Ich kann bei dieser seltsamen Verfilmung ja eine ganze Menge Entscheidungen des Regisseurs nachvollziehen. Beispielsweise, daß man den ganzen Kirchenplot vereinfacht, das Ende stark verkürzt und die Figuren actionorientierter auslegt hat. Aber einige Entscheidungen entziehen sich mir völlig. Was zum Beispiel ist aus der Grundidee des Buches geworden? War da nicht mal was von wegen, der lebendige Gott ist stärker als der vergötterte Leichnam? Und war die Hauptfigur nicht ursprünglich Amerikaner? Wieso sind die weibliche Hauptfigur und der Typ aus der Uni nicht länger Geschwister? Was sollte dieses Priestermassaker am Ende? Und überhaupt, wieso ist in diesem Machwerk fast jeder zumindest angeschossen, wenn nicht gleich ganz gelyncht worden?
Außerdem fand ich die Adaption extrem antiarabisch: die paar Araber, die es überhaupt gab, waren alle käuflich und ziemlich dumm. Die Israelis kamen allerdings auch nicht viel besser weg, so daß man hier von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen könnte. Und ich muß gestehen, die Szenen in der Polizeistation (die genausogut das örtliche Gestapo-Gefängnis hätte sein können *hust*) fand ich für eine deutsche Produktion wirklich mutig. Wobei dieser Mut durch die zahllosen Ballerszenen insgesamt doch stark in Richtung Niveaulosigkeit tendierte.
Nun sollte man natürlich auch nicht die guten Punkte vergessen: in dieser Interpretation gab es beispielsweise sehr viel deutlichere Anspielungen darauf, daß unser Hauptakteur vielleicht selbst Jesus sein könnte (die Stichwunde an seiner Seite, die Szenen mit dem Nagel an seiner Hand, die Szene, in der er mit einem Schwamm behandelt wird). Leider leider mußte der Drehbuchautor am Ende alles verderben, aber die Anspielungen bleiben gut. Zweiter Pluspunkt: der Schnitt. Sehr beeindruckend gemacht, fand ich. Tja, und die Geheimtür war auch hübsch anheimelnd.
Fazit: dieses Werk fällt - wie auch die Filmumsetzungen von Ben Hur und den Karl-May-Werken und nicht zu vergessen Peter Jacksons Herr-der-Ringe-Verschnitt - in das große Genre Romaninterpretation, wobei die Betonung in diesem Fall eher auf "Interpretation" als auf "Roman" liegt. Als eigenständigen Film würde ich ihm eine durchschnittliche Bewertung geben, als Romanverfilmung ein glattes Ungenügend. Aber seien wir ehrlich, gute Filmadaptionen von Romanen sind so selten gesäht, wie Apfelbäume auf Tatooine, also sollte man diesen neuerlichen Tiefschlag nicht allzu schwer nehmen.