@ Wraith Five
Der vertauschte Buchstabe war ein Versehen und ist mittlerweile umgetauscht worden.
Mit deiner engen Verfilmungsdefinition komme ich nicht zurecht. In der Praxis wäre sie eigentlich nur auf Theaterstücke anwendbar, die eins zu abgefilmt werden oder auf kurze Romane. Von umfangreichen Romanen wären nach deiner Definition keine Verfilmungen möglich, da schon aus zeitlichen Gründen starke Veränderungen vorgenommen werden müssen. Mir ist jedenfalls kein große Romanverfilmung bekannt, auf der deine enge Definition einer Verfilmung anwendbar ist.
Zurück zu Peter Jackson. Ich habe in keinen seiner Interviews gelesen, dass er Tolkins Romanvorlage originalgetreu verfilmen wollte. Diese Behauptung wäre ja auch verrückt, da dieses offenkundig im Rahmen eines Spielfilmes gar nicht möglich ist. Jackson hat in zahlreichen Interviews viel mehr immer begründet, warum er im Detail von Tolkin abgewichen ist. Ein typisches Beispiel ist das cinema-Interview aus der Weihnachtszeit:
...
cinema: Herr Jackson, Sie haben sieben Jahre an ?Der Herr der Ringe?gearbeitet. Was ist das für ein Gefühl, wenn man sein Kind dann in die weite Welt herausschickt?
Jackson: Wenn Sie glauben, ich wäre nervös, dann haben Sie sich geirrt. Aber mir fällt ein großer Stein vom Herzen, ich bin erleichtert. Endlich ist der Film im Kino, und die Zuschauer können sich selbst ein Bild machen. Während der Produktion hat sich im Internet ein riesigen Hype aufgebaut. Dabei haben viele Fans der Romanvorlage anscheinend vergessen, dass ich nicht mehr als ein Stück Kino gedreht habe.
cinema: Aber ein Stück Kino, mit dem hohe Erwartungen verknüpft sind.
Jackson: Als wir das Projekt 1998 öffentlich ankündigten, habe ich zum ersten Mal registriert, wie viel Hoffnung und Argwohn es auslösen könnte. Das war schon ein Schock. Ber ich konnte ja schlecht drei Jahre in Angst und Schrecken leben. Deshalb sagte ich mir: ?Du bist selbst ein "Herr der Ringe"- Fan, und aus eben diesem Grund machst du einen Film, mit dem du glücklich bist. Und mit dem hoffentlich auch alle anderen Fans glücklich werden.?
cinema: Was würde Tolkin sagen?
Jackson: Wer weiß das schon? Aus meiner Warte stand die Werktreue nur an zweiter Stelle. Meine erste und größte Verantwortung war es, einen Film zu drehen, der als Film eigenständig funktioniert und jedes Publikum mit den dramaturgischen Mitteln des Kinos unterhält.
cinema: War das der Grund, an der Buch-Triologie inhaltliche Veränderungen vorzunehmen?
Jackson: Wem wäre damit gedient, hätte ich mich sklavisch an die Vorlage gehalten und dafür im Kino Langeweile abgeliefert? Im Film ist fast nichts eins zu eins identisch mit dem Buch, seien es die Geschehnisse bei Bilbo Beutlins Abschiedsparty oder die Szene, in der alle Gefährten in Galadriels Spiegel schauen. Die Gesetze eines Films sind eben andere als die eines Romans.
cinema: Hatte es noch weitere Folgen?
Jackson: Nachdem Frodo von seinem Onkel Bilbo den Ring erhalten hat, vergehen im Buch noch 17 Jahre, bis er zu seiner Fahrt aufbricht. Ein Film hingegen benötigt ein wesentlich schnelleres Tempo. Deshalb geht es bei uns auch gleich los. Aus dem selben Grund ist Frodos Aufenthalt bei Tom Bombadil entfallen, der ja sogar im Buch etwas von einem entrückten Trip in eine Parallelwelt hat. Trotzdem glaube ich, dass jemand, der das Buch vor einigen Jahren gelesen hat, keine gravierenden Abweichungen zum Roman feststellen kann.
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Tolkien selbst hatte zu Bearbeitungen seines Epos übrigens eine pragmatischere Haltung als so mancher Fan der Romanvorlage. In einem Brief an den Produzenten einer BBC-Radioadaption des "Herrn der Ringe" bemerkte er: "Kann eine derartige Geschichte überhaupt dramatisiert werden, wenn der Bearbeiter nicht entsprechende Freiheiten bekommt oder sie sich herausnimmt?".
Chris