<center> Achtung Spoiler! </center>
Ich habe ihn gesehen! Geht rein, sonst verpasst ihr wirklich den besten Film von 2002...
Die mit Wasserfarbe gemalten Hintergründe (wie bereits erwähnt, Bambi war der letzte) fügen sich erstaunlich gut in das ansonsten eher moderne Design der Charaktere ein, genau wie die Songs von Elvis. Alan Silvestris (Zurück in die Zukunft, Forrest Gump, Contact) Score ist gut, aber nicht bemerkenswert; dank Elvis gibt es nicht gerade viel davon, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut.
Die Story ist... naja. Mehr als bei Spirit, aber das ist ja auch nicht schwer zu bewerkstelligen
. Per verbotene Genexperimente geschaffener Godzilla im Mini-Format landet nach einer Flucht auf der Erde, und entwickelt dort - entgegen seiner Programmierung - ein Herz. Japanisch/amerikanischer B-Movie-Stoff.
Doch da ist ja noch die zweite Seite der Medaille. Lilo ist eine Waise... ihre ältere Schwester ist die einzige Familie, die ihr geblieben ist, und wenn es nach einem fies aussehenden Sozialarbeiter geht, wird sie dieser auch bald weggenommen. Richtig gehört, aus ist's mit der typischen Disney-Formel: "Unsere Familie ist ziemlich kaputt, nicht wahr?" - "Nein... na gut, vielleicht ein bisschen... ein bisschen sehr."
Diese beiden Welten prallen aufeinander, und hätte man mir das vorher so dargelegt, wie ich euch gerade, ich hätte nie geglaubt, dass diese Mischung funktionieren könnte.
Sie tut's.
Aber lasst uns vom Plot weggehen. Der ist nämlich überhaupt nicht wichtig. Der Film ist, wie jemand in der Disney-Newsgroup so treffend sagte, "character- rather than plot-driven". Und von Disney gibt es da in jüngerer Vergangenheit eigentlich nur ein weiteres Beispiel: The Fox And The Hound (Cap & Capper). Lilo ist ein kleines Biest... sie ist über den Tod ihrer Eltern eben nicht hinweggekommen und wird das auch noch eine ganze Zeit lang nicht tun. Lilo hat keine Freunde... einfach aus dem Grund, dass sie "sehr seltsam ist". Sie sammelt Fotos von dicken Strandurlaubern (nett übrigens der Insider-Gag des einige Male durchs Bild laufenden Mannes mit dem Eis, der stark an den Dicken aus Mulan erinnert, ebenfalls ein Film, bei dem Dean deBlois und Chris Sanders ihre Hände mit im Spiel hatten), beißt auch schon mal ihre Klassenkameradinnen, rastet aus, wenn sie ihren Fisch mit anderen Fischen füttern soll ("then I would be an abomination"), und hat eine Puppe gebastelt, deren Kopf zu groß ist, "weil eine Spinne in ihrem Ohr ein Nest gebaut hat; sie ist ein bisschen traurig, weil sie nur noch ein paar Tage zu--". Es stimmt schon: Lilo ist seltsam.
In diese ihre Welt platzt nun Stitch herein (der sich anfangs nur an Lilo heftet, damit seine Verfolger ihn nicht aus dem Äther blasen können). Lilo und Stitch sind sich in gewissen Beziehungen sehr ähnlich... auch Stitch hat eine agressive Ader, doch resultiert sie nicht aus einem nicht verarbeiteten tragischen Verlust, sondern einfach aus seiner Programmierung -- Stitch kann nichts dafür, dass er so ist, wie er ist.
Lilos Schwester, Nani, ist auf der Suche nach einem neuen Job, nachdem sie ihren alten verlor, weil Stitch Mist gebaut hatte -- und den hat sie auch dringend nötig, da der Sozialbeamte ihr nur zwei Tage Zeit gegeben hat, ihre familiären Verhältnisse zu bessern, bevor er Lilo mitnimmt. Doch jedesmal brennt Stitchs zerstörerische Natur durch...
Nach der letzten derartigen Verfehlung ist es Cobra Bubbles (in der Synchro hatte er einen anderen Namen, den ich allerdings schon wieder vergessen habe) zu viel... er will Lilo am nächsten Morgen abholen. Erst jetzt merkt Stitch, was für Auswirkungen seine Taten haben... er entschließt sich, Lilo zu verlassen. Lilo lässt ihn - in einer beeindruckenden Darbietung erwachsener Reife - ziehen.
Damit ist der Film nicht zu Ende. Es kommt natürlich zu einem finalen Showdown, von dem ich jetzt jedoch nicht zu viel sagen will; ihr sollt den Film ja selbst sehen
.
L&S hat keine Bösen -- ein weiterer Punkt, in dem der Film Cap & Capper ähnelt. Bubbles ist nicht wirklich böse. Bunthor (der intergalaktische, riesige Polizist da) auch nicht, der macht nur seinen Job. Stitchs Erfinder mag wahnsinnig sein; aber er hat Stitch nicht geschaffen, weil er überall Zerstörung verbreiten will, sondern einfach, weil er dazu in der Lage war; er überdenkt seine Entscheidung während des Films.
Ein Fazit? L&S ist eine wilde Mischung aus völlig gegensätzlichen Komponenten, die gar nicht zusammen passen dürften. Dass sie das trotzdem tun (und zwar sehr gut sogar), liegt nicht zuletzt daran, dass Disney den Künstlern (das schließt nicht nur die Zeichner ein) hier fast völlig freie Hand gegeben hat (ein Akt völliger Verzweiflung
); L&S ist der Film so, wie ihn die Macher sich vorgestellt haben, ohne irgendwelche Vorgaben. Dass das auch den Zuschauern gefällt, zeigen die besten Zuschauerzahlen für einen traditionell animierten Kinofilm seit dem König der Löwen...
'Lilo & Stitch' ist besser als Hercules. Besser als Pocahontas. Besser als Atlantis, besser als Ein Königreich für ein Lama. Nicht so gut wie der König der Löwen oder Die Schöne und das Biest. Irgendwo dazwischen eben. Es ist lange her, dass ich das Kino nach einen Film mit einem wirklich zufriedenen Gefühl verlassen habe. L&S hat das bewirkt, und allein dafür gebührt ihm ein Ehrenplatz bis auf weiteres. Spirit kann man getrost überspringen. Aber 'Lilo & Stitch' ist ein cineastisches Muss... für jeden, der auch nur marginal an Filmen interessiert ist.
Und ich kann absolut verstehen, warum...Original geschrieben von Darth Silent
L&S hat sogar Minority Report auf den 3. Rang zurückgeworfen, gute Arbeit.
Ich habe ihn gesehen! Geht rein, sonst verpasst ihr wirklich den besten Film von 2002...
Die mit Wasserfarbe gemalten Hintergründe (wie bereits erwähnt, Bambi war der letzte) fügen sich erstaunlich gut in das ansonsten eher moderne Design der Charaktere ein, genau wie die Songs von Elvis. Alan Silvestris (Zurück in die Zukunft, Forrest Gump, Contact) Score ist gut, aber nicht bemerkenswert; dank Elvis gibt es nicht gerade viel davon, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut.
Die Story ist... naja. Mehr als bei Spirit, aber das ist ja auch nicht schwer zu bewerkstelligen

Doch da ist ja noch die zweite Seite der Medaille. Lilo ist eine Waise... ihre ältere Schwester ist die einzige Familie, die ihr geblieben ist, und wenn es nach einem fies aussehenden Sozialarbeiter geht, wird sie dieser auch bald weggenommen. Richtig gehört, aus ist's mit der typischen Disney-Formel: "Unsere Familie ist ziemlich kaputt, nicht wahr?" - "Nein... na gut, vielleicht ein bisschen... ein bisschen sehr."
Diese beiden Welten prallen aufeinander, und hätte man mir das vorher so dargelegt, wie ich euch gerade, ich hätte nie geglaubt, dass diese Mischung funktionieren könnte.
Sie tut's.
Aber lasst uns vom Plot weggehen. Der ist nämlich überhaupt nicht wichtig. Der Film ist, wie jemand in der Disney-Newsgroup so treffend sagte, "character- rather than plot-driven". Und von Disney gibt es da in jüngerer Vergangenheit eigentlich nur ein weiteres Beispiel: The Fox And The Hound (Cap & Capper). Lilo ist ein kleines Biest... sie ist über den Tod ihrer Eltern eben nicht hinweggekommen und wird das auch noch eine ganze Zeit lang nicht tun. Lilo hat keine Freunde... einfach aus dem Grund, dass sie "sehr seltsam ist". Sie sammelt Fotos von dicken Strandurlaubern (nett übrigens der Insider-Gag des einige Male durchs Bild laufenden Mannes mit dem Eis, der stark an den Dicken aus Mulan erinnert, ebenfalls ein Film, bei dem Dean deBlois und Chris Sanders ihre Hände mit im Spiel hatten), beißt auch schon mal ihre Klassenkameradinnen, rastet aus, wenn sie ihren Fisch mit anderen Fischen füttern soll ("then I would be an abomination"), und hat eine Puppe gebastelt, deren Kopf zu groß ist, "weil eine Spinne in ihrem Ohr ein Nest gebaut hat; sie ist ein bisschen traurig, weil sie nur noch ein paar Tage zu--". Es stimmt schon: Lilo ist seltsam.
In diese ihre Welt platzt nun Stitch herein (der sich anfangs nur an Lilo heftet, damit seine Verfolger ihn nicht aus dem Äther blasen können). Lilo und Stitch sind sich in gewissen Beziehungen sehr ähnlich... auch Stitch hat eine agressive Ader, doch resultiert sie nicht aus einem nicht verarbeiteten tragischen Verlust, sondern einfach aus seiner Programmierung -- Stitch kann nichts dafür, dass er so ist, wie er ist.
Lilos Schwester, Nani, ist auf der Suche nach einem neuen Job, nachdem sie ihren alten verlor, weil Stitch Mist gebaut hatte -- und den hat sie auch dringend nötig, da der Sozialbeamte ihr nur zwei Tage Zeit gegeben hat, ihre familiären Verhältnisse zu bessern, bevor er Lilo mitnimmt. Doch jedesmal brennt Stitchs zerstörerische Natur durch...
Nach der letzten derartigen Verfehlung ist es Cobra Bubbles (in der Synchro hatte er einen anderen Namen, den ich allerdings schon wieder vergessen habe) zu viel... er will Lilo am nächsten Morgen abholen. Erst jetzt merkt Stitch, was für Auswirkungen seine Taten haben... er entschließt sich, Lilo zu verlassen. Lilo lässt ihn - in einer beeindruckenden Darbietung erwachsener Reife - ziehen.
Damit ist der Film nicht zu Ende. Es kommt natürlich zu einem finalen Showdown, von dem ich jetzt jedoch nicht zu viel sagen will; ihr sollt den Film ja selbst sehen

L&S hat keine Bösen -- ein weiterer Punkt, in dem der Film Cap & Capper ähnelt. Bubbles ist nicht wirklich böse. Bunthor (der intergalaktische, riesige Polizist da) auch nicht, der macht nur seinen Job. Stitchs Erfinder mag wahnsinnig sein; aber er hat Stitch nicht geschaffen, weil er überall Zerstörung verbreiten will, sondern einfach, weil er dazu in der Lage war; er überdenkt seine Entscheidung während des Films.
Ein Fazit? L&S ist eine wilde Mischung aus völlig gegensätzlichen Komponenten, die gar nicht zusammen passen dürften. Dass sie das trotzdem tun (und zwar sehr gut sogar), liegt nicht zuletzt daran, dass Disney den Künstlern (das schließt nicht nur die Zeichner ein) hier fast völlig freie Hand gegeben hat (ein Akt völliger Verzweiflung

'Lilo & Stitch' ist besser als Hercules. Besser als Pocahontas. Besser als Atlantis, besser als Ein Königreich für ein Lama. Nicht so gut wie der König der Löwen oder Die Schöne und das Biest. Irgendwo dazwischen eben. Es ist lange her, dass ich das Kino nach einen Film mit einem wirklich zufriedenen Gefühl verlassen habe. L&S hat das bewirkt, und allein dafür gebührt ihm ein Ehrenplatz bis auf weiteres. Spirit kann man getrost überspringen. Aber 'Lilo & Stitch' ist ein cineastisches Muss... für jeden, der auch nur marginal an Filmen interessiert ist.