Eriadu

Eriadu - Phelar, Stadtmitte - Einkaufspark - Brianna und Talery

Es war sehr offensichtlich, dass Eisblume so gut wie nie mit Schminke und ähnlichem zu tun hatte. Sonst wäre sie in der Situation nicht gar so überfordert, wie auch ihre kleinlaute Nachfrage zeigte, ob Talery ihr nicht helfen konnte, nachdem Brianna gewiss auch sofort aufgefallen war, dass hier so gut wie alles für Menschen gedacht war. Die Caamasi war hingegen sehr häufig in solchen Läden unterwegs gewesen und hatte deswegen keine solchen Probleme. Ihr machten dagegen die Umstände viel mehr zu schaffen. Allein der Gedanke daran, dass sie hier als Nichtmensch so skeptisch beäugt wurde schmerzte sie sehr. Dabei waren Caamasi doch überall angesehen und beliebt! Nur die Leute in diesem rückständigen Nest schienen dies nicht zu wissen und erkannten sie wohl schlichtweg nicht. Mit einem tiefen Seufzer schob sie schließlich ihre trübseligen Gedanken bei Seite. Schließlich empfand Eisblume diese Lage genauso unangenehm wie sie selbst. Sich auf ihre Anliegen konzentrierend sah Talery intensiv auf die Dinge, die die Echanimeisterin ihr hinhielt.

"Diese Tönung sieht rein farblich recht gut aus würde ich sagen. Das gibt dir doch einiges mehr Farbe. Das kommt dem Farbton, den du haben wolltest sehr ähnlich, finde ich."

Allerdings war sich die Caamasi nicht ganz im Klaren darüber, wie dies bei Menschen und Nahmenschen genau funktionierte mit der Farbänderung bei den Haaren. Jedoch schloss sie aus der Tatsache, dass nur Farbabstufungen angeboten wurden, dass es so etwas wie ein generelles Mittel, damit solche Haare heller oder dunkler wurden nicht gab. Es musste wohl also rein auf die Farbe ankommen, welche in dieser Tönung enthalten war und die Ausgewählte schien dafür gut zu passen. Der Puder allerdings sagte ihr nicht so zu.

"Für deine Haut brauchst du aber eine Grundierung, wenn du großflächig eine dunklere Hautfarbe haben möchtest. Am besten etwas, was nicht abfärbt, sonst hast du alles auf der Kleidung. Puder selbst solltest du nur für das Gesicht nehmen."

Talery kannte solche Produkte grob, da sie rein Interesse halber mal nachgelesen hatte wie Wesen mit viel Haut sich pflegten und schminkten. Daher suchte die Caamasi in etwa den hellsten Farbton für Briannas Haut, den sie finden konnte. Dann öffnete sie die Tube und tupfte einen kleinen Tropfen auf die bleiche Hand, so dass man dort sehen konnte wie die Grundierung bei Eisblume aussah.

"Das sieht doch recht gut aus, meinst du nicht? Der Puder dazu, dann hast du schon viel mehr Farbe im Gesicht."

Die Padawan bemühte sich dabei redlich, um den heißen Brei herum zu sprechen, damit keiner so wirklich mitbekam, was eigentlich Sache hier war. Die sonderbaren Blicke, die ihnen trotzdem immer wieder zugeworfen wurden versuchte sie dabei so gut wie möglich zu ignorieren, aber es fiel ihr zunehmend schwer. Daher war die Caamasi dann genauso froh, dass sie endlich etwas halbwegs Passendes zum Schminken gefunden hatten und endlich von dort verschwinden konnten, sobald ihre Meisterin ihre Hose abgeholt und für alles bezahlt hatte.

Besagte Hose war aber leider nicht so vorteilhaft verhüllend für Briannas muskulöse Beine wie sie erhofft hatten. Aber es half ja nichts, diese musste nun den Zweck erfüllen. Daher konnte Talery Eisblumes Sarkasmus durchaus gut verstehen. So langsam schien sich ihr Verhältnis wirklich zu verbessern, besonders da sie hier beide Leidensgenossinnen waren, stellte die Caamasi für sich erfreut fest. Das machte diesen Einkauf zwar nicht angenehmer, aber es hatte zumindest auch etwas Positives.


"Ich verstehe, was du meinst. Der Schneiderdroide hat wohl definitiv eine andere Auffassung von figurumschmeichelnd - leider. Aber zumindest hast du ja noch immer deinen so schön schimmernden Mantel, der auch etwas kaschiert",

versuchte Talery ihre Meisterin etwas zu trösten. Zusammen gingen sie dann zur Kasse, wo Brianna für alles zahlte. Danach erlebten sie jedoch die nächste Überraschung als sie eine Droidenstimme überaus ungehobelt ansprach als sie auf die Damentoiletten wollten. Der Caamasi war sofort klar, dass sie damit gemeint war. Diese Erfrischungszellen waren wohl nur für Menschen und Nahmenschen gedacht. Vor Ärger und Verlegenheit, was diese Gemeinheit überhaupt sollte brachte die in der Hinsicht total unerfahrene Händlerstochter erst einmal kein Wort heraus und starrte stattdessen den Droiden mit offenem Schnabel an. Im Allgemeinen war sie doch immer überall sehr zuvorkommend behandelt worden, insbesondere da sie einen recht teuren Geschmack hatte und gerne einkaufte - was man ihrer Kleidung ja auch ansah. Aber dass sie hier nicht einmal die Erfrischungszellen benutzen durften konsternierte sie vollkommen.

"Ich denke wir sollten uns besser ein anderes Örtchen dafür suchen, meine Liebe. Hier sind die Bewohner offenbar sehr engstirnig."

Diesen Kommentar konnte sich Talery trotz der Rolle, die sie spielten nicht verkneifen als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Diese Frechheit würde sie gewiss noch ein Weilchen verfolgen und sie wusste jetzt schon, dass sie Eriadu nach dieser Mission kein zweites Mal freiwillig besuchen würde, so intolerant wie die Einheimischen hier offenbar waren. Mit ihrem Schnabel formte sie den Namen ihres Raumschiffs, der TARDIS, damit Brianna ihr OK geben oder gegebenenfalls etwas anderes vorschlagen konnte. Mit der Tüte mit Briannas und Talerys Sachen stürmte die Caamasi dann aus dem Einkaufspark. Sie konnte einfach nicht anders. Im Moment war sie einfach nur entsetzt darüber wie sie als Caamasi hier behandelt wurde. Am liebsten hätte sie ihre gekauften Sachen ja zurückgegeben, aber sie brauchten diese nun einmal. Umsonst sollte der ganze Einkauf nun auch nicht gewesen sein. Allerdings war dies nun schon ein Vorgeschmack wie sich die Jugendlichen der "Neuen Wege" vermutlich auch benehmen würden. Aber denen durften sie als Jedi zumindest Einhalt gebieten und ihnen das Holocron wegnehmen. Darauf freute sich Talery mittlerweile immer mehr. Beim Droidentaxistand angekommen wandte sich Talery dann leise an ihre Meisterin.

"Je eher wir hier fertig sind, desto besser. Ich habe weniger Lust denn je mich den lokalen Gepflogenheiten anzupassen, aber es hilft ja nichts. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen, deswegen sind wir ja hier. Wir schaffen das gemeinsam",

versuchte sie sich und gleichzeitig auch Eisblume aufzumuntern, welche ebenfalls nicht die mindeste Freude bei dem Gedanken hatte wie Talery wusste, dass sie sich zu einer Menschenfrau verkleiden musste - gerade sie, die stolze Echani. Aber es schweißte sie zusammen.

"Ich weiß auch schon in etwa, wie wir das dann bewerkstelligen können. So schwierig kann es ja nicht sein diese Schminke zu verwenden."

Allerdings verschwieg Talery dabei absichtlich, dass es vermutlich auch wieder einiges an Aufwand werden würde bis sie dies alles wieder von Briannas Haut herunter hatten. Dies war ein viel größeres Problem als umgekehrt. Vermutlich war Eisblume danach tagelang gerötet an den entsprechenden Hautpartien. Mit etwas Glück hatte sich dies vielleicht gelegt, wenn sie von Eriadu weg nach Lianna geflogen waren hoffte die Caamasi. Aber dies jetzt zu erwähnen war sehr wahrscheinlich kontraproduktiv. Außerdem half es ja eh nichts.

Eriadu - Phelar, Stadtmitte - Einkaufspark - Brianna und Talery
 
Eriadu - Stadtmitte von Phelar - Einkaufspark - Talery und Brianna

Die Aussicht, sich derart verschandeln lassen zu müssen, um wie eine Menschenfrau auszusehen, gefiel Brianna nicht besonders und dass sie dazu auf fremde Hilfe angewiesen war, machte die Sache nicht gerade besser. Die richtige Tönung erraten zu haben, um bei der Haarfarbe nachzuhelfen, war nur ein geringer Trost. Darüber hinaus war sich die Echani nicht sicher, wie viel Talery wirklich von humanoider Kosmetik verstand, aber sie selbst verstand nicht genug von diesen Dingen, um es besser zu wissen. Es ließ sich auch keine Kaufhausmitarbeiterin in ihrer Nähe sehen, die sie hätte beraten können und es machte fast den Anschein, dass dies mit der allgemeinen Skepsis gegenüber Fremdlingen hier zu tun hatte.

Mit dem dunkler Färben der Haut lag Brianna freilich daneben. Selbst von Natur aus perfekt aussehend, also vollkommen blass, verstand sie nicht, wieso irgendjemand eine dunklere Hautfarbe haben wollen könnte. Natürlich hatte die Jedi-Ritterin auch keine diesbezüglichen Erfahrungen – sie vermutete, dass Schminken eine Angewohnheit war, die man zu Schulzeiten erwarb, weshalb diese an ihr wohl komplett vorübergegangen war. Das bisschen, was sie tatsächlich benutzte, war dagegen leicht in der Handhabung.


„Wollen ist relativ, aber es hilft ja nichts. Hauptsache die ganze Sache versaut mir nicht auch noch die Tunika,“

Resignierte sie achselzuckend und ließ quasi willenlos über sich ergehen, wie ihre Padawan die Grundierung auf ihrer Hand auftrug.

‚Überzeugend‘ würde ich sagen. ‚Gut aussehen‘ ist nach meinen Begriffen etwas anderes, aber du hast recht, ich denke, das könnte so funktionieren.“

Ob die Hose funktionierte, stand auf einem anderen Blatt. Sie passte natürlich schon zu ihren Körperformen, drückte nicht und zog und und machte ganz generell den Eindruck, dass sie die Beweglichkeit der überaus gelenkigen Brianna nicht nennenswert einschränkte - anderenfalls hätte sie das Ding sofort zurückgegeben, Maßanfertigung oder nicht, aber figurverhüllend war sie eben auch nicht gerade und dass die Echani viel muskulöser war als eine durchschnittliche Menschin, war so nur schwer zu verheimlichen. Der Mantel ihrer Jedi-Roben würde es richten müssen und das Lob, welches Talery für ihn erübrigte, munterte Brianna allerdings wieder ein wenig auf.

„Danke! Schade ist allerdings, dass ich die dunkle Seite nach außen tragen muss, um mich farblich anzupassen, aber lieber so als ohne.“

Die nächste böse Überraschung erlebten sie auf den Weg zu den Nasszellen, wo der Droide sie bereits beim Betreten darauf hinwies, dass es in dem Gebäude nach Spezies getrennte Nasszellen gab. Brianna vermutete zwar, dass der Blechkumpan sich nur auf Talery bezog und sie selbst als Nahmenschin willkommen war, beschloss aber, sich aus Prinzip angesprochen zu fühlen. Menschen! Die hatten ja nun wirklich überhaupt keinen Grund, sich für etwas Besseres zu halten und dass die Leute hier selbst ihre Droiden entsprechend programmierten, war widerlich. Schlimmer waren ja eigentlich nur Twi'lek, aber selbst mit diesen Tentakelschlampen hätte die zweifellos viel weiter oben in der Evolutionspyramide stehende Echani jederzeit die Nasszelle geteilt.

Die Idee, sich bereits in diesem Einkaufspark auszustaffieren verlor deutlich an Reiz und nicht nur Talery, sondern auch ihre Meisterin wollte lieber den Zeitverlust in Kauf nehmen, indem sie zur TARDIS zurückkehrten, als hier nach einer Nasszelle zu suchen, in der sie willkommen waren.


„Ja, lass' uns gehen. Kommt es nur mir so vor oder diese Geisteshaltung hier in Phelar deutlich ausgeprägter als noch in Eriadu City? Dort sah man zudem mehr Nichtmenschen auf den Straßen als hier.“

Mehr oder weniger im Vorbeigehen las die Silberhaarige noch eine einfache Holokamera, die mit dPad-Kompatibilität beworben war – für mehr fehlte ihr die Zeit, da Talery strammen Schrittes und auf direktem Weg aus dem Kaufhaus marschierte, so dass Brianna laufen musste, um sie wieder einzuholen. Aber sie konnte sie verstehen. So offenkundige Xenophobie hatte sie auf einer Republikswelt nicht erwartet und dass diese ihre Caamasi-Padawan besonders traf, war nicht überraschend.

„Die lokalen Gepflogenheiten sind diejenigen, die sich eigentlich anpassen müssten, nicht wir. Doch wir können nicht eine ganze Gesellschaft auf einmal ändern und müssen unserem Auftrag unsere Rolle spielen, auch wenn ich mit der Denkweise dieser Leute nicht einverstanden bin und mich ihr niemals unterordnen würde, wenn ich hier lebte. Vielleicht besteht aber noch Hoffnung. Diese ‚Neuen Wege‘ sind Jugendliche aus wohlhabenden, einflussreichen Familien. Sie sind Eriadus Zukunft, oder wenigstens ein Teil davon. Wenn wir sie dazu bekommen, ihr Weltbild zu hinterfragen und sich zu ändern, trägt dies auf lange Sicht vielleicht zu einer offeneren, vielfältigeren Gesellschaft bei,“

Sinnierte Brianna, obwohl ihr klar war, dass hierbei viel Wunschdenken im Spiel war. Zunächst einmal mussten sie überhaupt einmal die Clique finden und ob sie irgendeinen nachhaltigen Einfluss jenseits des Wegnehmens der Spielzeuge ausüben konnten, blieb abzuwarten. Die Jedi-Ritterin dachte immer noch darüber nach, als sie bereits im Robotaxi zurück zur TARDIS schwebten und überließ die Detailfragen der Kosmetik ihrer Padawan als ausführendem Organ, was so gesehen doch eine durchaus angemessene Konstellation war, obwohl sie das natürlich nicht laut sagte. Talerys Expertise als Kosmetikerin war durchaus gefragt und womöglich auch bald die als durch Genetik und Geschichte dazu prädestinierte Vermittlerin. Wenn sie die „Neuen Wege“ nicht zu ihrem Glück prügeln wollte jedenfalls.

An Bord des Schiffes angekommen trug Brianna einen Stuhl in die Nasszelle. Immerhin war sie größer als ihre Padawan und es wäre sicher nicht angenehm für sie, die ganze Zeit an ihrer stehenden Meisterin zu arbeiten. Zum Glück musste Talery sich nicht ebenfalls schminken, da sie sich sonst arg sputen mussten, um noch rechtzeitig vor den Jugendlichen in der alten Fabrik zu sein. Eigentlich war die Silberhaarige bereit und hatte sich auch damit abgefunden, ihr Aussehen in Talerys Hände zu legen, bis ihr urplötzlich siedendheiß und natürlich viel zu spät, um noch etwas deswegen zu unternehmen etwas wichtiges einfiel.


„Moment Talery, diese Tönung wäscht sich aber schon wieder den Haaren aus, oder?“

Eriadu - Raumhafen von Phelar - TARDIS, Nasszelle - Talery und Brianna
 
Eriadu - Phelar, Stadtmitte - Einkaufspark - Brianna und Talery

Als Eisblume die Empfindung aussprach, dass diese Abneigung gegenüber Fremden in Phelar viel ausgeprägter war als in Eriadu City, konnte Talery ihr nur recht geben. Es war schon lange her seit sie als Caamasi so unfreundlich behandelt worden war - und das schmerzte sie tief.

"In Eriadu City hat uns kaum jemand eines zweiten Blickes gewürdigt, mit Ausnahme derer natürlich, die uns verfolgt haben. Ich meine, natürlich ist Eriadu kein Hinterwäldlerplanet, was man in Eriadu City auch gemerkt hat, wo viele andere Spezies unterwegs waren, längst nicht nur Menschen. Hier in Phelar allerdings fühlt es sich an wie tiefste Provinz mit Einwohnern, die noch nie mehr als ein paar Kilometer von ihrem Zuhause weggekommen sind. Als ob sie von Caamasi etwas zu fürchten hätten, diese ungebildeten Banausen hier",

schimpfte sich Talery ihren Frust von der Seele. Sie hatte ja schon viele Planeten besucht. In deren Hinterland allerdings war sie nur in den seltensten Fällen gelangt. Auch von Eriadu hätte sie vermutlich einen akzeptablen Eindruck gehabt, wenn sie nur in der Hauptstadt geblieben wäre. Ob sie durch diese kleine Mission wirklich ein Umdenken in dieser tiefsten Provinz von Eriadu erreichen konnten hatte die Padawan auch so ihre Zweifel. Dennoch musste sie ihrer Meisterin natürlich recht geben.

"Ja, die Bewohner hier haben noch viel über Toleranz und Galaxiskunde zu lernen. Solch eine Einstellung hatte ich eigentlich eher auf imperialen Welten erwartet, nicht in der Republik. Nicht einmal Taris war so schlimm, obwohl dieser Planet ja schon einen entsprechenden Ruf hat, dass Menschen dort bevorzugt werden. Ich hoffe zudem auch sehr, dass du recht hast, dass wir einen guten Eindruck auf diese Jugendliche hinterlassen könnten. Aber so recht vorstellen kann ich mir nicht, dass sich dadurch viel ändert. Wer weiß, vielleicht bestärkt es ihre Abneigung anderen Spezies gegenüber sogar noch, aber wollen wir's nicht hoffen",

antwortete die Caamasi düster, während sie endlich den Einkaufspark hinter sich ließen. Dass Brianna noch eine Holokamera mitnahm bekam Talery kaum mit, so versunken war sie in ihrem Ärger über die Einwohner Phelars. Dass der eine oder andere Passant ihr Geschimpfe mitbekam war ihr in dem Moment auch völlig gleichgültig. Sollten sie doch denken was sie wollten, diese engstirnigen Ignoranten hier. Entsprechend wappnete sie sich geistig auch bezüglich der Reaktionen der Jugendlichen der "Neuen Wege". Diese stammten ja auch überwiegend von hier und die Padawan erwartete nicht, dass sie aufgrund ihrer etwas gehobeneren Abstammung groß anders dachten als die restlichen Einwohner hier.

"Das kann ja heiter werden..."

Ihren Sarkasmus konnte sie sich leider nicht verkneifen und kämpfte deswegen auch sogleich mit dem Drang sich bei Eisblume dafür zu entschuldigen. Sie entschied sich aber letztlich dagegen, da ihre Echanimeisterin ihr vermutlich in allen Punkten Recht gab. Schließlich war diese auch eine stolze Echani und das zu recht. So viele andere Spezies konnten ebenfalls stolz darauf sein was ihre Vorfahren und ihr Volk im Allgemeinen alles geschaffen und geleistet hatten, nicht nur die Menschen. Talery wusste natürlich ebenfalls nur zu gut, dass es auch viele tolerante Menschen gab - jene, die von anderen Planeten stammten als Eriadu verbesserte sie sich in Gedanken - aber dennoch konnte sie sich gewisse unfreundliche Gedanken gegen die hier ansäßigen Menschen nicht verkneifen, über denen sie die ganze Fahrt über zur TARDIS im Raumhafen von Phelar brütete. Eisblume verhielt sich ähnlich schweigend. Erst in der TARDIS kam dieser siedend heiß ein Gedanke in den Kopf, aber nicht ganz so wie Talery dies erwartet hatte.

"Natürlich wäscht sich dies wieder aus. Das ist ja eine Tönung, keine Färbung, was es ja für Caamasi auch gibt, nur hier nicht",

fügte Talery gehässig hinzu, während sie der auf einem Stuhl in der Erfrischungszelle sitzenden Echani die entsprechende Passage auf der Verpackung zeigte.

"Sieh her, es wäscht sich nach drei bis vier Haarwäschen vollständig heraus. Darauf hab ich beim Einkauf schon geachtet",

konnte sie ihre Meisterin beruhigen.

"Wenn du auf dem Rückflug täglich deine Haare wäschst, sind sie wieder völlig normal, wenn wir Lianna ankommen. Ich mache mir eher Gedanken darüber wie deine Haut darauf reagiert, wenn sie länger gefärbt ist. Du hast das vermutlich noch nie ausprobiert, oder?"

Viel länger konnte Talery ihre Befürchtungen zwecks dem Makeup nicht mehr zurückhalten. So viel Ehrlichkeit war sie ihrer Meisterin auch schuldig, während Talery bereits anfing Eisblumes langes, silbernes Haar im Waschbecken zu waschen, um anschließend die Tönung einmassieren zu können, was laut Verpackung nicht lange dauern sollte. Mit geübten Fingern fuhr sie durch die Haare ihrer Meisterin wie sie es sonst bei ihren eigenen Daunen machte. Pflegemittel mussten ja schließlich alle gründlich und intensiv aufgetragen werden, um gut wirken zu können. Diese Praxis kam ihr hier nun zu Gute.

"Die Einwirkungzeit ist übrigens 20 Standardminuten. In der Zeit kann ich ja deine sichtbare Haut grundieren, wenn du damit noch einverstanden bist?"

Bei den letzten Worten der Caamasi lag eine gewisse Frage in der Luft. Schließlich konnte sie auch irgendwo verstehen, falls Eisblume doch lieber so bleich wie immer bleiben wollte. Vielleicht war es ja in der Fabrik entsprechend dunkel und es fiel nicht so groß auf. Möglicherweise gab es ja auch menschliche Krankheiten, die solch eine Blässe verursachen konnten spekulierte Talery, während sie weiter Briannas Haare bearbeitete.

Eriadu - Phelar, Stadtmitte - Einkaufspark - Brianna und Talery
 
Eriadu - Raumhafen von Phelar - TARDIS, Nasszelle - Talery und Brianna

Es stimmte, Phelar wirkte sehr viel provinzieller als die Hauptstadt Eriadu City, obwohl man diese Tatsache mehr an der Einstellung der Leute als an irgendetwas anderem festmachen konnte. Wahrscheinlich kannten die meisten Bewohner der Stadt keinen Nichtmenschen näher, von daher war es kein Wunder, woher die Vorurteile kamen. Der durchschnittliche Bewohner der Galaxis war eben nicht alle paar Wochen auf einem anderen Planeten, so wie es die Händlerstöchter Talery und Brianna kannten – oder Jedi. Die Silberhaarige verkniff sich dabei den Kommentar, dass generell die allerwenigsten Leute schon einmal eine Caamasi gesehen hatten, was unnötiges Salz in kollektive Wunden gestreut hätte.

„Ich weiß nicht, ob die Leute hier schlimmer sind als auf Taris. Das unbekannte zu fürchten ist kein ungewöhnliches Verhalten, wohingegen es auf Taris ja jede Menge Nichtmenschen und dennoch diese Vorurteile gibt und das Gefühl, etwas besseres zu sein. Ich finde, das ist noch schlimmer, das ist die Denke von Leuten wie Janus. Es ist wohl kein Wunder, dass er von dort stammt und daher sind die dunkle-Seite-Allüren unser jungen Freunde hier wohl auch keine Überraschung,“

Hatte Brianna auf dem Rückweg noch erwidert, der bei der Erwähnung von Taris selbstredend sofort wieder Janus in den Sinn gekommen war. Dieser Ba'stard! Wie konnte er nur! Da tauchte der totgeglaubte Verehrer, quicklebendig wieder auf, aber nicht bei ihr, sondern er platzte in Kestrels Mission und sorgte dort nicht nur für jede Menge Ungemach, sondern baggerte auch prompt jedes anwesendes Frauenzimmer an. Eigentlich hätte er bei ihr antanzen müssen, damit sie ihn daraufhin hätte abblitzen lassen können, oder sowas in der Art. Ein simpler Anruf hätte es auch getan! Aber nein, der feine Herr gab Interviews und schien viel mehr um seine Medienpräsenz besorgt als um sonst was. Natürlich bekam sie dergleichen mit, in der der Republik gab es ja unzensiertes HoloNet.

Zurück auf dem Schiff beruhigte die Padawan ihre Meisterin sofort, was die Auswaschbarkeit der Tönung betraf. Während Brianna darüber nachgrübelte, dass es auf Phelar wohl kaum einen großen Markt für Daunentönungen gab, sah Talery auch nochmals auf der Packung nach und konnte die Echani anschließend endgültig beruhigen. Zweifellos würde sie sich auf dem Rückreise so lange waschen, bis nicht mehr der kleinste Tönungsschleier auf ihrem herrlichen silbernen Haar zu sehen sein würde, welches die Caamasi bereits begann zu waschen. Die Jedi-Ritterin fühlte, dass sie jetzt gleich ganz stark sein musste. Gleich würde ihre schöne Silbermähne verschandelt werden, wenngleich fachgerecht von geübter Hand, und es kam noch schlimmer. Wie ihre Haut darauf reagierte?


„Natürlich nicht, wieso sollte ich meine Alabasterhaut auch dunkler färben wollen? Ich will nicht wie eine Menschin aussehen!“

Brianna seufzte und fügte sich in ihr Schicksal.

„Aber mach' weiter, es hilft ja nichts.“

Anschließend schloss sie die Augen, schwieg und meditierte, denn sie hatte das Gefühl, sonst ob des Gedankens, optisch in eine Menschin verwandelt, schreien zu müssen und Talery konnte ja wirklich nichts dafür, vielmehr bemühte sie sich und wirkte auch kompetent. Da merkte man die ausufernde Erfahrung mit Kosmetika doch sehr…

Irgendwann war die Maskerade vollendet. Brianna, die es durchaus genossen hatte, bepudert, massiert und versorgt zu werden, hielt den Atem an und brauchte ein paar Sekunden, bis sie es über sich brachte, die Augen zu öffnen und sich im an der Wand der Nasszelle angebrachten Display zu betrachten. Ein paar Sekunden mehr brauchte sie anschließend auch noch, um den Schock zu verdauen, sie musste aber zugeben, dass sie mit blond gefärbtem Haar und etwas dunklerem Teint dieser jugendlichen Kwyn nun doch sehr, sehr ähnlich sah.


„Sieht gut aus, soweit Menschenfrauen gut aussehen können. Auf jeden Fall ist es gelungen – man merkt, dass du dich wirklich sehr auf dieses Handwerk verstehst. Gut gemacht! Es ist sehr überzeugend, oder was denkst du?“

Zu einem ‚Danke‘ konnte sich die Echani aber beim besten Willen nicht durchringen, dafür litt sie moralisch zu sehr darunter, nun als Menschin durchzugehen. Es dauerte anschließend auch nur bis zur Taxifahrt Richtung alte Industrieanlage, bis der Floh, den Talery Brianna in Bezug auf die Hautverträglichkeit der Grundierung ins Ohr gesetzt hatte, Wirkung zeigte.

„Meine Haut hat bereits angefangen zu jucken,“

Beklagte sie sich und sah ihre Padawan daraufhin forschend an.

„Aber es wird besser, sobald ich meine Heilkräfte einsetze. Ich habe mir überlegt, dass du diesen Part übernehmen könntest und mit der Macht den Juckreiz zu lindern versuchst. Es wäre eine gute Übung – so könnten wir beide sehen, was du auf Denon gelernt hast und ich denke, ich bin auch ein dankbares Übungsobjekt, weil ich dir sofort sagen kann, ob du es richtig angehst.“

Eriadu - Phelar - Im Speedertaxi unterwegs zur alten Raumjägerfabrik - Talery und Brianna
 
Eriadu - Raumhafen von Phelar - TARDIS, Nasszelle - Brianna und Talery

Brianna war alles andere als glücklich, dass sie rein optisch in eine Menschenfrau verwandelt wurde. Allein ihre Haltung sprach Bände, erst recht ihre Worte und Reaktionen. Talery konnte sie gut verstehen, besonders auch nach dem Verhalten, welches ihnen im Einkaufspark widerfahren war. Auch was Eisblume zu der Furcht der hiesigen Einwohner vor dem Unbekannten gesagt hatte machte durchaus Sinn, je länger die Caamasi Zeit hatte zu überlegen. So geistig fordernd war unter anderem das Einmassieren von Shampoo und Haartönung nämlich nicht. Furcht jedenfalls war kein positives Gefühl. Was tat man dagegen? Man schloss sich zu einer Gruppe zusammen und tat alles, um selber stark zu werden. Und was versprach schnell große Macht? Die dunkle Seite mit ihren vielen Verlockungen, das hörte jeder angehende Jedi. Aber es war kein Weg der Beständigkeit, keine natürliche Stärke, sondern eine Illusion, die anderweitig ihren Preis einforderte. Nicht umsonst alterten Sith so schnell und sahen sehr bald verbraucht und krank aus. Talery hatte sich dazu bereits vor einiger Zeit schon Bilder in der Jedibibliothek angesehen. So wollte sie nie aussehen, da half auch gewiss keine Creme, Pflegebalsam oder Hautlotion oder gesunde Ernährung mehr.

Als Talery schließlich nach geraumer Zeit fertig war hielt sie den Atem an als ihre Meisterin das Werk ihrer Padawan begutachtete. Natürlich war die Echani nicht glücklich, dass sie nicht mehr wie eine stolze Echani aussah. Allerdings hatten sie ihre Ziel Brianna als Kwyn zu tarnen durchaus erreicht, was Eisblume ihr auch zugestand.


"Ich verstehe was du meinst. Aber unter normalen Umständen würd ich schon sagen, dass du als diese Kwyn durchgehen kannst, wenn du nicht gerade in 30 cm-Distanz bei jemandem stehst, der diese Menschenfrau gut kennt. Hm, ich sollte bei Gelegenheit meine Maskenbildnerfähigkeiten erweitern, das könnte uns noch öfter von Nutzen sein, meinst du nicht?"

Die Caamasi war jedenfalls zufrieden mit ihrem Werk und das linderte auch ihren Frust bezüglich ihrer vorherigen Enttäuschungen im Einkaufspark. Die Padawan hatte ihren Wert beweisen können und das war noch längst nicht das letzte Mal auf dieser Mission, das hatte sie sich fest vorgenommen. Danach wandte sich Talery in ihrer Kabine ihrer eigenen Verkleidung zu. Der weite, lange und wallende Mantel, den sie erworben hatte war überaus dankbar. Darunter konnte sie praktisch alles tragen, weswegen sie sich für einen eleganten, dunklen Overall entschied. Der ausladende und wie der Mantel blaue Hut mit dem daran befestigten Schleier war schon eine größere Herausforderung. Allerdings gelang es ihr den Schal im Bereich ihres Schnabels etwas aufbauschen zu lassen, damit dieser nicht gar so stark auffiel und der Schatten des großen Hutes tat ein Übrigens.

"Ok, das müsste so gehen denke ich",

teilte sie ihrer Meisterin mit als sie fertig mit dem Umziehen wieder in der Messe der TARDIS war. Anschließend besorgten sie sich umgehend ein Taxi und fuhren zu dem Fabrikgelände, welches ihnen als Treffpunkt der "Neuen Wege" genannt worden war. Ulkigerweise hatte Eisblume während der Fahrt bereits einen ersten Anfall eines Juckreizes. Wahrscheinlich hätte Talery doch lieber ihren Schnabel halten sollen an Bord der TARDIS, kam ihr unwillkürlich in den Sinn.

"So schnell solllte das aber nicht gehen..."

machte sie einen Versuch die Situation etwas zu entschärfen, was aber vermutlich jetzt im Nachhinein schwierig war.

"Kratzen macht es auf keinen Fall besser, sondern reizt deine Haut nur zusätzlich, also Finger weg. Außerdem würde es deine Schminke gefähren",

fügte Talery zur Sicherheit noch hinzu. Über Briannas damit verbundende Übungseinheit musste sie allerdings schmunzeln. Das war doch mal ein kreativer Ansatz für Machtheilungskräfte. Dennoch wusste sie allerdings auch wie unangenehm ein andauernder Juckreiz war. Also gab sie keine Widerworte - auch um ihre mittlerweile doch schon etwas verbesserten Beziehungen nicht zu gefährden - und konzentrierte sich. Dennoch war die Gelegenheit zu günstig, um nicht auch noch etwas anderes zu probieren. Mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht murmelte Talery leise einige Worte vor sich hin.

"Jede Zelle meines Körpers ist glücklich. Jede Körperzelle fühlt sich wohl. Jede Zelle, an jeder Stelle, jede Körperzelle ist voll gut drauf."

Anschließend suggerierte Talery dieses in sich aufkeimende Wohlfühlen Eisblume durch die Macht, damit sich diese in ihrer menschlichen Maske besser fühlte. Danach rief sie sich noch immer in Konzentration ins Gedächtnis, was sie auf Denon gelernt hatte. Seitdem hatte sie zwar niemanden mehr geheilt, aber so schwer konnte das doch nicht sein, sagte sie sich. Sie sammelte die Macht, versuchte sie in eine Art heilenden Kokon zu verwandeln, welche auf Briannas geschminkte Haut lindernd wirkte. Jedoch war sich die Caamasi nicht ganz sicher, ob das das war, was ihre Meisterin ihr aufgetragen hatte. Nach vielleicht zehn Minuten konnte sie nicht mehr und beendete ihren Heilkokon. Sich etwas ausgelaugt fühlend hatte sie mittlerweile das Industrieviertel Phelars erreicht und ihr Droidenfahrer wies sie darauf hin, dass sie in Kürze ihr Ziel erreicht hatten.

Draußen hatte es bereits angefangen zu dämmern, so dass das ohnehin nicht sehr einladend aussehende Viertel noch zwielichtiger wirkte. In einigen Gebäuden wurde noch gearbeitet und es schwebte eine ganze Reihe von Gleitern vor den großen Industriegebäuden. Andere standen völlig einsam und verlassen dar, wovon einige noch gut in Schuss aussahen, andere dagegen als stünden sie schon über zehn Jahre leer. Genau so eine Anlage war jene, welche ihr Ziel war wie die Caamasi nun erkannte. Diverse Fensterscheiben war gebrochen oder rissig und die Wände wirkten irgendwie vergammelt. Wuchs darauf irgendwas? Das konnte Talery jedenfalls in dem Licht nicht mehr allzu gut erkennen, aber ganz wohl war ihr bei dem Gedanken auch nicht mehr. Das metallene Eingangstor war nur noch angelehnt und bot allen freien Zugang zum Inneren der früheren Raumjägerfabrik. Also konnte es wohl niemanden stören, wenn sich dort drinnen ungebetene Gäste aufhielten. Vermutlich nisteten dort auch einige Exemplare der örtlichen Ausgaben von Granitschnecken und Flederfalken, schoss Talery gleich durch den Kopf und nahm sich vor sich unbedingt vor der hiesigen Fauna in Acht zu nehmen. Man konnte ja nie wissen.


"Sie haben Ihr Ziel erreicht. Ich bitte um Zahlung des Fahrpreises in Höhe von 167 Credits. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag",

gab der gräuliche Droide blechern von sich. Sich nicht darum kümmernd, da dies Eisblumes Aufgabe war wandte sich die Padawan stattdessen an ihre Meisterin.

"Nehmen wir den Haupteingang oder sehen wir uns besser nach einer alternativen Route um?"

Eriadu - Phelar - vor der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery
 
Eriadu - Phelar - Im Speedertaxi unterwegs zur alten Raumjägerfabrik - Talery und Brianna

Sie sah aus wie eine Menschin, dieses Mal wirklich und nicht nur in den Augen ignoranter Mitbürger! So „entstellt“ wie Brianna sich auch fühlte, musste sie doch zugeben, dass die entstandene Illusion sehr überzeugend war. Talery, die der Echani auch ihr Mitgefühl aussprach, obschon sie rein optisch ungleich schwerer zu verwechseln war, hatte in dieser Hinsicht ganze Arbeit geleistet. Trotzdem war Brianna nicht begeistert von dem Gedanken, von nun an öfters so eine Maskerade durchmachen zu müssen. Zwar bestand auch die Möglichkeit, sich als eine andere Echani zu verkleiden, was aufgrund der größeren Homogenität sogar einfacher wäre, aber die Gelegenheit ergäbe sich wahrscheinlich nur selten und dass sie etwas kleiner war als der Echani-Durchschnitt, verkomplizierte die ganze Sache darüber hinaus noch. Selbst dann konnte man unter normalen Umständen höchstens Menschen oder andere Nichtechani täuschen, da ihre eigene Spezies zu stark auf Körpersprache und ganz allgemein die Art, sich zu bewegen, abstellte. Aber so konnte sie das Talery natürlich nicht sagen, schließlich vertrugen sie sich erst seit kurzem wieder und einer der zentralen Punkte ihrer Padawan war, dass sie sich gebraucht fühlen wollte. Auch in ihrem eigenen Interesse hoffte Brianna, dass sich die ihr unangenehme Verkleiderei als nützlich erwies.

„Das ist ein seltenes Talent in den Reihen der Jedi, was du da besitzt, Talery. Du solltest weiter an ihm arbeiten und es vertiefen, so wie man generell an seinen Stärken ebenso sehr arbeiten sollte wie an seinen Schwächen. Ich kann mir auch vorstellen, dass du damit auch anderen Jedi helfen kannst, die wie jemand anderes aussehen müssen. Immerhin sind auf manche von uns ja Kopfgelder ausgesetzt,“

Meinte die Jedi-Ritterin hilfreich und klammerte sich an die Hoffnung, dass sich beim nächsten Mal ein anderes Opfer finden würde. Sie selbst wollte ganz bestimmt nicht wie jemand anderes aussehen! Dass ihre Caamasi-Schülerin ebenfalls nicht begeistert war, ihre Herkunft zu verbergen, auf die sie bekanntermaßen sehr stolz war, konnte Brianna vor diesem Hintergrund ebenfalls gut verstehen. Dieses Vorhaben gestaltete sich auch als schwieriger, aber so, wie Talery Mantelkragen, Schal, Schleier und Hut drapierte, ging sie auf den ersten Blick durchaus als Einheimische durch.

„Sollte passen, wenn du aufpasst wie du dich und vor allem deinen Kopf bewegst,“

Stimmte die Jedi-Ritterin zu. Dass die Schminke bereits kurz darauf im Taxi die ersten Nebenwirkungen zeigte, machte Talery skeptisch. Ganz klar dachte die Padawan, dass Brianna sich den Juckreiz nur einbildete, aber das half der erblondeten Silberhaarigen auch nicht weiter. Sie bekämpfte das Bedürfnis zu kratzen mit aller Selbstkontrolle, die sie durch ihr Echani-Training im Laufe der Jahre erworben hatte.


„Das weiß ich ja… versuch' einfach zu helfen, okay? Es ist schwer, sich unter den Umständen zu konzentrieren.“

Ein, zwei qualvoll juckende Minuten später konnte Brianna einen Unterschied spüren. Auch einen Unterschied zu ihrer eigenen Machtheilung zuvor, denn es handelte sich nicht im Heilung in dem Sinn. Es war eher, als wollte ihr jede einzelne Zelle ihrer betroffenen Hautpartien mitteilen wollte, dass im Grunde genommen alles halb so schlimm war.


„Das ist nicht, was ich dir beigebracht habe, aber es hilft,“


Stellte die Echani allgemein etwas entspannter wirkend fest. Diese Entspannung wurde jedoch zum Ende der Fahrt gleich wieder auf die Probe gestellt, als die Zwangsblondine vom Taxidroiden eine gesalzene Taxe in Höhe von 167 Credits präsentiert bekam. Briannas erster Gedanke war, seit wann sie als Jedi denn Fahrpreise zu bezahlen hätte, aber eigentlich waren sie ja inkognito… die vorherigen Verfolger hatten sich zwar nicht sehr professionell angestellt, doch man konnte ja nie wissen. Vor allem jetzt, wo sie wie Kwyn aussah und dafür auch körperlich und seelisch entsprechend hatte leiden müssen, wollte sie diese Verkleidung nicht gleich aufs Spiel setzen und sie hatte auch prompt eine andere Idee. Diese Mission schlug auch so schon zu sehr in ihr Budget an Verfügungsmitteln, das sie hatte.


„Bezahlen? Weißt du nicht wer ich bin, Droide? Denkst du, ich trage solche Summen bei mir mit all den… Keimen! die sich auf Creditchips so tummeln? Du wirst schön brav eine Rechnung an das Haus Van Bray schicken, wo man sich angemessen damit befassen wird,“

Entgegnete die Echani mit gespielter Hochnäsigkeit und lieferte dabei eine einigermaßen gelungene Imitation des Eriadu-Dialekts ab, den sie seit Ritterin Bhury immer wieder gehört hatte. Es gab eine bange Pause von mehreren Sekunden, während der Brianna Blicke mit ihrer bereits ausgestiegenen Padawan wechselte. Anscheinend hatte der Droide ihre Erscheinung mit irgendwelchen Bilddatenbanken im Holonetz abgeglichen, denn als er wieder zum Leben erwachte, akzeptierte er das Ansinnen.

„Sehr wohl, Madame Van Bray. Ich werde die Rechnung an Ihre Eltern schicken,“


Bestätigte er schließlich blechern, woraufhin die Echani-Jedi zufrieden ausstieg. Angesichts ihres Alters dürfte die echte Kwyn noch keine Flugerlaubnis besitzen (ebensowenig wie die falsche eine hatte, zugegebenermaßen) und da sie den Ort hier bekanntermaßen öfters aufsuchte, durfte die Rechnung wohl nicht einmal auffallen und sie konnten dies als Spende an den Jedi-Orden betrachten. Talerys Frage ließ ihre Meisterin aus ihren Überlegungen hochschrecken.


„Wir nehmen den Haupteingang. Mögliche Beobachter werden denken, es ist sie, die den gewohnten Platz aufsucht,“

Erklärte Brianna nach kurzem Überlegen. Die alte Sternjägerfabrik stand offensichtlich schon des längeren leer – eine seltsame Erscheinung in diesen stürmischen Kriegszeiten, wie sie fand – und das Haupttor war unverschlossen. So wie sie sich diese Jugendlichen im Kopf ausmalte, würden diese ebenfalls geradewegs durch den Vordereingang marschieren, als ob ihnen die ganze Anlage gehörte, also würden sie es ihnen gleichtun.

„Komm!“

Ermunterte die Echani in Verkleidung ihr vermummtes Gefolge und betrat die Fabrikhalle. Durch die wenigen, weit oben angebrachten Fenster erreichte um diese Tageszeit nur noch wenig Licht den Boden, aber es reichte um zu sehen, dass man die Anlagen teilweise entfernt und zurückgelassen hatte, was man nicht zu Credits hatte machen können. Reste von Maschinen standen ebenso herum wie einige halbfertige Sternjäger von einem Typ, den Brianna nicht erkannte, aber immer wieder gab es auch offene Flächen, an denen Löcher im Boden oder Reste alter Befestigungen von produktiveren Tagen zeugten.


„Pass' auf, wo du hintrittst!“


Ermahnte die behände Echani-Athletin ihre Padawan leise, über nichts zu stolpern. In der Mitte eines der ersten größeren Freiräume gab es einen kreisrunden tiefschwarzen Fleck, der selbst bei diesen Lichtverhältnissen sofort auffiel. Sie kniete sich davor um zu sehen, woher dieser rührte.

„Das sieht seltsam aus.“

Eriadu - Phelar, alte Sternjägerfabrik - möglicher Ritualort? - Talery und Brianna
 
Eriadu - Phelar - vor der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery

Insgeheim musste Talery breit grinsen als ihre Meisterin auf die Idee kam der Familie dieser Kwyn die Rechnung für ihre Taxifahrt aufzudrücken. Es war zwar einerseits nicht ganz jediartig. Aber da diese Clique der "Neuen Wege" schließlich dafür verantwortlich war, dass sie überhaupt nach Eriadu geflogen waren, was dem Jediorden auch so einiges gekostet hatte, konnte Talery durchaus damit leben. Daher erachtete sie den Preis nur für gerechtfertigt. Sogar der beschränkte Droide brauchte nur ein paar Sekunden, um dies zu verarbeiten und ihnen dann noch einen angenehmen Tag zu wünschen.


"Nette Idee",

hauchte Talery Eisblume zu als sie ausgestiegen waren. Dabei überprüfte die Caamasi auch noch kurz den Sitz ihrer Tarnkleidung, welche ihr Gesicht ja bis auf die Augen weitgehend verhüllte. Als Brianna eiskalt durch den Haupteingang hineingehen wollte, zögerte die Padawan jedoch. Eisblumes Argument leuchtete ihr zwar ein, aber sie fühlte sich dennoch unwohl dabei. So waren sie sofort im Zentrum der Aufmerksamkeit, falls jemand zufällig dort drinnen war. Es behagte Talery nicht ohne Möglichkeit der Beobachtung einfach dort hinein zu stürmen als gehörte die verlassene Fabrik ihnen. Aber da Eisblume in Verkleidung von dieser Kwyn die Richtung vorgab musste sie leider folgen. Jetzt war daher sie es, die sich am liebsten vor Unbehagen kratzen würde, aber sie zwang sich ihrer Meisterin zu folgen und lieber ihre Umgebung im Auge zu behalten als sich einen Kopf über ihre eigene Gefühle zu machen.

Im Fabrikgebäude war es mittlerweile aufgrund der wenigen, hoch angebrachten Fenster ziemlich düster und zwielichtig und noch wichtiger wie es schien menschenleer. Aber noch eigenartiger als die Optik teilweise demontierter Maschinen und Raumjäger war das Sammelsurium von Gerüchen. Einerseits gab es hier vieles von dem, was Orte ausmachte, wo viele Raumschiffe waren. Abgase, Dämpfe, Maschinengerüche, Kühlmittel, Schmieröle usw. vermischt mit dem Geruch des Verfalls, das war alles zu erwarten gewesen. Aber dabei war auch noch eine andere, ihr unbekannte Komponente. Prüfend sog sie die Luft tief ein, aber viel schlauer wurde sie deshalb auch nicht. Auch wäre sie beinahe über ein paar herausstehende Befestigungsreste irgendeiner Maschine gefallen, wenn ihre Meisterin sie nicht kurz zuvor gewarnt hätte. Außerdem hatte die verkleidete Echani einen runden, schwarzen Fleck gefunden.

"Kann das eine Art Brandfleck sein? Es riecht hier nämlich auch äußerst sonderbar. Als ob die Jugendlichen der Neuen Wege hier auch noch irgendetwas anderes verbrennen oder räuchern würden. Ich kann es aber nicht wirklich einordnen, was es genau ist, denn ich kenne den Geruch nicht."

Dann kam ihr noch eine andere Idee.

"Oder verwenden sie Drogen? Genügend Geld müsste ja vorhanden sein bei der Herkunft dieser Kinder. Zusammen mit der Anwendung der dunklen Seite ist dies keine angenehme Vorstellung..."

sprach Talery ihre Gedanken laut aus, während sie sich dem tiefschwarzen Fleck näherte und sich hinkniete. Es waren keine Asche oder sonstige Verbrennungsreste zu sehen, was überaus sonderbar war und den Aufenthalt hier nicht gerade angenehmer machte. Inmitten der alten Maschinenteile, herabhängenden Rohre und Schläuche, halbfertigen Maschinen und kleinen Häufchen gesammelten Schrotts war Talery auch deshalb überaus dankbar, dass Brianna hier war. Mit dieser Kämpferin an ihrer Seite brauchte sie eigentlich kaum etwas zu fürchten - schon gar nicht diese paar Jugendlichen. Es ging viel mehr darum, wie man diese möglichst schonend und mit erzieherischem Effekt von ihrem dunklen Holocron trennte. Es lag auch einiges an Abfall im Umkreis des Brandflecks herum, aber nichts, was der Caamasi einen Hinweis darauf gab, wie der Fleck entstanden sein konnte. Sie nahm den sonderbaren Geruch von dort jedenfalls sehr deutlich war, aber was es war konnte sie noch immer nicht sagen.

"Vielleicht riecht ja verbrannter Durastahlboden so komisch, aber sicher bin ich mir nicht. Aber sag mal, meinst du das Holocron ist hier irgendwo versteckt oder nimmt es einer von ihnen immer mit? Hier gäbe es jedenfalls genug Verstecke, die so leicht keiner finden würde. Andererseits ist so ein Holocron überaus mächtig und wertvoll. Müssten wir es zudem nicht spüren können?" (Stichwort Jumping puzzle :D)

Talery hatte jedenfalls nichts wahrgenommen, was auf eine intensive Quelle der dunklen Seite hindeutete. Aber die Caamasi wusste nicht, ob sich Holocrons überhaupt so anfühlen. Vielleicht entsprach es ja auch nur eine Machtversion eines banales Datapads, nur eben viel komplizierter zu bauen.

"Ich würde mich jedenfalls wohler fühlen, wenn wir bald unsere Holocamera irgendwo installieren würden und uns dann daran machen würden ein Versteck für uns zu finden bis zum Treffen der Neuen Wege."

Es gewisses Mulmigkeitsgefühl konnte die Caamasi jedenfalls nicht abschütteln. Als ob hier irgendetwas oder irgendjemand auf sie lauern würde, was natürlich nicht sein konnte. Aber es wurde immer dunkler, je tiefer draußen die Sonne stand und langsam war Talery auch versucht ihr Lichtschwert als Leuchtquelle zu verwenden, wenn dieses nicht gar so offensichtlich wäre. Daher stand die Padawan vorsichtig wieder auf und ging einige Schritte von dem Brandfleck weg und zog sich in den Schatten einer bestimmt vier Meter hohen langsam verrostenden Maschine zurück, so dass sie nur noch schwer zu sehen war.

Eriadu - Phelar - in der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery
 
Eriadu - Phelar - vor der alten Raumjägerfabrik - Talery und Brianna

Die sich insgeheim diebisch freuende Brianna grinste, als ihre Padawan ihre Idee lobte. Es war beinahe schon schade, dass die Van Brays wohl nie herausfinden würden, dass man sie um 167 Credits hatte (und es diese wahrscheinlich nicht einmal groß kümmern würde). Dieser Schachzug war ganz und gar nach dem Geschmack der Echani, und dass Talery diesen (beinahe wider Erwarten) guthieß, steigerte ihr Vergnügen daran noch.

Selbstbewusst und hoch erhobenen Hauptes durch den Vordereingang der alten Fabrik zu schreiten, so wie Brianna sich Kwyn vorstellte, erforderte anschließend auch keine große Schauspielkunst. Die Vorstellung, dass sie fast alles, was sie hier tat und nicht Vergehen genug war, um einen DNA-Scan zu rechtfertigen, ihrer mutmaßlich schnöseligen Doppelgängerin anhängen konnte, war einfach zu herrlich. Es rechtfertigte sogar den latent vorhandenen und immer wieder hervorbrechenden Juckreiz durch die Schminke. Dass Talery sich dabei längst nicht so wohl fühlte, war der Echani sehr wohl bewusst, aber manchmal gehörte eine gewisse Dreistigkeit einfach dazu, wenn man Erfolg haben wollte, und das würde ihre Caamasi-Padawan sicher auch noch irgendwann lernen. Das einzige, was Brianna ernsthaft Sorgen machte war, Kwyn in die Arme zu laufen.

Doch das passierte nicht und im schattigen alten Industriegebäude mit seinen zahlreichen Möglichkeiten, sich ungesehen zu machen, fühlte Brianna sich ohnehin wie zuhause. Bei diesen Lichtverhältnissen dürfte es für jede schwer sein, die Maskerade zu durchschauen. Versteckmöglichkeiten gab es hier wahrlich zuhauf, vor allem wenn man die dritte Dimension einbezog, was Brianna gerne tat. Schon auf Nar Shaddaa hatte sie gelernt, dass diese nur allzu gerne in Vergessenheit geriet…

Wie die Jedi-Ritterin auch vermutete Talery ebenso auf Anhieb einen Brandfleck auf dem, aber irgendetwas stimmte daran nicht. Das war Durabeton, und Brianna wusste, wie jener in verbranntem Zustand, zum Beispiel durch einen Blastertreffer, aussah. Dieser hier war zu schwarz und er wirkte in seiner Konsistenz nicht verbrannt, als die Silberhaarige daran herumkratzte, löste sich nichts. Genauso wenig waren Spuren von Farbe erkennbar – einfach nur stinklangweiliger Durabeton, der aus irgendeinem Grund schwarz angelaufen war. Ob der unbekannte Geruch, den freilich nur Talery wahrnahm, damit zu tun hatte? Die lieferte allerdings gleich im nächsten Satz eine andere Erklärung, die nur zu gut passte.


„Drogen würden sehr gut ins Bild passen. Es gibt eine ganze Reihe von Substanzen, die sinneserweiternd wirken oder die Nutzerin in einen Zustand versetzen, die der Sinneserfahrung einer Machtbegabten nahekommen. Angeblich sollen manche sogar kurzzeitig machtartige Fähigkeiten, wie Telepathie verleihen können. Wenn verzogene Sprösslinge aus reichem Hause Sith spielen wollen, wäre das der Weg – ich vermute, das erklärt den Geruch. Dieser Fleck allerdings ist mehr als merkwürdig… ich kann die dunkle Seite spüren!“

Rief Brianna plötzlich aus, und zog die Handfläche zurück, die für einige Sekunden auf dem Fleck geruht hatte. Eine aus dem nichts kommende eisige Kälte durchfuhr ihre Fingerspitzen und wirkte noch einige Zeit nach.

„Ein Brandfleck auf Durabeton sieht nämlich anders aus, zu seinem Geruch kann ich nicht viel sagen. Nein, ich denke, wir haben unseren Versammlungsort gefunden,“

Beschloss Brianna, die aber ihre Zweifel daran hatte, dass die Jugendlichen ihr Holocron hier in der Fabrikhalle zurückließen, selbst in einem guten Versteck. Ihr eigenes Holocron aus dem Nachlass der Ausgrabungen auf Gamorr gab sie nur sehr ungern aus der Hand, obwohl sie ein stetig größer werdendes schlechtes Gewissen bei dem Gedanken hatte, es nicht in die Jedi-Archive zu geben. Doch andererseits war es ihr Eigentum und niemand konnte verlangen, dass sie dieses unaufgefordert dem Orden übergab, nicht wahr? Brianna wusste aber, dass sie diesen Satz nicht laut aussprechen konnte, ohne sich dabei schlecht vorzukommen.

„Ich weiß nicht, ob man Holocrons spüren kann,“


Gestand die Jedi-Ritterin ein. Die meiste Zeit hatte sie mit ihrem eigenen Holocron verbracht, als ihr der Zugang zur Macht noch viel schwerer gefallen war als heute und sie dies nicht mal eben beiläufig hatte spüren können. Aber irgendwie konnte sie doch jederzeit spüren, wo es war, oder? Auch das konnte jedoch reine Einbildung sein, schließlich war ihr das Ding ohnehin so wichtig, dass sie jederzeit über seinen Verbleib wusste und sie ließ es niemand sonst haben oder auch nur sehen. Briannas Meinung stand diesbezüglich fest.


„So einen wertvollen Gegenstand würde ich allerdings nicht in einer halben Ruine wie dieser zurücklassen, auch nicht versteckt, daher würde es mich überraschen, es hier zu finden. Andererseits haben diese Jugendlichen vielleicht nicht die geringste Ahnung von seinem wahren Wert.“

Talery war offenkundig nicht ganz wohl bei dem Gedanken, längere Zeit so offen an diesem Ort zu stehen. Der Einbruch der Dunkelheit rückte zudem immer näher, daher war es zweifellos eine gute Idee, die Holokamera endlich irgendwo installiert zu bekommen.

„Du hast recht,“


Stimmte Brianna ihrer Padawan zu, die sich bereits in die Schatten hinter irgendwelcher Maschinerie zurückzog, und schaute nach oben. Unter dem Dach, bestimmt sechs Meter über ihren Köpfen, verlief ein Gerüst aus Durastahlträgern, welches vielleicht einmal zu einem Repulsorkran gehört haben mochte. Zweifellos konnte man von dort aus die Umgebung des schwarzen Flecks prima beobachten – der perfekte Ort, um unauffällig eine Kamera zu installieren.


„Sekunde, ich bin gleich wieder hier,“


Ergänzte die Echani-Jedi und konzentrierte sich kurz auf die Macht (da sie bereits von Natur aus über eine gewaltige Sprungkraft verfügte, war Machtsprung eine ihrer Paradedisziplinen), hüpfte leichtfüßig auf den nächsten der Träger und landete sicher. [OP]So löst Brianna Jumping Puzzles. :D[/OP] Von dort oben hatte man tatsächlich eine prima Übersicht. Die silberhaarige Echani fühlte sich wieder ganz wie auf Nar Shaddaa, wo sie sich, völlig unberührt von Höhenangst, oft an solchen Orten versteckt hatte. Schnell befestigte sie daher die Kamera mithilfe der Maghalterung und richtete sie auf den schwarzen Fleck aus.

Dann aber geschah es: zwei junge Leute spazierten in ihr Blickfeld, eine eher kleine Jugendliche mit langen dunklen Haaren und ein großer braunhaariger Junge. Sie waren gar nicht einfach zu sehen bei diesen Lichtverhältnissen, da ausschließlich dunkle Farben oder Schwarz trugen (bei der Macht, waren das etwa schwarze Kniestrümpfe?!) und weder konnten sie Talery sehen noch umgekehrt, da die große Maschine zwischen ihnen stand, doch das würde sich ändern. Brianna musste ihre Padawan warnen! Sie konzentrierte sich auf die Macht, bekam ihren Geist zu fassen und ließ Worte der Warnung in dessen Richtung gleiten.


Sie kommen! Links!

Eriadu - Phelar - am Ritualplatz: Jugendliche (NPCs), Talery - darüber: Brianna
 
Textnachricht von Lianna an Tante Brianna Kae:

Hallo! Luis und ich haben heutte Meister Birix Zhon kennen gelernt und mit ihm schön gespielt. Er hat uns eingeladden und auch Tee gekocht und Kekze hinn geställt. Deine Nevis


Nachricht Ende

 
Eriadu - Phelar - in der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery

Talery verfolgte aus dem Schatten heraus wie Eisblume über die Rohre und Träger nach oben sprang. Es sah überaus behände und geschickt aus. Wieviel davon Machtunterstützung war konnte sie jedoch nicht sagen. Die Echani war ja sehr sportlich. Daher würde es die Caamasi auch nicht wundern, wenn Brianna dafür kaum Unterstützung brauchte. Es dauerte auch nicht lange bis ihre Meisterin oben angekommen war und die Kamera auf den besagten dunklen Fleck ausrichtete, was Talery mit Blicken verfolgte.

Plötzlich spürte sie jedoch die Warnung von Eisblume durch die Macht. Es kommt jemand? Panik befiel die Caamasi. Was sollte sie nun allein hier unten tun? Instinktiv zog sie sich noch tiefer in den Schatten der ausladenden Maschine zurück, vor der sie sich befand. Mit dem Hut und dem Schleier im Gesicht konnte man ihre hell schimmernden Gesichtsdaunen nicht sehen, so dass sie hoffen konnte, dass sie jemanden, der nur oberflächlich hinsah sie vielleicht wirklich nicht wahrnehmen würde. Unwillkürlich verkrampften auch ihre dreifingrigen Hände, während sich zwei lautstark miteinander unterhaltende Wesen näherten und die Caamasi dabei versuchte nicht in eine Schnappatmung zu verfallen. Ganz offensichtlich waren es Menschen, genauer gesagt zwei Mitglieder der Neuen Wege. Beide waren dunkel gekleidet und hatten braune Haare. Wenn sich Talery recht entsinnte hieß sie Raychill B'Errie und er Phyn Hutzon und sie beschwerte sich ziemlich lautstark und schnippisch bei ihm. Ihre Kleidung wirkte auf die immer elegant gekleidete Caamasi eher plump und hinterwäldlerisch. Wer trug heutzutage noch Kniestrümpfe und knielange Röcke? Entsetzlich!


"Warum bist du mit Kwyn zu der Aufführung gegangen? Ich dachte wir wären zusammen! Ich habe mir schon alles so schön ausgemalt. Du hättest mir die rote Halskette schenken können, die ich dir vorgestern gezeigt habe, welche wunderbar zu meinem Rock gepasst hätte. Ich bin sehr enttäuscht von dir, Phyn. Du hast Glück, dass du mir zumindest die Datenkarten mit den Clieliedern mitgebracht hast. Sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht mit dir mitgefahren zu unseren Treffpunkt",

schimpfte Raychill mit vor der Brust verschränkten Armen herum, so dass der Padawan dieser Phyn fast schon leid tat.

"Aber ich wollte doch nur freundlich sein. Kwyn hatte doch noch so viel mitnehmen, so dass sie mich nur gefragt hat, ob ich ihr dabei helfen könnte. Das ist doch völlig harmlos..."

versuchte er sich zu verteidigen, was offensichtlich aber kaum Wirkung zeigte, denn sie wandte ihm demonstrativ den Rücken zu und streckte ihr Kinn trotzig nach vorne. Zu Talerys Glück sah die zierliche Raychill aber in eine andere Richtung und Phyn wandte sich ihr natürlich zu und redete sich den Mund fusselig, um die kleine Dunkelhaarige zu beschwichtigen. Aus der Distanz gesehen wirkte das ja ganz goldig, aber leider zeigte ihnen diese turbulente Unterhaltung zweier junger, menschlicher Erwachsenen auf der Partnersuche bisher nichts für die Jedi Interessantes. Zumindest waren sie aber mit sich selbst beschäftigt, so dass keiner so genau ihren Versammlungsort betrachtete. Schließlich kannten sie ihn vermutlich ja ohnehin schon seit längerem. Daher fühlte sich die Caamasi für den Moment sicher genug ihren Blick von dem streitenden Pärchen zu nehmen und sich etwas umzusehen, wie sie aus ihrer unglücklichen Lage heraus kam. Kurzentschlossen schlich sie so leise sie konnte um die große Maschine herum, so dass die Padawan nun wirklich von niemandem mehr gesehen werden konnte. Dennoch befand sie sich damit in der Falle, denn hinter ihr waren soweit sie dies in der zunehmenden Dunkelheit erkennen konnte nur Wände mit unerreichbar hohen Fenstern. Weit und breit gab es keine Tür, durch die sie flüchten konnte. Also hieß es abwarten. Auch hoffte sie, dass Eisblume damit recht hatte, dass das Holocron den Jugendlichen als zu wertvoll erschien, um es in der Fabrik zu vergessen - womöglich sogar in der Maschine hinter der sich Talery versteckte.

"...das nächste Mal kannst DU dich ja mal als Versuchskaninchen melden, wenn deine liebste Kwyn einen Freiwilligen sucht, um was Neues auszuprobieren, was ihr dieser Spinner aus dem Würfel aufgeschwatzt hat."

Dieser bissige Kommentar ließ die Caamasi schließlich aufhorchen. Das hieß ja, dass Eisblume damit recht hatte, dass der Fleck etwas mit der dunklen Seite zu tun hatte. Wenn diese geistigen Kinder wirklich mit der dunklen Seite herum experimentierten, dann war das hier brandgefährlich. Dabei schlug Talerys Herz ohnehin schon bis zum Hals. Sie hatte nicht geglaubt, dass es noch heftiger schlagen konnte, aber es ging. Phyn redete unterdessen weiter auf seine Freundin - oder was auch immer - ein, das war nicht zu überhören. Hinzusehen traute sich die Padawan nicht mehr, da sie ja dann eine Entdeckung riskierte. Zum Glück wurde es mit der Zeit immer dunkler und die Schatten tiefer, so dass etwas später nach einem kurzen Zischen ein flackerndes Licht erschien, von dem Talery freilich nur ein paar reflektierte Strahlen sehen konnte.

"Ach, wo bleiben die denn? Bis du sicher, dass du die richtige Zeit verstanden hast? Womöglich kommen die anderen erst in zwei Stunden und du hast mich viel zu früh hierher geschleppt!"

"Nein, Puggs Nachricht war eindeutig. Ich kann doch richtig die Uhrzeit ablesen, Raychill. Jetzt übertreib aber nicht."

Gefühlt ging dies noch ewig hin und her bis sich endlich weitere Schritte näherten und Talery erneut das Herz noch weiter in die Hose rutschte.


Eriadu - Phelar - in der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Phyn und Raychill (NPCs), Talery - darüber: Brianna

Die ersten Cliquenmitglieder trafen ein und Brianna hoffte, dass das kurze Mädchen und der große Junge repräsentativ waren: sie waren nämlich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt um zu bemerken, dass sie nicht alleine waren. Man konnte wohl einen ganzen Trupp hier drinnen verstecken, ohne dass sie etwas mitbekamen – die Frage war höchstens: als wie viele Trupps zählte Talery?

Dabei unterhielten sich die beiden noch nicht einmal über für die Mission relevante Themen, sondern über Heranwachsendenzeugs – diesen Lebensabschnitt und seine vielen kleinen Kataströphchen hatte die Echani mehr oder weniger übersprungen, doch Raychill (sofern sich Brianna korrekt erinnerte) schien diese gerade in vollen Zügen auszuleben und ließ ihren Begleiter entsprechend darunter leiden. Sie machte den Eindruck, eine sehr energische und energiegeladene Person zu sein, etwas, was Briannas Erfahrung nach bei kleinen, zierlichen Frauen oft der Fall war. Der junge Phyn wirkte dagegen zumindest vom ersten Eindruck nach zu brav für das, was die Neuen Wege mutmaßlich waren, und die Erwähnung von Kwyn, Briannas Doppelgängerin, ließ die Silberhaarige aufhorchen.

Dennoch durfte Brianna Talerys Situation nicht aus den Augen verlieren. Sie hatte dort unten kein wirkliches Versteck gefunden und es war nur der mangelnden Aufmerksamkeit der beiden Jugendlichen zu verdanken, dass diese sich einstweilen hinter der großen Maschine neben dem Ritualplatz verstecken konnte. Auch konnte die sportliche Echani sich nicht mehr hinunter fallen lassen, so wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte, sondern lief auf leisen Sohlen in Richtung ihrer Padawan. Auf dem Träger, auf dem sie stand, erreichte sie ihren Aufenthaltsort freilich nicht direkt, sondern sie musste sich zunächst auf einen tieferen fallen lassen, auf dessen Schienen einst die Krananlage gelaufen war. Freilich stellte dies für die Athletin keinerlei Herausforderung dar, aber sie wollte lautlos und ungehört bleiben, was angesichts des Zustands der rostigen, alten Anlage keineswegs garantiert war.

Natürlich gab es ein Mittel, das nahezu unmögliche möglich zu machen und ihre ohnehin erstaunliche Körperbeherrschung noch weiter zu steigern, die Macht, und während Brianna sich konzentrierte, konnte sie das lautstark geführte Gespräch weiter verfolgen. Der Spinner aus dem Holocron – ein Sith wahrscheinlich. Es war also wahr, diese halben Kinder spielten mit der dunklen Seite herum und der dunkle Fleck war ein Beleg dafür. Die Neuen Wege waren also tatsächlich eine Gefahr, und eine Schreibtischtäterin wie Ritterin Pyls Bhury hatte wohl gut daran getan, sich von ihnen fernzuhalten.

Just in dem Moment, als die machtunterstützt lautlose Landung geglückt war vibrierte ihr Kom. Brianna spürte, dass es von Nevis war, die sich gerade einen sehr unpassenden Moment ausgesucht hatte, zu schreiben. In ihrer momentanen Lage kam das leise Geräusch der Echani-Jedi geradezu unglaublich laut vor. Raychill und Pynn hatten für einen Moment aufgehört zu streiten – wegen ihr? Brianna legte sich flach und hielt sich mucksmäuschenstill auf den wenig Blickschutz bietenden Schienen – komplett in Anthrazit war sie hoffentlich dennoch so gut wie unsichtbar. Doch dann hörte sie Schritte, Brianna atmete, mehr innerlich als tatsächlich, auf und verdrehte den Kopf, um die Neuankömmlinge sehen zu können.


„Kwyn! Pugg! Gut dass Ihr da seit! Raychill wollte mir nicht glauben, dass ihr kommt!“


Begrüßte Phyn die Neuankömmlinge freundlich. Kwyn marschierte mit verschränkten Armen und eingeschnappter Miene voraus, Pugg lief seitlich versetzt hinter ihr her und dem Anschein nach hatte es auch hier Ärger gegeben. Wichtiger war aber, dass Kwyn zu Briannas Verdruss keine Hosen trug und genau wie die anderen keine dunkle Robe, sondern ein Kleid mit dunkelblau-weißem Blümchenmuster und eine ebenso dunkelblaue Weste darüber. Verdammt! Pugg war groß und kräftig und trug ein schwarzes T-Shirt. Falls Kwyn und er zusammen waren, wäre das überaus ironisch, fand die Echani, denn bis auf die Frisur und dass er ein paar Jahre zu jung war, wäre er auch ihr Typ gewesen.

„Phyn! Sag' mal, was fällt dir ein, mit meinem Mädchen auszugehen?“

Platzte es aus Pugg heraus, der seine Schritte beschleunigte – heute schien nicht Phyns Tag zu sein – doch dann hielt Kwyn ihn zurück und machte ihm in ruhigem, selbstbewussten Tonfall Vorhaltungen.


„Könntest du einmal einen Moment lang versuchen, dich nicht wie ein Idiot zu benehmen? Erstens bin ich nicht ‚dein Mädchen‘, du kannst froh sein, mein Freund zu sein. Zweitens ist alles, was Phyn getan hat, nett und freundlich zu sein während du ja nur Bolo-Ball im Kopf hast. Ich frage mich wirklich, warum ich überhaupt bei dir bleibe und nicht zu ihm zurückgehe.“


„Denk' nicht einmal im Traum daran, mir meinen Freund auszuspannen!“

Zischte Raychill, bevor sie leiser hinzufügte:

„Schon wieder.“

„Ach ja? Und was würdest du dagegen tun? Mich umbringen, so wie du es bei Frau Zylvestra getan hast?“


Brianna nutzte die Gelegenheit des immer hitziger werdenden Streits, um sich wieder in Bewegung zu setzen. Sie erreichte den Querträger, der zu der Maschine führte, hinter der sich Talery versteckte, zog sich hoch und lief voraus, bis sie genau darüber war. Lautlos ließ sie sich auf eine flache Abdeckung fallen und arbeitete sich zum Rand vor, um Talery aus ihrer eingeengten Lage zu helfen.

„Ich? ICH??? Seit wann? Wessen Idee war es nochmals, Frau Zylvestra mit diesem blöden Ritual Angst einzujagen? Und wer hat sich vor seinen Boloball-Mitspielern gebrüstet, sie getötet zu haben?“


Raychill sah Pugg an und versuchte, Blitze mit ihren Augen zu verschießen. Mit etwas Hilfe des Holocrons hätte es vielleicht auch geklappt.

„Beruhigt euch, Leute! Es hat keinen Sinn, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen! Ihr wisst ganz genau, dass wir alle an dem Ritual beteiligt waren und dass niemand von uns wollte, dass sie stirbt. Darin sind wir uns doch einig? Außerdem hat niemand so einen grauenvollen Tod verdient.“


Dass Phyn versuchte, die Gemüter zu beruhigen und alle Augen auf ihn gerichtet waren, stellte für Brianna die Gelegenheit da, in Aktion zu treten, Am Rand der Maschine angelangt, beugte sie sich nach unten und streckte ihre Hand nach Talery aus – um zurückzuzucken, als sie eine weitere Präsenz hinter sich spürte.

„Nicht zuletzt wissen wir doch alle, dass Raychill mit der Macht keiner Fliege was zuleide tun könnte. Nicht, weil sie nicht wollte, sondern weil sie einfach nicht das Zeug dazu hat.“

Tönte die Neue, die ausgerechnet aus der Richtung kam, dass sie den Korridor neben der Maschine einsehen konnte, auf der Brianna lag und hinter der Talery sich versteckte. Ihren Unterlagen zufolge handelte es sich bei ihr um Zan Thana Llopazz und sie war die Sorte Menschin, die nach dem Empfinden der Echani wie eine Mirialan aussah. Natürlich war sie keine, sonst würde sie in Phelar wohl kaum akzeptiert und respektiert werden, und sie wirkte sehr akzeptiert und respektiert. Sie trug einen eleganten schwarzen Blazer und einen großen schwarzen Hut, ähnlich wie den von Talery. Obendrein machte sie keine Anstalten, in eine andere Richtung zu sehen.

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs), Talery - darüber: Brianna
 
Eriadu - Phelar - in der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery

Das Gekeife dieser unreifen Jugendlichen wurde mit Ankunft zweier weiterer Stimmen - eine männlich, eine weiblich - nicht etwa besser. Nein, es wurde noch viel hitziger, während sie sich gegenseitig beschuldigten ihren Freund bzw. Freundin ausspannen zu wollen. Oh je, wie lange musste sie das noch ertragen? Das war schlimmer als diese einfach gestrickten Seifenopern im Holonetz. Dabei entfuhr der sonst eigentlich geduldigen Caamasi ein leises Seufzen, das natürlich völlig in den Streitereien unterging angesichts der vorherrschenden Lautstärke. Allerdings kam auch etwas für die Jedi Interessantes dabei heraus. Die getötete Sportlehrerin war offenbar aus "Versehen" gestorben. Das bestätigte auch, woher der komisch riechende und aussehende Brandfleck kam. Die "Neuen Wege" praktizierten tatsächlich dunkle Rituale und ermöglicht hatte dies ihnen vermutlich das Holocron. Das konnte ja noch heiter werden! Diesen Freaks solch eine Macht zu geben war der reinste Wahnsinn. Die wussten sehr wahrscheinlich nicht einmal im Ansatz was sie da taten. Sie als Jedi mussten ihnen unbedingt das Holocron abnehmen und die Flausen austreiben. Fieberhaft dachte die junge Caamasi darüber nach, aber am liebsten wollte sie sich diesbezüglich mit ihrer Meisterin besprechen. Eisblume kroch sogar näher hoch über ihrem Kopf, um ihr wahrscheinlich aus der Patsche zu helfen, so dass Talery hoffnungsvoll ihren Blick nach oben wandte.

Allerdings wurde daraus nichts, denn kurz darauf näherte sich eine weitere, weibliche und sehr selbstbewusst klingende Stimme aus einer anderen Richtung, also nicht dem Haupteingang. Dies hieß ja, dass sie Talery wahrscheinlich würde sehen können! Oh nein... Brianna konnte ihr jetzt nicht helfen. Die Echani musste selbst schauen, dass sie unentdeckt blieb. Also musste sich die Händlerstochter schnellstens etwas einfallen lassen. Eine Flucht erschien nicht möglich, diesbezüglich hatte sie sich ja bereits zuvor umgesehen. Es gab keinen anderen Ausweg. Also musste sie sich auf ihre eigenen Fähigkeiten besinnen. Dazu fiel ihr eigentlich nur eine Beeinflussung durch die Macht ein. Mit wild pochendem Herzen mühte sich die Padawan sich zu konzentrieren und murmelte leise den Jedikodex, um sich zu beruhigen.

"Es gibt keine Gefühle, nur Frieden. Es gibt keine Unwissenheit, nur Wissen. Es gibt keine Leidenschaft, nur Gelassenheit. Es gibt keinen Tod, nur die Macht."

Danach fühlte sich die junge Vogelfrau tatsächlich halbwegs in der Lage eine Gedankenbeeinflussung vorzunehmen wie sie ein bei Meister Janson gelernt hatte. Die Caamasi ließ sich in die Macht fallen, mit welcher der Gestank des Brandflecks gleich um einiges intensiver wurde, aber das konnte sie irgendwie ausblenden. Sie fokussierte die neu angekommende Frau und tastete sich mit ihren Machtfühlern zu ihr vor.

"Du schaust nur auf deine Freunde. Alles andere um dich herum ist unwichtig. Ihr seid völlig allein hier",

sandte ihr Talery durch die Macht. Mit bangem Blick fixierte die Padawan die Frau als sie in ihr Blickfeld kam. Sie war oh Wunder ebenfalls schwarz gekleidet, hatte eine dunklere Hautfarbe als die anderen und überdies einen Hut, welcher dem Talerys sehr sehr ähnlich war. Also hatte sie ja den Modegeschmack gut getroffen, schoss der Caamasi mit Galgenhumor durch den Kopf, während sie ihre Hände verkrampfend ohne sich zu bewegen in Richtung von Zan Thana Llopazz sah, welche sie mittlerweile dank den von Jedi-Ritterin Bhury übermittelten Bildern erkannt hatte. Mit energischen Schritten eilte diese geradezu auf ihre Kampagnons zu und sah - tatsächlich - nur nach vorne. Talery konnte ihr Glück kaum fassen, dass diese Zan Thana von ihr keine Notiz genommen hatte. Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft, murmelte sie lautlos vor sich hin, bis sie schließlich erleichtert nach oben sah und Briannas Blick suchte. Unterdessen schimpfte Zan Thana weiter auf Raychill und Phyn ein, während sie Pugg und Kwyn warum auch immer verschonte.

"Ihr beide hättet das Ritual ohne uns ja sowieso nie zustande gebracht. Seid froh, dass Prit heute keine Zeit hat, weil ihre Eltern sie auf irgendeinen Wohltätigkeitsball geschleppt haben. Sonst würden Pugg, Kwyn, Prit und ich euch alleine zeigen wie man so etwas macht. Das ist auch der Grund warum Schlaffi viel mehr zu mir spricht als zu euch",

behauptete sie großspurig.


"Das stimmt doch überhaupt nicht, Zan Thana. Er arbeitet mit uns als Gruppe, zeigt uns Dinge, die wir allein nie hinbekommen hätten und dabei schätzt er uns alle!"


Die Caamasi nahm an, dass mit Schlaffi wohl der Hüter des Holocron gemeint war, über welchen sie sich gerade stritten.


"Du willst ihn wirklich fragen, Phyn. Nur zu..."

erwiderte die schwarz mit Hut gekleidete junge Frau bissig. Was dann geschah konnte die Padawan leider nicht sehen und sie wagte es nicht, ums Ecke der Maschine zu sehen. Es klang jedenfalls danach, dass die Clique irgendwie den Atem angehalten hatte. Ob diese Zan Thana das Holocron dabei hatte? Wollten sie heute ein neues Ritual ausprobieren? Hatten sie sich deswegen versammelt? Vermutlich würde auch bald die Frage geklärt sein, ob die "Neuen Wege" wirklich Drogen einsetzten, um sich in einen Machtrausch zu versetzen. Spätestens die Holokamera würde dies enttarnen, aber nun sollten sie nach Talerys Ansicht wirklich hier verschwinden. Heftig gestikulierte sie deswegen in Richtung von Eisblume, welche noch immer in ihrer Nähe in den Rohren und Leitungen hing. Es war schließlich nicht auszuschließen, ob das Männchen aus dem Holocron vielleicht auch irgendwie die Macht anwenden und Talery spüren konnte schoss ihr panisch durch den Kopf. Aus der Lage konnte sie sich dann wohl nicht mehr herauswinden.


Eriadu - Phelar - in der alten Raumjägerfabrik - Brianna und Talery
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs), Talery - darüber: Brianna

Zu Briannas Überraschung konnte sie plötzlich, wie sich die Macht ausgehend von Talery zu rühren begann. Sie hatte keineswegs damit gerechnet, dass ihre Caamasi-Padawan etwas auf eigene Faust versuchen würde, nachdem der Plan der Echani, ihre Schülerin rein körperlich aus der Gefahrenzone zu holen, durch das Erscheinen dieser Zan Thana vorläufig vereitelt wurde.

Was auch immer Talery getan hatte, das Gekeife innerhalb der Clique wurde wieder stärker. Aktuell stritten sie sich um die Ausführung der Rituale und es war klar, dass der Hüter des Holocrons ihnen Dinge zeigte, die sie besser nicht zu sehen bekämen – je schneller sie es ihnen wegnahmen, desto besser. Gespannt wartete Brianna darauf, dass die Meute es denn endlich einmal hervorholte und die Entwicklung dort unten ließ hoffen, dass es bald der Fall sein würde.

Raychill stellte sich vor Phyn und nahm diesem die Entscheidung ab, ob er mit dem Holocron kommunizieren wollte oder nicht.


„Natürlich wird er das, und ihr werdet froh sein, dass er es getan haben wird! Zudem habe ich, um unseren Erfolg sicherzustellen, bei diesem Devaronianer einen weiteren Machttrank gekauft und plane, ihn einzunehmen.“


Das war der Moment. Der kleinen dunkelhaarigen Jugendlichen gelang es wie keiner zweiten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Talery gestikulierte bereits wie wild in Briannas Richtung. Die silberhaarige Athletin packte die Gelegenheit beim Schopf, ließ sich an einem Arm hängen den Rand der Maschine hinunter und ergriff mit der freien Hand die von Talery. Schnell zog sie ihre Padawan und sich hoch, so dass sie auf dem Gestänge darüber verschwinden konnten.

„Wäre es nicht eine gute Idee, wenn du deine Tränke mal rumgehen ließest?“

Meinte Pugg inzwischen. Er schien auf die junge Dame eindeutig besser zu sprechen zu sein als auf Phyn, zumindest momentan, aber Raychill schien ohnehin in ganz eigenen Sphären zu schweben.


„Nein, weil mir der Erfolg der Neuen Wege als Gruppe am Herzen liegt. Da ich die talentierteste von uns allen bin, wie Schlaffi ja auch gesagt hat, sollte ich den Trank nehmen, um die Wirkung so zu maximieren. Der Devaronianer warnte mich explizit davor, ihn zu sehr zu strecken, indem ich ihn auf mehrere Personen verteile.“

„Wann soll Schlaffi das gesagt haben? Das ist doch lächerlich, und du und dein Riesenego ebenfalls!“

Das war Zan Thana, und Phyn meldete sich wie gehabt am moderatesten zu Wort.

„Alle oder keiner. Ich denke wirklich, dass es das beste ist, wenn du den Trank mit den anderen teilst, Raychill.“

„Joah,“


Stimmte Pugg zu, dann hängte sich aber Kwyn in seinen Arm, lächelte ihn an und nahm ihre gefühlte Rivalin wieder rhetorisch ins Visier.


„Meinen Anteil kann sie gerne haben, ich werde nichts trinken, was dieser Verrückte verkauft. Erinnert ihr euch an das eine Mal, wo Raychill den Trank eingenommen hat und sich prompt übergeben musste? Ich will gar nicht wissen, was da alles drin ist. Ich bleibe da lieber beim Gewürz, das hast du doch dabei, oder?“

„Sicher.“


Pugg kramte fünf Flimsitütchen aus einer Tasche und reichte sie rum. Zan Thana packte das Holocron aus und platzierte es der Mitte. Es war ein pyramidenförmiges, wie es bei den Sith üblich war, und als Brianna in der Macht danach spürte, glaubte sie auch, die dunkle Seite wahrnehmen zu können.


„Das Holocron!“

Raunte Brianna Talery zu, die nicht im mindesten vorhatte, zu verschwinden. Sie wollte vielmehr sofort eingreifen können, sollte es nötig sein und rang mit sich, ob sie sofort hinunterspringen und es schnappen oder vielmehr abwarten und beobachten sollte. Immerhin wollte sie, falls möglich, diese Jugendlichen auf den rechten Weg zurückbringen und dafür brauchte sie Informationen. Ihre Hoffnungen setzte sie dabei auf Phyn.

„Versteck' deine Präsenz in der Macht!“


Brianna begann damit, ihre Anwesenheit zu verschleiern und gebot ihrer Padawan, es ihr gleich zu tun. Die Runde unter ihnen begann bereits, das Glitzerstim oder was es war einzunehmen, und das besaß doch bewusstseinserweiternde Effekte, oder nicht? Es war daher besser, auf Nummer Sicher zu gehen.

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - darüber: Talery und Brianna
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - darüber: Brianna und Talery

Talery balancierte so gut sie konnte auf den Rohren, während die pubertierenden Jugendlichen der Neuen Wege unter ihnen sich ständig über irgendwas anderes in die Haare kam. Die furchtbar altmodisch gekleidete Raychill war dabei schon ein besonders geltungssüchtiges Exemplar, die es geradezu liebte polemisch zu werden, aber die anderen standen ihr allerdings kaum nach. Während sie unten schließlich ihren Machttrank bzw. Glitzerstim tranken und aßen starrte die Caamasi währenddessen nur noch das Holocron an. Wie konnte so ein kleines, pyramidenförmiges, rötliches Etwas so viel Ärger verursachen? So ein Holocron musste schon etwas besonderes sein.

"Ja..."

antwortete Talery fast schon abwesend auf Eisblumes Hinweis. Der Padawan gelang es kaum ihre Augen von dem kleinen Ding zu nehmen, aber den eriadischen Jugendlichen schien es ebenfalls nicht anders zu ergehen. Diese Raychill und auch Kwyn gaben fast schon ekstatische Geräusche von sich als ihre Wundermittel offenbar zu wirken anfingen. Zusammen gingen die fünf in die Hocke und starrten gebannt auf die Pyramide. Es war nun auch wirklich höchste Zeit, dass Talery ihre Machtpräsenz ebenfalls dimmte. Sich konzentrierend schloss sie für einen Moment die Augen, wobei sie fast das Gleichgewicht auf dem Rohr verloren hätte. Sie war es einfach nicht gewöhnt so hoch oben zu sein, aber es gelang ihr dennoch.

Vor den Jugendlichen baute sich schließlich ein kleines, blau leuchtendes Männchen auf. Es war buckelig und soweit die Caamasi erkennen konnte sehr alt. Bei dem Gesichtsausdruck konnte sie allerdings wirklich nur raten, aber sie stellte ihn sich streng und mürrisch vor. Das passte jedenfalls zu der kratzigen, tiefen und boshaften Stimme, welche kurz nach Erscheinen des Holocronhüters erklang.


"Ah, irr seid es wiederr, irr nichtsnutzigen Kinderr. Warr nun mittlerweile endlich einerr von euch in der Lage das Rritual rrichtig auszuführen, was ich euch aufgetrragen habe?"

Unsicher sahen sich die fünf kurz an ehe Phyn offenbar seinen Mut sammelte und sich als Erster hervor tat und zu sprechen begann.

"Nein, Meister Fyghynz. Wir hielten es für das Beste, dass wir es nach dem ersten verunglückten Versuch so schnell nicht noch einmal versuchen. Aber ich hätte eine Frage an euch, welche für uns als Gruppe sehr wichtig ist."

Dabei konnte sich Talery fast schon bildlich vorstellen wie das kleine, grantige Männchen seine Augen verengte und die Arme verschränkte. Phyn war dabei anzusehen, dass ihn die Anrede doch etwas nervös machen und er Raychill einen hilfesuchenden Blick zuwarf.

"Ja?"

brummte er schließlich mürrisch.

"Spucks schon aus!"


"Äh ja, Meister Fyghynz, es stimmt doch, dass Ihr froh seid, dass Ihr solch eine talentierte Gruppe wie uns als Studenten haben, damit wir gemeinsam alles lernen können was Sie uns lehren können, damit wir Ihrem Beispiel nacheifern können."

Einen Moment lang sagte das Männchen gar nicht, dann fing es schallend an zu lachen, aber es war kein heiteres, angenehmes Lachen, sondern ein Grausames, Bösartiges und selbst auf die Distanz bemerkte Talery wie angewiedert der Mann die Jugendlichen ansah.

"Eine talentierrte Grruppe? Irr fünf Taugenichtse? Irr hab ja nicht einmal bemerrkt, dass irr dieses Mal nicht allein hierr seid! Solange irr nicht dafürr sorrgte, werrde ich euch überrhaupt nichts lerren"

Erschrocken sahen sich die fünf an. Sogar der sonst so bissigen Zan Thana oder der schlagfertigen Kwyn blieb erstmal die Sprache weg, als ob sie stumm zueinander sagen: "Wer konnte das sein?" Mit wild pochendem Herzen tippte Talery ihre Meisterin an und sah sie mit weit aufgerissenen, unsicheren Augen an. Was sollten sie nun tun? Die Jugendlichen würden sie gewiss in Kürze entdecken. War eine eher offensive Vorgehensweise gefragt, um die gefühlten Kinder zu erschrecken?

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - darüber: Brianna und Talery
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - darüber: Talery und Brianna

Gespannt verfolgte Brianna, wie sich die fünf Jugendlichen mit dem Holocron anstellen würden. Dass sie dessen Wächter beschwören könnten, indem sie wie bei einer Seance still dasaßen und sich konzentrierten, glaubte die Echani nicht wirklich, erst recht nicht unter Drogen. Mit ihren scharfen Augen und machtverstärkter Sicht konnte sie sogar in ihren Gesichtern sehen, dass die Drogen wirkten. Umso mehr war die silberhaarige Jedi-Ritterin überrascht, als der Wächter des Holocrons erschien. Man konnte die Dinger auf diese Weise aktivieren, fragte sich Brianna und erkannte, wie wenig sie über diese eigentlich wusste. Der Wächter, welcher von Phyn „Meister Fyghynz“ genannt wurde, sah aus wie ein vertrockneter alter, von der dunklen Seite gezeichneter Mirialan, doch bei einer Holoprojektion wie dieser konnte man sich unmöglich sicher sein.

Es stellte sich heraus, dass der Holocronwächter die „Neuen Wege“ tatsächlich zu dunklen Ritualen anstiftete. Ob mit dem „ersten verunglückten Versuch“, wie Phyn es nannte, der Tod von Zoe Zylvestra gemeint war, stand nicht hundertprozentig fest, aber der schlechte Einfluss, den das Dunkle-Seite-Artefakt auf die Gruppe hatte, stand außer Zweifel. Außerdem schien zumindest Phyn nicht wirklich einen schlechten Charakter zu haben, aber er war genauso naiv wie all die anderen. Solche Unbedarftheit einem Sith gegenüber, selbst wenn es nur das Abbild von einem war, das konnte ja nicht gut gehen. Wenn „Meister Fyghynz“ in Natura hier wäre, hätte er die Jugendlichen wahrscheinlich schon getötet oder zu Sklaven gemacht. So beschränkte er sich darauf, sie zu beschimpfen… und darauf hinzuweisen, dass sie beobachtet wurden.


Verdammt! Offensichtlich hatten die Wächter des Holocrons einen Gewissen Zugang zur Macht, und sie war trotz allem noch zu unvorsichtig gewesen! Brianna warf Talery einen entschuldigenden Blick zu, der sagte: ja, du hattest recht. Wir hätten gehen und uns auf die Kamera verlassen sollen. So konnte sie beobachten, wie das Unglück ihren Lauf nahm.

Etwas war anders an Raychill als an den anderen. Die Echani konnte plötzlich die dunkle Seite in ihr spüren, etwas, das zuvor nicht dagewesen war – der Trank, den sie eingenommen hatte, musste also tatsächlich eine Wirkung haben. Mit geschlossenen Augen saß sie da und sprach:


„Sie sind über uns!“

„Über uns“! „Sie“! Sie hatte sie tatsächlich gefunden! Brianna war klar, dass das stille Beobachten zu einem Ende gekommen war, es war Zeit, die Initiative zu ergreifen, bevor den Jugendlichen klar werden konnte, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Aus einem plötzlichen Impuls heraus zog die Jedi-Ritterin sich die Kapuze ins Gesicht und sprang, sich einen Plan zurechtlegend während sie flog.

Zielsicher landete die Athletin in der Mitte des Kreises, in Griffweite des Datacrons, zum Erstaunen der Gruppe, weil offensichtlich niemand in der Lage war, so weit zu springen und unbeschadet zu landen. Naja, mehr oder weniger. Im Idealfall hatten die Halbstarken noch nicht einmal eine Ahnung, von wo sie abgesprungen war.


„Ah, mein altes Holocron,“

Brummte Brianna mit ihrer tiefsten Stimme und etwas Unterstützung durch die Machttechnik, die sie einst von Fritz gelernt hatte. Leider war sie total aus der Übung, aber Hauptsache es machte Eindruck und sie klang ein ganzes Stück tiefer als Kwyn, worum es ihr im Moment ging. Sie wollte gern ein Husarenstück aus der ganzen Sache machen und griff in einer fließenden Bewegung nach dem Holocron, als sie sich aufrichtete, zuckte aber sofort zurück. Eisige Kälte, die dunkle Seite… bereits bei Berührung konnte sie es spüren. Der Silberhaarigen schoss durch den Kopf, dass sie zweifellos einen weiten Weg hinter sich hatte. Die Brianna von Korriban, die sich selbst von der Macht abgeschottet hatte, hätte das Relikt der dunklen Seite zweifellos ungerührt aufheben können, ohne etwas zu spüren. Die Brianna von heute empfand schmerzhafte Kälte allein bei der Berührung. Hoffentlich hatte niemand den Lapsus bemerkt, und um ihn noch besser zu überspielen, schob Brianna theatralisch ihre Kapuze zurück, um ihre kosmetisch verstärkte Ähnlichkeit zu Kwyn in Szene zu setzen.

„Ich bin es, Kwyn…“


Die ganz in anthrazit gehüllte Jedi drehte den Kopf und sah die echte Kwyn an.

„…oder vielmehr ihre Zukunft.“

Einige Augenblicke lang schien der Zauber zu wirken. Die „Neuen Wege“ starrten gebannt die Erscheinung der Doppelgängerin an, jedenfalls so lange bis Zan Thana das Schweigen brach. Brianna hätte darauf wetten wollen, dass es sie sein würde.

„Wenn du die zukünftige Kwyn bist, wie kannst du dann jetzt hier sein?“


„Ihr erlebt eine kollektive Vision. Das Glitzerstim hat eure Verbindung zur Macht gestärkt.“

„Unsinn! Sie ist aus Fleisch und Blut und steht hier gerade vor euch. Das ist keine Vision!“

„Ein Zweifler. Das ist ebenfalls ein Teil der Vision. Er symbolisiert den Teil von euch, der skeptisch ist. Doch die Vision ist real. Ihr seit nicht so schwach, wie euch der Zweifler glauben lassen möchte.“

„Ich denke, dass uns hier einfach wer veräppeln will,“


Meinte Pugg, der aufgestanden war und skeptisch die Arme verschränkt hatte. Die echte Kwyn hatte sich derweil ebenfalls erhoben und starrte Brianna ungläubig an.

„Unsinn! Du meinst, hier platzt einfach so wer rein und sieht rein zufällig genauso aus wie Kwyn? Das ist das bescheuertste, was ich jemals gehört habe! Ein bisschen älter und kräftiger, ja aber sicherlich wie ein und dieselbe Person! Ich habe ja schon immer gesagt, dass wir es schaffen werden, wenn ihr nur auf mich hört. Aus uns wird mal wer, jemand mächtiges und wir werden dieses trübsinnige Kaff und seine verbohrten Bewohner vom Kopf auf die Füße stellen.“

Das konnte natürlich nur Raychill sein.


„Außerdem weiß sie, welchen Stoff wir uns reinziehen…,“


Ergänzte die geradezu apathisch wirkende Kwyn leise.


„Ah, Raychill. So talentiert… es tut mir ehrlich leid, dass du es nicht geschafft hast.“


Brianna bemühte sich um das diabolischste Grinsen, das sie zustande bringen konnte.

„Und du, Phyn, warst immer zu weichherzig für diese Galaxis, was für ein Jammer. Ich, Kwyn, bin die einzige, die noch übrig ist von den Neuen Wegen, aber aus mir wurde eine Sith und mein Name ist… Darth Coerulea!“

Um den Effekt zu unterstreichen, hatte Brianna das Doppelklingenlichtschwert dieser namenlosen Sith auf Taris in die Hand genommen und im passenden Moment gezündet. Wie gut, wenn man einen Trophäenfimmel hatte und solche Dinge mit sich rumschleppte, wenngleich der dahinter liegende Gedanke eher gewesen war: seht her! Ich habe eine Sith getötet! Aber in dieser Situation passte es wirklich gut und idealerweise ließ die ganze Show die Jugendlichen vergessen, dass Talery überhaupt da war.

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs), Brianna - darüber: Talery
 
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Talery hielt den Atem an als sich Eisblume als Reaktion auf ihre Entdeckung nach unten mitten unter die Jugendlichen der Neuen Wege fallen ließ. Aber was hätte ihre Meisterin auch anderes tun sollen? Diese Raychill hatte plötzlich gewusst, dass sich jemand über ihnen aufhielt. Ob es mit dem Trank zusammenhing? Die Caamasi hatte noch nie gehört, dass es überhaupt möglich war sich durch Drogen einen Zugang zur Macht zu erwerben, aber es gab noch so vieles, was die junge Padawan nicht wusste. Außerdem hatte sie derzeit keine Gelegenheit sich darüber weiter Gedanken zu machen. Stattdessen pochte ihr Herz wie wild und sie hoffte, dass die Jugendlichen Brianna abkauften, dass sie gerade eine Vision erlebten. Zurecht waren sie skeptisch und sogar das vertrocknete Männchen aus dem pyramidenförmigen Holocron warnte sie davor, aber ihre Echanimeisterin umschiffte diese metaphorische Klippe gekonnt. So hatte ihre Maskerade als ältere Kwyn doch noch einen Sinn gehabt. Nur mussten sie es irgendwie schaffen, den Neuen Wegen nicht nur zu vermitteln in welcher Gefahr sie sich befanden durch die dunklen Mächte, symbolisiert durch Meister Fyghynz und die Kwyn-Sith. Nein, es fehlte außerdem noch der Ausweg, die Alternative. Da blieb niemand anderes als Talery, welche passenderweise in blau gekleidet war, wie ihr ebenso blaues Lichtschwert. Vielleicht würde jemand der Jugendlichen nebenbei ja auch ihren ausgezeichneten Sinn für Farben registieren.

Daher wartete die Padawan ab wie ihre Meisterin auf die Neuen Wege einredete und ihnen weismachen wollte, dass die Vision real war. Aber die Zweifler waren da. An den Wunsch der Jugendlichen, dieses trübe Kaff verlassen zu wollen beschloss Talery schließlich anzusetzen. Immerhin konnte sie verstehen, dass diese hier nicht glücklich waren in diesem intoleranten Hinterwäldlerkaff. Noch zögerte die Caamasi und es war gut, denn so konnte sich Brianna noch als Darth Coerulea vorstellen, was auch immer das bedeuten mochte. Ihre dreifingrige Hand wanderte zu ihrem Lichtschwert unter dem blauen Mantel. Dann bemühte sie sich mit diesem in der Hand nach dem Absprung vom Rohr so elegant wie möglich in Eisblumes Nähe zu landen. Dabei bauschte ihr Mantel etwas und die Caamasi musste sich mit beiben Händen abstützen, damit sie sicher am Boden ankam. Aber niemand der Kinder hier - abgesehen natürlich von Brianna - konnte sagen, ob dies nicht vielleicht von Haus aus so gemeint war, also ging Talery einfach darüber hinweg, obwohl die Padawan fast Gefahr gelaufen wäre noch etwas weiter zu rutschen.

"Hört nicht auf Kwyn aus der Zukunft..."

Dabei legte Talery so viel Authorität in ihre Stimme wie sie nur konnte, um Eindruck zu machen. Die Klinge ihres blauen Lichtschwerts erwachte fauchend zum Leben als sie sich majestätisch erhob und bot einen schönen Kontrast zu Briannas rotem Doppellichtschwert. Wie sie es gelernt hatte hielt die Caamasi ihre Jediwaffe vor sich als ob sie mit einem Kampf bzw. Angriff rechnen würde.

"Ihr alle habt sehr wohl eine Wahlmöglichkeit. So viele Wegen führen aus Phelar heraus und von Eriadu weg, wenn ihr dies nur wollt. Es gibt nicht nur allein den dunklen Pfad wie euch der verräterische Wurm aus dem Holocron weismachen will, der zum Untergang von so vielen von euch führen wird. Ich bin Jedi-Meisterin Liodoro und sage euch, dass euch noch viel mehr Wege offen stehen. Denkt an die Jedi, welche für das Gute in dieser Galaxis kämpfen und allen eine zweite Chance geben. Es ist an euch sie zu ergreifen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere edle Berufungen: Wissenschaftler, Künstler, Diplomaten.. Helle und engagierte Köpfe werden überall in der Republik gebraucht. Sucht nach eurer wahren Berufung, nutzt eure Begabungen und lasst euch nicht von voreilig versprochenen Lügen über Macht und Einfluss von solch eigenützigen Narren verwirren und betören. Sie halten nicht, was sie versprechen."


"Nun hört euch diesen Blödsinn an",

fiel ihr Meister Fyghynz geifernd ins Wort, aber Talery ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen.

"SCHWEIGT!"


herrschte sie ihn an und zeigte Stärke. Mit einer fließenden Bewegung riss sie sich außerdem ihren breitkrempigen Hut vom Kopf und warf ihn auf das Holocron, so dass dieses nicht mehr zu sehen war und damit auch dessen Hüter. So war diese zweifelnde Stimme zumindest verstummt, welche ihnen noch alles hätte ruinieren können. Brianna würde gewiss mit ihr zusammenarbeiten. Jetzt kam es nur noch darauf an wie die Jugendlichen auf die Scharade reagierten. Phyn und Raychill verfolgten ihre Aufführung mit offenen Mündern. Beide waren völlig hin und weg. Kwyn schien ebenfalls ziemlich perplex und überwältigt zu sein. Bei ihr rechnete Talery auch nicht mit größeren Problemen. Am skeptischsten waren Pugg und Zan Thana. Dennoch wanderten auch ihre Augen von der vermeintlichen Sith zu ihrem Konterpart und wieder zurück. Es war offensichtlich, dass niemand von ihnen bisher einen lebenden Machtbenutzer gesehen hatte. Also dürften sie auch nur eine vage Ahnung haben war diese konnten und was nur Show war. Der Holocronhüter konnte sie zum Glück jetzt auch nicht mehr sehen. Dafür war für sie nun sehr deutlich, dass die vermeintliche Meisterin Liodoro mit ihrem Schnabel und den wunderschön schimmernden Daunen eine Fremdling war, gewiss keine Einheimische, was aber in dem Fall auf Eriadu ausnahmsweise mal nichts Negatives heißen musste, glaubte Talery.

"Meinen Sie wirklich...?"


stammelte Phyn überwältigt, während Talery ihrer Meisterin einen trotzigen und zugleich auffordernden Blick zuwarf. Es war an der Zeit für eine weitere Aufführung, einer Demonstration ihrer Machtfähigkeiten mit den Lichtschwertern. Immerhin hatten sie diese ja schon groß präsentiert und es schrie geradezu danach, dass sie diese miteinander kreutzten.

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill, Zan Thana (NPCs), Brianna/Darth Coerulea und Talery/Meisterin Liodoro
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs), Brianna - darüber: Talery

Talery tat es ihr alsbald gleich und folgte Brianna, wenngleich deutlich unsicherer, auf den Fabrikboden. Die Silberhaarige war natürlich nicht im Bilde, was ihre Padawan gleich versuchen würde, hoffte aber, dass eine Show reichen würde, die Jugendlichen vergessen zu lassen, dass Raychill ihrer beider Präsenzen bereits davor gespürt hatte, oder im Idealfall gleich ganz, was real war und was nicht. Den reihum mehr oder weniger entrückt wirkenden Gesichtern der Jugendlichen und erst recht ihren Abbildern in der Macht zufolge tat das Glitzerstim sein übriges, diese Grenze zu verwischen.

Das unberechenbare Holocron-Abbild von Meister Fyghynz wurde von Talery geschickt außer Gefecht gesetzt, obwohl Brianna sich natürlich hütete, ihre Anerkennung zu zeigen. Idealerweise schaltete es sich einfach ab, wenn seine Sensoren niemanden mehr registrierte, falls es überhaupt Sensoren hatte, sollte das natürlich heißen, Brianna hatte nicht die Geringste Ahnung, wie Holocrons funktionierten. Wenn aber ein Holoprojektor vorhanden war, lag der Schluss, dass eine Holokamera ebenfalls eingebaut war, nahe.

Also war es die gute Jedi-Meisterin Liodoro gegen die böse Darth Coerulea, was Brianna sehr gut in den Kram passte. In der Rolle der gefallenen Kwyn fühlte sie sich auch sehr viel wohler, als wenn sie eine strahlend helle Jedi-Meisterin hätte spielen müssen, zumal die Aussicht, die sehr von sich überzeugte Clique auf Normalmaß stutzen zu können, doch sehr verlockend war.

Phyn brauchte wohl nicht gestutzt werden, bei ihm konnte man hoffen, dass man ihn mit Worten überzeugen konnte. Bei anderen, wie Zan Thana, sah das leider ganz anders auch.


„Ach was, Jedi sind doch sowas von lahm! Wirklich wer sein heißt Sith sein. Sieh dir diese Pyls Bhury doch an, die sie zur Untersuchung geschickt haben! So eine Jedi-Tante könnte die ganzen vertrockneten Heinis hier doch niemals aufmischen!“

Ereiferte sich die braunhäutige Menschin, woraufhin Raychill prompt – wohl aus Prinzip – widersprach.

„Das ist doch Unsinn! Meiner Ansicht nach solltest du nicht so in den Vordergrund stellen, von wem wir unsere Fähigkeiten lernen. Das wichtige ist doch, wie Phyn bereits gesagt hat, dass wir als Gruppe vorankommen, was wir am besten durch Diversifizierung erreichen. Ich habe ja schon immer gesagt, wir sollten uns nicht nur auf ein Holocron konzentrieren. Für die Neuen Wege wäre es nur das beste, wenn ich die Gelegenheit erhielte, von einer waschechten Jedi-Meisterin zu lernen.“

„Das ist eine Vision, Raychill, niemand ‚waschechtes‘,“

Warf Pugg ein, konnte Raychills Wortflut jedoch nicht lange Einhalt gebieten.

„Ist doch egal! Eine Vision ist doch ebenso real und kein Produkt unserer Phantasie, wie etwa ein Traum und wir träumen nicht, ich würde den Unterschied zweifellos erkennen. Jedenfalls, der Punkt ist, Jedi sind genauso mächtig, oder mindestens. Ihr solltet nicht zu blind einem Holocron glauben, das behauptet, das wir schwach und unfähig sind. Es ist doch offensichtlich, dass Meister Fyghynz uns einiges vorenthaltet und uns zurückhält. Denkt nur an Adi'rar und wie sie ganz allein die drohende Supernova verhindert, indem sie…“

„Ruhe! Ich werde euch beweisen, dass allein die dunkle Seite der Weg zu wahrer Stärke ist!“

Donnerte Brianna, die das Reizwort ‚Adi'rar‘ gar nicht gerne hörte. Die glaubten doch wohl nicht, die Adi'rar-Holos wären Wirklichkeit?

„Meisterin Liodoro. Als ich Euch verließ, war ich die Schülerin – jetzt bin ich die Meisterin!“

Mit diesen Worten stürmte Brianna, die den Wink verstanden hatte, auf Talery los und hoffte, dass diese nicht einfach nur erschrocken zusammenzuckte. Ohnehin setzte sie ihr ganzes Echani-Können ein, um die Bewegungen ihrer Padawan vorauszuahnen und immer genau dort zu attackieren, wo die Caamasi als nächstes ihr Lichtschwert hin bewegen würde. Der erwünschte Eindruck sollte sein, dass Coerulea alias Brianna schnell, wild und ungestüm, aber ziel- und erfolglos angriff, während Liodoro/Talery viel langsamer agierte, aber die Klinge immer genau am richtigen Fleck hatte – ganz so, als müsste sie nur mit halber Kraft verteidigen. Wenn Talery einmal attackierte, nutzte die Silberhaarige die Gelegenheit, theatralisch im allerletzten Augenblick abzuwehren oder vermeintlich ungeschickt auszuweichen und so immer mehr Boden zu verlieren. Diese Show abzuziehen war schwieriger als es klang, aber für die athletische Brianna, die die ungewöhnliche Herausforderung auskostete, dennoch machbar. Auch ihre tödliche, echte Sithklinge so zu kontrollieren, dass Talery nicht durch eine ungeschickte Bewegung hineinlief, war kein Problem für die Echani-Jedi, dafür kannte sie ihre Padawan viel zu gut – die Bewegungen einer unbekannten Person vorauszuahnen wäre wesentlich schwieriger gewesen als die der eigenen Padawan, mit der sie schon so viel Zeit verbracht hatte.

Während die Show also beinahe ein Selbstläufer war und den Jugendlichen zeigte, dass die Kwyn-Sith der nichtmenschlichen Jedi unterlegen war (eine zusätzlich willkommene Botschaft in Bezug auf den Eriadu-Speziesismus), hatte Brianna mehr und mehr das Gefühl, dass sie persönlicher werden und die Jugendlichen mehr einbeziehen musste, als ihnen nur einen Schaukampf zu zeigen. Also nutzte die junge Jedi-Ritterin die Gelegenheit, wich beim nächsten Scheinangriff ihrer Padawan weiter zurück als nötig, packte Raychill beim Kragen und levitierte sie als lebendes Schutzschild zwischen sich und „Meisterin Liodoro“.


„Stop, oder das Mädchen stirbt!“

Drohte Brianna zum Schein, während ihr Schweißperlen auf der Stirn standen vom krampfhaften Versuch, dass genau dies nicht passierte. Machtgriff war die sithmäßigste Technik, welche die 26jährige beherrschte und sie lag ihr intuitiv, hatte sie zu ihrer Padawanzeit doch so manchen Gegenstand zerquetscht, anstatt ihn zu levitieren. Genau das durfte mit Raychills Kehle auf keinen Fall passieren, weshalb Brianna die Hand aus Machtenergie ihrer Vorstellung so zartfühlend wie nur irgendwie möglich zupacken ließ. Es reichte dennoch, um die kleine, dunkelhaarige Menschin panisch nach der eigenen Kehle greifen zu lassen im zwecklosen Versuch, sich von der unsichtbaren Macht zu befreien und die Blicke aller Heranwachsenden auf sich zu lenken.


„Das bin nicht ich,“

Murmelte die über weite Strecken apathisch wirkende Kwyn plötzlich.

„Wie viele meiner Freunde habe ich getötet, um so weit zu kommen? So will ich nicht werden. Dieser Preis der Macht ist zu hoch.“


Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - Meisterin Liodoro alias Talery versus Darth Coerulea alias Brianna
 
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Talery musste sich anstrengen, um nicht loszulachen angesichts der Agamarschläue dieser Raychill. Glaubten diese Jugendlichen tatsächlich alles, was sie irgendwo sahen? Dann waren sie ja wirklich ein gefundenes Fressen für jeden Propagandofilm. Talery selbst hatte ja vor ihrer Zeit als Jedi ebenfalls gern viel im Holonet angesehen, auch von Adi'rar, der freizügigen Twi'lekjedi, von der es wirklich sehr viele Filme gab. Aber dank ihrer Eltern war immer eine Portion Skepsis dabei, denn im Holonet war vieles übertrieben oder nur einseitig dargestellt. Diese Lektion hatte wohl noch kein Mitglied der Neuen Wege so wirklich verstanden. Deshalb war Talery insgeheim fast schon etwas traurig als Eisblume in Gestalt der bösen Darth Coerulea den Dialog unterbrach. Es wäre noch zu schön gewesen zu hören zu welchen geistigen Ergüsse diese Raychill noch fähig war - und wie bissig Zan Thana antworten konnte. Entsprechend entschlossen gab sich die vermeintliche Jedi-Meisterin. Sie musste ja schließlich Eindruck bei der Clique machen.

Der dem Ausruf folgende Kampf war selbst für die Caamasi wie im Holobuch. Brianna verstand es einmal mehr mit ihren hervorragenden Lichtschwertfähigkeiten sie beide glänzen zu lassen. So war sogar ein Lichtschwertduell eine Freude und Talery gewann mehr und mehr Vertrauen und Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten und natürlich Respekt vor ihrer Meisterin. Versteckt schenkte sie ihr ein kleines Lächeln, welches nur für die maskierte Echani gedacht war. Aber vermutlich konnte keines der Jugendlichen Talerys Mimik auch nur annähernd richtig deuten, so dass dies eigentlich auch keine Gefahr war. Erst als Brianna Raychill ergriff und als menschliches Schutzschild verwendete zeigte die Caamasi eine übertriebene Mimik, welche die Eriadu hoffentlich auch als Zeichen der Überraschung und Missbilligung deuten konnten.


"Du bist lediglich eine Meisterin der Bösen, Coerulea. Bei all dem, was ich dich gelehrt habe, wie konntest du nur so tief fallen? Wie konntest du nur so deine Freunde hintergehen, die dir vertraut haben?"

Dabei griff Talery dankbar die Worte auf die die völlig perplexe, echte Kwyn von sich gab. Diese schien wirklich total überwältigt zu sein von der Situation. Um die Überlegenheit der hellen Seite zu demonstrieren ließ die Caamasi ihr blaues Lichtschwert etwas sinken und erhob ihre dreifingrige Krallenhand. Sie streckte sie in Richtung von Raychill und ließ die Macht fließen wie sie es gelernt hatte. Dank ihrer mittlerweile stärker entwickelten geistigen Kräfte fiel es ihr nicht schwer Eisblumes Griff zu brechen, damit die Jugendlichen genau das sahen, was sie zu sehen bekommen sollten, die Überlegenheit der hellen Seite, der fremdländischen Jedi. Die nun befreite und ebenfalls sehr erschüttert wirkende Raychill sank zu Boden und Phyn eilte sofort zu ihr, was ihm einen unwilligen Blick von Kwyn einbrauchte, aber er kümmerte sich darum.

"Mach dir keine Sorgen, Raychill. Meisterin Liodoro wird uns beschützen und uns den richtigen Weg zeigen. Komm..."

Ihrem Freund einen dankbaren und halb schmachtenden Blick zuwerfend ließ sich die kleine Dunkelhaarige von ihm weg- und aus dem Gefahrenbereich ziehen. Sogar Zan Thana brachte für den Moment keinen Kommentar heraus, sondern verfolgte die Szenerie mit offenem Mund.

"Ja, seht nur. Die dunkle Seite mag vielleicht verlockender erscheinen, sie ist niemals stärker als die Seite des Lichts, die Macht der Jedi. Darum lasst euch am Beispiel von Coerulea zeigen wie wahre Jedi agieren. Ritterin Bhury lasst bei Seite. Sie ist gut dort aufgehoben wo sie ist. Aber es gibt auch jene, die für größere Aufgaben bestimmt sind."

Damit zeigte Talery auf diplomatische Art und Weise, dass Jedi-Ritterin Pyls Bhury kein Prachtexemplar der Jedi war. Anschließend plusterte sich "Meisterin Liodoro" so groß auf wie sie nur konnte und schritt mit breiter Brust auf ihrer "ehemalige Schülerin" zu. Talery streckte ihre Hände nach vorne, wovon eines noch das Lichtschwert hielt, welches sie mittlerweile deaktiviert hatte. Sie tat so als würde sie durch die Macht irgendwie auf Kwyn aus der Zukunft einwirken.

"Sieh sie dir nur an, deine Freunde. Hier leben sie noch. Daher lasst ab von eurem jetztigen Pfad, ihr alle. Er wird euer alles Untergang sein, sowie Kwyns Verderben. Ihr werden kaum jemanden finden, der tiefer gefallen ist als sie. Das ist der Weg der Sith. Etwas anderes als Machtsucht, Egoistmus und Verrat kennen sie nicht."

Dabei zuckten Talerys Hände immer wieder als ob sie immer stärker auf Brianna einwirken würde. Die Padawan hoffte sehr, dass Eisblume verstand was sie nun tun sollte. Schließlich wollte Talery keine echten Machtkräfte bei ihrer Meisterin anwenden. Stattdessen strengte sie sich ihr durch die Macht eine Botschaft zu senden, was nicht einfach war. Aber die Anstrengung passt gerade recht gut zu der Vorstellung, die sie im Moment bot.

"Tu so als ob ich dich mit deiner Vergangenheit konfrontiere und dann fliehe..."


Wieviel letztlich tatsächlich ankam wusste sie nicht, aber Talery war eine gute Lösung eingefallen wie sie das Holocron kassieren konnten. Wenn Brianna jetzt einen Abgang machte konnte Talery noch ein paar weise Worte zu der Gruppe sprechen und dann das gesuchte Objekt, welches einen so schädlichen Einfluss auf sie hatte in ihrem blauen Hut mitnehmen, ohne dass die Jugendlichen dies groß mitbekamen. Es würde ihnen vermutlich später einfallen, aber dann waren Brianna und Talery hoffentlich schon über alle Berge und das dunkle Holocron in sicherer Verwahrung bei den Jedi.

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - Meisterin Liodoro alias Talery versus Darth Coerulea alias Brianna
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - Meisterin Liodoro alias Talery versus Darth Coerulea alias Brianna

Raychill war die offensichtliche Wahl gewesen. Zan Thana schien den Sith eher zugetan, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sie im Grunde genauso wenig von ihnen wusste wie ihre brünette gefühlte Erzfeindin von den Jedi. Kwyn kam nicht in Frage – es wäre dämlich, hätte Brianna als Verkörperung Kwyns in der Zukunft ihr eigenes vergangenes Selbst gewürgt. Pugg schien Kwyns Freund zu sein, also ebenfalls nein. Phyn, der ohnehin die Tendenz zur hellen Seite zeigte, war zu wertvoll. Aber Raychill, war Phyns Freundin und wenn eine Sith sie schlecht behandelte, drängte es ihn vielleicht noch mehr in diese Richtung und Weg von den Lehren des Sith aus dem Holocron. So oder so, gern würgte die Echani keins dieser halben Kinder und Raychill wirkte, hilflos in Briannas Machtgriff gefangen, weniger denn je als eine Bedrohung und mehr als je zuvor wie ein unschuldiges junges Mädchen. Und doch hatte sie Zoe Zylvestra getötet, wahrscheinlich mithilfe der anderen, aber dennoch: es war erschreckend, welchen Einfluss so ein Holocron auf Leute haben konnte – wie auf die Kwyn der Zukunft, welche Talery und sie porträtierten.


„Es war notwendig! Sie waren nur Ballast, der mich zurückgehalten hat! Wie Zan Thana, die nicht früh genug ihr Ende an meinem Lichtschwert gefunden hat! Wie du, Liodoro, deren Stunde nun gekommen ist!“

Rechtfertigte Brianna sich kreischend und versuchte, sich ein Schicksal für jeden der ‚Neuen Wege‘ auszumalen, wobei Zan Thana die schwierigste zu sein schien. Vielleicht reichte ja die Andeutung eines Todes durch Lichtschwert und ihre Phantasie erledigte den Rest… viel weiter konnte die Jedi-Ritterin ihre Gedanken auch nicht spinnen, denn Talery versuchte, ihre Macht-Kontrolle über Raychill zu brechen und stellte sich dabei bemerkenswert geschickt an. Janson musste ihr das beigebracht haben… Brianna warf ihrer Padawan einen herausfordernden Blick zu, welcher suggerierte, dass hier ein unsichtbarer Kampf zwischen hell und dunkel in Gange war – und hoffentlich verstand die Caamasi die Botschaft, dass sie das wirklich gut machte. Die Echani-Jedi hätte gegen Talerys Machteinsatz ankämpfen können und vielleicht auch die Oberhand behalten. Doch das wäre natürlich Unsinn gewesen, lieber ließ sie langsam geschehen, wie das Vogelwesen ihr den Griff über Raychill entwand, die wenig später schwer mitgenommen auf ihrem Gesäß landete.

„Das ist unmöglich!“

Fauchte Brianna ‚Meisterin Liodoro‘ an, als konnte sie nicht glauben, dieses Machtduell verloren zu haben. Raychill wurde von Phyn in Sicherheit gebracht und das war gut so. Die Echani hoffte, sie nicht verletzt zu haben, es wäre nur schwer möglich gewesen, einen Einsatz von Machtheilung in die Vision einzubauen. Bemerkenswert war, dass es den gesamten neuen Wegen die Sprache verschlagen zu haben schien, sie hatten sie komplett in ihren Bann gezogen, was Talery für einen kurzen Vortrag nutzte. Um ihr Zeit zum Reden zu lassen tat Brianna so, als hätte das Duell ihr schwer erschöpft. Sie steckte ihr Lichtschwert weg, stand gebeugt mit den Händen auf den Knien gestützt da und atmete extra schwer. Als Talery begann, mit den Händen in ihre Richtung zu gestikulieren, durchschaute die Echani sofort, was sie damit bezwecken wollte. In direkter Reaktion richtete sie sich ruckartig auf, hielt sich die Hände an den Kopf, achtete darauf, ihr Makeup nicht zu berühren und begann zu zittern.

„Nein, nein…,“

Hauchte sie, während sie sowohl Talerys gesprochene als auch durch die Macht vermittelte Botschaft hörte. Sie tat so, als würde die Erinnerung an die schlimmen Taten, mit der ihr Weg zur Sith gepflastert gewesen wäre, zutiefst erschüttern.

„Phyn. Getötet vom Aufseher, weil er zu weich war, zu nett. Ich habe nie aufgehört, etwas für dich zu empfinden und durfte es nicht zeigen. Mitgefühl ist eine Schwäche… hör auf, Liodoro!“


Rief Brianna der vermeintlichen Jedimeisterin zu und gab vor, gegen die schmerzlichen, halb verdrängten Erinnerungen anzukämpfen, welche in ihr erwachten. Verdrängung war ebenfalls ein verbreitetes Konzept der dunklen Seite, zumindest hatte sie es so kennengelernt und ihre Erfahrung konnte sie nun nutzen.


„Raychill. Das Ritual, das schiefging. Wie ironisch, auf dieselbe Art zu sterben wie Frau Zylvestra. Aber ich hätte es lieber nicht noch einmal erlebt. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen…“

Die Weißhaarige versuchte sich so gut wie möglich in die Situation der imaginären Kwyn aus der Zukunft hineinzuversetzen und dachte dabei an ihre eigenen, unangenehmen Visionen von ihrer Vergangenheit und wie sie sich dabei gefühlt hatte. Sie ließ den Blick zwischen Pugg und Talery hin- und herschweifen und zeigte statt der Maske der kaltherzigen Sith immer mehr die Gefühle empfindsamen Wesens nach außen.

„Nein, bitte nicht! Aufhören!“


Flehte sie ‚Meisterin Liodoro‘ geradezu an und wandte sich wimmernd an Pugg.


„Es tut mir so leid, Pugg! Meinen Meister verlangte von mir, dich zu töten, um meine bedingungslose Loyalität zu beweisen! Und ich habe es getan! Welche Wahl hatte ich denn? Bindungen sind eine Schwäche und man muss sich von ihnen lösen, heißt es bei den Sith. Es tut mir so leid!“

Auf Kommando brach „Darth Cerulea“ in Tränen aus. Wozu die unvergleichliche Körperkontrolle einer Echani und Jedi-Heilerin nicht gut war… Mit der Darbietung auf Holo stand ihr die Tür zur Schauspielkarriere wohl weit offen.

„Nein, so weit wird es nicht kommen, Kwyn. Das bist du nicht du, in deinem Herzen warst du immer eine gute Person. Das ist alles die Schuld von Schlaffi – wenn wir einfach nicht mehr auf ihn hören, wird das alles niemals passieren,“

Tröstete Pugg sie – die verkleidete Brianna wohlgemerkt, nicht die wirkliche Kwyn, die irgendwo im Hintergrund bei Raychill und Phyn saß, weil sie ihre vermeintliche Zukunft nicht länger ertragen konnte. Nicht einmal Zan Thana schien die Inszenierung kalt gelassen zu haben, auch sie sandte ihr mitleidige Blicke entgegen und wirkte Briannas Eindruck nach etwas verunsichert. Nur, Pugg machte Anstalten, sie in die Arme zu schließen und zu trösten – das durfte auf keinen Fall passieren. Sie wollte nicht von Kwyns Freund aus nächster Nähe betrachtet werden, noch durfte er ihr Makeup berühren, welches auch so schon genug juckte, obwohl sie unter normalen Umständen nichts gegen einen herzhaften Kuss von Pugg sicherlich einzuwenden gehabt hätte. Es war Zeit für den Abgang: Brianna tat, als würde sie eine weitere, noch schlimmere Erinnerung durchmachen sie legte wieder die Hände an den Kopf und benutzte die Machtschrei-Technik, um wie am Spieß zu schreien.

„Aaiiiiiiieeeeee…“

Mit diesem infernalischen Laut stürmte sie wie von Talery geheißen an allen anderen vorbei zum Ausgang. Absichtlich stolperte sie noch über die alte Maschinenhalterung mitten im Weg und ließ sich straucheln, um so die Halle zu verlassen. Draußen angekommen musste sie sich erst einmal beruhigen von der emotionalen Darbietung und packte nach ein paar tiefen Atemzügen das dPad aus… schließlich wollte sie verfolgen, was in der Halle weiter passierte, besonders solange ihre Padawan alleine da drinnen war.

Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - Meisterin Liodoro alias Talery - Draußen vor dem Haupteingang: Brianna
 
Eriadu - Phelar, alte Fabrik - am Ritualplatz: Kwyn, Phyn, Pugg, Raychill und Zan Thana (NPCs) - Meisterin Liodoro alias Talery versus Darth Coerulea alias Brianna

Mit einer Mischung aus Erstaunen und Freude verfolgte Talery als "Meisterin Liodoro" wie sich Eisblume nach dem simulierten Machteinsatz als maskierte Kwyn wand, schluchzte, schimpfte und flehte. Auf die Caamasi wirkte es sehr überzeugend wie Brianna der Reihe nach mit großen Emotionen beschrieb was mit Kwyns Freunden laut der Vision noch alles geschehen würde. Zan Thanas Blick wurde hart als Eisblume sie fiktiv durch das Lichtschwert sterben ließ. Raychill fasste sich entsetzt ins Gesicht als sie hörte, dass sie auf diesselbe Weise ums Leben kommen sollte wie die ihnen so verhasste Lehrerin, so dass sie Zuflucht in Phyns Armen suchte, in dessen Gesicht sich ebenfalls dasselbe Entsetzen widerspiegelte. Dessen Gesichtsausdruck war im Übrigen deutlich intensiver geworden im Vergleich dazu als er zuvor gehört hatte was sich Eisblume als sein Ende in der Vision ausgedacht hatte. Interessant. Keiner der drei schob offensichtlich irgendeine Schuld auf Kwyn oder warf ihr einen bösen Blick zu. Also mussten sie alle schon seit geraumer Zeit unter Meister Fyghynz' Einfluss gestanden haben und sich dessen irgendwo sehr wohl bewusst sein. Zu guter Letzt Pugg schwankte zwischen blankem Entsetzen und Mitleid was offenbar mit "seiner" Kwyn wegen ihrem sog. Schlaffi noch alles geschehen sollte.

Nach Briannas fiktiver Entschuldigung machte er sogar Anstalten die zukünftige Kwyn trösten zu wollen. Vor Anspannung hielt die Caamasi dabei den Atem an. Dies durfte Eisblume nicht zulassen, denn Pugg konnte aus nächster Nähe gewiss erkennen, dass die Echanijedi nur geschminkt war. Sie musste sich unbedingt so schnell wie möglich aus der Affäre ziehen - was sie dann aber auch tat. Mit einem gräßlichen Laut stürzte Eisblume wie in blanken Entsetzen und Qual aus ihrer Mitte und ins Dunkle in Richtung Ausgang. Talery sah ihr genauso gebannt nach wie die Mitglieder der Neuen Wege. Der echten Kwyn liefen mittlerweile die Tränen in Sturzbächen hinunter, so dass sich die Caamasi schon etwas schuldig fühlte, dass sie die Jugendliche so negativ dargestellt hatten. Allerdings hätte sanft ins Gewissen zu reden vermutlich nichts gebracht, um sie von ihrem bisherigen Weg abzubringen. Dafür war ihre Faszination für den Machtrausch und der angeblichen Möglichkeiten viel zu groß gewesen. Das hätte vermutlich sogar Jedi-Ritterin Pyls Bhury geschafft. Talery hingegen nahm sich vor später noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken und zu meditieren. Es sollte sie jedenfalls alle davor bewahren erneut in Versuchung zu kommen auf solch dunkle Abwege zu geraten. Daher schüttelte "Meisterin Liodoro" übertrieben deutlich den Kopf.


"Da geht sie nun hin, unfähig die Schuld wegen dem Tod ihrer Freunde zu ertragen. Seht sie euch an. Will jetzt noch jemand von euch so enden? Will noch jemand den finsteren Wegen von Meister Fyghynz folgen und so viel Unheil und Verderben über euch und eure Familien bringen? Lasst ab von euren Ritualen und Spielchen mit der Dunkelheit. Kehrt zurück zum Licht und schlagt einem besseren Weg ein. Ihr alle habt euer Leben noch vor euch. Ihr könnt euch hier und heute entscheiden alles anders zu machen."

Dabei sah sie allen Jugendlichen tief in die Augen. Als einzige hatte noch Zan Thana Trotz im Blick. Die dunkelhäutigere junge Frau war offenbar von einer sehr skeptischen und selbstsicheren Natur. Aber selbst bei ihr war nicht alles spurlos vorüber gegangen. Das musste reichen. Zusammen mit dem weichherzigen Phyn, der geschockten Kwyn, der eingeschüchterten Raychill und dem mitfühlenden Pugg sollte es nicht mehr vorkommen, dass die Clique in nächster Zeit noch einmal solchen Blödsinn anstellen sollten.

"Ich selbst habe noch viel Arbeit vor mir. Kwyn braucht mich jetzt. Aber keine Sorge, ich werde immer irgendwo bei euch und euch ein Vorbild sein. Vergesst nie welches Schicksal euch droht, wenn ihr solchen Scharlatanen wie Meister Fyghynz folgt und macht euren Planeten zu einem besseren, statt einem schlechteren Ort. Ich bin eine Jedi und als solche gebe ich selbst meine alte Padawan Kwyn noch nicht auf. Vielleicht hat sie noch die Chance wieder sie selbst zu werden, wer weiß. Lebt wohl."

Danach beugte sich Talery in einer eleganten Bewegung nach unten zu ihrem Hut. Sie packte ihn so, dass sie das Holocron darunter ebenfalls zu fassen bekam. Die Jugendlichen von Eriadu sollten es gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Vorsichtig, aber dennoch so unauffällig wie möglich drückte sie den Hut samt Holocon fest auf ihren Kopf, so dass sie nicht herunter fielen. Lange musste sie das ja nicht schaffen. Nur bis zu Tür, das traute sie sich zu. Dann schritt sie vorsichtig mitten durch die Mitglieder der "Neuen Wege", welche ihr sofort Platz machten und folgte Brianna nach draußen. Sehr angespannt lauschte die Caamasi dabei bei jedem Schritt nach hinten, ob jemand Zweifel an ihrer gespielten Vision hatte. Aber sie rührten sich nicht. Kein Ton drang zu ihren Ohren. Talery fiel fast ein Stein vom Herzen als sie in der Dunkelheit der Fabrikhalle die Ausgangstür vor sich ausmachen konnte. Dabei wanderten in der Dunkelheit schon ihre dreifingrigen Hände zum Holocron unter ihrem Hut. Erst jetzt spürte sie das dunkle Pulsieren desselben und riss sich angewidert sofort den Hut samt Holocron vom Kopf als sie draußen war.

Brianna war nicht weit entfernt und Talery bedeutete ihr sogleich zu flüchten für den Fall, dass ihnen doch jemand nachgelaufen kam. Sie wollte ja nichts riskieren. Aber dann fiel ihr die Holokamera ein und war mit einem Mal erleichtert. Eisblume wusste dadurch ja eh Bescheid und warf ihr mit dem Holocron in Hut in der Hand einen fragenden Blick zu und deutete lautlos in Richtung Raumhafen von Phelar.


Eriadu - Phelar, alte Fabrik - vor dem Tor - Brianna und Talery
 
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