Stimmt man könnte dieses Relikt vergangener Zeiten abschaffen. Und dafür ein "Soziales Jahr" als Pflicht einführen.
Ich stelle nicht in Frage, dass ein "Dienst" vernünftig ist. Ich stelle nur den Wehrdienst in Frage.
Wo ist denn bitte die Rechtfertigung für den Wehrdienst? Kann man diese Grundlage nicht ausweiten auf einen "allgemeinen Dienst am Volk"?
Nein, kann man nicht. Ich habe mich seinerzeit strikt dagegen entschieden Zivildienst zu machen. Ich finde auch, dass niemand zum Zivildienst gezwungen werden darf, wenn er das nicht will. Ich für meinen Teil halte mich für gänzlich ungeeignet, um im Gesundheitswesen einen Posten zu bekleiden und diese Selbsteinschätzung von mir hat man gefälligst auch zu respektieren.
Wie gesagt: wenn diese Leute anderen Stellen (für den Katastrofenschutz) zugewiesen würden, dann hätten diese auch die nötige Manpower. Und um Sandsäcke zu schleifen braucht man wohl keine Grundausbildung oder?
Ich sehe es nach wie vor als enormen Vorteil an, dass ein so großer Teil der Bevölkerung mit einer Waffe umgehen kann und mit militärischen Einrichtungen vertraut ist. Ob diese Fertigkeiten jemals wieder benötigt werden, steht auf einem anderen Blatt, aber genauso könnte ich mich über einen Erste-Hilfe-Schein aufregen, der zwingend für einen Autoführerschein benötigt wird. Gebraucht habe ich dieses Wissen noch nie, aber ist es deswegen überflüssig?
Eine wehrhafte Bevölkerung ist eine mächtige Sache. Die Gründe dafür sind vielzählig und die meisten treffen ganz klar auf den schlimmstmöglichen Fall zu. Aber egal, wie klein die Wahrscheinlichkeit dafür auch sein mag, so ist sie nicht von der Hand zu weisen und es ist besser, für diesen Fall gerüstet zu sein, als mit heruntergelassenen Hosen erwischt zu werden. Mich hat der Grundwehrdienst in die Lage versetzt, mich zur Wehr zu setzen, sollte das jemals notwendig sein.
Wir
haben diese Leute in unseren Reihen. Und unsere Anzahl ist außerordentlich groß. Und das gibt mir doch ein recht sicheres Gefühl.
Jeder Spacken (sei es nun ein Kriegstreiber oder ein Putschist), der auf die Idee kommen könnte, dieses Land anzugreifen, wird sich zwangsläufig der Tatsache stellen müssen, dass die Gesamtheit der deutschen Bundesbürger unter dem Strich sehr wehrhaft ist.
Die aktiven Soldaten sind hier nur die Spitze des Eisbergs.
Angenommen aber "Deinstleistende" würden von Anfang an für 9 monate dem THW zugewiesen, dann könnte man sie auch auf den Katastrophenschutz ausbilden.
Diese Möglichkeit steht jedem offen, der das machen will. Das ist kein Grund dafür, den Grundwehrdienst abzuschaffen. Wir leben auch nicht mehr in einem Jahrzehnt, wo es verpöhnt ist, den Wehrdienst zu verweigern oder seinen Ersatzdienst bei der Feuerwehr oder dem THW abzuleisten.
Ich gestehe jedem Menschen eine derartige Entscheidung zu, doch bestehe ich darauf, das dieses Recht auch andersherum funktioniert. Und ein Ersatzdienst ist nicht nach 9 Monaten vorbei. Die effektive Einsatzzeit eines Ersatzdienstlers beträgt mehrere Jahre und meistens bleiben diese Menschen danach auch bei ihren Vereinen.
Und zum Schluss noch ein paar meiner Gedanken zu einer Berufsarmee:
Einsätze der Bundeswehr bei Katastrophen sind so nicht länger möglich, da diese einfach zu viel kosten. Eine Berufsarmee resultiert zwangsläufig darin, dass sich die effektive Größe der Bundeswehr verringert.
Ich glaube nicht daran, dass die Akzeptanz einer Berufsarmee unter der Bevölkerung besonders groß ist, wenn sie a) nicht mehr das leisten kann, was sie vorher konnte, b) um einiges teurer ist als vorher und c) sich Missstände innerhalb der Truppe häufen. Letzteres ist jetzt noch nicht so schlimm, da viele Grundwehrdienstleiste nicht das geringste Problem damit haben, einen derartigen Sachverhalt bei dem Wehrbeauftragten zu melden, denn die Bezahlung ist mies und nach 9 Monaten hört man nie wieder was von dem Laden. Je höher die Zahl der Grundwehrdienstleistenden ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Missstände ans Tageslicht geraten und umso geringer ist die Chance für Vereinsmeierei innerhalb der Bundeswehr
Somit komme ich zu der Frage, wozu eine Berufsarmee, wenn diese nicht in einen Einsatz geschickt wird? Diese wäre dann einfach nur noch teuer, denn ich denke nicht, dass die Bundeswehr einen noch weitergehenden Stellenabbau verträgt, ohne massiv ihr Handlungsvermögen einzubüßen. Das Rückgrat der Bundeswehr sind nach wie vor die Grundwehrdienstleistenden.
Sollten wir jemals eine reine Berufsarmee haben, dann sind Auslandseinsätze (die auch ich teilweise für fragwürdig halte) nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Es würde massiv Werbung für diese Berufsarmee gemacht werden müssen und diese würde dort platziert werden, wo sie meiner Meinung nach am ungünstigsten ist: Auf und vor dem Gelände unserer Schulen.
Der Rüstungsindustrie würde das aber sicher sehr gefallen.
Aber Dresden war sowieso was Spezielles und Überdimensioniert.
Glaubt man den Berichten zur globalen Erwärmung, dann werden solche Großschadensereignisse eher noch zunehmen. Ein Grund mehr, den Grundwehrdienst nicht abzuschaffen, wenn wir weiterhin ein halbwegs bezahlbares Modell benutzen wollen.