[Junkfort-System | Junkfort Station | Satellitenstation | Landeplattform | YT-1760 Stopgap] Mumba der Hutt, San Koure, Söldnertruppe
In Mumbas hässlichem Kopf arbeitete es fieberhaft auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser verzwickten Situation. Er hatte nicht vor, sich gefangen nehmen zu lassen: Er selbst hatte stets große Phantasie gehabt, was die Behandlung von Gefangenen anging, und wollte ungerne auf der anderen Seite stehen. Zumal der neue Sprecher der Gruppe Recht hatte: Mit jeder Aktion und Reaktion wurden die Fronten nur verhärtet. Schon jetzt, nachdem er einen der Piraten niedergeschossen und hoffentlich getötet hatte, durfte er kaum noch Schonung erwarten. Wenn sie nur halb so kreativ waren wie er, fanden sie den einen oder anderen Weg, den Hutt unschön leiden zu lassen, bevor sie ihn töteten und/oder das Kopfgeld einstrichen. Da erschien ihm die Vorstellung, sich mitsamt seinen Feinden in die Luft zu sprengen, tatsächlich attraktiver. Es verkürzte seinen Tod auf einen kaum wahrzunehmenden Sekundenbruchteil und befriedigte zudem seine boshafte Neigung, einem Gegner schon aus Prinzip möglichst viel Schaden zuzufügen. Aber lieber wäre es ihm natürlich, auf diese radikalste und mit Sicherheit letzte Lösung nicht zurückgreifen zu müssen.
Die Bombe an einem der beiden Triebwerksreaktoren - welcher von beiden, das wollte er den Feinden natürlich nicht sagen - sowie die Kampfdroiden sollten ihm ein wenig Zeit verschaffen. Früher oder später würden sie ihn holen kommen, da war er sicher. Aber bis dahin fand er hoffentlich eine Möglichkeit, zu entkommen. Den Gedanken, gewaltsam das Hangarschott zu durchbrechen, verschob er vorläufig; er barg ein zu großes Risiko für sein eigenes Leben und bot keine Erfolgsgarantie. Bevor er so etwas Drastisches probierte, wollte er zunächst versuchen, Hilfe zu bekommen.
Das Cockpit mied er, denn durch die Scheiben hindurch war er zu leicht zu beobachten. Das verriet einem aufmerksamen Gegner vielleicht seinen nächsten Schritt und ermöglichte auch einen direkten Angriff, denn ohne Schilde konnten ihm auch tragbare Waffen dort leicht gefährlich werden. Derzeit hielt sich Mumba in seinem engen Quartier an der Backbordseite auf. Hier fühlte er sich noch am sichersten.
Der erste Schritt bei dem Versuch, Unterstützung herbeizurufen, war eine Nachricht an Brailor Khaine. Mumba sprach eine kurze Nachricht und sendete sie, ohne zu wissen, ob sie überhaupt ihr Ziel erreichen würde. Vermutlich war der abgehalfterte Mandalorianer Tausende Lichtjahre entfernt. Dass er rechtzeitig hier eintraf, um etwas bewirken zu können, war unwahrscheinlich bis an die Grenze des Unmöglichen. Aber in einer solchen Situation ergriff man eben jeden Strohhalm.
Daher war Mumbas nächste Entscheidung auch, seinen Geschäftspartner auf der Junkfort-Station zu kontaktieren. Es war keineswegs unmöglich, dass dieser ihn verraten und selbst den Hinterhalt ermöglicht hatte. Aber wenn es so war - was konnte der Hutt dann dadurch verlieren, dass er sich mit ihm in Verbindung setzte? Falls er aber nichts damit zu tun hatte, war der Mann sicherlich interessiert daran, den Waffendeal wie vereinbart über die Bühne zu bringen, und würde womöglich einige Hebel in Bewegung setzen, um diese Belagerung zu beenden.
Schon bald nach dem Ruf erschien das Hologramm des Handelsvertreters des GenaTech-Rüstungsunternehmens. Es handelte sich um denselben fettbackigen Beluganer, mit dem der Hutte auch beim letzten Mal geredet hatte.
»Ah, Mr. Mumba. Es freut mich, dass Sie...« begann der Humanoide mit einer seltsamen Betonung, begleitet von übertriebenen Bewegungen seines vierlippigen Mundes.
»Keine Zeit für Freundlichkeiten, Mr. Tunge. Ich wurde von Piraten auf einer der Satellitenstationen zur Landung gezwungen. Ihre Unterstützung wäre willkommen und wird natürlich bezahlt. Andernfalls kann ich unseren Termin nicht einhalten, fürchte ich.«
»Das ist eine ärgerliche Situation. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann«, sagte Tunge unverbindlich. »Aber versprechen kann ich nichts.«
»Ich will auch Taten, keine Versprechungen. Wenn Ihnen etwas an meinen Credits liegt, sollten Sie sich beeilen.«
Ungehalten brach der Hutt die Verbindung ab. Auf den Vertreter der GenaTech konnte er sich offensichtlich nicht verlassen. Andererseits war er aber der einzige, der in diesem Moment Hilfe leisten konnte. Mumba musste Zeit schinden, um ihm zumindest eine Chance zu geben.
Draußen erklangen zwei ungewöhnliche Geräusche: Zuerst ein hektisches Pfeifen, dann ein metallisches Poltern. Beide Laute rührten eindeutig aus dem Innern des Schiffes her.
»Was ist los bei euch, verdammt?« schnauzte er die Kampfdroiden über Funk an.
»ÄH, SIR, DER MECHANIKER WURDE ZERSTÖRT«, antwortete eine OOM-Einheiten nach wenigen Augenblicken. Offenbar hatten auch die Droiden die Geräusche gehört und nachgesehen. »DA IST EIN LOCH IN DER WAND.«
»WAS!? Jemand schneidet sich durch dem Rumpf und ihr bemerkt es nicht? Wertlose Blechdosen, wir haben mindestens einen Eindringling an Bord! Durchsucht alles, verflucht! Keine Gefangenen!«
Den letzten dieser Befehle erließ Mumba nicht, weil er keine Geiseln gebrauchen konnte. Im Gegenteil, etwas Besseres konnte er sich im Augenblick kaum vorstellen. Aber er traute es den OOM-Droiden nicht zu, erfahrene Piraten oder Kopfgeldjäger lebend zu überwinden. Dafür waren sie einfach zu dumm und unflexibel. Lieber schossen sie gleich - das entsprach ihrer Hauptfunktion und reduzierte die Wahrscheinlichkeit ihres Scheiterns.
Die Situation hatte sich also zugespitzt. Die Feinde waren bereits an Bord. Nun konnte Mumba nicht mehr darauf warten, dass jemand ihm zu Hilfe kam. Er musste selbst handeln. Und dafür musste er ins Cockpit. Vorsichtig in alle Richtungen spähend, verließ er mit vorgehaltener Pistole sein Quartier. Nur fünf Meter waren es bis zur Cockpittür, die ihn von allen Eindringlingen abschirmen würde. Aber leider war es auch nicht viel weiter bis zu jedem Ort an Bord, an dem sich ein Feind versteckt halten konnte. Die linke Hand umklammerte den Zünder des Termaldetonators.
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