Zot
(Inaktiv)
[Kirdo-System | Kirdo III | Salzsee | Fuß der Berge] Zot
Fast einen ganzen Tag war Zot gewandert, als er eine Stelle erreichte, die er für die Jagd geeignet hielt. Hier wuchsen in einer Felsspalte mehrere junge Sulfaropflanzen. Sie waren recht klein und vermutlich erst nach Beginn der Regenzeit gesprossen, zusammen mit Grün verschiedener Arten. Während die meisten anderen Pflanzen aber mittlerweile wieder vergangen waren, hatten diese sich gehalten und konnten im Schutz der Felsen Jahre oder gar Jahrzehnte überdauern.
Natürlich gab es keine Garantie dafür, dass sich jemals, geschweige denn binnen kurzer Zeit, eine Chooba-Schnecke hier einfand, um genau diese Sulfaros zu fressen. Aber zwischen dem Geröll fand der Nomade auch die vertrockneten Überreste älterer Exemplare, die eindeutige Fraßspuren aufwiesen. Die Choobas hatten ein gutes Gedächtnis oder sonst ein Gespür dafür, Weidegründe wiederzufinden. Sie suchten oft in unregelmäßigen Abständen wieder dieselben Orte auf. Wenn also früher Schnecken am Gebirge entlang gewandert waren, dann taten sie es vermutlich auch wieder. Und wenn sie das taten, musste der vanilleartige Geruch der jungen Pflanzen überaus anziehend für sie sein.
Zot tat, was jeder Kitonak in seiner Situation getan hätte. Er stellte sich neben die Sulfaros, erstarrte zu einem reglosen Ding, das selbst ein wenig wie ein Wüstengewächs aussah, und sperrte den Mund auf. Er selbst verströmte einen ähnlichen Geruch wie die Gewächse, die er wegen der Phytomimese, die sein Volk während seiner langen Evolution perfektioniert hatte, so gut nachahmte, dass jede Chooba auf die Tarnung hereingefallen wäre. Nun konnte er nur noch eines tun: Geduldig abwarten. Solange es eben nötig war.
Da er Kopf und Augen ebenso wenig bewegte wie jeden anderen Teil seines Körpers, bot sich Zot kein abwechslungsreiches Bild. Unerschütterlich starrte er auf den Eingang der Felsspalte. Es wurde irgendwann dunkel, dann wieder hell, wieder dunkel... abgesehen vom Wechsel der Tageszeiten und leichten Wetterveränderungen tat sich überhaupt nichts. Fast eine Woche lang stand er da und wartete einfach ab. Auch wenn er auf diese Weise quasi keine Energie verbrauchte: Der Hunger wuchs. Je länger er da stand, um so weniger Zeit blieb ihm für den Fall, dass er sein Scheitern eingestand, um nach einem besseren Standort zu suchen. Er wusste, dass manche seiner Artgenossen auf diese Weise schon verhungert waren. Aber er war sich sicher, dass er hier fündig wurde oder gar nicht mehr. Er wollte ausharren, bis er satt war oder es keine Rolle mehr spielte.
Schließlich tat ihm das Schicksal den Gefallen. Eine Chooba-Schnecke - ein einzelner alter Einzelgänger - tauchte an der Felsspalte auf. Das fleischige Tier hielt in seiner langsamen Wanderung inne und reckte die Fühler in alle Richtungen, um sich zu orientieren. Es hatte die attraktive Witterung wohl aufgenommen. Nach einer Weile änderte es die Richtung und kroch direkt in die Spalte hinein. Am attraktivsten für die Schnecke waren zweifellos die jungen Pflanzentriebe, die noch nicht so eine harte Schale hatten und daher die leichtere Mahlzeit waren als das alte, verholzte Exemplar, das Zot darstellte. Aber er hatte sich so plaziert, dass er den Weg zu den echten Sulfarus teilweise versperrte. Und wie es eben ihrer einfach gestrickten Art entsprach, überlegte die Chooba nicht lange, sondern nahm, was sie eben bekam.
Ein leichtes Kribbeln kündete davon, dass die Fühler seinen Fuß vorsichtig betasteten. Durch die Zehen nahm Zot den überaus appetitlichen Geruch des Wesens wahr. Er freute sich auf diese Mahlzeit. Er bekam sie aber nur, wenn er sich absolut ruhig verhielt. Also ließ er sich nicht das Mindeste anmerken, sondern harrte weiterhin geduldig aus. Es dauerte nicht lange, bis die Chooba an seinem Körper hinauf kroch. Sie hielt sich dabei nicht so lange auf wie die letzte, die er gegessen hatte. Diese hatte mehrfach an ihm herumgenagt und versucht, Schwachstellen seiner dicken Haut zu finden. Das ältere Exemplar jedoch steuerte zielgenau auf die stärkste Geruchsquelle zu: Seine Mundöffnung. Es schien es gar nicht abwarten zu können, hineinzuschlüpfen.
›Los, komm... hol dir dein Fressen!‹ dachte Zot dabei angestrengt. ›Nur weiter so. Komm und mach mich satt.‹
Auf einem dünnen Schleimfilm kroch das Tier über seine geöffneten Lippen. Es flutschte ganz in den Mund hinein, der sich hinter ihm schloss. Zot verschluckte es im Ganzen und erfreute sich an dem Gefühl, wie es die geweitete Speiseröhre hinabglitt und schließlich seinen hungrigen Magen füllte. Die Chooba war nicht mehr die jüngste und etwas zäh, sie würde sich wohl teilweise als schwer verdaulich erweisen und ihm nicht so viele Nährstoffe leifern wie manche ihrer Artgenossen. Aber zumindest für die nächsten zwei bis drei Wochen war sein Nahrungsbedarf damit gedeckt.
Noch einen weiteren Grund zur Freude gab es aber. Der salzige Geschmack konnte in Anbetracht des Seebettes, durch welches das Tier gekrochen war, nicht verwundern. Aber eine andere Beobachtung mochte nicht so recht dazu passen. Nämlich, dass sie ungewöhnlich saftig war. Wenn das Tier trotz seiner Wanderung durch die Salzwüste so viel Flüssigkeit enthielt, ließ das nur einen Schluss zu: Ganz in der Nähe musste es Wasser geben!
Da sein Mahl beendet war, hielt nun nichts mehr Zot an diesem Ort. Normalerweise hätte er noch einige der jungen Sulfarus abgeschnitten, um sich an ihrem Saft zu erfrischen, und nur so viele stehen gelassen, dass ihr Bestand nicht gefährdet wurde. Aber in diesem Fall verzichtete er darauf. Wenn es wirklich ein Wasservorkommen in der Nähe gab, benötigte er diese Flüssigkeit nicht und konnte die Pflanzen schonen. Sofort machte er sich auf den Weg. Die Chooba war von Westen gekommen, dorthin lenkte auch er nun seine Schritte.
[Kirdo-System | Kirdo III | Salzsee | Fuß der Berge] Zot
Fast einen ganzen Tag war Zot gewandert, als er eine Stelle erreichte, die er für die Jagd geeignet hielt. Hier wuchsen in einer Felsspalte mehrere junge Sulfaropflanzen. Sie waren recht klein und vermutlich erst nach Beginn der Regenzeit gesprossen, zusammen mit Grün verschiedener Arten. Während die meisten anderen Pflanzen aber mittlerweile wieder vergangen waren, hatten diese sich gehalten und konnten im Schutz der Felsen Jahre oder gar Jahrzehnte überdauern.
Natürlich gab es keine Garantie dafür, dass sich jemals, geschweige denn binnen kurzer Zeit, eine Chooba-Schnecke hier einfand, um genau diese Sulfaros zu fressen. Aber zwischen dem Geröll fand der Nomade auch die vertrockneten Überreste älterer Exemplare, die eindeutige Fraßspuren aufwiesen. Die Choobas hatten ein gutes Gedächtnis oder sonst ein Gespür dafür, Weidegründe wiederzufinden. Sie suchten oft in unregelmäßigen Abständen wieder dieselben Orte auf. Wenn also früher Schnecken am Gebirge entlang gewandert waren, dann taten sie es vermutlich auch wieder. Und wenn sie das taten, musste der vanilleartige Geruch der jungen Pflanzen überaus anziehend für sie sein.
Zot tat, was jeder Kitonak in seiner Situation getan hätte. Er stellte sich neben die Sulfaros, erstarrte zu einem reglosen Ding, das selbst ein wenig wie ein Wüstengewächs aussah, und sperrte den Mund auf. Er selbst verströmte einen ähnlichen Geruch wie die Gewächse, die er wegen der Phytomimese, die sein Volk während seiner langen Evolution perfektioniert hatte, so gut nachahmte, dass jede Chooba auf die Tarnung hereingefallen wäre. Nun konnte er nur noch eines tun: Geduldig abwarten. Solange es eben nötig war.
Da er Kopf und Augen ebenso wenig bewegte wie jeden anderen Teil seines Körpers, bot sich Zot kein abwechslungsreiches Bild. Unerschütterlich starrte er auf den Eingang der Felsspalte. Es wurde irgendwann dunkel, dann wieder hell, wieder dunkel... abgesehen vom Wechsel der Tageszeiten und leichten Wetterveränderungen tat sich überhaupt nichts. Fast eine Woche lang stand er da und wartete einfach ab. Auch wenn er auf diese Weise quasi keine Energie verbrauchte: Der Hunger wuchs. Je länger er da stand, um so weniger Zeit blieb ihm für den Fall, dass er sein Scheitern eingestand, um nach einem besseren Standort zu suchen. Er wusste, dass manche seiner Artgenossen auf diese Weise schon verhungert waren. Aber er war sich sicher, dass er hier fündig wurde oder gar nicht mehr. Er wollte ausharren, bis er satt war oder es keine Rolle mehr spielte.
Schließlich tat ihm das Schicksal den Gefallen. Eine Chooba-Schnecke - ein einzelner alter Einzelgänger - tauchte an der Felsspalte auf. Das fleischige Tier hielt in seiner langsamen Wanderung inne und reckte die Fühler in alle Richtungen, um sich zu orientieren. Es hatte die attraktive Witterung wohl aufgenommen. Nach einer Weile änderte es die Richtung und kroch direkt in die Spalte hinein. Am attraktivsten für die Schnecke waren zweifellos die jungen Pflanzentriebe, die noch nicht so eine harte Schale hatten und daher die leichtere Mahlzeit waren als das alte, verholzte Exemplar, das Zot darstellte. Aber er hatte sich so plaziert, dass er den Weg zu den echten Sulfarus teilweise versperrte. Und wie es eben ihrer einfach gestrickten Art entsprach, überlegte die Chooba nicht lange, sondern nahm, was sie eben bekam.
Ein leichtes Kribbeln kündete davon, dass die Fühler seinen Fuß vorsichtig betasteten. Durch die Zehen nahm Zot den überaus appetitlichen Geruch des Wesens wahr. Er freute sich auf diese Mahlzeit. Er bekam sie aber nur, wenn er sich absolut ruhig verhielt. Also ließ er sich nicht das Mindeste anmerken, sondern harrte weiterhin geduldig aus. Es dauerte nicht lange, bis die Chooba an seinem Körper hinauf kroch. Sie hielt sich dabei nicht so lange auf wie die letzte, die er gegessen hatte. Diese hatte mehrfach an ihm herumgenagt und versucht, Schwachstellen seiner dicken Haut zu finden. Das ältere Exemplar jedoch steuerte zielgenau auf die stärkste Geruchsquelle zu: Seine Mundöffnung. Es schien es gar nicht abwarten zu können, hineinzuschlüpfen.
›Los, komm... hol dir dein Fressen!‹ dachte Zot dabei angestrengt. ›Nur weiter so. Komm und mach mich satt.‹
Auf einem dünnen Schleimfilm kroch das Tier über seine geöffneten Lippen. Es flutschte ganz in den Mund hinein, der sich hinter ihm schloss. Zot verschluckte es im Ganzen und erfreute sich an dem Gefühl, wie es die geweitete Speiseröhre hinabglitt und schließlich seinen hungrigen Magen füllte. Die Chooba war nicht mehr die jüngste und etwas zäh, sie würde sich wohl teilweise als schwer verdaulich erweisen und ihm nicht so viele Nährstoffe leifern wie manche ihrer Artgenossen. Aber zumindest für die nächsten zwei bis drei Wochen war sein Nahrungsbedarf damit gedeckt.
Noch einen weiteren Grund zur Freude gab es aber. Der salzige Geschmack konnte in Anbetracht des Seebettes, durch welches das Tier gekrochen war, nicht verwundern. Aber eine andere Beobachtung mochte nicht so recht dazu passen. Nämlich, dass sie ungewöhnlich saftig war. Wenn das Tier trotz seiner Wanderung durch die Salzwüste so viel Flüssigkeit enthielt, ließ das nur einen Schluss zu: Ganz in der Nähe musste es Wasser geben!
Da sein Mahl beendet war, hielt nun nichts mehr Zot an diesem Ort. Normalerweise hätte er noch einige der jungen Sulfarus abgeschnitten, um sich an ihrem Saft zu erfrischen, und nur so viele stehen gelassen, dass ihr Bestand nicht gefährdet wurde. Aber in diesem Fall verzichtete er darauf. Wenn es wirklich ein Wasservorkommen in der Nähe gab, benötigte er diese Flüssigkeit nicht und konnte die Pflanzen schonen. Sofort machte er sich auf den Weg. Die Chooba war von Westen gekommen, dorthin lenkte auch er nun seine Schritte.
[Kirdo-System | Kirdo III | Salzsee | Fuß der Berge] Zot
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