Der Zug ist abgefahren
Jedihammer schrieb:
Viele junge Leute,die hier geboren sind,teilweise schon in der dritten Generation,fühlen sich nicht als Deutsche und wollen es auch gar nicht sein.
Nun,selbst daran ist noch nichts auszusetzen,aber einige davon fühlen und benehmen sich hier,als wären sie im Feindesland.
In diesen Fällen ist ganz dringend Handlungsbedarf nötig.
Das ist richtig. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Es gibt ungefär gleich viele Emigranten, Gastarbeiter, Flüchtlinge usw. die sich vollumfänglich in die Gesellschaft integriert haben, vielleicht noch ein paar angestammte Bräuche ausleben, mehrheitlich als gute Deutsche unter Deutschen leben. Darum kann man sich kein pauschalisierendes Urteil bilden, sondern muss immer den Individualfall betrachten.
Für mein Empfinden ist
meine Heimat durch den multikuklturellen Einfluss viel zu stark verwässert worden, sodass ich nicht mehr weiss, was eigentlich meine Kultur ist. Ich bedaure das sehr, denn es fällt mir schwer, mich mit Dingen abzugeben, die nicht in meinen angeborenen Kulturkreis passen. Dazu gehören östliche Religionen, exotisches Essen, aber auch das südländische Temperament, dass für meinen Geschmack viel zu machoistisch geprägt ist und stellenweise Frauen immer noch verbietet, sich selber zu verwirklichen.
Ich hasse diese Sachen nicht, aber ich meine, dass sie dort besser aufgehoben sind, wo sie her kommen. Ich gehöre dann aber auch nicht zu den Menschen, die nach Sauerkraut und Eisbein schreien, wenn sie in Spanien Urlaub machen oder einmal pro Woche auf den Philippinen Fondue auf dem Menueplan stehen haben wollen oder in jedem grösserene Kiosk Italiens den Tages-Anzeiger/BILD-Zeitung im Gestell zu finden erwarten.
Auf der anderen Seite weiss ich sehr wohl um die wirtschaftliche Bedeutung der Gastarbeiter, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts in die deutschsprachigen Länder gekommen sind und anerkenne deren Leistung für das Bruttosoinlandsprodukt. Diese Gastarbeiter zu verdammen, ist der falsche Weg. Unsere Grossväter haben diese Menschen gerufen und ganz gut von derem Fleiss der Gastarbeiter gelebt.
Wenn man diesen Menschen ein Vorwurf machen kann, dann diesen, dass ein Grossteil des Lohnes dieser Gastarbeiter nicht im Gastland sondern in deren Heimatland investiert wurde. Viele Gastrabeiter haben mit dem Lohn in ihren Ursprungsländern Häusern gebaut und sind sind nach der Pesionierung in die alte Heimat zurückgekehrt. Die Kinder sind hiergeblieben, haben Familien gegründet und kommen nun ebenfalls in Pensionierungsalter. Die Wirtschaftskrise hat dieser Generation noch nicht viel anhaben können. Aber die Söhne und Töchter der zweiten Generation Ausländer steckt nun voll im Schlamassel (Arbeitslosigkeit!). Sie sind weder Deutsche noch Ausländer und finden weder hier noch in der Heimat ihrer Grosseltern eine gesicherte Existenz. Dass sich viele dieser Leute mit der Integration schwer tun, ist nicht unbedingt ein Akt der Bosheit, sondern rührt daher, dass es in Deutschland/Schweiz viel zu lange möglich war, ohne Beherrschung der hiesigen Sprache und hier gebräuchlichen Lebensgewohnheiten gut zu leben.
Irgendwo zwischen erster und zweiter Generation wurde mangelnds Voraussicht versäumt, sich Gedanken darüber zu machen, wie man die Nachfahren der grossen Einwanderungswelle in die Gesellschaft einbinden soll. Die erleichterte Einbürgerung wäre vielleicht der richtige Schritt gewesen, Kontingentierung des Zuwanderungsstromes ein anderer. Doch weil das Problem zulange hinausgeschoben wurde, sich LINKE und RECHTE nie auf eine gemeinsame Einwanderungspolitik einigen konnten, zahlt unsere Generation nunmehr die Zeche.
Bleibt die Frage, wie man das Problem lösen kann. Sicher nicht damit, dass man die Gastarbeiter jetzt zu den
Buhmännern der Nation erklärt. Für eine wirkungsvolle Integration der Gastarbeiter ist es zu spät. Man kann nur noch versuchen, das Zusammenleben durch gegenseitige Absprachen, beiderseits
geübter Toleranz und Akzeptanz erträglich zu machen.
Und vielleicht sollte man sich mal Gedanken darüber machen, ob es nicht langsam an der Zeit ist, geografische und ethische Grenzen zu sprengen und sich darauf zu einigen, dass wir doch alle einer einzigen Rasse abstammen, Söhne und Töchter dieses Planeten sind.
Gruss, Bea