Soviel westliche Überheblichkeit wie in diesem Thread hab ich wirklich selten erlebt. Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht... anscheinend gibt's 'ne Menge Bauern hier...
Zunächst einmal: ich hab schon Krokodil gegessen (sehr lecker), außerdem Achatschnecken in Champignongs (*sabber*), Froschschenkel sind ebenfalls ein Gedicht, für eine leckere Pizza Frutti di Mare (mit Garnelen, Schrimps, Muscheln und Oktopussen, also Baby-Tintenfischen drauf) würde ich ebenfalls meilenweit gehen (zum Glück gibts eine der besten in Berlin gleich bei mir um die Ecke, mit ganz vielen Tentakeln drauf *g*), eine Paella mit Mehresfrückten ist auch was tolles, Sushi sowieso... soll ich weitermachen? Wachteln sind ebenfalls nicht zu verachten, genausowenig wie Gänseleberpatete, Krebs... verdammt, ich hab schon wieder Hunger. *g*
In Akfrika oder im asiatischen Raumwürde ich auch mal geröstete Insekten probieren wollen... und Strauß hatte ich auch noch nicht auf meinem Teller. Känguruh schmeckt aber sehr gut, das kann ich vorbehaltlos bestätigen.
Jetzt mal ehrlich, warum sollte man nicht das essen, was schmeckt? Diese mitteleuropäischen Vorbehalte sind echt fehl am Platz. In China essen sie Hunde. Ok, wenn's schmeckt... Wir essen dafür Lamm (die sind auch niedlich, oder nicht). Im Amazonasgebiet kommen Mehrschweinchen in die Pfanne. Und die Eskinos haben ihr ganzes Sozialgefüge auf die gemeinsame Waljagd aufgebaut. Die fangen einen Wal, und kommen damit über den Winter. Dadurch sind die Wahle nicht vom Aussterben bedroht, sondern durch das industrielle Überfischen der Industrienationen. Ich würde gerne mal Schildkrötensuppe essen, aber die Suppenschildkröte ist inzwischen durch die westliche Welt ebenfalls vom Aussterben bedroht, deshalb würde ich es heutzutage lieber doch nie tun.
Aber eins fällt hier auf: viel Leute lassen sich durch falschen Ekel die leckersten Sachen entgehen. Schnecken und Tintenfische sind überhaupt nicht glitschig, wenn sie gebraten oder gekocht sind. Froschschenkel schmecken wie gaaaaaaaanz zartes Geflügel (die zergehen einem auf der Zunge *lecker*), und Krokodil hat einen sehr würzigen Eigengeschmack.
Es gibt nur eine Grenze, die ich beim essen nicht überschreite: was mir die Kehle runterrinnt, soll bitteschön tot sein. Deshalb esse ich keine Austern. Denn die leben noch, wenn man sie runterschlürft. Wahrscheinlich wäre es auch nichts anderes als Muscheln und Schnecken, aber tote Austern vergammeln sofort, deshalb kann man sie nur lebend verzehren. Und da setzt es bei mir aus. Aber ansonsten... immer her damit.
Ist das jetzt schon dekadent? Ja, aber im positiven Sinne. Es gibt nunmal kulinarische Spezialitäten, die sind besser als Sex. Glaubts mir. Es gibt Spezialitäten, die verschaffen einem echt einen halben Orgasmus im Kopf.

Verdammt, wir sind doch schließlich Menschen, die auch sinnliche Genüsse erleben können. Und daß der Mensch manchmal eben nicht nur essen will, um satt zu werden, sondern um auch mit seinen Geschmacksknospen ein kulinarisches Kunstwerk zu bewundern, sollte doch nicht ehrenrührig sein. Das ist nicht dekadent, das ist Lebensart.
Wenn man sowas jeden Tag drei mal konsumieren würde, dann wäre es dekadent, weil man dann das besondere der Mahlzeit irgendwann nicht mehr erkennt (man wischt sich ja auch nicht mit handgeschöpftem Büttenpapier den Hintern ab), aber zwei bis drei mal im Jahr sollte man sich und seiner Zunge mal was wirklich leckeres gönnen. Und das können dann eben Froschschenkel, Schnecken, Wachteln, Krokodil, Pferdesalamie... was auch immer sein. Ach ja, es muß nicht mal Fleisch sein. Eine der göttlischsten Mahlzeiten, die ich je das Vergnügen hatte zu mir zu nehmen, war eine vegetarische Menü-Platte in einem arabischen Restaurant. Gepriesen sei Allah, das war einfach göttlich (soviel zum Thema Orgasmus im Kopf beim Essen *g*).
In diesem Sinne: Guten Appetit.
