Da ich gestern "Final Wars" gesehen habe, wollte ich den Thread mal wieder aus der Versenkung holen.
Review:
(mit Spoilern)
Ich muß sagen, dass ich das Geschehene, teils ziemlich bizzar fand. Das war imo nicht wirklich ein Godzillafilm, da fühlte man sich eher an Matrix erinnert.
Der Film nimmt Anleihen aus vielen anderen Werken und kopiert ihre Bilder.
Die menschlichen Charaktere waren alle irgendwie blaß (bis auf Gordon). Das wäre nicht so schlimm gewesen, aber doch, wenn man versucht 60 % - 70 % der Handlung über die Menschen zu erzählen.
Die Monsteraufnahmen waren imo stark zurückgefahren.
Die Effekte hätten realistischer sein können. Einige mögen sich am Kopf kratzen, dass ich bei einem japanischen Godzilla - Film Realismus fordere, aber nunja zum einen denke ich, dass einige der Godzillafilme zumindest auf ihre Zeit bezogen, doch sehr glaubhaft waren und andererseits ging es in den 90ern schlicht schon mal besser, was die Effekte angeht.
Und auch vom japanischen Godzilla kann man sich eine stetige Steigerung bei den Effekten erwarten.
Schlimm fand ich, dass einige der Monster computeranimiert waren, - das sah teilweise ziemlich schlecht aus (bei der Gottesanbeterin), - die Spinne war allerdings besser (dafür war der Netzeffekt schlecht). Das Ende des Kampfes mit der Spinne kündigte es schon an: Godzilla schnappt sich ein abgeschossenes Fangseil der Spinne und beginnt sich wie ein Hammerwerfer zu drehen, - die Spinne wird zum Hammer und wird von Godzilla schließlich 20 Kilometer weit weg geschleudert.
Die Monsterkämpfe erreichen teilweise wieder jene Albernheit, wie in den 60ern. Höhepunkt ist hier klar, wo Angilas zu einer Stachelkugel wird und von einem anderen Monster mit dem Fuß in Richtung Godzilla geschossen wird. Dieser Fliegt dann im nächsten Moment, wie Olliver Kahn in dem Bemühen den Ball zu fangen, bevor er in die rechte obere Ecke kracht, durch die Luft.
Es sah zwar zum Schießen aus, aber ich hatte mich schon an die größere Ernsthaftigkeit der 90er Godzillafilme gewöhnt.
Ein wirklicher Höhepunkt war für mich, wo es zum Zusammentreffen zwischen Godzilla und dem Emmerich - Leguan (Freunden des Ami - Murkses ebenfalls als Godzilla bekannt) kommt. Godzilla gibt sich nicht lange mit der schlechten Kopie ab. Ein Schwanzhieb, die Kopie landet im Sydneyopernhaus und geht durch einen Feuerstrahl in die ewigen Jagdgründe ein.
Hier zeigte sich, wer der einzig wahre Godzilla ist, - einfach klasse.
Ähnlich schnell fertigt Godzilla eine ganze Reihe weiterer Monster ab (das Monsteraufkommen wear seit den 60ern nicht mehr so hoch), - wodurch die Kämpfe ziemliche Lightversionen sind.
Es kommt zu zwei größeren Kämpfen mit einem neuen Monster und den allseits bekannten Gidorah. Ein Kampf mit Gidorah war in der zweiten Staffel schonmal wesentlich überzeugender und spannender gemacht. Dieser großen Kämpfe in einer völlig zerstörten Stad und bei Dunkelheit erinnern überdeutlich an das letzte Zusammentreffen zwischen Smith und Neo in Matrix 3 (nur einer von vielen Matrix Momenten)
Final Wars bringt auch den albernsten Baby - Godzilla, den man je gesehen hat. Der ganze Handlungsstrang um Baby und der Freundschaft zu einem Menschenkind hängt zwar völlig in der Luft, mündet aber in einer wirklich schönen Szene. Hier stellt sich das Menschenkind schützend vor das inzwischen 15 Meter große Baby, damit die Menschen ihm nichts tun können. Auf der anderen Seite steht Godzilla bereit die Menschen zu vernichten. Dies wird dadurch verhindert, dass sich Babygodzilla schützend vor die Menschen stellt. Beide Gruppen gehen im vorläufigen Frieden auseinander.
Die Menschheit ist sehr seltsam dargestellt (eine Mischung aus Kühle und Verrücktheit) und ich würde in dieser Welt (selbst wenn sie von Außerirdischen und Monstern frei wäre) nicht sehr gerne leben.
Jeder Versuch die Godzillageschichte in einen großen mythologischen Rahmen zu bringen, muß man in diesem Film als gescheitert ansehen.
Die Menschen unterhalten eine Spezialeinheit Mutantentruppen (deren schwarze Uniformen mit den roten Armbinden btw. sehr seltsam wirken

). Diese erinnern in einigen Szenen an Marines aus Starship Troopers (Einsatz von Schußwaffen) und in anderen an Matrix Superkämpfer.
Wie bereits erwähnt sind die Anspielungen auf Matrix überaus zahlreich. Eine weitere ist zum Beispiel, wo ein Offizier sich den umgedrehten Mutanten stellt und sich im bekannten Matrix 2 Stil mit 50 von diesen Typen prügelt (nur fliegen kann er nicht und daher verliert er auch). Eine andere kurze Verfolgungsjagdszene kann ihre Verwandschaft zu Matrix 2 auch nicht abstreiten.
Final Wars hat dann schließlich auch seinen ganz persönlichen Neo. Es handelt sich um einen besonderen Mutanten, der wenn er will zu einem sogenannten Kaiser werden kann. Seine Sätze, wie "Es ist nicht richtig, wie wir behandelt werden. Wir können selber entscheiden, - wir sind kein Fieh !" sind von ähnlicher "Bedeutungsschwere" wie die in gleicher Weise emotionslos heruntergeleierten Phrasen eines Neo.
Japan - Neo darf dann auch Laserstrahlen einfach in der Luft zum Erstarren bringen um seine Freunde zu retten.
Außerdem kommt es zu einen Kampf mit seinem außerirrdischen Gegenspieler. Schließlich besinnt Japan - Neo sich jedoch auf seine Kräfte und wehr die Schläge des Gegeners genauso gelangweilt ab, wie Neo seinerzeit in Matrix 1.
Sein Gegenspieler ist übrigens mit Sicherheit nur so übel drauf, weil man ihm seine Sendung bei Viva weggenommen hat, - so sieht er jedenfalls aus und benimmt sich auch so.
Die Anspielungen auf andere filmisiche Werke gehen weiter. Ein Menschen-Abfangjäger fliegt durch einen Zugangsgangtunnel zur Energiequelle und vernichtet den Energiekern, wie damals Russel Case die Primärwaffe der ID4 - Aliens. Auch wenn im Schwärmen Alienjäger aus dem Mutterschiff kommen und über die zerstörten Städte hinwegrasen, - erinnert das klar an Independence Day.
Dagegen setzen die Menschen fliegende U - Boote. Und diese sind so in Szene gesetzt, dass es überdeutlich an die Zeichentrickserie "Nadja und die Macht des Zaubersteins" erinnert (nicht zuletzt auch, weil sich das letzte Menschen - U -Boot in das Mutterschiff der Aliens bohrt um es aus dem Inneren heraus zu vernichten (auch wirkt Gordon, wenn er mit Schnauzer und tief ins Gesicht gezogener Captainsmütze auf der Brücke sitzt, ganz so, wie Captain Nemo aus der oben genannten Zeichentrickserie).
Viele der zuletzt genannten Effektaufnahmen sind übrigens wirklich sehr schön und atmosphärisch gelungen.
Die Musikuntermalung ist ein wilder Mix, dem irgendwie die einheitliche Linie fehlt. Zeitweise wird der Fan mit Zitaten der alten Musikstücken verwöhnt, - so z.B. das klassiche Minja - Theme. Die großen klassischen Godzilla - Fanfaren sind allerdings entweder zu kurz oder nicht zu hören.
Dagegen werden dann hauptsächlich technisch anmutende Klänge mit schnellen Rhythmus gesetzt, die einfach nur extrem nervig sind.
Etwas besser muten dann jene Klänge an ,die offensichtlich an "Crusade" (Der Nachfolgeserie von Babylon 5) angelehnt sind, - zwar wird auch das von vielen als Musik kaum wahrgenommen, aber ich mag es inzwsichen recht gerne.
Schließlich gibt es da noch moderne anmutende Instrumentalmusik, die an den besten Momenten wirklich sehr gut ist.
Zusammenpassen tut das alles nicht so richtig.
BTW. das Godzilla - Kostüm sah auch schonmal besser und realistischer aus. Ich hätte mir Godzilla mal so gewünscht, wie er auf den Cover abgebildet ist. Tatsächlich waren die Rückenflossen extrem klein. Ich hatte lange Zeit gehofft, dass der alte Godzilla stirbt und Minja zu dem Cover -Godzilla wird und das Werk vollendet.
Fazit:
Es ist falsch dem Film jeglichen Unterhaltungswert abzuprechen, trotzdem hinterläßt er ein eher flaues Gefühl.
Lockere 60 % des Filmes sind direkt aus anderen Filmen adaptiert worden (und wer weiß, was ich da eventuell noch so übersehen habe).
Dem Film fehlt es irgendwie an Eigenständigkeit und allzu häufig wäre hier weniger wohl mehr gewesen.
Ganz besonders wenn man sich Teile des originalen ersten Godzillas, der in japanischer/amerikanischer und deutscher Variante ebenfalls in der Box enthalten ist (kennt da jemand die genauen Unterschiede ?), ansieht, fällt einem auf, wie gut die Serie begann und wie vergleichsweise schlecht sie endete.
Ich denke, dass es vielleicht besser gewesen wäre Godzilla ruhen zu lassen, - würdevoller ist er auf jeden Fall mit der zweiten Staffel in den 90ern abgetreten.