Original geschrieben von Yado
Und das mit der Missionierung war früher so. Was der Herrscher (Fürst / Kaiser / König etc...) geglaubt hat, dass hatten auch alle seine Untertanen zu glauben.
Im späten Mittelalter aber erst, nach Luther. Vorher stellte sich das Problem allerdings auch nicht in dem Maße.
Oder meinst Du, dass es in grossen Imperien wie das Römische Reich oder bei den Ägyptern Religionsfreiheit gab.
Das nur am Rande: Die
Römer waren in dieser Hinsicht
sehr tolerant, zumindest bis zu ein paar von den verrückteren Kaisern (Christenverfolgung etc.). Mitglieder unterworfener Völker konnten ohne größere Probleme weiterhin ihre Götter anbeten, das wurde nicht nur gestattet, sondern auch unterstützt (indem öffentliche Schreine aufgestellt wurden). Zugegeben, das liegt nicht an der naturgegebenen Toleranz der römischen Religion, sondern daran, dass die Römer sehr kaufmännisch geprägt waren und es nur Unkosten macht, anderen ihre Religionsausübung zu verbieten

.
Wobei es auch hier Ausnahmen gab.
Was die kriegerische Geschichte der Kirchen angeht: Religion hat immer schon als Vorwand für gewalttätige Auseinandersetzungen gedient, obwohl selbige von ihren 'Gründern' bzw. in den (heiligen) Schriften abgelehnt werden (bei Christentum und Buddhismus z.B., und soweit ich weiß auch in Islam und Judentum). Das ist also nicht die Schuld des Glaubens an sich, sondern, wenn man schon Schuld auf eine größere Gruppe abwälzen muss, die der (Leicht-)Gläubigen.
Und wie auch mancher Vorredner muss ich davon abraten, Kirche und Religion zusammen zu sehen... die Kreuzzüge gingen tatsächlich von der katholischen Kirche aus (es war sogar ein Papst, der zum ersten aufrief). Aber es steckten keine religiösen Motive dahinter (und wenn, dann verzerrte). Und man kann ja wohl nicht Religionen verbieten, nur, weil sie missbraucht werden könnten; denn dann müsste alles verboten werden, sogar Papier, weil man damit auch Leute umbringen kann.
Original geschrieben von Renegat 35
Hier wären wir bei einem schönen Problem: Ab wann ist eine Glaubensgemeinschaft eine Sekte? Oder: Ab wann ist es keine Sekte mehr?
Eine waschechte Religion ist eine Gemeinschaft nur dann, wenn drei Kriterien erfüllt werden (die Definition ist keine Auslegungssache, sondern so festgelegt, man kann also sehr wohl genau unterscheiden):
- die Mitglieder der Gruppe glauben an die Existenz mindestens eines überweltlichen Wesens
- diese(s) Wesen werden an bestimmten Orten und Zeiten und unter Einhaltung bestimmter Riten verehrt (das nennt man dann 'kultische Handlungen')
- die Ausrichtung des Lebens der Mitglieder der Gemeinschaft richtet sich nach bestimmten Regeln, die zumindest teilweise unter göttlicher Sanktion stehen (sprich vorgegeben wurden)
Die sogenannte 'Church of Scientology' ist also eindeutig eine Sekte, der Indianer-Glaube an Manitu eine Religion.
Bevor die Frage kommt: Die Buddhisten glauben nicht (zumindest generell, in bestimmten Glaubensrichtungen schon) an einen Gott; dafür aber an eine quasi-göttliche Ebene, das Nirwana (der Buddhismus ist somit eine mystische Naturreligion mit Hang zum Pantheismus im Gegensatz zum Islam, einer prophetischen Buch- und Offenbarungsreligion

).
Und nun mal weg von den ganzen Verfahrensfragen (

) und zu dem, was ich persönlich denke:
Ich glaube an Gott (oder zumindest an
einen Gott), aus verschiedenerlei Gründen. Ich bin auch weiterhin Mitglied der katholischen Kirche. Trotzdem gehe ich nicht so häufig in selbige, weil dieser ursprünglich als 'Treffpunkt' gedachte Sammlungsort nicht zwingend notwendig ist, um mit Gott zu 'kommunizieren'; das geht auch so (auch ohne Gebet etc.). Und meine Vorstellung von Gott unterscheidet sich auch von der der christlichen Kirche (also von wegen alter Mann mit Rauschebart). Ich nehme die Bibel vor allem auch nicht wörtlich (wer das tut, ist selbst schuld, denn so ist sie nicht gedacht

). Aber ansonsten (was halt noch so übrig bleibt) deckt sich mein Glaube größtenteils mit dem, den die Kirche diktiert, weshalb ich drin bleibe (auch in der Hoffnung auf einen neuen Papst, damit sie mal ordentlich modernisiert wird).
EDIT: Eins noch zu der angeblichen Intoleranz der christlichen Kirche: Ich verweise hier nur auf zwei andere Weltreligionen, den Hinduismus (der in seiner Ausführung haufenweise Menschenrechte verletzt, was aber leider wohl nicht zu ändern ist) und den Islam (eine Koran-Übersetzung liegt hier irgendwo rum und ist teilweise schon angelesen, und obwohl man sagen muss, dass vieles übertrieben ist, was so gesagt wird, so ist unbestreitbar, dass die sogenannten islamischen Länder zu den am wenigsten 'zivilisierten' der Erde gehören).