Palpatine redet ihm (Anakin) telepathisch ein, die Jedi würden jetzt kommen und ihn umbringen, um sie als böse und ihre Absichten als schlecht darzustellen.
Ich geb dir im großen und ganzen Recht mit deiner Interpretation, doch das mit der Telepathie kaufe ich dir so nicht ab.
In meinen Augen liegt die eigentliche Genialität von Palpatine hinter dem Fall von Anakin darin, dass er sich hier eben
nicht auf die Macht verlässt, um Anakin zu beeinflußen. Das hätte der Auserwählte nach meinem Dafürhalten nämlich mitbekommen.
Nein, Anakin fällt, weil seine Loyalität und seine Freundschaft verschiedenen Parteien gilt, die sich zum Ende hin gegenseitig ausschließen. Palpatine kennt die Natur der Jedi sehr genau und weiß, wie sie handeln werden, wenn er als Sith gewisse Dinge angeht.
Palpatine verpasst dem Rat der Jedi eine regelrechte Ohrfeige, indem er fordert, dass Anakin als sein Repräsentant in den Rat aufgenommen wird. Er weiß, dass dies den Jedi nicht schmecken wird und diese Gegenmaßnahmen ergreifen werden. Natürlich wollen die Jedi wissen, was los ist, wenn sich ein Außenstehender in ihre Belange einmischt und sich solch ungeheuerlichen Dinge erlaubt. Dieser Schritt diente einzig und alleine dazu, dass Misstrauen und Zwietracht zwischen Anakin und dem Rest der Jedi gesät wird.
Anakin hat seinem
Freund Palpatine schließlich Dinge anvertraut, die er nicht mal Obi-Wan gesagt hat, weil er den verständisvollen und nett dreinschauenden Fürsprecher gespielt hat, der auf alles eine wohltuende Antwort parat hat, z.B. spricht Palpatine völlig selbstverständlich davon, dass es in Ordnung ist, Rache für ein Unrecht zu nehmen. Ich nehme vielmehr an, dass Palpatine in seiner Rolle als Freund von Anakin während der dreizehn Jahre, seit Anakin seine Jediausbildung begonnen hat, diesen ständig mit so einem Murks zugesponnen hat und in ihm auf diese Weise gewisse ethische Grundansichten gefestigt hat, mit denen Palpatine todsicher rechnen kann. Er macht ja bis zum Fall von Anakin in Episode III nichts anderes.
Und jetzt folgt meine Erklärung, warum Telepathie hier größtenteils auszuschließen ist:
Palpatine vertraut Anakin. Er vertraut ihm, weil Anakins Wesen zum großen Teil seine Schöpfung ist. Sicher kontrolliert er ihn, aber er glaubt nicht, dass sich Vader jemals gegen ihn stellen wird, weil er ihm ja den Schmonsens vom greifbar nahen Schlüssel zur Unsterblichkeit in den Kopf gesetzt hat. Solange Palpatine Vader also das vorenthält, was dieser am dringendsten haben will, glaubt er sich Vaders Loyalität absolut sicher.
Allerdings übersieht Palpatine, dass Vader schwankt. Er glaubt selbst noch wenige Sekunden vor seinem Tod, dass Vader sich tatenlos ansehen wird, wie sein Sohn stirbt.
Würde es Palpatine dagegen geschafft haben, Anakin wie ein offenes Buch zu lesen, dann wären sowohl Vader, als auch Luke eines ähnlich schnellen Todes gestorben, wie die drei Jedi in seinem Büro, als diese ihn hochnehmen wollten. Es ist die Szene, in der Anakin sich gegen Palpatine auflehnt, weil Palpatine nicht verstehen kann, dass Freundschaft, Liebe oder Familienbande eben nicht nur sinnleere Worte sind, die er in Anakin nach seinem freien Belieben manipulieren kann.
Wir sehen ja, dass Luke sich nicht mal annähernd so leicht manipulieren lässt, wie sein Vater. Den Grund dafür sehe ich darin, dass Luke in keinster Weise emotional an den Imperator gebunden ist. Palpatine schafft es zwar, Luke ziemlich zu reizen, aber Luke bekommt sich immer wieder unter Kontrolle, während er mit seinem Vater kämpft. Erst Vader, der durch sein Verwandschaftsverhältnis zu Luke in der Lage ist, ihn zu lesen, schafft es, ihn vollkommen durchdrehen zu lassen. Ich habe die Szene, in der Luke sich vor Vader im Thronraum versteckt immer so interpretiert, dass er auf Zeit spielt und hofft, dass seine Freunde die Schlacht gewinnen. Er ist
in diesem Augenblick in seinen Gedanken bei ihnen und Vader bekommt das mit, weil Luke quasi zum funkensprühenden Gedankenfeuerwerk geworden ist.
Abschließend sage ich noch, dass ich es nicht für unmöglich halte, dass Palpatine Anakin zeitweise lesen konnte, aber ich behaupte felsenfest, dass er das nicht zu jedem Zeitpunkt konnte, sondern zuerst die Grundvorraussetzungen schaffen musste, was bei Luke und seinem Vater ganz automatisch funktioniert.
Mannomann, das reicht schon wieder für einen eigenen Thread.
