Mhm, also das eigentliche Thema war doch eigentlich, die Gestaltung der Wahlplakate. Und nicht die Ablehnung oder ZUstimmung ihres Inhaltes. Oder habe ich da was mißverstanden?
Aber erstmals zu dem Offtopic, der sich hier angesammelt hat:
Ich weiß nicht, worauf sich die meisten etwas einbilden. Deutschland hat sicherlich sehr viele Größen hervorgebracht. Aber das haben andere Länder auch. Und in allen Ländern gab es positive und negative Größen. Ich mag Deutschland, obwohl vieles hier im Argen ist. Es gibt kaum ein Land, in dem so frei die Klappe aufreißen kann wie hier. Kein Land, in dem man sich so schön rot, gelb, grün und schwarz ärgern kann. Aber es war weder meine Schuld, daß Hitler so wüten konnte, noch mein Verdienst, daß es Goethe, Schiller und Weimar gab. Ein Land, was jahrhundertlang aus einem politischen Flickenteppich bestand. In dem verschiedene Kulturen und Meinungen Einfluß fanden. Das ist heute eigentlich die Stärke. Wieso macht ihr auf einmal eine Schwäche draus?
Das Problem von Toleranz ist, daß man keine gibt, wenn man keine bekommt. Sicherlich ist die Welt den Deutschen teilweise nicht tolerant gegenüber. Aber Leutz, es liegt eigentlich nicht in der Vergangenheit, sondern an der Macht. Und wer mir weismachen will, daß Deutschland politisch und wirtschaftlich keinen Einfluß hat, der irrt. Sie haben diesen Einfluß, nur gab es noch niemanden, der in der Lage diesen gescheit einzusetzen. Aber die Zeit wird auch kommen. Es wachsen neue Generationen ab, die wie man lesen kann, die Kollektivschuld, die man dem Land gerne aufbürdet, abschütteln. Leute, die die Vergangenheit des Landes akzeptieren und zu ihr stehen. Aber sowohl zu den positiven und negativen Seiten. Es wäre aber fatal, sich nur die positiven Errungenschaften herauszukehren. Denn positive Erfahrungen sind gut und schön. Aber richtig gestärkt wird man aus den negativen Dingen, die einem widerfahren, herausgehen.
Die Türkei in der EU? Ja und? Heute vielleicht nicht, denn die Türkei steckt noch in den Kinderschuhen. Aber sie wird wachsen. Seid ihr wirklich so vermessen, daß ihr denkt, daß das heutige Europa, wie es ist, ohne das osmanische Reich möglich gewesen wäre? Das ist in meinen Augen dumm. Und vergessen sollte man nicht, daß unter dem Halbmond, der viele Teile Europas unter seiner Fahne hatte, Juden, Christen und Moslems friedlich leben konnten.
Wie geht das ohne Toleranz? Gar nicht!
Schon allein aus dem Grund sind sich die Osmanen und die "restlichen Europärer" näher, als es den Anschein haben mag. Und wenn ihr wirklich alles seht, was die "europäische Kultur" verbrochen hat, dann seht ihr, daß die Weste nicht weiß ist. Im Gegenteil. Dicke schwarze Flecken zieren diese Weste. Aber es ist unbequem diese Fehler einzusehen. Im Endeffekt haben wir da viel mit dem Amis gemein. Aus Angst unsere Fehler zu sehen, zeigen wir auf andere.
Nur wenn ihr fordert, daß diese bequeme Haltung aufhören muß, dann in aller Konsequenz. Keine halben Sachen. Denn das macht niemanden besser. Einfaches Paroleklopfen reicht nicht aus, um sich als kritischer Geist zu offenbaren. Sicherlich sagen einem Dinge manchmal mehr, manchmal weniger zu. Aber den Luxus, sich nur eine halbe Sache anzuschauen, kann man sich eigentlich nicht leisten.
Ihr führt hier Byzanz, Konstantinopel, Istanbul an (Ja, ich weiß, daß es alles eine Stadt ist

). Aber kaum einer blickt weiter als dorthin. Das ist verdammt schwach. Alles schaut Troja und schwärmt für die Ilias. Aber macht ihr euch mal klar, daß diese auf kleinasiatischen Boden spielt. Die Berliner unter euch werden das Pergamonmuseum kennen. Wieviele türkische Restaurants nennen sich Ephesos? Die Griechen hatten große Teile Kleinasiens bevölkert. Danach kam Alexander und dann die Diadochen. Die erste Provinz des römischen Reiches hieß Asia und umfaßte dieses Gebiet.
Ich hoffe nur, daß keiner hier aufschreit und sagt, daß ist aber europäisch. Die Griechen und Römer waren Europäer. Stimmt vielleicht zum Teil, aber zu anderem Teil auch nicht. Sie waren klug genug, die Wechselwirkungen von aufeinandertreffenden Kulturen zu erkennen, zu akzeptieren und sie in ihr Leben einzubauen. Die Türkei ist weit aus mehr "europäisch" als es den Anschein macht. Sicherlich hat dies eine andere Prägung erfahren in den Jahrhunderten, aber die gemeinsamen Wurzeln sind da. Wir können schlecht etwas verdammen, was ebenfalls ein Teil unserer Kultur ist.
Viele Werke antiker Dichter und Philosphen liegen uns vor, weil sie in der "fremden" Kultur höher geachtet waren als in unserer, wo sie als Gefahr für die Kirche auf einen Index kamen, verdammt und verbrannt wurden. Ist euch klar, daß ohne eine solche Wechselwirkung, die heutige Kultur, auf die ihr alle so stolz seid, nicht da wäre? Macht euch die Angst vor dem Fremden blind für die Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten?
Solche Plakate, wie sie zu Beginn des Topics eigentlich besprochen werden sollten, sind daher in meinen Augen nicht sehr aussagekräftig und vor allem wenig durchdacht. Es ist klar, daß die Türkei erstmals nicht in die EU eintreten wird. Weil es einfach wirtschaftlich nicht machbar ist. Aber das Land arbeitet. An sich, Seinem Ansehen und anderen Kritikpunkten. Dazu gehört schon sehr viel Mut. Ich sehe die Türkei als aufstrebenden Staat, wobei ich nicht vergesse, daß er sehr jung ist und viele Hindernisse bereits überwunden hat. Das halte ich ehrlich gesagt für eine sehr herausragende Leistung, auch wenn noch viele Dinge nicht unseren Maßstäben genügen. Aber ich kenne nur wenige, die auch das anerkennen. Genauso wie ich anerkenne, daß andere Staaten Tolles geleistet habe.
Und ich bin stolz ein Teil dieser Kultur zu sein. Einer Kultur, die von gegenseitigem Austausch lebt. Wo ein Teil den anderen beeinflußt. Ein Teil ohne den anderen so nicht existieren würde. Deutschland, Türkei, Frankreich, Polen, Spanien und andere europäische Staaten sind ein Teil des Ganzen. Jeder ein Teil der Kultur, in der ich mich zuhause fühle. Das ist der Sinn Europas. Und deswegen stehe ich hinter dem Gedanken. Mögen räumliche Grenzen bestehen. Aber das Wesen ist längst grenzenlos.
In diesem Sinne
Lieben Gruß
Padme
Ich hoffe auch, daß dieser Thread mal von Beleidigungen Abstand nimmt und zu einer sachlichen Argumentation zurückfindet.