Wie fast immer, versteht anscheinend nur Wraith meinen Gedankengang.
Palpatine war NIEMALS Vorsitzender des Jedi-Rates, er war schließlich kein Jedi
Es geht hier nicht um die Frage, was er war, es geht um die Frage, was er vorgab zu sein, um sich zu legitimieren.
In der Geschichte ist es eine der interessantesten Fragen, wodurch sich eine neue Ordnung legitimiert. Nehmen wir uns den berühmten Gaius Julius Caesar. Er hat, wie einige hoffentlich noch wissen, gewissermaßen innerhalb der Verfassung der Republik seine Herrschaft begründet, war er doch Diktator auf Lebenszeit. Die Lebenszeit war zugegeben keineswegs verfassungsgemäß, aber dafür entsprach die Diktatur der Verfassung vollkommen.
Vergleichen wir das mit Palpatine, er hat sich, wie im Trailer von AOTC gut zu sehen, Sondervollmachten übertragen lassen und gesagt, er würde sie niederlegen, sobald die Krise bewältigt ist. Natürlich wurde die Krise nie bewältigt, also hat er die Vollmachten behalten, ganz der Verfassung entsprechend. Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, daß die Auflösung des Senats in Episode IV ebenfalls verfassungsmäßig war. Es gibt zwei Möglichkeiten, ein gesetzgebendes Gremium aufzulösen. Die erste ist, man löst den Rat auf, setzt neue Wahlen an und behauptet dann, es gäbe eine Krise, die die Durchführung der Wahl unmöglich macht.
Die zweite ist einfacher: man vertagt den Senat einfach auf unbegrenzte Zeit. Damit existiert er zwar noch, tritt allerdings nicht mehr zusammen und ist damit beschlußunfähig. Ich gehe davon aus, daß Palpatine letzteren Weg beschreitet.
Doch zurück zu Caesar.
Wie wir gesehen haben, hat er sich den Staat im Rahmen der Verfassung Untertan gemacht. Doch eine Gesellschaft hat mehr als nur einen Stützpfeiler, und in Rom war die Religion neben der Herrschaft ein weiterer, den man gar nicht hoch genug schätzen konnte. Was also tut Caesar? Er sichert sich das Amt des Pontifex Maximus, wenn auch durch recht unschöne Bestechungen, aber das war in der Republik schließlich irgendwie üblich. Mit diesem Amt ist er der oberste Priester. Er kann Staatsfeinde - in Ausnahmefällen - mit Flüchen belegen, er kann den Kalender regulieren - was sehr praktisch ist, wenn man seine Amtszeit verlängern will - und ist weiterhin natürlich Mittler zu den Göttern.
Mit der Erringung dieses Amtes und der späteren Diktatur vereinigt er in seiner Person Religion und staatliche Herrschaft. Er ist von den Göttern legitimiert und von der Verfassung.
Kommen wir zu Palpatine. Was muß er tun? In der Republik gibt es neben dem Staat vor allem eine stützende Gruppe, einen Orden von 10.000 Rittern, die die Bewahrung der Republik zum Ziel haben. Palpatine kennt die Bedeutung der Jedi, er kennt ihr Ansehen und weiß, daß jeder den Jedi folgen würde. Also tötet er mit Hilfe von Vader (und den Klonkriegen) die Mitglieder des Ordens, vernichtet ihn aber nicht, sondern setzt sich an seine Stelle. Das ist sehr schön an dem Design der Sternzerstörer und dem imperialen Symbol zu erkennen. Die Message ist klar, Palpatine ist der Nachfolger der Jedi, und als solcher Hüter der Gerechtigkeit. Sich ihm zu widersetzen heißt, sich der Gerechtigkeit zu widersetzen, und wer will das schon?
Tja, und damit sind wir beim Kaisertum. Den Quatsch mit dem "Imperium" sollte man gleich vergessen, das ist ein Übersetzungsfehler. Eigentlich müßte es Kaiserreich heißen, nur wollte man wohl keine unliebsamen Erinnerungen wecken und hat deshalb einen sehr unscharfen Ausweg gesucht.
Dieses Reich legitimiert sich, wie wir gesehen haben durch zwei Dinge: 1. durch seinen mit Sondervollmachten ausgestatteten Kanzler und 2. durch seine Nachfolge des Jedi Ordens.
Ob man Palpatine nun "Vorsitzenden des Ordens" nennen will, bleibt jedem selbst überlassen, die Funktion jedenfalls übt er definitiv aus.
Und dies schließlich führt zum Kaiserreich an sich. Es ist eine Republik, ohne jeden Zweifel, nur hat diese Republik einen Kanzler, der sich selbst als Kaiser bezeichnet und einen JediOrden, der in diesem Kaiseramt aufgegangen ist. Wir haben also, für die, die es glauben wollen, eine dünne Schicht Kaiserreich auf einer jahrhunderte alten Republik.
Das führt zur Schlacht von Endor, in der 1. die Jedi zurückkommen, was Palpatine seiner Jedi-Legitimation beraubt und in der 2. der mit Sondervollmachten ausgestattete Kanzler stirbt. Danach ist das "Imperium" tot. Seine Legitimation ist hinüber. Die, die danach weiterkämpfen, können gerne behaupten, sie kämpften für das Imperium, aber letztlich belügen sie sich damit selbst. Sie sind Rebellen und Kriegsherren, weil jene Legitimation, die ihr Reich einst in die Tradition der Republik stellte, und damit in die Legitimation durch das Volk, nicht mehr besteht.
Kommen wir, am Ende dieses kleinen Abrisses, zu dem Klon Palpatines, oder sagen wir mal eher zu einem Wesen, das behauptete, der Klon Palpatines zu sein. Was ist das Problem mit ihm? Er ist ein Klon, na und? Ihm wurden nie Vollmachten übertragen. Er steht nicht in der Tradition des Obersten Kanzlers. Das einzige, was er vorübergehend erreicht, ist die Vernichtung der Jedi, bzw. ihre Verführung zur dunklen Seite. Nur das allein hilft ihm gar nichts.
Und was Thrawn angeht, der kann 90 oder auch 100 Prozent der Galaxis erobern, er steht damit immer noch nicht in der Tradition des Imperiums. Er ist einfach ein kriegsführendes Wesen, das Ressourcen des alten Imperiums verwendet. Eigentlich ist er nur ein Dieb, wenn er seinen Diebstahl auch in wirklich gigantischen Ausmaßen betreibt.