Mytus VII (Mytus-System)

CK-2587

The Lone Gunman
Mytus VII
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[ Infos zum Planeten: Mytus VII (engl.) | Mytus VII (dt.) ]

[ Der Planet Mytus VII ist im Grunde nur ein abgelegener, nackter Felsen in einem uninteressanten System. Offiziell ist er Standort einer Sternenobservationsbasis. Inoffiziell ist er Heimat des geheimen Strafgefängnisses der CSA, besser bekannt unter dem Namen Stars' End. ]

[ Zugehörigkeit: CSA (Corporate Sector Authority / Korporationssektorverwaltung) ]


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[Korporationssektor, Mytus-System, muurianischer Transporter, Cockpit]- Nereus, Crew

Aus dem Cockpit eines muurianischen Transporters wirkte die Marauder-Korvette, die sich an sie angepirscht hatte, beinahe majestätisch, als sie nach der erfolgten Codeübermittlung, offenbar zufriedengestellt, wieder abdrehte und vermutlich in ihr übliches Patrouilleschema zurückkehrte. Das Wappen der Corporate Sector Authority schien Nereus höhnisch zuzuzwinkern, während der ehemalige Großadmiral schweigend ins Leere starrte und versuchte, die plötzliche Erkenntnis, die sich ihm mit dem Auftauchen des Schiffes und den Worten des Anführers der kleinen Crew des Transporters geboten hatte.

Der Korporationssektor. Kurz nach der Gründung des Imperiums war es gewesen, vielleicht auch schon während des Niedergangs der alten Republik, dass sich ein Konglomerat einiger der einflussreichsten und finanzstärksten Konzerne der bekannten Galaxis zusammengeschlossen und das Recht erworben hatte, einen Sektor aus vermeidlich unbesiedelten Planeten unter Eigenregie zu besiedeln, einen Sektor, um den sich das neue Imperium, bemüht um die Konsolidierung seiner noch frischen Macht, nicht hatte kümmern können und wollen, mehr als froh darüber, diese Verantwortung zu delegieren (wenngleich Nereus sicher war, dass auch eine beträchtliche Menge Credits den Besitzer gewechselt hatte). Die Corporate Sector Authority war geboren, anders als dem Imperium nicht der Neuen Ordnung verpflichtet, sondern dem Profit. Später hatte es Berichte über einheimische Spezies gegeben, deren Existenz in den ersten Berichten vor der Gründung der CSA verschwiegen worden waren, doch das Interesse für das Wohlergehen obskurer Nichtmenschen war für das Imperium auch in seiner Frühzeit kaum von Belang gewesen. Unter Anleitung ihrer Anteilseigner – wie die politische Struktur der CSA sich genau darstellte wusste Nereus nicht mit Bestimmtheit – festigte die CSA ihren Zugriff, gründete zahlreiche Kolonien, beutete die natürlichen Ressourcen der ihr unterstellten Systeme aus – und erwirtschaftete Profit. Dann kam der Bürgerkrieg und keine der Konfliktparteien hatte die Zeit sich um diesen kleinen, strategisch unbedeutenden Sektor am Rande der Galaxis zu kümmern – ein Umstand, den die CSA zweifelsohne dazu genutzt hatte, von den wirtschaftlichen Bedürfnissen sowohl des Imperiums, als auch der wiedererstarkenden Republik weiter zu profitieren, wenngleich man das Imperium nach wie vor als eine Art privilegierten Partner der CSA betrachten konnte. Es waren imperiale Militärbestände, aus denen die CSA ihre Flotte betagter Schiffe bezogen hatte, und es waren die imperialen Streitkräfte, die für eine lange Zeit dafür gesorgt hatten, dass die CSA es mit nichts gefährlicherem zu tun hatten als dem einen oder anderen Piratenüberfall. Darüber hinaus hatte man die Konzerne ihren eigenen Interessen überlassen – was, dem Hörensagen zufolge, zu einer Gesellschaft geführt hatte, die der Imperialen was Überwachung und Einschränkung von Bürgerrechten (wie sie die republikanische Propaganda gerne nannte) in wenig, wenn nicht sogar in gar nichts nachstand. Die Effizienz der Sicherheitspolizei des Korporationssektors war auch im Imperium berühmt.

Während Nereus seinen Gedanken nachhing, ohne wirklich zu einem Schluss zu kommen, was seine eigene Rolle in dieser Scharade anging, schienen sie ihrem Ziel im System näher zu kommen. Der Planet – falls man den unförmigen, nackten Felsen, der mittlerweile fast das gesamte Sichtfenster ausfüllte, überhaupt als Planeten bezeichnen konnte – wuchs stetig an, bis die Pilotin den Transporter schließlich abbremste und in einer verflachten Flugbahn zum Landevorgang überging.

In diesem Moment tauchte ein bemerkenswertes künstliches Gebilde inmitten der Einöde vor ihnen auf – ein riesiger, im Licht der günstig positionierten Sonne strahlender Turm, um dessen Fuß sich eine kleine Enklave weiterer, bedeutend kleinerer Gebäude gebildet hatte, die allesamt mit dem Turm verbunden waren. Inmitten der Ödnis des übrigen Planeten hatte der Anblick dieses kleinen Zentrums von Zivilisation fast etwas Unnatürliches.


„Stars‘ End“, kommentierte der Anführer Nereus‘ Blick, aus dem es ihm nicht gelungen war, jedwedes Interesse, das er empfand, herauszufiltern.

„Üblicherweise nicht der Ort, den man sich als Ziel seiner Reise wünscht. Doch keine Sorge – unser Ziel ist das oberste Stockwerk.“

Langsam verschränkte Nereus die Arme vor der Brust, in der Hoffnung, dass er zumindest ein wenig Gelassenheit dabei verspürte. Natürlich hatte es immer Gerüchte gegeben, und mit Sicherheit besaß der imperiale Geheimdienst entsprechende Fakten, über das mysteriöse Gefängnis der Authority mit Namen Stars‘ End, einen Ort, an den all jene verbannt wurden, die dem Streben nach Profit innerhalb der Grenzen des Korporationssektors im Weg standen. Jene, die zurückkehrten, kehrten als veränderte, zum Teil kaum wiedererkennbare Wesen zurück. Zu Nereus‘ Akademiezeit ging der Spruch durch die Rekruten, dass der Direktor des ISB wohl einen Arm für die Pläne dieses Gefängnisses geben würde. Und den zweiten für das dort beschäftigte Personal. Nach der langen Zeit, die Nereus nun in einer Zelle verbracht hatte, verspürte er ungeachtet der Versicherung des anderen Mannes angesichts eines der bestgesichertsten Gefängnisse der Galaxis einiges an Beklommenheit.

Die Spitze des Turmes wollte kaum zum Rest des Komplexes passen – offenbar war dort eine Art hochexklusives Penthouse errichtet worden, von dem Nereus vermutete, dass es dem ranghöchsten Beamten der Authority vorbehalten war, inklusive einer Landeplattform, die vermutlich üblicherweise lediglich für kleine Shuttle konzipiert war und dem muurianischen Transporter gerade genug Platz bot, dass die geschickte Pilotin ihn vorsichtig landen konnte.


„Hier trennen sich unsere Wege, Admiral“, informierte der Anführer ihn mit der Zufriedenheit eines Mannes, der eine ihm zugeteilte Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt hatte.

„Ich bin mir sicher, dass man Sie draußen empfangen wird.“

Es hatte an diesem Punkt keinen Sinn, sich störrisch zu verhalten – und Nereus musste zugeben, dass er durchaus gespannt war auf das, was nun kommen würde, praktisch das große Finale all jener kaum zu glaubenden Ereignisse, die ihn an diesen Punkt gebracht hatten.

Er hatte die Gangway des Transporters kaum verlassen, als diese auch schon wieder eingezogen wurde und der Transporter sich getragen durch seine Repulsoraggregate wieder in die Lüfte erhob. Auf ihn wartete jedoch kein großes Empfangskomitee, sondern lediglich ein einzelner Droide – nach Nereus‘ erster Schätzung ein Exemplar der etwas altmodischen JV-Z1-Produktreihe.


„Willkommen auf Stars‘ End, Großadmiral Kratas“, begrüßte der Droide ihn mit erstaunlich menschenähnlicher Stimme – offenbar hatte man dem Vokabulator ein kostspieliges Upgrade verpasst.

„Bitte folgen Sie mir.“

Da es nach seiner Erfahrung keinen Sinn machte, stur ihrer Programmierung folgende Droiden auszufragen, beschränkte Nereus sich darauf, der Bitte der Maschine nachzukommen und ihm zu folgen. Hinter der Tür ins Innere des Komplexes erwartete sie ein mit schwerem Teppich ausgekleideter Korridor, von dem einige Türen abzweigten, die der Droide jedoch rechts und links liegen ließ. Nicht unbemerkt blieben dem ehemaligen Großadmiral die Überwachungskameras, die scheinbar jeden Winkel des Korridors überblicken konnten, aber – zu seiner Verwunderung – deaktiviert schienen. Endlich kamen sie dann an der scheinbar richtigen Tür an, die sich bei ihrem Eintreffen automatisch öffnete. Hinter ihr befand sich ein Raum, der wohl als eine Art Gästezimmer fungierte – in ihm befanden sich ein Bett, eine Kommode und eine weitere Tür, wohl der Zugang zu einer Nasszelle.

„Bitte nutzen Sie die Gelegenheit, sich frischzumachen und umzuziehen“, instruierte der Droide ihn höflich.

„In einer halben Standardstunde werde ich Sie Ihrem Gastgeber vorführen.“

Mit diesen Worten verließ er den Raum, dessen Tür sich hinter ihm schloss und – so vermutete Nereus zumindest – sich auch für niemand anderen öffnen würde. Nereus‘ Blick schweifte durch den Raum und verharrte auf dem Bett, auf dem jemand, ordentlich drapiert, eine imperial geschnittene Uniform deponiert hatte, in grau, allerdings ohne Rangabzeichen oder imperiale Hoheitszeichen. Offenbar war das die Kleidung, die er gegen die wenig modischen Fetzen eintauschen sollte, die Agent Talisker ihm auf Toprawa an Stelle seines Gefangenenoveralls angedacht hatte. Kopfschüttelnd setzte Nereus sich auf das Bett und strich mit seinem Finger über die Uniformjacke. Teuerstes Zeydtuch. Wer spielte hier sein Spiel mit ihm?

Es gab wohl nur einen Weg, das herauszufinden.


[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Penthouse, Gästezimmer]- Nereus
 
[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Penthouse, Gästezimmer]- Nereus

Der Droide war – natürlich – auf die Minute und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Sekunde pünktlich. Nereus hatte die Zeit in der Tat genutzt, die Annehmlichkeiten der Nasszelle zu seinem Vorteil zu nutzen, musste er doch nach wie vor anerkennen, dass er die Situation nicht unter Kontrolle hatte und seine Handlungsoptionen sich darin erschöpften, das Beste aus den Umständen zu machen. Zwar hatte man ihm auch auf Toprawa ein gewisses Maß an persönlicher Hygiene zugestanden – und ihm sogar erlaubt, sich ab und an zu rasieren – doch dies verblasste im Vergleich dazu, vollkommen unbeobachtet (so glaubte er zumindest) und ohne massiven Druck eine echte Dusche genießen zu dürfen. So fühlte er sich in der Tat frisch, nachdem er die ihm angebotene Fast-Uniform angezogen hatte und der Droide in das Gästezimmer zurückkehrte, um ihn höflich erneut dazu aufzufordern, ihm zu folgen.

Nur kurz folgten sie wieder dem Korridor und durchschritten schließlich eine Tür an dessen Ende, hinter dem sich – so viel schien sicher – ihr Ziel befand. Der Raum, der sich Nereus bot, war verhältnismäßig groß, aber für diese Größe erstaunlich übersichtlich möbliert. Am rechten Ende des Raumes war ein aus edel wirkendem Holz gebautes Regal, oder mehr ein Schrank aufgebaut. in dem sich zahlreiche Gefäße unterschiedlichster Flüssigkeiten – Nereus schätzte samt und sonders alkoholisch – befanden, während die gegenüberliegende Seite von einem gewaltigen Panoramafenster dominiert wurde, von dem aus sich ein spektakulärer Ausblick über den Planeten und den schwarzen Sternenhimmel ergab. Vor diesem Fenster standen die einzigen sonstigen Möbelstücke – ein Tisch nebst zwei komfortabel wirkenden Stühlen – und wieder neben diesen stand ein einzelne Person, ein männlicher Mensch mit weißem, gepflegten Bart, gekleidet in scharlachrote Kleidung, die vom Schnitt her etwas an eine Uniform erinnerte, jedoch weder zur Sicherheitspolizei des Korporationssektors, noch zu irgendeiner anderen Nereus geläufigen Streitmacht passen wollte. Die Gestalt hatte sich zu ihm und dem Droiden umgedreht, nachdem die Tür sich geöffnet hatte, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.


„Darf ich vorstellen“, intonierte der Droide.

„Auditor-General Bevel Moriera.“

Der ältere Mann deutete eine leichte Verbeugung an, doch ob diese spöttisch oder ehrlich gemeint war, vermochte Nereus nicht zu sagen.


„Danke, JV-Z1“, wandte er sich zunächst mit kultivierter Stimme an den Droiden.

„Das wäre alles.“

„Sehr wohl, Mylord.“

Folgsam zog der Droide sich zurück und ließ die beiden Wesen aus Fleisch und Blut sich zurück. Für einen Moment sagte niemand etwas – Nereus taxierte sein Gegenüber misstrauisch und vermutete, dass auch er zunächst Gegenstand gründlicher Betrachtung war, während er in seinem Gedächtnis nach der exakten Rolle kramte, die der oder ein Auditor-General in der Hierarchie der CSA spielte. Glücklicherweise schienen seine Synapsen nun, da er zumindest einen Begriff kannte, bedeutend besser zu funktionieren als noch an Bord des muurianischen Transporters – der Auditor-General und sein Büro waren verantwortlich nicht nur für die Überwachung des Netzwerkes an Informanten, das die CSA in der gesamten Galaxis unterhielt, sondern zudem noch für die Einschätzung sämtlicher externer Bedrohungen und die Bekämpfung von Korruption und „Ineffizienz“ in den Rängen der Authority. Ein einflussreicher Mann, wenngleich er mitnichten an der Spitze der Hierarchie des Korporationssektors stand.

Der Auditor-General war es schließlich, der das Schweigen brach und auf einen der Stühle vor dem Panoramafenster deutete. Auf dem Tisch standen eine mit rubinroter Flüssigkeit gefüllte Karaffe und zwei Gläser.


„Setzen Sie sich, Kratas. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie einige Fragen haben.“

Nereus näherte sich langsam, kam der Bitte, sich zu setzen, allerdings nicht nach.

„Sie meinen Fragen wie warum die CSA einen diplomatischen Zwischenfall mit der Republik riskiert und Fünf Millionen Credits nebst einem Raumschiff ins All bläst um mich auf einen Drink einzuladen…?“, erkundigte er sich nüchtern.

Moriera lächelte und zu Nereus‘ Überraschung lag keinerlei Verbissenheit in dieser Mimik.

„Solche Fragen, exakt.“

Er trat an den Tisch, nahm die Karaffe und füllte damit beide Gläser.

„Auch wenn diese Frage vermutlich leichter zu beantworten ist, als die anderen, die Sie vermutlich haben. Die Antwort lässt sich im Grund für fast alle Motivation unternehmerischen Handelns geben: Gelegenheit.“

Der Auditor-General stellte die Karaffe wieder ab, griff zunächst jedoch nach keinem der Gläser.


„Wie Sie vermutlich wissen unterhält die Authority ein Netz an Informanten, das uns auf dem Laufenden hält, was in erster Linie die… wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Rest der Galaxis angeht.“

„Industriespionage“, stellte Nereus trocken fest. Der Andere zuckte nur mit den Schultern.

„Auch. Jedenfalls hat dieses Netzwerk es uns ermöglicht, durch Zufall auf wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse des republikanischen Geheimdienstes zu stoßen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie überrascht ich war, als meine Agenten mir meldeten, dass Nereus Kratas, Großadmiral der imperialen Flotte, nicht nur den Angriff auf sein Flaggschiff überlebt hatte, sondern darüber hinaus vom Geheimdienst der Republik auf Toprawa festgehalten wurde, also im Grunde fast unter unserer Nase.“

„Diese Information hätte sich sicher zu Geld machen lassen, mutmaßte Nereus, sich immer noch im Unklaren über die Motive des Anderen und vor allem seiner Hintermänner.

„Hätte Sie vermutlich“, bestätigte Moriera mit einem Achselzucken.

„Und wäre ich mit dieser Information zum ExO oder einem Mitglied des Direx-Boards gegangen, dann wäre vermutlich ein Team des imperialen Geheimdienstes auf Toprawa aufgetaucht und nicht ein republikanischer Agent, dessen Geschmack ein wenig zu extravagant war für sein Gehalt. Und die Authority hätte ein hübsches Sümmchen verbuchen können Aber…“

Der Auditor-General beugte sich vor und stützte sich dabei mit beiden Händen auf dem Tisch auf.

„… ich bevorzuge langfristige Investments.“

„Langfristige Investments?“


Jetzt wurde Morieras Mimik weicher, fast ein wenig, mitleidig.


„Was meinen Sie hätte das Team des imperialen Geheimdienstes gemacht, nachdem es auf Toprawa aufgetaucht wäre?“

Nereus gefiel die Richtung nicht, in die das Gespräch sich entwickelte, und er verschränkte langsam die Arme vor der Brust.

„Was wollen Sie damit andeuten?“

Moriera schüttelte mit dem Kopf.


„Ich glaube, Sie haben keine Ahnung, was seit Ihrem Ableben in der Galaxis passiert ist, habe ich Recht?“

Erneut deutete er auf den Stuhl vor Nereus.

„Setzen Sie sich, Admiral. Das könnte alles ein bisschen viel werden.“

Er schob eines der gefüllten Gläser in Nereus‘ Richtung.


„Und trinken Sie, wann immer Ihnen danach ist.“

Das mulmige Gefühl, das bereits seit seiner Ankunft auf Stars‘ End Nereus‘ Magen heimgesucht hatte, verstärkte sich nun, doch trotzdem entschied er sich dafür, der wiederholten Aufforderung des Auditor-General zu folgen und setzte sich. Mit einem zufriedenen Nicken tat Moriera es ihm gleich und zögerte nicht, selbst einen Schluck aus seinem Glas zu nehmen.


„Ah… ein guter Jahrgang von Alderaan. Eine Schande, dass kein Planet des Sektors sich sonderlich gut für den Weinanbau eignet.“

Dann schien er für einen Moment unschlüssig.


„Nun, womit anfangen… vielleicht mit etwas Erfreulichem? Ein Schiff wurde nach Ihnen benannt. Ein recht großes sogar.“

Moriera grinste freudlos.


„Ich weiß es nicht, vielleicht hat Seine Imperiale Majestät es sogar persönlich eingeweiht… bevor er so gut wie alle Offiziere, denen man eine gewisse Loyalität Ihnen gegenüber nachsagen konnte, aus den höheren Rängen des Offizierskorps tilgte. Er hatte seinen Märtyrer – und nun auch seine Flotte.“

Der Auditor-General genehmigte sich einen weiteren Schluck, während Nereus ihn einfach nur schweigend anstarrte.


„Wissen Sie, Ihr Kurs gegenüber den Sith hatte viele stillschweigende Unterstützer innerhalb der Authority. Sith sind schlecht fürs Geschäft. Ich habe von noch keinem gehört, der auch nur einen Funken Geschäftssinn besessen hätte…“

Kurz runzelte der ältere Mann nachdenklich die Stirn.

„Abgesehen von Exodus Wingston vielleicht. Aber man sagt sich, dass er dem Orden schon seit längerem den Rücken zugekehrt hat und sich nur noch um das Wirtschaftsimperium seiner Familie kümmert. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Tätigkeiten eines Sith und das Streben nach Profit schwer Hand in Hand gehen.“

Indes hatte Nereus langsam nach seinem Glas gegriffen und führte es nun zum Mund, ohne den bestimmt sündhaft teuren Wein dabei auch nur zu schmecken.

„Es gab Imperatoren, die das verstanden haben“, fuhr Moriera fort. „Und solange es innerhalb des Imperiums eine gesunde Balance zwischen Imperator, der Verwaltung und den Streitkräften gab, war es in der Tat ein Garant für Stabilität und Ordnung in der Galaxis. Ein Garant für Rahmenbedingungen, in denen sich Geschäfte machen ließen. Aber diese Zeiten sind vorbei.“

Die Mimik des Auditor-General wurde noch ernster.

„Corellia ist vor geraumer Zeit an die Republik gefallen, Admiral. Und genau dieser Tage wird nun Coruscant an die Republik übergeben, ohne dass ihre Flotte dafür auch nur einen Schuss abfeuern musste – im Rahmen eines Friedensvertrags, den Allegious und der Kanzler der Republik auf Umbara geschlossen haben.“

Nereus blinzelte angestrengt, vermutete für einen Moment, dass seine Ohren ihm einen Streich gespielt hatten. Oder testete Moriera ihn nur? Doch nichts an seinem Gegenüber deutete auf eine Täuschung hin – und das, was er ihm da erzählte, war für eine Lüge auch ganz einfach zu absurd. Das Imperium, bis an den Kern zurückgedrängt? Ein Friedensvertrag?

„Warum erzählen Sie mir das?“, fragte er schwach.

Moriera stand auf, verschränkte wieder die Arme hinter dem Rücken und trat an das Panoramafenster, in dem er sich für Nereus sichtbar leicht spiegelte.


„Die Authority befindet sich in einer schwierigen Situation. Es gab eine Zeit, in der die Worte des imperialen Beraters fast mehr Gewicht hatten als die monatlichen Gewinn- und Verlustberichte, doch heutzutage ist er ein besserer Botschafter. Unsere Sponsoren sind mehr und mehr gezwungen, ihren Tätigkeiten auf republikanischem Territorium nachzugehen und es sollte kein Geheimnis sein, dass der Senat die Art, mit der wir die Dinge hier im Korporationssektor regeln, mehr als missbilligt. Und während das Imperium mit sich selbst und der Konsolidierung der Macht des Imperators beschäftigt ist steht nur die Flotte der Sicherheitspolizei zwischen der fortwährenden Existenz des Sektors und Piraten, Kriminellen, Aufrührern.“

Der Auditor-General sah Nereus über die Schulter an.

„In der Vergangenheit hat formale Neutralität gut für uns funktioniert, allerdings müssen wir nun feststellen, dass dieser status quo eng an die Stärke unseres wichtigsten Partners gekoppelt war – des Imperiums. Ohne den theoretischen Schutz des Imperiums wird sich nicht nur die Republik fragen, wie man den Korporationssektor künftig anders gestalten könnte – ohne die Authority. Was hält die Black Sun davon ab, in unserem Gebiet zu wildern? Oder die Hutts?“

„Sehen das alle Entscheidungsträger innerhalb der CSA so?“, fragte Nereus. Moriera schüttelte mit dem Kopf.

„Nein. Viele begrüßen den Friedensvertrag sogar, weil sie kurzsichtig genug sind, sich aus ihm bessere Geschäftschancen auszurechnen. Darum weiß bis auf das Team, das Sie her gebracht hat, auch niemand, dass Sie hier sind.“

Nereus lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schüttelte leicht mit dem Kopf. Die Flut an Informationen, die der Auditor-General über ihm ausgeschüttet hatte, war in der Tat zu viel gewesen. Ein Friedensvertrag… Allegious als unangefochtener Gebieter nicht nur über den Orden, sondern über Flotte und Sektorverwaltung…

„Ich weiß immer noch nicht, was Sie von mir wollen“, sagte er schließlich.

„Nun…“

Moriera setzte sich wieder, plötzlich ein kleines Gerät in der Hand, auf dem er einen Knopf betätigte, woraufhin der Butlerdroide in den Raum zurückkehrte, ein Tablett in den Händen.

„… das sollten wir beim Essen besprechen.“

[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Penthouse, Aussichtszimmer]- Nereus, Auditor-General Moriera, JV-Z1
 
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[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Penthouse, Aussichtszimmer]- Nereus, Auditor-General Moriera, JV-Z1

Nereus erkannte das durch den Butlerdroiden servierte Gericht als ein Plicto-Steak, gepaart mit ihm unbekanntem Gemüse und einer – vermutlich stärkehaltigen – Sättigungsbeilage, doch genauso gut hätte halb vergammelte Nerfleber auf seinem Teller liegen können – jeder Bissen (zu dem er sich aus Höflichkeit zwang, auch wenn er sich immer noch nicht im Klaren war, was er von seinem Gastgeber halten sollte) schmeckte in seinem Mund wie Asche. Die Vorstellung eines absolut von Allegious kontrollierten Imperium, das sich auf einen Friedensvertrag mit der Republik hatte einlassen müssen, entfaltete erst langsam ihre volle Wirkung auf ihn – und diese Wirkung war verheerend.

„Es ist schon bedauerlich“, bemerkte der Auditor-General zwischen zwei Bissen im Plauderton. während er sich den Mund mit einer der bereitliegenden, blutroten Servietten abtupfte. Ihm schien das Essen ausgezeichnet zu munden.

„Die Authority verfügt über eine der gefürchtetsten Bodenstreitmächte der Galaxis – die Sicherheitspolizei steht den Imperialen Sturmtruppen, wenn ich das sagen darf, in puncto Effizienz und Ausrüstung in nichts nach.“

Genüsslich seufzend genehmigte er sich einen Schluck des Weins.


„Unsere Flotte hingegen… zusammengekaufte Schiffe aus militärischen Altbeständen und das, obwohl einige der führenden Raumfahrtunternehmen zu unseren Sponsoren gehören. Bei allem Wohlwollen der CSA gegenüber wollte man bei der Gründung des Korporationssektors damals wohl keine potentielle Konkurrenz erwachsen lassen, uns an der kurzen Leine halten.“

Moriera grinste, ein fast wölfisches Grinsen.

„Dabei hätte das selbst mit entsprechenden Ressourcen niemals in unserer Absicht gelegen. Kostenintensive Eroberungskriege sind schlecht fürs Geschäft, eine Lektion, die das Imperium nach der Eroberung Corellias lernen musste. Irgendwann sind Wirtschaft und Rüstungsindustrie einfach nicht in der Lage, mit der atemberaubenden Territorialexpansion eines gut geführten Feldzuges mitzuhalten, zumindest kurz- und mittelfristig.“

Ein wenig lustlos stocherte Nereus in der übrig gebliebenen Hälfte seines Steaks herum. Eine Schande – Plicto-Steaks waren eine sündhaft teure Delikatesse und hatten sich – nachdem er in den luftigen Höhen des Admiralsranges das erste Mal eines hatte kosten dürfen – zu so etwas wie einer Schwäche von ihm entwickelt. Ein wenig misstrauisch fragte er sich, ob der Auditor-General wohl auch dieses Detail von seinen Agenten zugetragen bekommen hatte.


„Wenn Sie mich über Kriegsökonomie aufklären wollen, dann sind Sie ein wenig zu spät, fürchte ich“, erwiderte er schließlich.

„Vor ihnen sitzt nicht mehr der Großadmiral der imperialen Flotte, sondern offenbar ein Mann ohne Status und Heimat. Ein Toter.“


Moriera nickte langsam.


„Ja, und das ist sehr bedauerlich.“

Beiläufig schenkte der Auditor-General sich nach und warf dabei einen vielsagenden Blick auf Nereus‘ kaum angetastetes Glas.


„Wussten Sie, Admiral, dass eine Vielzahl der Kommandanten in der Flotte der Sicherheitspolizei ehemalige Offiziere des Imperiums sind? Vorzugsweise Individuen, deren Karrieren an den zahlreichen Barrieren innerhalb des imperialen Dienstes gescheitert sind… das falsche Geschlecht, die falsche Spezies, die falschen Feinde – ich bin mir sicher, dass Ihnen klar ist, dass in der imperialen Flotte nicht zwangsläufig die kompetentesten Offiziere befördert werden.“

„Es soll vorkommen“, entgegnete Nereus trocken.

„Viele dieser Offiziere jedenfalls haben im Korporationssektor eine zweite Heimat gefunden, in einer Organisation, die niemals von ihnen verlangen würde, gegen ihre alte Heimat vorzugehen, die ihre Fähigkeiten schätzt und die sie für ihre Dienste im Vergleich zum kargen Sold eines imperialen Soldaten fürstlich entlohnt.“

„Klingt nach einem wahren Paradies.“


Etwas zu energisch schob Nereus seinen nur halb geleerten Teller von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass der Auditor-General der CSA vor dem ehemaligen Oberkommandierenden der Imperialen Streitkräfte ein Rekrutierungsholo der Sicherheitspolizei abspulte. Moriera entging diese Geste freilich nicht und er seufzte, wenn auch ein wenig zu affektiert.

„Was ich damit sagen will, Admiral, ist Folgendes: die CSA ist nicht der Feind des Imperiums. Und wie ich bereits andeutete gibt es einflussreiche Persönlichkeiten in ihren höheren Rängen, die sich nach der engen Partnerschaft unserer Gründerzeit sehnen, wenn gewisse Konditionen erfüllt sind.“

Der Auditor-General beugte sich leicht vor.


„Sie haben bereits festgestellt, dass ich einiges riskiert habe, um Sie hierher nach Stars‘ End zu bringen. Denn meiner Meinung sind Sie einer der Faktoren, der dafür sorgen kann, dass diese Konditionen erfüllt werden. Auf mehr als eine Weise.“

„Inwiefern?“

Moriera lächelte.


„Um genau zu sein gibt es eine kurzfristige und eine langfristige Komponente. Langfristig erachte ich es als großen Gewinn für unsere Sache, wenn Ihr Überleben enthüllt wird und Sie ins Imperium zurückkehren.“

„Langfristig?“


„Machen Sie sich keine Illusionen, Admiral. Wie ich bereits andeutete, würde eine Enthüllung Ihrer Identität zum jetzigen Zeitpunkt Ihren schnellen Tod bedeuten, ohne dass die meisten Ihrer ehemaligen Gefolgsleute überhaupt davon erfahren würden. Sie sind ein nützlicher Märtyrer gewesen, aber ich gehe jede Wette ein, dass der Imperator Sie nicht als Konkurrenten dulden wird. Und der Imperiale Geheimdienst wäre in dieser Angelegenheit nur zu gerne williger Vollstrecker. Nein. Ihre Rückkehr muss durchdacht werden – sorgsam geplant. Und der Zeitpunkt wird kommen – dieser Friedensvertrag kann kaum von Dauer sein und mit jedem Tag wächst die Unzufriedenheit einiger Militärs am Imperator. Das erscheint mir jedenfalls die wahrscheinlichere Entwicklung.“

Ein wenig wunderte Nereus darüber, wie offen der Auditor-General mit ihm redete – zumindest, bis ihm klar wurde, dass er Moriera für den Moment vollkommen ausgeliefert war. Was die Galaxis, abgesehen von einer kleinen Gruppe innerhalb des republikanischen Geheimdienstes, anging, war er ein toter Mann und es würde keinen Unterschied machen, ob der andere ihn gleich hier erschoss, oder in eine der Stasekapseln des Gefängnisses unter ihnen verfrachtete. Trotzdem hatte Moriera bisher auf Drohungen verzichtet – vielleicht auch nur, weil sie so offensichtlich waren.

„Das ist also Ihre langfristige Perspektive“, sagte Nereus schließlich vorsichtig.

„Und kurzfristig?“

„Kurzfristig“, erwiderte Moriera langsam.

„Habe ich mir gedacht, dass Sie sich auf der Brücke eines Schiffes wohler fühlen als in einer Gefängniszelle.“

Der Auditor-General schob seinen – vollkommen geleerten – Teller weiter in die Mitte des Tisches.

„Wie ich Ihnen bereist darlegte, wächst durch den zwischen Imperium und Republik geschlossenen Friedensvertrag die Gefahr, dass gewisse Interessengruppen sich in Richtung Korporationssektor orientieren. Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit dem Viceprex der Sicherheitspolizei – der meine Sorgen diesbezüglich teilt – die Bildung einer Task Force angeregt. Diese Task Force soll sich vordergründig mit der wachsenden Gefahr durch Piratenüberfälle beschäftigen. Darüber hinaus allerdings geht es um die Formierung eines schlagkräftigen Verbandes, der sich auch gegen weitaus besser organisierte Angriffe auf den Sektor zur Wehr zu setzen weiß und jedwede Expansionsgelüste in unsere Richtung im Keim erstickt.“

Moreira lächelte grimmig.


„Keine leichte Aufgabe, angesichts des Ausrüstungsgrades unserer Flotte. Aber darum habe ich auch nicht irgendjemanden für die Aufsicht über diese Task Force ausersehen.“

Nereus blinzelte ungläubig.


„Sie wollen, dass ich für die Flotte der Sicherheitspolizei arbeite?“

„Ist das wirklich ein so hoher Preis dafür, dass wir Sie aus Ihrer misslichen Lage gebracht haben?“, konterte Moriera ruhig.

„Ich sagte Ihnen bereits, dass wir – oder besser: ich – in diesem Fall auch kurzfristigen Profit daraus hätten schlagen können, Sie an den Imperator zu verkaufen. Aber ich glaube, dass diese Lösung nicht nur für Sie, sondern auch für uns, weitaus lukrativer sein wird. Sie erhalten eine zweite Chance – und das bedeutet einiges für einen Toten – und wir zunächst Hilfe dabei, den Sektor schlagkräftiger zu machen, und langfristig einen einflussreichen Spieler innerhalb des Imperiums, der der CSA durchaus wohlgesonnen ist.“

Bedeutungsschwanger spreizte der Auditor-General seine Arme.


„Ich nenne das eine klassische Win-Win-Situation.“

Stumm starrte Nereus den anderen an. Ihm war klar, dass Auditor-General Moriera kein ungefährliches Spiel spielte, schließlich hatte er angedeutet, dass für den Moment nur er selbst von Nereus‘ „Rettung“ wusste, da einflussreiche Mitglieder des Direx-Board und der ExO der CSA persönlich seine Einschätzung der Entwicklung des Imperiums nicht unbedingt teilten. Für den anderen stand also ebenfalls etwas auf dem Spiel – während Nereus sich eingestehen musste, dass er nichts zu verlieren hatte. Ohne die Intervention des Auditor-General säße er immer noch auf Toprawa – oder mittlerweile auf Mon Calamari – und wäre den Launen des republikanischen Geheimdienstes ausgeliefert. Langsam schüttelte Nereus mit dem Kopf. Wie auch immer er sich jetzt entschied, die Befürchtung nagte an ihm, dass er seine Entscheidung so oder so bereuen würde.

„Wie stellen Sie sich das vor?“, fragte er schließlich. Und wusste gleichzeitig, dass diese Weggabelung nun unwiderruflich hinter ihm lag.

[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Penthouse, Aussichtszimmer]- Nereus, Auditor-General Moriera, JV-Z1
 
[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Penthouse, Aussichtszimmer]- Nereus, Auditor-General Moriera, JV-Z1

Ein wenig verriet die Mimik des Auditor-General ein triumphierendes Lächeln, als ihm klar wurde, dass er sein gegenüber – zumindest zunächst – überzeugt hatte, auch wenn es dem Mann in der scharlachroten Uniform – Nereus war sich mittlerweile sicher, dass es sich bei ihr lediglich um eine Art Modegag handelte – gelang, seine Zufriedenheit nicht allzu deutlich zu demonstrieren. Schnell hatte Moriera sein Glas geleert und war mit einer eleganten Bewegung von seinem Stuhl aufgestanden, während der Butlerdroide sich daran machte, das Geschirr abzuräumen.

„Wenn Sie mir folgen würden? Ich denke, wir haben Viceprex Delgados Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen.“

Nereus‘ fragenden Blick erwiderte er mit einem Lächeln.

„Viceprex Delgado ist für das Stars‘ End-Projekt verantwortlich und wenn er nicht gerade – wie jetzt – dem Direx-Board auf Etti IV einen Bericht abliefern muss, dann beherbergt ihn dieses Penthouse. So konnten wir unsere Anliegen hier erörtern, ohne dabei für ungelegene Fragen zu sorgen.“

Der Auditor-General nickte in Richtung des geschäftigen Droiden.

„So könnte höchstens JV-Z1 von unserem Treffen berichten. Und dessen Gedächtnis wird morgen früh gelöscht.“

Mit einem leichten Kopfschütteln folgte Nereus dem anderen Mann aus dem Aussichtsraum in einen weiteren Korridor, die spektakuläre Aussicht über das Mytus-System hinter sich lassend. Er konnte nicht behaupten, dass ihm all diese Geheimniskrämerei sonderlich behagte – der Imperiale Geheimdienst hatte nie sein Vertrauen genossen – doch gleichzeitig war ihm durchaus klar, dass Moriera die nötigen Schritte ergreifen musste, um seine ehrgeizigen Pläne nicht zu gefährden. Die Authority, soviel hatte Nereus begriffen, war in Bezug auf den Umgang mit Allegious‘ Imperium und die Reaktion auf den Friedensvertrag zwischen diesem und der Republik uneins. Der Auditor-General hatte sich dazu entschlossen, die Initiative zu ergreifen – mehr aus Zufalls, wie er selbst zugegeben hatte – und war sich darüber im Klaren, dass rechts und links seines Weges eine wahre Schlangengrube wartete. Dummerweise würde diese aller Wahrscheinlichkeit auch Nereus verschlingen, wenn der andere einen Fehler machte.

Der Korridor führte sie auf eine weitere Landeplattform, ähnlich der, auf der zuvor der muurianische Transporter gelandet war, wenn auch etwas größer, groß genug, um dem Schiff Platz zu bieten, das dort auf die wartete – eine imposante SoroSuub Luxury 5000, lackiert in dem gleichen scharlachrot, dass auch die „Uniform“ des Auditor-General zierte.


„Die Entrepeneur’s Gambit, stellte Moriera sein Schiff vor.

„Vollautomatisiert. Unsere Bemühungen, Rüstungsgüter zu erwerben, mögen wenig erfolgreich sein, doch für den Rest der galaktischen Handelserzeugnisse zahlen sich unsere Sponsoren durchaus aus.“

Die Einstiegsrampe empor führte der Auditor-General seinen Gast in das geräumige Innere des Luxusschiffes, dessen Interieur allerdings bedeutend zweckmäßiger eingerichtet war als wohl der typische Vertreter dieses Modells, was man einem Mann wie Moreira wohl auch erwarten mochte. Der Raum, in den er Nereus jetzt führte, erinnerte fast an einen taktischen Besprechungsraum an Bord eines imperialen Sternzerstörers. Bei ihrem Eintreten erwachten sämtliche Holoprojektoren und Computerkonsolen im Raum zum Leben.

„Sie werden gleich sehen, dass sich teile meiner Befürchtungen bereits bestätigt haben“, erläuterte Moriera, während vor ihnen ein detailliertes Hologramm des Korporationssektors erschien, wie Nereus mühelos erkannte. Einige Grenzregionen des Sektors flammten zwischenzeitig rot auf.

„In diesen Teilen des Sektors hat es bereits vermehrte Übergriffe von Piraten gegeben. Wir vermuten unabhängige Banden, mit dem Mut der Verzweiflung, und bisher war die Sicherheitspolizei in der Lage, ihnen stets eine blutige Nase zu verpassen. Doch wo solche Banden kommen, folgen auch andere Interessengruppen… soweit waren der Viceprex der Sicherheitspolizei und das Direx-Board bereit, mir zuzustimmen, sodass ich letztlich die Schiffe und Personalmittel für die Task Force sichern konnte.“

Einen Knopfdruck später wechselte das Hologramm und zeigte Nereus nun das ihm wohlbekannte Bild eines Sternzerstörers der Victory-II-Klasse, dessen charakteristische Seitenaufbauten im braun der CSA gehalten waren, was ihn von Schiffen des Imperiums unterschied. Auch einige der Daten, die nun durch das Hologramm rasten, entsprachen nicht ganz den imperialen Standards.


„Das ist die Collateral, das Kommandoschiff der Task Force“, bemerkte Moriera.

„Bedauerlicherweise werden Sie feststellen, dass sie eines der stärksten Schiffe unserer Flotte ist – abgesehen von der Authority, dem einzigen Imperial-I-Sternzerstörer im Besitz der Sicherheitspolizei, der zumeist bei Etti IV eingesetzt wird… ich vermute, um den ExO in Sicherheit zu wiegen und sich so positiv auf den Personalbericht des Viceprex der Sicherheitspolizei auszuwirken.“

Nacheinander fasste das Hologramm unterschiedliche Systeme des Sternzerstörers in den Fokus.


„Darüber hinaus entspricht das Schiff nicht den Standards, die Sie vom Imperium gewohnt sein dürften. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten und ungeeigneten Werften verfügt sie über weniger schwere Turbolaser und Traktorstrahler als ein Victory-II, der von der imperialen Flotte eingesetzt wird. Und in ihren Hangars werden Sie natürlich keine TIEs finden.“

Wieder wechselte das Hologramm, dieses Mal zeigte es einen Sternenjäger, dessen Design Nereus entfernt bekannt vorkam.

„Der Authority IRD und sein Nachfolger, der IRD-A, haben sich als recht effektiv im Vorgehen gegen Schmuggler und Piraten erwiesen, daher stellen diese Typen das Gros der Jäger der Sicherheitspolizei dar, neben dem TIS Zeta-19.“

Ein weiteres Hologramm eines etwas schnittiger wirkenden Jägers erschien, allerdings verrieten die Daten Nereus, dass von den drei Modellen lediglich der IRD-A auch über Raketenwerfer verfügte.

„Über den Rest der Task Force ist schnell alles gesagt… ein imperialer Dreadnaught, ein Dreadnaught der Invincible-Klasse, zwei Fregatten der Nebulon-B-Klasse, drei Marauder-Korvetten.“

Nereus verzog leicht das Gesicht. Natürlich kannte er all diese Schiffstypen – und daher wusste er auch, dass insbesondere die Invincible-Klasse ihren Namen vielleicht vor Tausenden Jahren, als ihr Design zum ersten Mal erdacht worden war, zurecht getragen hatte- Natürlich hatte dieser Schiffstyp seitdem einiges an Modernisierungen erfahren und war bestens geeignet dafür, Piraten zu verscheuchen, doch darüber hinaus…

Moriera zuckte mit den Achseln.


„Ich vermute, ich habe Ihnen nichts gesagt, was Sie nicht auch in einem Dossier des imperialen Flottennachrichtendienst hätten lesen können.“

„Nicht wirklich“, bestätigte Nereus langsam. Natürlich war das Imperium bestens informiert über die kümmerliche Hardware, die der CSA zur Verfügung stand – bei der Republik dürfte das nicht anders sein. Allerdings glaubte er auch, dass man nach einer Bestandsaufnahme zufrieden gewesen war und Veränderungen erst mit einiger Verzögerung vermelden würde – zumindest solange der Krieg der beiden großen Fraktionen noch getobt hatte.

„Unser Hauptaugenmerk liegt also zunächst auf der Sicherung unserer Handelsrouten gegen Piraten und andere Überfälle“, führte der Auditor-General aus.

„Nur davon ausgehend haben wir auch nur einen Funken Hoffnung darauf, relativ unbemerkt hochwertigere Rüstungsgüter in den Sektor zu transportieren.“

Beiläufig rieb Nereus sich die rechte Schläfe.

„Sie haben sich einiges vorgenommen.“

Moriera lächelte.

„Das stimmt. Und damit mir das gelingt, wollte ich Ihnen die Collateral geben.“

„Aber nicht mir, Nereus Kratas“, folgerte der ehemalige Großadmiral der imperialen Streitkräfte, der sich durchaus an die düsteren Szenarien erinnerte, die Moriera über seine Überlebenschancen bei Enthüllung seiner Identität gezeichnet hatte.

Der Auditor-General neigte leicht den Kopf.

„Exakt.“

Ein neues Hologramm erschien und dieses Mal wäre Nereus fast ein wenig zurückgezuckt, als ihm das Antlitz eines Mannes entgegenblickte, dessen Gesicht fast vollends von einer metallenen Atemmaske und zwei rot glühenden, künstlichen Augen verdeckt wurde.

„Darf ich vorstellen: Commodore Vilius Trayn, Befehlshaber eines kleinen imperialen Geschwaders, das in den imperialen Randgebieten hauptsächlich mit Aktionen gegen Piraten betraut war. Eine dieser Piratengruppen stellte seinem Schiff eine Falle und beschädigte es schwer, wobei Trayn einer hohen Dosis schädlichen Gases ausgesetzt wurde, das seine Augen irreparabel beschädigte und seine Lungen verätzte. Trotz der Aussicht, diese Schäden durch Prothetik zu beheben, wurde er daraufhin ehrenhaft aus der Flotte entlassen. Er wollte allerdings nicht ganz auf den Dienst an Bord eines Schiffes verzichten und reagierte daher recht positiv auf Bemühungen der Sicherheitspolizei, ihn für unsere Flotte zu rekrutieren – mit Aussicht darauf, dass seine Operation von der CSA bezahlt werden sollte und auf einen erklecklichen Sold, versteht sich.“

Moriera zuckte mit den Schultern.


„Bedauerlicherweise überlebte Trayn seine Operation nicht, doch diese Information hat weder das Imperium, noch die allgemeinen Datenbanken der CSA je erreicht.“

Ein kurzer Schauer jagte Nereus über den Rücken, als er kurz darüber nachdachte, wie unvermeidlich das Ableben dieses Offiziers gewesen war, der ihm so praktischerweise eine Tarnidentität lieferte. Der Auditor-General schien diese kurze Gemütsbewegung seines Gastes zu bemerken.


„Ich habe ihn nicht umbringen lassen, Admiral, falls es das ist, was Sie denken. Ich bin kein Schlächter.“

Die Mimik des älteren Mannes wurde undurchdringlich.


„Jedenfalls habe ich Trayn als erfahrenen imperialen Offizier dem Viceprex der Sicherheitspolizei als Anführer der kleinen Task Force vorgeschlagen, unter Berücksichtigung seiner Erfahrung im Kampf gegen Piraten. Und Viceprex Targon hat zugestimmt.“

Moriera verschränkte die Arme vor der Brust.

„Jetzt stellt sich die Frage, ob Sie es auch tun.“

[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Landeplattform, Luxury 5000 „Entrepeneur’s Gambit“]- Nereus, Auditor-General Moriera
 
[Korporationssektor, Mytus-System, Mytus VII, Stars‘ End, Medizinische Abteilung]- Nereus

Zuletzt war es eine Entscheidung gegen die absolute Hoffnungslosigkeit und für einen fast lächerlich kleinen Funken Hoffnung gewesen. Gestrandet in einer Welt, deren Regeln andere machten, abhängig vom Wohlwollen derer, die in den letzten Tagen die Fäden gezogen hatten, durch welche sein Schicksal so plötzlich vom vorherbestimmten Kurs abgebracht worden war, hatte Nereus zuletzt keine andere Wahl gesehen, als sich ihren Wünschen zu fügen – und sie ein Stück weit zu seinen zu machen. Keine Sekunde zweifelte er daran, dass Auditor-General Moriera seine eigene Agenda verfolgte und zwar über das, was er Nereus anvertraut hatte, hinaus. Das Schicksal des Imperiums kümmerte den anderen Mann nur soweit, wie es den Wohlstand des Korporationssektors berührte. Was blieb, war der fromme Glaube daran, dass ihre Interessen tatsächlich für den Moment so parallel verliefen, wie Moriera behauptet hatte.

Nereus befand sich in einem Behandlungszimmer der medizinische Abteilung von Stars‘ End, die sich unterhalb des Penthouses des Viceprex und somit Administrators der Anlage befand, und die nach Auskunft seines Gastgebers eine der am besten ausgestatteten Krankenstationen des gesamten Sektors war. Aus diesem Grund verlangte es die Geschichte des Vilius Trayn, dass er sich genau hier jener chirurgischen Eingriffe unterzogen hatte, die schließlich zu seinem veränderten Antlitz und seiner fortwährenden Einsatzbereitschaft geführt hatten. Mit dem Privatturbolift des Administrators hatte Moriera Nereus hierher geschickt, ohne Zeugen, abgesehen vom Butlerdroiden, der ihm schließlich auch dabei zur Hand gegangen war, seine bereitliegende Kostümierung zu vollenden.

Als er ehemalige Großadmiral des Imperiums in den Spiegel sah, begegnete ihm der Blick eines Fremden. Tatsächlich lag dies nicht einmal so sehr an seinem durch die vermeintliche Atemmaske und rotglühenden, künstlichen Augen verunstalteten Gesicht, sondern an der braunen Uniform der Sicherheitspolizei, versehen mit den so fremdartigen Rangabzeichen, die diesen Eindruck hervorriefen. Nie hätte er sich vorstellen können, jemals andere Farben als die des Imperiums tragen zu können – und jetzt erschien es wie die einzige Möglichkeit, das vor dem Untergang zu retten, was ihm teuer war, wie verschwindend klein diese Möglichkeit auch sein mochte.

Der Droide hatte ihn durch den Privatturbolift wieder verlassen – wohl nicht ahnend, dass ihm eine gründliche Speicherlöschung bevorstand – und Nereus dabei eine Reihe Gegenstände hinterlassen: ein Datenblock, auf dem ein Dossier über den verstorbenen Commodore Trayn gespeichert war, seinen Geburtsplaneten, die Schiffe auf denen er gedient hatte, dazu eine von der CSA ausgestellte ID, die ihn als Bürger des Korporationssektors und Offizier der Sicherheitspolizei auswies, sowie eine kleine Blasterpistole vom Typ BlasTech HSB-200, deren Tragen einem Offizier der Sicherheitspolizei jederzeit gestattet war, ungeachtet des strikt durchgesetzten Waffenverbots innerhalb des Sektors, das für die meisten Individuen galt. Er konnte nicht behaupten, dass seine Verkleidung sonderlich komfortabel war – die Atemmaske drückte und schränkte die Bewegungsfreiheit seines Kopfes leicht ein, wenn sie ihm auch nicht am Atmen hindern, und auch die vermeintlichen künstlichen Augen über seinen tatsächlichen beeinträchtigten zwar nicht seine Sicht, fühlten sich allerdings natürlich fremd an.

Schließlich griff Nereus nach dem Comlink, dem letzten Gegenstand, den man ihm überlassen hatte, und verließ das Behandlungszimmer, wie schließlich auch die Krankenstation in Richtung der zentralen Turbolifte, die ihn bis zum Fuß des gewaltigen Gefängnisturmes bringen sollte. Natürlich hatte Moriera dafür gesorgt, dass alles in den Datenbanken seine Ordnung hatte – Commodore Vilius Trayn war als Patient der Krankenstation verzeichnet, alleine, dass er hier gestorben und vermutlich anonym beigesetzt worden war, wusste niemand vom medizinischen Personal. Was sie betraf, hatte der Mann, der jetzt in den Turbolift stieg, eine schwerwiegende Operation und Wochen der mühsamen Gewöhnung an die Prothesen und Implantate hinter sich.

Die Anlage, die sich um den Fuß des Turmes gebildet hatte, war übersichtlich und primär von Angehörigen der Sicherheitspolizei bevölkert, die hier ihre Barracken und spärliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung hatten. An jeder Ecke waren schwer bewaffnete Espos stationiert, in ihren schweren MerrSonn KZZ-Rüstungen, die ihnen ihr charakteristisches Aussehen verliehen, das bis ins Imperium berüchtigt war. Auch bei der Bewaffnung der Polizisten, BlasTech 500-Gewehren, die passenderweise den Beinamen „ESPO“ erhalten hatten, handelte es sich um Spezialanfertigungen. Finstere Gerüchte besagten, dass es mit der Treffsicherheit dieser Waffen nicht weit her war, weil es den Espos zumeist egal war, wen sie trafen, wenn sie in die Menge feuerten. Nereus konnte nur vermuten, dass die Sicherheitspolizisten an Bord der Schiffe der Flotte präzisere Waffen benutzten als ihre Kameraden, die auf den zahlreichen Planeten, Kolonien und Außenposten des Sektors Polizeiaufgaben wahrnahmen und die Herrschaft der CSA mit aller nötigen Brutalität durchsetzten.

Die zwei Espos, die den Zugang zur Landebucht, die Nereus ansteuerte, bewachten, die Hände gewichtig an ihre Uniformgürtel gelegt, an denen jeweils ein schwerer MerrSonn-Betäubungsstab baumelte, nahmen beim Nahen ihres vermeintlichen Vorgesetzten Haltung an, was Nereus mit einem seiner Meinung nach angemessenen, knappen Nicken quittierte, welches indes ob seiner Verkleidung vermutlich vollkommen unterging.

Wie in den Instruktionen, die Moriera ihm hinterlassen hatte, beschrieben, wartete in der Landebucht ein Shuttle – allerdings kein Shuttle der Lambda-Klasse, wie er es vom Transport hochrangiger imperialer Offiziere gewohnt war, sondern ein älteres Theta-Modell, eine weitere Erinnerung daran, dass die CSA in Bezug auf ihre überschaubare Flotte oft darauf angewiesen war, sich die Ausrüstung unter den Nagel zu reißen, die von den „großen“ Fraktionen nicht mehr gebraucht wurde. Ein Pilot in der Uniform der Sicherheitspolizei wartete am Fuß der Landerampe des Shuttles.


„Commodore Trayn?“

Der junge, männliche Mensch konnte es nicht vermeiden, Nereus ein wenig anzustarren, wohl mehr als verständlich ob des Anblicks, den er abgab.


„Ich… ich soll Sie auf die Collateral bringen.“

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren“, erwiderte Nereus, dessen Stimme, bedingt durch die Atemmaske, den surrenden Beiklang des Vocoders eines Droiden angenommen hatte.

„Bitte folgen Sie mir, Sir.“

Der Pilot führte Nereus ins Cockpit und ließ ihn, da offenbar kein Copilot an Bord war, auf dem zweiten Sitz im Cockpit platznehmen, bevor er die Formalitäten mit der Flugkontrolle geklärt und sein Gefährt routiniert gestartet und ins Weltall gesteuert hatte. Nereus studierte indes das Sternenbild vor ihnen. Und dann sah er sie.

In seiner Karriere hatte er wohl zahlreiche Sternzerstörer gesehen, unter ihnen auch etliche Exemplare der Victory-II-Klasse. Die Collateral unterschied sich von diesen nur in Details – ihre charakteristischen Seitenaufbauten waren im Braun der CSA gestrichen, der Farbe seiner Uniform, und es waren keine TIEs, die den Perimeter des Kriegsschiffes abflogen, sondern zwei Authority IRD-Sternenjäger. Davon abgesehen war sie ein vollkommen unauffälliger, aus moderner Sicht wenig beeindruckender Sternzerstörer – und doch verspürte Nereus ein eigenartiges Gefühl, als ihm klar wurde, dass er, nach all den Monaten, kurz davor war, seinen Fuß wieder auf das Deck eines Kriegsschiffes zu setzen, das aufbrach, um Verbrechen und Chaos in der Galaxis zu bekämpfen. Der ehemalige Großadmiral schluckte mühsam, während die zwei IRDs sich zu einer Eskorte formierten und ihre Geschwindigkeit dem Shuttle anpassten.

„Achtung, Collateral, hier Shuttle Aurek-3. Erbitte Anflug- und Landeerlaubnis“, funkte der Pilot das Schlachtschiff an.

„Erlaubnis erteilt. Willkommen zuhause, Aurek-3.“

Es war gut, dass der Pilot nicht versuchte, Nereus während des weiteren Anflugs in ein Gespräch zu verwickeln. Für den Moment fehlten ihm die Worte.


[Mytus-System, Orbit von Mytus VII, Shuttle der Theta-Klasse „Aurek-3“]- Nereus, Pilot
 
[Mytus-System, Orbit von Mytus VII, Shuttle der Theta-Klasse „Aurek-3“]- Nereus, Pilot

Als Die Theta-Fähre schließlich im Haupthangar des Sternzerstörers gelandet war und Nereus wieder gefechtsfesten Durastahl unter den Füßen hatte, war schnell ersichtlich, dass er sich nicht auf einem Schiff des Imperiums befand. Die Jäger, die sich im Hangar der Collateral befanden, Authority IRDs und IRD-As, wichen zu sehr vom Design der imperialen TIE-Modellreihe ab und auch die vereinzelten Espos, die an einigen Ecken des Hangars Wache standen, waren kaum mit imperialen Sturmtruppen zu verwechseln.

Kein Ehrenspalier erwartete den vermeintlichen Kommodore, nur eine einzelne Frau stand am Fuße der Einstiegsrampe, blond, das Haar züchtig geordnet, sodass s auch zu imperialen Bekleidungsvorschriften gepasst hätte, die braune Uniform der CSA-Flotte adrett. Nereus wurde mit einer schneidigen Ehrenbezeichnung begrüßt, die er sogleich erwiderte, überrascht, welch Befreiung in einer so simplen Geste liegen konnte, zumal diese im Grunde die Unfreiheit des militärischen Protokolls symbolisierte.

„Willkommen an Bord, Commodore Trayn“, begrüßte sein Gegenüber ihn mit einer recht angenehmen Stimme.

„Ich bin Captain Gaeriel Donos, Kommandantin der Collateral.“

Ein flüchtiges Lächeln umspielte ihre Lippen.


„Ich vermute, Sie wurden bereits darüber informiert, dass ich wie Sie eine imperiale Vergangenheit habe.“

Nereus nickte höflich, auch wenn er das Dossier über die Crew der Collateral bisher nur überflogen hatte – wichtiger war ihm gewesen, sich mit „seiner“ Vergangenheit und den allgemeinen Gepflogenheiten im Korporationssektor auseinanderzusetzen. Indes machte es natürlich Sinn, dass Moriera versuchte, ihn mit ehemaligen Offizieren des Imperiums zu umgeben – alleine schon, um ihn bei Laune zu halten.


„Ich hoffe Ihr Ausscheiden aus dem imperialen Dienst kam angenehmer zustande als der meine“, erwiderte er, immer noch etwas irritiert ob des mechanischen Nachhalls, der seiner Stimme nun innewohnte. Die Reaktion Donos‘ fiel etwas anders aus, als er beabsichtigt hatte – ihr Lächeln brach in sich zusammen.

„Oh, entschuldigen Sie Commodore, ich wollte Sie nicht… ich meine…“

Schnell winkte Nereus ab. Ihm hätte eigentlich klar sein müssen, dass von einem Mann, der eine Verletzung wie Commodore Trayn hinter sich hatte, erwartetet wurde, dass er sich nicht gerne an die Umstände dieser Verletzung erinnerte.


„Keine Sorge, Captain. Was geschehen ist, ist geschehen. Also?“


Schnell hatte Donos sich wieder gefangen.


„Unehrenhafte Entlassung, Sir, wie Sie vermutlich meiner Akte entnommen haben… eine Meinungsverschiedenheit mit einem Vorgesetzten.“

Der ehemalige Großadmiral nickte langsam. Er musste die Akte nicht lesen, um eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, was vorgefallen war. Frauen hatten einen schweren Stand in der imperialen Flotte – strahlende Ausnahmen wie sein ehemaliges Protegé Elysa Nerethin waren eine Seltenheit – was dazu führte, dass wertvolles Talent häufig verschwendet wurde. Die CSA konnte bei der Auswahl ihrer Offiziere nicht so wählerisch sein – auch wenn Nereus nicht bezweifelte, dass der imperiale Chauvinismus ebenso wie ein gewisser Menschenzentrismus auch im Korporationssektor vorkam.


„Bedauerlich, Captain. Ich bin mir sicher, dass das Imperium in Ihnen eine fähige Offizierin verloren hat.“


„Danke, Sir.“

Kurz schien Donos zu zögern.


„Ich wollte Ihnen eigentlich die Brückencrew vorstellen, aber scheinbar hat Ihre Ankunft bereits die Runde gemacht. Der Viceprex wünscht, Sie per Holonetzverbindung zu sprechen.“

„Dann wollen wir Ihn wohl nicht warten lassen.“


Nereus ließ sich von Captain Donos zu dem ihm zugedachten Quartier führen, dem Quartier, das an Bord eines imperialen Victory-II ebenfalls dem Flaggoffizier – sofern sich einer an Bord befand – vorbehalten war. Überrascht stellte er jedoch fest, dass die CSA sich hier in Bezug auf Ausstattung nicht lumpen ließ – die Ausrüstung ihrer Schiffe mochte zwar unter imperialem Standard liegen, die Ausstattung des Commodorequartiers war jedoch weitaus luxuriöser, als er es selbst aus seiner Zeit als Großadmiral gewohnt war.

Donos ließ ihn alleine, nachdem er ihr versichert hatte, sie gleich nach dem Gespräch mit dem Viceprex auf der Brücke aufzusuchen, sodass er die Verbindung aufbauen konnte. Der Viceprex der Sicherheitsdivision entpuppte sich als relativ junger Mann – ungefähr in Nereus‘ Alter – der jedoch bereits einige graue Haare an seinen Schläfen vorzuweisen hatte und einen elegant geschnittenen, zivilen Anzug trug.


„Sie sind also Trayn“, begann der Viceprex grußlos.

„Lerne ich also endlich den Mann kennen, in dessen Händen der Erfolg unserer beträchtlichen Investition liegt.“

„Erfreut, Sie kennenzulernen, Sir.“


Zumindest wusste Nereus mittlerweile etwas mehr über die Strukturen der Authority – Viceprex war der Rang, der den Verwaltern der einzelnen Divisionen zugedacht war – etwa der Sicherheitsdivision im Falle seines Gegenübers, Viceprex Targon, zu der die Flotte der CSA und auch die übrige Sicherheitspolizei gehörten. Genauer gesagt würden diese Männer und Frauen Executive Viceprex genannt, während die ihnen unmittelbar unterstellten Beamten der Authority als Viceprex und Assistant-Viceprex firmierten. Das Stars‘ End-Projekt war eine Unterabteilung der Sicherheitsdivision, weswegen der dortige Viceprex – Delgado, wie Moriera Nereus verraten hatte – zu Targons Untergebenen gehörte. Die Divisionsverwalter unterstanden indes lediglich dem Direx-Board und dem ExO, dem nächtigsten Funktionär der Authority, der zumeist aus ihren Rängen vom Direx-Board gewählt wurde. Der Auditor-General stand indes – aus guten Gründen – leicht außerhalb dieser Hierarchie, was ihm ermöglicht hatte, Nereus‘ Rettung und Überführung in den Sektor ohne das Mitwissen anderer Funktionäre zu realisieren.


„Ich muss sagen, dass es einige Überzeugungskünste erfordert hat, das Board von der Finanzierung Ihrer Task Force zu überzeugen, Commodore“, fuhr Targon fort.

„Viele unserer Sponsoren denken, dass in Zeiten des Friedens eine kostspielige Aufrüstung noch weniger notwendig ist. Sie missverstehen die Konsequenzen, die dieser Frieden für uns hat. Vielleicht denken sie ja sogar, dass die imperiale Flotte sich plötzlich exklusiv um unseren Schutz bemüht.“

Targon lachte spöttisch.

„Nun, ich sehe das anders… und der Auditor-General ebenfalls. Sein Einfluss auf den Prex war es wohl, der uns letztlich die nötigen Credits gesichert hat. Aber jetzt müssen wir Erfolg haben. Was bedeutet: Sie müssen Erfolg haben, Commodore Trayn.“

„Ich verstehe, Sir.“


„Tun Sie das? Ich entnehme Ihrer Akte, dass Sie bereits gegen Piraten gekämpft haben?“

„Bei Bakura, ja“, bestätigte Nereus rasch die Hintergrundgeschichte seiner Tarnidentität.

„Scheint ja exzellent funktioniert zu haben…“, erwiderte Targon vieldeutig, vermutlich in Anspielung auf die Verwundung Commodore Trayns in eben jenem Kampf gegen die Piraten.

„Mit Verlaub, Sir, wenn Sie auf mein Ausscheiden aus der imperialen Flotte anspielen, muss ich Sie darauf hinweisen, dass es sich bei fraglicher Piratenbande um eine überraschend gut organisierte Gruppe gehandelt hat – womöglich finanziert durch die Black Sun. Sie legten uns einen Hinterhalt, waren uns zahlenmäßig überlegen – doch am Ende war keines ihrer Schiffe übrig.“

Nereus war dankbar dafür, dass er sich die Details aus Trayns Hintergrundgeschichte bereits so gut hatte merken können. Viceprex Targon jedenfalls wirkte beeindruckt.


„Ich weiß, Trayn, ich weiß. Ich habe Ihrem Schiff eine Übersicht über die letzten bestätigten Kontakte mit Piraten übermitteln lassen, ebenso wie eine Bedrohungsanalyse unserer Leute. Ihr Auftrag lautet für den Moment, Piratenoperationen aufzuspüren und mit aller gebotenen Härte gegen sie vorzugehen.“

Kurz schien der Viceprex zur Seite zu blicken.

„Und noch etwas, Trayn. Ich glaube keine Sekunde daran, dass es Auditor-General Moriera bei dieser Sache nur um Piraten geht. Seien Sie also auf der Hut – und melden Sie sich bei mir, sollte er sie direkt kontaktieren.“

Nereus verbarg ein amüsiertes Schmunzeln, was ihm ob seiner Verkleidung jedoch mehr als leicht fiel.

„Das werde ich tun, Sir.“


„Gut. Und bis dahin, machen Sie Ihre Arbeit. Targon Ende.“

Das Hologramm erlosch und Nereus war wieder alleine.

[Mytus-System, Orbit von Mytus VII, VISD II „Collateral“, Quartier des Commodore]- Nereus
 
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[Mytus-System, Orbit von Mytus VII, VISD II „Collateral“, Quartier des Commodore]- Nereus

Sowohl für Vilius Trayn, als auch für Nereus Kratas war es ein Kinderspiel, sich auf einem Sternzerstörer der Victory-II-Klasse zurechtzufinden, weswegen er keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, kurz nach Ende seiner Anstandsbesprechung mit dem Viceprex die Brücke der Collateral zu erreichen und es Captain Donos so zu ermöglichen, dem Befehlshaber der kleinen Task Force ihre Offiziere vorzustellen.

Die Hintergründe der einzelnen Brückenoffiziere – und zweifelsohne ebenso der übrigen Besatzung – waren so divers, wie man es von einer Flotte wie der der CSA erwarten konnte, die auf Expertise von außen angewiesen war. Die wenigsten waren in einer der Kolonien des Sektors geboren worden, um sich dann in einer Akademie der Espos für die Ausbildung zum Dienst auf einem Kriegsschiff zu melden, wenngleich der Korporationssektor mittlerweile lange genug existierte, um auch diese Möglichkeit zu bieten. Einige waren ehemalige – und meist gescheiterte – Offiziere des Imperiums, bemüht, finanziell irgendwie über die Runde zu kommen, wieder andere hatten in den winzigen Flotten vereinzelter planetarer Streitkräfte gedient und den Schritt hin zur Flotte der CSA vermutlich als Karrieresprungbrett begriffen. Ehemalige republikanische Offiziere schien es indes auf der Collateral nicht zu geben – ob das daran lag, dass die meisten Offiziere der Republik sich kaum dazu „erniedrigen“ würden, einem autokratischen System wie der CSA zu dienen, oder daran, dass Moriera dafür gesorgt hatte, dass sich auf Nereus‘ Schiff keine Rebellenoffiziere befanden, darüber konnte der ehemalige Großadmiral nur spekulieren. Aufgrund der von der Imperialen grundverschiedenen Philosophie der republikanischen Streitkräfte konnte es auch einfach daran liegen, dass kein republikanischer Soldat sich je der Notwendigkeit ausgesetzt gesehen hatte, seiner Heimat den Rücken zu kehren.

Nichtmenschen im Offizierskorps des Sternzerstörers waren zumindest sichtbarer als auf imperialen Schiffen, doch auch ihre Präsenz hielt sich in Grenzen und war zumeist auf jene Spezies begrenzt, die trotz aller Fremdartigkeit eine gewisse Ähnlichkeit mit den Menschen hatten. Der ranghöchste unter ihnen war ein blauhäutiger Etti, Lieutenant-Commander Seyyerin Mdimu, der erste Offizier der Collateral. Da die Spezies der Etti auf dem Hauptplaneten des Sektors, Etti IV, residierte, war seine Anwesenheit kaum eine Überraschung und tatsächlich war der Lieutenant-Commander auch einer der wenigen Offiziere, die ihre Ausbildung von Anfang an durch die Sicherheitsdivision erhalten hatten.


„Die Collateral ist bereit, Ihren Teil zu leisten, Commodore.“

Captain Donos und Nereus schritten den Mannschaftsgraben ab und Richtung des Frontfensters der Brücke, von dem aus man den üblichen beeindruckenden Überblick über den Rumpf des Sternzerstörers und das davor wartende All hatte. Für einen Moment gestattete Nereus sich, die Antwort zu verschieben und diesen Ausblick einfach auf sich wirken zu lassen – es war einfach zu lange her.

„Sie werden bald die Gelegenheit bekommen, dies unter Beweis zu stellen“, antwortete er der Kommandantin der Collateral schließlich.

„Von Etti IV müssten weitere Informationen zu den Piratenaktivitäten eingetroffen sein.“

„Ja, Sir.“

Rasch winkte Donos ihrem ersten Offizier zu, der ihr daraufhin einen Datenblock reichte. Einen kurzen Blick nur warf sie auf dessen Display, wohl, um sich zu vergewissern, dass ihr Gedächtnis die Dinge, die sie ihm sagen wollte, auch korrekt wiedergegeben hatte.


„Dem Rest der Task Force wurde bereits ein Sammelpunkt zugewiesen, der sich im ungefähren Zentrum der letzten Piratenaktivitäten am Rand des Sektors befindet. Bis zu unserer Ankunft koordiniert Captain Sirtan von der Protector die Gruppe.“

„Gut“, erwiderte Nereus neutral.

„In dem Fall sollten wir keine Zeit vergeuden. Bringen Sie uns zum Sammelpunkt.“


„Aye, Sir.“

Donos wandte sich ab, um ihren Offizieren die entsprechenden Befehle zu erteilen. Nereus indes blieb am Aussichtsfenster der Brücke stehen und blickte gedankenverloren ins All, dessen Anblick all die Dinge in seine Erinnerung zurückbrachte, die er mit seiner Inhaftierung auf Toprawa für immer verloren geglaubt hatte. Irgendwo da draußen waren sie… die imperialen Streitkräfte, in einen Friedensvertrag mit dem Erzfeind gezwungen und den Launen eines Sith-Lords ausgesetzt. Von hier an konnte jeder Schritt ihn nur näher an sie heranbringen.

Die Collateral sprang in den Hyperraum und niemand versuchte, den vermeintlichen Commodore zu stören, während er in das hypnotische Blau der anderen Dimension starrte.


[Korporationssektor, Hyperraum, VSD II "Collateral", Brücke]- Nereus, Crew
 
[Hyperraum, VSD II Collateral, Quartier des Commodore]- Nereus

Er hatte es sich selbst zuzuschreiben. Der dumpfe Schmerz in Nereus‘ Schädel harmonierte gar wunderbar mit dem schrillen Klingen des Schiffsinterkoms, das ertönte, als Captain Donos sich pflichtbewusst eine halbe Standardstunde vor Rückfall in den Normalraum bei ihrem Vorgesetzten meldete, so, wie er es ihr zuvor befohlen hatte. Mit einem Ächzen hatte der vermeintliche Commodore Trayn sich in die Nasszelle seines Quartiers geschleppt, sich mehrere Hände voll kalten Wassers ins Gesicht gespritzt und schließlich in einer Geste der Kapitulation die Maske angelegt, die ihn endgültig in Vilius Trayn verwandelte. Erwartungsgemäß machte das Tragen dieser Maske den sengenden Kopfschmerz, den der überhastete Genuss des Rubinweins ihm beschert hatte, nicht wirklich erträglicher – eher im Gegenteil.

Trotzdem waren es noch gute zehn Standardminuten bis zum Rückfall in den Normalraum des Mytus-Systems, als der ehemalige Großadmiral der imperialen Streitkräfte schließlich auf der Brücke des Espo-Sternenzerstörers erschien und keinerlei äußerliche Anzeichen für die Tortur zuließ, die in seinem Inneren tobte. Immerhin hatte Trayns Vorgänger in Ergänzung zu den Weinvorräten ebenfalls ein bestens gefülltes Medizinschränkchen im Quartier des Commodore hinterlassen – die angeblich mit einer verzehrbaren Form von Bacta angereicherten Kopfschmerztabletten jedenfalls entfalteten mit überraschender Geschwindigkeit ihre Wirkung, die angesichts der Skepsis, die Nereus bei der Lektüre ihrer Beschreibung zunächst empfunden hatte, wohl kaum auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen war.

Donos drehte sich zu ihm um, als die beiden Espo-Posten am Zugang des Hauptbereichs der Brücke zackig Haltung annahmen, kaum, dass sie die Präsenz ihres verkrüppelten Vorgesetzten bemerkt hatten. Das Nicken der blonden Kommandantin wurde von einer ernsten Miene begleitet – auch sie, als ehemaliges Mitglied der imperialen Flotte, hatte die Berichte über Koornacht gelesen. War sie schlicht und ergreifend um die Integrität des Imperiums besorgt? Oder kannte sie womöglich jemanden, der im Sternenhaufen stationiert gewesen war?

„Commodore. Wir haben das Mytus-System in Kürze erreicht.“

Falls sie Neugierde ob ihres Ziels empfand und der Tatsache, dass die Collateral nicht mit dem Rest des Konvois nach Bonadan gesprungen war, so verbarg sie diese gut.

„Wir sind im Zeitplan.“

Nereus nickte knapp. Oh, die Tabletten wirkten wirklich gut – nur ein ganz sanftes Schmerzecho wurde durch diese Bewegung seines Kopfes verursacht.

„Ausgezeichnet, Captain.“

Er sparte sich ein aufmunterndes Lächeln in ihre Richtung – diese mimische Verrenkung wäre unter der Maske ohnehin vollends verloren gegangen.

Dann war es soweit. Diszipliniert wie auf einem imperialen Schiff zählte der Navigationsoffizier die letzten Sekunden bis zum Rücksprung hinunter, ehe der Sternenzerstörer der Victory-II-Klasse mit einem vermeintlichen Satz am Rand des Mytus-Systems erschien, in noch einiger Entfernung von jenem Planetoiden, auf dem sich das Gefängnis der Korporationssektorverwaltung, Stars‘ End, befand. Sofort machten die Sensoren des Schlachtschiffes sich an die Arbeit und förderten schnell zutage, dass die Collaterial nicht alleine war – ganz, wie Nereus es erwartet hatte.

„Eine Sternengaleone voraus, Sir“, meldete Donos überrascht.

„Gültige Kennung der CSA, Identifikation als Precious Commodity. Wir empfangen eine Nachricht…“

Stirnrunzelnd warf die Blondine einen Blick auf die Konsole des Kommunikationsoffiziers, dem sie über die Schulter blickte.

„Sie werden eingeladen, an Bord zu kommen, Sir. Alleine.“

Nereus nickte knapp.

„Das ist schon in Ordnung, Captain. Lassen Sie eine Fähre startklar machen – nur mit Piloten, keine Eskorte. Veranlassen Sie außerdem, dass der Prototyp auf meinen Befehl hin der Galeone übergeben werden kann.“

„Ja, Sir.“

Unter seiner Maske musste der als Commodore posierende Offizier ob des sichtbaren Unbehagens seiner Flaggkommandantin schmunzeln.

„Keine Sorge, Captain. Dort drüben wartet kein Piratenadmiral wie auf der Steady Profit…“

Wohl aber ein Individuum, das möglicherweise ebenso gerissen war wie Jart Ga’lor – daran sollte Nereus sich stets erinnern, jetzt, da er sich dazu entschieden hatte, ein doppeltes Spiel zu spielen und damit Gefahr lief, zwischen die Fronten der Black Sun und der CSA – und später des Imperiums – zu geraten.

Nachdem er Donos die Brücke übergeben hatte, begab Nereus sich in den Haupthangar des Sternenzerstörers, wo weisungsgemäß eines der älteren Theta-Klasse-Shuttles, auf die die CSA sich nach wie vor verließ, bereitgemacht worden war. Der Pilot – außer Nereus das einzige Lebewesen an Bord – begrüßte ihn mit einem leichten Nicken, ehe sie mit dem Transfer von der Collateral zur Precious Commodity begannen.

Die Sternengaleone befand sich, wie unschwer zu erkennen war, in einem weitaus besseren Zustand als die zusammengeschossene Steady Profit, wenngleich auch das kaum über das äußerst klobige Design dieser Schiffe hinwegtäuschen konnte, die sich im Grunde lediglich zum Transport von Gütern eigneten. Ab und an hatte die imperiale Flotte sie auch zum Transport von Truppen herangezogen, doch in dieser Hinsicht war der Nutzen dieses Schiffstyps äußerst beschränkt gewesen.

Im Hangar der Precious Commodity erwartete Nereus ein einzelner, in dunkle Zivilkleidung gekleideter Mann, wohl einer von Morieras Mitarbeitern, der ihn mit einem höflichen Nicken begrüßte.

„Commodore. Wenn Sie mir bitte folgen würden…?“

Schweigend folgte Nereus dieser Bitte und fand sich wenig später in einem der geräumigen Frachträume der Galeone wieder – anders als auf der Steady Profit war dieser allerdings nicht mit Containern gefüllt, sondern schien zu einer Art provisorischem Schießstand umfunktioniert worden zu sein. Ein einzelner Mann in roter Uniform wartete dort bereits – Moriera. Nereus‘ Führer entfernte sich nach einem diskreten Nicken.

„Kratas. Fechten Sie?“, fragte der Auditor-General der CSA, nachdem sich das Schott hinter seinem Untergebenen geschlossen hatte und die beiden Männer alleine im riesigen Raum waren. In einer Hand hielt er einen kunstvoll verzierten Paradesäbel, wie sie auch zu besonders formellen Anlässen von einigen Offizieren der Flotte getragen wurden.

Nereus schüttelte langsam mit dem Kopf.

„Ich konnte mich für die Fechtkunst und die daraus resultierende Unart, sich angesichts einer jeden Lappalie duellieren zu müssen, nie sonderlich begeistern…“

„Ich verstehe.“

Moriera nickte und legte den Säbel auf einen bereitstehenden Tisch.

„Zu schade. Aber Sie haben wohl Recht – so manche vielversprechende Karriere endete wohl bereits wegen eines unbedachten Duells. Junge Kadetten können so heißblütig sein…“

Der Auditor-General verzog seinen Mund zu einer leichten Grimasse.

„Oh, sein Sie so gut und legen Sie diese Maske ab – auf diesem Schiff wird Sie ohnehin niemand zu Gesicht bekommen.“

Bereitwillig leistete Nereus Folge und gestattete sich ein erleichtertes Seufzen, als der unangenehme Druck, den die Maske auf seinen Kopf ausübte, von ihm genommen wurde.

„Besser.“

Sein Gegenüber nickte zufrieden.

„Ich nehme an, der Prototyp befindet sich an Bord Ihres Schiffes?“

„Er wird in diesem Moment auf den Transfer vorbereitet“, bestätigte Nereus.

„Was für eine Erleichterung. Die Übergabe Coruscants an die Republik hat unseren Sponsoren bereits genug Unannehmlichkeiten bereitet, es hätte nur noch gefehlt, die Fortschritte eines unser vielversprechendsten Forschungsprojekte zu verlieren. Ein Projekt, von dem auch die imperiale Flotte dereinst profitieren könne, wie ich hinzufügen darf.“

… so wie, bedingt durch Nereus‘ Entscheidung, die Korsarenflotten der Black Sun…

„Und natürlich erfreut es mich, dass unser Arrangement so schnell erste… Früchte tragen konnte.“

Der rotuniformierte Mann warf einen Blick den Schießstand hinunter, der im Grunde lediglich aus einem länglichen Pult vor einem weiten Feld bestand, an dessen Ende in unterschiedlicher Entfernung mehrere Holoziele aufgebaut worden waren.

„Sie sagen als, Sie fechten nicht… aber im Rahmen Ihrer Grundausbildung werden Sie wohl das Schießen gelernt haben, nicht wahr?“

Vielsagend nickte Moriera in Richtung der Thunderer, die Nereus immer noch – gewohnheitsmäßig – am Uniformgürtel trug, ehe er eine bedeutend schlankere und kunstvoll verzierte Blasterpistole an seinem eigenen Gürtel tätschelte.

„Könnte ich Sie für einen kleinen Wettbewerb begeistern?“

Nereus lächelte schwach. Er hätte den Quasi-Geheimdienstchef der CSA nicht für einen derartigen Exzentriker gehalten, als dass dieser sich an Bord einer Sternengaleone einen privaten Schießstand errichten ließ, doch er musste sich wohl einmal mehr in Erinnerung rufen, dass die CSA nicht das Imperium war. Hier ging es nicht um Loyalität oder um fanatische Ergebenheit zur Neuen Ordnung – hier ging es um Credits. Und um das, was man sich von diesen Credits kaufen konnte. Im Grunde also doch kein so großer Unterschied zu einem gewissen Anteil der imperialen Elite, insbesondere im Kreise der erlauchten Großmoffs und ihrer Speichellecker…

„Warum nicht?“

Er löste die schwere Pistole aus ihrem Holster, prüfte ihre Ladung und entsicherte sie dann mit einem hörbaren Knacken des Sicherungshebels. Moriera grinste breit.

„Womit fangen wir an? Fünfzig Meter?“

Eine Viertelstunde später stand fest, dass dem ehemaligen Großadmiral der imperialen Streitkräfte wohl keine allzu glänzende Karriere in den Reihen der imperialen Flotte vergönnt gewesen wäre – zumindest, wenn man seine Fähigkeiten im Kunstschießen als Kriterium heranzog. Moriera indes schien einige Zeit auf Schießständen zu verbringen und mit seiner Leistung mehr als zufrieden – was an seinem Grinsen abzulesen war, als er seine Waffe nach einem angeberischen Herumwirbeln um seinen Finger wieder an seinem Gürtel verstaute.

„Wissen Sie, manchmal gibt es doch nichts, was mehr entspannt, als ein kleiner, sportlicher Wettbewerb… finden Sie nicht?“

Der Auditor-General streckte sich ein wenig.

„Doch Sie fragen sich vermutlich, welchen neuen Auftrag ich für Sie habe?“

„Und welche Chance“, ergänzte Nereus diplomatisch und erinnerte sein Gegenüber somit an die etwas zweideutige Formulierung seiner Nachricht.

„Richtig. Wissen Sie, Kratas, es gibt in der Sicherheitsdivision bereits seit geraumer Zeit ein paar Strategen, die mit der Ausrichtung unserer Flotte unzufrieden sind… ausgemusterte Dreadnaughts, Sternenzerstörer der Victory-Klasse, die Invincible-Klasse – ich hörte, dass auch Ihre Protector technische Probleme hatte – all das sind eher… hm… schwerfällige Schiffe, während wir den Sektor primär gegen schnelle Angriffe von Piraten verteidigen oder Schmuggler verfolgen müssen. Gleichzeitig statten wir diese Schiffe allerdings mit Sternenjägern aus die, wenn man ehrlich ist, nicht einmal mit den älteren Modellen von Sienar mithalten können, geschweige denn mit der Hardware, die die Republik mittlerweile in ihrem Portfolio hat.“

Moriera lächelte schmal.

„Soweit ich weiß waren auch Sie nicht unbedingt mit der vorherrschenden Sternenjägerdoktrin des Imperiums zufrieden? Oder handelte es sich bei ihrer Protektion einer der bedeutendsten Staffeln, die mit moderneren Jägern ausgerüstet wurde, um einen reinen PR-Stunt?“

Nereus‘ Augen verengten sich leicht.

„Sie meinen die 152ste?“

„In der Tat. Immer noch sehr aktiv, wie ich höre… und derzeit am Vorgehen der Flotte gegen den sogenannten Eisernen Bund beteiligt, auch wenn sie weit davon entfernt ist, eine typische imperiale Jägerstaffel zu sein.“

„Das Für und Wider unterschiedlicher Typen wurde häufig im Oberkommando diskutiert“, erwiderte Nereus.

„Letztendlich war es aber auch eine Kostenfrage.“

Er nickte grimmig.

„Jetzt vermutlich mehr denn je.“

„Das mag so sein“, stimmte Moriera zu.

„Für die CSA bestand das Hauptproblem stets darin, dass an die exklusiv von Sienar produzierten Typen kaum ein Herankommen war… doch nicht alle Sternenjäger auf imperialen Schiffen werden von Sienar produziert. Einige von ihnen sogar auf Welten, die nicht enger an das Imperium gebunden sind als der Korporationssektor.“

„Cygnus.“

Nereus gestattete sich ein vorsichtiges Nicken.

„Es wäre eine Verschleierung der Tatsachen, zu behaupten, dass die im Sternenimperium entwickelten und produzierten Modelle uns nicht gute Dienste geleistet hätten. Und es gab durchaus Befürworter eines Gedankens, sie verstärkt einzusetzen.“

„Nun, solche Überlegungen dürften vor eine gewisse Zerreißprobe gestellt worden sein.“

In den wachen Augen des Auditor-General funkelte es.

„Jüngste Erkenntnisse meiner Agenten besagen, dass das Sternenimperium sich derzeit einigen… Tumulten ausgesetzt sieht. Gleichzeitig sehen sie aber auch die Möglichkeit, dass man bei Cygnus Spaceworks frischem Kapital und neuen Investoren nicht abgeneigt ist… und da kommen Sie ins Spiel, Kratas.“

Widerwillig runzelte Nereus die Stirn.

„Sie erwarten von mir, dass ich den Cygnern einen Rüstungsvertrag mit der CSA abringe und sie dem Imperium als Produzent von Sternenjägern abspenstig werden lasse?“

„Nein, natürlich nicht.“

Mit einem nonchalanten Lächeln schüttelte Moriera den Kopf.

„Ich hatte vielmehr daran gedacht, Ihnen die Möglichkeit zu geben, gewisse Synergien zwischen den Interessen des Imperiums und der CSA zu ihrer vollen Entfaltung zu bringen. Ungeachtet unserer Aufrüstungspläne wird der Korporationssektor niemals hochwertige Sternenjäger in Dimensionen abnehmen können wie das Galaktische Imperium… doch die zusätzlichen Mittel, die wir dank der großzügigen Ausstattung unserer Sponsoren fließen lassen können, sollten die Produktion auf eine Art und Weise ankurbeln können, von der auch das Imperium profitiert.“

Für einen Moment schwieg Nereus. Er konnte sich noch sehr gut an die Querelen erinnern, die die imperiale Flotte in der Sternenjägerfrage beschäftigt hatten – Namen wie de Vries und schließlich Nerethin hatten gen Ende seiner Amtszeit für einigen frischen Wind, womöglich sogar die Einleitung einer umfassenden Modernisierung und eines Aufholprozesses zum republikanischen Sternenjägerkorps gesorgt, doch wenn er raten müsste, würde er vermuten, dass diese Bemühungen im Rahmen der Umstrukturierung des Oberkommandos nach der Machtübernahme Darth Allegious‘ zerschlagen worden waren.

„Sie sprachen von Tumulten im Sternenimperium?“

Der Auditor-General zuckte mit den Achseln.

„Genaueres wissen selbst meine Agenten nicht. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass sich Cygnus aufgrund seiner astrographischen Nähe des Öfteren im Konflikt mit den Hutten befand… Fakt ist nur, dass das Galaktische Imperium alarmiert genug ist, um eine ausgewachsene Gefechtsflotte zur Stabilisierung der Region zu entsenden.“

Nereus schnaubte.

„Sie sind ja bestens informiert.“

„Bitte, Kratas, schmollen Sie nicht… keine Sorge, so gravierend sind die Sicherheitslücken in ihrer geliebten Flotte auch nicht. Nun ist es aber so, dass sich der Marschbefehl für eine ganze Gefechtsflotte schwer verheimlichen lässt… außerdem sieht der Vertrag von Umbara bei derartig umfassenden Flottenoperationen eine Unterrichtung der Gegenseite vor. Dank unserer… Kontakte im republikanischen Verteidigungsministerium ließ sich diese Information also recht leicht verifizieren. Die dritte Gefechtsflotte ist von Rendili nach Cygnus aufgebrochen und vermutlich mittlerweile dort angekommen.“

Der ehemalige Großadmiral verschränkte die Arme vor der Brust.

„Und Sie legen mir nahe, dass ich mit einer kleinen Espo-Einheit in eine Stabilisierungsoperation einer ausgewachsenen Gefechtsflotte hineinplatze?“

„Bei dieser Gefechtsflotte schon.“

Das geheimnisvolle Lächeln Morieras ließ Nereus einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

„Sie steht unter dem Kommando von Admiral Elysa Nerethin.“

Diese Neuigkeit traf Nereus gänzlich unvorbereitet.

Nerethin…“

„Sie mag nicht mehr dem Oberkommando angehören, doch offenbar ist sie einflussreich genug, um nicht vollends ins Abseits geschoben zu werden – auch wenn die Dritte Gefechtsflotte dem Hörensagen nach zu urteilen nicht unbedingt in der Gunst des Oberkommandos und der COMPNOR steht. Aber ihre Entsendung zeigt, dass man sich auch im neuen Oberkommando darüber im Klaren war, dass eine politische oder gar militärische Krise im Cygnus-Sternenimperium nicht ignoriert werden kann. Und ob wissentlich oder nicht – mit Nerethin haben sie die exakt richtige Flaggoffizierin zur Beilegung dieser Krise entsandt. Ich vermute, wenige andere Offiziere im Admiralsrang wüssten den strategischen Wert einer intensiven Partnerschaft mit Cygnus wirklich zu schätzen. Oder würden es wagen, dies auch offen zu vertreten.“

Moriera vollführte eine Ambivalenz suggerierende Handbewegung.

„Ich sage nicht, dass ein solcher Ausflug ohne Risiko ist… sie werden außer der Collateral kein Schiff mitnehmen können und selbst das war bereits ein sehr großes Zugeständnis der Cygner… eines, dass es vermutlich nicht gegeben hätte, wüssten sie nicht sehr gut, dass die Schiffe unserer Sicherheitsflotte in der Praxis mit imperialen Schiffen der gleichen Klasse kaum mithalten können. Vielleicht war auch ein Vorteil, dass der Korporationssektor mitnichten als Freund der Hutten oder der Black Sun gilt. So oder so – man wird zumindest von cygnischer Seite nicht sofort das Feuer auf Sie eröffnen, wenn Sie im System eintreffen. Und im Grunde hat auch das Galaktische Imperium keinen Anlass für Feindseligkeiten gegenüber Einheiten der CSA, die eine Delegation zu wirtschaftlichen Verhandlungen begleiten.“

„Ich verstehe jetzt jedenfalls, was Sie mit Chance meinten“, erwiderte Nereus leise. Er hatte mit Ga’lor über die Gefahr gesprochen, die es für ihn bedeutete, sich zu erkennen zu geben – doch welch besseren Ort konnte es dafür geben, als eine Gefechtsflotte, die von jemandem kontrolliert wurde, der einst zu seinem Vertrautenkreis gehört hatte? Nur traf das auf Elysa noch zu? Was hatten die letzten Monate und Jahre ihr abverlangt? Welche Kompromisse hatte sie eingehen müssen, um nicht von Allegious‘ Ambitionen verschlungen zu werden?

„Sie sind noch skeptisch“, stellte Moriera fest.

„Lassen Sie mich Ihnen noch etwas zeigen. Folgen Sie mir.“

Der rotuniformierte Funktionär der Korporationssektorverwaltung setzte sich in Bewegung und steuerte, mit Nereus auf den Fersen, den Übergang zu einem weiteren Frachtraum benachbart zu jenem an, der zum Schießstand umfunktioniert worden war. Dieser Frachtraum war nicht leer – doch er war auch nicht besetzt mit Frachtcontainern oder anderen Dingen, die man im Frachtraum einer Sternengaleone erwartet hätte. Stattdessen befand sich in ihm ein riesiges halbtransparentes Zelt, das Nereus spontan an ein e Art Gewächshaus erinnerte.

„Die Technologie hierfür stammt zu einem gewissen Teil von ithorianischen Herdenschiffen“, erläuterte Moriera im Plauderton, während sie sich einer Art Schleuse am Eingang des Zeltes näherten.

„Einer unserer Sponsoren trug sich mit dem Gedanken, in den entsprechenden Markt einzusteigen… letzten Endes wurden nur ein paar Feldversuche daraus. Und die Möglichkeit, selbst den Frachtraum einer Sternengaleone in ein kleines Biotop zu verwandeln.“

Kaum hatten sie die Schleuse durchquert, merkte Nereus, wie sich die Atmosphäre spürbar veränderte – es war bedeutend wärmer und die Luft feuchter, als man es vom Inneren eines Raumschiffes eigentlich erwartet hätte. Mit einem überraschten Blinzeln stellte er fest, dass er und Moriera in einer Art Waldlandschaft standen. Leises Zirpen erfüllte die Luft.

Moriera holte tief Luft und lächelte dann, was fast ein wenig entrückt wirkte.

„Sagt Ihnen der Planet Myrkr etwas, Kratas? Dieses Biotop ist seinen Wäldern nachempfunden.“

Nereus schüttelte mit dem Kopf.

„Nein.“

Abgesehen vielleicht davon, dass der Name entschieden zu wenige Vokale enthielt…

„Ein überraschend isolierter Planet, wenn man bedenkt, dass er sich im Inneren Rand befindet… gar nicht weit entfernt von Obroa-skai, zum Beispiel.“

Der Auditor-General trat an einen der Bäume und legte seine Hand an den Stamm.

„Schmuggler verstecken sich dort gerne. Der Metallgehalt der örtlichen Pflanzenlandschaft hat sich als effektiver Störmechanismus gegenüber gängigen Sensoren erwiesen. Ich glaube, formal gehört er derzeit sogar zum Imperium, aber ich bezweifle, dass man dort eine ausgewachsene Garnison etabliert hat. Oberflächlich betrachtet findet sich dort nichts von Wert.“

Moriera ließ seine Hand wieder sinken, während Nereus geduldig darauf wartete, dass sein Gesprächspartner zum Punkt kam.

„Wenn man spezielle Interessen verfolgt indes… wussten Sie, dass das Anbieten von Intergalaktischen Safaris eine recht lukrative Angelegenheit sein kann? Ob Nexu, Rancor, Kraytdrache… Individuen mit gewissen finanziellen Mitteln finden oft nur noch Abwechslung in ihrem Leben, wenn sie sich auf die Pirsch nach den gefährlichsten Raubtieren der Galaxis begeben können. Und auf Myrkr findet sich eines dieser Raubtiere – das Vornskr.“

Nereus lächelte dünn.

„Und jetzt wollen Sie mir ein mörderisches Schoßhündchen schenken, dessen Namen ich nicht einmal aussprechen kann?“

„Nein.“

Moriera lenkte seinen Blick in die Wipfel der Bäume.

„Aber Sie haben Recht – ursprünglich waren die Vornskrs in der Tat das Interessanteste an Myrkr. Die CSA war an einem Safarianbieter beteiligt, der eben auch Trips auf diese Welt anbot… und das diskret, schließlich wollte sich niemand mit dem Vorwurf der Wilderei konfrontiert sehen. Nun ja. Letzten Endes waren die Profitmargen zu mager und man überlegte, inwieweit die lokale Fauna sich wohl für pharmazeutische Experimente eignen würde. Dabei stieß man auf interessante Berichte und Theorien bezüglich der Vornskr… und ihrer Beute.“

Das stets leicht vorhandene Lächeln des Mannes wurde breiter.

„Angeblich jagen die Vornskr, indem sie eine Verbindung mit der Macht eingehen… mit deren Hilfe sie ihre Beute aufspüren. Das würde bis in die Tage der Alten Republik zurückreichende Erzählungen erklären, die besagen, dass Vornskr sich wie besessen an die Fersen machtsensitiver Individuen geheftet und diese in erbitterte Kämpfe verwickelt haben. Der zweite Teil dieser Theorie ist allerdings weitaus interessanter – so sollen Jahrtausende der Evolution der primären Beute der Vornskr einen ebenso wirkungsvollen Verteidigungsmechanismus eröffnet haben.“

Moriera winkte Nereus an einen der Bäume heran und dieser – zugegebenermaßen ein wenig fasziniert von der Geschichte und entsprechend neugierig – trat näher. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass die braune Rinde des Baumstammes nicht alles in seinem Sichtfeld war – ein schlankes, echsenartiges und ungefähr einen halben Meter langes Tier hatte sich dort eng an die Pflanze gepresst und wandte nun träge seinen vieräugigen Kopf, um die beiden Menschen zu mustern.

„Wie wehrt man sich gegen einen Feind, der die Macht kontrolliert, Admiral? Indem man eben diese Kontrolle neutralisiert.“

Der Auditor-General streckte seine Hand nach dem Tier aus und streichelte es behutsam am Kopf.

„Und genau das tun die Ysalamiri.“

[Korporationssektor, Mytus-System, Rand, Sternengaleone Precious Commodity, Frachtraum 2]- Nereus, Auditor-General Moriera
 
[Korporationssektor, Mytus-System, Rand, Sternengaleone Precious Commodity, Frachtraum 2]- Nereus, Auditor-General Moriera

Für einen Moment sprachlos starrte Nereus das anscheinend untrennbar am Baumstamm befestigte Echsenwesen an, das man je nach persönlicher Disposition derartigen Tieren gegenüber als hässlich oder putzig würde bezeichnen können, während sein Verstand darum kämpfte, die Worte des Auditor-General der Corporate Sector Authority zu verarbeiten. Ein Teil von ihm weigerte sich schlicht, diese zu glauben – es konnte unmöglich so einfach sein! Die Beantwortung all seiner Fragen, die Neutralisierung der gefährlichsten Plage, die diese Galaxis jemals gesehen hatte, die vermutlich für mehr Tote verantwortlich war als die Profitgier und Ambitionen aller „gewöhnlichen“ Individuen zusammengenommen. Und die Lösung der großen Frage sollte ihm jetzt einfach so in den Schoß gefallen sein? In Gestalt eines bräunlichen Tieres, das nicht einmal über ausreichend Intelligenz verfügte, um überhaupt zu begreifen, was seine Eigenschaften für das Imperium, die Republik, für jeden Planeten bedeuten konnten?

„Und diese Tiere erzeugen also eine Blase in der die Macht… nicht existiert?“, fragte er schließlich.

Moriera zuckte lediglich mit den Achseln, nachdem er seine das Ysalamir liebkosende Hand zurückgezogen hatte.

„Eine recht philosophische Frage, denken Sie nicht?“

Der Auditor-General lachte.

„Ich habe glaube ich mal in irgendeiner Abhandlung gelesen, dass die Macht allgegenwärtig ist… oder sein soll. In jedem Lebewesen, also auch in den Ysalamiri. Für wahrscheinlicher halte ich es, dass sie es irgendwie schaffen, den Zugriff machtsensitiver Individuen – oder Raubtiere, wie eben die Vronskr – in einem gewissen Radius zu blockieren. Wie groß dieser Radius ist… nun, der Korporationssektor bekommt nur selten Besuch von Jedi oder Sith, also hatten wir keine Möglichkeiten für ausgedehnte Feldversuche. Die Quellen, die wir mit einigen Mühen auffinden konnten, sprechen von bis zu 10 Metern Durchmesser und der Vermutung, dass mehrere Exemplare diesen Effekt exponentiell steigern können.“

Unbeeindruckt von der Konversation der beiden Menschen gab das Ysalamir ein leises Zirpen von sich. Nereus musterte das Tier argwöhnisch – er selbst fühlte in seiner Gegenwart jedenfalls keinerlei Unterschied, aber er war schließlich nicht machtsensitiv – anders als seine Schwester. Bei diesem Gedanken fiel ihm auf, dass er sich nie wirklich über die genetische Erblichkeit der Machtbegabung Gedanken gemacht hatten. Waren seine Eltern machtsensitiv gewesen? Sein Vater, seine Mutter? Oder hatten sie diese Begabung lediglich als rezessives Gen in ihrem Erbgut getragen, sodass es sich schließlich in Alynn hatte im Phänotyp manifestieren können? Oder hatte genetische Vererbung nichts damit zu tun – und das Ganze war eine Art perverse galaktische Lotterie?

„Ich möchte Ihnen nicht zu viel Hoffnung machen, Kratas“, holten Morieras nüchterne Worte Nereus in die Gegenwart zurück.

„Sehen Sie, diese Olbio-Bäume…“

Er deutete auf den Stamm, an dem das Tier zu kleben schien.

„… sind nicht nur der natürliche Lebensraum der Ysalamiri, sie sind offenbar ihr einziger Lebensraum. Die meisten Versuche, sie von ihnen zu trennen, resultierten im sofortigen Tod der Tiere. Auch der Versuch, die Bäume auf ein Raumschiff zu verfrachten, verlief eher… enttäuschend. Trotz der Herdenschiff-Technologie, die wir hier auf der Precious Commodity verwenden, verendeten fast 80 Prozent der Bäume und mit ihnen ihre Ysalamiri.“

Nereus‘ Kiefernmuskulatur verspannte sich. Das war in der Tat ein großes Aber – ein sehr großes. Welchen Nutzen konnten die mirakulösen Eigenschaften der Ysalamiri liefern, wenn sie sich auf den Planeten Myrkr beschränkten? Die Welt in ein Refugium umwandeln für all jene, die sich dem Terror der Sith widersetzen wollten – die aber dann ein sehr sichtbares Ziel für jede Form der konventionellen Kriegsführung lieferten?

„Ein paar haben allerdings überlebt“, stellte der ehemalige Großadmiral schließlich fest und nickte in Richtung des Exemplars vor ihnen.

„Das ist richtig“, räumte Moriera ein.

„Und mit der Zeit ist es uns tatsächlich gelungen, eine gewisse Ahnung davon zu entwickeln, wie die Tiere unbeschadet von ihren Bäumen zu lösen sind. Das letzte Hindernis war dann aber die Frage, wie man sie am Leben erhalten kann – denn ohne die Nährstoffe, die die Ysalamiri aus den Bäumen beziehen, verhungern sie schlussendlich.“

Der Auditor-General setzte sich an den hinteren Rand des kleinen Gewächshauses in Bewegung und Nereus folgte ihm unaufgefordert, bis sie beide das Biotop verließen und durch eine weitere Schleuse einen Raum betraten, der wie eine Mischung aus Werkstatt und Labor auf Nereus wirkte. In seinem Zentrum befand sich ein Tisch, auf dem ein metallenes Gerüst stand – und in ihm ein Ysalamir, offenbar lebendig.

„Es hat Zeit und Credits gekostet, doch am Ende konnten unsere Ingenieure, Biologen und Chemiker diesen Prototypen entwickeln. Was Sie hier sehen, ist ein Nährgerüst – es erlaubt dem Ysalamir, eine Nährflüssigkeit zu sich zu nehmen, die seine natürliche Nahrung aus den Olbio-Bäumen imitiert. Das Gerüst lässt sich relativ einfach durch einen halbwegs kräftigen Menschen transportieren, außerdem kann das Tier für einen kurzen Zeitraum aus ihm entfernt werden.“

Schweigend umrundete Nereus das gänzlich unscheinbare Nährgerüst mit dem ebenso unscheinbaren Lebewesen darin. Kombiniert wirkten sie so profan – wie das Gehege eines x-beliebigen Haustiers – dass es fast schon lächerlich war.

„Die Verpflanzung eines Tieres auf das Gerüst ist allerdings kein automatischer Erfolg“, fuhr Moriera fort.

„Selbst dann nicht, wenn das Tier erfolgreich vom Baum gelöst wurde. Was Sie hier sehen, ist der einzige Prototyp – und das einzige Ysalamir, das ihn akzeptiert hat.“

Der Auditor-General legte eine kurze Kunstpause ein.

„Und ich möchte sie Ihnen geben.“

Nereus blinzelte – nur halbwegs überrascht, da diese ganze Demonstration schließlich irgendeinen Zweck gehabt haben musste, doch nichtsdestotrotz von der schnellen Entwicklung der Ereignisse ein wenig überfordert.

„Mir?“

Moriera lächelte freudlos.

„Wie ich bereits sagte, der Korporationssektor bekommt selten Besuch von Jedi und Sith… und auch meine Mittel sind nicht unerschöpflich, sodass wir derzeit an einem toten Punkt angekommen sind. Ich könnte dieses Projekt natürlich dem Direx-Board vorstellen und größere Summen anfordern, doch das würde zwangsläufig bedeuten, dass aus den Ysalamiri ein kommerzielles Gut würde… ein Schutz gegen Machtbegabte für jeden, der ihn sich leisten kann. Ich denke, Sie wissen, was dann passieren wird – die Sith würden alles daran setzen, das alles aus der Welt zu schaffen. Das Projekt, die Forschungsdaten, vielleicht sogar den gesamten Planeten Myrkr.“

Der rotuniformierte Mann schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, ich denke, es ist ganz gut, dass es derzeit nur diesen einen Prototypen gibt… und nur wenige Personen über unsere Forschungen und ihre Ergebnisse informiert sind. Und Sie werden da, wo Sie hingehen, bedeutend mehr Nutzen aus einem dieser Tiere ziehen können als ich.“

Jetzt war es an Nereus, bedächtig zu nicken.

„Den Prototypen, das Tier, einen Vorrat der Nährflüssigkeit und die Koordinaten des Planeten… das bekommen Sie von mir. Und das muss reichen.“

„Das tut es“, erwiderte der Mann in der Uniform des Vilius Trayn leise.

Morieras Mimik erhellte sich wieder ein wenig.

„Gut. Dann schlage ich vor, dass Sie nach Cygnus aufbrechen.“

Die Augen des Auditor-General funkelten.

„Und vielleicht zahlt sich so manche Investition dann schon bald aus.“

[Korporationssektor, Mytus-System, Rand, Sternengaleone Precious Commodity, Frachtraum 2]- Nereus, Auditor-General Moriera
 
[Korporationssektor, Mytus-System, Rand, T-2c Theta-Klasse Shuttle, Passagierabteil]- Nereus

Der Rückflug an Bord des betagten Theta-Shuttles aus dem ebenso betagten Fuhrpark der Collateral wurde akustisch untermalt durch das regelmäßige, fast beruhigend wirkende Zirpen der eigenartigen Kreatur, die in dem Nährgerüst Platz gefunden hatte, welches schräg vor Nereus‘ eigenem Sitzplatz abgestellt worden war – ein Umstand, der ihm einen leicht verwirrten Blick des Espo-Piloten, aber keinerlei Fragen eingehandelt hatte. Womöglich wurden solche effektiv durch die Maskerade des Commodore Trayn unterbunden, die der ehemalige Großadmiral mittlerweile wieder trug, um sein wahres Antlitz vor seinem Umfeld zu verbergen.

Nachdenklich warf Nereus einen Blick auf den Datenblock, den Moriera ihm zum Abschluss überantwortet hatte und auf dem nach Aussage des Auditor-General sämtliche Forschungsergebnisse bezüglich der Ysalamiri und ihrer wundersamen Eigenschaften zusammengefasst worden waren. Für den Moment jedoch hatte er nichts weiter als das Wort des anderen Mannes, dass diese eigenartige Kreatur genau das tat, was von ihr behauptet wurde – eine Blase geringen Durchmessers zu erzeugen, innerhalb derer es Machtnutzern unmöglich sein sollte, auf ihre widernatürlichen Fähigkeiten zurückzugreifen. Die Frage war nur, wie er diese Eigenschaften einem ersten Test unterziehen sollte, ohne Gefahr zu laufen, im Falle eines Misserfolgs einen sehr hässlichen Tod zu sterben – konnte Cygnus womöglich auch dafür die Lösung sein? Alles hing davon ab, ob Elysa Nerethin so positiv auf sein Wiedererscheinen reagieren würde, wie er es sich erhoffte. Doch die Tatsache, dass man ihr eine ausgewachsene Gefechtsflotte zugeteilt hatte, konnte ebenso gut bedeuten, dass sie – der Überzeugung, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte – ihre eigenen Arrangements mit Allegious‘ Regime getroffen hatte, die sich schwer wieder rückgängig machen ließen. Es fiel schwer, sich dies einzugestehen, doch nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die Zukunft des Imperiums in einer Form, für die zu kämpfen sich lohnte, hing von dieser Offizierin – dieser Sith – ab.

„Wir befinden uns jetzt im Landemanöver auf die Collateral, Commodore Trayn.“

Nereus quittierte diese Meldung des Piloten mit einem knappen Nicken und wartete, ehe schließlich das charakteristische Erbeben durch das Shuttle gegangen war, welches sowohl davon kündete, dass sie im Hangar des Sternenzerstörers aufgesetzt hatten, als auch, dass sie sich nunmehr im Einflussbereich seiner künstlichen Schwerkraft befanden. Bevor der Pilot hätte auf die Idee kommen können, ihm seine vermeintliche Bürde aufzunehmen, griff Nereus nach dem Nährgerüst und trug dieses persönlich über die herabgelassene Shuttlerampe, an deren Ende ihn Captain Donos und eine kleine Ehrenphalanx aus Espos erwarteten. Wie abzusehen war, runzelte die blonde Kommandantin der Collateral verwirrt die Stirn, als ihr Blick auf das Ysalamir und sein Nährgerüst fiel.

„Ein… Haustier, Commodore?“

Seine Maske ersparte es Nereus, sich um einen neutralen zu bemühen, und er nickte knapp.

„So könnte man es ausdrücken, Captain.“

„Nun, das erklärt die Lieferung der Precious Commodity. Von dort wurden uns mehrere Container geliefert, auf Anweisung des Auditor-General persönlich. Eine Art... Nährlösung, nehme ich an.“

„Das hat seine Richtigkeit“, bestätigte Nereus.

„Im Gegenzug wurden die auf der Steady Profit sichergestellten Objekte auf die Precious Commodity überstellt?“

„Jawohl, Sir. Der Warentransfer wurde soeben abgeschlossen. Die Collateral ist abreisebereit, sollten Sie dies wünschen.“

„Das tue ich in der Tat.“

Unter Commodore Trayns Atemmaske lächelte Nereus leicht amüsiert.

„Setzen Sie Kurs auf das Cygnus-Sternenimperium – die Zentralwelt Cygnus Prime.“

Die bedauernswerte Donos kam aus ihrer Verwirrung offenkundig nicht mehr heraus.

„Cygnus, Sir?“

„Cygnus.“

Nereus nickte bekräftigend.

„Dort erwarten uns wichtige Aufgaben.“

Wichtig nicht nur für den Korporationssektor… sondern für die gesamte Galaxis.

[Korporationssektor, Mytus-System, Rand, VSD II Collateral, Hangar]- Nereus, Captain Donos, Espos
 
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