Bei mir hat der Film einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlassen.
Handwerklich ist er nahezu perfekt und auch die Schauspieler liefern durchweg solide bis herausragende Leistungen ab. Dabei weiß vor allem die erste Hälfte des Films zu gefallen, die am Beispiel von Ulrike Meinhof aufzeigt, wie es in den turbulenten späten 60er, frühen 70er Jahren passieren konnte, daß vor allem Menschen aus relativ gesicherten Verhältnissen sich immer weiter radikalisierten und letztlich in eine brutale Terrorszene abrutschten. Dabei hinterlassen vor allem die Szenen des Schah-Besuchs sowie des Sturms auf das Springer-Hochhaus in Berlin nach dem Attentat auf Rudi Dutschke einen starken Eindruck auf den Zuschauer.
Mit zunehmender Laufzeit legt der Film jedoch ein immer höheres Tempo ein und genügt sich quasi nur noch darin, alle wichtigen Ereignisse der RAF-Terrorjahre von ca. 1970 bis 1977 zu bebildern und einen Punkt nach dem anderen abzuhaken. Dabei blitzt das ein oder andere Mal, wie z.B. in den Szenen während der Prozesse in Stammheim oder dem Psychokrieg, den sich Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin in der Haft liefern, durchaus noch filmische Klasse und ? obwohl man das Ende der Geschichte ja bereits kennt ? ein wenig Spannung auf. Zuschauer mit wenig Vorkenntnissen über die Geschichte der RAF dürften sich allerdings mit dem sich gegen Filmende immer schneller drehenden Karussells von Personen und Ereignissen etwas überfordet fühlen.
Was mir ebenfalls ein wenig abging war die Sicht der ?anderen Seite?, sprich der Opfer und der Politik, und wie letztere auf den RAF-Terror reagierte. Stattdessen läuft der Film stellenweise sogar Gefahr, daß man durchaus sowas wie Sympathie z.B. für den ?coolen? Andreas Baader entwickelt, der mit stylischen Lederjacken im Porsche durch die Gegend heizt, und sich einfach nimmt, was er will, egal ob Frauen oder Autos.
Alles in allem bin ich auf jeden Fall sehr gespannt auf die bereits angekündigte längere TV-Fassung, und ob diese einige der genannten Kritikpunkte ausräumen kann, indem sie sich einfach etwas mehr Zeit für die Entwicklung einiger Figuren nimmt, und einige Ereignisse etwas mehr beleuchtet.
C.