer Konsole zu schaffen.

Man merkte auf der Brücke, dass viele sich damit schwer taten, Tej als Kommandanten zu akzeptieren, zu etabliert war Commander Vest gewesen, aber der Commander war ja nicht für immer weg. Sie war eben momentan nur nicht in der Lage das Schiff zu kommandieren und lag auf der Krankenstation des Schiffes. Zwar bestand die Möglichkeit, Nomi in einem Militärkrankenhaus des Cygnus-Sternenimperiums zu behandeln, doch das wurde von der Besatzung, allen voran ihrem Sohn abgelehnt, und Tej sah momentan noch keinen Grund dazu.

"Sir, der Kurs ist berechnet und mit der Dilligence abgeglichen worden", unterbrach wieder Lieutenant Therston Tejs Gedanken.

"Gut Lieutenant, teilen sie unsere Absichten der Flugüberwachung Kaprala und der Gladius mit", antwortete Tej ruhig. "Sobald wir die Erlaubnis haben, springen wir!"

Tej war gespannt, was Admiral Nerethin zu den Entwicklungen im Cygnus-System sagen würde. Immerhin schien es politisch im Sternenimperium zu brodeln und ein Grund dafür war Kronprinzessin Illriana. So viel hatte Tej bis jetzt mitbekommen, genauer war er aber auch nicht im Bilde.


Unterdessen verließ die Claw of Justice ihre Warteposition im Orbit von Cygnus B und ging in Sprungposition, dicht gefolgt von der Dilligence. Es dauerte nicht lange, dann war die Sprungposition erreicht und nahezu gleichzeitig beschleunigten beide Schiffe in den Hyperraum.

"Lieutenant Wallis, sie haben das Kommando, rufen sie mich, sobald irgendetwas passiert, spätestens aber kurz bevor wir wieder den Normalraum betreten, falls sie mich benötigen, ich bin in meiner Kabine", sagte Tej kurz darauf und machte sich daran, die Brücke zu verlassen.

Sein neuer Rang als Kommandant brachte wesentlich mehr Verantwortung mit sich und er musste noch ein Paar Berichte über die vergangenen Einsätze beenden.

Somit saß Tej kurz darauf an seinem Schreibtisch und nutzte die Zeit um den Bericht über das Verhör der Piraten Kev Dawson abzuschließen. Natürlich blieben seine Verhörmethoden dabei unerwähnt, da es einige im imperialen Militär nicht gerne sahen, dass übermäßige Gewalt angewandt wurde, da man nicht so brutal erscheinen wollte, wie man letztendlich war. Für Tej war das ein weiteres Symbol für die Verweichlichung der Imperialen Gesellschaft.

Tej wäre gerne noch härter mit dem Abschaum umgegangen, aber er hatte keine Gelegenheit dazu gehabt. Doch der nächste Pirat, der ihm unter die Krallen kommen würde, würde weniger Glück haben, so viel war sicher.


"Lieutenant-Commander, wir erreichen in wenigen Minuten den Normalraum bei der imperialen Kommunikationsbarke 3708-7", ertönte plötzlich Lieutenant Wallis Stimme in seinem Zimmer.

Somit würde Tej wohl jetzt auch nicht mehr weiter mit den Berichten kommen - er hatte den Verhörbericht gerade erst fertig bekommen. Langsam stand er auf und kehrte auf die Brücke zurück, wozu er nicht einmal einen Turbolift besteigen musste, da seine Offizierskabine auf der gleichen Ebene wie die Brücke lag.

Als er die Brücke betrat, hatte sich nicht verändert. Alles war genauso wie vor ein paar Stunden, als er sie verlassen hatte, selbst das Bild das sich außerhalb der Sichtfenster bot, war das selbe, da sie sich immer noch im Hyperraum befanden.

"Lieutenant Vest, sie bauen so schnell wie nur möglich eine Verbindung mit der 3. Gefechtsflotte her und lassen sie sich am besten direkt mit Admiral Nerethin oder ihrem Stab verbinden!", wie Tej Nomis Sohn, den Kommunikationsoffizier, an.

Dann kehrten die Claw of Justice und die Dilligence auch schon in den Normalraum zurück, wobei sie sich nur wenige Klicks von der Imperialen Kommunikationsbarke entfernt befanden, die in den Ausläufern eines riesigen Asteroidenfeldes platziert worden und dort offenbar von den meisten Blicken geschützt war. Allerdings stellte sich Tej die frage, ob man über dieses Ding denn dann auch ordentliche Verbindungen aufbauen konnte.

"Sir, so wie es aussieht reicht die Stärke der Barke nicht aus, um uns direkt nach Rendili zu verbinden, allerdings kann ich eine Verbindung zu einer Kommunikationsstation im Tholatin-System aufbauen", bestätigte Lieutenant Vest Tejs Befürchtungen.

"Gut, dann tun sie das und lassen sie uns von dort weiter nach Rendili verbinden. Und sagen sie denen, dass sie sich beeilen sollen, mir gefällt es nicht hier so auf dem Präsentierteller zu liegen", antwortete Tej fast ein wenig ungehalten, worauf der junge Mann ein wenig verängstigt nickte.

"Melden sie der Dilligence, dass wir auf Gefechtsstation gehen und fahren sie unsere Schilde hoch, ich möchte keinen Überraschungsangriff aus dem Asteroidenfeld erleben!", fügte der Farghul dann noch an.

Keiner leistete seinem Befehl wiederrede, was Tej auch nicht anders erwartet hatte. Zwar war keine Gefahr in Sicht, das musste aber nicht heißen, dass es keine gab. Außerdem war es nicht verboten, Vorsicht walten zu lassen. Vor allem wenn es um einen so wichtigen Auftrag wie diesen hier ging.

Es vergingen ein paar angespannte Minuten, bis Lieutenant Vest nun endlich melden konnte, dass der Verbindungsaufbau geglückt war.

"Sir, wir sind jetzt mit dem Stab der dritten Gefechtsflotte verbunden", meldete der junge Kommunikationsoffizier.

"Gut, dann übermitteln sie unsere Nachrichten auf einer verschlüsselten Frequenz", antwortete Tej.

Lieutenant Vest nickte und machte sich sofort an die Arbeit. Wieder musste Tej einige Minuten warten in denen aber zum Glück nichts weiter geschah. So wie es aussah, war seine Vorsicht, angegriffen zu werden wohl unbegründet gewesen.

"Lieutenant-Commander, alle Nachrichten wurden an die dritte Gefechtsflotte übermittelt und ihre Vollständigkeit wurde uns bestätigt", vermeldete Lieutenant Vest den Erfolg ihres Unterfangens.


"Irgendwelche neuen Befehle?"`, fragte Tej sofort routinemäßig.

"Ja, Sir, wir sollen unsere Position hier halten und auf weitere Anweisungen warten", bekam Tej zur Antwort.

"Gut, dann lassen sie unsere Jäger starten und die Gegend patrouillieren. Die Claw bleibt weiterhin auf Gefechtsstation", befahl Tej.

Er hoffte, das die neuen befehle nicht lange brauchten, bis sie eintrafen. Er hatte eigentlich nicht vor, hier mehrere Tage die Position zu halten.


[Mid Rim | Esaga-Sektor | Am Rand Cygnus-System | Asteroidenfeld, Nahe imperialer Kommunikationsbarke 3708-7 | MAR Claw of Justice, Brücke | Tej Daran und Brückenbesatzung]


 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Straßen || Limousine || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris]

Über Kaprala, Cygnus' königlicher Hauptstadt, brach allmählich der Abend herein – und vor allem rot- und orangefarbene Töne dominierten schon bald den wolkenlosen Himmel. Kleine Vögel, meist in Schwärmen unterwegs, schwirrten zwischen den schlanken Hochhäusern umher, die das Zentrum dieser Metropole darstellten, während derweil am Boden unzählige Bürger – hauptsächlich aus den besserverdienenden Schichten – in aller Ruhe auf dem Gehsteig flanierten. Die Trägheit, die sich an den meisten bewohnten Orten der weitläufigen Galaxie mit dem Aufkommen der Nacht ankündigte, blieb hier aber allem Anschein nach fern. Hier und da entzündeten sich nur die ersten Lichter in den Fenstern der Wohnhäuser im pulsierenden Stadtzentrum. Kaprala wirkte so lebendig wie eh und je.

Auf einen jungen Burschen wie Noak Fremyn, der auf Bakura aufgewachsen war und ansonsten nur die Raumhäfen einiger anderer Welten flüchtig kennengelernt hatte, machte die lebhafte Hauptstadt des Sternenimperiums dementsprechend einen ziemlich mächtigen Eindruck. Nein, bislang hatte der Lieutenant noch nicht so viel Glanz mit eigenen Augen gesehen, was seine momentane Gefühlslage nur noch mehr fütterte. Erneut schluckte er nervös als sich langsam ein majestätisches Gebäude vor ihnen abzeichnete. Unaufhaltsam kam der Gleiter dem Ort näher und näher, wo der Ball, zu dem sie geladen waren, stattfinden sollte – und mit jedem absolvierten Meter schlug das Herz des Bakuraner noch ein bisschen schneller. Zum Glück verfiel er nicht mit einem Mal in eine Art Schnappatmung.

Dennoch schien die Konsularagentin der Imperialen die Unsicherheit bei dem jungen Uniformierten bemerkt zu haben. Mit gedämpfter Stimme sprach sie zu ihm als der Gleiter gerade über einen recht großen Prunkplatz fuhr und der königliche Palast nur noch einen Steinwurf entfernt schien. Er solle sie grundsätzlich zu ihrer Rechten führen, teilte sie ihm mit. Obwohl Noak eigentlich einen überaus regen Geist besaß, brauchte er in diesem Moment ein bisschen Zeit zum Verarbeiten. Irgendwie war ihm gar nicht wohl mit der Bürde, die er tragen musste. Schließlich repräsentierte er auf diesem Ball nicht nur sich selbst, sondern zudem noch das agile Kanonenboot „Silver Bullet“ sowie das gesamte Galaktische Imperium – und darauf hatte ihn niemand vorbereitet! In der Zwischenzeit erreichte der Gleiter endlich sein Ziel. Einer schmalen Auffahrt folgend, fuhr das teure Vehikel mit gedrosseltem Tempo zum Palast vor.


„Ich danke Ihnen für Ihren hilfreichen Ratschlag, Ma'am“, wisperte Noak kurz der Konsularagentin, die ihm gegenüber saß, zu.

Kurz darauf stoppte der Gleiter sanft. Vor ihnen ragte der königliche Palast in die Höhe – und schon allein das reich verzierte Eingangsportal zu diesem majestätischen Bauwerk gab einen detailreichen Vorgeschmack auf die Innenausstattung, die sich hinter der altmodischen Flügeltür verbarg. Derweil sich in seiner Magengegend ein recht ungutes Gefühl bemerkbar machte, stieg der junge Bakuraner aus, nachdem ein Portier die hintere Tür rasch geöffnet hatte und alle bis auf ihn schon ausgestiegen waren. Noch einmal atmete er tief ein und wieder aus, zupfte seine Galauniform schnell zurecht und gesellte sich dann an Jahanna Tebelons Seite. Selbstverständlich ließ das „Paar“ dem Vorgesetzten, Commander Selgorias, und dem imperialen Botschafter, Baron von Milaris, den Vortritt. Mit einem ruhigen, gemessenen Schritttempo stieg man die Stufen zum Eingangsportal empor.

Nachdem sie den Königspalast betreten hatten, kündigte sie plötzlich ein sehr prunkvoll gekleideter Greis, höchstwahrscheinlich eine Art „Hofmarschall“, mit lautstarker Stimme an:
„Die Delegation des Galaktischen Imperiums unter der derzeitigen Führung von Commander Manius Selgorias und Botschafter Caspar von Milaris.“

Cygnus' Pracht überwältigte den imperialen Offizier, der aus sehr einfachen Verhältnissen stammte, schon bei diesem Empfang. Mit offenem Mund staunend begutachtete er die Eingangshalle, die vor glitzernden sowie funkelndem Prunk nur so strotzte. Nein, nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hatte er je an solch einen real existierenden Reichtum gedacht. In diesem Augenblick musste er froh sein, dass er förmlich an der Konsularagentin klebte. Sie gab ihm den nötigen Halt – verlieh ihm ein kleines Bisschen Sicherheit. Nervös wanderte sein Blick von einem Grüppchen zum anderen. Zwar hatten die anwesenden Damen und Herren – alle offenbar in die teuersten Stoffe gekleidet – sie kurz angesehen, aber dann schnell wieder das Interesse an ihnen verloren. Man unterhielt sich stattdessen lieber weiter untereinander. Weiterhin an der Seite der Konsularagentin folgte der Bakuraner dem Commander.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Palast || Empfangssaal || Lieutenant Noak Fremyn und die anderen Imperialen (Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris); daneben zahlreiche Gäste der Oberschicht von Cygnus]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Am Rand Cygnus-System | Asteroidenfeld, Nahe imperialer Kommunikationsbarke 3708-7 | MAR Claw of Justice, Brücke | Tej Daran und Brückenbesatzung]


Die Wartezeit war ziemlich ereignislos, vor allem für die Schiffsbesatzungen, die die gesamte Zeit über auf Gefechtsstation bleiben mussten. Natürlich gefiel es sehr vielen nicht, aber Tej wollte lieber kein Risiko eingehen. Nicht das wenn die Kommandantur der dritten Flotte ihre Antwort sendete, niemand da war, der sie empfangen konnte.

Plötzlich meldete sich Lieutenant Vest wieder.

"Sir, soeben Empfangen wir Nachrichten der dritten Flotte. Zwei davon sind an sie persönlich adressiert, eine weitere an Commander Selgorias!", meldete der Kommunikationsoffizier.

"Gut, stellen sie die Nachrichten auf meinen Holotisch durch! Sobald sie alle Nachrichten empfangen haben, springen wir zurück nach Cygnus B!", antwortete Tej.

Kurz darauf wurde die erste Nachricht abgespielt. Sie stammte von Admiral Nerethin persönlich und ernannte nun Tej offiziell zum Kommandanten des Schiffes, bis Nomi wieder genesen war. Außerdem wurde Captain Selgorias erwähnt, der jetzt einen neuen Rang inne hatte.

Tej war froh, dass die Kommandeurin der Flotte ihm so weit vertraute und ihn in seinem Kommando beließ.

Die zweite Nachricht enthielt Anweisungen, wie mit der verschlüsselten dritten Nachricht zu verfahren sei. Tej sollte sie Captain Selgorias überbringen, wobei dir Nachricht eher zerstört werden sollte, als in feindlich Hände zu fallen. Außerdem sollte Nomi, falls sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte in die Obhut des Sternenimperiums gebracht werden.

Als Tej die Nachrichten empfangen hatte schaute er wieder auf und zur Konsole von Lieutenant Vest.

"Lieutenant Vest, sind alle Nachrichten übermittelt?", erkundigte er sich.

"Ja, Sir, alle Depeschen wurden empfangen und bestätigt!", antwortete dieser.

"Gut, dann drehen sie ab und bringen sie uns zurück nach Cygnus B", befahl Tej an die Brückenbesatzung gewandt.

Dort wurden mehrere Bestätigungen laut und die Claw setzte sich kurz darauf in Bewegung. Währenddessen liefen sicherlich schon die Berechnungen für den Flug durch den Hyperraum. Erleichtert ließ sich Tej in den Kommandantensessel fallen. Jetzt fehlte eigentlich nur noch ein schwarzer Kaffee. Zwar waren sie noch nicht aus der Gefahrenzone heraus, aber Tej wollte nicht glauben, dass jetzt noch ein Angriff stattfinden würde.

In wenigen Minuten würden sie sich im Hyperraum befinden und dann wären sie fürs erste sicher und in Cygnus wartete dann der Rest der 417. Korvettendivision.

"Sir, alles ist bereit zum Hyperraumsprung", meldete kurz darauf Lieutenant Wallis.

"Gut, dann springen sie gemeinsam mit der Dilligence!", antwortete Tej.

Und kann mir irgendjemand einen Kaff bringen?", fügte er noch hinzu.

Sofort sprang irgendein Ensign oder ein einfacher Matrose auf und machte sich auf den Weg, dem neuen Kommandanten seinen Wunsch zu erfüllen. Zur gleichen Zeit trat die Claw of Justice in den Hyperraum ein, kurz darauf folgte auch die Dilligence.

Jetzt fiel wirklich auch der letzte Rest an Anspannung von Tej. Zwar war da nie viel gewesen, aber sie war dennoch vorhanden gewesen.

Einige Stunden später sprangen die beiden Korvetten aus dem Hyperraum und machten sich auf den Weg zurück zu den restlichen Schiffen der Division, die im Orbit über Cygnus warteten.

Tej hatte die Flugzeit wieder damit genutzt, weitere Berichte zu schreiben und andere Verwaltungsaufgaben zu erledigen, doch jetzt befand er sich wieder auf der Brücke.

"Sir, wir haben jetzt unsere Warteposition wieder erreicht", meldete Lieutenant Therston.

"Gut", nickte Tej. "Übermitteln sie unsere Nachricht an die Gladius und machen sie deutlich, dass sie nur für Selgorias bestimmt ist!"

"Ja, Kommandant", antwortete Lieutenant Vest und machte sich sofort an die Arbeit.

Kurz darauf war die Nachricht übermittelt. Und Tej hatte damit fürs erste seinen Auftrag erfüllt.

"Lieutenant Wallis, sie haben fürs erste wieder das Kommando, informieren sie mich über alles wichtige. Weiterhin reichen fürs erste halbe Schichten. Die Ausgangssperre gilt allerdings weiterhin!", kündigte Tej an, als er sich von seinem Sessel - ja das konnte er jetzt wirklich sagen - erhob um in sein Quartier zurückzukehren, an. Dann verließ er die Brücke um ein wenig Schlaf zu finden zwar war es nach der Uhr auf Cygnus B erst früher Abend, aber Tejs Schlafrhythmus war sowieso schon nicht mehr natürlich.


[Mid Rim | Esaga-Sektor | Am Rand Cygnus-System | Cygnus B, Warteposition im Orbit | MAR Claw of Justice, Brücke | Tej Daran und Brückenbesatzung]
 
A Clash of Worlds

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Straßen || Limousine || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris]

„Das beruhigt mich immens.“, gab der imperiale Adelige auf Commander Selgorias Beschwichtigung zur Antwort. „In der Tat könnte sich der ein oder andere Offizier des cygnischen Militärs gekränkt fühlen, wenn zwar zahlreiche ausländische Offiziere geladen werden, nicht jedoch die eigenen.“ Der Baron schien ganz verzückt.Endlich schickt man mal jemanden, der den Kopf auf seinen Schultern auch benutzt und nicht nur Befehle bellen kann.“ Er beeilte sich zusätzlich anzumerken: „Nichts gegen ihre Herren Kollegen, aber ein wenig Fingerspitzengefühl erfordert die Diplomatie dann doch.“
Die Bitte des Kommandanten verlangte eine unverbindliche Antwort, die der Baron auch lieferte.
„Ich weiß nicht, ob man diesem Wunsch nachkommen kann Commander, sie werden hier unzweifelhaft als Repräsentant des Imperiums wahrgenommen. Sicherlich können sie sich darauf berufen, dass vieles über ihren Dienstgrad hinausgeht und sie mehr oder weniger zufällig hier sind, in Anbetracht ihrer Mission. Ihren Wunsch werde ich gerne weitergeben, aber auch wenn das Königshaus ihre Bitte derart wahrnimmt, ist das nicht gleichbedeutend für die restlichen Gäste. Sie repräsentieren was ihre Uniform darstellt.“
Für einen Moment stellte sich Überraschung in den Zügen des Barons ein, doch diese überspielte er gekonnt.
„Botschafter Aard fiel vor einiger Zeit einem Giftanschlag zum Opfer. Er lebt, ist aber derzeit nicht in der Lage die Geschäfte zu führen, als sein Stellvertreter fiel mir diese Aufgabe zu. Die Sache steht derzeit unter Verschluss, öffentlich ist nur bekannt, dass der Botschafter erkrankt ist und die Geschäfte derzeit deshalb nicht führt.“
Nun war es an dem Botschafter kurz zu zögern, bevor er seinerseits eine Bitte formulierte.
„Genau genommen hatte ich gehofft, dass über sie eventuell auch eine Bestätigung meiner neuen Position und Funktion angefragt werden kann. Eine entsprechende Depesche werde ich gerne an ihr Kommando übermitteln. Ich gedachte nur diese Angelegenheit unter so wenig Augen wie möglich zu besprechen, man weiß nie wer mithört.“

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Der Saal für den Empfang war schlicht als riesig zu bezeichnen. Säulen aus kostbaren Marmor stützten das Kuppeldach, das von kunstreichen Fresken verziert wurde und allerlei Heldentaten der cygnischen Streitkräfte aufzeigte. Auf einem Balkon, im Loft über der eigentlichen Veranstaltung wechselte ein kleines, aber ausgesuchtes Orchester in einen Polacca. Was auf der Tanzfläche durchaus für Veränderung sorgte, Paare die mit der lebhaften Musik nicht mithalten konnten verließen das Parkett und gesellten sich zu den anderen Gästen. Vielleicht zweihundert Personen, davon gut ein Drittel uniformiert. Die Galauniform des cygnischen Imperiums bestand aus einem dunklen Grün, Knöpfe und Insignien hoben sich golden von den roten Verzierungen ab. Auch auffiel, dass wohl beinahe jeder männliche Gast eine Waffe bei sich führte. Oftmals Rapier, Säbel oder gar nur einen Zierdolch, doch hier und da konnte man auch einen Blaster erkennen. Wirklich überwältigen konnte einen der Anblick der vielen Juwelen und Schmuckstücke, auch die schwebenden Kronleuchter waren eine Zierde, überall sah man feinste Stoffe soweit das Auge reichte und spiegelten eine Opulenz wieder wie sie auch dem imperialen Hofe gut stand. Zwischen dem Adel und den Offizieren fanden Bedienstete ihren Weg, oftmals mit Tablett für Speise und Trank. Ein großer Tisch mit Erfrischungen, Horsd’œuvre und Häppchen, doch auch hier wäre es zu viel verlangt sich selbst versorgen zu müssen, so gab es auch dort zahlreiche Bedienstete, die für die Gäste die Zusammenstellung organisierten.

Der Botschafter führte die imperiale Gesandtschaft durch die Reihen, wobei er immer einmal wieder ein
„Eure Lordschaft..., Madame, ihr sehr wie immer bezaubernd aus...“ und ähnliches von sich gab, und dem oder der angesprochenen seinen Respekt erwies.

„Ich darf ihnen meinen guten Freund, Lord Ivar Karsteen vorstellen, Admiral der cygnischen Heimatflotte.“ Der Uniformierte war möglicherweise Anfang vierzig, mit einem stolzen, gepflegten Bart ausgestattet und seine Haltung verriet, dass er wohl viel von Disziplin und wenig von Narren hielt. Er war auch nicht alleine, sondern befand sich in Begleitung von zwei weiteren Offizieren. Die er auch höflich grüßte.
„Captain Jolene Mirtan und Konteradmiral Gaven Hollter, es ist mir wie immer ein Vergnügen.“

Die Begrüßung des Admirals fiel nicht ganz so freundschaftlich aus. „Botschafter.“, dann musterte er eingehend die drei weiteren Imperialen. „Sie müssen Commander Selgorias und Begleitung sein." Eroierte er, was wiederum Baron von Milaris auf den Plan rief.
"Verzeihen sie mir bitte das Versäumnis, Admiral. Dies ist in der Tat Commander Selgorias, von seiner Majestät Schiff Gladius, kommandierender Offizier der 417.ten Korvettendivision."
Danach deutete er zuerst auf die hübsche Dame und danach deren Begleitung.
"Dies ist Konsularagentin Jahanna Tebelon und Lieutenant Noak Fremyn, wenn man die Zeichen der Zeit lesen kann, dann ist er wohl ein aufsteigender Stern der imperialen Flotte."

"Sehr erfreut." Ehrliche Anerkennung konnte man aus den Worten des Admirals entnehmen. "Erlauben sie mir an dieser Stelle meinen Dank für ihre Intervention im Namen Cygnus auszusprechen. Ich weiß es ist eher unüblich, aber dürfte ich sie in den nächsten Tagen um einen möglichst exakten Einsatzbericht bitten. Ich würde es als persönlichen Gefallen betrachten.“

Nun war es an dem ergrauten, korpulentem Konteradmiral sich einzubringen. „Verzeihen sie, wenn wir das Wort Rettung so nicht in den Mund nehmen. Es wird dieser Tage scheinbar überbewertet. Die Medien sind voll davon und etwaigen Spekulationen die sich daraus ableiten. Aber vielleicht können sie diesbezüglich schon ein wenig entkräften. Bisher ist mir der Umstand ihres Hierseins immer noch unbekannt. Man möchte von einem glücklichen Zufall ausgehen, aber es ist dieser Tage schwer an Zufälle zu glauben. Nicht, dass ich irgendetwas implizieren will. Das tun die Medien bereits zur Genüge.“

„Ich darf sie doch kurz allein lassen? Ich muss ein paar Worte mit dem Hofmarschall wechseln.“


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Auf dem Empfang in heiklen Gesprächen

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Das Gespräch mit Botschafter Milaris war uneindeutig verlaufen. Zu rasch hatte sich der beeindruckende Prunkbau wie eine Drohkulisse über die Limousine aufgebaut und das Gespräch überschattet. Manius Selgorias war unzufrieden und ein kurzer Blickwechsel mit Jahanna Tebelon zeigte ihm, dass auch sie vorsichtig war. Giftmord, Zugeständnisse, Bestätigungen im Amt... Das passte alles zu gut in das Bild, das sich Manius Selgorias bisher über Cygnus gemacht hatte. Die Dinge waren in Bewegung, mehr noch unter der Oberfläche, als darüber. Etwa so, wie ein tiefer Fluss sich an scharfen Steinen und Untiefen bricht. Man sieht eine glatte, fast geschliffen wirkende Wasserfläche, doch wenn man genauer hinsieht erkennt man, wie es darunter wirbelt und strömt.

Das Imperiale Dreiergespann - Wo waren eigentlich die drei Wachsoldaten hingeführt worden? - begab sich in das Fahrwasser aristokratischen Zeremoniells. Da musste man jetzt also durch. Die schiere Größe und die Zahl der Gäste hatte zumindest den Vorteil, dass die Imperialen zwar eine Kuriosität waren, aber nicht ständig im Mittelpunkt von allen standen. Der versammelte Stand und die geladenen Gäste hatten unter sich mindestens ebensoviele Interessen und Absichten wie in Bezug auf die drei imperialen Gäste. Manius Selgorias atmete durch und ließ sich durch die Begleitung und den Baron Milaris durch die ersten Formen führen. Begrüßungen, Salut, Kopfneigen, Handkuss, der Commander machte nichteinmal den Versuch sich alle Namen zu merken. Er beschränkte sich auf die Wichtigsten. Zwischen dem Spießroutenlauf der Ankunft hatte Manius nur wenig Zeit sich wirklich umzusehen. Die Architektur war episch dimensioniert, beeindruckend. Verwinkelte Galerien, Freitreppen und geschachtelte Kreuzgewölbe weit über dem Marmorboden. Rasch gab Manius Selgorias den Gedanken auf sich taktisch zu orientieren. Es war schier unmöglich auszumachen wo es am besten Deckung gab oder wo günstige Fluchtwege waren. Diesen Teil des Plans warf er rasch über Bord. Die Sache war nun am Laufen und er war sturköpfig genug nun den Kopf zu senken und diesen Empfang mit den Hörnern zu nehmen. Immerhin gab es ja auch noch Lieutenant Noak Fremyn, der von Jahanna Tebelon als Geleit erwählt worden war. Der Blick auf den Lieutenant der Silver Bullet ernüchterte jedoch auch. Der junge Bakuraner war im Glanz des Augenblicks gefangen und es schien eher als trug die Konsularagentin mehr zu seiner Sicherheit und seinem Wohlbefinden bei, als andersherum.

Manius seufzte als eine kreuzende Delegation von Getränkedienern eine Pause auf dem Parkett auferlegte. Man konnte dem Lieutenant keinen Vorwurf machen. Sie hätten niemals hierher kommen sollen. Mit diesem düsteren Resümee, umgeben vom lauten Hall und Geschnatter des aufkeimenden Empfangs, blickte Manius zu Boden. Und es war ihm für einen Moment, als konnte er dort den Umriss von Admiral Nerethin erblicken. Ja, was machte er hier eigentlich? Manius straffte sich und hob den Blick. Der Botschafter eröffnete ein Gespräch mit einer Gruppe cygnischer Militärs und stellte die Herrschaften vor. Manius legte die Hand auf seinen Säbel und schloss zu seinen beiden Begleitern auf. Das schienen Personen zu sein, deren Namen man sich besser merken sollte.

"Admiral Karsteen. es ist mir eine Ehre."

Manius salutierte und reichte dem Mann dann aus einem schicklichen Abstand die Hand, so dass er sich etwas vorbeugen musste. Etwas dezenter grüßte er die beiden anderen ebenfalls mit Handschlag und gab der Konsularagentin Raum. Der Captain gab der Frau einen Handkuss, der Konteradmiral salutierte und der Admiral grüßte sie gar nicht, so wie auch die Konsularagentin nur ein stummes Kopfneigen für den Mann übrig hatte. Das schien in Ordnung so. Manius hatte keine Zeit auszutüfteln warum, Randprobleme der Etikette mussten zurückstehen.

Der Admiral äußerte seinen direkten und ungeschönten Dank an die drei. Manius erlaubte sich eine respektvolle Antwort darauf.

"Admiral, es war uns eine Ehre Ihrer königlichen Hoheit in dieser Situation dienstbar zu sein. Ich hoffe, sie ist wohlauf und hat die kurzzeitige Gastfreundschaft auf der Claw of Justice mit bestem Eindruck in Anspruch genommen."

Bisher hatte Manius Selgorias es auf Anraten der Konsularagentin vermieden die Prinzessin persönlich zu treffen. Aus feinsinnigen Gründen der Etikette. So konnte es vermieden werden, dass zwischen der Prinzessin und der 417. eine irgendwie geartete Verpflichtung oder Definition der Lage definiert werden musste. Es war auf diese Weise offiziell einfach unklar geblieben ob die Prinzessin in Not gewesen war, ob sie sich hätte bedanken sollen, ob die 417. Befehle überschritten hatte oder welche Absichten sie hegte. So war es streng genommen einfach nicht entschieden worden, wie man diesen ganzen Piratenüberfall eigentlich zu deuten hatte. Und das machte sich mittlerweile deutlich. Die Medien, der Baron, auch die cygnischen Militärs vor Manius, sie alle wollten endlich wissen was geschehen war und was das eigentlich zu bedeuten hatte. So schaltete sich eben auch der Konteradmiral ein und sprach das heikle Thema des Rettungsbegriffs an, sowie die Frage was die Gladius eigentlich wollte. Und der Admiral, der wollte ebenfalls Details:

"Ich werde tun was ich kann, um Ihnen die militärischen Erkenntnisse über den Überfall und diese Piraten zukommen zu lassen, Admial. Sie haben darauf mein Wort. Was die 'Rettung' betrifft, habe ich Ihre königliche Hoheit und Gefolge stets als souverän in dieser Lage verstanden. Wir haben Beihilfe geleistet, um die wir gebeten wurden. Das wir vor Ort waren ist ein glücklicher Zufall. Wir sind ebenso wie Ihre königliche Hoheit der Hyperraumblockade durch den Asteoriden aufgesessen und wurden in den Realraum gezwungen. Unser Ziel war Cygnus Prime. Es ist dem Imperialen Amt für interstelare Navigation und Kommunikation aufgefallen, dass keine Kommunikation mehr mit Cygnus auf wichtigen Kanälen möglich war. Die 3. Flotte, der meine Korvettendivision angehört, hat sich dieser Sache angenommen."

Manius nahm sich etwas Zeit für diese Ausführungen, und die drei cygnischen Offiziere waren sehr aufmerksam. Auch einige Umstehende hatten ein Ohr in das Gespräch. Der Commander bemühte sich etwas Preis zu geben ohne zuviel Kanten dabei zu liefern, an denen man sich stoßen konnte. Der Admiral hatte alles Recht der Welt nach Details zu fragen, empfand Manius. Aber natürlich war dem Grenzen gesetzt. Was er auf keinen Fall in den Raum werfen würde, war die Frage der Raumjägerproduktion und die verlorenen Lieferungen an das Imperium. Ersten würden diejenigen mit genügend Einblick diesen Schluss selber ziehen können und zweitens würde das die Sache nur unnötig befeuern. Die 417. hatte nicht die nötige Geschützgröße um auf diesem argumentativen Schlachtfeld angemessen mitreden zu können. So waren Jahanna Tebelon und er jedenfalls überein gekommen. Manius sprach mit fester und souveräne Stimme weiter, legte aber angemessenen Respekt an den Tag.

"Ich denke nicht, dass dieser Empfang, zu dem wir sehr gerne unsere Aufwartung machen, der richtige Ort für Details ist. Ich kann vielleicht soviel sagen, dass es Konsularagentin Tebelon und Lieutenant Fremyn eben bei der Evakuierungsverhandlung an Bord des Schiffes Ihrer königlichen Hoheit gelungen ist eine ganz angenehme rechtliche Lösung zu finden. Eine, die es mir und hoffentlich auch dem königlichen Hause erlaubt nicht zuviel Probleme durch unsere Beihilfe provoziert zu haben."

Konteradmiral Hollter sah überrascht aus und konnte wohl nicht an sich halten zu fragen:

"Eine rechtliche Lösung? Was genau meinen sie?"

Er blickte zu Noak Fremyn, die Konsularagentin antwortete jedoch mit glatter Diskretion.

"Da die Gefahr im Verzug und die Lage und ihre Folgen schwer zu überblicken waren, war es uns und Ihrer königlichen Hoheit wichtig unserer Beihilfe eine legitime Grundlage zu geben. Da zwischen dem Galaktischen Imperium seiner Majestät und dem Cygnischen Sternenimperium jedoch nur ein Handelsabkommen besteht, war es nur schwer zu rechtfertigen, Ihre Hoheit an Bord eines imperialen Kriegsschiffes zu evakuieren. Die Implikationen wären nicht tragbar gewesen."

Mehrere Umstehende runzelten nun die Stirn. Der ernste Admiral hingegen, schien über diese Sache durchaus informiert zu sein, schwieg jedoch. Vielleicht war da ein Bedauern zu bemerken, dass diese Sache direkt angesprochen wurde? Die Agentin führte weiter aus.

"Wir sahen dann, dass das Galaktische Imperium als Rechtsnachfolger der Alten Republik gilt. Die Berater Ihrer königlichen Hoheit waren sich bewusst, dass zwischen der Alten Republick und dem cygnischen Imperium eine alte Übereinkunft zur militärischen Beihilfe in Grenzbedrohungen bestanden hatte. Insbesondere des Hutten-Raums wegen. Ihre königliche Hoheit hat der Auslegung zugestimmt, dass kein Grund besteht diesen zwar nicht erneuerten, aber dennoch auch niemals aufgekündigten, Vertrag nicht als hinreichende Grundlage für unsere Hilfe anzusehen."

Der cygnische Admiral schaltete sich ein und nahm den Faden mit befehlsbewohnter Manier auf, wohl um den Gang der Rede im Griff zu haben, die ihm nicht sonderlich gefiehl in diesem Rahmen.

"Diese Übereinkunft an Bord der Confidence war eine angemessene Notlösung um bei der drohenden Situation eine tragfähige Zusammenarbeit zu ermöglichen. Es ist natürlich dort nicht der Rahmen gewesen Außenpolitik zu definieren, weshalb diese Übereinkunft bisher nicht weiter an die Öffentlichkeit gegeben wurde. Ich darf mit Nachdruck bemerken, dass Commander Selgorias Kommandant einer Aufklärungsdivision ist und die Agentin B 12 739 nicht für außenpolitische Entscheidungen befugt ist, die operative Aspekte der Korvettendivision übersteigen. "

Womit der gut informierte Admiral recht hatte und die Umstehenden mehr oder weniger in ihre Ecken verwies. Ihm war es nicht daran gelegen die laufende Debatte weiter zu befeuern indem heikle Informationen an die breite Öffentlichkeit gelangten. Für das Imperium war daran freilich nichts von Nachteil. Denn es bedeutete nicht nur, dass die Kronprinzessin (oder besser gesagt: ihr Beraterstab) den Anspruch des Galaktischen Imperiums auf die Rechtsnachfolge der Alten Republik indirekt anerkannt hatte, sondern sie hatte damit prinzipiell die Frage nach Unabhängigkeit und Kooperation mit dem Imperium in den Fokus gerückt. Egal wie notgedrungen die Situation an Bord der Confidence gewesen war, die Prinzessin hatte ein Zugeständnis gemacht, das manche schamlos ausnutzen würden um es für sich auszuschlachten. Natürlich auch das Imperium. So ergriff Manius das Wort hierzu und war froh, dass Botschafter Milaris noch immer im Gespräch mit dem Hofmarschall war:

"Ich stimme Admiral Karsteen völlig zu. Ich habe indes Admiral Elysa Nerethin über die Sachlage informiert. Sie ist eine umsichtige und respektable Persönlichkeit mit einigem Gewicht. Und auch mit der Fähigkeit gesegnet zu sehen und zu hören, nicht nur zu sagen und zu machen. Mir ist es nicht daran gelegen aus dieser 'Beihilfe' etwas entstehen zu sehen, das Ihrer königlichen Hoheit oder dem Sternenimperium schadet. Ich würde deshalb vorschlagen, wir machen aus Kleinigkeiten nicht mehr als sie sind. Das machen ja schon mehr als genug, spekulieren und sich das Maul zerreissen. Ihre königliche Hoheit hat sich hervorragend gegen eine Übermacht behauptet und gemeinsam konnten wir den Piraten einen Kinnhaken verpassen. Darauf kam es an, sonst nichts."

Das war die erdige Art des Selgorias, für die Jahanna Tebelon ihn in diesem Moment hätte küssen können. Vielleicht etwas zu rauhbeinig für manche der Gäste, aber zumindest eine willkommene Ablenkung von der Frage, was zwischen Cygnus und Galaktischem Imperium eigentlich Sache war. Das Gespräch war angespannter geworden. Die Konsularagentin bemerkte den Botschafter zurückkehren. Sie blickte dann Noak Fremyn an und wartete weiter ab was passieren würde.

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Die Gefühlslage besserte sich nach den ersten Minuten nicht. Eher das Gegenteil war der Fall. Denn auf der einen Seite schüchterte ihn der freigiebig zur Schau gestellte Prunk schon etwas ein und auf der anderen wandelten hier allem Anschein nach nur ranghohe Tiere des Cygnus Sternenimperiums umher. Unweigerlich kam Noak demnach mit einer sozialen Schicht in Kontakt, die er bislang bloß aus irgendwelchen Holo-Filmen oder (erlogenen) Erzählungen her kannte. Mehr und mehr fiel ihm das Schlucken durch einen imaginären Kloß im Hals schwerer, während zur gleichen Zeit unter der pechschwarzen Galauniform Temperaturen wie in einem ordentlichen Hochofen herrschten – seiner Meinung nach jedenfalls. Nein, eine Sache war für ihn schon nach diesen wenigen Minuten sicher: So ein prunkvoller Ball war einfach nicht sein Fall.

Obwohl der Bakuraner anscheinend selbst ein (unfreiwilliger) Teil der Konversation zwischen dem Kommandant der Eingreifgruppe, Commander Selgorias, und Cygnus namhaften Flottenoffizieren geworden war, hörte er bloß partiell zu. Dennoch nährte der Blick der hochrangigen Männer in ihm mehr und mehr die Scham. Sah man die leichte Röte auf seinen Wangen? Im Moment glaubte er in der Tat, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort war. 'Der Commander hätte lieber selbst an dieser Veranstaltung teilnehmen sollen', dachte sich Noak, blickte kurz zu der Konsularagentin, die gerade „heldenhaft“ an seiner statt dem korpulenten Rear Admiral Paroli bot, und suchte dann ein bisschen verzweifelt nach einer günstigen Fluchtmöglichkeit. Gab es in diesem riesigen Empfangssaal nicht irgendwo ein kleines Fleckchen, dass für Leute von seinem Rang geschaffen war?


„Entschuldigen Sie mich bitte...“, murmelte der imperiale Lieutenant höflich, aber sein Unbehagen hörte man höchstwahrscheinlich trotzdem heraus.

Entgegen Tebelons Ratschlag löste er sich anschließend von deren Seite, tauchte schnell im überaus bunten Gewusel der zahlreichen Gäste unter und brachte ein paar Meter zwischen sich und den drei Offizieren der cygnischen Heimatflotte. Mit jedem weiteren Schritt fühlte er sich dabei ein bisschen wohler. Ruhig atmete er ein und wieder aus; sein Körper akklimatisierte sich. Damen in prächtigen Kleidern und Herren in teuren Gewändern – oder Uniformen – stolzierten mir erhabenen Mienen an dem nervösen Imperialen vorbei. Der Großteil ignorierte ihn dabei. Bloß ein ganz kleiner Teil warf ihm neugierige Blicke zu. Hier und da bemerkte Noak zudem flüsterndes Getuschel. Jedoch machte er sich nichts daraus. In Gedanken kommentierte er die ganze Situation nur mit: 'Auf Bakura würde man sie bestimmt genauso anstarren.' Irgendwie tröstlich erschien ihm diese Erkenntnis.

Durch die Masse an Gästen streiften wieder und wieder eine stattliche Zahl an Kellnern. Sie trugen stets Tabletts mit alkoholischen Erfrischungen in klaren Kristallgläsern oder kleine Essenshäppchen umher. Indem Noak schweigend die Gäste um sich herum beobachtete, lernte er schnell wie man an das eine oder andere Getränk kam – man nahm es sich einfach. Glücklicherweise kam just in dieser Sekunde ein Bediensteter mit Gläsern voller rubinrotem Portwein an ihm vorbei. Geleitet von dem Gedanken, dass dieser Wein für erlesenen Geschmack bei der cygnischen Oberschicht galt, griff der Bakuraner ohne Zögern zu. Endlich konnte er der Trockenheit in seinem Mund den Kampf ansagen! – Und schon hatte er einen Schluck genommen. Erneut wurde um ihn herum getuschelt. So manche Dame schmunzelte sogar keck. Da er die ganze Sache nicht richtig einschätzen konnte, entschied er sich instinktiv für ein Lächeln als Reaktion.

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„Mir kamen keine Klagen zu Ohren. Vielmehr scheint ihre königliche Hoheit auf ihrer Einladung bestanden zu haben, entgegen diverser Stimmen am Hof.“
In den Worten Admiral Karsteens schwang Zustimmung mit, auch wenn seine Mimik – vielleicht bedingt durch den dichten, gepflegten Bart - wenig Schlüsse zuließ.
Den Erläuterungen des imperialen Divisionskommandanten lauschten alle drei Offiziere aufmerksam, gegen Ende der Ausführung entschuldigte sich jedoch Captain Jolene Mirtan, deren Aufmerksamkeit seit dem Verschwinden des anscheinend so unbedeutenden Lieutenant Fremyn jedoch bei diesem lag, bevor der Kommandant der cygnischen Heimatflotte wieder das Wort ergriff.

„Ich danke ihnen für die aufschlussreichen Worte und bedanke mich im Voraus für ihren Bericht, Commander Selgorias. Und ich stimme zu, militärische Angelegenheiten bespricht man besser an einem anderen Ort. Ihre Diskretion ehrt sie. Ich befürchte, dass seine Exzellenz, Baron Caspar von Milaris für seine Gesprächigkeit bekannt ist.“
Lord Ivar Karsteen, war ebenso hochgewachsen wie Manius Selgorias, was ihm einen guten Blick über die Menge verschaffte. Während er vom imperialen Botschafter sprach verengte sich seine Augenpartie leicht, wohl auch weil er den Baron von Milaris gerade erblickt hatte.
„Dabei sagt er soviel, dass man nie weiß, was man nun eigentlich glauben sollte und was besser nicht. Manch einer erfreut sich sicherlich an so einem Ringen, ich zähle jedoch nicht dazu. Da bevorzuge ich offene und ehrliche Worte, und wenn es nur ein 'Diese Informationen kann ich ihnen nicht geben.' ist.“
Sicherlich kein Satz den Lord Ivar Karsteen oft vernahm, aber entweder stand er hinter der imperialen Intervention und auch dem Hilfegesuch seines Herrschers, oder er wusste seine wahren Absichten sehr gut zu verschleiern.
„Dennoch finden wir uns nun unversehens in einer sehr prekären Lage wieder, Commander. Die Auslegung und Übereinkunft ihrer königlichen Majestät wird man – Notlösung hin oder her - als rechtskräftig und bindend auffassen und das gilt sowohl für Unterstützer, als auch Kontrahenten des Königshauses. Kronloyalisten werden sich nun bestärkt fühlen imperiale Unterstützung nicht als Bittsteller zu erhalten, sondern das Recht darauf zu haben. Meine Befürchtung ist, dass beide Seiten sich nur in einem Punkt einig sein werden: Dass das Imperium bis dato seine Plicht zur militärischen Beihilfe sträflich vernachlässigt hat. Isolationisten werden dem galaktischen Imperium und seinen Vertretern vorwerfen die Lage sich absichtlich so verschlechtert haben zu lassen, um dem Sternenimperium von Cygnus, bei ihrem späteren Eingreifen große Zugeständnisse abringen zu können. Sollte das an die Öffentlichkeit gelangen, werden die Medien beider Seiten kaum zu zügeln sein.“
Konteradmiral Hollter atmete frustriert aus und nahm sich ein Glas Brandy von einem Livriertem.
„Die Kronprinzessin hat somit, bedingt durch die Notwendigkeit, Öl ins Feuer gegossen...“
Die Worte versiegten, während hinter den grauen Augen und dem ernsten Gesichtsausdruck die Gedanken rasten. Traute der Admiral seiner zukünftigen Regentin gar zu, diesen Schachzug bewusst gemacht zu haben? Er schüttelte sachte den Kopf und die Augen fokussierten sich wieder auf dem imperialen Kommandanten.
„Ihr Handeln kann man dennoch nur als ehrenhaft und aufrichtig ansehen.“
„Die Medien mögen auch das zu verdrehen wissen.“, merkte Konteradmiral Hollter bedächtig an, was Lord Karsteen ein bedächtiges Nicken abrang, jedoch nicht weiter darauf einging.
„Mein Dank gilt ihnen und ihrer Division. Mit ihrer Erlaubnis werde ich einrichten, dass die Besatzungen ihrer Schiffe auf meine Rechnung trinken. Ihren Schiffen würde ich eine Auswahl an Weinen und Brandys des Sternenimperiums, für ihre Offizierkasinos, zukommen lassen.“

„Vielleicht kann ich noch etwas tun, um der Dankbarkeit ihrer königlichen Majestät und meiner eigenen Ausdruck zu verleihen. Ich kam nicht umher zu bemerken, dass der Erste Raumlord noch keiner Genehmigung für den Landgang ihres Personals zugestimmt hat. Mir steht morgen ein langes Gespräch mit dem Grafen von Albor bevor und ich werde schauen, ob man die Mühlen der Bürokratie nicht entsprechend beeinflussen kann. Immer vorausgesetzt sie wollen überhaupt Landgang erwirken.“

An anderer Stelle stolperte Captain Jolene Mirtan so geschickt, dass sie Lieutenant Fremyn das Glas Portwein aus der Hand schlug und einer zuvor besonders keck schmunzelnden Dame über das Ballkleid schüttete. Nachdem sich die blonde Offizierin aus den Armen des jungen Imperialen befreite wandte sie sich direkt an die 'Befleckte'.
„Ich bin untröstlich euer Hochgeboren.“
Mit diesen Worten und einer Serviette bewaffnet machte sie sich daran die dunklen Flecken von dem smaragdfarbenen Kleid zu wischen, doch alles was sie vermochte war es die Flecken weiter über das Kleid zu verteilen, bis die Baronin von Weilhall sie ungehalten anfuhr aufzuhören und empört davon rauschte. Der Adel hatte ein neues Opfer über dessen Schicksal er sich amüsieren konnte und die Aufmerksamkeit wich wieder vom jungen Lieutenant, zu dem sich die Blondine in ihren Mittdreißigern umdrehte, dabei präsentierte sie ein verschmitztes Lächeln, hakte sich an seinem rechten Arm ein und führte ihn gut gelaunt zur 'Bar'.
„Ich hasse es, wenn man sich auf die Kosten eines Anderen amüsiert. Für die hier sind sie derzeit so etwas wie ein Bantha das Ballett tanzt. Eine skurrile Sensation.“
Im Fahrtwasser eines Bediensteten steuerte man den Ausschank an.
„Ich vermute sie kommen nicht aus so hohen Kreisen, daher ein paar einfache Benimmregeln. Regel Nummer eins: Schauen sie sich immer zuerst um, was andere trinken. Das sind die Getränke auf die sie sich berufen wollen. Der Port ist so etwas wie die Falle für Bauerntrampel, er kommt in einer sehr aufwändigen Flasche und wirkt durchaus ansprechend, so dass man leicht zu ihm greift. Dabei ist er in dieser Gesellschaft kaum angemessen. Im Zweifel greifen sie immer auf einen Smaragdwein zurück, der gilt in so gut wie jeder Gesellschaft als erlesen. Und nennen sie ihn niemals 'grünen Wein.'“
Ein strenger Blick aus stahlgrauen Augen unterstrichen ihren letzten Satz, bevor sich das Gesicht der Blondine wieder weicher zeichnete.
„Regel Nummer zwei: Die Damen die sich am Unglück Anderer erfreuen oder auf deren Kosten amüsieren, sind sich selbst oft am unsichersten, sie können es nur gut überspielen. Baronin Yvenna von Weilhall braucht zwar ein gutes Dutzend Mägde die ihr zur Hand gehen um sich in ihr Kleid zu begeben, aber es braucht kaum den koketten Augenaufschlag eines Stallburschen, um sie aus diesem wieder hinaus zu bekommen. Meiden sie solche Damen, selbst wenn sie ein amouröses Abenteuer suchen. Manche mag es die Kunst der Unterhaltung nennen, aber verlassen sie sich darauf, dass über sie nur getratscht werden wird.“
Bei den einzelnen Regeln wanderte an ihrer rechten Hand ein weiterer Finger in die Höhe, nun zeigten sich schon drei.
„Regel Nummer drei: Lernen sie grundlegende Anreden. Ich meine das ernst, auch wenn sie nicht rechnen je wieder in so eine Situation kommen. Ein Hoftanz kann auch nicht schaden.“
Captain Jolene Mirtan schien entweder eine Frohnatur zu sein, oder fand Gefallen daran den jungen Lieutenant zu unterweisen. Vielleicht auch Beides.
„Regel Nummer vier sollte eigentlich eher Nummer eins sein: Lassen sie sich nie beeindrucken und wenn doch zeigen sie es nicht.“

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Die ganze Festivität begann zu brummen, im Schädel des Manius Selgorias. Er konzentrierte sich völlig auf das Wortgefecht mit dem Admiral und dem Konteradmiral. Admiral Karsteen, seines Zeichens hochrangiger militärischer Führer von Cygnus, sowie Adeliger und wohl auch Vertrauter ihrer Prinzlichen Hoheit, brachte grade eine ziemlich offenkundige Abschätzung gegenüber dem imperialen Botschafter Caspar von Milaris zum Ausdruck. Das passte Commander Selgorias gut ins Geschäft. Er nickte das beiläufig mit selbstverständlicher Zustimmung ab, was die Konsularagentin neben ihm die Luft einziehen ließ.

Die Ausführungen zu den innenpolitischen Implikationen der Rettungsmission waren komplex für den Commander. Klar, da gab es die Isolationisten, und die Loyalisten. Die einen wollten mehr Imperium, die anderen weniger. Und am Ende wollten alle mehr vom Kuchen. Und weniger für den anderen. Manius Selgorias hatte sich über diese Dinge zwar mit der Konsularagentin vorbesprochen, aber so langsam verlor er den Horizont aus den Augen. Wieso sollten Isolationisten eine absichtliche Verschlechterung der Lage vorwerfen? Waren Isolationisten nicht diejenigen, die sich gegen das Imperium verwehrten? Manius nickte das so weg, und es wurde ihm klamm um die Hände. Es war die Konsularagentin, die bemerkte, wie er die linke Hand auf das Portepee seines Säbels legte und der markante Bart dezent zu zucken begann. Sie intervenierte etwas zu aalglatt auf Konteradmiral Holters Hinweis bezüglich der Medien:


"Konteradmiral, die Medienfrage ist wie immer eine ganz zentrale. Wir können das leider nicht ändern, und es ist uns natürlich nur ganz minimal beschieden, zu Gunsten einer sachlichen Aufklärung das Wort zu ergreifen. Was wir tun können, ist eine Verlässlichkeit und einen vertrauenswürdigen Ansprechpartner zu bieten."

Die Aussage war nüchtern betrachtet schon irgendwie Hohn, besah man sich die Kragenspiegel der imperialen Konsularagentin. Diese zeichneten die Frau als die Verrichtungsgehilfin eines der zerstörerischsten Regimes, die das Universum je gesehen hatte, aus. Aber die geübte Lüge der Propaganda taugte der Agentin hier auch zur Agitation. Ihre Verbindlichkeit und Seriosität blendete die meisten Umstehehenden, eingeschlossen Manius. Den Admiral aber, blendete sie nicht. Die Konsularagentin beendet die Zwischenbemerkung:

"Wir werden als vorläufige Kontaktstelle der 3. Gefechtsflotte ihre Bedenken sehr ernst nehmen und sie vorbehaltslos unterstützen."

Was sollte man dazu sagen? Umstehende nickten. Der Admiral sagte gar nichts dazu, sondern richtete sich weiter an Manius Selgorias. Genau genommen machte er Offerten und Dankesangebote. Wein, Brandy, Landgang. Das war genau einer der Punkte, an denen Manius ernsthafte Schwierigkeiten bekam abzuwägen. Im Imperialen Flottendienst waren Schenkungen und Ehrerweisungen dieser Art entweder verboten, unerhört oder plumpe Bestechung und Einflussnahme. In Adelskreisen jedoch, waren es zerbrechliche Gesten der Anerkennung. Wie also Antworten?

"Admiral, Ihre anerkennenden Worte sind uns Dank genug. Ich kann leider keine Schenkungen seitens der cygnischen Flotte annehmen, so sehr ich das zu würdigen weiß. Als Sohn aus dem Hause Selgorias schätze ich die Geste sehr. Aber... sollte Ihre königliche Majestät auf einen Gunsterweis dieser Art bestehen, nehme ich dessen Geschenk für meine Offiziere gerne an. Was den Landgang anbelangt, so sind wir derzeit nicht daran interessiert. Die Reparaturbeihilfe der cygnischen Werften sind bereits mehr als wir uns erbitten würden. Sie helfen uns sehr."

Manius befand, dass das ein guter Kompromiss war und nickte bekräftigend. Ihm war es auch mittlerweile zu bunt geworden, mit diesem Abwägen jeden einzelnen Wortes. Ein Blick zur Konsularagentin zeigte ihm, dass sie ihn bereits beobachtete wie ein Vorstehhund, der ein politisches Debakel im Gebüsch vermutet.

"Wo ist Lieutenant Fremyn?"

Als sei die Bemerkung ein Anpfiff gewesen, wurde durch sanfte Klänge zum Tanzparkett gerufen. Die Gesellschaft bat zum Bühnenkampfsport der Oberschicht. Jahanna Tebelon schreckte etwas auf, als sie bemerkte, dass sich Noak Fremyn wirklich entfernt hatte. Also entfernt im engeren Sinne. Sie sah zu Manius zurück, als der Admiral sprach:

"Sie suchen einen Tanzpartner, Commander?"

Manius reagierte auf die Frage souverän, war diese Sache doch vorher abgesprochen worden.

"Den ersten Tanz habe ich Miss Tebelon versprochen. Ich möchte keine der Damen in Verlegenheit bringen."

Das war nach Manius' Erfahrung akzeptabel auf höfischem Parkett. Die eigene Begleitung zum ersten Tanz aufzufordern setzte ein deutliches Zeichen und entlastete die anwesende Damenschaft - und auch Manius. Es wäre Wahnsinn gewesen, sich ad hoc und unwissend diesen oder jenen Arm zu greifen. Da hätte er gleich am Büffet eine Schlägerei eröffnen können. Problematisch war jedoch, dass in diesem Augenblick Noak Fremyn andernorts und außer Sicht war. Die Agentin fluchte leise, während sie sich bei Manius Selgorias einhakte. Die anwesenden cygnischen Offiziere beendeten das Gespräch höflich und mit angemessener Ruhe. Leichte Verbeugungen, Salute, höfliche Dankesworte für das Gespräch wurden getauscht, wärend sich die Gesellschaft zum Tanz formierte. Manius Selgorias und Jahanna Tebelon gingen nebeneinander her und suchten die Aufstellung des ersten Tanzes. Eigentlich aber, suchten sie Noak Fremyn. Der Admiral sah dem Tanzpaar nach. Ein seltsames Paar. Was wohl aus all dem auf lange Sicht entstünde?

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Nein, an diesem Abend schien das Glück Lieutenant Noak Fremyn von dem corellianischen Kanonenboot „Silver Bullet“ nicht hold zu sein. Erst hatte er vor lauter Nervosität – in Verbindung mit schlichter Überforderung – zum schändlichen Portwein, statt zu einem edlen Tropfen gegriffen und nun zierte die dunkelrote Flüssigkeit, die sich vorher noch in seinem Weinglas befunden hatte, das teure Kleid einer anwesenden Dame. Der Auslöser war ein unglücklicher Rempler gewesen, der den Bakuraner aus den Gleichgewicht gebracht hatte. Bevor er die Dame aber mit stammelnden Entschuldigungen überschütten konnte, war schon eine uniformierte Blondine zur Stelle und versuchte beruhigend zu wirken – jedenfalls hatte der Imperiale diesen Eindruck. Jedoch waren all die Bemühungen offenbar erfolglos. Statt den unschönen Fleck einzudämmen, breitete er sich mit jedem einzelnen Strich der Stoffserviette noch ein bisschen mehr aus. Unwillkürlich sank Noaks Herz tiefer und tiefer.

Es war die fehlende Erfahrung, die in diesem Moment dazu führte, dass er ein wenig bedrückt drein schaute. Vor allem die Befürchtung, er habe mit seinem Alleingang der „Silver Bullet“ vielleicht in irgendeiner Art und Weise geschadet, ließ ihn unwillkürlich schaudern, obwohl in dem Ballsaal eine angenehme Wärme herrschte. Sein Kommandant hatte ihm in einem Gespräch deutlich vor Augen geführt welche Last nun auf seinen Schultern lastete. Der Bakuraner vertrat auf dieser Veranstaltung nämlich nicht nur sich selbst, sondern ebenso das corellianische Kanonenboot samt Besatzung, die kleine Eingreifgruppe unter Commander Selgorias' Führung und in gewisser Weise sogar das ganze Imperium. Eiskalter Schweiß machte sich unter dem Stoff der dunkelgrauen Uniform bemerkbar. In genau diesem Augenblick richtete auf einmal die blonde Fremde das Wort an ihn, nachdem sie sich ungefragt bei ihm eingehakt hatte.

In einem belehrenden Ton klärte sie Noak über vier „Grundregeln“ auf, während sie gemeinsam zur „Bar“ gingen. Noch immer folgte ihm der eine oder andere Blick. Jedoch hielten sich die Mehrheit der Gäste, die anfangs über seine Unwissenheit gekichert hatte, inzwischen zurück, da anscheinend seine neue Begleitung ausreichend Schutz bot. Diese Sicherheit war es schlussendlich auch, die ihn langsam, ganz langsam zu seinem ruhigen, selbstsicheren Wesen zurückkehren ließ. Der Prunk, der gerade noch so überladen und pompös auf ihn gewirkt hatte, schien ein wenig an Glanz zu verlieren und sich in eine geregelte „Normalität“ zu verwandeln – so redete es sich der Lieutenant jedenfalls in diesem Moment wieder und wieder ein. Nachdem man noch zwei, drei Grüppchen auf dem Weg zur „Bar“ passiert hatte, fand er endlich die Gelegenheit etwas zu sagen.


„Ich danke Ihnen für Ihre Unterweisung, Ma'am“, sagte der uniformierte Bakuraner und anhand der Aussprache konnte man natürlich erkennen, dass er nicht aus dem Sternenimperium stammte. „Für mich ist das hier alles tatsächlich neu. Bisher habe ich bloß auf der Gefechtsbrücke eines imperialen Kriegsschiffs gestanden – und da erscheinen mir die Parameter zum richtigen Agieren auf alle Fälle weitaus klarer zu sein.“ Er probierte sich an einem Lächeln. Jedoch sah es kläglich aus. „Nun werde ich Ihren Rat beherzigen und lieber zum Smaragdwein greifen...“

Unzählige Menschen, die in Cygnus festlichster Garderobe gekleidet waren, standen an dem Tresen, der anscheinend aus irgendeinem teuren Holz gemacht worden war. Edle Verzierungen schmückten das längliche Möbelstück. Leider konnte Noak nicht genau erkennen – oder besser: interpretieren – was sie eigentlich darstellen sollten. Seine Vermutung ging aber in die Richtung, dass man an dieser Stelle ebenfalls das Königshaus und dessen vergangene Heldentaten glorifizierte. Mit einer lässigen Grundhaltung lehnte sich seine blonde Begleiterin gegen das Holz, bestellte rasch zwei Gläser von dem empfohlenen Tropfen und ließ dann den Blick über das nähere Umfeld schweifen. Obwohl sie bisher in allen Facetten recht freundlich auf den Imperialen wirkte, verdüsterte sich mit einem Mal ihre bis dahin freudige Miene. Glücklicherweise konnte er den Grund für die Stimmungsänderung noch erkennen, bevor dieser – in einer minzgrünen Uniform und goldenen Behängen – plötzlich vor ihm stand.

Der Fremde, ein schlaksiger Mann mit einem äußerst kunstvoll gearbeiteten Schnurrbart im Gesicht sowie dekadenten Monokel vor dem rechten Auge, begrüßte mit einer knappen Handbewegung, die höchstwahrscheinlich erhaben wirken sollte, aber er einen arg übertriebenen Eindruck bei dem recht jungen Imperialen hinterließ, die blonde Dame in ähnlicher Uniform. Dann sagte er mit einem ganz leichten Schnurren in der Stimme:
„Capitaine Mirtan, schön Sie wiederzusehen. Das letzte Treffen liegt doch schon wieder zu lang zurück.“ Er lächelte süffisant, tippte mit seinem Gehstock kurz auf und wandte sich dann unvermittelt an Noak. „Doch wo bleiben meine Manieren! Darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin Commandant Aden Roice, Befehlshaber der königlichen Kavallerie und zudem Comte der 'Silbernen Seen'. Mein Gestüt ist selbst über die Grenzen unseres goldenen, glorreichen Sternenimperiums bekannt. … Doch genug von mir. Mit wem habe ich das Vergnügen?“

Noak Fremyn, Lieutenant des corellianischen Kanonenbootes Seiner Majestät 'Silver Bullet'“, gab der Bakuraner sogleich als Antwort. Jegliche „Selbstsicherheit“ schien – aufgrund des Titels sowie der gehobenen Stellung seines Gegenübers – wie verflogen zu sein. „In Begleitung von Commander Selgorias und dem Baron von Milaris bin ich hier...“

Der ranghohe Offizier der Kavallerie lachte kurz auf. „Ein einfacher Soldat hat tatsächlich unserer Prinzessin Gesellschaft leisten dürfen? Das Schicksal scheint wirklich Humor zu haben; meine Sie nicht, Capitaine?“ Eine imaginäre Träne wischte sich der Fremde aus dem schmalen Gesicht. „Ich hoffe, Sie haben diesen Moment gewürdigt, Monsieur Fremyn. Seit drei Jahren werbe ich nämlich nun schon um die Hand der Prinzessin … und demnach könnte ich es mir nie verzeihen, wenn Sie die Ehre dieser holden Maid beschmutzt hätten.“

Eine Erwiderung konnten weder der Bakuraner, noch Captain Mirtan äußern. Denn genau in diesem Moment setzte auf einmal lautstark die Musik ein und das Gros der Gäste strömten sofort – jeweils in Pärchen – auf das strahlende Parkett der Tanzfläche. Jegliche Konversationen schienen demnach mit einem Mal vergessen zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte Noak niemals im Leben geglaubt, dass irgendein Tanz in irgendeiner Gesellschaft so einen hohen Stellenwert besitzen könnte. 'Oder ist Bakura in diesem Punkt einfach nur anders?', fragte er sich. Plötzlich kam der Hofmarschall direkt auf das kleine Grüppchen, das sich um den Imperialen gebildet hatte, zu. Dessen Blick wirkte streng und zugleich ein wenig gehetzt. Obwohl er noch keine Ahnung hatte, was nun auf ihn zukam, blieb sein Herz schon einmal vorsorglich stehen. Er hätte nämlich irgendwie das Gefühl, dass nicht der arrogante Befehlshaber der Kavallerie oder die freundliche Offizierin das Ziel dieser hochrangigen Amtsperson waren, sondern er, Noak Fremyn – und damit sollte er tatsächlich Recht behalten.

Denn als der greise Hofmarschall endlich zu dem Lieutenant vorgedrungen war, sagte er auf einmal im bestimmenden Ton:
„Sir, man verlangt sie auf dem Parkett – an der Seite der Prinzessin...“

„W...w... was ?!“, brachte Noak als Reaktion nur noch heraus.

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Comte = Graf
Commandant (Chef d' escadron) = Major (Befehlshaber der Kavallerie)
 
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