Blackmore schrieb:
Ich beschaeftige mich auch hin und wieder mit dem militaerischen Widerstand, vorallem in Polen. Darum will ich mal ne Diskussion ueber einen militaerischen Widerstand ankratzen:
Ich nehme an, dass dir die polnische Widerstandsgruppe Armia Krajowa (Heimatarmee) sicher etwas sagt, da sie ja den 63 Taegigen Aufstand in Warschau 1944 fuehrte.
Ich hoerte immer wieder Kritik - vor allem von juedischer Seite - dass die AK die ZOB (juedische Widerstandsorganisation) im Warschauer Getto-Aufstand 1943 militaerisch nicht unterstuetzte und auch kaum Waffenlieferungen an die kaempfenden Juden leistete. Da hiess es dann immer, dass sie aus Antisemitismus tatenlos zu sahen, wie die SS den Aufstand niederschlug.
Ich sehe das allerdings anders: Auch wenn man eine gewisse Ablehnung der Juden in Teilen der poln. Bevoelkerung und auch in Kreisen der AK nicht leugnen kann, liegt der Grund fuer das oben genannte Verhalten doch eher in der militaerischen und politischen Lage im Jahr 1943.
Zum ersten war die AK selbst sehr knapp mit Waffen ausgeruestet (ich glaub in einem Buch ueber den Aufstand von 1944 hies es, dass beim Ausbruch nur jeder vierte AK Soldat einen Karabiner hatte) und konnte, in Erwartung des eigenen Aufstandes einfach keine bzw. kaum Waffen entbehren.
Viel wichtiger halte ich aber die unterschiedlichen Motive bei den beiden Aufstaenden und die militaerische Lage 1943. Die Juden kaempften schlichtweg um das Recht, mit der Waffe in der Hand sterben zu duerfen und nicht wie Vieh zur Schlachtbank gefuehrt zu werden. Die AK hatte eindeutig militarische und politische Absichten. Sie wollte bei Ankunft der Roten Armee auf der anderen Weichselseite ihre Hauptstadt aus eigener Hand von den Deutschen befreien. So sollte auch ein Zeichen gesetzt werden: Wenn die Rote Armee in Warschau einmarschiert, haben die Polen ihre eigene Hauptstadt befreit und somit einen Anspruch auf politische Eigenstaendigkeit gesetzt. (Dass sich dass anschliessend als politische Fehleinschaetzung herausstellte ist eine andere Sache).
Diese Vorraussetzungen, die die AK-Fuehrung also fuer ihren lange geplanten Aufstand gesetzt hatte, waren eben 1943 einfach nicht gegeben. Ein Eingreifen in den Warschauer Getto Aufstand waere einem militaerischen und politischen Selbstmord gleich gekommen.
Daher denke ich, ist der Vorwurf des Antisemitismus gegenueber der AK Fuehrung in meinen Augen uebertrieben, auch vor dem Hintergrund, dass die AK waehrend ihres Aufstandes einige wenige Ueberlebende der ZOB befreite und in die eigenen Reihen aufnahm. Hinzu kommt, dass die AK waehrend des Krieges durchaus einiges im Sinne der Juden getan hat: unter anderem war es die AK die den Alliierten als erste korrekte und ausfuehrliche Informationen ueber den Holocaust und die Zustaende in den Gettos lieferte - bedauerlicherweise hielten die Alliierten diese Berichte fuer uebertrieben und nicht glaubhaft.
Mit militärischem Wiederstand habe ich zunächst den Wiederstand im Reich selber gemeint.
Aber die polnische Heimatarmee ist mir natürlich genauso wie der Warschaueraufstand sowie der Aufstand im Warschauer Getto sind mir natürlich ein Begriff.
Was gibt es zum Aufstand im Getto und zur Haltung der polnischen Heimatarmee zu sagen ?
Nun,ich denke,daß der Vorwurf des starken Antisemitismus in der polnischern Bevölkerung und somit auch in der Heimatarmee nicht zu leugnen ist(vieleicht kann Furia dazu mal ein paar Worte sagen).
Aus militärischer Sicht teile ich allerdings Deine Analyse.Zum einen waren sowjetische Truppen zur Zeit des Aufstandes im Getto viel zu weit weg,um dem Aufstand überhaupt eine Möglichkeit zur militärischen Zweckmäßigkeit zu geben.
Wie Du sagst Blaqckmore,die Heimatarmee war selber nicht mit Waffen gesegnet.
Der Aufstand wäre auch mit ihrer Hilfe niedergeschlagen worden.Dies erkannte man im Führungskader der Heimatarmee.Wenn auch gewiße antisemitische Motive nicht ausgeschlossen werden dürfen,so handelte die Heimatarmee m.E. aus militärischer Sicht richtig.Wemm hätte es etwas genutzt,sich ebenfalls sinnlos abschlachten zu lassen ?
Die Juden im Getto wollten,auch da ist Dein Analyse richtig,den Deutschen zeigen,daß sich nicht alle Juden ohne Wiederstand zur Schlachtbank führen lassen,und lieber mit der Waffe in der Hand sterben.
Ich persönlich zolle diesen Juden und ihrem Wiederstand,der nichts an ihrem Schicksal änderte hohen Respekt.Sie führten einen Kampf,der von Anfang an verloren war.Aber sie wollten ein Zeichen setzten,daß auch die "jüdischen Untermenschen" kämpfen konnten.
Ihr Kampf ist an Opferbereitschaft und Ausdauer und Tapferkeit in meinen Augen zu vergleichbar mit dem Kampf der Sowejtischen truppen in Brest-Litowsk,oder der 6.Armee in Stalingrad.Sie haben der SS und Hitler damit bewiesen,daß sie eben keine "Untermenschen" waren,sondern Menschen,die auch in aussichtsloser Lage naoch kämpfen konnten.Aus militärischer Sicht haben sich diese Menschen m.E. unsterblichen Ruhm erworben(man verzeihe mir bitte den Ausflug in den Phatos)
Was den Austand der AK in Warschau 1944 angeht,so wollten sie vor dem Eintrefen der Roten Armee die polnische Haupstadt selber befreien.
Aber die Rote Armee lies sie auf Befehl Stalins im Stich.
Trotz allen Mutes der AK,wäre eine erfolgreiche Eroberung Warschaus nur dann möglich gewesen,wenn die Rote Armee deutsche Truppen gebunden hätte.Dies geschah auf Befehl Stalins nicht.
Nach dem Ende des Aufstandes sind drei tatsachen sehr bemerkenswert.
1.Die SS schoß nach dem Aufstand für die Gefallenen der AK Salut(eine Tatsache,die selbst der Geschichtsverdreher Dehner nicht übersehen konnte)
2.Der Oberbefehlshaber für die Niederschlagung des Aufstandes,SS-Obergruppenführer und General der Polizei,Erich von dem Bach-Zelewski,empfing nach den Kämpfen dern Oberbefehlshaber der AK,General Tadeusz Graf Bor-Komorowski,und erwies ihm die militärische Ehre.
3.Auf die Frage von von dem Bach-Zelewski,warum sich General Tadeusz Graf Bor-Komorowski nicht zu den Sowjets abgesetzt habe,die doch seine verbündeten seien antortete dieser,daß er wisse,daß die Deutschen ihn als Gegner respektieren würden.dann zeigte er in Richtung der Roten Armee und sagte :"Das da drüben,das ist Asien".